Amor Ultimum von Dat-Yun-chan ([LightxL angedeutet, Death]) ================================================================================ Kapitel 1: Amor Ultimum ----------------------- Kommentar: Dieser Oneshot entstand bei Betrachtung der Todesszene von Light am Ende des Anime. Selbige finde ich weitaus dramatischer als die im Manga. Es ist zugleich eine Verarbeitung des Todes meiner Urgroßmutter Ende September, welchen ich aufgrund von Abiturvorklausuren nicht zuvor hatte endgültig überwinden können, nur verdrängen. Die Anspielungen auf die Religion sind nur teilweise aus Death Note selbst, überwiegend jedoch aus meinem eigenen Religionsunterricht entsprungen. Das Miteinbeziehen Final Fantasys bitte ich zu entschuldigen; nicht nur, dass ich ein ungemeiner Fan dieser Spielereihe bin, ebenso der anderen, besonders das Ausgeführte empfinde ich als passend für die Ideologie aus Death Note. Das Kennen dieser Spiele ist jedoch nicht zwingend notwendig, da die relevanten Fakten darüber sich im Laufe der Geschichte klären und nur als Untermalung dienen sollen. Ich hoffe, es ist nicht zu verwirrend gestaltet. Über Kritik, ob positiv oder negativ, würde ich mich sehr freuen. Ich wünsche euch viel Spaß; und haltet für den Fall Taschentücher bereit. "And I felt the face Of a cold tonight. Still don't know the score, But I know the pain Of leaving everything really far behind. And if I could cry, And if I could live what truth I did, then take me there. Heaven goodbye" "Heaven's not enough" by Steve Conte, known from "Wolf's Rain" Ihm entrang ein Lachen, kalt und trocken und besiegt und im Angesicht der Niederlage, doch wollte er sie sich selbst noch immer nicht eingestehen, obwohl er dort lag, obwohl die Schusswunden noch immer nicht zu bluten aufhörten und der rote Lebenssaft noch immer aus ihm floss wie in Strömen. Es war geradezu ironisch, wenn man bedachte, wie viel Blut seine Finger besudelte und nun fast schon in karikierender Manier aus ihm lief. Das Dach der alten Lagerhalle, in welche er sich schwerfällig geschleppt hatte, war durchlöchert und nur zur deutlich erkannte er die dunkle Rötung des Himmels durch sie in keinen, unscheinbaren Strahlen durchdringen und seine müden Augen ein letztes Mal reizten. Das Bernstein, das seine Regenbogenhaut angenommen hatte (nein, die geschmolzene Schokolade mit Honig überzogen, Light, Bernstein und Mandel kommen nicht an diesen Farbton heran), war bereits trüb, die Lider schwach und halb geschlossen, der Blick selbst schon fast wie durch Milchglas, obwohl er alles noch erkennen und definieren konnte. Träge streckte er eine Hand aus gen Himmel, welcher ihm nicht nur metaphorisch, sondern auch physisch nicht zugänglich war. Eine Barriere stand zwischen ihm und dem, was hätte sein Reich werden sollen, was hätte der Platz werden sollen, an dem sein Thron situiert sein würde und von dem aus er als neuer Gott über die Welt unter seiner Ordnung regieren würde. Was sollte er davon halten, dass das Blut eben dieses Gottes nun aus ihm drang und die Erde tränkte, die Erde besudelte, die er eigentlich zu reinigen wünschte. Es war geradezu paradox, wie im Augenblick seines Todes sämtliche Klarheit wieder zu ihm kam, wie sämtliche Einsicht ihn befiel und ihn realisieren ließ, wie überaus kindlich und sinnlos das alles doch war! Mit einem schwachen Lächeln realisierte er, dass auch Kira in diesem Augenblick mehr oder minder aus ihm drang und von der Erde verschluckt wurde. Tse. Ihm kamen wieder die Worte seiner Schwester in den Kopf, als diese sich dem siebten Teil von Squares Final Fantasy zugewandt hatte: Er kehrte in den Lebensstrom, dem Kreislauf der Welt, zurück. Doch das würde es nicht tun. Kira würde nur weiterzirkulieren und eines Tages wieder aufkommen, sobald ein neues Death Note auf die Welt gelangen würde. Nein, vielmehr erschien es ihm, als würde die Essenz Kiras direkt ins Fegefeuer geworfen, worin sie gänzlich vernichtet wurde. Das hieß, dem wäre so, sollte es doch nicht stimmen, wie es im Death Note stand und wie die Todesgötter sagten, und es Himmel und Hölle gab wie in Dantes Göttlicher Komödie geschildert und es ihm als Nutzer jenes Notizbuches verwehrt war, diese Orte aufzusuchen. Solch bedeutungslose Dinge, doch auf einmal konnte nichts anderes wichtiger sein. Durch vollkommen überflüssige Taten hatte er sich seiner Zukunft, seines Lebens, ja, sogar seines Todes beraubt. Horst-Eberhard Richter hatte einst den Gotteskomplex als ein Ausdruck infantilen Größenwahns bezeichnet, der geboren wurde aus einem Empfinden von Narzissmus, der dazu führte, dass man in vollkommener Selbstüberschätzung (sich selbst Perfektion zuzuschreiben in einer Welt wie der unseren, die sich aus den Fehlern der Vergangenheit konstituiert und kontinuierlich auf neuen Fehlern aufbaut, eine bessere Gegenwart zu schaffen, ist einfach nur töricht und entspricht dem Gedankenstrang kleiner Kinder, Light) von einem Moment zum anderen von seinem hohen Ross fiel und alles verlor, was man besaß. Vielen großen Herrschern oder vielmehr Tyrannen der Geschichte war dies geschehen. Cäsar Julius war gefallen. Napoleon war gefallen. Hitler war gefallen. Stalin war gefallen. Mao war gefallen. Sie alle hatten sich auf ein Podest gestellt, hatten sich in einer Farce von Gottesehrfurcht anbeten lassen und brachen sich schlussendlich das Genick, als auch nur eine kleine Misskalkulation eintrat, als auch nur ein winziges Detail übersehen wurde. Jemand würde es finden, würde auf die eine oder andere Art eben diesen Fehler aufspüren und ihn benutzen, um den selbsternannten Gott zu Fall zu bringen. Touché. (Wusstest du, Light, dass viele nebst vielen Romanen auch viele Videospiele sich mit dem Thema "Gott" auseinandersetzen? Wohl bekanntestes Beispiel wäre die Reihe "Shadow Hearts" um Yuri Volte Hyuga, der mit der Gabe und dem Fluch geboren wurde, mit den Seelen von Dämonen zu fusionieren, und in der Zeit des ersten Weltkriegs auszuziehen hat, mehr durch Zufall in die Affäre gezogen, um einen eben entsprechend größenwahnsinnigen Kardinal aufzuhalten, der plant, mithilfe der Beschwörung von "Gott" die Welt zu vernichten und somit das Übel auf ihr auszulöschen.) Eine sanfte Brise pfiff wie ein leichter Hauch des Atems Gottes durch die verlassenen, verfallenen Gebäude, blies alles weg, was war, was falsch war, was verkommen war, und schaffte Platz für einen Neubeginn. Sie zerstörte die Glasbauten seiner Utopie, seines Königsreichs, nahm ihm mit sanften Händen die Krone vom Kopf und warf sie sanft weg, hinein in all den anderen Schutt, der hier herumlag, sodass sie nicht mehr gefunden werden mochte. Sie zeigte ihm, dass es endlich, endgültig ein Ende gefunden hatte, dass es nicht mehr weiterging, dass seine Existenz schlussendlich zu einem Halt kommen würde. Und der kleine Windhauch wurde stärker, spielte mit seinem braunen Haar (es steht so gut mit deinen Augen in Zusammenhang und macht dich, nebst deinem Intellekt, zu einer einzigartigen Besonderheit unermesslicher Schönheit, Light, ist dir das bewusst?) wie in einer Liebkosung, nahm einige Strähnen zwischen seine Finger und zwirbelte sie darum. Sanfte Worte erreichten sein Ohr, Worte, die er unlängst vergessen hatte in den Intrigen der Dinge, in die er sich immer weiter verstrickte. Die Glocken sind heute unglaublich laut, findest du nicht auch, Light? —Sie läuten heute schon die ganze Zeit. Es ist richtig penetrant. Eine Kirche. Vermutlich ist es eine Hochzeitsfeier ... oder vielleicht auch— (Dennoch empfinde ich, vermutlich aufgrund deutlicher Einwirkungen seitens anderer Instanzen, die zu nennen ich nicht befugt bin, dass, so stereotypisch es auch sein mag, Squares "Final Fantasy" auch in diesem Aspekt besondere Nennung verdient. Hierbei spiele ich allerdings nicht auf den so gepriesenen siebten Teil an. Auch wenn eine Art Gotteskomplex dargestellt wird in Antagonist Sephiroth, tritt hierbei der Messiaskomplex vielmehr in Erscheinung. Auch wenn Kira sich als der Heilsbringer auf eine, sagen wir, stark verzerrte Weise versteht, ist bei ihm ersteres weitaus ausgeprägter, will er schließlich selbst eines Tages zum Herrscher aufsteigen, was ein Messias nicht würde. Nein, ich rede von dem sechsten Teil dieser Spielreihe, Light.) Ihm fiel auf, dass er den Satz nie zu Ende gehört hatte. Merkwürdig, sich an die Worte zu erinnern, aber weder Gesicht noch Stimme im Gedächtnis behalten zu haben. Alles, was ihm von ihm geblieben war, war eine Silhouette, eine schwarze Figur in einem weißen Shirt und ausgewaschenen Jeans, wie sie in gebückter Haltung vor ihm stand, eine Hand in den Taschen der viel zu weiten Hose, die andere an seinem Mund, der Daumen zwischen den Zähnen und wann immer sie einen Teil des Nagels abbiss, würde es ein leichtes Knacken geben, das ihn immer wieder erneut enerviert seufzen gelassen hatte. Erneut blies der Wind, umtanzte ihn, umschmeichelte seinen geschundenen Körper, welcher nicht im geringsten mehr dem dieses jungen Gottes ähnelte, der der Schönheit Perfektion (nein, Light, du maßt dir Dinge an, die unsereins als Mensch sich nicht selbst zuzuweisen ermöglicht ist; ich stimme mit dir überein, dass sein Aussehen makellos ist und jeden in seinen Bann zu ziehen vermag, doch würde ich mich vor dem Begriff der Perfektion bevorzugt abwenden) einst, nun übersät mit Blut und Dreck und Schlamm und was noch alles an ihm haftete und nicht abging und ihn auf ewig begleiten würde. Er nahm ihn sämtlichen Restschmerz, der noch in seinen Gliedern gepocht hatte, und hüllte ihn in ein Gefühl vollendeter Taubheit. Langsam wurden seine Gliedmaßen schwer wie Blei, seine Lider flatterten, die Sicht verschwamm; ihm war klar, dass es nun zu Ende ging. Ryuk war nicht mehr bei ihm. Er wollte nicht über all die impliziten Möglichkeiten nachdenken, die es gab, die Abwesenheit des Todesgottes zu interpretieren, davon abgesehen, dass nur ein einziger Schluss zugelassen wurde. Das Klimpern von eisernen Ketten ertönte in seinen Ohren, weit weg und doch direkt vor ihm. (Weißt du, im sechsten Teil nämlich gibt es einen Mann namens Palazzo Kefka. Zugegebenermaßen ist nicht allzu viel Material über ihn veröffentlicht worden, doch bekannt ist, dass er zu Beginn seiner Karriere im Militär der etablierten Welt ausgezeichnet war mit einem scharfen Verstand und strategischer Raffinesse, die ihn schnell in den Rängen aufsteigen ließen. Als er das Angebot erhielt, in einem Experiment zu partizipieren, welches ihm Zauberkräfte verleihen sollte, willigte er ein. Ihm wurden Substanzen in den Körper injiziert, die eben dies bewerkstelligten. Zu Beginn war auch alles in Ordnung. Als Soldat weiter in den Rängen steigend aufgrund eben dieser neu erlangten Fähigkeit, die in der Welt als verloren galt, schaffte er es sogar bald zum direkten Berater des Imperators. Doch dann, eines Tages, kam der Zusammenbruch.) Schwerfällig versuchte er, seine Augen zu fokussieren. Als es ihm gelang, erkannte er eine Figur vor sich, eben jene Silhouette männlichen Geschlechtes, die barfuss in eben jener Pose vor ihm stand und an ihrem Daumennagel kaute. Ihm fiel auf, wie unterernährt dieser Körper erschien, wie dünn die unter den Ärmeln hervorblitzenden Arme wirklich waren. Die Haut war viel zu blass, gerade tot, die Augen fiel zu groß für ihre Höhlen, die schwarze Regenbogenhaut (du irrst dich, Light, ich habe graue Augen; es ist meine Pupille, die aus offensichtlichen Gründen so extrem geweitet ist) durchdringend, unterzeichnet von tiefen Augenringen, viel zu schwarzes Haar in unzähmbarer Form abstehend, die Lippen kontrastierend so rot und voller Blut—und er fühlte sich an die alten Märchen erinnert, die die Brüder Grimm gesammelt hatten, erinnerte sich an Schneewittchen mit ihren Lippen rot wie Blut, der Haut weiß wie Schnee, das Haar schwarz wie Ebenholz, und hoffte, sie würde ihm als Böse Königin nicht die glühenden Schuhe anziehen und ihn tanzen lassen bis zum Tode. Welch eine Ironie all dies doch war. Erneut hörte er das Rasseln von Ketten, dieses Mal näher an sich selbst, und mit einem überraschten Atemzug registrierte sein benebelter Verstand, dass eine Handschelle sich wie aus dem Nichts materialisiert hatte und nun sein Handgelenk umschloss, mit einer Kette zu eben jener Person ihm gegenüber führte an eine weitere Handschelle, die viel zu groß für das viel zu dünne Gelenk aussah, verband sie miteinander. Er wusste, dass dies ein Gespinst seines sterbenden Verstandes sein musste, der einfach nicht wollte, in diesem Moment allein zu sein. Doch auch wenn er wusste, dass er monatelang solch eine Handschelle getragen hatte, dass er monatelang an diesen einen Menschen (wir sind alle, schlussendlich und definitiv, menschlich, Light, ohne auch nur eine Ausnahme, so sehr wir auch versuchen, eine Art olympischen Standpunkt einzunehmen und auf die Welt entweder in Schutz oder in Untergang herabsehen, keiner kann abstreiten, nicht doch lediglich, wenn alles zusammenkommt, ein Mensch zu sein) gekettet war, es konnte die Frage nicht aus ihm vertreiben: "Wer ... bist du?" (Es stellte sich heraus, dass die Injektionen, wie zuvor hätte erwartet werden müssen, negativer Natur waren und entsprechende Veränderungen in Kefkas Gemüt verursachten. So weit meine Angaben richtig sind, fing es mit kleinen Wutanfällen an, die mit der Zeit an Häufigkeit und Intensität zunahmen. Dazu addierte sich allmählich eine starke Gewaltbereitschaft, die sich in unstillbarer Mordlust mündete. Einfach gesagt: Die Substanzen, die Kefka kontinuierlich zum Ausbau seiner magischen Fähigkeiten gegeben wurden, haben seinen Verstand zerfressen und den Menschen, der er einst war, vernichtet. Zurück blieb nichts als die groteske Nachbildung eines Individuums, das einst große Träume und Ziele hatte und nun nur noch auf Blut und Zerstörung aus war. Die Haut weiß, begann der einst introvertierte Mann sich zu schminken und in schrillen Kostümen zu kleiden, bis schließlich das Verlangen nach immer mehr Macht über die Welt mit Ziel ihre ultimative Zerstörung zu groß wurde.) Ihn verwunderte die Stetigkeit, die Stabilität, die seine Stimme besaß. Bis eben hatte sie noch gezittert, nun war sie fest und fast schon so, als würde er nicht blutend auf lange verlassenen Treppen liegen und langsam seinen letzten Atemzug tätigen. Ihm erschien es wie ein ganz gewöhnlicher Tag vor so vielen Jahren in jenem Hochhaus, das aus einem einzigen Zweck in Tokyo errichtet wurde, als er von einem einzigen Menschen nicht wegkommen konnte (ich werde dich immer beobachten, wo du auch sein wirst, Light, das verspreche ich dir) und es insgeheim auch nicht wollte, denn mochte er es drehen und wenden, wie er wollte, alles, absolut alles hatte sich all die Zeit über nur um ihn gedreht. Der Mann, der schemenhaft vor ihm stand, neigte den Kopf zur Seite, blinzelte, gab jedoch ansonsten weder ein Lebenszeichen noch eine Andeutung, dass er ihn gehört haben mochte. Das Knackgeräusch des brechenden Daumennagels ließ ihn leicht zusammenzucken—keine Schmerzen, keine Schmerzen, keine Schmerzen (es wird nicht wehtun, Light, vertrau mir)—, doch endete das Knabbern an selbigen nicht. Ein Seufzen entrang ihm aus tief hinten in seiner Kehle. Es schien, als wäre Kommunikation mit jener transzendenten Erscheinung zwecklos, als würde er keine Antwort mehr bekommen. Es war sowieso alles in diesem Moment sinnlos; in wenigen Augenblicken würde alles, was er getan, was er geleistet hatte, nichts mehr wert sein und eines Tages in Vergessenheit enden. Langsam die Augen schließend, wollte er sich dem Treiben hingeben, als ein sanftes, kaum hörbares Flüstern sein Ohr erreichte eben wie jene sanfte Brise, als das Klimpern aneinander treffender Kettenglieder immer lauter wurde und er wusste, dass jenes Individuum auf ihn schlurfte und am Fuße der Treppe zu stehen kam. Ich bin deine Nemesis, sagte er. "Meine ... Nemesis?" (In Anspruchname auf das so genannte Kriegstriumvirat, dreier Statuen, in denen all die Essenz der Magie gespeichert war, verleibte er sich so viel Macht ein, dass er zum Gottsein aufstieg. Seine Regentschaft als der Gott über eine Welt, die seiner Gnade und Willkür ausgesetzt war, nahm eine Dauer von einem Jahr in Anspruch. Die Erde vertrocknete, Pflanzen verdorrten, Ebenen brachen auf und alles, was einst lebte, starb. Begehrte einer der Überlebenden auf, wurde dieser sofort ausgelöscht. Die Vernichtung der Welt brauchte mehr Zeit, als Kefka sich in seinem verkommenen Verstand vorgestellt hatte. Denn sie wollte einfach nicht sterben, seiner Meinung nach. Und weißt du, was der Grund für all die Zerstörung war? Warum Kefka nach Verlust seines Verstandes den Weg der Gewalt und des Todes gewählt hatte?) Hat dein Gedächtnis etwa in meiner Abwesenheit gelitten?, fragte er in dieser ewig-monotonen Stimmlage, doch glaubte er, so etwas wie Schock und Unglaube zu erkennen nach all der Zeit, in der er nichts anderem lieber gelauscht hatte, um sämtliche Nuancen diese Sprechweise aufzuschlüsseln und zu verstehen, bei allen Japanischen Göttern, zu verstehen, warum es so war, wie es war, ich bin L. Es war so gelangweilt und gleich wie eine kaputte Schallplatte, doch erkannte er einen markanten Unterton an Trauer und Reue heraus, die zuvor noch nicht da waren, die er zuvor nie zu zeigen wagte. Er erkannte es, weil es das einzige war, das er nicht kannte, nicht wirklich. Die Erinnerungen an jenen fünften November kamen langsam zu ihm zurück, so als ob er erneut das Besitzrecht am Death Note abgegeben hatte und nun mit Berührung alles zu ihm zurückkehrte. Er sah sich selbst, wie er mit selbstgefälligem Grinsen zusah, als alles drunter und drüber ging, als zuerst Rem verschwand und dann Watari fiel. Er hörte das Klacken des herab fallenden Löffels, hörte das Umfallen des Stuhls vor dem Sturz und dem Aufkommen auf den Boden jenes einen Mannes. Er spürte den krampfhaften Griff, als er ihn in den Arm nahm und Anteilnahme und Trauer heuchelte, doch als die viel zu groß erscheinenden Augen sich weiteten im Angesicht eines nicht versteckten Grienens triumphalen Ursprungs und als sich, von keinem außer ihm bemerkt und doch nicht realisiert, Tränen in ihnen bildeten, denen zu rinnen nicht erlaubt war, wusste auch er, dass er es all die Zeit über wusste, immer wusste und nur nicht in der Lage war, zu handeln. Und dann schlossen sich die Augen zu einem letzten Atemzug (all die Zeit ... du warst es all die Zeit ...), die Hand fiel weg und ließ ihn kalt und leer zurück und doch erfüllt mit einer unersättlichen Manie, die immer mehr Opfer forderte und nicht zu stillen war und sogar noch heute existierte, nun als sein Blut von der Erde aufgesogen wurde. Der Kopf fiel zurück und die Muskeln wurden schlapp, sodass jener dünne und leichte Körper auf einmal schwer in seinen Armen lag und all das Leben, das wenige Sekunden zuvor noch aus ihm sprühte, fort war. (Kefkas Herz war unter der stetig steigenden Manie, des stetig steigenden Wahnsinns leer geworden. Der Sinn seines Lebens kam ihm abhanden und alles, was er noch zu registrieren wusste, war diese ihn zerfressende Leere. Vielleicht kennst du diese Thematik aus Squares anderem Werk "Kingdom Hearts", obwohl die so genannten Niemande noch nicht völlig ausgeschöpft wurden. Dieses Sinnes beraubt, ist es nur natürlich, zu erwarten, dass er versucht, diese Leere in sich zu füllen, nicht? Doch scheiterte er an den offensichtlichen Dingen wie Liebe und Freundschaft. Auch seine Karriere konnte er an dem Punkt nicht weiter vorantreiben. Also wandte er sich Mord und Zerstörung zu. Es war die einzige Möglichkeit, die ihm noch blieb. Wie bereits erwähnt hoffte er mit der Vernichtung aller Existenzen der Welt dieses Vakuum zu liquidieren. Ist dir bewusst, zu was genau das schlussendlich führt? Schlussendlich würde er sich selbst hinabstürzen in die Zerstörung, die er verursachte. Er würde sich selbst ebenso auslöschen, damit er endlich von diesem quälenden Nichts in sich befreien konnte.) "Du bist tot, Ryuzaki", erwiderte er in einer schwachen Form des Widerspruch, der Dementierung dieser eindeutig unwirklichen Erscheinung vor sich, doch war ihm bereits jetzt klar, dass hieran nichts mehr zu ändern war, dass alles ebenso seinen Sinn verloren hatte, "du solltest gar nicht hier sein." Ah, aber Light, erwiderte L und ein Ausdruck erhellte sein Gesicht, welcher einem sanften Lächeln ungemein ähnelte, es aber nicht sein konnte, außer in einer Form der inneren Euphorie, die er nicht vom aus ihm Herausdringen hindern konnte, du hast bereits mit einem Fuß den Schleier durchtreten und stehst zur Hälfte auf meiner Seite. Also schließe bitte nicht die Möglichkeit aus, mich hier zu sehen. Vielleicht bin ich ja hierher gelangt, um dich abzuholen? Wenn er gekonnt hätte, hätte er sich aufgesetzt und ihn direkt angestarrt. So jedoch war es ihm nicht mehr möglich, sein Körper war einfach viel zu schwer und taub und hörte auf keinen einzigen Impuls mehr, den sein Gehirn vermittelte; er hatte bereits aufgegeben. Also blieb ihm ausschließlich, auf ihn zu schielen und zu hoffen, dass die Nachricht ankam, die er senden wollte: missbilligend, konsterniert, nicht sonderlich angetan. "Perfide ist es dann von den Göttern, gerade dich als meinen Weggefährten zu erwählen", meinte er trocken und erntete tatsächlich ein ebenso trockenes Lachen. Und auf einmal ergaben all diese Ungereimtheiten, die sich ihm nun in Form eines charakterlich abgeänderten L präsentierten: Es erschien, als hätte der Tod im Falle Ls eine befreiende Wirkung gehabt, als wäre ihm durch sein Ableben die Möglichkeit gegeben worden, wirklich zu sein, wer er war, und nicht das, was von ihm erwartet wurde. Als wäre er nicht mehr L, sondern hätte eine Metamorphose durchlaufen und war nur noch L. (Zum Ende schließlich gelang es den Protagonisten des Spiels, sofern man gut genug trainiert hatte, ihn zu bezwingen und seine Pläne zumindest in punkto Weltvernichtung zu durchkreuzen. Seine eigene Zerstörung jedoch gelang und in gewisser Weise hatte er somit sein Ziel doch erreicht: Denn mit seinem Tod war auch die Leere in ihm überwunden. Dass der einfachste Weg Suizid war, um die Welt von der Ungerechtigkeit zu befreien, die er selbst über sie brachte, verstand er in seinem Wahn nicht mehr. Meine Hypothese ist, dass ein gewisser Teil seines Gerechtigkeitssinns als Soldat verblieben, doch ebenso in Verzerrung geraten war ... Endgültig jedoch war Palazzo Kefka die gescheiterte Existenz eines von einer Gesellschaft aufgedrückten Idealismus, unter dessen Gewicht er schlussendlich zusammenbrach. Alles, was man ihm entgegenbringen kann, sind Mitgefühl und Anteilnahme, auch wenn man seine Taten verabscheuen mag. Ich hoffe sehr, dass es Kira eines Tages nicht ebenso ergehen wird, Light.) Zugegebenermaßen ist das Spiel der Götter, wenn wir denn von ihnen in anderen Termini als Todesgöttern ausgehen, unlängst von Finsternis zerfressen, fürwahr, gab L zu und schüttelte sacht seinen Kopf, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich nun hier bei dir bin, nicht wahr? "Allerdings", antwortete er auf ein Seufzen, schloss für einen Moment allein die Augen, um tief Luft zu holen und sich zu sammeln. Die Schwierigkeit, die ihn befallen sollte, als er versuchte, sie erneut zu öffnen, hatte er nicht erwartet. "Wo bist du jetzt?" Erneut neigte sich der Kopf mit diesen oh so schwarzen Haaren weiter zur Seite. Große Augen blickten auf ihn herab, ein verschmitztes Funkeln in ihnen, als die Kette klimperte und auch diese Hand nun in die Tasche geführt wurde. Ich?, fragte L, nun, ich weiß nicht genau, wie du es bezeichnen würdest. Himmel? Hölle? Ultimativ endet es in ewiger Sinnlosigkeit und Langeweile, zumal die Lokalisation dieser beiden Orte bereits unlängst bekannt ist. Allerdings habe ich die Hoffnung, du würdest es mit deiner Präsenz, sagen wir, erträglicher gestalten, nein? L trat vor, bestieg die erste Stufe, trat an seinen ausgestreckten, schweren Gliedmaßen vorbei und ließ sich neben seiner Brust, direkt neben seinem Herzen nieder. Nicht in seine gewohnte Hockstellung gehend, ließ er sich jedoch gänzlich nieder, setzte sich wie ein ganz normaler Mensch (nicht immer kommt es auf vierzig Prozent an, Light) und sah ihn an, als würde die Situation, in der sie sich befanden, nicht so gravierend, nicht so einschlagend sein. Er sah ihn an, als würde er mit seinem Freund auf der Bank des Campus sitzen und über Jesus debattieren. (Wie viel Silber hat man dir gezahlt an jenem bewussten Tag?) "Ich komme weder in den Himmel noch in die Hölle ..., L", fügte er hinzu, leicht unsicher, ob ihm nun gestattet war, wo sie doch beide nicht mehr Teil der lebendigen Welt waren, diesen jungen Mann, diese Koryphäe bei ihrem Titel und Namen anzusprechen und nicht mehr mit einem Alias, das als Schutz vor ihm selbst dienen sollte. Mit seinen braunen Augen schielte er hinauf und war überrascht, die grauen zu entdecken, wie sie sich mit einer Intensität in die seinen bohrten, die eigentlich nie hätte da sein dürfen. Sie sahen direkt (du bist wie ein Nebelfeld, Light) durch ihn hindurch. "Ich habe das Death Note benutzt." Ah, natürlich, antwortete L und der Schatten eines Lächelns trauriger Natur huschte über seine sonst so eingefrorenen Züge für einen Moment zu lange, sodass er starr war und der matte Glanz sich in seinen Augen zeigte, wie dumm von mir, nicht daran zu denken. Vermutlich bekommt mir all dieser müde Trott nicht gut. Verzeih mir das bitte. Tse. "Ich bin derjenige, der um Verzeihung bitten sollte", meinte er abwinkend, versuchte, sich auf die Seite zu drehen, konnte es jedoch nicht bewerkstelligen, "schließlich bin ich derjenige, dem du all das zu verdanken hast. Ich allein trage für all den Mist, den ich verzapft habe, die Schuld." Hm, mag sein, Light, erwiderte er, nahm eine Hand aus seinen Hosentaschen und setzte seinen Zeigefinger auf seine Brust, auf die blutige Kleidung, fuhr darüber hinweg in kleinen konzentrischen Kreisen. Es war so nah an der tödlichen Schusswunde, dass ein Schauern durch seinen einschlafenden Körper ging und er glaubte, diese spektrale Berührung wirklich wahrzunehmen. Dennoch müsste ich dir dafür danken, auch wenn ich es begrüßt hätte, hättest du dich früher offenbart. "Man kann nicht alles haben. Warum bist gerade du hier, um mich abzuholen? Müsste es nicht vielmehr der König der Shinigami sein für all das Unheil, dass ich angerichtet habe?" L neigte ihm den Kopf zu, neigte sich leicht vor und blickte ihn direkt an. Ihm war nicht mehr möglich, zu bestimmen, wie weit der Detektiv von ihm entfernt war. Mehr als ein Fuß konnte es jedoch nicht sein. Der tiefe Bariton, der bereits an Bass grenzte, tänzelte in beruhigender Manier über seine Ohren, ein mageres Echo der alten Animosität. Es war nicht meine eigene Entscheidung. Mir wurde aufgetragen, dich auf unsere Seite zu begleiten, doch kann ich nicht beurteilen, von wem. Insgesamt empfinde ich das Jenseits in seiner Arbeitsweise recht undurchsichtig. Aber ... Ich wäre auch ohne Aufgabe hergekommen. Light schwieg ob dieses Geständnisses für einen Moment. Er musste verarbeiten, in seinem viel zu langsam operierenden Gehirn, was genau L ihm damit alles auf einmal mitteilte. Dann seufzte er. "Du hast meine Füße gewaschen." L erwiderte nichts. Es gab nichts, was er sagen musste. Es war eine Tatsache. Ebenso war die Allegorie unverkennbar. (Im Zuge des Abendmahles kommt Jesus zu der Überzeugung, jedem einzelnen seiner Jünger die Füße zu waschen. Dieses Ereignis wird lediglich im Evangelium des Johannes erwähnt, Kapitel dreizehn, Vers eins bis elf. Es ist ein Akt der Darstellung der Zugehörigkeit. Auch wenn die Skepsis Petrus' in den Vordergrund gerückt wird, so ist es doch Judas, um den es sich dabei dreht. Jesus weiß ganz genau, dass er derjenige ist, der ihn verraten hat. Indem er also eine Fußwaschung durchführt, festigt er somit die Darstellung, dass sie alle zusammengehören, dass sie alle verbunden sind. Es ist ein Akt, Judas, welcher der Verräter ist, wieder in ihre Mitte zurückzuholen.) Du hast kein Silber erhalten, bemerkte L schließlich nachdenklich. "Ja", bestätigte Light abwesend, als würde er immer mehr dem Schlaf verfallen. "Wahnsinn geizt mit dem, was zu geben er der Menschheit bereit ist." L grinste leicht, beugte sich noch weiter vor. Es waren nicht einmal mehr vier Inch, die sie voneinander trennten, so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berühren konnten. Jedoch konnte er nicht wegsehen. Dies war nicht, weil er nicht dazu in der Lage war, sondern vielmehr übte L eine Art Anziehung auf ihn aus, die man nicht mit Magnetismus oder Faszination über seinen Charakter begründen konnte, die allerdings Elemente der Erklärung waren. Denn er und L waren unterschiedlich gepolte Magneten. Er und L waren beide voneinander fasziniert. Dennoch ging es viel weiter in die Tiefe. Aber es liegt eben im Wesen dieses unbewussten Ohnmacht-Allmacht-Komplexes, dass die Brüchigkeit des größenwahnsinnigen Selbstbildes so schwer durchschaut werden kann. "Horst-Eberhard Richter", erwiderte Light ungefragt auf dieses Zitat, ein leichtes Lächeln ironischer Natur auf seinen Zügen. "Der Gotteskomplex." In der Tat, und damit war es null und nichtig, es war unwichtig, es war vergessen—es war vergeben. All die Fehler der Vergangenheit, die Herrschaft des Terrors (sind dir die Vorgänge Robespierres in Frankreich in den Jahren Siebzehnhundertdreiundneunzig und Siebzehnhundertvierundneunzig bekannt, Light? Ich spreche von der Zeit von "La Grande Terreur", falls dir das helfen sollte) lösten sich auf in Luft, Absolution wurde erteilt in der Manifestation eines Lippenpaares auf seinen, das all seine Dunkelheit wegblies. Nichts war sinnlich oder leidenschaftlich daran. Es war eine offenkundige, durchaus bekannte Art, Sündern ihrer Sünden zu vergeben. Vergelte es Gott, hieß es nicht selten. Er vergalt es Gott, er würde es ihm auf ewig vergelten. Er würde ihm ewig danken, diese Form der Reinigung zu erfahren, sie gerade durch L zu erfahren. Ihm war klar, dass L das größte Geschenk von allen war, das man ihm hätte machen können in einem Moment wie diesem, dass gerade dieses eigensinnige Puzzle zu ihm geschickt wurde als der einzige, mit dem er sich je wirklich verstanden hatte. Ls Lippen waren unerwartet weich und sanft. Er hätte erwartet, dass sie ob des ewig gekauten Daumens oder vielmehr Nagels Spuren erhalten hätten, die von misslich platzierten Zähnen sprachen. Vielleicht waren ihm auch alle physischen Narben mit Übergang ins Jenseits abgenommen worden, jedoch erschien ihm dies vielmehr wie Wunschdenken, dass die Schusswunde auch verschwinden würde, sobald es endgültig vorbei war. Dennoch hatte er nicht mit einkalkuliert, wie weich und voll sich diese Lippen, über die so viele prozentuale Wahrscheinlichkeiten traten, sich auf seinen anfühlten, wie sehr sie selbst in solch einem nichtigen, unbewegten Aufeinanderliegen seinen Geist betäubten und ihm allem beraubten, was er noch besaß. Ihm wurde gewahr, wie viel er hätte haben können und wie viel er wirklich schlussendlich hatte. Der Unterschied brachte Tränen in seine Augen, doch weigerte er sich strickt, sie rinnen zu lassen. Genauso fließend, wie es begann, endete es wieder. Mit einem Blitzen der Veränderung im Licht realisierte er, dass er die Augen geschlossen hatte. Träge öffnete er sie wieder. Über ihnen schwebten noch immer diese tiefen, grauen Seelenspiegel, die untermalt waren von diesem dunklen Streifen. Nur langsam entfernten sie sich wieder von ihm, nahmen ihm die Reflektion seiner selbst, die Zeichnung eines Mannes, dessen Niederlage sein einziger Trost bleiben würde. L stand auf. In nicht graziöser oder anmutiger Vorstellung gelangte er wieder in eine stehende Position, hob ein Bein und stieg einige Stufen wieder herab. Direkt zu seinen eigenen Füßen kam er zu stehen; er sah, wie die Zehen sich leicht kräuselten, als sie auf dem kalten Metall aufkamen in einem Versuch, Wärme zu erschaffen, welcher überflüssig war und trotzdem instinktiv gesteuert wurde. Aber sie brauchten keine Wärme mehr. Wie eine sanfte Darstellung einer nicht-existenten Realität streckte L seine Hand aus, die spindeldürren Finger auf ihn zeigend, und wisperte: Es ist Zeit, heimzukehren, Light. Zeit, nach Hause zu gehen. Komm mit mir. Yagami Light wusste nicht, wo die Kraft herkam. Genau genommen wusste er gar nichts mehr. Doch es konnte ihm irrelevanter nicht sein, als er seinen Arm erhob und Ls Hand ergriff, welche ihn in unerwarteter Stärke hochzog und in eine stehende Position zwang. Noch einmal blickte er in diese tiefen, alles sehenden Augen, blickte in sie und realisierte, dass es vollkommen egal war, wohin er nun auch gelangen mochte. Die Beobachtung würde nie enden. "Lass uns gehen. L." Light realisierte, dass er selbst jetzt noch immer nicht den Namen dieses Mannes kannte. Es interessierte ihn nicht mehr, als sich Schwärze um ihn schloss und das Ende gekommen war, als er die Wand von einer Existenzebene zur anderen durchbrach und die Welt der Lebenden ohne Wiederkehr verließ. (Laut Ludwig Feuerbach existiert Gott nicht. Seiner Projektionstheorie nach ist das, was man als Gott bezeichnet, lediglich ein Spiegelbild der Menschen, bei dem jedoch sämtliche Prädikate, die den Menschen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen formen, in Perfektion zugesprochen. Man erschafft sich also einen perfekten Menschen, auf den man die gesamte Verantwortung ablegen kann, sodass man selbst für seine Verfehlungen nicht geradezustehen hat. Der himmlische Vater habe es so veranlasst ... Ist es frevlerisch, wenn ich sage, dass es noch immer so ist wie im Jahre Achtzehnhunderteinundvierzig und nun alle Kira zu ihrem Gott erwählen, auf den sie ihr Gedankengut laden können? Vermutlich schon, denn die Gesellschaft hat sich zweifelsohne gewandelt. Doch trotzdem kann niemand wirklich Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Selbst ich bin dazu nicht in der Lage, Light. Ich verberge mich selbst vor der Menschheit. Deswegen muss ich zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich Kira in diesem Punkt bewundere. Und trotzdem ist er genauso wie ich und versteckt sich in seinem Kaninchenbau, der Verbindung in sein Wunderland. Sobald er herauskommt, wird die Falle zuschnappen und das Kaninchen seinem Jäger zum Opfer fallen.) Er hatte nie gewonnen. Aber das war okay so. Denn nun hatte all das, was er getan hatte, sämtlichen Sinn verloren. Und er war frei. Sie beide waren frei. Es gab nichts mehr, was sie behindern mochte. Sie waren frei im Ende. Denn das Reich Gottes war schon von Anfang an da—er hatte nur seine Augen davor verschlossen. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1. Johannes 4,16 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)