Fés von Devil (Der große Krieg der Elfen) ================================================================================ Kapitel 1: Nachtwache --------------------- Es waren harte Zeiten für Cess und seine Familie, welche aus seinen Eltern und seinem Bruder bestand. Seine Mutter war eine attraktive, Frau mit langen, nussbraunen Haaren welche gewellt über ihre Schultern fielen. Sie hatte sinnliche, braune Augen und eine schmale Statur, lange, schlanke Beine und einen glänzenden, sandigen Teint. Sein Vater, als ‚der Älteste’ bekannt, war ein stattlicher Herr. Zwar war er deutlich älter als seine Frau, dennoch sah er immer noch beeindruckend aus. Mit einem kräftigen Kreuz, breiten Schultern und schmalen Hüften war er ein starker Mann. Sein kantiges Gesicht war geziert mit einem leichten Kinnbart und wurde durch kurze, strubbelige Haare abgerundet. Seine Augen jedoch waren leuchtend, geradezu stechend gelb. Sie hatten etwas an sich, was sowohl anzüglich, als auch bedrohlich war. Cess’ jüngerer Bruder war seiner Mutter sehr ähnlich. Er war vier Jahre jünger, deutlich kleiner als er und hatte die Augen seiner Mutter, doch das Kreuz seines Vaters. Alle wussten, er würde eines Tages einen großartigen Krieger abgeben. Seine Haare waren ebenfalls braun und hingen ihm strubbelig ins Gesicht, von einem Bart oder ähnlichem war noch lange nichts zu sehen. Cess tanzte etwas aus der Reihe der Familie. Zwar trug er auf seinen Wangen das Zeichen der Magie, welches die Hoffnung in seinem Vater erweckte, er wäre ein Fés, aber dennoch hatte sich herausgestellt, dass er keinerlei Affinität zur Magie hatte. Mit langen Beinen, einem breiten Kreuz und großen Händen war er ein gut gebauter, junger Mann. Sein Kinn war von einem Bart geziert wie sein Vater ihn ebenfalls trug, doch hatte er etwas längere Haare. Seine ungewöhnlichen, orangen Haare waren strubbelig nach hinten gekämmt und zwei Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Er hatte weniger Muskeln als sein Bruder, was aber nicht sonderlich schlimm war, denn was Schnelligkeit betraf konnte ihn bisher niemand übertreffen. Und er musste oft schnell sein. Man wusste nie, wann genau von wo das Lager angegriffen wurde, und da der König verletzt im Lazarett lag, konnte sich dieser zurzeit auch nicht als hilfreich im Kampf erweisen. Wachen wurden aufgestellt, Tag und Nacht, denn die Menschen waren überall. Kurz nachdem der Mond den Himmel eroberte, war Cess mit der Wache dran. Er war seid Beginn des Krieges schon am Trainieren gewesen, wollte dem Land helfen und seine Familie beschützen, und seit er 13 Jahre alt ist, was nun vier Jahre her ist, dient er in der Armee. Zwar hatte er keine Ausbildung wie viele andere genossen, doch bestand seine Ausbildung aus direkter Praxis der harten Realität. Gezwungen wurde er damals nicht der Armee beizutreten, er wollte es freiwillig – worauf sein Vater besonders stolz war. Tagsüber schlief er meist, damit er nachts wach für die Wache war, welche er bis zum Morgengrauen durchhalten musste. Die Wache war immer alleine, da es nicht genügend Krieger in den einzelnen Lagern gab. Während die meisten sich in prunkvoller Rüstung ans Feuer setzten und Wache hielten, hielt Cess es für besser auf seine eigene Art zu arbeiten, denn würde er eine Rüstung tragen, wäre es ihm nur schwerfällig und langsam möglich sich zu bewegen, wobei doch gerade die Schnelligkeit sein größtes Talent war. Er schnallte sich den Gürtel über ein zerfranstes Bärenfell, welches ihm wie ein Mantel über seinen Beinen lag und dann zerfetzt über den Waden hing. Unter diesem Fell trug er eine schlichte, beige Leinenhose und dunkle Stiefel. Am Gürtel hingen mehrere Dinge. Zwei Schwerthalter, einer war mit einem rot glänzenden Kurzschwert befüllt, das fast schon wie eine Sichel gebogen, mit schwarzen Steinen als Verzierung geschmückt war. Er hatte es als Erbstück von seinem Großvater bekommen. Im Zweiten hing ein weniger Prunkvolles, aber dennoch sehr effektives, langes Schwert. Die Klinge war steht’s scharf geschliffen und glänzte im Mondlicht. Es war gerade so lang, dass es ihm bis zum Fußknöchel reichte. Weiter hingen noch einige Taschen und zwei Trinkschläuche am Gürtel. In den Taschen war nichts besonders, lediglich etwas Zunder und Feuersteine, ein Schleifstein und kleineren Kram den man vielleicht immer mal gut gebrauchen könnte. Mehr brauchte er nicht, da das Lager mit seinen Sachen nur wenige Schritte entfernt lag. Etwa 80 Schritte war das Lager von der Feuerstelle für die Wachen entfernt. Zum Schluss schnallte er sich noch den Köcher auf den Rücken. Der Gurt war aus weichem Leder und haftete perfekt auf seinem nackten Oberkörper. Das Leder hatte einen sandigen Braunton und der Gurt hatte noch weitere Schnallen, insgesamt sechs Stück. Diese Schnallen besetzte er nun mit Wurfmessern, auch wenn er diese bisher nie benutzt hatte – man konnte nie wissen. Dann griff er sich noch seine Lieblingswaffe. Den großen Langbogen seines Vaters. Er hatte ihn zu seinem Geburtstag vor einigen Jahren bekommen, seitdem tagein tagaus mit ihm trainiert, bis er heute ein geradezu perfekter Bogenschütze war. Nur selten verfehlte er sein Ziel. Der Bogen war aus starkem, dennoch biegsames Holz und trug eine smaragdgrüne Farbe. Der Griff war mit Leder eingebunden und die Sehne gerade erst neu gewechselt. Dennoch hoffte er, dass er nicht zu schießen brauchte, denn jeder gewonnene Kampf schürte auf beiden Seiten nur noch mehr Hass. Zum Schluss zog er sich lederne, fingerlose Handschuhe an, welche nur bis zum Handgelenk reichten, damit sie ihn nicht beim Bogenschießen behinderten. Dann war er fertig. Auf dem Weg zur Wachablösung merkte er, dass er etwas vergessen hatte. Er lief zurück und holte ein zusammengerolltes Papier, welches sein Vater ihm gegeben hatte. Es galt der Wache die er jetzt ablösen würde. Was dieser Brief enthalten würde war ihm nicht bewusst, denn wenn es ihn etwas angehen würde, würde er es schon erfahren. Als er dieses in der Hand hielt lief er zum Wachenlager. Die Lager waren in alle vier Himmelsrichtungen von der Stadt der Wüstenelfen verteilt. In jede einem. Das Lager im Norden war zum Meer gestellt. Die Chance von dort angegriffen zu werden war gering, denn niemand hatte es bisher geschafft auf dem Meer zu überleben. Es geht zwar das Gerücht um, dass es einige Trupps von Menschen und Nymphen gäbe, die als Piraten von Hafen zu Hafen zogen, doch da glaubte Cess nicht dran. Gen Osten war es gefährlich, denn im Osten waren die Menschen. Hier waren auch die meisten Angriffe, auch der König lagerte im Osten. Der Süden war wieder gefahrenloser als der Osten. Dort ging es geradewegs zu ihrer eigenen Stadt, dennoch war es sicher auch dort ein Lager aufzuschlagen. Zum Schluss kam der Westen, dort, wo auch Cess und seine Familie zurzeit lebten. Es war auch nicht sonderlich gefahrenreich, denn gen Westen lag der große Wald des Waldgottes Tseés. Niemand aus Wüstenlande ging in diesen Wald, niemand von dort kam in ihre Wüste. Es gab eine Abmachung die die dort lebenden Elben gemacht hatten mit ihnen, da ihr Gott es nicht gestattete fremde Wesen in seinem Land zu haben. Die Wüstenelfen respektierten den Wunsch ihrer gläubigen Verwandten und machten einen Vertrag. So konnten sie in Frieden nebeneinander leben. Doch nur weil sie selbst mit den Bewohnern des Waldes einen Vertrag hatten, hieß das nicht, dass die Menschen dort nicht durch liefen. Sie trauten diesen missratenen Gestalten alles zu. Bei jedem Lager selbst wurden weitere vier Wachen aufgestellt, ebenfalls in alle vier Himmelsrichtungen um alles auch wirklich abzusichern. Heute war Cess mit dem Westen dran, stand also nahe am Wald. Die Gefahr das etwas passierte war gering, dennoch unterschätzte er die Situation nicht. Von den Elben oder anderen Waldbewohnern hatte er nichts zu befürchten, sie waren ein friedliches Volk. Manchmal kam es sogar vor, dass sie bei dem Neujahresfest alle zwölf Mondwandlungen den Vertrag pausierten. Zwar betraten sie nie ihren Wald, doch waren diese in ihre Wüste geladen und kamen zahlreich zur Feier. Am Wachlager angekommen sah er seinen besten Freund. Er wusste nicht, dass dieser Wache hielt, sie sahen sich in letzter Zeit nur selten, da er tagsüber meist für die Nachtwache schlief. Syndar war schon, im Gegensatz zu Cess, mit seinen 29 Jahren ein erfahrener Soldat. Mit seinen 17 Lebensjahren kam Cess nicht dagegen an, aber es ging bei ihnen noch nie darum sich gegenseitig zu Übertreffen. Zumindest wenn es um die Jahreszahlen ging. „Guten Abend, Syn. Du siehst müde aus.“, begrüßte Cess ihn und setzte sich neben ihn auf das Fell das vor dem Feuer lag. „Cessoret-Skavor Shibato, war ja klar, dass du dich für die Nachtwache meldest. Du warst ja schon immer unser Nachtfalter.“, bekam er mit einem Handklopfer auf die Schulter als Begrüßung. Sie sprachen noch eine Weile, teilten Geschehnisse der letzten Tage miteinander aus und saßen zusammen am Feuer. Dann fiel Cess der Brief ein. Er zog ihn aus einem Beutel und überreichte ihm diesen. „Er kommt von meinem Vater, dem Ältesten. Keine Ahnung worum es geht.“, sagte er und legte jetzt erstmal den Köcher ab, legte ihn neben sich auf den Boden, während Syn den Brief las. Erst als er nach kurzer Zeit des Schweigens wieder in das Gesicht seines Freundes blickte, sah er wie blass dieser war. Besorgt legte er eine Hand auf dessen Schulter. „Was ist los, mein Freund? Was will mein Vater von dir?“, fragte er vorsichtig und wartete geduldig auf eine Antwort, welche erst nach einer weiteren Weile des Schweigens folgte. „Die Myra wird noch einmal losgeschickt…“, sagte dieser flüsternd, so leise, dass er es fast nicht verstand, obwohl er direkt neben ihm saß. „Die Myra?“, wiederholte Cess und sah ihn geschockt an. Die Myra war eine Armee des Königs, welche vor fünf Jahren direkt in das Kaiserreich der Menschen eingedrungen war. Sie versuchten sich zum Kaiser durchzuschleichen um diesen direkt zu stürzen, doch wurden sie bis auf den letzten getötet. Kurz darauf versuchte er eine neue Armee aufzustellen, doch wieder kam ein Fehlschlag. Seitdem wurde die Myra nie wieder ausgesandt, doch scheinbar sollte dies sich nun ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)