Alltagsheldinnen von Gaomee (Tenten und Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Trennung ------------------- Alltagsheldinnen Der Regen prasselte auf ihre Haare, drückte sie resolut hinab, sodass sie an ihrem Gesicht klebten. Die Hände unter die Achseln geklemmt, lief sie die Straßen entlang. Die schlechten Wege, unbepflastert wie sie waren, verwandelten sich langsam aber sicher in schlammig trübe Flüsse, in welchen Tenten knöcheltief versank. Erschöpft stieß sie die Tür zum Ichiraku-Imbiss auf. "Hey, Leute." "Gut siehst du aus", meinte Lee und betrachtete ihre durchnässten Kleider sowie ihre schlammige untere Hälfte. Tenten winkte matt ab, ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Ich zieh' übrigens aus", verkündete Tenten während sie nach Luft rang. Lee zog die Augenbrauen zusammen. "Meinst du mit aus ... aus? Also komplett völlig aus eurer Wohnung aus?" "Yup!", machte Tenten gespielt enthusiastisch. Lee schien nicht zu begreifen. "Aber er zieht doch mit ... aus, oder?" "Nee, bestimmt nicht." Lee hatte offenbar ernste Verständnisschwierigkeiten bezüglich dem, was bei Tenten zu Hause vor sich gehen musste. "Moment, also ... Du ziehst aus der Wohnung aus, aber er zieht nicht mit aus ... ? Aber dann ... seid ihr doch ... getrennt. So voneinander." "Ja, Lee, darum geht's bei der ganzen Sache. Wir trennen uns. Oder jedenfalls trenne ich mich." Lee saß da. Mund offen. Augen groß. "Aber ihr seid doch schon drei Jahre-" "Verdammt, Lee!" Tentens Faust fuhr auf den Tisch nieder. "Das weiß ich auch. Also ... Kann ich bei dir einziehen?" "Öhm ... " Unter Lees Schädeldecke drehten sich die Zahnräder - Auf Hochtouren. Es muss natürlich nicht erwähnt werden wie plötzlich das alles kam. Da saß ein unschuldiger Junge mit Topfschnitt und wartete darauf mit dem Essen beginnen zu dürfen und jetzt wollte jemand bei ihm einziehen. Aber Lee war schon immer offen gewesen, freute sich immer über Besuch. "Klar ... Und er zieht nicht mit ein?" "Nein, Lee, zum letzten Mal ... Er zieht nicht mit mir um." Tenten war erschöpft. Vom Laufen, vom Tag, von Allem. Von was sie gesehen hatte und was diese Erkenntnis gerade mit ihrem Hirn anstellte – eine Barbecuefeier. Ja, genau, ihr neues Wissen grillte gerade ihr Hirn. "Aber Tenten, drei Jahre- !" "Lee", schnitt Tenten gequält ab. "Ich hab' dazu gerade echt nicht die Nerven." Obgleich Lee nicht verstand, weshalb sie für diese Konversation Nerven brauchte, hielt er erstmal die Klappe, winkte der Kellnerin, damit sie Tenten auch eine Nudelsuppe zum Aufwärmen brachte. Tenten sah nicht so gut aus. Ihr halblanges braunes Haar war klitschnass und in einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, der überall Strähnen verlor. Diese räkelten sich auf Tentens blasser Haut wie Parasiten unter dem Gewebe. "Brauchst du'n Handtuch oder so?" Abgestumpft blickte sie auf die Tischkante, während sie auf ihrem Stuhl zusammensank und den Kopf schüttelte. "Musst du dann ... Ich meine ... Diese ganze Ausziehsache ... Packen?" Tenten schüttelte verwirrt ob dieses Wortsalats den Kopf, antwortete aber: "Ja, Lee, ich werde ein paar Sachen packen müssen. " "Achso, und stell dich schonmal auf Binden in deinem Bad ein", warnte sie ihn auch noch. Lee schluckte und ihm lief ein Schauer über den Rücken. "Ach, was soll's? Neue Erfahrungen sind immer gut. Aber ich klapp' nicht den Klohdeckel 'runter!" Tenten hob beruhigend eine Hand. "Erwarte ich auch nicht." Dann wurde eine Schüssel vor ihr auf den Tisch gestellt und sofort verschlungen. Zwischen Bissen und Schlürfern, erklärte Tenten "Er ist gleich nicht da. Er geht abends immer trainieren. Egal, was ist. Kommst du mit, die paar Sachen packen?" Lee nickte und ließ sie essen. "Was sagst du dazu, Neji?", holte er schließlich den Rat des Freundes ein, der mit ihnen am Tisch saß, bisher jedoch geschwiegen hatte. Er warf der armselig aussehenden Tenten einen Blick zu und sagte: "Ist mir egal." "Brauchst du auch Bücher?", erkundigte Lee sich, während er mit einem Sack vor dem großen Bücherregal im Schlafzimmer stand. "Ich benutz' mein Bücherregal nämlich nicht." "Ja, warte, ich such' meine gleich 'raus", rief Tenten als sie mit den Armen voller Toilettenartikeln aus dem Bad kam. Als sie dem Bett einen angewiderten Blick zuwarf, schmiss sie wuchtig die Sachen in den Sack . Dann durchkämmte sie das Regal, kümmerte sich nicht darum, wenn eins von seinen Büchern auf dem Boden landete. "Willst du die nicht aufheben?", fragte Lee und bückte sich schon danach. "Nein", blaffte sie so energisch, dass Lee seine Hand zurückzog, als hätte man sie ihm geschlagen. "Okay", machte er kleinlaut und hielt von da an nur noch den Sack und die zwei Koffer. Die Wohnung war Tenten so vertraut und doch plötzlich fremd. Da war diese kleine Stimme hinter ihrer Schädeldecke. Sie hämmerte und schrie "Lass mich 'raus!", aber Tenten blieb stark. Sie reagierte nicht über. Sie hatte einfach keine Lust mehr. Als sie einen letzten Blick auf ihr Heim warf – weiches Licht, dunkles Holz – beschloss sie, etwas einzusperren. Ihre Gedanken in ein Gefängnis des Stumpfsinns. Dann zog sie die Tür hinter sich zu und holte zu Lee auf, der das ganze Gepäck vor sich balancierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)