Black von Lunatik (Die Wirkung von Schwarz (Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 1: Am Arbeitsplatz -------------------------- Ich habe mich entschlossen. Du kannst mich so oft nieder machen, wie du willst. Ich werde immer wieder aufstehen. Werde immer wieder zu dir kommen. Bist du es dir endlich eingestehst. Katsuya stand vor dem Spiegel und betrachtete sich darin. Es war nicht so, dass er schwarz mochte, oder anderen Farben bevorzugte, doch seit geraumer Zeit waren die schwarzen Lederhosen und die anliegenden T-Shirts zu seiner Alltagskleidung geworden. Denn diese Farbe an Katsuya regte Seto am meisten auf. Jedes Mal, wenn Seto ihn darin sah, kochte diesem sichtlich das Blut. Er schleuderte ihm verächtliche Bemerkungen über diesen Kleidungsstil zu. Und doch konnte Seto bis jetzt kein einziges Mal die Augen von ihm lassen. Kats hatte es zufällig entdeckt, die Wirkung der Farbe, die eigentlich keine war, als er für die Abschlussparty eben dieses Outfit ausgewählt hatte. Seitdem trug er es immer, wenn er vorhatte Kaiba unter die Augen zu kommen. Was inzwischen so viel hieß, wie tagtägliche Bekleidung. Er ging Tag für Tag in Setos Büro, jedes Mal mit einem geschäftlichen Betreff, verfolgte ihn auf jede Pressekonferenz und begleitete ihn auf jede seiner wichtigen Geschäftsfeiern. Seto konnte ihm nicht mehr entkommen. Er hatte schon einmal versucht den Blonden rauszuwerfen. Nach diesem Vorfall hatte sich Kats in seinem Beruf beachtlich schnell vorgearbeitet und war dann erfolgreich in Setos Firma eingestiegen. Kaiba konnte ihn inzwischen nicht mehr so leicht loswerden. Er hatte es auch nicht mehr versucht. Hoffte Seto, Kats würde es langweilig werden und er würde ihn in Ruhe lassen? Sicher nicht. Oder befürchtete der Ältere die Kontrolle über die Situation endgültig zu verlieren? Schon eher. Oder hatte der Braunhaarige einfach Angst, Kats würde dann zu anderen Mitteln greifen, als das kleine Stalking? Gut möglich. Vielleicht befürchtete Seto das ja wirklich. Vielleicht wäre Kats sogar wirklich in der Lage härtere Methoden anzuwenden. Doch jetzt war ihm das ein bisschen Ärgern des Älteren noch genug. Er nahm das Parfüm aus dem Badeschränkchen und sprühte etwas davon auf sein Handgelenk. Es war Setos Lieblingsduft. Katsuyas Haare rochen nach Setos Lieblingsshampoo und um seinen Hals war eine Kette mit einem silbernen Drachenanhänger umgelegt. Alles wie es der große Meister mochte, dachte spöttisch Katsuya, sich im Spiegel betrachtend. Zufrieden leckte er sich über die Lippen. Er sah gut aus. Gerade zu umwerfend, das wusste er. Die gierigen Blicke und die billigen Anmachen waren nicht zu übersehen oder überhören. Die schwarze Farbe betonte seine schlanke Figur und ließ trotzdem seine Muskeln durchscheinen. Die perfekte Mischung. Sein blondes Haar passte ausgesprochen gut dazu und wer konnte schon seinen schokobraunen Augen widerstehen? Außer Kaiba natürlich. Zumindest bis jetzt. Nun stand er wieder vor dem Braunhaarigen. Und dieser hatte gleich anstatt einer Begrüßung einen herablassenden Kommentar über Katsuyas Outfit abgelassen. Das war er gewohnt. Es war ihm inzwischen sogar fast angenehm, immerhin bewies es dem Blonden immer aufs Neue, das das Schwarz seine Wirkung noch nicht verloren hatte. Die eisblauen Augen funkelten ihn an, den Blick direkt auf ihn gerichtet. Ein Blick, der wanderte. Von oben bis unten und wieder zurück. Katsuya beobachtete dies hocherfreut und amüsiert. „Kannst du dich nicht satt sehen, mein Schatz?“ Es war eigentlich fast schon ein Standartspruch. Er sagte es nun seit einer Woche jeden Morgen zu dem „Chef“ und jedes Mal ließ sich der andere ein neues Konterargument, was einer Beleidigung gleichzusetzen war, einfallen, bisher zumindest. Diesmal überging Seto den Kommentar einfach. „Was willst du denn heute hier?“, fragte er stattdessen kühl, doch war der gereizte Unterton nicht zu überhören. Wie ungewöhnlich für den sonst so beherrschten „Boss“. „Ich wollte Ihnen die wöchentliche Bilanz und die neuen Entwürfe der Designabteilung bringen, Herr Kaiba“, begründete der Blonde sein Auftauchen, das Wort ‚Ihnen’ besonders betonend – der andere legte großen Wert darauf gesiezt zu werden. „Damit hättest du ruhig auch die Sekretärin schicken können, Köter.“ „Nicht doch, die arme Jeanny ist doch viel zu sehr damit beschäftigt allen ihren Morgenkaffee zu bringen.“ Er zischte. Dieses Arbeitstier verstand einfach keinen Humor. „Sie wird dafür bezahlt, also lass sie ihre Arbeit machen.“ Ein Argument, das ausnahmsweise nichts mit Katsuya oder seinem Outfit zu tun hatte. Seto konnte es einfach nicht leiden, wenn man seine Arbeit nicht sorgfältig und zu 200% erledigte. Workaholic, der von seinen Mitarbeitern genau dasselbe verlangte. Diese Tatsache trieb Katsuya dazu, dass er Überstunden ohne Ende machte und wirklich fleißig alle Aufträge erledigte. Einer der Gründe, wieso Seto ihn in seiner Firma duldete. Auch wenn der Firmenchef es nie zugeben würde, so war Katsuya zu einem talentierten und verantwortungsbewussten Menschen herangewachsen, der für die Designabteilung unentbehrlich geworden war. Katsuya ignorierte gekonnt das Zischen, während er um den Holztisch herumging und sich an dessen Rand setzte, einige Papierstapeln galant zur Seite schiebend. „Nebenbei ist „Köter“ eine Beleidung und keine gerechte Behandlung seinem Arbeitnehmer gegenüber. Ich kann Sie anklagen, Herr Arbeitsgeber.“ Er beugte sich noch etwas zu Seto runter. „Wirst du nicht tun, dafür verdienst du hier zu gut.“ Beides stimmte, nur war das Zweite kein Grund fürs Erste. Doch Katsuya lächelte nur amüsiert. Er würde die Firma nie verlassen, bevor er nicht das bekam, was er wollte. Ein Katsuya Yônouchi gab nie auf. „Und ich könnte dich wegen Belästigung am Arbeitsplatz verklagen“, fügte der Braunhaarige nach einer Pause hinzu. „Wirklich?“, seine Stimme war nur noch ein Flüstern an Setos empfindlichem Ohr. Er merkte, wie die Nackenhärchen seines Chefs sich aufstellten. „Ich könnte auch aussagen, dass Sie mich dazu nötigen. Es scheint ja Ihnen zu gefallen.“ „Wie kommst du darauf?“, Setos Stimme klang monoton und passte dadurch hervorragend zu dem versteiften Körper. Ein Kerzengerader Rücken, den Kats mit seiner Hand entlang fuhr. Von den verspannten Schultern, weiter, die Wirbelsäule entlang, was ein Zucken beim Älteren verursachte. Kreisende Bewegungen, die gefährlich nahe an dem begehrten Hinterteil des CEO ausgeführt wurden. Die zweite Hand Katsuyas legte sich auf die Wange Setos. Dabei spürte er die weiche Haut, was ein inneres Feuer in dem Blonden entfachte. Seine Standhaftigkeit wurde bis aufs Äußerste strapaziert, doch er würde sich jetzt zurückhalten. Er hauchte dem Braunhaarigen einen Kuss auf das Ohrläppchen und flüsterte seine Antwort. „Sie halten mich ja nicht auf, Herr Arbeitgeber.“ Dann ließ er von dem Älteren ab und erreichte in wenigen Schritten die Tür. Diese aufmachend drehte er den Kopf zu dem weiterhin reglos Sitzenden und riet heiter: „Sie sollten sich eine Massage gönnen, Sie sind schrecklich verspannt!“ Die Tür fiel zu, während Seto immer noch nicht reagierte. Na hoffentlich hatte er nicht zu viel angestellt, nicht dass der Drachen jetzt zu verstört wurde. Es wäre viel zu schade das Spiel zu unterbrechen, jetzt, wo er doch so weit gekommen war. Eine Welle von Aufregung und Vorfreude überflutete Kats. Er war einen großen Schritt weiter gekommen an diesem Tag. Seine Hände zitterten kaum merklich – man könnte es nur anhand der Bewegung der Papiere in seiner Linken erkennen. Seine Vorstellungskraft malte seinen Geliebten in allen möglichen Positionen. Er hatte inzwischen Unmengen an verschiedenen Variationen eines „erregten Seto“ – welche davon wohl der Wirklichkeit entsprach? Das würde er noch rausfinden. Aber vorerst würde er sich in seiner Freizeit nur wieder der Aktmalerei zuwenden. Diese Begegnung hatte seine Inspiration beflügelt. Ein breites Lächeln offenbarte seiner Umgebung in was für einer Hochfreude sich der Blonde befand. Dadurch folgten ihm ungläubige und auch bewundernde Blicke. Es kam selten vor, dass jemand in solch einer positiven Stimmung das Büro des Unbarmherzigen verließ. Nein, eigentlich war es noch nie vorgekommen. Kapitel 2: In der Villa ----------------------- So unauffällig wie möglich und arrogant wie nötig verließ er den, seiner Meinung nach, überfüllten Raum. Er mochte weder Lärm noch sinnlose Gesellschaft. Heute hatte er eine Ausnahme gemacht und erschien auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Bruders. Es war schließlich Mokuba für den er durch diesen unangenehmen und äußerst nervigen Abend gegangen war. Doch irgendwann waren auch seine guten Vorsätze aufgebraucht und so verließ er den Saal, in dem gefeiert wurde, Richtung seines Arbeitszimmers. Wenigstens hatte er in der letzten Stunde diesen lüsternen Köter nicht gesehen. Ein Schauer jagte seinen Rücken entlang, als er – wiedermal – daran denke musste, wie dieser mit ihm bei ihrem letzten Treffen umgegangen war. Die Stimme, die an seinem Ohr flüsterte. Unwillkürlich seufzte Seto tief, während er die Tür hinter sich schloss und den Schalter für die Tischlampe an seiner Arbeitsfläche betätigte. Wie konnte jemand ihn – Seto Kaiba – so aus der Fassung bringen? Unerhört! „Schweren Tag gehabt?“ Seto drehte sich alarmiert zu der Tür, durch die er gekommen war. Sein Körper war gespannt und bereit zum Angriff, doch sein Herz hämmerte erschrocken gegen den Brustkorb. Wer, wer hatte es sich erlaubt hier einzuschleichen? Neben der Tür, spärlich vom Licht der Tischlampe erleuchtet, stand er da. Angelehnt an die Wand, eine Hand am Nacken, die andere locker herabgelassen. Wie immer in diesem verführerischen Schwarz. Die Farbe, die ihn an dem anderen stets zur inneren Zerrissenheit brachte. Das Blut schoss schneller durch Setos Körper, wie so oft bei diesem Anblick. „Was willst du hier?“, fragte er beherrscht. Widersprüche sammelten sich jedoch unter dieser gewöhnlichen Stimme. Er wollte, dass Katsuya verschwand. Er wollte diesen Anblick nicht weiter sehen. Er wollte nicht weiterhin so verwirrt werden. Und doch wollte er die Finger Katsuyas auf seiner Haut spüren. Und doch wünschte er sich den Augenblick zurück, wo die Stimme des anderes so nah an seinem Ohr erklang. Seine Frage blieb unbeantwortet. Stattdessen hatte der Blonde seine Hand ausgestreckt und die Tür verriegelt. Was? Der unentschlossene Zustand löste sich und die Wut schäumte in ihm auf. „Was soll das? Du dringst hier in meine Privatsphäre ein! Willst du eine Klage?“ – es waren kalte Worte voller drohender Gefahr und Hass. In tiefer Stimme verkündet, als wollte er mit ihnen wie mit einem Messer schneiden. Dieses Verhalten, das er so gut beherrschte, hatte schon viele in die Knie gezwungen. Wieso dann? Wieso blieb der Blonde unberührt? Wieso ließ er ihn nicht erschrocken in Ruhe? Stattdessen löste sich Katsuya elegant von der Wand. Den Blick direkt auf ihn gerichtet, die Lider halb herabgesenkt. Die Schritte, mit denen Katsuya ihm immer näher kam, erinnerten an ein geschmeidiges Raubtier. Schon wieder war er wie gelähmt. Es war als hätte er keine Kontrolle mehr. Nur ein winziger Raum blieb zwischen ihren Körpern, als Katsuya endlich anhielt. Eine Hand legte sich an seine Wange. Eine Gänsehaut huschte sofort über seine Haut. Er war wie elektrisiert. Wie konnte das alles passieren? Er war doch schließlich Seto Kaiba. Unnahbar. Überlegen. Beherrscht. Er schlug die Hand weg. „Was erlaubst du dir?“ Sein Handgelenk wurde festgehalten. „Still“ – ein Flüstern so nah an ihm. Sein Arm wurde nach oben gezogen. „Ich habe einen festen Griff, mit dem ich Dinge festhalten kann, die ich will.“ Er spürte Lippen, die die Haut seiner Handfläche berührten. Wärme. „Solange ich will.“ Er spürte die Finger, die sich in sein Haar gruben. Er fühlte durch die dünnen Schichten von Kleidung und Haut den schnellen und starken Herzschlag Katsuyas. Er nahm ganz deutlich den Geruch seines Lieblingsparfüms wahr. Und die Lippen, die sich auf die seinen legten, waren so weich. So verlangend. Jetzt verstand er. Er wurde begehrt. Wirklich begehrt. Er löste seinen Arm aus dem Griff und schlang ihn stattdessen um den schmalen Körper, der sich so leidenschaftlich an seinen schmiegte. Seine Finger griffen nach den blonden Strähnen, versanken in der unordentlichen Mähne. „Dann versuche mich zu halten“, sagte er als er für einige Momente den Kuss löste. Er merkte, dass seine Stimme amüsiert, ja herausfordern geklungen hatte. Gefiel ihm diese Leidenschaft, dieser fast krankhafte Wunsch Katsuyas ihn zu besitzen? Oh ja, er hatte Spaß daran. Ihre Zungen spielten ein wildes Spiel, während er sanfte Berührungen seinen Rücken entlang spürte. Ein wohliger Schauer jagte über seinen Rücken. Das Blut brodelte in seinen Adern. Er wollte mehr. Er hob den recht leichten Katsuya und setzte ihn auf seinen Schreibtisch. Seto lehnte sich ein wenig zurück um die Gestalt zu betrachten. Errötete Wangen, durcheinander gebrachte blonde Strähnen. Ein schlanker und doch so maskuliner Körper, der sich durch den schwarzen Stoff verlockend abzeichnete. Und dann dieser Blick, der so viel mehr wollte. Genau wie seiner. Er beugte sich zu Katsuya, strich sanft mit dem Finger über seinen Nacken. Merkte die erfreute Reaktion auf diese Berührung hin. Wie sich die Härchen aufstellten. Wie sich der Körper durchbog, um näher bei ihm zu sein. Seine Hände strichen weiter nach unten, während sein Mund an dem Ohrläppchen Katsuyas knabberte. Den Rücken entlang, nach unten, bis sie unter das T-Shirt konnten und die Route wieder nach oben. Seine Nägel kratzten leicht über die Haut des Kleineren. Ein Keuchen, direkt neben seinem Ohr. Er merkte, wie ihm sein Mantel von den Schultern gezogen wurde. Wie Hände ihn streichelten. Die Berührung der kühlen Finger auf seiner Haut, als sein Pullover in den Tiefen des Zimmers verschwand. „Na, dann zeig was deine Hände alles können“, hauchte er in das Ohr, mit dem er die ganze Zeit spielte. Der anderen schien seine Herausforderung mit Eifer anzunehmen. Finger strichen über seinen Bauch, ließen seinen verlangenden Körper erzittern. Er merkte nicht wirklich, wie seine Hose aufging und von seinen Beinen glitt. In ihm gab es nur noch einen Wunsch, ein Wort. Mehr. Mehr. Mehr. Es zuckte, als endlich die Finger den Punkt erreichten, der so stark nach diesen Fingern schrie. Hitze stieg in Seto auf. Er krallte sich in den anderen. Dieser war so geschickt. Doch auch er würde spielen. Immerhin war es ein Spiel für zwei. Nur Augenblicke hatte er gebraucht, bis der andere nackt vor ihm saß. Helle, weiche Haut. Glatt. Verführerisch. Seine Hände erkundeten den ganzen Körper Katsuyas. Entlockten leises Stöhnen. Packten fest den Hintern Katsuyas. Kneteten diesen, streichelten dann sanft darüber. Und schließlich fand seine rechte Hand zu der Männlichkeit, die schon erzitternd auf ihn wartete. Er leckte über die Haut des Blonden, seinen Hals entlang. Während seine eigene Erregung immer mehr zum Höhepunkt getrieben wurde. Er biss zu. Zuerst sanft. Ein Zittern durchlief den Körper des Blonden. Schnelle Bewegungen. Ihre Beiden Hände bewegten sich im Takt. Er biss fester in die Halsbeuge des Blonden und ein Raunen ertönte direkt neben seinem Ohr. „Seto.“ Endlich fanden sich ihre Lippen wieder. In Keuchen und Stöhnen versunken, spielten die Zungen miteinander. Lösten sich. Zogen sich wieder an. Er konnte nicht mehr. Sein Körper zuckte, erfüllte sein Inneres mit einem unglaublich süßem Gefühl. Seine Gedanken waren völlig verschwunden. Und dann löste sich mit einem Mal die Anspannung. Befreite ihn aus den Fängen der Leidenschaften. Zufriedenheit füllte die entstandene Leere sofort. Befriedigung. Doch das hielt ihn nicht davon ab, seine Hand weiter arbeiten zu lassen. Auch Katsuya dieses Gefühl zu bescheren. Und bald wurde er mit einem unbeschreiblichem Aufstöhnen belohnt. Sie hatten sich noch einige Zeit, wieder zu Atem kommend, in den Armen gehalten. Dann hatte er ein Paar Taschentücher geholt. Sie hatten sich wieder angezogen. Und nun waren die Gedanken wieder da. Was hieraus wohl werden würde? Seto beobachtete den Blonden, wie er sich wieder in Schwarz hüllte. Dieser Anblick war etwas Besonderes und Erregendes. Dieser Anblick war nur für ihn. Er beugte sich zu dem Blonden und küsste ihn. Ein Lächeln zauberte sich auf die Lippen Katsuyas. Seto sah die heimliche Erleichterung, den aufregenden Gedanken in den Augen Katsuyas: Es würde kein einmaliges Erlebnis bleiben. Ja, das würde es gewiss nicht. „Weißt du, schwarz steht dir ausgezeichnet.“ Kapitel 3: Daheim ----------------- Er führte seine Hand nach oben und hinterließ einen dunklen Strich auf dem Papier. Einen weiteren von vielen, vielen Strichen. Ein Gefühl von Aufregung beherrschte seine Gedanken, doch sein Körper blieb ruhig. Er würde sich nicht erlauben jetzt einen Fehler zu machen. Nach all den Bildern, die er nur aus seiner Fantasie heraus gemalt hatte. All die Skizzen, bei denen er sich fragte, ob sie denn stimmten, ob Seto wirklich so schaute, wenn er erregt war und die er dann zerknüllte. Endlich war sein Traum in Erfüllung gegangen und jetzt konnte er es richtig machen. Das Original lag auf dem Bett und schaute ihm amüsiert zu. Es war zwar nicht das erregte Gesicht, das er jetzt einfangen würde. Aber diesmal würde er die Züge richtig hinkriegen. Das Spiel der Muskeln. Das Glänzen der Haut im Sonnenschein. Wie sich der Bauch leicht abzeichnete. Der angespannte Oberschenkel. Setos Beine waren viel durchtrainierter als er erwartet hatte. Auf seinen vorherigen Bildern waren sie stets zu dünn, was er erkannte, nach dem er Seto jetzt zeichnete. Aber wahrscheinlich würde er die Bilder trotzdem behalten, die überall in seinem Malzimmer hingen. Nach und nach mit neuen ersetzen. Diesmal mit dem entsprechenden Model vor seinen Augen und nicht aus der Fantasie. Er ging zum Gesicht über. Die Augen waren dabei das Schwierigste. Setos Augenfarbe, der Blick… Doch er fühlte sich dieser Herausforderung gewachsen. „Bist du endlich fertig?“ Die Stimme riss ihn aus seiner Nachdenklichkeit, mit der er das Bild vor sich betrachtete. Er hatte es doch tatsächlich vergessen, dass da wahrhaftig ein nackter Seto auf seinem Bett lag. Er war so fasziniert und eingenommen von dem Werk, das er geschaffen hatte… Es kam ihm immer noch unwirklich vor, dass er endlich sein Ziel erreicht hatte. Es war Sonntagmorgen, als er inspiriert von den Ereignissen der vorletzten Nacht in Setos Villa, einige Skizzen anfertigte. Er war gut gelaunt und doch hingen einige Fragen in der Luft. Würde es wirklich wieder passieren? Einfach so? Oder musste er wieder von vorne anfangen bis er den „unnahbaren Boss“ wieder soweit hatte? All diese Dinge kreisten wie beiläufig durch seine Gedanken, während er etwas vor sich hin summend den Körper des Braunhaarigen in verschiedenen Stellungen auf dem Papier festzuhalten versuchte. Es klingelte. Es war so ungewöhnlich, dass jemand an einem Sonntag um die Uhrzeit bei ihm auftauchen würde, dass er es erst gar nicht wahrnahm. Es klingelte erneut. Da erwachte er aus seiner einnehmenden Tätigkeit und sprintete zur Tür. Ohne vorher in den Türspionen zu blicken, öffnete er die Tür und erstarrte verblüfft. Lässig an den Türrahmen gelehnt, stand da ein etwa 1,85 großer Mann mit braunen Haaren, einem langen schwarzen Mantel mit dem Emblem KC, blauen Augen und einem Ausdruck allgemeiner Überlegenheit gegenüber der Menschheit. „Seto?“ „Wer denn sonst, Köter. Und jetzt lass mich rein, bevor die Welt untergeht.“ Katsuya lachte kurz auf und tat wie ihm geheißen. Er hatte ja nicht erwartet, dass sich Setos Verhaltensweisen ändern würden. Es war schon genug, dass er soweit aus dem Muster herausfiel, dass er von selbst bei Katsuya aufschlug. „Heute mal nicht in Schwarz?“, fragte der Braunhaarige provokant, während er den Mantel ablegte und seine Schuhe auszog. Katsuya hatte nicht mit diesem Zusammentreffen gerechnet. Er trug eine blaue Jeans und ein weites weißes T-Shirt. Seine normale Kleidung, während er daheim war und vor allem, wenn er malte oder zeichnete. „Heute nicht. Hättest du vorher angerufen, hätte ich mich natürlich in Schale geworfen“, warf er amüsiert zurück. „Wie kommt es denn, wenn solch ein Mann wie ich jemanden wie dir hinterher telefoniert?“, es klang gemein und gleichzeitig doch nicht. Katsuya war das gewohnt und hatte schon vor einiger Zeit erkannt, dass es nur Setos Art war mit der verführerischen Kraft, die Katsuya auf ihn ausübte, umzugehen. Schließlich beschimpfte er seit Jahren sein schwarzes Outfit. „Außerdem siehst du nackt eh am besten aus“, flüsterte die tiefe Stimme des anderen direkt in sein Ohr. Wann war Seto so nah gekommen? Ein Schauer jagte seinen Rücken herunter und unwillkürlich lächelte Katsuya. Er ging einen Schritt zurück und wedelte mit dem Bleistift, den er immer noch in der Hand hielt. „Ich bringe den kurz zurück, fühl dich wie daheim“, er ging die paar wenigen Schritte zu seinem Malzimmer. Seto folgte ihm. Was bei dem beherrschten und gelassenen Chef der Kaiba Corporation zu einem Schock führte. Katsuya drehte sich zu Seto und betrachtete amüsiert seine entgleitenden Gesichtszüge. Erst sah er tiefen Unglauben, der aber langsam zu so etwas wie… Verlegenheit wechselte. Leichte Röte zeichnete sich auf die Wangen des Mannes, der überall im Zimmer sich selbst erblickte. An jeder Wand, auf dem Boden, auf dem Tisch. In verschiedensten Größen und Posen, anstößig, provokant, schüchtern, erregt, kalt, entspannt…und immer nackt. „Wie…“ „Ich habe meiner Fantasie freien Lauf gelassen und bin ein bisschen kreativ gewesen“, erklärte der Blonde. Seine Stimme nahm dabei einen spielerischen Ton an. Er war sich sicher, er könnte jetzt Seto ein bisschen ärgern. An seiner Selbstbeherrschung kitzeln. Schließlich war sie schon halb verschwunden, sonst hätte er nie diesen verlegten Ausdruck zu Gesicht bekommen. Doch die Reaktion, die folge, war unerwartet. „Fantasie… du scheinst mich wirklich zu begehren. Willst du auch mal das Original malen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten zog sich Seto den grauen Pullover aus, öffnete seinen Gürtel, seine Hose, warf seine Kleidung auf einen freien Stuhl. Zog die weißen Socken und die Boxershorts aus und schmiss sie hinterher. „Na, fühlst du dich dem gewachsen?“ Jetzt war es an Katsuya ungläubig zu starren. Es verstrichen einige Augenblicke der Stille, bis er seine Fassung wieder erlangte. „Klar. Leg dich auf das Bett im Nebenzimmer, ich komme gleich mit den Utensilien.“ „Was ist nun, fertig?“ „Jupp.“ Katsuya nickte. „Dann komm ins Bett“ – es war vielmehr eine Forderung als eine Bitte. In der herrischen Stimme, mit der der Große auch seine Geschäftstreffen abhielt. „Willst du das Bild gar nicht sehen?“, fragte er mit gespielter Beleidigung. „Dreh es zu mir und komm dann ins Bett. Es ist ganz schön kalt hier. Kannst du dir keine ordentliche Heizung leisten?“ Katsuya konnte ein leichtes Lachen nicht zurückhalten. Er erwartete, dass Seto ihn gleich mit einer neuen Salve Unzufriedenheit angreifen würde. Schließlich mochte der Große nicht, wenn man über ihn lachte. Doch heute blieb dieser still. Katsuya drehte das Bild zum Bett und drehte die Heizung hoch, während Seto stumm das Werk betrachtete. Das Herz des Blonden klopfte schneller. Eine Aufregung, die er schon seit der zehnten Klasse nicht mehr verspürt hatte, machte sich in ihm breit. Würde es ihm gefallen? Als Katsuya sich auf das Bett setzte, sprach schließlich Seto. „Du bist gut.“ Nicht mehr und nicht weniger als diese Aussage. Aber sie löste eine Welle von Freude und Erleichterung in Katsuya aus. Obwohl er in den letzten Jahren so viel Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit sich angeeignet hatte, hatte sich seine Persönlichkeit wohl doch nicht so stark verändert. „Danke.“ „Bilde dir ja nichts drauf ein, Köter.“ Und da war es wieder. Er wusste, Seto nannte nur ihn so und manchmal hatte er genug Ego diese Bezeichnung nicht als Beleidigung sondern als Privileg anzusehen. Doch heute… „Du nennst mich immer noch so, obwohl wir beide in deinem Arbeitszimmer gekommen sind. Du bist gemein.“ Seto legte einen Arm um Kats und zog sie beide weiter aufs Bett. Kats legte seine Arme ebenfalls um den kühlen Körper des Mannes, den er schon so lange begehrte. „Stimmt. Du bist eher eine rollige Katze. Oder ein Panther.“ Eine kalte Nase stupste die des Blonden an. War es wirklich so kalt hier? Ihm selbst war es definitiv zu warm. Das Blut kochte regelrecht in seinen Adern. „Wir müssen dich schleunigst aufwärmen“, flüsterte der Blonde, während er sich leicht aus der Umarmung löste und seine Hand über den Bauch Setos wandern ließ. „Und wie?“ „Oh, ich finde schon eine Möglichkeit“, flüsterte der Blonde. Ein Lächeln fand auf die Lippen, auf die er jetzt seine eigenen legte. Er griff leicht mit den Zähnen nach Setos Unterlippen. Der Mund öffnete sich leicht für ihn und Katsuyas Zunge drang hinein. Sanft streichelte sie über die Zunge Setos und löste sich nach nur wenigen Augenblicken wieder. Katsuya küsste noch ein Mal die Lippen, die er zu berühren sich schon so lange gewünscht hatte, küsste die Wange, das Kinn. Er richtete sich ein Stück auf, während er sanft Setos Hals entlang küsste, in denen er dann leicht hineinbiss. Er hörte, wie der Atem des Braunhaarigen langsam schwerer wurde. Er küsste die Brust, während seine Hand weiterhin langsam über die Haut strich. Den Bauch, die Seite, den Arm entlang nach oben. Über die Schulter. Über die Brustwarzen, die härter wurden, und wieder über den Bauch. Schleichendm mit kreisenden Bewegungen nährten sich seine Finger Setos Unterleib, während Katsuyas Lippen sanfte Küsse auf dem Bauch verteilten. Der Blonde rutsche langsam mit seinem Körper vom Bett und kniete sich hin. Er biss leicht in die Innenseite von Setos Oberschenkel, was derjenige mit einem Keuchen begrüßte. Seine Zunge leckte den Oberschenkel hoch bis zu der harten Männlichkeit Setos. Er berührte die Spitze mit seiner Zunge und diese zuckte sofort. Ein weiteres Keuchen. Der Atem Setos beschleunigte. Kurz griff Seto zur Seite und holte ein Kissen, das er sich unter den Kopf legte. Setos halb geschlossenen Augen ruhten nun direkt auf Katsuya. Katsuyas Körper wurde noch heißer. Er zog sein T-Shirt über den Kopf und ließ es achtlos fallen. Seine Zunge suchte wieder nach dem Harten und streichelte sanft darüber. Setos Blick wurde matt. Keuchen. Dieses erregte Gesicht. Dieser Blick, der aus dem Nirwana zu ihm herüber geworfen wurde… er wollte mehr spielen, Seto ärgern. Doch er konnte nicht. Seto wollte mehr. Auf einmal schloss er seinen Mund um Setos Erektion und saugte fest daran. Ein Raunen. Keuchen. Eine tiefe erregte Stimme. Katsuya saugte weiter. Bewegte seinen Kopf hoch und runter. Nahm seine Hand dazu. Schloss diese fester, was das Keuchen lauter machte. Benutze seine Zunge, während er saugte. Seine Bewegungen fingen langsam an, spielerisch, doch wurden sie, angetrieben von der süßen Stimme und dem immer mehr weggetretenen Blick, immer schneller. Fester. Schneller. Gieriger. „Ich…komme…“, halb keuchte, halb stöhnte Seto. Einige Augenblicke später erfüllte sich die Voraussage. Langsam ließ er Setos Männlichkeit wieder frei und leckte noch ein letztes Mal drüber, damit es ja nicht tropfte. Der Körper Setos zuckte heftig und ein Raunen kam aus seiner Kehle. Er leckte noch ein Mal. Zucken. Raunen. „Lass das…“ Ein Grinsen legte sich auf Katsuyas Lippen während Setos Arme ihn wieder nach oben zogen. Lippen berührten seine. Zungen trafen aufeinander. Lösten sich wieder. „Und was mache ich jetzt mit dir?“, fragte Seto. Kats sah tiefe, dunkle Verführung in den gar nicht mehr so kalten blauen Augen. Kapitel 4: Am Mittagstisch -------------------------- „Hast du Hunger?“ Die Frage riss den Blonden aus seinem dösenden Zustand. Er dachte einige Augenblicke über die Antwort nach eher er erwiderte: „Schon, ein bisschen. Wieso?“ „Ich mehr als ein bisschen. Hast du was im Haus?“ Immer noch dieser herrischer Ton, der die Frage eher wie eine Aufforderung klingen ließ. Aber das war etwas, was sich wahrscheinlich nie ändern würde. So mochte er seinen Drachen schließlich. „Hab noch Brot und Aufstrich. Wenn du was anderes willst, sind da ein Konbini zwei Minuten und ein Supermarkt fünf Minuten entfernt“, sagte der Blonde nachdenkend, während er sich vom Bett erhob und nach seinen Sachen suchte. „Brot reicht vollkommen.“ Seto folgte seinem Beispiel und die makellose Haut verschwand unter unnötigem Stoff. Innerlich seufzte Katsuya auf. Doch schon im nächsten Moment hellte sich sein Gesicht auf bei dem Gedanken, dass er den nackten Körper noch öfter zu Gesicht bekommen würde. „Komm, die Küche ist hier entlang“, flüsterte er süffisant im Vorbeigehen in Setos Ohr. Ah, die Nackenhärchen stellten sich auf. Welch herrlich empfindliche Ohren! Er deckte den Tisch, während Seto sich umschaute. Es war eine kleine Küche mit nur zwei Herdplatten. Katsuya hatte keinen Wert darauf gelegt, als er die Wohnung aussuchte. Er mochte Kochen nicht besonderes und der Platz reichte ihm völlig aus. Das gut beleuchtete Malzimmer war ihm viel wichtiger gewesen. „Ziemlich winzig“, bemerkte der Brünette. War ja zu erwarten. Immer diese Ansprüche von reichen Leuten. „Ich find es in Ordnung. Mehr brauche ich nicht.“ Der Tisch, den er deckte hatte nur Platz für zwei Personen, doch sie waren ja auch nur zweit. „Hast du Kaffe?“ „Natürlich. Moment, ich setze ihn gleich auf. Setz dich schon mal.“ Er wusste welchen Kaffe sein Chef mochte, er hatte es mal bei einem Plauderstündchen mit dessen Sekretärin erfahren. Diese regte sich so gerne über Seto auf… Katsuya konnte sich ein Kichern bei der Erinnerung nicht verkneifen und sofort war die gute Stimmung ruiniert. „Was ist?“ – es klang zwar lässig, doch der Blonde kannte Seto gut genug, um den drohenden Unterton rauszuhören. Oh je. Der andere mochte es wirklich nicht, wenn man über ihn lachte. „Nichts, ich habe mich nur an deine reizende Empfangsdame erinnert.“ Das schien nicht zu helfen. Misstrauisch musterten ihn zwei blaue Eiskristalle. Na hoffentlich würde da der Kaffe helfen, der genau in diesem Moment fertig war. Schwarz, mit einem halben Löffel Zucker, gut umgerührt. „Hier, mein Herr“, servierte er mit aufgesetzter Höflichkeit und einer angedeuteten Verbeugung, was ihm ein Augenrollen einbrachte. Katsuya setzte sich auf den verbleibenden Stuhl, nahm sich einen Toast raus und bestrich die Scheibe genüsslich mit Erdbeerkonfitüre. Es war seine Lieblingsmarke, die es nur in dem kleinen Supermarkt neben der Arbeit gab. Zumindest hatte er sie noch nie irgendwo sonst gesehen. Nachdem er den ersten Biss im Mund hatte, schaute er auf und traf auf einen amüsierten Blick. „Ich wusste gar nicht, dass Köter so auf Marmelade stehen.“ Der Blonde erwiderte mit seinem besten Knurren. Tief und bedrohlich, wie er hoffte. Doch sein Gegenüber lachte lediglich auf. Seto hatte sich seinen Toast mit einer Scheibe Schinken belegt. War ja klar – mit dem Teuersten auf dem Tisch. Immerhin schien es ihm zu schmecken. „Dann bist du ein Seepferdchen!“ Eine hochgezogene Augenbraue signalisierte, dass dem Anderen der Sinn hinter der Aussage entgangen war. „Hast du denn nie Furuba gelesen oder gesehen?“ Die andere Augenbraue wurde hochgezogen. Machte Seto das immer abwechselnd? „Hast du überhaupt Comics in deinem Leben gelesen?“ Für einen Augenblick verdüsterte sich die Miene des Brünetten. „Nein“ war die schlichte Antwort. „Oh.“ Da hatte er wohl ins Fettnäpfchen getreten. Aber woher sollte er das auch wissen? Comics waren toll! Auch für Leute über zwanzig, wie er fand. Er brauchte schnell einen Themenwechsel. Minuten verstrichen, während die Beiden in Stille aßen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, fragte Kats schließlich: „Wie kommt es eigentlich, dass du heute hier aufgetaucht bist?“ „Mokuba.“ Der Blonde sah auf und starrte ungläubig den Größeren an. Wie jetzt? „Er hat gemeint, ich sollte mir auch mal etwas Entspannung gönnen und dich zu Besuchen wäre bestimmt mal eine nette Abwechslung“, erläuterte Seto ohne den Blick von einer weiteren Toastscheibe zu nehmen, die er gerade mit Käse belegte. „Aber…wie…hast du…“ Kats konnte es nicht glauben, es klang danach als ob Mokuba von ihnen beiden wusste! „Ich habe ihm nichts erzählt. Er ist einfach ein kluger Junge. Ist ja auch mein Bruder.“ „Aber…er ist jung…“ Kats Verstand weigerte sich weiterhin zu glauben, dass der kleine Moki mitbekommen hatte, was da vorging. Hatte er sie in der Villa beobachtet? „Er ist sechzehn. Alt genug, um nicht ganz blind zu sein. Ich glaube es ist auch eine Kunst dein Verhalten zu übersehen.“ Hey! Das war gemein. Er war hier nicht der einzige mit Gelüsten! „Du bist also hier, weil dich Mokuba geschickt hat?“ „Ja.“ Schlichte Antwort, sogar ohne einen höhnischen Unterton, doch trotzdem versetzte es einen kleinen Stich. Katsuya wusste nicht warum, doch es hatte getroffen. Dabei wusste er, dass es nicht in das typische Verhalten von Kaiba passte hier aufzutauchen. Seto sah von der fertig belegten Scheibe auf und musterte sein Gegenüber. „Jetzt sehe doch nicht so enttäuscht aus. Dachtest du wirklich, ich wäre hier, weil ich so etwas wie Sehnsucht nach dir verspürt hätte? Ich bitte dich, du müsstest es doch besser wissen.“ Da war er schon wieder. Dieser verachtende Ton, der ihm einhämmerte, dass er ein Nichts war. Nur Dreck unter den Füßen des so erhabenen Übermenschen. „Oh, das stimmt. Ich sollte es besser wissen, denn Seto Kaiba ist nicht dazu in der Lage Gefühle, die wärmer sind als der Gefrierpunkt zu empfinden.“ Die Worte kamen bevor er denken konnte. Aber er war so wütend! Wie hatte es wieder so geendet? Solch eine Herablassung, die wie Spucke sein Gesicht traf, hatte er einfach nicht erwartet. In solch einem Ton hatte Kaiba schon eine Weile nicht mehr zu ihm gesprochen. Nicht die kühle Herablassung, die der gesamten Menschheit galt. Nein. Herablassung, die wie das Gift einer Schlange, die persönliche Abneigung gegenüber Kats in dessen Adern verbreitete. Der Brünette erhob sich. „Danke für den Kaffe.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er die Küche und nur wenige Augenblicke später hörte er wie die Tür geöffnet wurde und – Klick – wie sie ins Schloss fiel. „Du findest die Tür selbst“, flüsterte Kats. Ihm war nach Schreien zu mute, doch jegliche Kraft war aus seinem Körper gewichen. Wie waren sie an diesen Punkt angelangt? Endlich war er an dem Punkt angelangt, von dem er so lange geträumt hatte. Endlich hatte er ein Bild von seinem Geliebten gemalt, das der Wahrheit entsprach. Es war alles so schön und richtig…und er hatte es ruiniert. Kaiba vergrault mit unnötiger Gefühlsduselei. Verdammt. Aber Seto war einfach ein Mistkerl. Manchmal mehr als sonst. Eine Faust traf den Tisch. Das Besteck klimperte und ein Messer fiel zu Boden. Kats legte die Arme auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in ihnen. Was sollte er jetzt bloß tun? Seto würde sich nie entschuldigen und er würde auch nicht noch mal von selbst kommen. Aber Kats würde sich auch nicht entschuldigen. Niemals. Er hatte nichts falsch gemacht. War es denn schon zu Ende, bevor es richtig angefangen hatte? Kapitel 5: Im Büro ------------------ Kats seufzte und griff nach der Packung Pralinen im Regal vor ihm. Es waren keine extravaganten, luxuriösen Pralinen, was die meisten für ein angebrachtes Mitbringsel für den reichsten Mann der Stadt hielten, sondern die kleine Packung für 760 Yen, die es beim Supermarkt neben dem KC Hauptgebäude gab. Trotzdem nicht billig, schnauzte Katsuya in Gedanken. Seto, der die Marke als „billig“ abstempelte und deswegen es meist verschwieg, dass er sie mochte – wie er überhaupt die meisten seiner Vorlieben es bevorzugte für sich zu behalten – hatte einfach keine Vorstellung von einem durchschnittlichen Einkommen. Wie man als Normalsterblicher lebte – in einer Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnung mit kleiner Küche, selten einem Balkon und schon gar nicht einem Parkplatz. Wie man für 5000 Yen die Woche gut essen konnte – was immer noch viel war im Vergleich mit manchen sparsamen und ärmeren Leuten. Katsuyas Welt und Setos waren so weit von einander entfernt. Es war als würden sie auf zwei verschiedenen Planeten kreisen, dessen Laufbahnen sich niemals überkreuzten. Der Blonde schüttelte seinen Kopf angesichts seiner eigenen Gedanken. Es gab keinen Grund so pessimistisch zu sein. Er war so weit gekommen mit seinem „Boss“. Er würde auch diese Krise meistern. Er legte die Pralinen und die Marmelade auf die Theke und lächelte der Kassiererin zu. Katsuya warf einen kurzen Blick zur Kontrolle in den Spiegel, der an der Wand im Büro seiner Abteilung hing, eher er rausmarschierte. Er hatte sein Outfit sorgfältig rausgesucht. Es war weniger aufreizend als sonst. Viel mehr wollte er heute mit Stil überzeugen. Er hatte ein schwarzes langarmiges Hemd an, statt der üblichen eng anliegenden T-Shirts. Über der linken Brust war ein kleiner silberner Drache eingestickt. Dazu trug er eine schwarze Anzugshose, die locker doch genau passend an seinen Beinen lag. Der Blonde warf ein strahlendes Lächeln Setos Empfangsdame zu, die ihm zunickte. Dies war ihr „geheimes“ Zeichen, dass Seto gerade alleine in seinem Büro war. Und nicht gestört werden wollte – aber das wollte er nie. Wieso arbeitete Seto eigentlich weiter, obwohl es ihm offensichtlich keinen Spaß machte und er inzwischen ein ausreichend großes Vermögen besitzen dürfte? Er könnte sich mit dem Geld bestimmt problemlos auf irgendeiner Insel für den Rest seines Lebens absetzen. Oder um die Welt reisen. So ungefähr hundert Mal. Kats klopfte kurz, eher er die Tür einfach öffnete und mit sicherem Schritt das Büro betrat. Seine Schultern hingen entspannt nach unten, doch sein Rücken war gerade. Er wusste, dass er damit ungezwungenes Selbstbewusstsein ausstrahlte. Kaiba blickte von seinem Bildschirm auf und seine Lier verengten sich zu misstrauischen Schlitzen. Welch eine typische Reaktion. Innerlich holte Katsuya tief Luft und schloss die Tür hinter sich wieder. Er wusste, dass seine Aufregung und Unsicherheit nur in seinem Kopf waren. Kein Fünkchen davon würde der Außenwelt verraten werden. Manchmal war er sicher, dass er eine bessere Körperbeherrschung als Kaiba hatte. Dieser war nur extrem gut darin wie ein abweisender Eisblock in stets Sturmwetterlaune auszusehen. Und Leute angiften. Das konnte er wahrlich gut. Katsuya erlaubte sich den Hauch eines Lächelns bei diesem Gedanken. Das hatte ihn doch früher auch nie gestört. Mit graziösen, langsamen Schritten ging er zu Setos Schreibtisch und lehnte sich auf die Kante, genau an den Platz, wo er erst vor wenigen Wochen gelehnt hatte. Setos Art konnte ihm doch vorher nie seinen Willen nehmen. Warum hatte die Abweisung ihn diesmal so aus der Fassung gebracht? Nur weil er und Seto endlich intim geworden waren? Katsuya wusste, dass er irgendwo tief drin auf eine wunderbare Veränderung gehofft hatte. Doch er musste mit der Realität leben und arbeiten. Er wollte Seto. Er mochte Seto. Er würde ihn bekommen. Der Blonde legte die Packung Pralinen auf den Tisch vor Seto. Die blauen Augen starrten ihn immer noch an und flackerten nur kurz zu dem Geschenk, um gleich wieder zu Katsuyas Gesicht zurückzukehren. „Ich bin nicht nachtragend“, sagte Seto schließlich. Keine Entschuldigung. Kein Danke. Die schiere Überzeugung, Katsuya müsste sich als einziger verantworten. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er streichelte sanft über die Wange seines Chefs. So war es nun mal. „Gut“, erwiderte er schlicht und beugte sich herunter, um einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen. Es war nicht mehr als eine flüchtige Berührung. Eine starke Hand griff nach seinem Kinn und zog ihn zu Setos Mund. Hart pressten sich Lippen auf seinen Mund. Lieblos und Besitzergreifend. Ein Schauer jagte über Katsuyas Rücken. Er wurde noch nie so fest gehalten. Sogleich wurde er losgelassen. Katsuya betrachtete die blauen Augen diesmal genauer und versuchte den Blick einfach zu sehen. Die Mimik auf Setos Gesicht aufzufassen, ohne dass seine eigenen Wünsche oder Ängste ihn dort Dinge sehen lassen, die es gar nicht gab. Er fand keine Herablassung, keine Ablehnung. Eine starre Maske. Doch vielleicht war es nicht mal eine Maske. Vielleicht war diese ausdruckslose Neutralität ja normal? Katsuya lächelte. Er würde es herausfinden. „Sie müssen weiter arbeiten, mein Drache“, brach der Blonde die Stille in seinen gewohnt provokativen Ton. Der Brünette schnaubte und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. „Ich gehöre immer noch mir selbst.“ Katsuya kicherte und erhob sich wieder. „Natürlich“, stimmte er in einem süffisanten Ton zu. Als er schon bei der Tür war, sprach Seto wieder. „Heute Abend Essen gehen?“ Wie immer war das Fragezeichen am Ende des Satzes reine Formalität und implizierte keine wirkliche Frage. Kats nickte. „Um acht.“ Kapitel 6: Im Restaurant ------------------------ Sie saßen sich gegenüber an einem kleinen runden Tisch. Die Tischdecke hatte einen leichten blauen Schimmer und passte hervorragend in das Interieur des Restaurants, welches in einer Mischung aus Pastelltönen und Schwarz gehalten wurde. Katsuya schmunzelte während er sich umsah. Vielleicht sollte er hier und da seinem Kleiderschrank auch Pastelltöne hinzufügen? Seto gefiel es hier offensichtlich. Sie befanden sich im zehnten Stockwerk, was eine hübsche Aussicht auf die Lichter der Stadt bot. Doch den Blonden interessierte sie wenig, sein Blick ruhte auf Seto. „Hast du gewählt?“, fragte ihn dieser kühl, ohne von der Karte aufzusehen. Katsuya nickte, was Seto vermutlich aus den Augenwinkel gesehen hatte, denn der Firmenchef rief über das Tablet, welches am Tisch angebracht war, sogleich den Kellner zu ihnen. Der Brünette legte die Karte auf dem Tisch ab und straffte die Schultern. Katsuya sah, wie sich Seto leicht zurücklehnte, doch dessen Rücken blieb gerade. Ein Bein wurde elegant über das andere gelegt. Die professionelle Haltung des Firmenchefs, entschied Katsuya. Gab es mal eine Zeit, wo sich dieser entspannte? Der Blonde erlaubte sich ein leichtes Lächeln bei dem Gedanken. Zumindest nach dem Sex wirkte Seto entspannt. Und ein Tick offener? Außerdem bemerkte Katsuya gerade den Finger, mit dem der Brünette auf dem Tisch tippte. Zumindest Ungeduld schien durch seine Maske zu dringen. Katsuya ließ seinen Blick über den Raum wandern, während Seto das Essen bestellte. Es war ein abgetrennter Raum nur mit ihrem Tisch in der Mitte. Nicht überwältigend groß, doch geräumig. Insgesamt an die fünf Quadratmeter, schätze Katsuya. Mehr wären ja auch Verschwendung, schnaubte er innerlich. „Schmeckt dir der Wein?“, riss Setos Stimme den Blonden aus seinen Gedanken. Ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen. Der Wein war lieblich und süßer, als die meisten anderen, die er soweit probiert hatte. Wein gehörte nicht zu seinen bevorzugten Getränken. „Ja“, erwiderte er. „Süßlich, was mir gefällt. Ich bin normalerweise Wein eher abgeneigt.“ Seto nahm sein Glas und führte es an seinen Mund. Kats beobachtete die Lippen, die sich so delikat an den Rand legten. Er ließ seinen Blick über Setos Hals wandern, sah wie der Kehlkopf sich hob und senkte bei dem Schluck. Danach strich er mit seinen Augen allein über Setos angespannte Schultern und wieder nach oben. Durch das matte Haar. Schließlich fand Katsuyas Blick zurück zu Setos Augen und kurz nahm es ihm den Atem. Diese Saphire starrten ihn intensiv an. Leicht gesenkte Lider, doch nicht zu Schlitzen verengt wie sonst. Stattdessen leuchtete das Blau, was vermutlich am Licht lag, gab Katsuya nach einigen Momenten zumindest sich selbst zu. Trotzdem beschleunigte sich sein Herz. Diese Augen sahen aus, als wollten sie ihn verschlingen. „Freut mich, dass es dir schmeckt.“ Sie warteten schweigend auf das Essen und ebenso schweigend widmeten sie sich diesem. Hier und da fiel ein lobendes Wort bezüglich des Geschmacks. Zum Ende des Hauptganges schlich sich Unmut in Katsuyas Gedanken. Was sollte dieses – zugegeben vorzügliche – Essen, wenn sie sich eh nur anschwiegen?! Er hatte irgendwo gedacht, dass das Setos Versöhnungsangebot war. Doch langsam kam ihm der Gedanke, es könnte auch ein Dankes- und Abschiedsessen nach dem guten Fick sein. Missmutig verengte er seine Augen zu Schlitzen und legte sein Besteck ab. Sein Chef sah nicht mal vom Essen auf. Ach, verdiente der Teller eher Aufmerksamkeit als Katsuya? Der Blonde zog Luft ein, sich für den Kampf wappnend. Er würde ganz gewiss nicht aufgeben. Er brauchte etwas Provokatives. „Hast du den Fall Yamashita verfolgt?“, fragte er in einer bewusst ruhig gehaltenen Stimme. Es ging dabei um einen Gerichtsfall, der durch die Medien ging. Ein junger Mann hatte einen Anruf von seiner Schwester erhalten, dass ihr Mann sie physisch angegriffen hatte und mit mehr Gewalt drohte. Yamashita fuhr daraufhin zum Haus und als er den Ehemann aus dem Haus gehen sah, hatte er ihn kurzerhand angefahren. Führte zum Tod des Ehemanns. Yamashita stand nun vor Gericht und wurde des Totschlags angeklagt. Die Geschichte verursachte seit einigen Tagen einen ganzen Aufruhr in den Medien. Seto blickte nach einigen Momenten auf und fixierte Katsuya mit seinem Blick. Endlich! Dann legte auch er das Besteck ab und lehnte sich zurück. Ein Schnauben. „Natürlich. Ich informiere mich über aktuelle Geschehnisse schließlich. Im Gegensatz zu anderen verdummten Teilen der Bevölkerung. Nicht, dass man die Geschichte sogar mit einem verminderten Intellekt hätte übersehen können, bei dem wie sie in den Medien gepuscht wird.“ Katsuya überhörte die indirekte Beleidigung und fuhr fort. „Auf wessen Seite stehst du? Verurteilung oder Freilassung?“ „Freilassung natürlich“, entgegnete der Brünette ohne Zögern, was Katsuya blinzeln ließ. Er hatte eher erwartet, dass Seto die persönlichen Umstände egal waren und dass er auf das geltende Gesetz plädiert hätte. Nun, dann musste wohl Katsuya diesen Standpunkt einnehmen. Seto schien die Verwunderung des Blonden nicht bemerkt zu haben, denn er sprach selbstbewusst weiter. „Ich muss dem Mann meine Achtung entgegenbringen. Er hat das einzig Richtige getan.“ Zum ersten Mal hörte Katsuya keine Herablassung in der Stimme des Firmenchefs, während dieser von einem anderen Mensch – Mokuba ausgeschlossen – sprach. Doch der Blonde schluckte seine Gefühle herunter. Zeit für eine Debatte! „Er hat trotzdem einen Menschen umgebracht und es war keine Notwehr. Der Ehemann hatte das Haus verlassen. Er stellte also keine akute Gefahr weder für Yamashita noch seine Schwester dar.“ Setos Oberkörper lehnte nach vorne und er legte seine Ellbogen auf dem Tisch ab, während seine Finger sich ineinander verhakten. „Dieser Mann“ – das Wort kam wie ein Zischen – „hatte Hand gegen eine Frau erhoben. Nicht nur ein Mal. Die neusten Artikel berichten von schlecht verheilten Rippen bei der Frau und einigen Brandflecken an verschiedensten Stellen. Er hat sie misshandelt. Damit hat er sein Recht auf Leben verloren.“ Katsuya unterdrückte das Verlangen eine Augenbraue zu heben. Seit wann gestand Seto Kaiba irgendjemanden ein Recht auf Leben zu und kümmerte sich um misshandelte Frauen? „Aber dafür ist das Rechtssystem dar. Der Mann hätte die Polizei informieren sollen und diese hätte ihn verhaftet. Was er gemacht hat, nennt sich Selbstjustiz“, hielt er dagegen. „Als ob die Polizei oder das Gericht da effektiv gewesen wären“ – da kam die Abfälligkeit, deren Abwesenheit Katsuya schon den Abend lang gewundert hatte – „Du weißt wie korrupt und träge das System ist. Im besten Fall wäre der Mann nach drei Jahren wieder draußen, im schlimmsten gäbe es frei auf Bewehrung oder Geldstrafe.“ Seto schüttelte den Kopf. „Unser Land macht zu selten Gebrauch von der Todesstrafe. Warum haben wir sie überhaupt noch?“ „Wir sollen also alle Gewaltverbrecher umbringen und dann hat sich das Problem erledigt?“ Der Blonde wusste nicht genau warum, doch langsam brodelte es in ihm. Er hatte das Gespräch angezettelt, um sich wie gewohnt mit seinem Chef zu zanken. Ein Funken zu entfachen. Doch nun… „Natürlich. Das ist doch selbstverständlich. Alle Gewaltverbrecher und Sexualstraftäter. Dann laufen keine mehr frei herum und alle können beruhigt schlafen.“ „Alle umbringen?“, hackte er nach. „Alle, die dem Gesetz nach als solche identifiziert werden. Dafür ist schließlich das Gesetz dar.“ Katsuya schüttelte ungläubig den Kopf. Als ob der Tod dieser Menschen viel ändern würde! Er holte tief Luft, eher er loslegte: „Erstens stoppt das nicht diese Art von Verbrechen. Es wird die wenigen Wiederverbrechen, die in Japan gar nicht so häufig sind wie beispielsweise in Amerika, verhindern. Doch es würden immer noch neue aufkommen. Es ist also viel wichtiger an der Prävention zu arbeiten. Das Ziel sollte nicht nur sein, Täter zu bestrafen, sondern die Taten zu verhindern. Viele schlagen zu, weil sie es nicht anders gelernt haben. Weil unsere Gesellschaft dem Mann nach dem ungeschriebenen Regeln aus alten Zeiten die absolute Familiengewalt überlässt. Weil Schulen sich nicht an Behörden wenden, wenn sie ein misshandeltes Kind sehen, sondern mit den Eltern – den Tätern! – darüber reden.“ Seto bedachte ihn mit einem undurchdringlichen Blick. Dachte er über die Worte nach? „Gesellschaft ändern geht nicht. Bring sie alle um und der Rest kriegt Angst Gewalt anzuwenden“, sprach Seto in einem ruhigen Ton. „Außerdem haben sie ihr Recht auf Leben aufgegeben bei solchen Taten. Sie verdienen den Tod.“ In Katsuya kochte es. Genau wegen solchen Meinung veränderte sich ihre Gesellschaft nur sehr langsam. Nur deswegen waren Kindesmisshandlung und sogar Homosexualität immer noch riesige Probleme. Weil die Menschen der Meinung waren man kann die Gesellschaft eh nicht ändern. Da würde es nichts bringen an die Öffentlichkeit zu gehen… Der Blonde holte tief Luft. Das Gespräch lief aus dem Ruder. Er war nicht hier, um sich mit Seto ernsthaft über ihre Ansichten zu streiten. Er wollte Seto nur haben. „Fall Yamashita war trotzdem Selbstjustiz. Denkst du, es ist legitim Menschen zu töten außerhalb des Gesetzes, weil man es für richtig hält?“ Seto nickte nur schlicht. „Würdest du also auch töten, wenn du eine Misshandlung mitbekommst?“ „Ich habe Zugang zu besseren Mittel als persönlicher Mord.“ Die Stimme des Brünetten war kälter als Eis. Doch sie war ruhig. „Aber prinzipiell ja.“ Katsuya konnte für eine Sekunde seinen Ohren nicht glauben. In seinem Kopf meldete sich leise die Moral, dass diese Einstellung falsch sei. Doch er brauchte nur einige Sekunden, um sie wieder irgendwo in den Abgrund abzuschieben. Es ging um Seto Kaiba. Zukünftig seinen Seto Kaiba. Und so war Seto Kaiba nun mal, es passte perfekt ins Bild. So nickte er schließlich. „Solange du keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz kriegst“, seufzte er. Ein fast spitzbübisches Lächeln zauberte sich auf das Gesicht des Firmenchefs. „Willst du austrinken oder sollen wir gleich gehen?“ Katsuyas Blick glitt zu seinem immer noch ersten Glas Wein, das halb voll war, eher er diesen wieder auf die blauen Saphire Setos lenkte.   „Gehen.“ „Gut.“ Eine ganze Flamme loderte in diesem Blau. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Katsuya förmlich, wie er in der Vorstellung eines anderen ausgezogen und auf ein Bett geworfen wurde. „Ich kenne da ein gutes Hotel in der Nähe.“ Ein alle Zweifel und Gedanken verbrennendes Feuer breitete sich in Katsuyas Körper aus. Er spürte wie seine Hose langsam zu eng für ihn wurde und es zuckte. Er leckte sich über die Lippen und folgte Seto aus dem Raum, während der Kellner ihre Teller und die leere Weinflasche abräumte. Der Plan war perfekt aufgegangen. Kapitel 7: Im Hotel ------------------- Seto warf den Jüngeren auf das Bett und presste seine eigenen Lippen auf die des anderen. Sofort öffnete sich der Mund und empfing seine Zunge. Er traf auf die Hitze des Blonden und ihre beiden Zungen aufeinander. Sie kämpften mehr als sie spielten oder liebkosten. Die brennende Leidenschaft elektrisierte Seto noch mehr. Er spürte das Verlangen in seinen Fingern die Haut Katsuyas zu berühren so sehr, dass es ihm unter der Haut juckte. Seine Muskeln zuckten leicht und ein Schauer jagte über seinen Rücken, als der Blonde an seinen Haaren zog. Ein leichter Schmerz, der ihn nur noch weiter anheizte. Er löste sich von den Lippen, die schnell anschwollen und betrachtete Katsuya. Zerzauste Haare, herausfordernder Blick und der Körper immer noch in Schwarz gehüllt. Eine erneute Welle ritt durch seinen Körper. Die Farbe stach besonders auf den weißen Lacken hervor. Doch es war entschieden zu viel Kleidung! Ein Grollen entwich seiner Kehle, was ihm ein leises Lachen einbrachte. Er ignorierte es und bedachte das schwarze Hemd mit einem vernichtenden Blick. „Was ist, mein Drache?“ Arme legten sich um seinen Hals und der Blonde zog ihn wieder in einen Kuss. Er fühlte sich benebelt durch die Empfindungen. Wie im Fieberwahn, konnte er sich nicht konzentrieren. Er spürte nur eins. Diese feuchte Zunge, die in seinen Mund drang. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen! Er war schließlich der Beherrschte von ihnen beiden. Bestimmt drückte er den Kleineren zurück in die Kissen und richtete seinen Oberkörper auf. „Warum hat dein Hemd so viele Knöpfe?“, raunte er. Der Blonde schenkte ihm einen herausfordernden Blick und ein Lächeln. „Viel Spaß beim Auspacken.“ Seto schnaubte. Der andere war viel zu geduldig für seinen Geschmack. Und zu bekleidet. Das schrie nach drastischeren Mitteln. Er beugte sich herunter und hauchte Küsse auf den Hals des Blonden. Er hörte an seinem Ohr, wie der Atem Katsuyas sich beschleunigte. Millimeter für Millimeter küsste er sich hoch bis zu der Ohrmuschel. Dann flüsterte, ja hauchte fast: „Und was, wenn ich dir einfach die Kleider vom Leibe reiße?“ Ein Keuchen, eher sich der Blonde fangen konnte. „Dann musst du sie mir ersetzen.“ Grinsend packte Seto das Hemd an einer Seite und drückte mit einer Hand auf die andere. Ein kräftiger Ruck ließ die Knöpfe in alle möglichen Richtungen fliegen. Im Blick des Blonden traf er für einen kurzen Moment auf Unglauben, doch dann wandelte sich der Ausdruck. Zu etwas Dunklem. Verbotenem. Verdorbenen. Er schälte den Jüngeren in wenigen Sekunden aus der restlichen Kleidung und zog sein eigenes Hemd mit der gleichen Gewalt aus. Seine Hände strichen über den nackten Oberkörper. Endlich! Jede Berührung seiner Fingerkuppen mit der Haut schickte einen ganzen Blitz durch seinen Körper. Er küsste währenddessen den Blonden. Fing seine Zunge und saugte daran. Ließ los und biss in die Unterlippe. In das Keuchen Katsuyas mischten sich leise Stöhne. Setos eigener Atem beschleunigte sich. Er beugte sich weiter herunter und saugte fest an der rechten Nippel. Das Stöhnen wurde lauter. Es dröhnte in Setos Ohren wieder. Hallte in seinen Gedanken wieder. Das Blut rauschte und rauschte durch seine Venen. Ungeduldig fummelte er an seiner eigenen Hose und befreite sich daraus, sowie aus der Unterwäsche. Eine Sekunde später konnte er sich nicht mal mehr erinnern, wohin er sie geschmissen hatte. Er beugte sich über den Körper des Blonden und zum ersten Mal berührten sich ihre beiden Erektionen. Setos Körper zuckte, während Katsuyas Finger sich in seine Schulter bohrten. Langsam bewegte sich der Braunhaarige vor und zurück. Rieb sein Stück an Katsuyas, während er seine Lippen auf diesen keuchenden und stöhnenden Mund legte. Ruckartig schmiss Katsuya seinen Kopf zurück, als Seto mit seiner Eichel die empfindliche Stelle am Glied des Blonden streifte. Oh, er wollte ihn so sehr. Er wollte ihn nehmen. In ihn stoßen, bis sie beide vor Erschöpfung umfielen. „Ich will dich“, raunte er mit heiserer Stimme. Der glasige Blick des Blonden klärte sich für einen Augenblick. „Mit Gleitgel kannst du mich sofort haben“, erwiderte er atemlos. Seto nickte und griff zur Seite, wo er sofort die Tube ertastete. Er richtete sich auf und öffnete diese. Er ließ einige Tropfen auf seine Finger tropfen und zerrieb das Gel. Er spürte den verlangenden Blick Katsuyas auf sich brennen und ohne Umschweife legte er die Finger an den Anus des Jüngeren. Dieser schloss die Augen und atmete wieder schwerer. Seto fing an das Gel um den Eingang herum einzumassieren, bis er schließlich mit den Fingern hineinschlüpfte. Katsuya zog scharf Luft ein. Seto drang tiefer ein. Ein Stöhnen. Der Braunhaarige spürte wie sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen. Ihm war so heiß und sein Glied zuckte heftig bei den Lauten, die der Blonde von sich gab. Gleich war es soweit. Oh ja. Er platzierte sein Glied und stieß sanft mit der Eichel an den Anus. Der Körper unter ihm wandte sich ihm entgegen und die Beine Katsuyas drückten sich noch weiter auseinander. Seto stieß zu. Ein grollendes Stöhnen entwich seiner Kehle als er eindrang. Die feuchte Wärme umschloss seine komplette Erektion. Von der Spitze bis zu den Hoden. So tief. So heiß. So guuuut. Er zog sich etwas zurück und drang wieder ein. Immer wieder. Rhythmisch stieß er zu. Er spürte wie die Spannung in ihm immer weiter anstieg, angefeuert von den leidenschaftlichen Schreien unter ihm. Von dem süßlichen Schmerz der Finger, die sich in seinen Rücken krallten. Von den Nägeln, die über seine Haut Striemen zogen. Aber vor allem waren es diese engen Wände, die sein Glied umschlossen. Seto verlagerte sein Gewicht mehr auf die rechte Seite und griff mit seiner freien Hand die Männlichkeit Katsuyas. „Seto…“, stöhnte der Blonde. Seine Stimme klang tiefer als jemals zuvor. Setos Hand bewegte sich parallel zu seinem Becken. Vor und zurück. Vor und zurück. Er merkte, wie sich der Körper unter ihm anspannte. Er hörte seinen Namen diesen sinnlichen Lippen immer öfter entfliehen bis schließlich sich die Spannung des Blonden entlud. Die Muskeln, die Setos Glied umspannten, zogen sich fest zusammen eher sie losließen. Dieser Moment war es, in dem er aufhörte zu denken. Er konnte nur fühlen. Ein Feuerwerk, das ihn erlöste. Zufrieden wischte er seine Hand am Lacken ab und ließ sich einfach auf den Blonden fallen. „Uf.“ Das war gut. Müde und benebelt schloss Seto die Augen. Kapitel 8: An vielen Orten -------------------------- Ein Strand mit einem weiten blauen Meer, auf dessen Oberfläche sich die Sonnenstrahlen spiegelten. Das weite Blau funkelte wie ein einzelner riesiger Edelstein. Menschen lachten im Wasser, während sie sich gegenseitig vollspritzten oder gegeneinander schwammen. Er lag auf dem Sand und genoss die Wärme. Über ihm sah er den blauen Himmel. Mit vielen weißen Wolken. So viele Wolken. Nur das Piepen an seinem Ohr störte die Idylle. Mit einem Mal wurde es viel kälter, als hätte jemand den Schalter umgelegt. Grummelnd tastete Katsuya um sich herum. Nach einiger Zeit spürte er endlich Stoff an seinen Fingern und zog eine Decke über seinen Körper. Wo war er? Strand. Sonne. Meer. Zufrieden rollte er sich auf die Seite. „…eins meiner Hemden und ein schwarzes eine Nummer kleiner.“ Warum Hemden an einem Strand, fragte er sich verwirrt, während der Strand vor seinen Augen immer weiter verschwamm. Schließlich öffnete Katsuya die Augen. Die Sonne drang durch das Fenster und schien ihm direkt ins Gesicht. Mit einem undefinierbaren Geräusch, das seine Unzufriedenheit wohl ausdrücken sollte, richtete er sich auf und sah sich um. Sie waren immer noch im Hotelzimmer. Seto stand an der Tür, angezogen, und steckte gerade sein Handy in die Tasche. Am Hemd fehlten einige Knöpfe. Deswegen also die Hemden. „Wen hast du angerufen?“, fragte der Blonde verschlafen. „Roland. Er ist in fünf Minuten da und bringt uns frische Kleidung. Er kann dich dann auch gleich nach Hause fahren, wenn du möchtest.“ Die Stimme klang gelassen und neutral. Dadurch brauchte Kats erst einige Momente, bis ihm die Implikation im Satz bewusst wurde. Sogleich spürte er die Wut wieder in ihm aufsteigen. „Du willst also gleich abhauen?“, grollte er mehr als er fragte. War er doch nur ein guter Fick und das war’s?! Seto schnaubte und verschränkte die Arme. „Ich muss arbeiten. Was hast du überhaupt erwartet? Eine romantische Welttour oder gleich eine weiße Hochzeit?“, entgegnete der Brünette nicht minder aggressiv. Katsuyas Finger umklammerten das Kissen neben ihm. Er hatte das dringende Bedürfnis es seinem Chef an den Kopf zu werfen. Es war Samstag, verdammt! Außerdem war er kein Prinzesschen, das wahre Liebe bis ans Lebensende wollte! Er kniff seine Augen zusammen und starrte den Größeren an, der stoisch keine Regung zeigte. Außer, dass dessen Mundwinkel leicht zuckten. Paar schöne Stunden, guter Sex und dann wieder Streit? Waren sie dazu verdammt immer wieder das Gleiche durchzumachen? War es nötig, dass sie sich anschrien? Dass Kats dem Drachen immer wieder hinterherlief? War das Setos Vorstellung von Vorspiel? Der Braunhaarige drehte sich wortlos zur Tür. Nicht schon wieder! Frustriert ließ Katsuya das Kissen los und atmete tief durch. „Seto…“ Seine Stimme war ruhig. Da war kein Flehen! Angesprochener blieb stehen, doch stand weiterhin mit dem Rücken zum Blonden. „Warte“, sagte er schlicht. Langsam drehte sich Seto zu ihm und legte den Kopf leicht schief. Katsuya seufzte und wandte seinen Blick auf den Boden. „Wir können nicht jedes Mal in Streit auseinandergehen und dann von vorne anfangen.“ Er sah wieder auf und stieß regelrecht auf eine Wand, so angespannt sah der Braunhaarige aus. Vielleicht war es auch für ihn nicht einfach? Immerhin wusste Katsuya mit Sicherheit, dass Seto in den letzten Jahren mit niemanden das Bett geschweige denn sein Herz geteilt hatte. Was redete er, der Mann führte nicht mal gelegentliche Gespräche außerhalb seiner Arbeit! Außer mit Mokuba, wahrscheinlich. Katsuya ließ seine Gesichtsmuskeln entspannen und lächelte sanft. „Wie wäre es mit Frühstück und einer Unterhaltung?“, bot er an. Es dauerte einige Minuten, in denen der Blonde einfach abwartete. Sein Herz beschleunigte sich in der Zeit. Würde das klappen? Konnte er durchdringen? Nicken. Er hatte so sehr darauf gewartet, dass er es fast übersehen hätte, doch da war ein Nicken. Katsuyas Lächeln wurde breiter. „Ich gehe schnell duschen und ziehe mir was über“ – immerhin war er immer noch nackt, wie ihm gerade bewusst wurde – „und du kannst uns schon mal Frühstück aufs Zimmer bestellen, ok?“ Ein weiteres Nicken. Das war doch schon mal ein guter Anfang. Croissants, Toast, Marmelade – Aprikose und Johannisbeere – Wurst, Käse, Reisbällchen, Tamagoyaki…Katsuya betrachtete mit glänzenden Augen den vollgestellten Tisch. Es hatte durchaus seine Vorteile mit Seto Kaiba zu frühstücken. Für einen Moment vergaß er sogar ihren Fast-Streit nach dem Aufwachen. An der Seiten standen sogar Kaffee und Orangensaft! Mit Freude setzte sich der Blonde an den Tisch und machte sich summend daran eine Scheibe des weichen Toasts mit Marmelade zu beschmieren. Seto blickte von seiner Zeitung auf und sah ihn irritiert an. „Ich genieße nur das gute Essen“, entgegnete Katsuya und fuhr unbeirrt mit seiner Tätigkeit fort. „Danke übrigens.“ Seto nickte nur und trank einen Schluck von dem Kaffee. Der Blonde hörte ein Seufzen und sah fragend zu dem Konzernleiter. „Der Kaffee ist nicht so ausgezeichnet, wie er für den Preis sein sollte. Da war deiner besser.“ Missmut schwang in der Stimme mit. „Ich weiß ja auch wie du deinen Kaffee gerne trinkst. Beziehungsweise welche Marke du bevorzugst.“ Das brachte ihm ein kleines Lächeln ein. Es war wirklich nur ein Hauch von Freude, doch es war zweifellos da. Katsuya nahm sich Zeit für das Frühstück, während Seto sich wieder der Zeitung widmete. Einerseits wollte er das wirklich gute Essen genießen und andererseits musste er sich für das anstehende Gefecht wappnen. Er wusste, dass es notwendig war, damit sie weiter kamen. Er hatte es schließlich initiiert. Doch seine angespannten Muskeln sagten ihm unmissverständlich, dass er sich nicht darauf freute. So vieles konnte schief gehen. „Also…“, begann er unsicher. Seto legte sofort die Zeitung beiseite und blickte zu ihm. Der Gesichtsausdruck des Braunhaarigen war vollkommen neutral und damit unlesbar. Nach einigen Momenten des Überlegens, entschied sich Kats, dass es besser so war. „Wir können nicht Sex haben und uns sofort danach streiten. Dann wieder im Bett landen, nur um uns danach wieder in die Haare zu kriegen.“ Seto zeigte keine Reaktion, also fuhr der Blonde fort. „Deine Worte… sie haben mich verletzt beim letzten Mal. Genauso, dass du heute einfach gehen wolltest. So übertrieben und gemein deine Worten auch waren, hattest du nicht ganz Unrecht…“ Setos Augenbraue hob sich und Katsuya erkannte leichte Irritation. Verdammt, musste er es wirklich explizit sagen? „Ich möchte mehr als nur Sex. Ich mag dich.“ Katsuya beobachtete, wie auch die zweite Augenbraue langsam nach oben wanderte und unmaskierte Verwirrung sich auf dem Gesicht Setos abzeichnete. War das wirklich so überraschend? Oh. Der Blonde ging in seinen Gedanken ihre Begegnungen noch einmal durch. Ja, er hatte nicht wirklich seine Wünsche auf einer nicht-körperlichen Ebene kommuniziert. „Ich gebe zu, mein offensichtliches Ziel, war dich zu verführen. Doch das langfristige Ziel dahinter war es dir näher zu kommen.“ „Warum?“ Setos Stimme passte zu seinem Gesichtsausdruck – völliges Unverständnis. „Wie warum?“, fragte Katsuya wiederum irritiert nach. Seto schien sich wieder zu fassen und die Neutralität kehrte auf ihren rechtmäßigen Platz zurück. „Mir war nicht bewusst, dass du mehr wolltest. Warum willst du was mit mir anfangen? Und was überhaupt?“ Katsuya nickte sich selbst zu. Ja, sie hatten es wunderbar geschafft ihre Wünsche nicht zu kommunizieren. Bis jetzt. „Nun, du bist ein starker und selbstbewusster Mensch, der einige Fähigkeiten und Wissen besitzt. Du motivierst mich damit. Du gibst mir einen Anreiz in meinem Leben und deswegen will ich dich.“ Seto reagierte wieder nicht. „Fangen wir anders an. Macht es dir Spaß mit mir zu schlafen?“ Seto nickte ohne zu zögern. „Mir auch. Hat dir das Gespräch gestern gefallen?“ Diesmal dauerte es etwas länger bis der Braunhaarige nickte. Dafür sagte er auch etwas dazu: „Es ist selten, dass mir jemand in einer Diskussion die Stirn bieten kann und eine andere Meinung vertritt ohne sofort einzuknicken oder mir Honig ums Maul zu schmieren.“ Katsuya lächelte leicht. „Genau. Mir geht es da ähnlich. Weiter im Text, gefällt es dir, dass ich in meinem Beruf hervorragend bin?“ „Natürlich. Schließlich profitiert meine Firma davon.“ Katsuya warf dem Größeren auf den Kommentar hin einen bösen Blick zu. „Ich respektiere deine Fähigkeiten auch persönlich.“ Zufrieden glätteten sich Katsuyas Gesichtszüge wieder. Der Mann ließ sich ja doch beeinflussen. „Genau deswegen konnte ich meinen inneren Schweinehund überwinden und mich ernsthaft in meine Arbeit stürzen. Ich wollte dich beeindrucken. Später stellte ich fest, dass mir die Arbeit ziemlich viel Spaß macht.“ Seto blickte ihn nachdenklich an. „Ich verstehe…“ die Worte klangen zögerlich. „Ich bin also eine Motivation für dich und eine Herausforderung. Dem kann ich aus meinem Standpunkt heraus auch zustimmen. Das Gespräch gestern war anregend und heute Nacht habe ich besser geschlafen als sonst meistens. Du entspannst mich.“ Der Blonde spürte wie seine Wangen anfingen zu glühen. Das war…das war ein erstaunlich ehrlicher Kommentar. „Und davon möchtest du mehr?“ Katsuya nickte. „Ok. Ich denke, ich auch.“ Der Blonde konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht zurückhalten. Part eins wäre damit geschafft. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und genoss es einfach zu wissen, dass seine Wünsche endlich erfüllt werden würden. Doch er war noch lange nicht fertig. „Deswegen hat mich dein Verhalten verletzt. Das möchte ich in Zukunft vermeiden. Ich mag es mit dir zu diskutieren und die meisten deiner Kommentare empfinde ich keineswegs verletzend. Doch ich brauche auch das Gefühl, dass ich mehr als ein Betthäschen für dich bin.“ Seto überlegte längere Zeit eher er antwortete, während sein Finger auf die Tischplatte klopfte. „Das kann ich nachvollziehen und akzeptiere es. Jedoch bestehe ich darauf, dass du deine Bedürfnisse, Wünsche, Probleme und sonstige Gedanken in verständlicher Weise und ehrlich mir gegenüber artikulierst. Ebenfalls wären Vorschläge wünschenswert wie ich dir das Gefühl vermitteln kann.“ Der Blonde musste aufgrund der Wortwahl schmunzeln, doch behielt er es für sich. Manche Dinge waren einfach zu sehr Seto. „Einverstanden.“ „Im Gegenzug dafür will ich keine kitschige Beziehung wie im Fernsehen. Wir machen weiter mit den Dingen, die uns beiden gefallen und revidieren unseren Status eh nach Entwicklung.“ Diesmal war es an Katsuya zuzustimmen. Das klang erstaunlich unkompliziert, musste er sich eingestehen. Vielleicht war sture Verführung mit ein bisschen Stalking wirklich alles, was es brauchte, um auf die andere Seite von Setos Mauer zu kommen? Katsuya trank seinen Kaffee während Seto dazu übergegangen war an seinem Laptop etwas zu tippen. Es herrschte Schweigen. Doch im Gegensatz zu ihrem Abendessen, war es ein angenehmes Schweigen, das der Blonde genoss. Er fühlte sich entspannt und ausgelassen. Seto und er konnten zusammen schweigen, konnten diskutieren, konnten streiten, konnten sich im Bett wälzen. Konnten ehrlich zu einander sein. Kats war es bewusst, dass es erst der Anfang war. Sie würden sich wahrscheinlich oft nicht an die eigene Abmachungen halten – das Leben konnte bei so etwas immer wieder dazwischen kommen. Der Blonde wusste auch, dass sie kein romantisches Liebespaar, das in Harmonie lebte werden würden. Eher würden sie Achterbahn fahren mit einigen ruhigen Momenten dazwischen. Doch das machte sein Leben aus – eine Herausforderung nach der anderen. Er hatte dafür gekämpft, um an diesen Punkt zu kommen und dafür waren ihm keine Mittel zu schade. Nun würde er dafür kämpfen, dass aus ihnen etwas wurde. Ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Du grinst wieder so breit“, stellte Seto irritiert fest. „Ich plane nur schon mal den nächsten Ort, an dem wir Spaß haben können. Den nächsten von vielen, vielen weiteren.“ Der Braunhaarige beugte sich zu ihm und küsste ihn. „Ohh, lass hören.“ Ein flammender Blick traf auf seine brennende Seele. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)