Black von Lunatik (Die Wirkung von Schwarz (Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 5: Im Büro ------------------ Kats seufzte und griff nach der Packung Pralinen im Regal vor ihm. Es waren keine extravaganten, luxuriösen Pralinen, was die meisten für ein angebrachtes Mitbringsel für den reichsten Mann der Stadt hielten, sondern die kleine Packung für 760 Yen, die es beim Supermarkt neben dem KC Hauptgebäude gab. Trotzdem nicht billig, schnauzte Katsuya in Gedanken. Seto, der die Marke als „billig“ abstempelte und deswegen es meist verschwieg, dass er sie mochte – wie er überhaupt die meisten seiner Vorlieben es bevorzugte für sich zu behalten – hatte einfach keine Vorstellung von einem durchschnittlichen Einkommen. Wie man als Normalsterblicher lebte – in einer Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnung mit kleiner Küche, selten einem Balkon und schon gar nicht einem Parkplatz. Wie man für 5000 Yen die Woche gut essen konnte – was immer noch viel war im Vergleich mit manchen sparsamen und ärmeren Leuten. Katsuyas Welt und Setos waren so weit von einander entfernt. Es war als würden sie auf zwei verschiedenen Planeten kreisen, dessen Laufbahnen sich niemals überkreuzten. Der Blonde schüttelte seinen Kopf angesichts seiner eigenen Gedanken. Es gab keinen Grund so pessimistisch zu sein. Er war so weit gekommen mit seinem „Boss“. Er würde auch diese Krise meistern. Er legte die Pralinen und die Marmelade auf die Theke und lächelte der Kassiererin zu. Katsuya warf einen kurzen Blick zur Kontrolle in den Spiegel, der an der Wand im Büro seiner Abteilung hing, eher er rausmarschierte. Er hatte sein Outfit sorgfältig rausgesucht. Es war weniger aufreizend als sonst. Viel mehr wollte er heute mit Stil überzeugen. Er hatte ein schwarzes langarmiges Hemd an, statt der üblichen eng anliegenden T-Shirts. Über der linken Brust war ein kleiner silberner Drache eingestickt. Dazu trug er eine schwarze Anzugshose, die locker doch genau passend an seinen Beinen lag. Der Blonde warf ein strahlendes Lächeln Setos Empfangsdame zu, die ihm zunickte. Dies war ihr „geheimes“ Zeichen, dass Seto gerade alleine in seinem Büro war. Und nicht gestört werden wollte – aber das wollte er nie. Wieso arbeitete Seto eigentlich weiter, obwohl es ihm offensichtlich keinen Spaß machte und er inzwischen ein ausreichend großes Vermögen besitzen dürfte? Er könnte sich mit dem Geld bestimmt problemlos auf irgendeiner Insel für den Rest seines Lebens absetzen. Oder um die Welt reisen. So ungefähr hundert Mal. Kats klopfte kurz, eher er die Tür einfach öffnete und mit sicherem Schritt das Büro betrat. Seine Schultern hingen entspannt nach unten, doch sein Rücken war gerade. Er wusste, dass er damit ungezwungenes Selbstbewusstsein ausstrahlte. Kaiba blickte von seinem Bildschirm auf und seine Lier verengten sich zu misstrauischen Schlitzen. Welch eine typische Reaktion. Innerlich holte Katsuya tief Luft und schloss die Tür hinter sich wieder. Er wusste, dass seine Aufregung und Unsicherheit nur in seinem Kopf waren. Kein Fünkchen davon würde der Außenwelt verraten werden. Manchmal war er sicher, dass er eine bessere Körperbeherrschung als Kaiba hatte. Dieser war nur extrem gut darin wie ein abweisender Eisblock in stets Sturmwetterlaune auszusehen. Und Leute angiften. Das konnte er wahrlich gut. Katsuya erlaubte sich den Hauch eines Lächelns bei diesem Gedanken. Das hatte ihn doch früher auch nie gestört. Mit graziösen, langsamen Schritten ging er zu Setos Schreibtisch und lehnte sich auf die Kante, genau an den Platz, wo er erst vor wenigen Wochen gelehnt hatte. Setos Art konnte ihm doch vorher nie seinen Willen nehmen. Warum hatte die Abweisung ihn diesmal so aus der Fassung gebracht? Nur weil er und Seto endlich intim geworden waren? Katsuya wusste, dass er irgendwo tief drin auf eine wunderbare Veränderung gehofft hatte. Doch er musste mit der Realität leben und arbeiten. Er wollte Seto. Er mochte Seto. Er würde ihn bekommen. Der Blonde legte die Packung Pralinen auf den Tisch vor Seto. Die blauen Augen starrten ihn immer noch an und flackerten nur kurz zu dem Geschenk, um gleich wieder zu Katsuyas Gesicht zurückzukehren. „Ich bin nicht nachtragend“, sagte Seto schließlich. Keine Entschuldigung. Kein Danke. Die schiere Überzeugung, Katsuya müsste sich als einziger verantworten. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er streichelte sanft über die Wange seines Chefs. So war es nun mal. „Gut“, erwiderte er schlicht und beugte sich herunter, um einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen. Es war nicht mehr als eine flüchtige Berührung. Eine starke Hand griff nach seinem Kinn und zog ihn zu Setos Mund. Hart pressten sich Lippen auf seinen Mund. Lieblos und Besitzergreifend. Ein Schauer jagte über Katsuyas Rücken. Er wurde noch nie so fest gehalten. Sogleich wurde er losgelassen. Katsuya betrachtete die blauen Augen diesmal genauer und versuchte den Blick einfach zu sehen. Die Mimik auf Setos Gesicht aufzufassen, ohne dass seine eigenen Wünsche oder Ängste ihn dort Dinge sehen lassen, die es gar nicht gab. Er fand keine Herablassung, keine Ablehnung. Eine starre Maske. Doch vielleicht war es nicht mal eine Maske. Vielleicht war diese ausdruckslose Neutralität ja normal? Katsuya lächelte. Er würde es herausfinden. „Sie müssen weiter arbeiten, mein Drache“, brach der Blonde die Stille in seinen gewohnt provokativen Ton. Der Brünette schnaubte und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. „Ich gehöre immer noch mir selbst.“ Katsuya kicherte und erhob sich wieder. „Natürlich“, stimmte er in einem süffisanten Ton zu. Als er schon bei der Tür war, sprach Seto wieder. „Heute Abend Essen gehen?“ Wie immer war das Fragezeichen am Ende des Satzes reine Formalität und implizierte keine wirkliche Frage. Kats nickte. „Um acht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)