Spardas and Evas Story von Zuko13 (Wie alles Begann) ================================================================================ Prolog: Der Mann im Lila Mantel ------------------------------- Ein großer Mann im dunkel Lilanen Mantel stand vor einem Schaufenster eines Elektroladens und schaute die stummen Nachrichten in einem der angebotenen Fernseher an. Der Wind spielte mit seinen silbernen Haaren, die er nach hinter gelegt hat. Seine eisblauen Augen starrten direkt auf den Bildschirm, wo gerade ein Kriegsgebiet gezeigt wurde. Der Mann seufzte und drehte sich weg um zu gehen. Dabei stieß er versehentlich mit eine Jugendlichen zusammen, der mit seinen Kumpels unterwegs war. „Hey Alter! Pass mal auf wo du hin gehst.“ „Verzeihung, war nicht exta.“ sagte der Mann entschuldigent und senkte den Kopf. „Als ob das reicht.“ sagte der Jugendliche mit den Igelhaaren und seine Begleiter fingen an zu lachen. „Du hättest mich schwer verletzen können.“ der Junge schubste den Mann. „ Du hättest einen meiner Freunde verletzen können.“ er schubste den Mann erneut. „Da ist eine Entschädigung fällig, kapiert.“ sagte der Jugendliche und wollte den ältern Mann wieder schubsen. Dieser wich jedoch blitzschnell aus und genauso schnell verdrehte er dem Jungen den Arm. Den überraschten Freunden schenkte er nur einen eiskalten Blick, dann schubste er den Jungen zu seinen Freunden. Diese bevorzugten sich so schnell es geht zu verdrücken. Der Mann seufzte wieder, schloss die Augen und ließ die Geräusche der Nacht auf sich einwirken.Weinen,Schüsse, Sirenen, Schreie und Kampfgeräusche. Die Menschen sind so armselig. Sie zerstören sich selbst und wissen kaum was vor der wirklichen Gefahr. Der Mann öffnete wieder die Augen. Warum hatte er sie gerettet? Warum opferte er seinen Status, seine Macht und nahe sein Leben, um jemanden zu retten dem das alles egal ist,dem sein Leben nix wert ist, der sich selbst zerstört? Warum kämpft er immer noch für sie? Er wusste es nicht mehr. Der legendäre Dark Knight Sparda hatte den Grund für sein Handeln vergessen.Er wusste nicht ob er das richtige tat er tat es einfach,aber warum?? Kapitel 1: Eva (das erste Mal) ------------------------------ Ein Blitz erhellte die Umgebung. Eine junge Frau schaute in den dunkel gewordenen Himmel. Donner rollte über die Schau platz. Die Frau wickelte sich stärker in ihren Mantel ein und hielt ihre langen, blonde Haare davon ab, ihr ins Gesicht geweht zu werden, während sie auf die zwei Grabsteine runter schaute. Das eine war deutlich älter und gut gepflegt, mit einer Vase frischer roter Rosen. Das andere Grab war junger. Höchstens ein Paar Tage alt, mit einem Holzkreuz und vielen Kränzen. „Wo auch immer ihr jetzt seid, ich hoffe ihr seid zusammenund Glücklich.“ flüsterte die Frau und holte aus der Tasche einen Bilderammen und stellte es zwischen die Gräber. Das Bild zeigte ein glückliches Ehe-Paar. Die junge Frau richtete sich auf als hinter ihr der Blitz wieder den Himmel erhellte. Sie schaute noch kurz auf das Bild und drehte sich dann weg. Mit langsamen Schritten ging sie den Pfad zwischen den Gräbern entlang. Mit der rechten Hand wischte sie sich stumme Tränen aus dem Gesicht. Sie hatte sich geschworen stark zu sein. Sie war jetzt ganz allein auf der Welt. Ihre Eltern wurden umgebracht. Die Mutter vor neun Jahren und der Vater erst vor fünf Tagen. Verantwortlich für ihren Tod waren Dämonen. Die meisten sagen, dass es Unsinn ist und dass so etwas nur ihrer Fantasie entspringt. Und wenn sie es der Polizei erzählt, würden sie sie zum Psychiater schicken. Die Legende über den Dark Night Sparda, der die Menschheit vor dem Untergang rettete indem er seine eigenen Gefährten verriet, war heute noch sehr gängig. Doch nur wenige glauben daran. Hauptsächlich die Dämonenjäger, so wie sie. Die Legende besagt, dass Sparda das große Tor zur Hölle versiegelt hat, doch es schaffen immer wieder Dämonen in die Menschenwelt zu gelangen und Grauen zu verbreiten. Die Menschen mittlerweile wissen nichts davon und sind damit in noch größerer Gefahr. Die Dämonenjäger versuchen die Menschen zu retten und die Anzahl der Dämonen zu verringern. Der Job ist alles andere als gut bezahlt und angesehen. Die Dämonenjäger sterben und keiner weiß von ihre Heldentaten. So war es auch als ihre Mutter starb, die tausende rettete und schließlich von einem Dämon ermordet wurde. Die junge Frau griff unter ihren Mantel und streifte über eine der Pistolen, die an ihren Hüften angebracht waren. Ebony und Ivory, die Zwillingspistolen, die ihrer Mutter gehörten. Es war mittlerweile neun Jahre her, dass an dem Tag an dem ihre Mutter starb, sie, Eva, zu Dämonenjägerin wurde. Jeremi, ein alter Freund ihrer Mutter hatte sie ausgebildet. Ihr Vater wusste nichts davon. Sie wollte ihm keine Sorgen bereiten, doch er ahnte etwas. Er hatte ihr nichts gesagt, nicht mal als er in ihren Armen starb. Warum die Dämonen ihn angegriffen haben, war Eva unklar. Vielleicht wegen ihr. Sie seufzte. Jedenfalls war sie jetzt ganz allein auf der Welt und der einzige, der ihr noch mehr oder weniger nahe stand war Jeremi und zuerst wollte sie zu ihm. Danach wollte sie denjenigen finden, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Als es endlich zu regnen anfing, saß Eva in der Straßenbahn und war unterwegs zu Jeremi. Als Eva endlich vor Jeremis Tür stand, war sie völlig durchnässt und zitterte am ganzen Körper. Jeremi lebte in einem Haus einen ganzen Block weit von der letzten Haltestelle. „Ich hätte lieber ein Taxi nehmen sollen.“ flüsterte Eva und klopfte. Es kam nichts. Sie klopfte erneut. „Ist er etwa unterwegs?“ fragte sie sich und schaute sich um. Auf dem Flur war keiner. Eva sprang hoch und schob eine Deckenplatte zur Seite. Ein Schlüssel viel herunter. „Einfallslos.“ sagte Eva und hob den Schlüssel auf. In wenigen Sekunden war sie schon in der Wohnung. „Wow, hier war wohl eine große Party zu Gange.“ meinte sie als sie über umgeworfene Möbel und zersplittertes Glas stieg. Auf dem Weg zog sie ihre Pistolen raus. Vorsichtig untersuchte sie die Zimmer. Im Schlafzimmer war das Fenster zerbrochen und auf dem Gitter der Feuertreppe war Blut. „Heute ist es mir wohl nicht gegönnt trocken zu bleiben.“ flüsterte Eva und rannte die Feuertreppe herunter. Unten angekommen lief sie der Blutspur entlang zu einer Hintergasse. Dort waren einige Dämonen der niederer Ränge und einer ganz in Schwarz und ohne Gesicht war wohl der Chef da. Er beugte sich über einen mit Blut überströmten Mann, der wohl Jeremi war. Ohne lange zu überlegen, feuerte Eva auf den Dämon ohne Gesicht. Dieser zerfiel zu staub. Die anderen Dämonen griffen Eva an, doch sie wich geschickt aus und versetzte die ganzen Magazine in die Dämonen. Als der letzte Gegner zur Staub zerfiel, lief Eva zu dem Mann. „Jeremi!“ rief Eva als sie neben ihn kniete und vorsichtig seinen Kopf in ihren Schoß legte. Jeremi sah furchtbar aus. Zahlreiche gerissenen Wunden und Kratzer übersähten seinen Körper. Am schlimmsten sah aber die linke Hälfte seines Oberkörper aus. Dort wo er ein Tattoo in Form eines Drachen hatte, hatte sich die Haut aufgeblasen und drohte zu platzen. „Eva..“ flüsterte Jeremi kaum hörbar. Eva senkte ihren Kopf, um etwas zu verstehen. „Fanden...das Mal ... Beschütze es.. Du musst .. diesen Mann... finden .. Man sagt.. er.. ist der .stärkste Jäger..die Tore werden.... “ Jeremi sprach nicht zu ende und schaute Eva nur mit leeren Augen an. Eva kniff die Augen zu. Jetzt war sie endgültig ganz allein auf der Welt. Sie öffnete die Augen und atmete aus. Sie schloss Jeremis Augen. „Tja was ich aber tun soll, ist mir ein Rätsel, verzeih.“ Eva schaute sich um und sah Jeremis Waffe. Sie stand auf und hob diese auf. Plötzlich ertönte ein Kreischen von dem Platz wo Jeremi lag. Eva drehte sich schnell um und konnte sehen, wie die Flugbestie sich von Jeremi Haut erhob und in der Luft schwebte. Danach schoss sie auf Eva zu. Eva schoss, doch die Kugeln gingen durch die Bestie durch. Inzwischen war die Bestie bei Eva angekommen und krallte sich in ihre Schulter. Den langen Schwanz umwickelte sie um Evas Oberarm. Eva versuchte sie abzuschütteln, doch ihre Schulter begann plötzlich stark zu brennen bis der Schmerz unerträglich wurde. Eva schrie auf und wurde bewusstlos. Kapitel 2: Neuer Körperschmuck ------------------------------ Als Eva zu sich kam, war der Regen bereits vorbei. Sie lag in einer Pfütze und zitterte wegen der durchdringlichen Kälte. Vorsichtig stand sie auf und schaute sich um. Keine Dämonen und auch die Flugbestie war nicht mehr da. Evas Schulter brannte und sie rieb sie mit der Hand. Abgesehen davon war sie unverletzt. Die Jägerin versuchte so gut es ging ihre Gedanken zu ordnen und die Gefühle zu verdrängen, wenigstens bis sie in Sicherheit war. Sie drehte sich zu Roland. „Es tut mir Leid, alter Freund“, sagte sie mit zitternder Stimme und verließ die Hintergasse. Zu Fuß ging sie zu ihrem Haus. Unterwegs hielt sie bei einer Telefonzelle an und rief die Polizei. Natürlich anonym. Wenigstens das wollte sie für Roland tun. Sie wollte nicht, dass er dort alleine liegenbleibt und als Insektenfutter oder Essen für hungrige streunende Tiere endet. Obwohl als Insektenfutter würden alle irgendwann enden, doch für seinen Freund wünschte sie, dass es dann anständig passiert, unter der Erde, wie es sich gehört. Eva verließ die Telefonzelle und ging weiter, wobei sie versuchte so wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wie in ihrem Zustand nur möglich war. Vergebens versuchte sie sich in den völlig durchnässten Mantel einzuwickeln, um sich aufzuwärmen. Die Kälte reichte ihr bis ins Knochenmark. Eva schaute in den grauen Himmel, seufzte schwer und beeilte sich in ihre Wohnung zu kommen. Als Eva ihr Mehrfamilienhaus aus rotem Stein erreichte, atmete sie erleichtert aus. Im Hausflur war niemand. Selbst ihre gesprächige Nachbarin Mamisita, die üblicherweise sich ständig im Flur aufhielt, um mit den Nachbarn zu tratschen, war heute nicht da. Es war Eva nur recht. Sie war nicht in der Stimmung etwas zu erklären. Und dass sie viel erklären müsste, war ihr klar, denn sie war sich sicher, dass sie genauso schlimm aussah, wie sie sich fühlte. Da ihr das glücklicherweise erspart blieb, schloss sie schnell ihre Wohnungstür auf und verschwand dahinter. Erschöpft lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Eingangstür und schaute aus dem riesigen Panoramafenster ihrer Einzimmerwohnung. Erst nach einer ganzen Weile wandte Eva den Blick von der blutroten, untergehenden Sonne ab und ging ins Bad. Unterwegs warf sie ihre Kleider ab und stieg sofort unter die Dusche. Die heißen Wasserstrahlen wärmten sie und die Tropfen vermischten sich mit ihren Tränen. Ihr wurde früh beigebracht, dass Tränen nicht helfen, doch trotzdem konnte Eva diese nicht unterdrücken. Sie wollte schreien vor Wut und Schmerz. Mit der Faust schlug sie mehrmals auf die geflieste Wand ein, bis ihre Knöchel zu bluten anfingen. Der physische Schmerz vermischte sich mit dem seelischen. Eva rutschte an der Wand der Dusche runter und blieb regungslos sitzen, während das warme Wasser auf sie fiel und sich weiterhin mit stummen Tränen mischte. Erst nach ungefähr einer Stunde beruhigte sich Eva und als sie endlich aus der Dusche stieg, hatte sie ihre Fassung wieder und war sie selbst. Nur etwas trauriger als üblich, doch es war niemand mehr da, um dies zu bemerken. Als Eva nach dem Handtuch griff, erwartete sie eine Überraschung. Ihre linke Schulter schmückte eine Tätowierung. „Was zum...“, sagte Eva laut und eilte zum Spiegel. Sie wischte mit der Hand über die beschlagene Oberfläche, um klare Sicht zu kriegen. „Wow!“, brachte sie nur heraus, als sie ihren neuen Körperschmuck anschaute. Die Flugbestie, die Evas Meinung nach einem Drachen ähnelte, war dieselbe, wie bei Roland. Die, die sich auf sie stürzte. Eva strich über die Schulter mit der anderen Hand. Die Haut war glatt und schmerzte auch nicht mehr. „Unter anderen Umständen, würde ich sagen, dass es eigentlich extrem cool aussieht.“ Eva schaute sich wieder von allen möglichen Winkeln an. Die Bestie saß auf ihrer Schulter, den langen Schwanz um ihren Oberarm gewickelt und der starke Kopf ruhte in der Halsbeuge. Eva zog sich an und verließ das Bad. Sie schmiss sich auf das große Bett und drehte sich zum Fenster. Schlafen konnte sie nicht. Die ganzen Ereignisse des Tages und insbesondere Rolands Worte gingen ihr durch den Kopf. Diese warfen die meisten Fragen auf. Eins war Eva klar, die Bestie war kein einfaches Tattoo. Sie hatte irgendeine Bedeutung, die sie herausfinden musste. Vielleicht war das auch, was Roland von ihr wollte. Entschlossen es so schnell es geht heraus zu finden, schlief die junge Jägerin schließlich doch ein. Kapitel 3: Die Bar ------------------ Als Eva aufwachte, war es noch mitten in der Nacht. Die Uhr auf der Kommode zeigte, dass es kurz nach drei war. Seufzend setzte sich die junge Frau auf und schaute aus dem riesigen Fenster. Die Stadt war in Dunkelheit gehüllt. Nur wenige Laternen und leuchtende Werbetafel erhellten die Straßen. Die Wohnung der jungen Jägerin lag in einem ruhigen Viertel und so waren die einzigen Geräusche der nächtlichen Stadt, das Vorbeirauschen von den seltenen Autos. Eva stand auf und legte ihre Hände und ihre Stirn auf das kalte Glas. Diese Ruhe war nur an der Oberfläche. Irgendwo dort unten lagen gefährliche Wesen auf der Lauer und warteten auf ihre Opfer. Seufzend schloss die junge Frau die Gardinen und machte das Licht an. Die Nacht war die Zeit der Monster und der Jäger. Wenige Minuten brauchte Eva, um sich fertig zu machen. Sie zog ihre schwarze Hose und einen leichten, schwarzen Rollkragenshirt an. Die Jägerin überprüfte ihre Waffen, nahm ihren langen, roten Mantel und verließ die Wohnung. Die Nacht begrüßte Eva mit einer kühlen Brise. Die Regenwolken verzogen sich und so konnte man hier und da die Sterne sehen, die kleinen Eiskristallen ähnelten. Je näher die Jägerin dem Zentrum der Stadt kam, desto lauter wurde es. Schüsse, Sirenen und Geschrei waren mittlerweile nichts Ungewöhnliches. Ein kaum vernehmbares Knurren ließ Eva aufhorchen. Vorsichtig umfasste sie die Handgriffe ihrer Pistolen. Sie bog in eine dunkle Sackgasse ein und drehte sich um. Nichts war zu sehen, doch sie wusste genau, dass etwas da war. Wahrscheinlich ein Dämon niederen Ranges, der einfach seinen Hunger stillen wollte. „Komm schon Baby! Mami hat nicht ewig Zeit!“, sagte sie und zog ihre Zwillingspistolen raus. Mit einem ohrenbetäubenden Schrei stürzte sich die Kreatur auf Eva. Doch die Jägerin sprang zur Seite, machte eine Rolle und schoss. Jeder Schuss war ein Treffer und in den nächsten Sekunden zerfiel der Dämon zu Staub. Eva richtete sich auf und versteckte ihre Waffen. Ohne sich umzusehen verließ sie die Gasse und ging weiter Richtung Zentrum. Die stummen Nachrichten in dem Schaufenster eines Elektroladens weckten Evas Interesse und sie blieb stehen. Im Fernseher lief gerade ein Bericht über die Rettung einer Familie aus dem Feuer. Als die Familie und der Feuerwehrmann, der diese rettete, gezeigt wurden, lächelte die Jägerin. Jeder half so wie er konnte. Und sie konnte helfen, indem sie die Menschen vom Bösen beschützte. Eva streckte sich, drehte sich um und ging weiter. Sie hatte heute noch was zu erledigen, neben der Jagt. Das alte, graue Gebäude mitten im Zentrum unterschied sich deutlich von den anderen. Es war übersät mit Rissen und war nicht erhellt. Die leuchtenden Namensschilder und Werbetafeln gab es dort auch nicht. Doch genau dieser Ort war Evas Ziel. Im Keller dieses Gebäudes war eine Bar, die oft von den Jägern besucht wurde. Die schwere Eisentür quietschte, als die junge Jägerin sie öffnete. Leise Jazzmusik drang aus den Lautsprechern. Der Raum war voll mit Zigarrenrauch und Eva musste husten. Sie ging direkt zur Theke an den kleinen, runden Tischen vorbei. Auf Kommentare von den angetrunkenen Besuchern reagierte sie nicht. „Wen sehe ich denn da? Eva, höchstpersönlich. Wo hast du denn so lange gesteckt?“ Der ältere Barkipper lächelte Eva an, ohne sich von seiner Beschäftigung, dem Reinigen von Gläsern, abzulenken. „Was glaubst du?“, fragte die junge Frau zurück und setzte sich. Sie schaute auf eine große Pinnwand neben dem Regal. Darauf waren Fotos der Jäger, die ihr Leben im Kampf verloren hatten, angebracht. Eva kannte keinen einzigen Jäger, der einfach nur an Altersschwäche starb. Das Bild ihrer Mutter, die Eva ungemein ähnelte, war auch dort. „Hast du ein Bild von Roland? Er verdient auch einen Platz an deiner Ehrentafel.“ Überrascht starrte der Barkipper sie an. „Nein! Er war doch gestern noch hier!“ „Oh, doch, Denny. Es hat ihn auch erwischt“, seufzte Eva. „Kommst du klar? Du hast doch erst vor kurzem deinen Vater verloren.“ Denny schenkte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein Glas ein und reichte es Eva. Diese ignorierte seine Frage. Was sollte sie auch antworten. Natürlich kommt sie klar. Es blieb ihr nichts Weiteres übrig. „Geht aufs Haus.“ Die Jägerin trank das Glas in einem Zug leer. Der Barkipper seufzte. „Unfassbar.“ „Tja, so ist das Leben der Hübschen und Gefährlichen. Sag mir lieber, hatte Roland etwas erwähnt, als er hier war?“ Denny hielt einen Moment inne und nickte dann. „Ja in der Tat. Er hatte etwas von dem stärksten Jäger geredet und dass er seine Hilfe braucht. Er hatte mir noch den Zettel gezeigt mit der Adresse. Er sagte noch etwas über Legenden aber ich habe nicht wirklich zugehört. Du weißt ja er mag ... mochte lange über solche Themen erzählen.“ Bei dieser Bemerkung musste Eva lächeln. In der Tat liebte Roland alles über Sagen und Legenden. „Hast du dir zufällig die Adresse gemerkt?“ Denny schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir Leid.“ „Schon gut.“ Wenn Roland sich die Mühe gemacht hatte und die Adresse notierte, dann hatte Eva eine Ahnung, wo der Zettel jetzt sein könnte. „Danke dir, Denny. Bis zum nächsten Mal.“ Der Barkipper nickte und sah zu wie die junge Jägerin die Bar verließ. Kapitel 4: Tony --------------- Draußen begann es wieder zu nieseln. Eva hielt ein Taxi an und nannte Rolands Adresse. Wieder durchnässt zu werden, gehörte nicht zu ihren Plänen für diese Nacht oder schon eher Morgen, denn die große Uhr auf dem Bankgebäude zeigte, dass es bereits kurz nach vier war. Als das Taxi vor Rolands Haus stehen blieb, bemerkte Eva einen Polizeiwagen, der kurz vor der Hintergasse, wo Roland gestorben war und die nun mit dem gelben Band abgesperrt war, parkte. Die junge Frau reichte dem Fahrer das Geld und ging ruhig zum Gebäude, um so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich zu erregen. Zum Glück war die Eingangstür nicht abgesperrt und Eva gelang es problemlos die Wohnung zu erreichen. Die Wohnungstür war mit einem Aufkleber versiegelt. Aus dem Stiefel holte Eva ein Messer heraus und durchschnitt das Papier, wonach sie die Tür öffnete. Diese quietschte etwas und Evas Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Unzählige Male hatte sie diese Tür geöffnet und wurde dann herzlich von ihrem Freund begrüßt. Er hatte immer einige Scherze auf Lager. Er zog sie immer erst in die Küche und versuchte sie mit seinem Spezialgericht des Tages zu vergiften. Roland konnte nicht kochen, versuchte es aber immer wieder. Eva betrat die Wohnung und ging gleich ins Bad, wo Roland ein Versteck hatte. Er hatte es ihr mal gezeigt, als er verletzt war und sie daraus einen magischen Heilungsorb holen musste. Das Badezimmer war klein mit gefliesten Wänden. Platz war nur für die Toilette, einen kleinen Waschbecken und eine Badewanne, über welcher sich knapp an der Decke ein kleines Fenster befand. Eva ging in die Hocke vor der Badewanne. Unter dieser waren einige Fliesen locker und Eva holte diese heraus. Ein Hohlraum wurde sichtbar, jedoch war dieser leer. Wahrscheinlich hatte die Polizei diesen entdeckt. Eva grinste. Sie waren diesmal wirklich nicht schlecht und vor allem schnell. Doch die Polizisten wussten sicher nicht, dass dieses Versteckt nur eine Ablenkung war. Roland bewahrte dort seine Munition auf und noch weiteren unwichtigen Zeug. Sicher ist sicher, sagte er immer und so hatte er noch einen Versteck. Eva stellte sich auf den Rand der Badewanne und öffnete das kleine Fenster. Dann zog sie sich an dem Rahmen hoch, so dass ihr Oberkörper draußen war. Mit einer Hand tastete sie oberhalb des Fensters und fand schließlich den gesuchten Stein. Vorsichtig zog sie ihn heraus und steckte ihre Hand in die entstandene Öffnung. Dort waren eine Plastiktüte und einige Orbs, die Eva auch gleich herausholte. Die Orbs versteckte sie in ihren Taschen und mit der Plastiktüte ging sie zum großen Ledersessel, der jetzt umgekippt im Raum lag. Eva stellte ihn auf und setzte sich in diesen Sessel. Es war Rolands Lieblingsplatz. Immer wieder scheuchte er Eva weg, sobald sie sich da rein setze. Auch das würde er nicht mehr tun. Eva seufzte, öffnete die Tüte und holte den Inhalt ans Licht. Dort waren einige Papiere, die sich als Briefe an seine Geliebte herausstellten, einige Fotos und ein kleiner Zettel mit einer Adresse. Zuerst betrachtete Eva die Fotos. Auf den meisten Bildern war Roland mit einer hübschen schwarzhaarigen Frau zu sehen. Beide schienen glücklich zu sein. Als Eva das nächste Foto in die Hand nahm, konnte sie die Tränen nicht mehr unterdrücken und schluchzte leise. Das Foto zeigte Roland mit einer grünäugigen Blondine und einem kleinen blondem Mädchen. Eva strich mit dem zitternden Finger über das Bild. Sie konnte sich sehr gut an diesen Tag erinnern. Es war ihr erstes Treffen mit Roland. Ihre Mutter hatte sie mitgenommen und Roland schenkte ihr damals einen Teddy. Die junge Jägerin wischte ihre Tränen weg. Sie hatte keine Zeit, sich gehen zu lassen. Sie musste mehr über dieses Mal, von dem Roland gesprochen hatte, erfahren und den letzten Wunsch ihres Freundes erfühlen. Sie stand auf und legte die Briefe und die Fotos auf den Sessel, damit die Polizei diese finden konnte. Dann würde sicher diese Frau auf den Bildern gefunden werden. Das Foto von ihrer Mutter und Roland steckte sie in die Innentasche des Mantels und wandte sich dem Zettel zu. Eva las die Adresse und runzelte die Stirn. Diesen Ort kannte sie nur zu gut. Sie steckte den Zettel in die Tasche und verließ die Wohnung. Nach ungefähr zwanzig Minütigen Fußmarsch erreichte Eva die gesuchte Adresse. Es war ein Pfandhaus mit dem großen Aushängeschild ‚Tonys Pfandleihe‘. In den vergitterten Schaufenstern lagen die verschiedensten Artikel, vom vergoldenden Kugelschreiber bis zu einem großen Kontrabass. Diesen Laden und den Besitzer Tony kannten alle. Polizei, Ganoven, Mafia und die Jäger suchten öfters Hilfe von diesem kleinen Kriminellen, den solch einen guten Informanten wie ihn, gab es nirgendwo. Für bestimmte Summe konnte Tony jede Information besorgen, die man gerade brauchte. Seine Kontakte reichten scheinbar bis zur Unterwelt. Außerdem war er ein guter Lieferant und versorgte die Jäger mit magischen Gegenständen, Waffen und Munition. Wenn Roland wirklich diesen legendären Jäger suchte, war es kein Wunder, dass er Tony besuchte. Eva öffnete die Ladentür, die eine an der Decke angebrachte Glocke berührte. Das Klingeln dieser Glocke informierte den Besitzer, dass ein Kunde da war. Dass der Laden um diese Zeit offen war, überraschte Eva überhaupt nicht, denn die meistens Kunden dieses Ladens bevorzugten die nächtlichen Stunden. Während Sie auf Tony wartete, schaute sich Eva um. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Besuch hier geändert. Dieselben braunen Wände mit angebrachten Regalen, die mit allem Möglichen vollgestellt waren. Dieselbe Decke mit flackernden Neonröhren. Und auch dieselbe verzierte Theke, an die sich Eva gerade anlehnte. „Was für eine Überraschung! Eva!“, erklang es und ein dünner Mann mit schwarzen Locken, kam aus dem Hinterzimmer. Er trug einen dunkelblauen Anzug und dazu einen schwarzen Hut. Immer wenn Eva ihn sah, dachte sie, dass er zu viel von den alten Mafiafilmen gesehen hatte. „Du bist so schön wie immer, signorina!“ Tony lächelte, nahm Evas Hand und küsste diese. „Womit kann ich dir dienen?“ Sich anschmeicheln konnte er gut. Eva schaute ihn ernst an. „Ich brauche Informationen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)