Bis in die Ewigkeit von Kyrethil (Eine Geschichte mit drei Enden) ================================================================================ Kapitel 6: "Seit Tagen schon dreht sich alles im Kreis, ich kann nicht mehr sagen, was ich von dir weiss. Heute ist gestern und morgen vorbei und alles wird anders, denn wir sind allein." ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Tom x Robin - Das zweite von drei möglichen Enden Wieso fragte er ihn das? Und überhaupt.. wie zum Geier sollte er antworten? Tom spürte, wie sein Herz immer schneller klopfte, während er verzweifelt nach einer Antwort suchte. Das war der Moment und auch wieder nicht. „Wa.. warum fragst du das?“, stammelte er. Robins dunkelbrauen Augen schienen sich in ihn zu bohren. „Na, weils mich interessiert. Du hattest noch nie eine Freundin, du erzählst auch nie, dass du irgendein Mädchen toll findest. Ich hab grad mit Nele schlussgemacht, weisste ja.“ Tom nickte nur. Dann blickte er Robin an und nahm seinen Mut zusammen. „Ja, ich war mal verliebt.“ „Echt?“ Robin wirkte interessiert. „Ja.“, kam es Tom nur noch knapp über die Lippen. Seit Tagen schon dreht sich alles im Kreis Ich kann nicht mehr sagen, was ich von dir weiß Heute ist gestern und morgen vorbei Und alles wird anders, denn wir sind allein Er musste an Revolverheld denken, an ihr Lied „Wir könnten die Grössten sein“. Innerlich summte er die erste Strophe mit, während er Robin anblickte, der den Braten sofort roch, und ihn begann, auszufragen. „In wen denn? Hast du mir gar nie erzählt. Irgendwie.. reden wir weniger miteinander als früher. Warum hats nicht geklappt? Hat sie dich nicht gemocht?“ „Ich bin immer noch verliebt. Aber ich weiss nicht, ob derjenige meine Gefühle erwidert.“ „Das ist aber scha.. Moment mal.. Derjenige?“ Robin begriff erst nach einigen Sekunden, was Tom gerade gesagt hatte. „Das bedeutet du bist..?“ „Schwul. Ja.“ Tom wagte es nicht, Robin anzusehen, und fixierte die gegenüberliegende Zimmerwand. „Oh“, kam es nur über Robins Lippen, als er einige Zentimeter Abstand zwischen sich und Tom brachte. „Das wusst ich nich, Mensch.. Warum hast du es mir nicht gesagt..?“ „Was denkst du denn.. Ich hatte Angst. Ich hab Angst. Ich habs noch nicht einmal meinen Eltern erzählt, obwohl die tolerant sind.“ „Ähm...“, er konnte spürten, wie unangenehm es Robin war. Oder interpretierte er zu viel mit hinein? „Krass.. Hätt ich irgendwie nicht gedacht“, nuschelte Robin, und sein Blick wanderte zur Tür. Tom rollte mit den Augen. „Bloss weil ich Männer mag, heisst das nicht, dass ich über dich herfalle wie ein irrer Vergewaltiger, Robin.“ Robin musste kurz grinsen. „Ja, sorry, is nur grad etwas ungewohnt. Wer weiss es noch?“ „Niemand“, murmelte Tom, und zog die Beine etwas enger an. „Echt jetzt? Das muss ziemlich hart sein, hm?“ Robin sass wieder etwas lockerer da, und schien eine Art kindliche Neugier für das Ganze zu zeigen. „Also stehst du so richtig auf Männer? Auf Schwänze?“ Tom wurde rot. „Das gehört auch dazu.“ „Krass, echt.. Und warum hast du es noch niemandem gesagt?.“ „Sagte ich doch grad. Weil ich Angst hab.“ „Aber heutzutage ist das doch nichts ungewöhnliches mehr, mein ich. So viele sind ja schwul. Sogar Stars und so. Dieser Ricky Martin hat sich doch letztens.. wie sagt man das? Geoutet. Genau. Geoutet. Der mit den zwei Zwillingen. Also nicht dass ich diese Art Musik mögen würde, aber er hats halt gesagt. Naja gut, er hat auch an die 20 Jahre gebraucht, um sich zu trauen, obwohl er..“ Robin gestikulierte mit den Händen, plapperte weiter. Tom konnte nur vermuten, dass der sonst eher coole Robin gerade etwas überfordert war mit der Situation. Und dann war es ganz einfach. Robins Hände fuhren durch die Luft, seine Lippen öffneten und schlossen sich beim Reden. Es war ganz einfach. Er würde jetzt seine Gewissheit finden. „Robin“, sagte er. Robin hörte auf zu plappern, und blickte ihn an. „Ich bin in dich verliebt.“ Robin setzte an, etwas zu sagen, schloss den Mund dann aber wieder. Er starrte Tom nur an, der immer noch die Hände um die Beine geschlungen hatte. Dann kratzte Robin sich im Nacken, blickte etwas verlegen drein. Sein Körper spannte sich an, und er bekam nur ein „Äh“ zustande. Er stand auf, blickte zu Tom. „Also.. ich.. ehm.. Du weisst, ich steh auf Mädchen..“ Tom nickte nur. „Ich weiss“, sagte er leise. Jeden Tag sah er es. Er sah, wie er die Zunge in den Hals dieser hässlichen Nele gesteckt hatte, wie er mit Melanie geflirtet hatte, mit Carmen, mit Rosemarie. Er hatte so viele Mädchen kommen und gehen sehen in den letzten paar Jahren, er wollte sich gar nicht vorstellen, wie viele Emilys, Abigails und Ashleys Robin in den USA geküsst hatte. „Naja, tut mir leid für dich Alter. Ich steh halt nicht so auf Schwänze.“ Robin versuchte gekünstelt zu lachen, aber es gelang ihm nur halb. „Ich pack dann mal meine Sachen. Ich sollt langsam nach Hause.“ „Ist gut“, sagte Tom, und beobachtete Robin, wie dieser mit fahrigen Bewegungen seine Sachen zusammenpackte, ihm dabei ab und zu scheele Seitenblicke zu warf. Das war alles lächerlich. Wie wenn Tom ihn sofort anspringen würde, bloss weil er ein Mann war. Fast hätte er ihm ärgerlich zurufen wollen, dass er ja auch nicht jedes Mädchen anfassen würde, welches ihm unter die Nase kam, und dass er gefälligst nicht so von Tom denken sollte, doch er tat es nicht. Er war einfach still. Er spürte, dass ihm eine Träne hochkam. „Tschüss“, kam noch eine flüchtige Verabschiedung von Robin, ehe er aus der Tür verschwunden war. Du bist gegangen, hast gar nichts gesagt Hast mich hier vergessen und nicht mal gefragt Du suchst nach dir selbst und findest mich nicht Dein Leben geht weiter mit neuem Gesicht 7 Jahre später „Du hast das Bild also immer noch, hm?“. Tom spürte, wie starke, warme Hände sich auf seine Schultern legten, dann wurde er umarmt. Er drehte den Kopf leicht, und lächelte Christian an. Dieser küsste ihn kurz auf die Wange, und nahm ihm das Bild aus den Händen. Es zeigte Robin und Tom, beide etwa im Alter von 16. Tom wurde rot. Er wusste selbst, dass er sentimental war, dass er diese Erinnerung längst hätte vergraben sollen, doch irgendetwas in ihm hielt noch daran fest. Robin.. Seine erste grosse Liebe. „Ja, irgendwie.. häng ich noch dran.“, murmelte er, während er das Bild wieder aus Christians Fingern klaubte, und es zurück in die Schublade steckte. Er drehte sich um, und legte die Arme um Christans Hals. Christian war erstaunlicherweise grösser als er, fast zwei Meter, und auch relativ gut gebaut. Das meiste an ihm waren Muskeln, doch hatte er auch ein, zwei Speckröllchen. Seine Haare waren kurz rasiert, und von einer undefinierbaren grau-braunen Farbe. Das Interessanteste an Christian waren sein Grübchen im Kinn, und sein Lächeln, welches einfach nur einladend und nett wirkte. Er küsste seinen Freund, und schmiegte sich dann in die Umarmung. „Ja.. Irgendiwe häng ich noch dran.“, murmelte er erneut. Christians Hand strich über seinen Rücken. Es war verflixt, irgendwie wusste der andere immer, in welchem Gemütszustand er war. Heute Morgen war Tom über eine alte Platte von Revolverheld gestolpert, beim Aufräumen der gemeinsamen Wohnung. Eine Platte, die er auf und ab gehört hatte in jenen schicksalhaften Tagen. Und beim Lied „Wir könnten die Grössten sein“ war er in Tränen ausgebrochen. Ich mal dieses Bild von der Zeit die wir hatten Wir könnten die Größten sein Ich kann nichts mehr tun, lass die Zeit es entscheiden Wir könnten die Größten sein „Weisst du“, begann Christian langsam, „es ist zwar ewig lang her, aber vielleicht solltest du ihn mal anrufen.“ Tom blickte in Christians Gesicht, auf dem sich neben dem lächeln auch eine Sorgenfalte auf der Stirn zeigte. Er kannte Christian nun lange genug, um zu merken, dass dieser sich bereits einige Tage Gedanken darüber gemacht haben musste. „Ich mein.. Du machst dir immer mal wieder Gedanken darüber, vielleicht wärs gut, wenn du ihn nochmal siehst. Um Klarheit zu haben.“ „Klarheit?“ „Könnte ja sein, dass du ihn immer noch liebst.“ Tom löste sich von Christian. „Denkst du wirklich, dass ich ihn nach über 7 Jahren immer noch liebe? Obwohl ich weiss, dass er mich nicht wollte? Nein.. so dumm bin ich nicht. Ich liebe nur dich, Dummerchen.“ „Warum bist du dann so traurig?“ Christians Hand legte sich an die Seite von Toms Gesicht und strich ihm mit dem Daumen sachte unter dem rechen Auge hindurch, welches noch gerötet war. „Ich weiss nicht.. Ich glaube.. Ich vermiss einfach ihn. Nicht aus Liebe, sondern weil wir gut befreundet waren. 7 Jahre lang, bis ich es ruiniert hab.“ „Du hasts doch nicht ruiniert. Ich finds gut, dass du ehrlich warst.“ Christian kannte die ganze Geschichte. „Aber seither haben wir kaum mehr miteinander gesprochen, und er ging mir aus dem Weg.“, begehrte Tom auf. „Natürlich. Er war 17.“ „18“, korrigierte Tom ihn. „Meinetwegen halt 18. Er war ein blutjunger Teenie, der noch nicht mal Abitur hatte, genau wie du ein hormongeschwängerter unsicherer Streber warst.“ „Ich war kein Streber“, brummelte Tom und knuffte Christian. „Natürlich nicht“, sprach dieser mit einem liebevoll ironischem Unterton, ehe er wieder ernst wurde. „Ich will dir damit sagen, dass er vermutlich von der ganzen Sache heillos überfordert war. Du weisst doch wie Teenagerjungs sind.“ Tom nickte nur. Christian löste einen Arm aus der Umarmung, und griff in rechte Gesässtasche seiner Hose, zog sein etwas zerfleddertes Portemonnaie hervor. „Was machst du?“, fragte Tom. Christian antwortete nicht sofort, sondern kramte etwas darin herum, ehe er dann einen gelben Post-It-Zettel herauszog, und ihn Tom auf die Stirn pappte. Sofort fiel er wieder herunter, weil der Kelbstreifen bereits von Staub bedeckt war. Tom runzelte die Stirn, löste sich aus der Umarmung, und griff sich das Ding vom Boden auf. Darauf stand nur eine Folge von Zahlen. „Was ist das?“, fragte er begriffsstutzig. Christian rollte mit den Augen. „Eine Telefonnummer.“ „Aber.. hä?“ „Robin Wincklers Telefonnummer. Ich hab für dich etwas geforscht. Er ist nicht weit weggegangen, wohnt jetzt in Schwerin drüben.“ Tom starrte Christian an. „Du solltest wirklich mal anrufen.“ Einige Tage später nahm Tom den Notizzettel in die Hand, und tippte die Nummer in sein Handy ein. Als es klingelte, kaute er an einem Fingernagel. „Robin Winckler.“ Tom erkannte die Stimme sofort. Sie klang immer noch gleich wie vor 7 Jahren. Er räusperte sich kurz, ehe er sprach. „Hallo Robin, hier ist Tom. Tom Sattler.“ „Hey.. Hallo Tom“, sprach Robin, und Tom wusste, dass dieser ihn sofort erkannt hatte. „Mensch, ist das toll, dass du anrufst.“ „Echt?“, Tom war einigermassen erstaunt. „Ja. Naja.. Wir waren doch so gut befreundet, bis..“ „Ja. Bis. Genau.“ „Schön, dass du anrufst. Hättest du mal Lust, einen Kaffe mit mir zu trinken?“ „Ehm.. natürlich.“ „Du weisst gar nicht wie froh ich bin, dass du anrufst. Ich hab mich die ganze Zeit nicht getraut. Ich glaub, ich war ein richtiges Arschloch, hm?“ „Naja.. Ich war nicht gerade.. fröhlich darüber“, sagte Tom. „Tut mir echt leid, Tom. Aber ich war unsicher.. Ich hab echt keine Ahnung gehabt, was ich mit dir anstellen sollte...“ Tom musste lächeln. „Ich glaub, das sollten wir beim Kaffe besprechen, hm? Wie wär es mit morgen? 14 Uhr?“ „Aber sicher doch. Wohnst du immer noch in Hamburg? Wir könnten uns im Kaffe beim Rathaus treffen, da gabs doch früher immer diese leckeren Bienenstiche, und den besten Kaffe der.. “ Während Robin vor sich hin redete, begann Tom zu lächeln, und es war ein ehrliches lächeln, ein fröhliches Lächeln. Er hatte seinen besten Kumpel vermisst. Und ich suche deine Hand auf meinem Gesicht Ganz egal was ich auch tu, es ändert sich nichts Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)