Thirteen Steps Leading Up to the Gallows von Phillia (Der Gärtner ist immer der Mörder.) ================================================================================ Kapitel 7: Step 7 ----------------- „Schickt die wieder weg.“ verlangte Albrecht mit einer Stimme, die weniger stark war, als er es sich wünschte. Paul warf ihm nur einen Seitenblick zu. „Stellst du dir das so einfach vor? Das sind die reichsten Menschen der Stadt. Gegen die sind wir arme Schlucker. Wenn die etwas nicht wollen, dann zahlen sie genug Geld, bis es einfach nicht passiert. Und glaub mir, ab einer bestimmten Summe wirft jeder seine Ideale fort.“ Verkniffen sah Albrecht zur Seite. Die Welt hatte sich verschworen, ihm das Leben so schlimm wie möglich zu machen. Dann näherten die beiden sich der Mitte des Raumes, wo sich ein Großteil der Anwesenden versammelt hatte. Selbst Karol hatte sich vom Fenster loseisen können und stand am Rande des Kreises. Die einzigen Abwesenden waren Nicole, die Köchin, die erklärt hatte, sie würde sich um den Tee kümmern, und Bernd, welcher darauf bestanden hatte, sich um seine Pflanzen zu kümmern. Henriette erläuterte ihren Freunden gerade, was sich an diesem schicksalhaften Tag bisher alles zugetragen hatte. „Inzwischen ist es ja fast schon ein Glücksfall, dass Maria gestohlen wurde. Ansonsten wären die beiden Meisterdetektive niemals zur rechten Zeit hier gewesen.“ „Die beiden??“ fragte Zenzie verwirrt und sah sich um. Henriette nickte. „Albrecht Fontane und Sir Fritz. Stellt euch das vor, er wurde von der Königin für seine außerordentlichen Dienste am Land zum Ritter geschlagen!“ „Warte... Maria wurde gestohlen?“ fragte Karol irritiert. „Ich habe sie in einem Seitenarm des Flusses gefunden bei einem Ausflug gestern. Sie ist zurzeit in meinem Salzwassersee. Und ich bin mir sicher, dass Otto sie auch gesehen hatte, denn er war gestern bei mir anwesend und hat sich gemeinsam mit Anna angesehen, wie wir uns um die Arbeit kümmern.“ Albrecht spitzte die Ohren. Na, das war ja interessant... Karol hatte den Fisch „gefunden“ und Otto hatte diesen Umstand seiner Hausherrin verschwiegen? Warum sollte er das tun? Womöglich hatte er selbst etwas mit dem Kidnapping von Maria zu tun. „Es geht ihr gut?“ Zum ersten Mal, seit sie dieses Haus betreten hatten, wirkte die Herrin wahrhaft glücklich und erleichtert. „So ein Glück! Danke, danke Karol!“ Er wunk ab. „Du kannst sie zurückkaufen, wann immer du willst.“ Sie schmunzelte. „Karol, bitte sagen Sie alles, was sie zu diesem Fisch wissen!“ unterbrach Albrecht das Geplänkel. „Es könnte elementar sein zur Lösung des Falles.“ Der andere nickte nüchtern. „Es ist nicht viel. Ich war gestern früh auf einem Spaziergang durch meine Ländereien, durch die ein Nebenarm des Flusses führt. Dort habe ich einen Schwertfisch im Wasser gesehen. Es gibt nicht viele Schwertfische in der Gegend, und Maria würde ich auf den ersten Blick erkennen, so oft, wie wir uns schon im Wintergarten getroffen haben. Also habe ich sie zu mir bringen lassen, wo sie sicher ist, damit Henriette sie wiedererlangen kann, gegen eine kleine Unkostenerstattung.“ Ein dünnlippiges Lächeln war auf sein Gesicht geschlichen. Henriette verdrehte die Augen, Albrecht nickte. „Damit wäre also der Fall des Schwertfisches geklärt... nun, aber wie ist der Fisch nach draußen gelangt? Wenn es so ein seltener Fisch ist, warum hat man ihn dann nicht behalten? Ausgebrochen ist er ja wohl kaum. Ha, ha.“ Niemand lachte über seinen Witz. „Nein, das ist er nicht.“ Eine der Türen zum Salon öffnete sich und ein Mann, über und über mit Erde verschmiert – selbst in seinen Haaren hatten sich Wurzeln verfangen – trat ein. Er wirkte, als wäre er direkt aus der Pflanzenhölle gekommne, und wenn Albrecht ihn nicht vor kurzem noch ohne Bewuchs gesehen hätte, hätte er sich vor Schreck einen Herzinfarkt eingefangen. Aber dieser Anblick schien normal zu sein; niemand sonst warf ihm auch nur einen zweiten Blick zu, mit Ausnahme von Karol, der daraufhin schnell den Kopf abwandte. „Er ist nicht ausgebrochen.“ Das provozierte einige Blicke, die an ihm hängen blieben. „Ich habe Maria entführt.“ Henriette schlug sich wieder einmal erschrocken die Hand vor den Mund. „Du, Bernd?! Du hast sie entführt?! Wie- warum??“ Er schien einen Moment mit sich zu hadern, oder zu überlegen, oder beides. Dann sprach er wieder. „Mann, das ist ein blödes Tier, und ihr verwöhnt das, als wäre es euer Kind. Das ist doch übertrieben.“ Er schüttelte den Kopf. „Da dachte ich, muss man euch mal beibringen, dass das voll übertrieben ist. Man behandelt doch einen Fisch nicht wie sein Erstgeborenes.“ „Ja, weil du so genau darüber Bescheid weißt, wie man Kinder behandelt...“ fügte Karol verbittert an. Die Stille, die den Raum einen Moment lang dominierte, war erstickend und giftig. Bernd wandte ihm den Rücken zu. „Egal. Ich habe den dummen Fisch in den Fluss ausgesetzt. Dann feuert mich jetzt eben, pah, ich finde schon eine neue Stelle.“ Die Nase steil nach oben gereckt sah niemand außer Fritz, wie Bernds rechte Hand nervös die linke umklammerte und dieselbe Nervosität sich in Bernds Blicken zeigte, die er Karol zuwarf. Und plötzlich machte alles Sinn für den besten Detektiv der Stadt, und er fing an zu lächeln – aber das bemerkte niemand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)