Die Geschichten des Nilpferd-Reiters von lilienwolf (Sinnlose (?) Merkwürdigkeiten in und um Goldstadt) ================================================================================ Kapitel 1: Tag 1 - Der Himmel fällt uns auf den Kopf ---------------------------------------------------- Sinnlose (?) Merkwürdigkeiten in und um Goldstadt Heute war ein besonderer Tag. Ein ganz besonders beschissener Tag! Warum? Einfach – ich war gerade eben gefeuert worden. Einfach so!!! Dabei hatte mein Chef mich stets in den höchsten Tönen gelobt (was nicht unbedingt das tollste Erlebnis auf Erden war, da er sowieso schon eine extrem piepsige Stimme hatte) und er hatte sogar darüber nachgedacht, mich zu befördern – so nächsten Monat vielleicht – wenn ihm nicht irgendjemand gezwitschert hätte, dass ich ein klitzekleines Drogenproblemchen hatte. Sollte ich den verantwortlichen Vogel jemals in die Finger kriegen und zum singen bringen, werde ich ihm anschließend jede verdammte Feder einzeln ausreißen. Verflucht seien meine verfluchten Mitarbeiter! Verdammt – das war jetzt doppelt verflucht. Scheiße. Scheiß Tag! Scheiß Drogen... Wie viele Flüche waren das jetzt schon? Jedenfalls wurde es natürlich noch beschissener, was auch sonst? Passend zu meiner doch recht tristen Situation musste sich nun der Himmel binnen wenigen Augenblicken um mindestens 28 Farbnuancen verdunkeln. Toll! Wirklich klasse! Ich hatte jetzt doch wirklich schon genug damit zu tun, nicht plötzlich eines Morgens mit Vollbart aufzuwachen und dann unter die Brücke im Park zu ziehen – den ersten Schritt dazu hatte ich ja heute schon geschafft – aber nein, jetzt würde ich wahrscheinlich gleich auch noch ziemlich nass werden. Gedankenverloren strich ich mir über mein Kinn. Keine Stoppeln. Natürlich nicht, hatte ich noch nie gehabt! Genauso wenig, wie einen verfuckten Regenschirm – schon wieder ein Fluch. Und ich könnte sich jetzt nicht mal einen kaufen – kein Geld. Scheiß Drogen... Ich blickte zum Himmel auf und stutzte. Gut, offenbar hatte ich vorhin mit dem 'ziemlich nass werden' die Untertreibung des Jahrtausends ausgesprochen. Das da oben sah eher so aus, als ob jemand gerade wirklich angepisst war und meiner Auffassung von 'nass werden' eine neue Definition verpassen wollte – und das war definitiv nicht gut! Am Himmel türmten sich schwarze Wolken auf (die 28 Farbnuancen waren somit auch eine Untertreibung. Bekam ich einen Preis, wenn ich das heute noch oft genug machte?), hoch und bedrohlich wie ein riesiges Gebirge, dass jeden Moment einstürzen könnte, um die gesamte Stadt unter sich zu begraben. Irgendwie fand ich den Spruch „Der Himmel fällt uns auf den Kopf“ aus Asterix plötzlich extrem passend. Man könnte es fast mit der Angst zu tun bekommen. Aber halt nur fast. Es war still. Und wenn ich genau hingehört hätte, hätte ich vielleicht bemerkt, dass es zu still war. Quasi wie die Ruhe vor dem Sturm. Nur ohne Sturm, aber mit einer hurricanähnlichen Wolkenwand direkt über mir und tausend mal schlimmer. Und dann passierte etwas, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hatte – der Himmel fiel mir wirklich auf den Kopf! Zumindest löste sich plötzlich ein riesiger, dunkler Brocken Wolke vom restlichen schwarzen Himmel ab und fiel. Ich sollte wirklich langsam die Finger von den Drogen lassen. Scheiß Drogen. Meine Hand weilte noch immer an meinem stoppelfreien Kinn, während ich mich nun unsicher umsah, das fallende Wolkenstück (welches übrigens mindestens die Ausmaße eines besonders dicken Pottwals hatte und für mich irgendwie nach einer Tasse starkem Kaffee aussah) stets in den Augenwinkeln. Einige Leute, die auch in den Himmel geschaut hatten, schrien und fingen an wild mit den Armen fuchtelnd umher zu rennen (entweder sie hatten größere Koordinationsprobleme als ich, wenn ich absolut zugedröhnt war, oder aber sie schafften es in ihrer Panik einfach nicht ordentlich in den Himmel zu zeigen). Natürlich folgten noch mehr Blicke in das schwarze Etwas über ihnen und noch mehr Menschen begannen zu schreien und zu rennen. Unwillkürlich musste ich an einen Ameisenhaufen denken und grinsen. Und daran, dass sich irgendeiner meiner alten Lehrer sicherlich tierisch über diese oskarreife Kettenreaktion gefreut hätte. (Vielleicht mein Chemielehrer, aber der war ja leider bei einem schief gelaufenen Schülerexperiment einiger Gliedmaßen beraubt worden und drei Stunden später im Krankenhaus verstorben. Ich glaube, es war mein Experiment gewesen, das da explodiert war...) Aber hey, wenn die anderen das Gleiche sahen wie ich, lag es dieses Mal wenigstens nicht an den Drogen! Dennoch bezweifelte ich irgendwie, dass sie auch meine wunderbare Sicht auf dieses fliegende rosa Nilpferd teilten. Nachdenklich strich ich mir erneut über das immer noch stoppelfreie Kinn. Wegrennen war total sinnlos. Nein wirklich, hallo?! Das süße Wolkenstückchen da war groß genug, den ganzen Bezirk unter sich zu begraben! Das konnte lustig werden... Nur ruhig bleiben! Es ist nur Wasserdampf, der da auf dich zurast! Und es waren doch die Drogen! Nur Wasserdampf – verdammt viel Wasserdampf. Seit wann sahen Wahnvorstellungen (oder besser gesagt Massenhalluzinationen) so real aus? Geräuschlos (warum eigentlich? Müsste da nicht zumindest etwas Wind entstehen?) kam das Wölkchen immer näher und platschte schließlich (natürlich nicht geräuschlos) auf die Stadt und somit auch auf mich. 'Nass werden' hatte nun eine neue Bedeutung und ich meine Bestätigung, dass Wolken wirklich nur Wasserdampf waren (allerdings extrem kalter Wasserdampf!) und das ganze hier keine Einbildung. (Wäre ja noch schöner – eine ganze Stadt landet in der Psychiatrie. Das hatte was, klang titelblattverdächtig.) Ich ließ meine Hand sinken und versuchte mir eine wasserdurchtränkte Strähne aus dem Gesicht zu pusten, was mir natürlich nicht gelingen wollte. Sollte ich morgen mit Vollbart aufwachen hatte ich ein Problem. 'Unter der Brücke im Park' war nämlich keine Option mehr – ich stand bis zur Brust in Wasser und überlegte, wie ich diesen Zustand von 'nass' am besten umschreiben könnte. Sollte ich vielleicht einfach ein neues Wort dafür kreieren? Das Wasser verflüchtigte sich recht schnell, ging mir jetzt nur noch bis zur Hüfte. Wer wusste schon, welche arme Sau an der tiefsten Stelle der Stadt wohnte und am Ende das ganze Wasser aus seinem Keller pumpen durfte... Ja, eine Schortneuwöpfung wäre jetzt genau das Richtige, ich brauchte nur noch eine Idee... Ich sah mich um. Zum Glück war es nur ein 'kleines' Stück Wolke gewesen. Ich versuchte mir dummer Weise vorzustellen, was passieren würde, wenn wirklich der ganze Himmel auf einmal runter kommen würde. Wahrscheinlich sähe die Stadt binnen Millisekunden aus, wie während einer schönsten Flutwelle. Vielleicht würde sogar der Singvogel unter meinen ehemaligen Mitarbeitern absaufen? (Hoffen durfte man doch noch, oder?) Zu doof nur, dass es in der nächsten Nähe kein Meer oder ähnlich großes Gewässer gab – und somit war der Vergleich für die Katz. Ich blickte erneut zum Himmel. Fuck! Hätte ich nur nichts gesagt – äh, gedacht! Denn jetzt bewegte sich auf einmal das ganze verdammte Wolkengebirge mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Erde zu. Scheiß Tag! Scheiß Drogen!! Ich werde sofort morgen mit dem Zeug aufhören, ehrlich! Hatte ich schon mal erwähnt, dass das heute ein echt beschissener Tag war? Nein? Gut, es war ein echt beschissener Tag. Wahrscheinlich der beschissenste in meinem ganzen Leben. (Okay, in dem Moment hatte ich mir wirklich nicht vorstellen können, dass es doch noch schlimmer kommen konnte...) ...ein Glück, dass ich vor Jahren mal mein Seepferdchen gemacht hatte... Ha! Selbst im Angesicht der nicht mal mehr 50 Meter entfernten Wolkenfront, gegen die die chinesische Mauer nur ein winziger Gartenzaun war, hielt mein Sarkasmus stets zu mir. Wie schön. Ich schluckte. Und das fliegende rosa Nilpferd grinste. Scheiß Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)