The Elder Scrolls III Morrowind von lilienwolf (Die Legende des Nerevarine) ================================================================================ Kapitel 2: Von größeren und kleineren Schwierigkeiten ----------------------------------------------------- Kapitel 2 Von größeren und kleineren Schwierigkeiten Und renne dabei fast jemanden um. Sofort entschuldige ich mich und versuche dem kleinen Mann aufzuhelfen. Als ich bemerke, dass die untersetzte Gestalt ein Bosmer ist, lasse ich beinahe seine Hand wieder los. Ich mag keine Bosmer. (Gut, ich mag auch Menschen nicht sonderlich und die Aldmer kann ich ebenfalls nicht so gut leiden.) Bosmer, oder Waldelfen, wie man sie in Cyrodiil nennt. Ich nenne sie Barbaren, und dass, obwohl sie Elfen sind. Aber, hey! Ich meine, die essen ihre Toten!!! Wie eklig ist das denn bitte? Und dann regt man sich über einen Geisterzaun bei den Dunmer auf??? Der kleine Mann jedoch bedankt sich und stellt sich als Fargoth vor. „Verzeiht, ich war unachtsam. Ihr seid neu hier?“ fragt er mich und lächelt. Wenn mein Gefühl mich nicht eines besseren belehren würde, könnte ich ihn glatt für freundlich halten. „Ja, bin gerade erst angekommen...“ „Lasst mich euch eines sagen! Nehmt euch bloß vor den hiesigen Steuereintreibern und den Soldaten in Acht! Alles Betrüger und Diebe!“ sagt er aufgebracht und ich weiß nicht wirklich, was ich erwidern soll. Ich nicke einfach mal wieder. Nicken passt fast immer. „Da ist zum Beispiel dieser Hrisskar.“ fährt Fargoth fort, da es ihm reichlich egal zu sein scheint, ob mich die Leute hier interessieren, oder nicht. „Hängt immer drüben in Arilles Handelshaus herum. Mein Freund, ich sage euch, ein übler Bursche ist das!“ Und ich würde ihm gerne sagen, dass er mich nicht als seinen Freund bezeichnen soll. „Wieso?“ frage ich trotzdem, da ich es mir nicht gleich mit den Leuten hier verbauen will. „Er sagt, er treibt Steuern im Namen des Imperiums ein, aber er hat es auf mich abgesehen! Nimmt von mir mehr Geld als von anderen. Hat sogar meinen Ring geklaut!“ Nun werde ich hellhörig. Ring? Gut, kann Zufall sein, aber naja... „Was für einen Ring?“ frage ich sogar halbwegs neugierig. „Meinen Magie-Ring! Mit Heilkräften!“ Ich krame in meiner Tasche und ziehe den Ringe hervor, den ich in dem Regenfass gefunden hatte. „Nicht zufällig der hier, oder?“ Fargoths Augen werden groß. „Mein Freund, wo habt ihr ihn gefunden?“ Ich drücke ihn dem Ring in die Hand und meine nur „Innenhof des Steueramtes...“. „Habt Dank, habt tausend Dank!“ Der kleine Elf hüpft fast vor Freude umher und strahlt mich an. Unwillkürlich muss ich denken, dass Bosmer vielleicht doch nicht so barbarisch sind. „Wisst ihr, ich werde bei Arille ein gutes Wort für euch einlegen, er ist ein guter Freund von mir.“ Er legt seine Hand auf meine Schulter – soweit es ihm bei seiner Größe halt gelingt – und zeigt auf ein mehrstöckiges Haus, etwa 20 Meter von uns entfernt. „Das ist sein Handelshaus.“ sagt Fargoth mit piepsiger Stimme. „Schaut einfach mal bei ihm vorbei. Ihr findet bestimmt etwas nützliches in seinem Angebot.“ Ich nicke und Fargoth verabschiedet sich mit einem Lächeln, geht dann über eine kleine Brücke im Westen Seyda Neens zu seinem Haus. Nachdenklich sehe ich mich in der kleinen Stadt um und mache mich dann zu Arille auf. Ein Aldmer. Davon hatte Fargoth nichts gesagt. Ich stehe vor Arille in seinem Handelshaus und starre ihn an. Er lächelt und dadurch fällt nicht allzu sehr auf, dass auch er mich neugierig mustert. Eigentlich sollte ich ein ganzes Stück toleranter sein. Immerhin komme ich aus den Slums der imperialen Hauptstadt und da kann man nur mit vielen Verbündeten überleben. Verbündeten aller Rassen. Aber ich bin nun einmal ein Chimer (also fast Dunmer) und hege auch etwas deren Abneigungen. Aber ich denke, ich werde darüber hin weg kommen. Und fange am besten jetzt damit an. Zaghaft hebe ich die Hand und lächle Arille unsicher an. „Äh, hi.“ „Guten Tag. Herzlich Willkommen in Seyda Neen, Herr Lateos. Was kann ich für sie tun?“ Woher zum Teufel weiß der meinen Namen? Ich meine, Fargoth ist doch noch gar nicht bei ihm gewesen, oder? Und warum starrt mich diese Aldmer-Frau, die neben den Waren steht, so abwertend an? „Nun, ich, äh. Ich, ähm, ich muss nach Balmora und bräuchte etwas an Ausrüstung...“ „Ah, ich sehe, nun gut. Welche Waffen bevorzugt ihr?“ fragt Arille höflich. Waffen? Wofür zum Teufel brauche ich denn bitte schön Waffen? „Äh, Kurzschwerter?“ „Dann würde ich euch dieses Chitin-Kurzschwert empfehlen. Sehr leicht und handlich.“ „Gut.“ sage ich und habe keine Ahnung, ob das wirklich gut ist. „Wie werdet ihr denn Reisen?“ fragt er, während er mir das Kurzschwert in die Hand drückt. Es ist wirklich extrem leicht. „Zu Fuß oder mit dem Schlickschreiter?“ Ich sehe ihn an und blinzle. „Mit dem Bitte-was?“ „Schlickschreiter. Habt ihr sie nicht gesehen, als ihr hier angekommen seid?“ Ich schüttle mit dem Kopf. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich sie wirklich nicht gesehen habe, denn ich weiß ja nicht mal, was sie sind. „Oh, nun, es sind sehr große, zahme Tiere, die euch mit Hilfe eines Fahrers sehr schnell und billig von einem Ort zum anderen bringen können.“ Billig klingt gut. Große Tiere eher weniger. Ich kann nicht so gut mit Tieren. „Groß? Größer als Nixhunde?“ Arille lacht. Warum lacht er? „Ja, größer als Nixhunde. Ich denke, sie mit Netchbullen zu vergleichen trifft es besser.“ Ich lasse fast das Schwert fallen. Netchbullen?????? Aber die sind riesig!! Und so ein Vieh soll ich übersehen haben? Und Arille tut es wieder. Er lacht. Ich möchte nicht wirklich wissen, welchen Gesichtsausdruck ich gerade drauf habe, aber selbst die Frau neben mir grinst. Schön, dass sich alle an mir erfreuen. Aber... so groß wie Netchbullen???????? „Ihr müsst wirklich keine Angst vor ihnen haben. Aber falls ihr lieber zu Fuß reisen wollt, solltet ihr mit Elone im Obergeschoss sprechen. Sie ist ein Scout und kann euch sicher eine gute Wegbeschreibung geben.“ „Werde ich machen...“ Ich kaufe mir noch etwas zu Essen und etwas dickere Kleidung und bezahle letztendlich 53 Draken. Dahin geht mein schönes Geld... Etwas schwerer bepackt mache ich mich nun auf den Weg nach oben und erschrecke mich nun schon zum vierten mal heute ganz furchtbar. Denn am oberen Treppenende steht ein Nord. Und was für einer. Kräftig gebaut und mit finsterem Blick sieht er mich an und sofort glaube ich die Geschichten, dass manche Nord allein mit einem Schrei einen Sturm herauf beschwören können. Ich möchte mich unauffällig an ihm vorbei schieben, doch er hält mich auf und lacht. Und das sehr laut... „Lasst euch nicht einschüchtern! Vor dem alten Hrisskar muss eine Lady wie ihr doch keine Angst haben!“ Ich bin keine Lady!!! Das ist nur mein Sternzeichen. Ich möchte heulen. Ich lächle ihn unsicher an und versuche mich zu erinnern, warum mir sein Name so bekannt vorkommt. Ah! „Fargoth...“ flüstere ich, als er mich los lässt. „Wie war das?“ fragt der Nord plötzlich. „Was? Eh, nichts. Mir viel nur ein, dass ein kleiner Bosmer vorhin euren Namen erwähnte.“ sage ich schnell und verfluche mich dafür, dass meine Stimme höher klingt, als beabsichtigt. Ich räuspere mich verlegen und Hrisskar schaut mich böse an. „Hat die kleine Ratte das, ja?“ Ich nicke unsicher. Die beiden scheinen sich wirklich nicht allzu gut leiden zu können. „Schrecklicher Waldelf, ist er dieser Fargoth. Hinterzieht Steuern. Und ich bin mir sehr sicher, dass er das ganze Geld hier irgendwo versteckt...“ TMI. Das wollte ich nicht wissen. „Sagt Lady, wollt ihr euch nicht etwas Geld dazu verdienen?“ Geschockt starre ich ihn an. Das meint er doch nicht etwa ernst??? Ich meine, das hier ist ein Handels- und kein Freudenhaus! Außerdem bin ich verdammt noch mal keine Lady. „Vielleicht könnt ihr ja sein Versteck finden.“ fährt Hrisskar fort, meinen Blick ignorierend. Erstaunlich, wie leise er auf einmal sprechen kann. „Wenn ihr das schafft, könnten wir uns das Geld, dass er mir – ich meine dem Steueramt schuldet, teilen...“ Ha! Alle korrupt bis zum geht nicht mehr! Und ich dachte Morrowind wäre vielleicht zumindest ein bisschen anders als Cyrodiil... Nun ja. Es scheint etwas ländlicher zu sein. „Was meint ihr?“ fragt Hrisskar und beugt sich eindeutig zu weit hervor. Ich schlucke und nicke zaghaft. „Fantastisch!“ Er haut mir auf die Schulter, dass ich fast nach vorne kippe. „Meldet euch wieder bei mir, wenn ihr sein Versteck gefunden habt.“ Ich nicke erneut und beeile mich dann von ihm weg und zu den anderen Menschen im Raum zu kommen. Das habe ich ja mal wieder klasse hin bekommen... Eigentlich will ich überhaupt nichts mit den Angelegenheiten der Stadtbewohner zu tun haben und für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, einfach nach Balmora zu gehen und Seyda Neen für den Rest meines Lebens zu meiden. Doch ein Blick auf Hrisskar genügt, um das ganz schnell wieder zu vergessen. Ich schlucke und schaue mich nun suchend zwischen den Leuten hier um. Es sind nicht viele, aber unter ihnen ist nur eine Frau. Zielstrebig gehe ich auf sie zu und spreche sie lächelnd an. Sieht ganz nett aus. „Verzeiht, seid ihr Elone?“ Sie stellt ein Glas auf die Theke vor ihr und sieht mich abschätzend an. „Ja, da seid ihr richtig informiert.“ „Fantastisch! Man hat mir gesagt, dass ihr mir vielleicht weiter helfen könntet? Ich muss nach Balmora, wisst ihr.“ Sie schaut mich an und lächelt schließlich. „Eine Wegbeschreibung?“ Ich nicke. „Gut, passt auf.“ Sie beugt sich über den Tresen zu mir. „Balmora liegt etwas nördlich von hier.“ Sie bewegt ihre Hände und deutet nach Norden, als ob man Balmora von hier aus sehen könnte. Ich glaube, sie gestikuliert ziemlich viel. „Eine etwa 2tägige Reise zu Fuß. Mit den Schlickschreitern keine 2 Stunden.“ Okay, das wäre wirklich schnell. Vielleicht sollte ich mir die Viecher doch mal ansehen. „Falls ihr zu Fuß reisen wollt, solltet ihr Seyda Neen nach Westen verlassen und dann der Straße nach Norden folgen. Es ist recht gut ausgeschildert. Nach einer Weile werdet ihr an eine Brücke kommen, die euch über die Odai führt. Folgt einfach dem Lauf der Odai flussaufwärts nach Nordosten, dann werdet ihr Balmora schon schnell sehen. Ihr könnt es gar nicht verfehlen, die Odai fließt durch Balmora.“ Sie lächelt und ich nicke und versuche ihre Beschreibung im Kopf zu behalten. „Wartet, ich denke, ich habe hier noch irgendwo einen Routenplan...“ Sie verschwindet hinter dem Tresen und beginnt herum zu kramen. Nach einigen Augenblicken taucht sie wieder auf und hält mir strahlend den leicht zerknitterten und vergilbten Zettel entgegen. Ich nehme ihn und überfliege ihn erstaunt. Ihre Beschreibung war eindeutig besser, als das hier, aber dafür stehen hier sehr viele Details über die Stadt selbst. „Wie viel..?“ Sie winkt ab. „Ein Geschenk.“ meint sie und ich bedanke mich. Ich verlasse Arilles Haus freudig und würde am liebsten sofort aufbrechen, als plötzlich Fargoth an mir vorbei läuft und ich in Gedanken fluche. Nun gut. Ich kann nach seinem Versteck auch suchen, nachdem ich mir mal diese Schlickschreiter angesehen habe. Ich wende mich nach Westen, da Arille eben noch meinte, dass ihre Anlegestelle dort wäre. Ich laufe ein paar Schritte über die kleine Brücke und verstaue nebenbei den Routenplan. Als ich mich umschaue und schließlich nach rechts blicke erstarre ich. Was in Namiras Namen ist das? Langsam steige ich den Hügel hinauf und sehe mir das wirklich riesige – und insektenartige – Wesen an. Schließlich stehe ich vor einer jungen Dunmer, die mich belustigt anschaut. „Noch nie einen Schlickschreiter gesehen, Ausländer?“ Ich schüttle den Kopf und übergehe die Bemerkung über meine Herkunft. „Ihr könntet mich nach Balmora bringen?“ frage ich unsicher und schaue nun sie statt dieses riesigen Tieres an. „Könnte ich.“ sagt sie kühl. „Und wie viel würde mich das kosten?“ „23 Draken.“ Das ist viel. Aber ich nehme an, wenn ich ihr noch weiter auf die Nerven gehe, könnte es mich noch mehr kosten. Zum Beispiel meinen Kopf. Ich bedanke mich schnell für die Information und verschwinde dann schleunigst Richtung Stadt. Das ist eine Eigenschaft der Dunmer, die ich nicht leiden kann: Sie mögen auch keine anderen Dunmer. Zumindest nicht, wenn sie nicht einheimisch sind. Und ich bin ein Ausländer. Inzwischen sind zwei Tage vergangen. Wir haben den 18. der letzten Saat und ich habe noch immer keine Ahnung wo Fargoths Versteck sein könnte. Nördlich vom Schlickschreiter-Hafen habe ich eine Tür im Felsen entdeckt, aber die schrie eher nach 'Schmugglerversteck' und 'dein sicherer Tod' als nach 'Fargoths Versteck', also habe ich die Finger davon gelassen. Ich bin etwas an der Bitterküste entlang gewandert (so heißt die Gegend hier) und habe mit ein paar Schlammkrabben gespielt. Die können echt putzig sein. Da Hrisskar aber immer noch wartet und ich ihn schon öfters aus einem Fenster von Arilles Haus auf mich spähen sehen habe, mache ich mich wieder auf die Suche. Gerade laufe ich über die Sandbänke einer winzigen Insel südlich von Seyda Neen. Bis auf Schlammkraben und ein paar Scribs gibt es hier aber auch nicht viel... Ich drehe mich um und sehe in der Ferne Arilles Handelshaus. Ich laufe rückwärts weiter und schaue in den Himmel. Nachmittag. Ich denke, ich werde nachher meine Vorräte etwas aufstocken müssen. Und die Reise nach Balmora werde ich wohl zu Fuß antreten, denn mein Geld neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Ich will mich gerade wieder umdrehen, als ich plötzlich stolpere. Ich komme ins straucheln und einer leiser Schrei entkommt meiner Kehle, als ich ziemlich unsanft auf meinem Hintern lande. Fluchend sehe ich mich nach dem Grund für meinen Fall um und muss einen erneuten Schrei unterdrücken. Ich presse die Hand auf meinen Mund und meine Augen werden groß. Ich bin über ein paar Füße gestolpert. Und die Füße gehören zu einem Mann. Einem toten Mann. Ich lasse meine Hand sinken, als ich den ersten Schock überwunden habe und nähere mich der Leiche. Scheint schon länger hier zu liegen. Zumindest dem Geruch und seinem zerfressenen Aussehen nach zu urteilen. Angewidert verziehe ich das Gesicht. Aus seiner Tasche schaut eine Pergamentrolle heraus. Ich nehme sie und schaue sie mir an. Auf der Liste sind die zu zahlenden Steuern der Bürger Seyda Neens vom letzten Monat verzeichnet. Ich schaue wieder zu der Leiche und mir fällt ein, was die Besitzerin des Leuchtturms in Seyda Neen, Thavere Vedrano, gestern zu mir sagte. „Ich habe gehört, dass der lokale Steuereintreiber Processus Vitellius vermisst wird. Ist nicht wirklich überraschend, um ehrlich zu sein. Er wurde hier nicht sehr gemocht...“ Ich glaube, ich habe ihn gefunden. Ich scheuche eine Schlammkrabbe davon, die gerade an seinem Arm knabbert und sehe mir den Mann genauer an. Ich drehe ihn auf den Rücken und muss feststellen, dass er ein paar üble Stichwunden im Bauch hat. Ich nehme an, er ist verblutet. Ich nehme seine Tasche an mich und eile zurück nach Seyda Neen. Seine Leiche lasse ich zurück. Keine 10 Minuten später stehe ich im Zensus- und Steueramt vor Socucius Ergalla, habe ihm die Tasche des Steuereintreibers gegeben und erzählt wo, und in welchem Zustand ich ihn gefunden habe. Herr Ergalla seufzt. „Nun gut. Wenigstens wissen wir nun, was mit ihm geschehen ist. Habt Dank.“ Er blickt mich traurig an. Wenn ich den Gerüchten im Dorf glauben darf, haben ihn nicht alle gehasst. „Wir werden sofort nach seinem Mörder fahnden. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir viel Erfolg haben werden. 50% der Einwohner Seyda Neens sind Dunmer. Die haben es nicht so mit den Leuten vom Imperium.“ Was ich durchaus verstehen kann. „Falls ihr etwas herausfinden könntet, wäre ich euch sehr dankbar. Doch andererseits sind eure Chancen Processus' Mörder zu finden, genauso groß wie die unseren.“ Auch damit hat er absolut Recht. Immerhin bin ich ein Ausländer. Aber ich glaube, als Ausländer komme ich immer noch besser an als jeder Steuereintreiber hier. Ich verabschiede mich und gehe zum Leuchtturm. Ich war hier in den letzten 2 Tagen häufiger, denn Thavere ist wirklich sehr nett und hat mir auch ein Bett angeboten. Ich betrete das Gebäude und sehe sie über einem Buch vertieft an ihrem kleinen Schreibtisch sitzen. Ich klopfe an die Tür und räuspere mich. „Ah, Lateos. Komm doch herein. Was gibt es?“ Langsam gehe ich zu ihr und sehe gedankenverloren auf das Buch. Ein Tanz im Feuer. Band 3. „Was ist? Du siehst traurig aus...“ Ich sehe sie an und muss schlucken. Herr Ergalla war ein Freund des Steuereintreibers. Und wie ich gehört habe, war Thavere für ihn mehr als nur das. „Ich habe südlich von hier Vitellius Leiche gefunden.“ Thaveres Augen werden groß. Sie sieht aus, als wolle sie etwas sagen, doch dann wendet sie das Gesicht ab. „Tut mir Leid.“ sage ich und lege meine Hand auf ihre Schulter. „Es war klar, dass das irgendwann passieren würde.“ sagt sie plötzlich. „Er hat es wirklich geschafft, sich fast jeden hier zum Feind zu machen...“ Ihre Stimme klingt, als würde sie ein Schluchzen unterdrücken. „Besonders mit Foryn Gilnith hat er sich in letzter Zeit so oft gestritten. Gott...“ Ich fühle mich leicht überfordert. Ich konnte noch nie gut damit umgehen, wenn Frauen traurig waren, oder sogar weinten. Und im Trösten habe ich auch nicht allzu viel Erfahrung. „Sag-“ Sie dreht sich plötzlich zu mir um, und ich kann Tränen in ihren roten Augen schimmern sehen. „-hatte Processus einen Ring bei sich? Ich habe ihm meinen Ring vor 2 Monaten geschenkt...“ Ich blinzle und versuche mich zu erinnern. Dann schüttle ich den Kopf. Nein, einen Ring habe ich nicht gesehen. Und in seiner Tasche war auch keiner. Erneut schüttle ich den Kopf. Ich habe Thavere ein bisschen allein gelassen. Ich denke, sie braucht nun Zeit für sich. Natürlich hat sie mich nicht gehen lassen, ohne ihr zu versprechen, heraus zu finden, was mit dem Ring geschehen ist. Ich denke ihre Liebe muss etwas ganz besonderes gewesen sein. Ist es vielleicht immer noch. Eine Dunmer-Frau und ein Mann vom Imperium. Ich laufe zwischen den kleinen Holzhütten nahe des Leuchtturmes umher und bleibe schließlich vor der Tür von Foryn Gilnith stehen. Er hatte Streit mit Vitellius. Das macht ihn nicht unbedingt zum Mörder, aber vielleicht weiß er, was nach dem letzten Streit passiert sein könnte. Ich klopfe an und betrete schließlich die kleine Hütte. Foryn sie mich abwertend an. „Was willst du, Ausländer?“ Sofort werde ich etwas unsicherer. „Ich-“ Ich räuspere mich und spreche mir selbst Mut zu. „Ich wollte nur wissen, ob ihr von dem Mord an Processus Vitellius gehört habt?“ Er sieht mich erschrocken an. „Ich habe gehört, dass ihr euch oft mit ihm gestritten habt in letzter Zeit-“ Und hoffe, ich bilde mir nur ein, dass Foryn mich leicht panisch ansieht. „-und wollte daher fragen, ob ihr-“ „Nein!“ Ich sehe ihn überrascht an. „Nein?“ Er lässt den Kopf hängen. „Ich wollte das nicht.“ Oh Gott, Peryite, sag, dass das nicht wahr ist. „Was wolltet ihr nicht?“ „Ich, er. Wisst ihr, er hatte es auf mich abgesehen!“ Irgendwie kommt mir dieser Satz bekannt vor. Offenbar sagt man ihn in Morrowind immer dann, wenn man alle Schuld von sich schieben will. „Nicht nur auf mich, um genau zu sein. Er hat von allen Bürgern hier seit Jahren, mehr Steuern eingetrieben, als wir eigentlich hätten zahlen müssen und das, was zu viel war für sich behalten. Und dann hat er mit teurer Kleidung und Ringen geprotzt und ja. Ich habe ihn getötet und ihn zum verrotten dort bei den Krabben liegen lassen, das ganze verdammte Geld noch bei sich.“ Foryn wurde mit jedem Wort lauter und ich weiche etwas zurück. Nun sieht er mich wütend an, als ob es meine Schuld wäre, dass er einen Agenten der Steuerkommission ermordet hätte. „Und, was werdet ihr nun tun, Ausländer?“ Ich sehe überrascht in sein überheblich grinsendes Gesicht. Er hat sich wieder gefangen, doch ich werde langsam wütend. Ich sehe es ziemlich locker mit Diebstahl, schließlich habe ich lange selbst davon gelebt. Aber Mord... „Mag sein, dass er vielleicht ein schlechter Mensch war. Das kann ich nicht beurteilen.“ beginne ich langsam. Foryns rote Augen blitzen verdächtig. „Aber selbst, wenn das wahr ist, was ihr sagt, rechtfertigt das keinen Mord. Ich bin sicher, es hätte andere Wege gegeben, das zu klär-“ Ich kann nicht zu Ende sprechen, denn plötzlich habe ich eine Klinge an meinem Hals. „Ihr wollt mich also an die korrupten Steuerfahnder verkaufen? Seid einer von denen, was?“ Hat der sie noch alle? Ich gehöre ganz bestimmt nicht zum Imperium! „Wisst ihr was? Ein Mord mehr oder weniger, macht es dann auch nicht mehr aus.“ Meine Augen werden groß und ich kann gerade rechtzeitig noch nach hinten ausweichen, bevor er mir die Kehle durchschneidet. Scheiße! Wo bin ich hier nur gelandet??? Wie ein Verrückter geht er auf mich los, und in seiner Hütte gibt es nicht viele Ausweichmöglichkeiten. Ich werfe ihm entgegen, was mir in die Hände kommt, doch es nützt überhaupt nichts. Dann stürzt er sich auf mich und ich halte nur schützend mein Chitinkurzschwert vor mich und schließe die Augen. Gott, Peryite, ich bin noch nicht bereit zu sterben! Ich kneife meine Augen fest zusammen und warte auf Schmerzen, doch sie bleiben aus. Stattdessen höre ich Foryn aufstöhnen und öffne verwirrt die Augen. Geschockt starre ich auf Foryn, der soeben sein Messer fallen lässt und dem Blut aus dem Mund tropft. Er ist mir sprichwörtlich in mein Schwert gelaufen. Noch immer unter Schock und voll mit Blut stehe ich nun schon wieder im Zensusamt. Herr Ergalla war zunächst erfreut, als ich ihm berichtete, dass Vitellius Mörder nicht mehr am Leben sei und drückte mir 500Draken in die Hand. Dann war er etwas besorgt über meinen Zustand und schickte mich fort. Ich hatte noch nie getötet. Weder Mann noch Mer. Nicht mal ein Tier – vor Tieren lief ich für gewöhnlich davon. Ich habe jemanden getötet. Einen Dunmer. Mich erwartet keinerlei Strafe, denn Foryn war ein Mörder und ich habe mich nur zu schützen versucht. Ich habe jemanden getötet. Als ich am Abend am Feuer des Leuchtturmes sitze, weiß ich nicht mehr so Recht wie ich dahin gekommen bin. Hinter mir trocknet meine Kleidung. Offenbar habe ich versucht, das Blut heraus zu waschen. Ich sehe in den Sternenhimmel und muss augenblicklich denken, dass der Himmel auch voller Blut ist. Die Sterne sind das Blut von Anu. Die Götter sind voller Blut, denn die Deadra sind das Blut Padomays und die Aedra das Blut von beiden Brüdern. Ich höre wie sich unter mir eine Tür öffnet und weiß, dass Thavere gleich die Treppe zu mir hoch kommen wird. Zwischen meinen Fingern spiele ich mit dem Ring, den ich bei Foryn gefunden habe. „Hey.“ sagt Thavere, doch ich drehe mich nicht zu ihr um. Sie legt mir eine Decke über die Schultern und setzt sich neben mich. „Alles okay?“ Ich schüttle den Kopf. Ich weiß nicht so wirklich was mit mir los ist. Ich habe nichts falsches getan, und doch fühle ich mich, als hätte ich Tonnen von Schuld auf mich geladen. „Ich habe gehört was passiert ist. Hier.“ Sie reicht mir einen Trank. Wahrscheinlich Heilkräfte. Ich glaube Foryn hat mich ein paar Mal mit seinem Messer erwischt, aber ich spüre die Verletzungen nicht. Trotzdem trinke ich brav aus und drücke ihr dann ihren Ring in die Hand. „Du hast ihn gefunden!“ Auch ohne hin zu sehen, weiß ich, dass sie den Ring überglücklich in ihren Händen mustert. Plötzlich sind ihre Arme um meinen Hals geschlungen und sie bedankt sich tausend mal bei mir. „Keine Ursache.“ meine ich und muss lächeln, als ich sie so glücklich sehe. Es ist alles, was ihr von ihrem Freund geblieben ist. Sie ist froh, den Ring wieder zu haben, doch ich weiß, dass sie todtraurig ist. Vitellius lebend wäre ihr sicher lieber gewesen. Ihre Augen glänzen schon wieder so verdächtig. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!“ „Das musst du nicht.“ Ich drehe meinen Kopf weg und seufze. „Bleib über Nacht hier. Es ist schon spät und es wird kalt.“ Ich nicke und sie lässt mich wieder alleine. Ich lasse meinen Blick über die kleine Stadt schweifen. Nur die Soldaten sind noch draußen und patrouillieren. Es geht auf Mitternacht zu. Eine der Hütten da unten steht jetzt leer. Ich denke, ich sollte wirklich rein gehen... Als ich mich erhebe und strecke, fällt mir plötzlich etwas auf. Ich beuge mich etwas über den Holzpfahl, an den ich mich eben noch gelehnt hatte und versuche genauer zu erkennen, was da passiert. Nicht nur die Soldaten sind noch draußen. Ich kneife meine Augen zusammen und erkenne....Fargoth! Er schleicht an den Soldaten und den Bäumen vorbei zu den kleinen Hütten. Was verdammt noch mal macht er da? Ich beuge mich weiter nach vorne und sehe, dass er dar nicht die Hütten ansteuert, sondern den kleinen Sumpf vor ihnen. Dann macht er etwas, dass mir so unsinnig vorkommt, dass ich mir beginne einzureden, dass ich mir das nur einbilde – er steigt in den Sumpf und versinkt bis zu den Schultern in ihm. Dann bewegt er seinen Arm, ich beuge mich noch weiter vor, erkenne aber nicht, was genau er macht. Dann verlässt er den Sumpf wieder und schleicht davon. Was zum Teufel sollte das jetzt? Gerade als mir die Erleuchtung kommt, taucht Thavere wieder hinter mir auf. „Kommst du?“ Prompt verliere ich mein Gleichgewicht und baumle sehr waghalsig in etwa 30 Metern Höhe, klammere mich an den Holzpfahl. „Was in aller Götter Namen tust du da?“ schreit Thavere erschrocken und zieht mich wieder hoch. „Was? Äh, Sport?“ Völlig sinnfreie Antwort, doch ich grinse, während Thavere eher so aussieht, als überlege sie, ob Sheogorath vielleicht von mir Besitz ergriffen hätte. Ich habe Fargoths Versteck gefunden! Am nächsten Tag mache ich mich schon ein ganzes Stück besser fühlend auf zum Schlickschreiterhafen. Am Morgen habe ich mich selbst in den Sumpf gewagt. (Ohne meine frische Kleidung schmutzig zu machen) und habe tatsächlich eine ganze Menge Geld und Fargoths Ring in einem hohlen Baumstamm in der Mitte des Sumpfes gefunden. Das Geld nahm ich sogleich an mich, doch bei dem Ring zögerte ich etwas. Jedoch kam mir dann der Gedanke, dass es reichlich seltsam erscheinen würde, wenn Hrisskar (von dem ich glaube, dass Fargoth ihn zu erst verdächtigen wird) das Geld verschwinden, aber den wertvollen Ring zurück lassen würde. Und so eilte ich anschließend zu dem Nord, der sich offenbar dauerhaft in Arilles Handelshaus eingenistet hat und übergab ihm das Geld, doch er gab mir tatsächlich die Hälfte und ließ mir auch den Ring. Und nun heißt es: Balmora, ich komme! Immer noch grinsend stehe ich nun vor der Dunmer-Frau, die mich mit diesem Monstrum hoffentlich schnell und sicher an mein Ziel bringen wird. Sie sieht mich nicht mehr ganz so böse an und bietet mir sogar an, für nur 20 Draken nach Balmora zu reisen. Gerade, als ich mich freuen möchte, fällt mein Blick an ihr vorbei in die kleine Stadt und an der Brücke sehe ich einen jungen Mann stehen, der mich anstarrt. Die Schlickschreiterfrau folgt meinem Blick. „Das ist Vodunius Nuccius.“ sagt sie als Erklärung. Zumindest hört es sich wie eine an. Herr Nuccius wendet sich schnell ab, als er unsere Blicke bemerkt. „Was ist mit ihm?“ frage ich neugierig, während ich ihn weiter beobachte. „Ach, wisst ihr...“ seufzt die Schlickschreiterfrau und ich sehe sie unwissend an. „Er ist nicht sehr glücklich hier. Naja, wer kann's ihm verdenken? In so einem Kaff.“ Ich nicke. Ich würde hier auch nicht glücklich werden. Deswegen will ich ja schnell nach Balmora. Die zweitgrößte Stadt hier in Vvardenfell. Zumindest laut Elones Routenplan. „Warum verlässt er Seyda Neen dann nicht?“ „Kein Geld.“ antwortet die Dunmer und seufzt erneut. „Und ein verfluchter Ring, denn er einfach nicht los wird.“ Hier in dieser kleinen Stadt haben es die Leute irgendwie mit Ringen. Ich persönlich mag Ringe nicht wirklich. Sind mir zu protzig. Ich überlege einen Moment und schaue zwischen dem Schlickschreiter und Nuccius hin und her. „Sagen Sie, könnten sie vielleicht einen Moment warten? Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch was wichtiges vergessen habe...“ Ich blicke sie unsicher an, doch sie nickt nur und ich weiß die sie mir neugierig hinterher schaut, während ich zurück nach Seyda Neen renne. Nach ein paar Minuten habe ich Herrn Nuccius gefunden. Er lehnt an einer Mauer des Steueramtes und blickt sehnsüchtig aufs Meer. „Verzeihung?“ Erschrocken dreht er sich zu mir um. Ich glaube, es ist ihm ziemlich peinlich, dass ich ihn vorhin beim Starren erwischt habe. „J-ja?“ „Nun, erm, ich bin eigentlich quasi auf dem Weg nach Balmora, doch ich habe gehört, dass auch ihr verreisen möchtet?“ Was mache ich hier eigentlich? „Verreisen ist gut. So weit wie möglich weg von diesem Ort trifft es eher.“ Er blickt wieder zum Meer. „Ich würde gern mehr von der Welt sehen. Vvardenfell. Die anderen Distrikte von Morrowind. Vielleicht sogar mal nach Cyrodiil gehen...“ Von letzterem würde ich ihm eher abraten. Da herrschen nämlich derzeit mal wieder heftige Unruhen. „Leider fehlt mir das Geld dafür...“ „Nun, habt ihr vielleicht etwas, dass ihr verkaufen könntet?“ Er sieht mich überrascht an. Er mustert mich einen Augenblick, als ob er abschätzen würde, ob man mir auch trauen könnte und zieht dann schließlich einen kleinen, sehr hübschen Ring aus seiner Tasche. „Nur das hier. Ist zwar wertvoll, aber verflucht. Will keiner haben.“ meint er und will den Ring schon wieder wegstecken, doch ich halte ihn davon ab. „Ich kaufe ihn.“ sage ich schneller, als mir bewusst wird, was ich da eigentlich tue. „Wirklich?“ Herr Nuccius scheint überrascht. Ich nicke und lächle. „Nun, also.... Erm, wäret ihr bereit mir für diesen Ring 200 Draken zu bezahlen?“ Mein Inneres schreit 'Nein!' und 'Bist du verrückt? Das ist der absolute Wucher!', doch ich höre nicht darauf, sondern krame nach meinem Geldbeutel und drücke ihm die 200 Draken in die Hand. Er sieht auf das Geld und dann auf mich, als sei ich ein Gott in Mer-Gestalt und für einen Augenblick habe ich die Befürchtung, dass er mich umarmen will. Doch er strahlt nur übers ganze Gesicht, gibt mir den Ring und schüttelt dankend meine Hand. „Ihr seid ein Lebensretter, mein Freund! Ich werde das nächste Boot nehmen und meine Träume wahr machen!“ Er bedankt sich immer noch, als ich mich von ihm verabschiede und zurück zu den Schlickschreitern gehe. Als ich dort ankomme, winkt er mir noch einmal zu und die Dunmerfrau, die mich gleich nach Balmora bringen wird, lächelt. Ich denke, sie hat uns beobachtet. Ich habe jetzt zwar einen verfluchten Ring, doch ich fühle mich ein ganzes Stück besser als noch am Abend zuvor und besteige das riesige Tier. Ich hoffe, dass ich etwas mehr Glück mit diesem Ring haben werde und stecke ihn in meine Tasche, während die Dunmerfrau grinsend verkündet, dass in den letzten 10 Minuten die Preise gefallen seien, und ich nur 13 Draken zu zahlen hätte. Ich glaube, heute wird ein schöner Tag. tbc Yuri_Ookamis kleines Erklär-Lexikon gibt es diesmal nicht, da ich nicht weiß, was den höchsten Klärungsbedarf hat. ^^° Aber ihr dürft gerne Themen vorschlagen, die ich dann im nächsten Kapitel genauer erläutern kann. Was haltet ihr von den Göttern? Da ich sie doch recht häufig erwähne, könnte ich sie auch mal vorstellen, oder? Bis zum nächsten Kapitel! ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)