Initium mortis von Luthien-Tasartir (Volturi-OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Love is a lie! ------------------------- Langsam ging ich durch die dunklen Gänge des Volturianwesen, bedacht darauf keinen Laut zu verursachen. Ich wollte nicht, dass die Meister vielleicht auf die Idee kamen, mir einen Auftrag zu geben. Normalerweise war ich für so etwas immer zu haben. Es war fast schon so, dass ich sie liebte. Aber heute hatte ich keine Zeit für dergleichen. Heute würde ich Erminia wiedersehen. Eigentlich war sie nur eine der vielen Affären, die ich bis jetzt hatte. Nun, nicht ganz. Für gewöhnlich pflegte ich meine „Partnerinnen“ zu töten. Das hörte sich vielleicht sadistisch an, ekelerregend, unmenschlich, aber das lag wohl daran, dass ich kein Mensch mehr war. Ich war ein Vampir und dies schon seit knapp 90 Jahren. Damals hatte mich Aro, einer der drei Volturimeister, denen ich seit dieser Zeit diente, aufgelesen und verwandelt. In vielerlei Hinsicht musste ich ihnen deswegen wohl dankbar sein. Nicht zuletzt, da sie mich so aus meiner Ehe geholt hatten. Wie viele zu der Zeit, war meine eine Zwangsehe gewesen, um meiner Familie ein Leben in gehobenerer Gesellschaft zu ermöglichen. Und wie viele dieser Ehen war auch meine alles andere als glücklich verlaufen. Auch wenn wir nach außen hin das glückliche Paar darstellten, wie es von unseren Familien und der Gesellschaft verlangt wurde, hatten wir uns nie für einander erwärmen können. Zwar hatte ich es versucht, da ich immerhin – so dachte ich damals – den Rest meines Lebens mit der Frau verbringen müsste, doch sie hatte mich konstant abgewiesen, bis ich es aufgegeben hatte. Seitdem hielt ich wenig, um nicht zu sagen nichts von Frauen. Das Einzige, für das sie gut waren, war, um es direkt auszudrücken, zum Stillen meines Durstes und das Befriedigen meiner männlichen Bedürfnisse. Nun... so hatte ich gedacht, bis ich Erminia kennengelernt hatte. Auch sie entstammte einer reichen Familie und war sogar bereits verheiratet worden. Deswegen hatte ich zuerst gedacht, dass sie ein leichter Fang sein würde. Die meisten Zwangsehen verliefen irgendwann so, dass jeder Partner allerlei Affären hatte, während im eigenen Bett nichts mehr lief. Meine war da keine Ausnahme gewesen. Nun, Erminia war, wie gesagt, eine Ausnahme. Sie hatte gleich zu Anfang ein reines Bettverhältnis abgelehnt, da sie erobert werden wollte. Das hatte sie zumindest gesagt, als ich sie zum ersten Mal getroffen hatte. Schon dieses Treffen war eine Art Vorzeichen für unser späteres Verhältnis gewesen. Aro hatte mich als Leibwache mit zu ihrem Mann genommen, um ihm, beim Kerzenschein der nächtlichen Stunde einen Teil seines Bodens abzukaufen. Ich wusste nicht, wofür er es gebraucht hatte, allerdings hatte ich bereits gelernt, niemals die Gedankengänge des Volturi ergründen zu wollen. Es war hoffnungslos. Während mein Meister mit dem Mann, dessen Name ich bis heute nicht kannte, gefeilscht hatte, wartete ich draußen vor der Tür, als eine helle Stimme mich von der Seite her fragte, ob ich denn eine Statue sei, die ihr Gatte neu als Abschreckung vor seinem Arbeitszimmer platziert habe. Lächelnd hatte ich mich ihr vorgestellt und – über kurz oder lang – waren wir ins Gespräch gekommen. Irgendwie hatte sie es geschafft, mich durch ihre Widerspenstigkeit, die sie bald aufzeigte, als ich anfing, leicht mit ihr zu flirten, an sich zu binden. Da das Feilschen um das Grundstück ein etwas langwieriger Prozess war, trafen Erminia und ich uns noch öfter, auch nachdem mein Meister alles mit ihrem Mann geklärt hatte. Ich genoss es mit ihr auch im Geheimen zu reden und zu diskutieren, vor allem, da sie bald schon Anzeichen machte, dass sie sich auch für weiteres zu öffnen schien. Diese langsamen Erfolge, die sie mir nach und nach zugestand, vergrößerten meinen Eifer, ihr zu gefallen nur noch mehr. Ich war fasziniert von ihr. Zu allem Überfluss sah sie auch keinesfalls schlecht aus – nicht, dass ich es tat, ganz im Gegenteil und mit einer schlecht aussehenden Frau hätte ich niemals etwas angefangen. Natürlich wusste ich, dass niemals etwas aus uns werden würde. Mir war es genauso bewusst wie ihr, aber wenn sie sich zuerst verlieben wollte, bevor sie mit einem Mann eine Liebesnacht verbrachte, war dies nicht mein Problem. Sie wusste ganz genau, dass ich ihr später das Herz brechen würde, brechen müsste, da aufgrund ihres Status und meines Wesens – von dem sie jedoch keine Ahnung hatte – niemals, wie schon gesagt, etwas Ernsteres aus dieser Geschichte werden würde. Uns beiden war dies bewusst, aber wenn sie es trotzdem wollte, bitte. Endlich hatte ich den Ausgang erreicht und jagte nun, so schnell, dass kein Auge mir hätte folgen können, wenn denn um diese Uhrzeit noch jemand in den Gassen, die ich wählte, um zu meinem Bestimmungsort zu gelangen, herumstreifte, durch das nächtliche Volterra. Zielstrebig lief ich auf die Stadtmauern zu, kletterte in einer flüssigen Bewegung über sie hinweg und verschwand letztendlich im Wald, in dem wir uns treffen wollten. Ich wusste nicht, wie lange ich auf sie wartete. Ich hatte ihr sogar einen Strauß Blumen – rote Rosen – besorgt. Doch sie kam nicht. Regungslos stand ich zwischen den großen Stämmen der Bäume, die bereits älter als ich waren, während ich stets weiter wartete, in der Hoffnung, mich einmal in einer Frau getäuscht zu haben. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass Erminia nicht kommen würde. Dafür hatte ich viel zu lange meine Zeit an ihr verschwendet. Als der Tag bereits seine ersten Strahlen auswarf, stand ich immer noch an der gleichen Stelle. Nur eine Sache hatte sich verändert: Ich hatte die Frau aufgegeben. Sie würde nicht kommen. Das war mir jetzt klar. Wie dumm ich doch gewesen war. Es war nicht ich der mit ihr gespielt hatte, sondern umgekehrt und ich war darauf hereingefallen, denn, dies wurde mir jetzt mit aller Härte bewusst, als ich spürte, wie eine unbändige Wut in mir aufstieg, ich hatte mich unwiderruflich in sie verliebt. Zuerst spürte ich nur, wie ein bedrohliches Knurren meinen Hals heraufstieg, bevor dieses sich in einem tierischen Schrei der Verzweiflung und Enttäuschung Ausdruck verlieh, dass die Vögel und Tiere sich ängstlich in ihren Verstecken verkrochen oder flohen. Ein Mensch hatte mich einen Vampir ausgetrickst! War nicht meinem Charme verfallen, wie es doch eigentlich sein müsste! Müsste nicht unser bloßer Anblick diese verdammten Menschen dazu bringen uns mit Haut und Haar zu verfallen? An diesem Tag kam ich nicht zurück in das Volturianwesen, um meine Pflichten zu erfüllen. Stattdessen lief ich durchgängig durch die Wälder, um meiner Wut mit Brüllen und entwurzelten Bäumen Ausdruck zu verleihen; um mich abzureagieren. Es half nichts. In der nächsten Nacht ging ich zum Haus der Frau, die mich versetzt hatte und rächte mich. Zuerst war ihr Mann dran, dann ihr vier-jähriger Sohn und dann tötete ich sie. Es bereitete mir Freude ihre angsterfüllten Augen zu sehen, als sie dem Tod ins Gesicht blickte, bevor ich meine Zähne in ihrem Hals vergrub. In dieser Nacht schwor ich mir, niemals wieder mein Herz jemandem zu schenken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)