The Scar von pustebluemchen (Die Narbe) ================================================================================ Kapitel 1: The Scar ------------------- Es war mitten in der Nacht und der Vollmond hing wie eine Goldkugel in dem sternenklaren Nachthimmel über der Hauptstadt von Tenebrae. Kein Laut war zu vernehmen, nur das Heulen von einigen Eulen, die über den Himmel flogen und irgendwo in der Ferne konntest du einen Wolf heulen hören. Es war selten, dass die Nächte so ruhig verliefen. Oft waren noch bis spät in die Nacht Menschen dabei durch das Schloss zu huschen und irgendwelche Erledigungen zu machen. Du hattest dich schon oft gefragt, was so wichtig sein konnte, dass es um zwei Uhr nachts erledigt werden musste, aber du hattest gelernt, dass du manche Dinge nicht in Frage stellen solltest. In diesem Moment wolltest du einfach nur diese seltene Ruhe genießen und den Mond betrachten. Du mochtest diesen großen Himmelskörper, der schon immer eine gewisse Faszination auf dich ausgeübt hatte. Das Licht fiel durch das Fenster und erhellte das große Schlafzimmer, das eigentlich nicht deines war. Du saßest auf der Bettkante mit dem Rücken zu der Person, die hier eigentlich lebte. Dein Blick fiel auf den bärtigen Mann mit dem schwarzen Vokuhila, der in tiefe Träume versunken neben dir lag. Das Mondlicht beschien seine linke Gesichtshälfte, wo sich eine große Narbe von seiner Schläfe über sein Auge bis hin zu seiner Wange zog. Ein sanftes Lächeln schlich auf deine Lippen, als du vorsichtig mit deinen Fingern die Linie der Narbe nachzogst. Noch immer nagten Schuldgefühle an dir, wenn du sie sahst, denn er hatte sich die Narbe damals zugezogen, weil er dich gerettet hatte. Dabei kanntet ihr euch nicht einmal. Es war nun bestimmt schon über ein dreiviertel Jahr her, dass du dich im Wald in der Nähe deines Dorfes verlaufen hattest. Wären er und seine Freunde damals nicht durch Zufall in der Nähe gewesen, würdest du heute wohl gar nicht mehr leben. Es war dunkel, nur der Mond spendete dir Licht. Sein schwacher Schein drang durch die Wipfel der Bäume und hüllte alles in ein unheimliches Licht. Es wäre dir lieber gewesen, wenn du gar nichts gesehen hättest, anstatt dieser schemenhaften Umrisse, die dich das Grauen nur erahnen ließen. Du verfluchtest dich in diesem Moment für deinen schlechten Orientierungssinn und noch mehr für die Tatsache, dass du die Tochter des einzigen Händlers aus deinem Dorf warst. Denn nur deswegen stecktest du jetzt in dieser Misere. Dabei solltest du nur etwas im Nachbardorf erledigen und der kürzeste Weg hin und zurück war durch den Wald. Im Tageslicht erschien hier alles recht friedlich, wenn man von diversen Monstern absah, doch in der Nacht änderte sich das. Dann krochen die schlimmsten Kreaturen aus ihren Ecken und bleckten sich die Zähne nach jungem Fleisch wie deinem. Du hieltest deinen Einhänder mit der gezackten, meerblauen Klinge fest in der Hand und sahst dich aufmerksam um. Bei jedem noch so kleinen Geräusch zucktest du zusammen. Warum hattest du auch nicht auf deine innere Stimme gehört, die dir geraten hatte, die Nacht in dem anderen Dorf zu verbringen? Aber nein, du wolltest ja unbedingt schnell wieder zu Hause sein und das hattest du jetzt von deinem bescheidenen Wunsch. Dir war nicht einmal klar, ob du nun die richtige Richtung eingeschlagen hattest oder ob du im Kreis gelaufen warst. Ein lautes Brüllen riss dich aus deinen Gedanken. Erschrocken blicktest du auf und drehtest dich langsam um. Dort war niemand. Langsam drehtest du dich um deine eigene Achse. Du versuchtest durch das fahle Mondlicht etwas zu erkennen und machtest dich kampfbereit. Dein Griff um das Schwert wurde fester, sodass deine Fingerknöchel weiß unter deiner Haut hervortraten. Doch das war dir egal. Dann ertönte wieder das Gebrüll; es war lauter, näher. Unsicher beschleunigtest du deinen Schritt und sahst dich immer wieder um. Doch nichts war zu sehen. Das Brüllen, das dennoch immer näher kam, machte dich unsicher und du ranntest inzwischen durch den Wald. Dein Herzschlag wurde schneller und dein Atem ging hektischer. Du spürtest, dass dir etwas auf den Fersen war und es kam näher. Und dann sprang es über deinen Kopf hinweg und schnitt dir den Weg ab. Du wärst ihm fast ins Maul gerannt, konntest aber noch rechtzeitig abbremsen und bliebst mit schock geweiteten Augen vor diesem Monster stehen. Es war groß und zottelig, sein Unterkörper glich dem einer Ziege und seine Brust war behaart. Sie erinnerte an einen Löwen. Das Monster lief aufrecht und hatte einen Hundekopf. Sein Schwanz war kein normaler Schwanz sondern eine Schlange, die dich bösartig anfauchte. Die roten Augen des Hundekopfs sahen dich mordlüstern an und Speichel tropfte aus seinem mit scharfen Zähnen besetzten Mund. Im Mondschein schien sein stinkendes Fell einen dunkelblauen Farbton zu haben, doch du bekamst nicht genug Zeit, um darüber nachzudenken, denn das Vieh kam bereits auf dich zugestürmt. Erst jetzt fielen dir die Hörner auf, die aus seinem Kopf ragten und die nun direkt auf dich gerichtet waren. Der Griff um dein Schwert wurde noch fester und du schicktest ein Stoßgebet gen Himmel, das hoffentlich half dich am Leben zu erhalten. Galant wichst du der ersten Attacke des Monsters aus, indem du einfach zur Seite sprangst und das Biest ins Leere laufen ließest, doch dieser Erfolg währte nicht lange, da sich das Monster wieder umdrehte und zur nächsten Stoßattacke ansetzte. Du hobst dein Schwert, bereit dem Vieh den Kopf abzuschlagen, doch du erwischtest nur eines seiner Hörner, als du nur wenige Schritte zurückwichst und es dem Tier abschlugst, während es an dir vorbei stürmte. Schmerzerfüllt schrie es auf und sah dich zornig an, die Schlange fauchte und führte eine Art Tanz auf. Im ersten Moment wundertest du dich, aber als sie mit dem Kopf in deine Richtung zeigte, wurde dir klar, was sie vorhatte. Gerade noch rechtzeitig sprangst du zur Seite und kurz darauf schlug ein Blitz an der Stelle ein, an der du eben noch gestanden hattest. Das Vieh beherrschte also auch noch Magie. Eine Fähigkeit, die dir leider fehlte. Doch eine lange Verschnaufpause blieb dir nicht, denn das Monster kam wieder auf dich zugerannt, denn es schien mit jedem fehlgeschlagenen Angriff wütender zu werden. Dieses Ausweich-Angriff-Spiel ging eine ganze Weile so weiter und weder du noch dein Gegner hatten eine Taktik. Allerdings wurdet ihr beide immer müder, doch das Monster schien mehr Kondition zu haben als du. Du warst erschöpft, müde und hattest Hunger und Durst. Wie lange wart du eigentlich schon unterwegs? Deine Müdigkeit wurde dir erst jetzt bewusst. Viel Zeit zum Überlegen hattest du allerdings nicht, da das Monster zum x-ten Angriff ansetzte. Du stolpertest zur Seite und deine Beine gaben nach. Kraftlos lagst du am Boden, dein Schwert fiel aus deiner Hand. Das Monster hatte dich jetzt wieder genau im Visier. Du hattest immer gedacht, dass im Moment des Todes dein ganzes Leben im Zeitraffer an dir vorbeilaufen würde, aber du spürtest zu diesem Zeitpunkt nur die pure Angst. Verängstigt kniffst du die Augen zusammen und wandest den Kopf zur Seite, wartetest auf den Schmerz, doch der blieb aus. Vorsichtig öffnetest du deine Augen und wandest dann deinen Kopf zu der Person, die sich gerade vor dich stellte und das Monster mit einem großen Zweihänder abwehrte. Der Statur nach zu urteilen, handelte es sich hier definitiv um einen Mann. Er hatte breite Schultern und gewaltige Oberarmmuskeln. Vermutlich war er so um die ein Meter achtzig, wenn nicht sogar ein Meter neunzig, groß. Er trug schwarze Kleidung und hielt das Zweihänder-Schwert, als wäre es ein einfacher Dolch. Während du ihn mustertest erholte sich das Biest wieder und stürmte auf den Fremden zu, der vollkommen unbeirrt stehen blieb und die krallenbesetzte Klaue mit einem Hieb abwehrte. Doch das Monster hatte zwei Pranken und die andere schlug nach dem Gesicht des Fremden und traf auch. Blut tropfte zu Boden, aber du konntest nicht erkennen, was genau passiert war. Der Fremde hielt sich kurz die linke Hälfte seines Gesichtes und schlug dann nach dem Arm des Monsters, der schwer zu Boden fiel. Danach rammte er dem Biest sein Schwert in den Brustkorb. Das Monster sackte in sich zusammen und ging zu Boden. Grünes Blut tropfte aus seinen Wunden. Während du geschockt auf das tote Monster starrtest, wandte sich der Fremde zu dir um. Nun konntest du sein Gesicht sehen. Es wäre bestimmt schön gewesen im Mondlicht, doch das fahle Licht zeigte dir die klaffende Wunde, die sich nun quer über seine linke Gesichtshälfte zog. Er hockte sich zu dir herunter und rammte dabei sein Schwert in den Boden. Graue Augen musterten dich ausgiebig, bevor er zusammenklappte. Was dann passierte, war Geschichte. Seine Freunde tauchten nur ein paar Minuten später auf und lasen euch zwei auf. Du lerntest die Truppe um den Prinzen von Tenebrae kennen und konntest dich gar nicht oft genug bei deinem Retter und bedanken und gleichzeitig entschuldigen. Sie verbrachten eineinhalb Wochen in deinem Dorf bis Gladiolus, der Mann dessen linke Gesichtshälfte von nun an eine Narbe zierte, wieder reisefähig war. Dennoch wolltest du dich unbedingt erkenntlich zeigen und so kam es, dass du in die Dienste von Noctis tratest und deine Heimat verließt. „Woran denkst du?“ Aus deinen Gedanken gerissen, blicktest du zu Gladiolus, dessen graue Augen dich verschlafen ansahen. Deine Hand ruhte noch immer auf seiner Wange und er genoss die Berührung sichtlich, denn er schloss genießerisch die Augen und lehnte sich gegen deine Hand. „Ich hab daran gedacht, wie wir uns kennengelernt haben“, flüstertest du und senktest schuldbewusst deinen Blick auf die hellen Laken. Du wusstest, dass er dir keine Vorwürfe machte, schließlich war es seine Entscheidung dir das Leben zu retten, aber du konntest nicht umhin dich schuldig zu fühlen. Dabei machte ihm die Narbe nichts aus, es war nicht die einzige, die er trug. Gladiolus entstammte einer Militärfamilie und kämpfte schon seit seiner frühen Kindheit. Sein durchtrainierter Körper war mit großen und kleinen Narben übersät, aber die wurden oft von seiner Kleidung versteckt und bisher hatten nur wenige Menschen das Glück sie zählen zu dürfen. Er seufzte nur, als er deine Antwort hörte und richtete sich langsam auf. Dabei glitt die Decke von seiner Brust und gab den Blick auf seinen muskulösen Oberkörper frei. Das helle Mondlicht ließ seine blasse Haut noch blasser erscheinen als sonst. Er legte seine große Hand auf deinem Kopf ab und wuschelte durch dein Haar. „Wehe du entschuldigst dich jetzt wieder.“ Mit einem ernsten Blick sah er dich an und wartete ab. Unwillkürlich musstest du grinsen und legtest den Kopf schief. „Was machst du, wenn ich es doch tue?“ Schalk blitzte in seinen Augen auf und er stieg auf das Spielchen ein. „Find’s doch heraus.“ Herausfordernd sah er dich an und wartete deine Reaktion ab. Du schmunzeltest nur und ließest deine Finger abermals die Kontur seiner Narbe nachfahren. „Es tut mir wirklich leid“, wispertest du und kurz drauf ergriff er deine Handgelenke. Er drückte sie neben deinen Kopf und dich herunter, sodass er nun genau über dir war. Er beugte sich vor und eure Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Sein warmer Atem jagte heiße und kalte Schauer über deinen Rücken, als er deine Wangen kitzelte. „Jetzt muss ich dich leider zum Schweigen bringen“, flüsterte in dein Ohr und sein Bart kratze die Haut an deinem Hals. Bevor du etwas erwidern konntest, hatte er seine warmen Lippen schon auf deine gelegt. Genießerisch schlosst du die Augen und entspanntest dich automatisch. Liebevoll fuhr er mit seiner Zunge die Konturen deiner Lippen nach und neckte sie, indem er leicht hinein biss. Das ließ dich auf keuchen und er nutzte die Gelegenheit, um mit seiner Zunge in deine Mundhöhle einzudringen und deine zu einem Kampf aufzufordern. Sein Griff um deine Handgelenke lockerte sich und ermöglichte dir, deine Hände um seinen Nacken zu legen und ihn näher an dich zu ziehen. Seine linke Hand wanderte deine Seite hinab und schob langsam den Saum des T-Shirts hoch, das er dir geliehen hatte. Er unterbrach den Kuss und sah dich zärtlich an, während seine warme Hand unter deinen Rücken glitt. Gladiolus sah dir tief in die Augen und flüsterte: „Ich liebe dich.“ Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf deine Lippen. „Ich liebe dich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)