Anders von DARKFEATHER ================================================================================ Kapitel 2: Zwei --------------- 2. Kapitel Es dauerte ganze zwei Wochen, bis er wieder in das Krankenzimmer zurückkehrte. Nein, er war nicht zwei Wochen verschont worden. Er hatte einfach solange ohne irgendeine Pflege durchgehalten, immerhin wollte er nicht mehr ins Krankenzimmer, wenn Haruka nicht dort sein würde. Jedoch war das heute anders: sie hatten ihn mal wieder erwischt, aber diesmal richtig heftig. Immerhin hatte er es tatsächlich gewagt sich zu wehren. Immer und immer wieder hatten sie auf ihn eingeschlagen. „Du scheiß Schwuchtel“, hatten sie gesagt. Tränen liefen über seine Wangen, so schlimm war es schon lange nicht mehr gewesen. Er war keine Heulsuse und er weinte sicherlich auch nicht, weil er sich die Worte seiner Peiniger so zu Herzen nahm. Nein, die Schmerzen, die sie ihm zugefügt hatten, waren einfach zu groß: er war gezwungen ins Krankenzimmer zu gehen, auch wenn er gerade aussah wie ein Penner. Seine Lippe war mal wieder blutig. Überhaupt hatte er Blut im Gesicht, denn auch aus einer Schramme an der Augenbraue trat die rote, dicke Flüssigkeit. Seine Rippen taten ihm weh, sein Atem ging schwer. Er wischte sich schnell noch einmal über die Augen, um zumindest einen kleinen Rest Würde zu behalten... Wie er es unter den Schmerzen überhaupt so schnell zu dem Raum geschafft hatte, wusste er selbst nicht so genau. Vielleicht hatte er ja doch gehofft, Haruka-san hier anzutreffen, die ihn dann tröstete. Natürlich wurde er enttäuscht. Sie war nicht hier, sondern Shinji Amano. Als der junge Arzt den verletzten Saga entdeckte, sprang er sofort auf und ging auf ihn zu: „Sakamoto-san! Was sind das bloß für Schüler, die sie so zu richten...?“, fragte er, doch sprach er wohl eher zu sich selbst, als er den Verletzten vorsichtig auf eine der Liegen bugsierte. Saga atmete schwer. Vielleicht hatten sie ihm ja eine Rippe gebrochen? Es fühlte sich zumindest so an. Wenigstens waren die Schmerzen im Liegen nicht allzu groß. Amano kümmerte sich sofort um die sichtbaren Wunden, also sämtliche Schrammen an den Armen und im Gesicht. Er tupfte das Blut, dass aus seiner offenen Augenbraue floß, vorsichtig ab und sprühte etwas darauf. Saga konnte nicht sehen was, hatte er doch die Augen nun lieber geschlossen. Natürlich merkte der junge Arzt, dass das nicht alles sein konnte, was dem Schüler wehtat. „Ich zieh jetzt vorsichtig das Oberteil hoch, also musst du kurz die Zähne zusammenbeißen...“, dass er gerade einfach ins „Du“ übergegangen war, bemerkte weder der Arzt noch Saga. Dieses höllische Pochen an seinen Rippen war jetzt wichtiger. Eben dieses wurde noch schlimmer, als Shinji ihm das Oberteil hochzog. Saga biss sich auf die ohnehin schon blutende Unterlippe und auch die Tränen drängten sich zurück in seine Augen. Dennoch zwang er sich, keine Schmerzenslaute von sich zu geben und so machte er keinen einzigen Mucks. Er wollte kein Weichei sein. „Da haben sie dich aber ganz schön erwischt... die rechte Seite ist schon ziemlich blau, das wird sicher noch weiter anschwellen“, erklärte Shinji ihm die Lage. „Ich glaube nicht, dass du heute nochmal in den Unterricht gehen solltest. Ich behandele dich jetzt weiter und dann ruhst du dich hier im Zimmer noch etwas aus. Heute Abend solltest du dann zur Apotheke gehen, ich verschreib dir was...“, fügte er hinzu, tippte dann schnell etwas in den Computer, der auf dem Schreibtisch stand. Seine tiefe, raue Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich und der Schüler gab dem Älteren nur ein Seufzen als Antwort. Shinji schmierte eine Creme auf die blau gewordene Stelle. „Die wirkt kühlend und wird deine Schmerzen etwas lindern.“, erläuterte er. „Wieso... wieso machen die das immer wieder... ich hab denen gar nichts getan und trotzdem...“, fragte der Braunhaarige dann doch mit brüchiger Stimme. „Nicht weinen, Kleiner... wieso meldest du diejenigen denn nicht im Direktorat?“, schlug der Ältere vor, doch der Angesprochene schüttelte sofort den Kopf: „Nein, nein... dann fangen sie mich irgendwo anders ab und rächen sich dafür. Ich werd das schon noch durchhalten...“, ein weiteres Seufzen, „...ich hab ja nur noch ein Jahr, das muss gehen...“ „Aber du bist schon ziemlich taff. Also wenn das stimmt, was Haruka-san mir erzählt hat, dann hältst du das ja schon 'ne Weile aus, nicht?“, versuchte der junge Mediziner ihn auf das Thema Haruka abzulenken. Der Kleinere sah ihn nun doch verblüfft an. Er fand Saga „taff“? Er hielt ihn gar nicht für ein Weichei? Er musste lächeln und rieb sich erneut über die Augen, um die Feuchtigkeit endgültig aus diesen zu verbannen: „Haruka, diese Plaudertasche...“ „Allerdings! Als sie angefangen hat von dir zu reden, dachte ich schon sie hört gar nicht mehr auf.“, grinste nun auch Shinji und zupfte kurz an dem Oberteil des Anderen, welches dieser dann wieder vollständig richtete und sich langsam aus seiner liegenden Position erhob. Dabei entkam ihm schließlich doch ein leises, aber schmerzerfülltes Stöhnen. „Oh man...ich will gar nicht wissen, was sie alles erzählt hat, bestimmt nur peinliches Zeug...“, nuschelte er dann und wurde ein wenig rot im Gesicht. Natürlich, er mochte Haruka, aber sie hätte ruhig etwas weniger über ihn und dafür etwas mehr über andere Dinge sprechen können. „Ach was...sie hat nur Gutes von dir gesagt. Und sie hat mir gedroht, dass ich mich ja gut um dich kümmern soll!“, lachte Shinji. Er hatte ein schönes Lachen, dachte Saga und stimmte ein, so weit ihm das die Schmerzen ermöglichten. „Tja, dann pass gut auf mich auf, nicht dass sie irgendwann wiederkommt und mit 'nem Krückstock auf dich losgeht!“ Natürlich hatte sie noch keinen Krückstock, aber wer wusste schon, was für altersbedingte Gegenstände sie sich jetzt zulegen würde, (die sie eigentlich noch nicht nötig hatte, denn sie war fit wie ein Turnschuh) wenn sie nun in Rente war. „Oh, dann muss ich aber ganz schön Angst haben...“, witzelte der Schwarzhaarige. Saga nickte: „Allerdings.“ Dann begann er zu überlegen, während er den Anderen musterte, „... sag mal, wie alt bist du eigentlich? Ich meine, wenn du jetzt schon hier als Arzt arbeiten kannst... aber siehst gar nicht so alt aus, wie die meisten Ärzte.“ Hey, wenn dieser Typ ihn jetzt schon pflegen sollte, da konnte er ruhig ein wenig über ihn in Erfahrung bringen und ja, er wollte verhindern, dass der Arzt nochmal auf seine tägliche Pein zu sprechen kam. Er sprach nicht gerne darüber, auch bei Haruka hatte er es immer vermieden, es war ihm nun einmal peinlich. Außerdem wollte er über ganz normale Themen mit jemanden sprechen, immerhin hatte er dazu sonst niemanden an der Schule. Da er das Krankenzimmer seit Harukas Abschied gemieden hatte, hatte er bisher auch nie die Chance gehabt, sich etwas mehr mit dem Größeren zu unterhalten. Außerdem hatte Shinji ja schon dank Haruka zu viel über Saga erfahren, während dieser noch rein gar nichts über den Älteren wusste. Wie auch? Die alte Schulpflegerin hatte es ja nicht für nötig gehalten, ihn in irgendeiner Art vorzuwarnen. Shinji blickte ihn ob des Themenwechsels etwas skeptisch an, antwortete ihm dann aber: „Ahh, jetzt fängt die Fragerei auch bei dir an. Ein paar Schülerinnen haben schon angefangen, mich auszuquetschen...“ Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich bin jetzt 28. Du bist 18, richtig?“ Der Braunhaarige nickte: „Ja, bin ich. Aber kein Wunder, dass die Mädchen dich gleich ausfragen, die haben in dir, so wie ich das mitbekommen habe, schon ein neues Schmachtopfer gefunden, so wie du aussiehst...“ Er riss die Augen auf, als er merkte, dass er dem neuen Arzt gerade ein Kompliment gemacht hatte. Eine leichte Röte fand sich auf seine Wangen. „Also, ich meine, so jung wie du noch bist, versuchen die doch gleich, sich an dich ranzumachen, immerhin sind ihnen die Jungs hier, also die Schüler, dann doch noch zu unreif und die meisten Lehrer zu alt...“, versuchte er sich schnell herauszureden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Shinji heute viel mehr wie ein Arzt wirkte, als das letzte Mal, als er ihn kennengelernt hatte. Er hatte heute eine enganliegende, schwarze Hose an und über einem lilanem Shirt, wieder mit leichtem V-Ausschnitt, seinen Arztkittel. Außerdem trug er eine Brille. Im Großen und Ganzen entsprach der Ältere nun genau dem typischen Ärzteklischee, abgesehen von seinem Alter. Hmm, das letzte Mal hatte er aber keine Brille auf, das wäre dem Kleineren aufgefallen. Immerhin machte sie den Dunkelhaarigen noch um einiges attraktiver, so weit das noch möglich war. Nein, er wirkte gar nicht anziehend auf Saga und er fand ihn auch sonst gar nicht so toll. Das überließ er dann doch lieber den Mädchen. Shinji setzte ein charmantes Grinsen auf, als er bemerkte wie Saga ihn musterte: „Ah, ja, natürlich.“ Dann blickte er auf die schwarze Uhr an seinem Arm. „Hmm, der Unterricht müsste gleich aus sein und damit auch meine Arbeit. Wirst du abgeholt oder so?“, informierte er sich, doch der Kleinere schüttelte sachte den Kopf: „Nein, ich fahr mit dem Bus heim...“ „Okay, dann bring ich dich noch zum Bus und pass auf, dass da nichts mehr passiert. Ein paar blaue Flecken sind zwar nicht das Schlimmste, aber wir wollen ja nicht, dass noch mehr geschieht. Ich würd' dich ja auch heimbringen, aber ich hab leider noch einen Termin...“, erklärte er und sah den Braunhaarigen entschuldigend an. Dieser Dackelblick... und er dachte, das hätten Frauen mehr drauf, doch Shinji bewies ihm gerade das Gegenteil. „Ähm ja, danke...aber heim bringen wäre ohnehin nicht nötig, ich weiß nicht ob ich 'nen Angriff von dem Fanclub überleben würde...“, flüsterte Saga, doch eher zu sich selbst. „Was, ein Fanclub?“, natürlich hatte der Schwarzhaarige ihn gehört und hob nun die Augenbrauen. Saga zuckte ein wenig zusammen. Er sollte besser darauf aufpassen, was er laut sagen wollte und was nicht. „Ja...diese Woche haben ein paar von den Mädchen den Shinji – Kawaii – Amano Club gegründet. Bei denen bist du das Hauptthema Nummer 1.“ Da fing Shinji herzlich zu lachen an: „Wie bitte, kawaii? Verdammt, ich hätte ja eher auf Sexy oder so was gehofft.“ Der Meinung war Saga allerdings auch. Das musste er aber nicht auch noch laut aussprechen. Schließlich stand er vorsichtig auf, um nicht noch mehr Schmerzen erleiden zu müssen, und wartete darauf, dass der Arzt das Krankenzimmer abschloss und sie zur Bushaltestelle gehen würden. Dort angekommen, wartete der Größere noch bis der Braunhaarige eingestiegen und der Bus abgefahren war. Natürlich ließ der Ältere es sich nicht nehmen, ein paar von den jungen Mädchen mit seinem strahlendstem Lächeln zu zu winken Ein paar von ihnen begannen schüchtern zu kichern und sich dann ähnlich von dem Schwarzhaarigen zu verabschieden. Saga wurde von ihnen natürlich eiskalt ignoriert, aber das war ihm wirklich egal, immerhin war er derjenige, der gerade von dem attraktivem, jungen Arzt zum Bus gebracht wurde und nicht diese kindischen Weiber. __________________________________________________ So, das war das zweite Kapitel. Hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen ^^ Wie ihr bestimmt gemerkt habt, läuft alles noch etwas langsam, aber bedenkt: das war gerade mal das zweite Treffen der Beiden, da fällt man nun mal noch nicht übereinander her. Also, bisher ist es nur so ein bisschen aneinander Antasten, aber ich verspreche euch, dass im nächsten Kapitel mehr Action ist (nein, sie werden da auch nicht übereinander herfallen! XD) und außerdem haben Hiroto und Nao ihren ersten Auftritt. Ach ja, ich hoffe, dass es diesmal mehr Absätze sind, bin extra nochmal drüber gegangen und habe noch ein paar reingesetzt. XD Und falls es jemanden interessiert, ich hab bereits einige Kapitel vorgeschrieben, also braucht ihr keine Angst haben, dass die FF nach 2 - 3 Kapiteln abgebrochen wird, was ja häufiger passiert hier auf Animexx. Bin da immer so frustriert, wenn eine FF plötzlich aufhört, deswegen dachte ich mir, ich warte bis ich einige Kapitel schon geschrieben habe bevor ich die FF hier hochlade. Puh, hab diesmal ziemlich viel geredet XD Wir sehen uns im nächsten Kapitel :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)