The ways of fate... von Elestial (Oneshort Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Allein ----------------- Kalt… Kalt und nass. So würde wohl jeder Andere seine eigene Wahrnehmung in diesem Moment beschreiben. Doch er merkt nichts davon. Weder den Regen, der auf ihn niederprasselt, noch die Wassertropfen, die ihm von den Haare ins Gesicht tropfen und sich dann über seiner Haut in Richtig Kinn bewegen, noch bemerkt er den kalten Wind, der durch seine Haare blies und die Wassertropfen dazu antrieb, sich noch schneller zu bewegen. Er sitzt zusammengekauert im strömenden Regen an einem Ort, an dem ihn bisher noch niemand gefunden hat. Es ist eine Art Geheimversteck. Sein geschützter Rückzugsort. Ein Ort an dem er nicht einzigartig und überragend sein muss. Ein Ort an dem er so sein kann, wie er sich fühlt… Es gibt nur wenige Momente in seinem Leben, in denen er sich hierher zurück zieht. Doch in diesen Momenten nimmt er dann rein gar nichts mehr war. Und so auch dieses Mal, denn er bemerke nicht, dass sein Bruder ihn gefunden hat, sich neben ihn stellt und den Regenschirm über sich und ihm aufspannt und dann einfach wartet... Kapitel 2: Machtlos ------------------- Machtlos… In Wirklichkeit sind wir doch alle nichts als Machtlos! Was können wir schon tun?! Wir können Befehle entgegen nehmen und diese ausführen. Mehr doch aber auch nicht! Wir können nicht die beschützen, die uns wichtig sind! Wir können nicht zu ihnen halten, in ihrer größten Not! Wir wollen ihnen helfen und können es doch nicht. Es zerreißt uns von innen, diese Machtlosigkeit… Wir leiden! Und doch können wir nichts tun… Unsere Gefühle - sie sind so grausam… Dabei sind sie es doch, die uns wirklich menschlich machen… Dürfen wir denn nicht fühlen?! Dürfen wir denn nicht wenigstens versuchen menschlich zu sein? Wir sehen doch so aus wie normale Menschen! Warum dürfen wir denn dann nicht wie sie fühlen? Diese Welt ist so grausam… Uns sind die Hände gebunden! Eigentlich sind wir doch nichts Weiteres als einfache Spielfiguren, die das tun, was ihnen befohlen wird. Wir können nichts tun! Nichts außer zusehen und dem Schicksal folgen, wie es mit seiner Brutalität jegliche Hoffnung auf ein normales Leben zerstört… Kapitel 3: Stressabbau ---------------------- Nein, er würde keine Nachsicht mit ihm haben. Dieses Mal nicht mehr. Seine Hände verkrampften sich. Wie oft hatte er ihm gesagt, er solle sich nicht gegen seinen Schreibtisch lehnen, oder sich darauf abstützen? Oft genug und trotzdem machte er es immer wieder! Es war zum aus der Haut fahren! Jedes Mal litten seine Dokumente darunter, die unter seinen Händen begraben und verknittert wurden. Die Wut staute sich in ihm. Ihm reichte es jetzt. Warum konnte er nicht einfach besser aufpassen? Warum achtete er nicht darauf, was sich auf dem Schreibtisch und innerhalb seiner Reichweite befand? Er musste doch sehen, dass der Tisch mit wichtigen Unterlagen überfüllt war! Ein Seufzer überkam seine Lippen. Nein, er würde es ihm nicht nachsehen! Er musste die Konsequenzen lernen. Ein für allemal. Sonst würde er sich nie ändern! Er schaute auf. „Itaria…?!“ In seiner Stimme lag etwas Bedrohliches. „Ja…?“ Sein gegenüber schaute ihn weinerlich an. Er selbst holte etwas aus einer Schublade heraus, umrundete den Schreibtisch und ging auf ihn zu. Dann packte er ihn am Kragen und trug ihn vor die Tür. „Vee~ ... Doitsu?“ Er reagierte nicht auf Itarias verzweifelte Worte. Vor der Tür setzte er ihn ab, drehte sich um und hängte ein Schild an die Tür: «Zutritt für Veneziano Vargas strengstens verboten! Versuch es ja nicht, du wirst es bereuen!» Damit schloss er die Tür hinter sich. Er atmete einmal tief durch. Ja, jetzt könnte er ungestört weiterarbeiten. Hoffte er jedenfalls… Kapitel 4: Wärst du gerne wieder ein Land? ------------------------------------------ Anm.: Ich hoffe mich wird keiner mit dem 'rein' falsch verstehen. Ich mein das in dem Sinne von unvermischt. Ich mein dies nicht als beleidigenden Ausdruck. ____________________ Ivan saß in seinem Armsessel. Stütze den Kopf auf die eine Hand und hatte die andere um Gilberts Hüfte gelegt, welcher rittlings auf dessen Schoß saß. „Wärst du gerne wieder ein Land?“ Die fast schon monotone Frage des Russen beendete die Stille. Der Preuße schloss die Augen und seufzte. Er mochte diese Frage nicht, weil er selbst schon oft darüber nachgedacht hatte und die Erinnerungen an die Vergangenheit ihm immer Schmerzen bereiteten. Er schwieg einen Moment, holte dann jedoch tief Luft und öffnete wieder die Augen, den Blick gen Westen gerichtet. „Der Verlust von damals schmerzt ungemein. Du selbst weißt, du hast alles verloren. Dein Land, deine Bevölkerung. Deine ganz eigene Kultur und Mentalität. Das woran, womit du aufgewachsen bist, was du über Jahrhunderte lang repräsentiert hast. Weg. Auch wenn man sie noch unter dem deutschen Volk findet, so sind die wenigsten davon noch 'rein'. Wer weiß, vielleicht verschwinde ich ja, sobald der letzte Tropfen des 'reinen preußischen Blutes' verschwunden ist, wenn der auch der aller letzte Preuße von dieser Erde gegangen ist.“ Gilbert legte eine kleine Pause ein. Sein Blick verlor sich dabei weiterhin in der Ferne. „Was bringt es mir jetzt wieder ein Land zu sein? Ich will nichts zurück, was ich nicht bin. Ich würde Menschen nur ihre Heimat wegnehmen. Und wofür? Dafür, dass vielleicht eine Handvoll Leute, die zur alten Schule gehören, zurück kehren würden? Nein… das brauch ich wirklich nicht. Ich habe genug Leid in den letzten 100 Jahren über die Welt gebracht. Ich will nicht wieder ein Land sein. Alles was ich noch bin, ist 'Gilbert Beilschmidt'.“ Erneut herrschte Stille zwischen den beiden. Ivan wusste nach dieser tiefgründigen Erklärung nichts zu erwidern, weshalb Gilbert nach einigen Augenblicken das Wort wieder ergriff, dieses Mal sah er jedoch den Russen dabei an. „Außerdem.. gibt es noch einen zweiten – einen egoistischen – Grund.“ Neugierig sah der Russe den Preußen an. Wäre ein egoistischer Grund nicht ein Widerspruch zu dessen Erläuterung von eben? Ein sanftes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Preußen, welches eben noch während seiner Rede deutlich betrübt gewesen war. „Wenn ich wieder ein Land wäre, dann würde das bedeuten, dass ich bei meiner Regierung sein müsste, was wiederum zur Folge hätte, dass ich von hier weggehen müsste. Aber für kein Land der Welt will ich von hier mehr fortgehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)