butterFLY von Kookoo (Ryouga/Reno ... Shin/Ko-Ki) ================================================================================ Kapitel 1: Pyrit ---------------- [butter]FLY ~ Pyrit ~ Dunkel rankte sich die Nacht um den bescheidenen Tanzclub an der Grenze zum Gewerbegebiet, das MunjA war mäßig gefüllt, doch so hatte der junge Barkeeper etwas Zeit zum Verschnauben gefunden, lehnte sich an die Arbeitsplatte und lauschte der Musik. Erst als ihm auf die Schulter geklopft wurde, registrierte er, dass man mit ihm sprach; irritiert drehte er sich um, zum Glück war es kein Kunde, der um Aufmerksamkeit flehte. "Ko-Ki, was machst du denn hier?" Ein begrüßendes Lächeln umspielte die Lippen des Brünetten hinter dem Tresen, als er seinen kleineren Kollegen aus dem Café Platja wiedererkannte. Der Angesprochene stützte einen Ellenbogen auf die Fläche mit ein paar leeren Getränkegläsern darauf und bettete das Kinn auf die Hand. "Ich dachte, ich treffe mal meinen werten Nebenjobber beim zweiten Job des Tages, während ich bereits Feierabend und morgen gar frei habe.", schadenfroh erwiderte der Pinkhaarige das Grinsen des Größeren. "Na toll, ich hoffe, du hast Uni.", sprach der andere halb enttäuscht; er hätte auch zu gerne mal frei, aber er hatte sich nunmal ein Leben mit zwei schlicht bezahlten Jobs und keiner Fortbildung nach der Oberschule ausgesucht. Der Student schüttelte da nur den Kopf. "Nein, ich habe morgen wirklich komplett frei, Reno. Komm, sei beleidigt." Doch dieser Bitte ging der Brünette dann nicht nach, räumte lieber ein paar Gläser beiseite und spülte sie. "Bin ich nicht, Studenten sind nunmal faul, muss ich mit leben. Darf ich dir was bringen?" Ko-Ki nickte, es sollte wohl dasselbe wie immer sein, wenn er seinen Kollegen mal hier antraf, und so stellte Reno ihm ein kühles Asahi hin. Der Ältere stellte sich nebenbei mental darauf ein, morgen alleine im Platja zu kellnern und Ko-Ki darum zu beneiden, dass er einen Tag lang nichts tun brauchte; machte sich selbst einen Asahi auf eigene Rechnung auf und trank einen Schluck. Reno arbeitete zum Glück im MunjA nicht voll, sonst wäre er morgens nie aus dem Bett gekommen, um direkt danach im Platja zu jobben – so nahm er aus dem Lagerraum noch eine Flasche Wodka mit und verließ zum Feierabend hin mit Ko-Ki den Club. Der Pinkhaarige schmunzelte kopfschüttelnd bei der Idee des Größeren – doch er selbst musste schließlich nicht früh aufstehen und trank dementsprechend gern mit, denn er kannte Renos Tick, sich bei Gelegenheit munter zu betrinken. Dementsprechend angeheitert liefen sie eine Straße entlang, breit und lang war sie, eine typische Straße, die tagsüber stark befahren und nachts wie tot war. Gibbelnd schmiss Reno die leere Wodkaflasche in die Ecke einer Einfahrt, es schepperte laut, doch davon ließen sich beide nicht abschrecken, und wandt sich an Ko-Ki. "Kommst du noch mit zu mir oder setzt du mich nur ab?" Der Angesprochene sah auf die Armbanduhr, schüttelte schwach den Kopf. Für ihren Zustand liefen sie ausgesprochen normal den Bürgersteig entlang, doch der Kleinere bangte dennoch um leichte Kopfschmerzen am nächsten Morgen. "Lieber nicht, Shin will wohl auch seine Ruhe." "Der schläf doch schon.", Reno lachte – sein Mitbewohner war gerne mal ein braves, fleißiges Ding, welches Azubi bei einem Augenoptiker war; ein Kontrast zum schuleverneinenden Minijobber, aber dennoch verstanden sich beide auf Anhieb, wenn der Größere nicht betrunken die Wohnung auf dem Kopf stellte. Aufgrund dieser Tatsache bestand Ko-Ki auf sein Wort. In der Ferne vernahmen sie plötzlich Motorengeräusche – keine große Sache wäre es gewesen, wäre es nicht bereits bedrohlich laut. Beide drehten ihre Köpfe in die Richtung, aus der sie kamen. "Nicht schon wieder ein Rennen." Reno klang genervt, seufzte; Ko-Ki tat es ihm gleich. Sie nahmen intuitiv von der Straße Abstand, da fegten schon die lauten Motorräder entlang, wirbelten die Luft den beiden unfreiwilligen Zuschauern um die Ohren, verschwanden fast wieder aus deren Blickfeld, da ertönte ein mechanischer Knall, Bremslaute wie hysterisches Kreischen, das Zerreißen von Karrosserie, als sei es Papier, erschreckend im Klang und bedrohlich nahe. Aufgrund des Geräusches und des Nachklingens im Ohr vernahm Reno erst spät das entsetzte Fluchen des Studenten neben ihm und blickte die Straße entlang; alle Motorräder waren verschwunden, nur zwei standen angehalten, aber unberührt auf dem Asphalt, ein drittes lag auf dem Boden, es schien zu dampfen. Ko-Ki kniff die Augen ein wenig zusammen. "Der eine, der ist gerade in einen Fußgänger geschmettert." Es klang ungläubig, er bewegte den Kopf hin und her, konnte es nicht wahrhaben. Reno schluckte hart, hatte es doch genau wie der andere gesehen, trotz des Alkohols war alles mit einem Mal wieder glasklar und kalt in der Realität. "Lass die Polizei rufen." Ko-Ki nickte, griff nach seinem Handy, während Reno Richtung Unfallort sah – sie standen nicht weit weg, konnte zwei Menschen regungslos auf der Straße liegen sehen, einen großen Fleck auf dem steinernen Boden, die Erkenntnis darüber, was es war, ließ ihn für einen Moment schlecht werden. Er hörte Ko-Ki unsicher telefonieren, eine Beschreibung abgeben, starrte aber immer noch die beiden Männer auf den Motorrädern an, die direkt neben dem Unfall mit ihren Maschinen standen, wohl nichts erwischt oder abbekommen hatten. Einer von ihnen fuhr schon bald weiter, hatte für einen Moment den Helm abgelegt, geschaut, aber nichts getan, als sei es schon in Orndung so. Der andere blickte für einen Moment zu ihnen herüber, hatte ebenfalls den Helm abgezogen, Reno lief es kalt den Rücken hinab, als sich ihre Blicke – wirres Haar, Rastazöpfe im längerem Haar, dunkle Augen, die den Betrachter verschlangen – zu treffen schienen, doch dann zog ihn Ko-Ki an der Schulter zu sich. "Du... Sie kommen gleich, wir sollen warten." Der Größere fasste die Worte auf, drehte sich wieder zum Unfallplatz, doch die beiden Fahrer waren verschwunden, zurück blieben ein Motorrad und zwei menschliche Hüllen, Täter und Opfer. Erst am Frühstückstisch wurde Reno gewahr, dass Shin sich wohl doch Sorgen gemacht hat – der Kleinere hatte mitbekommen, dass der Brünette zur typischen Feierabendzeit nicht erschienen war und hatte den Großteil der Nacht wachgelegen. Mit einem dementsprechenden Blick – beide mussten schließlich früh zur Arbeit – wurde Reno begrüßt, als er die Küche betrat und vom Schlafmangel noch benommen am Küchentisch Platz nahm. "Verdammt, wo warst du noch?" Shin stellte mit erbostem Unterton beide Kaffeetassen auf den Tisch, setzte sich zum Älteren, der nervös die Finger um den Tassengriff legte und wieder entgleiten ließ, ohne die Tasse anzuheben, sich räusperte. "Ko-Ki und ich hatten was getrunken, sind dann einfach den schnellsten Weg nach Hause gelaufen." Reno blickte auf, sah Shin mit den Augen rollen, ehe jener sich Zucker und Milch in den Kaffee tat, aufstand und zum Kühlschrank ging, den Größeren leise knurren ließ, solle er doch nicht immer direkt so angewidert beim Wort 'Alkohol' reagieren. "Jedenfalls sind wir den direkten Weg gegangen und da fand wieder ein Rennen statt. Die Chiroptera." Das war anscheinend die treffendere Aussage, denn Shin drehte sich überrascht um, hatte noch das Brot gefischt und aus dem Kühlschrank etwas Belag geklaut und trat damit zurück an den Tisch. "Du bist dir sicher, dass es sie waren?" "Du wirst es nachher in den Nachrichten sehen oder in der Zeitung lesen: zwei Tote, darunter mehr als deutlich ein Chiroptera. Ko-Ki und ich mussten mit unseren benebelten Köpfen noch Zeugenaussagen machen, wir waren unmittelbar am Unfallort." Shin nickte stumm, woraufhin Reno seine Tasse nahm und trank; ein flüchtiger Blick auf die Uhr und Letzterer sprang auf und eilte zur Türe, sich verabschiedend und den Türrahmen streifend, deshalb leise fluchend. Shin machte sich noch ein Frühstück fertig, er kannte da schon seinen Mitbewohner, der morgens gerne mal chaotisch das Haus verließ – gerade hörte er ihn die Tasse irgendwo abstellen und schnell die Zähne putzen, zumal Reno dabei immer durch die gesamte Wohnung lief, um seine Sachen zu packen, was die vielen Zahnpasta-Flecken auf Hosen und Oberteilen erklärte – und beschmunzelte jenen meist nur noch. Danach stand er ebenfalls auf, packte sich das Brot in Alufolie und den ungebrauchten Rest wieder ins Brotfach beziehungsweise Kühlschrank. Gerade betrat er das Bad, da war Reno bereits hinausgestürmt. Er musste ihn mal unbedingt zu einem Aufräumtag überreden, die Wohnung sah schrecklich aus: im Wohnzimmer schmückten ein leerer Pizzakarton und eine halbvolle Chipstüte den Tisch, auf der Couch prangten alte Anziehsachen. Die beiden anderen Zimmer hatten sie sich jeweils zu ihrem Reich eingerichtet, wobei Renos Zimmer minimal kleiner ist, als das Shins – aber diese Einteilung hatte der Orientierungslose dem Azubi so angeboten, nachdem beide auf ihrem Weg zum selbstständigen Leben festgestellt hatten, dass Wohnungen in einer Großstadt teuer waren. Auf jeden Fall wollte Shin gar nicht erst daran denken, wie Reno es mit der Ordnung in seinem Zimmer anstellte; der Blonde selbst hatte nun mal auch nicht einen großen Orndungsfetisch, aber die Wohnung im Ganzen bereitete ihm seit einer Woche Kopfschmerzen. Der Augenoptiker – heute musste er nicht zur Schule, sondern nur im Laden stehen mit einem aufgesetzten Verkäufergrinsen – machte erst später auf, so fuhr Shin noch seinen Laptop hoch, um das gerade Gehörte noch einmal besser zu verarbeiten, indem er hoffend auf News-Seiten surfte. Der Bericht war knapp, fasste aber das, was Reno und Ko-Ki hatten sehen müssen, in seiner Schrecklichkeit gut zusammen: ... Dieser Unfall kostete zwei Männern das Leben. Einer von ihnen, der Motorradfahrer, gehörte wahrscheinlich der Gruppe Chiroptera an, welche seit einem halben Jahr nachts die Straßen unserer Stadt mit illegalen Rennen unsicher macht. Der andere war ein Familienvater aus der Nachbarschaft. Es ist Vorsicht geboten. Zeugenaussagen und Erstellungen von Phantombildern waren bislang unzureichend. Über die Chiroptera ist bisauf den risikoreichen Straßenrennen nichts Weiteres bekannt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)