Ich werde warten ... von Lawlya (Hope x Lightning) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- JIPPIH!! Es hat funktioniert!!!!! Ich hab endlich (xP) das Pairing, das ich schon die ganze Zeit schreiben wollte! Ich bin überglücklich. Und dann auch noch so einen tollen Ort. Ich meine, da waren die beiden ja echt zusammen und ich muss mir nicht wie beim ersten Mal irgendeine Begebenheit ausdenken xDDD Das ist immerhin das schwerste. Tja, ich hätte aber auch nichts dagegen gehabt, wenn ich Vallis Middia gezogen hätte. Da hätte ich Hopes Unsicherheit mit reinbringen können, aber das lässt sich ja hier auch ganz gut machen. Dann eben, nachdem Light Odin besiegt hat^-^ Trotzdem, das wäre bestimmt auch mal einen One-Shot wert. Mal sehen, wir ziehen schließlich noch ein drittes Mal, weil Mia unbedingt noch ein drittes Pair ziehen musste. In 99,9% aller Fälle zieht sie als Ort auf jeden Fall den Lichterwald von Gapra. Bei dem vielen Lachen, das das hervorruft, fühlt man sich glatt wie angetrunken. Hab wohl ausversehen einen Mia-Magneten auf den Schnipsel geschmiert … Jetzt aber echt zum One-Shot, sonst wird das hier keine Story, sondern 'ne Talkshow xDDD PS: Ich hab zwischendurch mal mit dem Gedanken gespielt, eine kleine Songfic hierdraus zu machen. Die Strophen sind klar vom Rest abgetrennt, also wenn ihr es seht, dann wisst ihr, dass ich mich dafür entschieden habe (natürlich mit kompetenter Beratung xDD) und wenn nicht, dann habt ihr jetzt davon gehört, dass ich es eventuell tun wollte … Wer das Lied erkennt – sofern vorhanden natürlich – bekommt ‘nen Keks. Dürfte nicht so schwersein, aber ich lass den Refrain raus xP ENJOY: Als sich die Kraft des Wesens in einem Stein manifestierte, den Lightning in ihrer Hand hielt, stürmte Hope auf sie zu. Er war gerade noch rechtzeitig bei ihr, um ihren Fall ein wenig abzufangen und Lightning langsam zu Boden sinken zu lassen. Er wäre gern stark genug gewesen, sie auf den Beinen zu halten, doch Lightning war einige Zentimeter größer und viel muskulöser als er. Sie war schlichtweg zu schwer für einen schmächtigen Jungen wie Hope. „Geht es dir gut?“, fragte er. Lightning nickte kaum merklich und starrte den rosaroten Stein in ihrer Hand an. „Was war das?“, flüsterte sie und konnte ihre Augen nicht von dem glimmenden Objekt nehmen. „Vielleicht eine Esper. Eines dieser magischen Wesen, die auf seltsame Weise mit den L’Cie verbunden sind und die sie in ihrer Not rufen können“, erwiderte Hope in der Hoffnung, Lightning würde über diese Gedanken das vergessen, was sie vor diesem plötzlichen Angriff tun wollte: Ihn zurücklassen. „Mit den L’Cie verbunden! Nichts als alberner Hokuspokus! Ich muss mir im Zug den Kopf gestoßen haben …“, spottete Lightning und erhob sich langsam wieder. Hope stützte sie, bis seine Beschützerin aufrechtstand, dann ließ er sie los, aus Angst, zurückgewiesen zu werden. Lightning warf ihm einen Blick zu, sagte aber nichts. Hope war klar, dass sie über ihn nachdachte. Ihr Blick sprach Bände. Ohne jegliche Vorwarnung setzte sie einen Fuß vor den anderen und nahm den von ihnen begonnenen Weg wieder auf. Hope blieb an Ort und Stelle stehen. Sie wollte ihn nicht mehr bei sich haben; er war „ein Klotz am Bein“, den sie nicht gebrauchen konnte. Sie musste sich um ihn kümmern, auf ihn Rücksicht nehmen und Hope konnte Lightning nichts dafür zurückgeben. Er konnte sie nicht im Kampf unterstützen – dafür war er zu schwach –, konnte ihr nicht mit seinem Wissen zur Seite stehen – denn das interessierte sie nicht – und an Gesellschaft war Lightning auch nichts gelegen. Sie war eine Einzelgängerin. Nicht wie Hope. Er war immer von Menschen umgeben gewesen. Seine Freunde in Palumpolum, die er nun, da er ein Pulse-L’Cie war, verloren hatte, seine Mutter, die durch das Zureden dieses Idioten Snow in den Kampf gezogen und gestorben war, und seinen Vater, mit dem er seit einigen Tagen schon nicht mehr gesprochen hatte. Dies waren die Menschen, die immer an seiner Seite gewesen waren, die ihm mit Rat und Tat beiseite gestanden hatten und die ihn bedingungslos liebten. Das hatte er jedenfalls gedacht. Nun war er sich sicher, dass sie ihn als Pulse-L’Cie niemals akzeptieren konnten. Er hätte es ja auch nicht getan … Und Hope hatte auch nie kämpfen müssen. Er hatte sich vor Gewalt immer gefürchtet, hätte nicht einmal gewusst, was er hätte tun sollen – außer zu schreien natürlich –, wenn er auf offener Straße überfallen worden wäre. Sicher, er hätte im Nachhinein die Schutzgarde informiert, aber wenn er damals schon so stark wie Lightning gewesen wäre, hätte er keine Angst gehabt. Der Dieb hätte nicht einmal die Chance gehabt, ihn zu berauben. Das Einzige, was Hope je vermittelt worden war, war, dass Wissen Macht bedeutete. Also hatte er fleißig gelernt, hatte in der Schule gut aufgepasst und gute Noten geschrieben. Er hatte Bücher verschlungen und die alten Legenden studiert, alles mit der Absicht, die Welt zu verstehen. Und jetzt, als er ganz allein war – als er nur noch Lightning hatte, wie ihm gerade aufging –, wurde ihm vor Augen geführt, wie wenig er doch die von der Welt wusste. Er könnte sich Lightning niemals in der Schule sitzend und einem Lehrer lauschend vorstellen. Für ihn sah sie so aus, als hätte sie schon ihr ganzes Leben lang allein gegen alle möglichen Monster und Gespenster gekämpft. „Eine Kämpfernatur“, hätte sein Vater voll trockener Berechnung zu ihm gesagt. „Das ist nichts für dich, Hope. Du bist kein Kämpfer sondern ein Gelehrter.“ Wie unrecht er doch gehabt hatte. Denn im Augenblick lernte Hope nichts Anderes, als zu kämpfen und zu überleben. „Kommst du?“, riss ihn Lightnings Stimme aus seinen Gedanken. Verwirrt sah Hope auf. Was meinte sie? Eine Kopfbewegung in die Richtung, in die sie lief, bedeutete Hope, dass er ihr folgen sollte. Kurz zögerte Hope noch, dann lief er mit leicht wankenden Schritten und erschöpft keuchend zu ihr. Als er neben ihr zum Stehen kam, wuschelte ihm etwas durchs Haar. Lightnings Hand. Ein Kribbeln breitete sich von den Stellen aus, wo sie ihn berührte, dann war es auch schon vorbei und die ehemalige Soldatin ging wieder vor. Hastig nahm Hope die Verfolgung auf. Dieses Gefühl war völlig neu für ihn. Das war bisher noch nie passiert. Aber bisher hatte Lightning ihn auch nicht sonderlich oft berührt. Ob es daran lag, dass sie beide L’Cie waren? Bei normalen Menschen war ihm so etwas noch nie passiert. „Lightning …“, begann Hope, doch unterbrach sie ihn, bevor er irgendetwas äußern konnte. „Nenn mich Light.“ Sie drehte sich mit dem halben Gesicht zu ihm und blieb stehen. „Wir rasten hier“, befahl sie schon beinahe und stellte sich an den Rand der „Lichtung“. Hier lagen auf einem kleinen Flecken Erde weder Müll noch Stein, sodass es ein perfekter Rastplatz war. Durch die großen Felsbrocken, die rund um die Raststätte gelagert waren, bot sie für ihre Situation auch genug Schutz. Trotzdem wollte Hope nicht bleiben. „Mir geht es gut. Wir können weiterziehen. Wegen mir brauchst du dich nicht aufhalten zu lassen.“ Light sah ihn an, setzte sich aber trotz seiner Einwände an einen großen Felsen und lehnte sich auf ihr Schwert. Widerstrebend ließ auch Hope sich auf den Boden sinken. Light selbst brauchte unverschämt offensichtlich keine Pause. Sie hielt hier, damit er sich ausruhen konnte. Er hielt ihren Feldzug gegen das Sanktum nur auf. Und abermals beschlich Hope die nun sehr greifbare Angst, sie könne ihn doch noch zurücklassen. Dass Lightning diese Pause eher für ihn machte als für sich selbst, wurde für Hope noch klarer, als sie sich mit den Worten, die Umgebung zu erkunden und nach möglichen Feinden Ausschau zu halten, wieder erhob, kaum, dass er sich an den Fels gelehnt hatte. Aber Hope würde ihr ihren Willen lassen. Sie wollte anscheinend, dass er sich ausruhte. Natürlich. Im Moment hatte sie wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, schließlich war er mit ihr zusammen der Esper entgegengetreten. Also wollte sie ihn rasten lassen, damit er nicht noch eine größere Belastung darstellte. Wenn sich ihr Gewissen beruhigt hatte, würde sie sicher wieder darüber nachdenken, den kleinen nutzlosen Jungen, den sie in ihm sah, zurückzulassen. Er war zu schwach, um sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Doch um stärker zu werden – so stark, dass er ihr vielleicht irgendwann sogar einmal eine Hilfe sein könnte –, brauchte er Lightnings Hilfe. Und diese war sicher nicht bereit, ihn wie einen kleinen Jungen zu unterrichten. Dafür war ihr ihre Zeit sicher zu schade. Denn als L’Cie blieb ihnen nicht sehr viel Zeit, bevor sie zu Cie’th werden würden. Und was brachte es da schon, einen kleinen Jungen auf ihren Reisen zu unterrichten, wenn man niemals genug Zeit haben würde, die Früchte seiner Arbeit zu ernten? Light war praktisch veranlagt und dieses Unterfangen hatte keinen praktischen Nutzen. Das hatte Hope schon zu genüge verstanden. Doch bevor sich Hope noch weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, wie er sie davon überzeugen könnte, dass er nicht völlig nutzlos war, fiel er vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf und tankte so seine Kraftreserven wieder auf. Aufmerksam durchstreifte Lightning die Einöde aus Gestein und Müll. Unglaublich, dass die Cocoon-Fal’Cie so unvorsichtig gewesen waren, Material aus Pulse zu verwenden, um die stark beschädigte Hülle des Planeten und dessen Städte wieder aufzubauen. Sie selbst hatten wahrscheinlich die Purgation zu verantworten, weil sie das Pulse-Residuum mit all diesem Müll an die Oberfläche gebracht hatten. Eigentlich konnte sie Snow Villiers aufgrund dieser Tatsachen keine Schuld mehr am Schicksal ihrer Schwester geben. Aber dieser Idiot hatte verdammt nochmal geschworen, sie zu beschützen! Und anstatt sein Versprechen einzuhalten, hatte er zugelassen, dass der Fal’Cie Anima sie zu sich in das Residuum holte und Serah zu Kristall erstarrte. Und dann war er nicht einmal in der Lage, sein Versagen einzusehen, sondern klammerte sich an die Hoffnung, dass dieser Kristallschlaf irgendwann enden würde. Was für ein Unsinn! Ewiges Leben hieß für die Fal’Cie anscheinend, den Tod im Kristall zu finden, unveränderbar und ewig jung. Aber eben auch tot. Ein Geräusch neben sich holte die ehemalige Soldatin wieder aus ihren düsteren Erinnerungen und ließ sie nach rechts sehen. Nur ein paar Kiesel, die den Abhang hinuntergefallen waren. Beruhigt verstaute sie ihr Gunblade wieder in der Tasche hinter ihrem Rücken. Sie war nicht auf Patrouille gegangen, weil sie befürchtete, die Bestien und lebenden Maschinen aus Pulse könnten über sie und Hope herfallen. Nein, ihr schlechtes Gewissen hatte sie von dem Jungen weggetrieben. Und sie war verdammt wütend auf sich selbst. So wütend, dass sie sich fast schon wieder selbst verachtete. Das letzte Mal hatte sie so bei Serah empfunden. Als sie erfahren hatte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte … Aber den Jungen zurücklassen zu wollen, nur weil sie von Hass zerfressen und unsicher war, was mit ihr selbst geschehen würde, war wirklich das Allerletzte. Sie hatte ihn aus reinem Selbstschutz nicht sehen lassen wollen, was sie tief im Inneren spürte. Und sie war diesem Wesen, das Hope als Esper bezeichnet hatte, sehr dankbar, dass es sie von einem großen Fehler abgehalten hatte. Denn sie hatte die Verantwortung für Hope. Sie konnte den Jungen nicht einfach allein zurücklassen, nur, weil er zufällig nicht als Soldat ausgebildet worden war. Gott, dieser Junge hatte bis vor Kurzem immer eine Familie gehabt und ein behütetes Leben geführt. Seine größten Sorgen waren bisher Streitigkeiten zwischen seinen Eltern und seine Schulnoten gewesen. Sie war nicht die Einzige, die ihr Leben an diesen Fal’Cie verloren hatte! Und jetzt stand sie vor der fast unlösbaren Aufgabe, Hope seine offensichtliche Angst vor Zurückweisung zu nehmen. Sie hatte dem Jungen wirklich keinen Gefallen mit ihrer Aktion getan. Sein Selbstvertrauen war mehr als nur angeknackst und wie es mit seinem Selbstwertgefühl stand, wollte sie wahrscheinlich gar nicht erst wissen. Doch vor allem war Lightning es gar nicht gewohnt, andere aufzubauen. Sie war immer eine Einzelgängerin gewesen, hatte Hilfe weder angenommen noch gebraucht, und hatte sich immer auf sich selbst verlassen. Hope jedoch wollte sie um sich haben. Seine Anwesenheit tat ihr auf seltsame Weise gut. Und das hatte nichts mit dem bloßen Bedürfnis nach Gesellschaft zu tun. Eigentlich war es nun ihre Aufgabe, Hope so auszubilden, dass er durchaus allein auf sich Acht geben konnte. Ob Lightning dann jedoch immer noch bereit war, ihn einfach ziehen zu lassen, wenn er es wollte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Sie bemerkte ja jetzt schon die Beschützerinstinkte, die sehr viel stärker waren, als sie bei Serah je sein könnten. Und das lag sicher nicht nur daran, dass er sehr viel jünger und schwächer als ihre kleine Schwester war. Er war ihr wichtiger geworden. Und zwar nicht in die Richtung, in die Geschwisterliebe ging. Da gab es nur ein Problem: Hope war gerade einmal vierzehn Jahre alt. Und sie selbst war bereits einundzwanzig. Das würde niemals gutgehen und die Gesellschaft Cocoons war da auch nicht besonders tolerant. Altersunterschiede, die über fünf Jahre gingen, wurden offen abgelehnt. Mal ganz davon abgesehen, dass Lightning stark bezweifelte, ob Hopes Gefühle überhaupt andeutungsweise in dieselbe Richtung verliefen … So gefühlskalt, wie Lightning sich ihm und allen anderen gegenüber immer gab, war es eigentlich ausgeschlossen, dass bei einem Kind warme Gefühle entstanden, die nichts mit Bewunderung oder Respekt zu tun hatten. Zwei Dinge jedoch waren klar: Erstens, sie würde sich bei dem Jungen entschuldigen müssen. Ob sie wollte oder nicht, und dabei war Ersteres ihren Gefühlen am nächsten. Außerdem sollte sie das wirklich nicht zu sehr hinauszögern, damit tat sie weder sich noch Hope einen Gefallen. Und zweitens, sie würde Hope lehren zu überleben, selbst wenn sie eigentlich ein praktisch veranlagter Mensch war und die Früchte ihrer Arbeit mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit nicht würde ernten können. Immerhin war ihr der Junge wichtig, deswegen wollte sie sicher gehen, dass er kämpfen und überleben konnte, wenn ihr selbst etwas zustieß. Mit diesem gefassten Entschluss beendete Lightning ihre Runde in dieser Mülldeponie und kehrte zu ihrem Lagerplatz zurück. Hope träumte von seinem Leben in dem schönen und sicheren Palumpolum. Er erinnerte sich, wie er als Kind mit seinem Vater den berühmten Ort für Familien besucht hatte, der nahe ihrer Stadt lag. Und Hope erinnerte sich auch, wie sehr ihm der Tag allein mit seinem Vater gefallen hatte. Das war einer der wenigen Augenblicke gewesen, in dem er sich sicher gewesen war, den Anforderungen seines Vaters gerecht werden zu können. Die Bilder flogen nur so durch seinen Kopf, zeigten ihm qualvoll alles auf, was er nun dank des Fal’Cie verloren hatte. Trotzdem war er glücklich. Zu sehen, wie schön sein Leben gewesen war, gab ihm eine trügerische Hoffnung, dass es eines Tages wieder so sein würde. Doch dann wüsste er es besser zu schätzen … Wie angenehm und unkompliziert die Jahre gewesen waren, an die er sich im Schlaf erinnerte, wurde ihm erst jetzt klar. Der Gedanke, dass Andere größere Probleme hatten, als die kleinen Lebenskrisen, die er auszutragen hatte, war ihm absurd und unrealistisch vorgekommen. Es hatte ihn ja nicht direkt betroffen. Für ihn waren seine Angelegenheiten das A und O gewesen und niemals könnte jemand ähnliche Schwierigkeiten haben. Jetzt, wo er ein Pulse-L’Cie war, kam ihm das nur kindisch und leichtgläubig vor. Natürlich gab es umfassendere Probleme als den Streit mit den Eltern, wann er Zuhause sein musste! Er war ziemlich egozentrisch gewesen, wenn er sich die Dinge durch den Kopf gehen ließ. Er hatte nie die Schwierigkeiten anderer Leute gesehen. Nicht einmal die seiner Familie, geschweige denn die seiner Freunde! Doch dann änderte sich der Traum. Er hörte knirschende Schritte näher kommen und war sich nicht sicher, ob diese Geräusche Teil des Traumes oder ein Hinweis darauf waren, dass Lightning wieder zurückgekehrt war. Trotzdem veränderte sich das Bild vor seinem inneren Auge schlagartig. Er sah Brückland vor sich. Hope selbst war wieder in die Roben gekleidet, die die Verbannten der Purgation zu tragen hatten. Und er sah seine Mutter Nora vor sich, wie sie ein Gewehr in den Händen hielt und zu Snow Villiers sagte, Mütter seien zäh. Hope wollte sich erheben und ihr sagen, dass sie sterben würde, wenn sie in den Kampf zog, doch seine Beine gehorchten ihm nicht und seine Stimme versagte ihm ihren Dienst. Hilflos musste er zusehen, wie seine Mutter, die ironischerweise genauso hieß wie die Organisation dieses Trottels, sich von ihm mit den Worten entfernte, er solle sich keine Sorgen um sie machen. Ihr würde schon nichts passieren, sie passe auf sich auf. Urplötzlich war Hopes Stimme wieder da, er konnte es einem Klicken gleich fühlen, doch seine Mutter war schon viel zu weit fort, um ihn noch verstehen zu können. Trotzdem holte Hope tief Luft und rief ihr hinterher: „MUUUUUM!!!“ »I still hear you voice when you sleep next to me« Sie hörte ihn, drehte sich aber nur um und hob die Hand. Wie zum Abschied, dachte Hope, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Als wüsste sie, dass sie sterben würde. Ein paar Blitze zuckten über sein Gesichtsfeld, dann sah er seine Mutter fallen. Tot. Gestorben wegen Snow. Weil sie ihn beschützt hatte. Weil er sie in den Kampf geschickt hatte. Weil Hope sie nicht aufgehalten hatte. Schuldgefühle drohten ihn zu erdrücken und Hope versuchte, die ganze Schuld weiter auf Snow zu schieben. Er hatte doch die meiste Schuld an allem! Er hatte seiner Mutter das Gewehr gegeben. Er hätte sie genauso gut ausschließen können, weil sie eine Mutter war. Jeder normale Mensch hätte das getan. Snow war auch Schuld daran, dass Hope niemals wieder nach Hause zurückkehren konnte. Er hatte den Fal’Cie schließlich angreifen müssen. Um eine Pulse-L’Cie zu retten. Den Feind, hatte Hope sie genannt. Serah. Die Schwester von Lightning … Hätte er Lightning davon abhalten können, den Fal’Cie zu vernichten? Wahrscheinlich nicht. Konnte er Lightning deswegen hassen? „Nicht im Traum“, hörte er plötzlich ihre Stimme in seiner Nähe. Sie sagte es. Es würde Hope nicht im Traum einfallen, sie zu hassen. Dafür war sie ihm viel zu wichtig. Selbst im Traum, in dem er auf einmal Zusammenhänge sah, die ihm sonst verschlossen blieben – dass auch Lightning den Fal’Cie ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen hätte, weil er ihr ihre Schwester genommen hatte; selbst, wenn Snow nicht dagewesen wäre –, konnte er keine negativen Gefühle für diese Frau aufbringen. Für die Frau, die sich ihm trotz seiner Schwäche annahm. Obwohl sie nichts davon hatte. »I still feel your touch in my dream« Wieder veränderte sich der Traum und Hope sah Lightning vor sich. In Bodhum, als er mit seiner Mutter auf dem Feuerwerksfest gewesen war und sich über sie lustig gemacht hatte. Wie leid ihm das tat. Aber im Moment spielte das keine Rolle, denn der Schmerz und die Schuldgefühle über das Schicksal seiner Mutter rückten in den Hintergrund, als er zur Seite sah und sie erblickte. Eine Frau in der Uniform der Schutzgarde, mit dem typischen Schild am Arm, der sie als Teil des Militärs auswies. Sie starrte in die Lichter des Feuerwerks und träumte anscheinend vor sich hin. Hope hatte sich gefragt, was die Schutzgarde hier tat, als ein stämmiger Mann zu der Frau trat. Er sagte etwas zu ihr, woraufhin sie sich irritiert von den Lichtern abwandte und dem Mann antwortete. Dann salutierte sie vor ihm, indem sie den rechten Arm vor ihrer Brust anwinkelte, und verbeugte sich. Doch Hope hatte nun, da er Lightning kannte, keine Augen mehr für die militärischen Verhaltensregeln. Anstatt sich wie damals zu fragen, was los war, dass das Fest von der Schutzgarde überwacht wurde, fragte sich Hope, ob Lightning mit ihrem Vorgesetzten wohl eine engere Beziehung hatte. Er sah ihre blass rosafarbenen Haare, die leicht ihm Wind wehten und ihr Gesicht stets umrahmten, und ihr ebenmäßiges Gesicht, das im Licht des Feuerwerks regelrecht leuchtete. Und als er daran dachte, dass sie für ihren Vorgesetzten womöglich mehr als nur Respekt und einen gewissen Grad von Freundschaft empfinden könnte, schoss jähe Eifersucht in jedes seiner Glieder und vernebelte sein Denken. »Forgive me my weakness but I don’t know why« Doch bevor er sich weiter fragen konnte, was in ihn gefahren war, dass er den Wunsch verspürte, zu den beiden zu rennen und sich nach Aufmerksamkeit lechzend zwischen sie zu stellen, riss ihn etwas aus seinem Schlaf. Als Hope die Augen aufschlug, sah er direkt in Lightnings blaue Augen. Ihre Hand ruhte auf seiner Schulter und ihre Lippen formten seinen Namen. Erst jetzt hörte Hope, was sie zu ihm sagte: „Wach auf! Wir müssen weiter. Das PSIKOM ist gerade in der Nähe gelandet.“ Kopfschüttelnd, um auch die letzte Müdigkeit zu vertreiben, stand Hope auf und nickte Light kurz zu. Diese nahm das als Startsignal und ging vor, immer bereit, ihr Schwert zu ziehen und sie beide zu verteidigen. Als Hope ihr folgte, legte er fast automatisch die Hand über seinem Bumerang. Man konnte schließlich nie wissen, wann ein Trupp des PSIKOM um die nächste Ecke stürmen und das Feuer auf sie eröffnen könnte. Mit den Gedanken war Hope aber immer noch bei seinem Traum. War das wirklich Eifersucht gewesen, die ihn in seinem Traum fast zwischen Lightning und ihren Chef getrieben hätte? Wenn er sich vorstellte, dass er sich zwischen Snow und Lightning stellen würde, wenn die beiden mal wieder stritten, schoss ihm das Blut in den Kopf. Was würden sie nur alle von ihm halten?! Er konnte Light doch nicht wie sein Eigentum behandeln, das seine Aufmerksamkeit ganz auf ihn richten musste. Aber als er so darüber nachdachte, kam in ihm der immer stärker werdende Wunsch auf, dass Lightning keinen Menschen außer ihm mehr beachtete. Ihm kam aber auch noch ein anderer Gedanke. Er sah Snow und Light vor sich, wie er sie Schwester nannte und Lightning wütend und mehr als nur aggressiv zurückfeuerte, sie sei nicht seine Schwester. Hope hatte bisher geglaubt, dass sie ihn einfach nicht als eine Art Familienangehörigen ansehen und akzeptieren wollte, dass ihre Schwester Serah mit jemandem wie ihn anbändelte. Er war sich bis jetzt immer sicher gewesen, dass sie Snow ziemlich nervig und albern fand, kaum ihrer Wert. Und so war es in Hopes Augen auch. Er könnte sich niemals vorstellen, dass Lightning ihn jemals mit einem Ausdruck in den Augen ansehen würde, der an Zuneigung grenzte. Er war sich fast sicher gewesen, dass sie Snow immer gleichgültig betrachten würde. Jedenfalls bis jetzt … Nun drängte sich eine neue Befürchtung durch sein Herz zu seinem Verstand und das Bild veränderte sich. Diese neuen Gefühle für Lightning, die doch anscheinend schon immer dagewesen waren, veränderten einfach alles! Hope öffnete gerade seinen Mund, um seinen Befürchtungen Luft zu machen, da drehte sich Light plötzlich um, preschte auf ihn zu und zog Hope hinter einen großen Felsen. Vor Überraschung entwand sich ihm ein kleiner Schreckensschrei, der ihm aber nur Lightnings Hand über seinem Mund einbrachte. Als auch Hope die Schritte hörte, die Lightning wohl so sehr aufgeschreckt hatten, rutschte die ehemalige Soldatin mit ihm weiter nach hinten, bis sie wohl den steile Felswand ihm Rücken hatte, denn sie presste ihn regelrecht an sich in dem Versuch, sie beide hinter dem Felsen zu verstecken. Mit dem letzten Bisschen Verstand, das trotz dieser unerwarteten Nähe noch übrig geblieben war, zog Hope seine Beine an seinen Körper. Lightning selbst schien Hopes Bedrängnis nicht aufzufallen. Ihre Hand ruhte immer noch über seinem Mund, wohl um wirklich jedes zufällig entstandene Geräusch zu unterdrücken, den anderen Arm hatte sie quer über seinen Bauch um seine Hüfte geschlungen. Als Hope nach hinten schielte, konnte er erkennen, dass Lightning ihren Kopf zurückgelegt hatte, um hinter dem Felsen hervorzuspähen. Hope war es lieber so, denn sein Gesicht glich einer Tomate. So nah war er Lightning noch nie gewesen und er bezweifelte auch, dass sie jemals jemanden auf solch eine kleine Entfernung an sich herangelassen hätte, wäre es nicht ein Notfall. Nach Hopes Empfinden würde nicht einmal ein Stück Papier zwischen sie passen. Verdammt, warum war ihm nur so heiß? Er war der Hand, die ihn regelrecht knebelte, inzwischen sehr dankbar, da er sonst wohl in keuchenden Stößen durch den Mund geatmet hätte, so schnell breitete sich die Hitze in seinem ganzen Körper aus. Hope kniff die Augen in der Hoffnung zusammen, dass sich so seine Atmung wieder beruhigen würde, doch es funktionierte nicht. Stattdessen blendete er unbewusst alles andere aus und konzentrierte sich nur noch auf das Gefühl, so eng an Lightning gepresst zu sein. Eng genug, um ihre Brüste durch seine Kleidung hindurch zu spüren, wurde Hope mit einer weiteren Hitzewelle durch seinen ganzen Körper klar. Leider wanderte die Hitze nun in tiefere Gefilde, was ihn in ziemliche Bedrängnis brachte. Wenn er nicht bald von Lightning los kam, konnte er seine Gefühle unmöglich noch verstecken. Die zeigten sich nämlich langsam auch körperlich. Vor Unbehagen begann Hope, unruhig herumzurutschen und zog somit Lights Aufmerksamkeit auf sich. Das konnte doch nicht wahr sein! Jetzt hatte sie bestimmt sein puterrotes Gesicht gesehen und würde sich fragen, was um Himmels Willen mit ihm los war. Wie zum Beweis nahm sie die Hand von seinem Mund, den Hope sofort zu einem dünnen Strich zusammenpresste, um nicht laut und hektisch zu atmen, und beugte sich zu seinem Ohr vor. Als sie ihn flüsternd fragte, was los sei, und ihr Atem dabei seine Ohrmuschel streifte, jagten heiße und kalte Schauder seinen Rücken hinunter. Gott, er verspürte eindeutig Lust! Er begehrte Lightning! Diese Erkenntnis machte es ihm nicht gerade leichter. Hope warf einen flüchtigen Blick hinter den Felsen, wo drei Soldaten des PSIKOM patrouillierten. „Wir müssen kämpfen, oder?“, stieß er schließlich hervor und hoffte, dass Lightning einfach glauben würde, er sei so außer Atem, weil er entweder nicht richtig ausgeruht oder nervös wegen des bevorstehenden Kampfes war. Light atmete tief aus und seufzte dabei so leise, dass Hope selbst es fast überhört hätte, dabei war ihr Mund immer noch an seinem Ohr, berührte sogar fast seine Ohrmuschel und sandte weitere Schauder über seinen ganzen Körper. „Ja“, antwortete sie schließlich knapp und ließ Hope nun endgültig los. Er wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Denn seinem Körper fehlte die Nähe eindeutig, obwohl er noch keine paar Zentimeter von Lightning entfernt war. „Aber wir werden auf den Präventivschlag warten. Das macht es uns einfacher. Immerhin sind wir nur zu zweit, da wird das hier schon eine harte Nuss“, erläuterte sie weiter und spähte wieder hinter dem Felsen hervor. Anscheinend wartete Light nur noch darauf, dass die Soldaten ihnen den Rücken zukehrten, um blitzschnell auf sie zuzustürmen. Light war immer diejenige, die die Präventivschläge ausführte und Hope war froh darüber. Er fühlte sich dafür noch lange nicht stark genug. Trotzdem verstand er ihre Sorge nicht. Die PSIKOM-Typen, die ihnen bisher über den Weg gelaufen waren, hatten nicht besonders viel drauf gehabt, wenn man den Ruf der Elitegruppe bedachte. Als hätte die ehemalige Soldatin seine Gedanken mit einem Blick in sein Gesicht gelesen, sagte sie: „Ich habe es Sazh schon einmal gesagt. Die untersten Ränge der PSIKOM mögen vollkommene Anfänger sein, mit den Elitetruppen sieht das ganz anders aus …“ Gut, Hope wollte ihr nicht widersprechen, immerhin hatte sie ja Erfahrungen mit dem Militär. Trotzdem drängte sich ihm die Frage auf, ob das mit der Schutzgarde genauso war. Und ob das PSIKOM mit Absicht die schwächsten Soldaten vorgeschickt hatte, in der Hoffnung, die L’Cie würden die Elitetruppen stark unterschätzen. Es wäre eine effiziente aber auch unglaublich grausame Strategie. Durch Lightnings ungeduldiges Wippen wurde Hopes Aufmerksamkeit wieder auf die PSIKOM-Soldaten gelenkt. Wenn sich zwei von ihnen abwandten, blieb der dritte immer im Rücken der anderen beiden. Sie bildeten ein perfektes Dreieck; keine Chance für einen Überraschungsangriff. Auch Lightning schien die Hoffnung auf eine Unachtsamkeit der Soldaten aufzugeben, aber anstatt sie einfach anzugreifen, wie es Hope getan hätte, suchte sie sich einen kleinen Stein und wog ihn in der Hand. Wollte sie einen der drei etwa damit bewerfen? Ein paar Sekunden später hätte Hope sich für seine Blauäugigkeit ohrfeigen können. Als Light den Stein in hohem Bogen in das gegenüberliegende Gebüsch warf – ein so hoher Wurf, dass das PSIKOM den Stein nicht sehen konnte –, fragte sich Hope erst, ob Lightning nicht mehr zielen konnte. Doch als die alarmierten Soldaten sich geschlossen dem Gebüsch zuwandten und Light aus ihrem Versteck auf den ihnen nächsten Soldaten zu rannte, fiel auch bei Hope der Groschen und er begab sich augenblicklich in Kampfstellung und zückte seinen Bumerang, den er aufgeklappt hatte, bevor seine Partnerin dem ersten Soldaten einen Schlag in den Rücken verpasst hatte. Leider hatte sie Recht behalten. Lightning hätte viel dafür gegeben, hier blutigen Anfängern gegenüberzustehen, doch die PSIKOM-Truppe wusste, mit ihren Gewehren umzugehen, und nur ihre schnellen Reflexe bewahrten sie vor schlimmeren Schussverletzungen. Wie Hope damit zurechtkam, konnte sie nicht ausmachen. Sich umzudrehen wäre ein tödlicher Fehler gewesen, zu dem sie nur einmal die Zeit gefunden hätte. Doch die beständigen Angriffe auf die Gegner, die hinter ihrem Rücken hervorschossen, und die Vita-Ladungen, die ihren Weg zu Lightnings Verletzungen fanden, tilgten ihre Sorgen ein wenig. Wenn Hope noch agieren konnte, war er zumindest nicht allzu schwer verletzt. Trotzdem trug auch sie unausweichlich Streifschüsse davon, wenn sie zu nahe an dem Feind stand, um noch weit genug zur Seite zu springen. Doch jede noch so kleine Verletzung wurde mit einem Streich ihres Gunblades gesühnt. Als sie dabei einem der Soldaten das Maschinengewehr aus den Händen schlug, sah Lightning schon ihre Chance kommen und wollte direkt auf das Herz des Mannes zielen, doch ein Ruf hinter ihr lenkte ihre Aufmerksamkeit neben sich, wo gerade ein Soldat zum Schießen ansetzte. Ein Blitz, der aus dem Himmel auf ihn niederfuhr, beendete seinen Angriff vorzeitig und setzte gleichzeitig dem Leben des Soldaten ein jähes Ende. Light fuhr so schnell zu ihrem eigentlich Ziel herum, wie sie sich vorher abgewandt hatte, und beendete ihr Vorhaben. Damit blieb nur noch ein Soldat. Der seine Gelegenheit sah und Lightning eine Kugel in ihr linkes Schulterblatt trieb. Einen Schmerzenslaut unterdrückend sank sie auf die Knie und hielt sich die Schulter, um einen eventuellen Blutstrom zu stoppen. Hinter sich hörte die ehemalige Soldatin einen Schrei der Wut, bevor eine regelrechte Salve auf den letzten der Gegner einprasselte – von Feuerbällen über Eis und Blitzen bis hin zu scharfen Sicheln aus bloßer Luft. Lange konnte dieser dem nicht widerstehen und er sank ebenfalls tot zu Boden. Lightning war mehr als überrascht, dass Hope zu solch einem Ausbruch fähig war, konnte jedoch nicht lange darüber nachdenken, da war der Junge schon neben ihr. Sein besorgtes Gesicht erzeugte ein warmes Gefühl in ihrem Bauch, auch wenn sie ihn lieber hätte lächeln sehen. Um seine aufsteigende Panik zu unterdrücken, richtete sich Lightning auf und versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Ihre Schulter schmerzte bei jeder Bewegung, doch Hope schien sich etwas zu beruhigen. „Warte, ich heile das!“, rief er ihr hinterher, woraufhin Lightning folgsam stehenblieb und wartete, bis Hope zu ihr aufgeholt hatte. Als sie sah, dass er sich sofort ans Schließen der Wunde machen wollte, stoppte sie ihn. „Zuerst muss die Kugel entfernt werden“, stieß sie hervor und atmete tief ein. Das war viel verlangt von einem Jungen, der noch nicht von zahllosen Kämpfen, Gefahren- und Stresssituationen abgehärtet war. Das würde eine blutige Angelegenheit werden, die nicht ganz schmerzlos von statten lief und Hope bestenfalls in seinen Fähigkeiten als Heiler bestärken, ihn aber schlimmstenfalls völlig verstören würde, aber allein müsste sie die Kugel in der Schulter lassen und das Risiko eingehen, dass sie die Wunde entzündete. Dass auch Hope wusste, worauf er sich da einließ, konnte sie an seinem gequälten Schlucken erkennen, dass sie fast wie eine Art Klicken anhörte, so trocken war seine Kehle. Lightning zog ein Messer hervor, erhitzte es mit einem einigermaßen stetigen Feuerstrahl und reichte es Hope, der es zögernd annahm. Dann schälte sie ihre Uniform von der Wunde. Die Haut war aufgerissen und infolgedessen gerötet, das Blut lief nur so heraus und die Schusswunde war tief genug, um bis auf den Knochen vorgedrungen zu sein. Das war alles, was Lightning mit dem Blick über die Schulter ausmachen konnte. Verbissen starrte sie nach vorne, als sie Hopes zitternde Hände sah, die das Messer immer weiter in Richtung Schusskanal führten. Light konzentrierte sich auf einen besonders abstrus geformten Geröllhaufen und biss die Zähne zusammen, da spürte sie auch schon das heiße Metall an ihrer Haut. Die Klinge bohrte sich in ihre Wunde, verursachte zusätzliche Schmerzen, indem sie verletztes Gewebe weiter reizte, unverletztes zerstörte und die Wunde vergrößerte. Scharf sog Lightning die Luft ein und unterdrückte jedes Geräusch, das sich aus ihrer Kehle winden wollte. Sie spürte Hopes linke Hand auf ihrer rechten Schulter, wo er sich haltsuchend abstützte, denn sie war sich fast hundertprozentig sicher, dass er sich mit seinem zittrigen Beinen nicht mehr allein aufrechthalten konnte. Trotzdem war seine Leistung bemerkenswert. Wenn sie sich nur vorstellte, ein normaler Großstadtjunge sollte ihr eine Kugel entfernen, konnte sie sich ungefähr denken, was für eine große Hilfe er sein würde. Erst würde er große Töne spucken, einen auf starken Mann machen, doch sobald er das erste Blut sah, hätte er entweder Reißaus genommen oder wäre – was noch viel schlimmer war – ohnmächtig geworden. Mit seinen lediglich ein wenig schwachen Beinen war Hope gar nicht mal so schlecht bedient. Vielleicht war er doch kein so hilfloser Junge, wie sie und er glaubten, dachte sie, als der Junge die Kugel mit der Spitze der Messerklinge aus der Wunde herauswand und das Geschoss zu Boden viel. Lightning wusste, dass er Potenzial hatte, sehr viel sogar, doch Hope entzog sich das völlig. Er hatte keinerlei Selbstvertrauen, jedenfalls nicht, wenn es darum ging, zu kämpfen oder zu beschützen. Als Hope das Messer fallen ließ und seine rechte Handfläche auf Lightnings verletzte Schulter legte, durchfuhr ein jäher Stich ihr Herz. Diese Überlegungen hatten ihr wieder ins Gedächtnis gerufen, was sie mit dem kümmerlichen Rest von Selbstwertgefühl des Jungen angestellt hatte, indem sie ihn zurücklassen wollte. Nicht gerade einer ihrer besten Ideen, wie sie selbst zugeben musste. Und sie musste sich immer noch dafür entschuldigen. Es entzog sich allerdings völlig Lightnings Vorstellungskraft, wie sie das bewerkstelligen sollte. In zwischenmenschlichen Dingen war sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht besonders gut gewesen. Durch Hopes heilenden Kräfte verflüchtigte sich der stechende und pochende Schmerz fast vollständig, als er die blutende Wunde schloss. Einzig und allein ein unangenehmes Ziehen ließ noch darauf schließen, dass sie dort eine Verletzung gehabt hatte. Lightning überlegte noch, wie sie ihre Gedanken ausdrücken sollte, da rutschte ihr schon in ihrem gewohnt gleichgültigen und kalten Ton heraus: „Ohne dich wäre es schwieriger gewesen.“ »Without you it’s hard to survive« Na, wenigstens grenzte das an ein Lob. Das schien auch Hope so zu sehen, denn er strahlte sie regelrecht an. Was bei Lightning nur hervorrief, dass sie sich peinlich berührt abwandte. Das mit dem Entschuldigen konnte anscheinend schwieriger werden als gedacht. Trotzdem war es schon irgendwie verstörend, dass Hope sich schon an ihren schroffen Tonfall gewöhnt hatte. Snow kannte sie schon viel länger und konnte immer noch nicht mit ihrer Art umgehen. Genauso wenig wie Serah, die sie noch von früher kannte und sich bestimmt ihre herzensgute große Schwester zurückwünschte … Mit ihm schien da schon vieles einfacher zu sein. Hope schien sie grob, schroff und gefühlskalt zu akzeptieren. Ein Gefühl, dass sie nicht kannte und bei Light einen warmen Knoten in ihrem Magen erzeugte. „D-“, setzte Hope an, doch Lightning unterbrach ihn barsch, indem sie sich einfach abwandte und ihn mit den Worten „Wir müssen weiter“ hinter sich her winkte. Ein Seufzen ertönte noch hinter ihr, dann hörte sie schon Hopes Schritte, die ihr eilig folgten, um ja nicht zurückzubleiben. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Junge immer noch Angst hatte, verstoßen zu werden. Sein Herz schlug immer noch wie nach einem Marathon und beruhigte sich nur schleichend. Lightning so verwundet und beinahe hilflos zu sehen, war ein Anblick, der Hope für immer im Gedächtnis bleiben würde, den er aber nie mehr sehen wollte. Er war unendlich dankbar, dass seine Verwandlung in einen L’Cie heilende Kräfte nach sich gezogen hatte. Doch was sein Herz einfach nicht mehr zur Ruhe kommen lassen wollte, waren ihre lobenden Worte, die immer und immer wieder in seinem Kopf ertönten und einen angenehmen Nachhall hinterließen. Light hatte ihn gelobt! Er fragte sich, wie vielen Menschen sie überhaupt schon ein Lob ausgesprochen hatte. Immerhin schien es ihr mehr als nur peinlich zu sein. Der etwas schroffe Ton, den sie dabei angeschlagen hatte, störte ihn deswegen ganz und gar nicht. Erstens kannte er Lightning nicht anders und zweitens war das nur ein Beweis dafür, dass sie es ernst gemeint hatte. Welchen Grund hätte sie sonst gehabt, sich so beschämt zu fühlen, dass sie sich hinter ihrer Mauer aus Ablehnung und Gleichgültigkeit verschanzte, um auch ja jedes Gefühl in sich drinnen zu behalten und es unter keinen Umständen nach außen dringen zu lassen? Er hätte Freudensprünge vollführen können. Immerhin hieß das auch, dass sie vielleicht seine Fehler nicht mehr beachten und ihn bei sich behalten würde. Das klang zwar ein bisschen so, als wäre er ein streunender Hund, den Lightning aufgelesen hatte, aber in gewisser Weise war er das sogar. Ohne Light war er verloren und allein gewesen, nur getrieben von seinen Rachegefühlen gegen Snow Villiers. Und sie hatte ihm etwas Ähnliches wie ein Zuhause gegeben, nachdem er seines nun verloren hatte. Hope sah sich nun genauso aufmerksam um wie Lightning, um ihr den Rücken zu decken. Das hatte sie ihm bereits beigebracht. Vielleicht würde er auch einmal die Spitze übernehmen, doch im Moment war es seine Aufgabe, darauf zu achten, dass sich niemand unbemerkt von hinten an sie heranschlich. Er hörte, wie sich Lights Schritte verlangsamten und drehte sich halb nach vorne, um zu sehen, was los war. Eine Brücke führte über den Abgrund, der sich vor ihnen auftat, doch Hope konnte nichts erkennen, was das Anhalten gerechtfertigt hätte. „Was ist los?“, fragte er nervös und sah sich noch einmal um. Er drehte sich um sich selbst und ließ seinen Blick jetzt auch über höhere Regionen schweifen. Als er sich wieder zu Lightning umdrehte, sah sie ihn an. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen, da sie ihn bestimmt für ängstlich halten würde. Doch dann musste Hope zweimal in ihr Gesicht sehen. Sie lächelte. Nur ein leichtes Heben der Mundwinkel, aber zweifellos ein Lächeln. „Du lernst schnell“, sagte sie und trat näher. Hope wurde unsicher. Das war nun schon das zweite Lob in kurzer Zeit. Wollte sie ihn etwa an dieser Brücke einfach hier lassen? Jetzt, wo er doch so schnell lernte. Ihrer Meinung schnell genug, um allein zurechtzukommen? Das durfte sie nicht! Ohne weiter darüber nachzudenken, stürmte Hope nach vorne und schlang seine Arme um die völlig verblüffte Lightning. Er presste sich nah an sie, verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken aus purer Angst weggestoßen zu werden. „Bitte, lass mich nicht allein hier zurück! Ich werde nützlich sein, ich verspreche es! Und ich werde noch schneller lernen, damit ich dir helfen kann!! Ich mache auch alles, was du von mir willst! Nur, lass mich bei dir bleiben, bitte!!“ Er flehte regelrecht, doch es war ihm mehr unangenehm als peinlich. Sein Tonfall war verzweifelt und die Tränen traten Hope in die Augen. Er wollte bei ihr bleiben. Für Lightning würde er alles werden, was immer sie auch wollte. Selbst ein Mörder, wenn es ihr Wunsch wäre. Und er würde alles für sie aufgeben, sogar sich selbst. Doch das alles konnte er ihr nicht sagen. Sie würde ihn mit Sicherheit von sich stoßen und ihn erstrecht zurücklassen. Denn Hope war sich fast sicher, dass sie seine starken Gefühle allenfalls als Schwäche interpretieren würde, wenn sie sie nicht gar abstießen. Über ihm ertönte ein Seufzen aus Lights Mund, das durch seine Haare wehte. Hope war sich fast sicher, dass sie ihm jetzt sagen würde, dass das alles nichts änderte, dass er trotzdem schwach und ein Klotz am Bein war. Er presste sich noch näher an sie, verstärkte seine Umarmung, sodass er nun alle Kraft, die er besaß, verwendete, um sie festzuhalten. Er schüttelte den Kopf an ihrem Körper und rief: „Nein! Alles, was du willst, aber bitte … Nein, nein!!“ Die Verzweiflung drohte ihn zu übermannen, seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Aber das durfte er nicht. Dann würde sie sehen, wie schwach er in Wirklichkeit war. Hope bemerkte, dass seine Atmung zu flach und zu hektisch ging. Wie bei jemandem, dem die Luft zum Atmen geraubt wird. Und das war Lightning für ihn. Sie gab ihm einen anderen Grund zu überleben als die Rache, die er sich geschworen hatte. Sie durfte ihn nicht verlassen. Wenn doch, würde er sicher sterben. „Hope“, sagte Lightning gequält und hob eine Hand. Jetzt war es soweit. Jetzt würde sie ihn wegstoßen, ihn zu Boden werfen und ihn liegenlassen wie einen nutzlosen Stein, der sich in ihre Rüstung geschlichen hatte. Er versuchte, sie noch fester zu umarmen, um ihr die Möglichkeit zu nehmen, ihn alleinzulassen, doch es ging nicht. Die Angst und Verzweiflung sammelte sich, verursachten einen ekelhaften Geschmack im Mund, zogen ihm den Magen zusammen und ließen sein Gehirn vollkommen aussetzen. Die Tränen liefen jetzt doch über seine Wangen und durchnässten den Stoff, an den er sein Gesicht gepresst hatte. Während er mit aller Kraft ein letztes Mal „Nein!“ schrie, schüttelte er Lightning mit derselben Kraft durch, mit der er sie umklammert hielt und tat dann etwas, was er nie hätte tun sollen. Er küsste sie. Hope spürte förmlich, wie sie erstarrte und die Augen aufriss. Sehen konnte er es nicht, denn er hatte seine Augen geschlossen und genoss ohne Sinn und Verstand die starken Gefühle, die durch solch eine einfache Berührung in ihm ausgelöst wurden. Dass Lightnings Berührungen solch eine starke Wirkung auf ihn hatten und dass er sie seelisch und sogar körperlich brauchte und begehrte, lag nicht daran, dass sie nun beide L’Cie waren, sondern dass er verliebt in sie war. in der kurzen Zeit, die er die ehemalige Soldatin nun schon kannte, hatten sich Gefühle in ihm entwickelt, von denen er gedacht hatte, er würde sie vielleicht niemals entdecken. Alles in allem war es ein sehr schüchterner Kuss. Hope bewegte seine Lippen an Lightnings, während seine Tränen, die nun am Überlaufen waren, dem Kuss eine salzige Note verpassten, die auch ihr nicht entgehen konnte. Langsam schaltete sich Hopes Verstand wieder ein und als er das erste Mal begriff, was er da eigentlich tat und wen er da küsste, löste er den Kuss langsam, aber doch abrupt genug, um ihn aus seiner Gefühlswelt zu reißen. Ängstlich starrte er zu Lightning auf. Was würde sie nun tun? Wenn er Recht mit seinen Befürchtungen über Snow und Lightning hatte, konnte das Beste, was ihm passieren konnte, sein, dass sie ihn einfach schlug. Sie könnte ihn aber natürlich auch einfach von sich loslösen, sich umdrehen und ohne ein weiteres Wort davongehen. Stattdessen schlang sie jedoch ihre Arme um ihn, die eine angenehme Wärme in seinen Körper strömen ließen. »Your arms are my castle« „Es tut mir so leid, Hope!“, stieß sie hervor und er erschrak. So schuldbewusst und verzweifelt hatte er ihre Stimme noch nie gehört. Und was tat ihr leid? „Was mei-“, wollte er fragen, doch sie unterbrach ihn mit einem hervorgestoßenen „Alles!“. „Dass ich dich zurücklassen wollte, dass ich mich nicht rechtzeitig bei dir entschuldigt habe, dass ich so verdammt stolz und unnahbar bin, dass ich dich die ganze Zeit mit dieser Angst habe leben lassen und noch vieles mehr. Bitte verzeih mir, Hope!“ Sie legte ihre Hände auf seine Schulter und schob ihn ein Stück von sich weg. Er ließ es geschehen. Was sollte das? Doch als er ihre Augen sah, wusste er es. Light wollte ihn nicht mehr zurücklassen! In ihren Augen spielgelten sich so viele Gefühle wie noch nie und er hatte das Gefühl, dass er in ihnen bis hinunter in ihre Seele und ihr Herz sehen konnte. Wie passend, dass Lightning die Welt für ihn war und ihre Augen himmelblau waren. »Your heart is my sky« „Du brauchst dich nicht zu ändern. Wir härten dich ab, zusammen. Ich bringe dir alles bei, was ich weiß. Das heißt, wenn du mir je meine Fehler verzeihen kannst!“ Sie hob eine Hand und wischte ihm die Tränen mit dem Handrücken von den Wangen. Die Überraschung hatte bis jetzt alle Gefühle erstickt, doch nun, als das alles zu ihm durchdrang, machte sich ein riesiges Glücksgefühl in ihm breit, das Hope ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Überglücklich nickte er immer und immer wieder und strahlte Lightning an. »They wipe away tears that I cry« „Und du bist mir gar nicht böse?“, fragte Hope immer noch mit diesem Strahlen im Gesicht. Ein bisschen Angst hatte er ja doch noch, dass der Kuss noch Konsequenzen haben würde. Doch sie schüttelte nur den Kopf, wobei sich sogar ein Lachen aus ihrer Kehle stahl. Hope war viel zu froh darüber, als dass er es beleidigend aufgenommen hätte. Und ihr Lachen klang für ihn wie ein Glockenspiel aus Gold. „Aber vielleicht solltest du doch warten, bis du achtzehn bist, wenn du jemanden küsst, der so alt ist wie ich!“, lachte sie und Hope grinste. Er würde sie beim Wort nehmen. Wenn er sein achtzehntes Lebensjahr erreicht hatte, würde er Light besuchen gehen und sie noch einmal küssen. Und dann würde sie ihn auch zurückküssen! »The good and the bad times We’ve been through them all« Hope malte es sich auf dem weiteren Weg aus: Wie er Lightning besuchte, mit seiner Familie seinen Geburtstag in Bodhum mit allen anderen feierte und schließlich am Abend allein mit seiner Flamme zurückblieb, um in einem günstigen Moment seine Lippen mit ihre zu verschmelzen. Doch dann fiel ihm etwas Anderes ein. Was, wenn sie es gar nicht mehr wollte? Was, wenn sich Light gar nicht mehr verlieben konnte? Sie waren schon ein wenig weiter durch Piz Vile gegangen und hatten diese Müllhalde fast hinter sich gelassen. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, sie zu fragen … „Light?“, machte Hope auf sich aufmerksam und Lightning drehte sich zu ihm um. Als Hope sie rief, drehte sie sich zu ihm um. Vielleicht hatte er ja doch noch die Muße, sie richtig anzuschreien. Das tat sie nämlich die ganze Zeit für ihn im Kopf. Ihre Schuldgefühle hatten sich zwar beruhigt, waren aber noch lange nicht aus der Welt. Aber es spukte ihr auch noch etwas Anderes im Kopf herum: Hopes Kuss. Sie war so überrascht gewesen, dass sie ihn gar nicht hatte erwidern können. Wofür sie im Nachhinein auch halb dankbar war. Die andere Hälfte von ihr trauerte der Chance nach. Was sie ziemlich schockierte. Er war erst vierzehn Jahre alt! Das musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen. Sie wollte sich eigentlich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte sie Hope zurückgeküsst. Es hätte alles verkompliziert und sie hätten auch nicht mehr so selbstverständlich miteinander umgehen können. Aber Tatsache war leider Gottes nun mal, dass sie den Kuss gern erwidert hätte. Hopes Gestammel holte sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Also … Du und Snow … Wie soll ich das fragen?“, druckste er und fühlte sich offensichtlich ziemlich unwohl in seiner Haut. Lightning seufzte. Es war schon richtig, dass sie manchmal leicht aus der Haut fuhr, generell aber nur bei Snow Villiers. Er traf in ihr einfach einen ganz bestimmten Nerv, der jede Selbstkontrolle zunichtemachte und in ihr den Wunsch weckte, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Was sie des Öfteren schon getan hatte. Da war es wohl nicht verwunderlich, dass Hope bei diesem Thema übervorsichtig war. „Was ist damit?“, fragte sie, um ihn aufzumuntern, weiterzusprechen. Es schien auch zu funktionieren, denn Hope sah ihr jetzt in die Augen. „Er nennt dich seine Schwester und du schreist ihn dafür an. Und ich frage mich, ob der Grund dafür vielleicht ist, dass du Snow … nun ja … magst, trifft es nicht so ganz, aber … Du weißt schon!“, zog er sich schließlich aus der Affäre. Aber Light hatte ihn auch so verstanden. Allerdings war ihr völlig schleierhaft, wie man auf solch einen Unsinn kommen konnte. Sie und romantische Gefühle für Snow Villiers! Lächerlich! Das machte sie auch umgehend Hope klar, indem sie ein verächtliches Schnauben ausstieß. Hope schielte zu ihr hoch, er hatte beschämt den Kopf gesenkt. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Hat er dir das erzählt? Snow ist praktisch noch ein Kind, impulsiv, lächerlich, unhöflich, weltfremd, kindisch – kurz gesagt ein Depp. In so einen Kindskopf könnte ich mich nie verlieben, dem bringe ich nur Unverständnis und Ablehnung entgegen.“ Sie sah, wie Hope den Kopf senkte. Er sah tieftraurig aus, als wenn sie ihn gerade verletzt hätte. Dann fiel ihr sein Kuss ein. Vielleicht waren ihre Gefühle füreinander doch nicht so verschieden, wie sie immer geglaubt hatte. Vielleicht würden sie sich irgendwann einmal treffen und füreinander in Flammen stehen. Aber im Augenblick schien Hope sich selbst auf ein Niveau mit Snow zu bringen. Nun, da konnte sie ihn beruhigen. „Ganz anders als du“, fügte sie wie immer ziemlich gleichgültig hinten an. Hopes Kopf ruckte hoch und er starrte sie aus großen Augen an. „Du weißt, was es heißt, Verantwortung zu tragen, du lässt dich nur von deinen Gefühlen beherrschen. Aber du wirst lernen, Dinge abzuwägen. Das entzieht sich Snow Vorstellungskraft. Er wird immer ein unüberlegter Idiot sein …“ Sie mochte Snow also gar nicht! Hope hatte sich umsonst Sorgen gemacht und schämte sich ein wenig für seinen Einfall. Aber so, wie sie Snow beschrieben hatte – kindisch und weltfremd, ein Kind –, hatte er sich eingestehen müssen, dass auch er noch ein Kind war. Ergo konnte Light keine tieferen Gefühle wie Liebe für ihn entwickeln. Doch sie schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn noch bevor er ein depressives Tief erreichen konnte, hatte sie ihm erklärt, wie sie ihn sah. Lernfähig. Überlegt. Vernünftig. Aber ein Heißsporn, der von seinen Gefühlen stark beeinflusst wird, würde er immer bleiben. Diese Charaktereigenschaft begleitete ihn schon sein ganzes Leben hindurch. Und wenn er mit Light eine Beziehung führen wollte, würde er das sicher auch noch brauchen. Trotzdem hatte sie es mit ein paar Worten geschafft, ihn in ungekannte Höhen zu katapultieren. Auf Wolke Sieben, sozusagen. »You make me rise when I fall« Und plötzlich war er sich ganz sicher, dass sie alle überleben und ihre Bestimmung erfüllen würden. Denn anders war ein Leben mit Light nicht möglich. Und anders konnte er nicht auf sie warten und sie nicht auf ihn. Denn als Cie’th konnte man nichts Anderes mehr fühlen, als Trauer und Machtlosigkeit. Sie mussten ihre Bestimmung erfüllen und dann würde das Schicksal schon einen Weg finden, sie von dem Kristallschlaf zu erlösen. Denn Hope wollte nicht glauben, dass er sich verliebt haben sollte, um enttäuscht zu werden. „Bitte warte auf mich!“, rief er Light hinterher, die schon die halbe Brücke überquert hatte, während er in seinen Gedanken versunken war. Doch er meinte nicht den Abstand, der sie jetzt trennte. „Das werde ich“, schallte es zurück. Und Lightning wusste es. The End_______________________________________ Und für alle, die noch nicht erraten haben, was für ein Lied es war, hier ist der Refrain (und wer es jetzt immer noch nicht erkennt, ist ernsthaft ein Depp^-^): »'Cause every time we touch I get this feeling And every time we kiss I swear I could fly Can't you feel my heart beat fast? I want this to last Need you by my side 'Cause every time we touch I feel ecstatic And every time we kiss I reach for the sky Can't you feel my heart beat so? I can't let you go Want you in my life<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)