with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 12: A fiery Kiss ------------------------ "Und sei vorsichtig auf dem Rückweg.", mahnte ich den Mann erneut. "Keine Panik.", meinte er lächelnd, "Ich bin schon vorsichtig." Mit diesen Worten schloss sich die Fensterscheibe des Kleinwagens. Langsam fuhr der Wagen rückwärts, bis er die nächste Kurve erreicht hatte und aus meinem Blickfeld verschwand. Im stillen dankte ich dem Türsteher, dass er uns wenigstens bis zum Stadtrand gefahren hatte. Für mich alleine Wäre das kein Weg gewesen. Flügel raus und losgeflogen. Aber da Melissa dabei war, wäre uns nur ein Langer Fußmarsch geblieben. „Wollen wir?“, riss sie mich aus meinen Gedanken. Einen kurzen Moment lang sah ich sie verwirrt an. Doch dann lächelte ich und nickte. Ich konnte nur hoffen, dass es ein ruhiger Abend werden würde. Noch immer lümmelte sich Dante auf seiner Couch. Neben ihm auf einem Beistelltisch stand eine Flasche Rotwein sowie zwei Gläser und eine Pizza. Aber zum Glück war er nicht mehr allein. „Tut es immer noch weh?“, fragte sie leise und fuhr sanft über den Verband, der fast seinen ganzen Oberkörper bedeckte. „Nicht, wenn du da bist.“, flüsterte er und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. Sofort spürte er das Schaudern, dass durch ihren Körper ging. Und ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er seine Hand in ihren Nacken legte. Sie hatte nur einen Lidschlag Zeit, um ihn verwirrt anzusehen. Dann zog er sie zu sich. Schweigend gingen wir die Straße entlang. Meine Sinne waren zum zerreißen angespannt. Während meine Augen beinahe hektisch die Umgebung absuchten konnte ich eine Stecknadel fallen hören. Doch all das war für mich nebensächlich. Viel zu oft glitt mein Blick zu Melissa. Betrachtete ihr Gesicht, ihren Körper, ihre Bewegungen. Und das einzige was ich hörte, war ihr Herzschlag, ruhig und gleichmäßig. Aber es beunruhigte mich nicht, im Gegenteil. „Darf ich dich was fragen?“, fragte sie plötzlich. „Natürlich.“, erwiderte ich und sah sie lächelnd an. Sie sah auf ihre Füße, schien mit sich zu ringen. „Warum bist du vor ein paar Tagen einfach verschwunden?“, erkundigte sie sich. Sofort wusste ich was sie meinte. Ihren Kuss auf meine Wange, mein plötzliches verschwinden und das Toben meines Biestes. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Die Wahrheit konnte ich ihr schlecht erzählen. Das ich kein reiner Mensch war und ein Wesen in meinem Inneren ruhte. Ein Wesen, wovon ich glaubte, dass es sie töten wollte und ich beinahe die Beherrschung verloren hätte und statt ihr Dante zusammen geschlagen hatte. Im besten Fall würde sie mich für einen gestörten Psychopathen halten. „Es war ein bisschen plötzlich.“, meinte ich schließlich, „Und ungewohnt.“ Fragend sah sie mich an, doch ich lächelte nur und richtete meinen Blick wieder nach vorn. Ich durfte nicht unvorsichtig werden. Nicht nur wegen der Gefahr, die um uns herum lauern konnte, sondern auch wegen mir selber. Ich wünschte mir von Herzen, dass ich meinem Schweinehund trauen konnte. Das ich nicht ständig auf der Hut sein musste, sondern einfach nur zurücklehnen und die Seele baumeln lassen konnte. Aber ich hatte zu viel Angst, es einfach darauf ankommen zu lassen. Denn wenn mein Biest die Kontrolle hatte, konnte ich es nicht einfach zurückdrängen. „Ist das wirklich so ungewohnt für dich?“, fragte Melissa plötzlich. Ich brauchte einen Moment um zu wissen was sie meinte. „Das mit dem Kuss?“, erkundigte ich mich sicherheitshalber nochmal, worauf sie nickte, „Bis dato war ich noch ungeküsst.“ „Noch nie?“, harkte sie nach. „Der ewige Single halt.“, meinte ich Schulterzuckend und sah wieder den Weg entlang. Ich konnte ihren Blick spüren, wie er über meinen Körper wanderte, wie sie mich musterte. Es war ein vollkommen neues Gefühl. Am ehesten zu vergleichen mit einem Sonnenstrahl, der üben den Körper wanderte. Warm und angenehm. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte ich und sah sie aus dem Augenwinkel an. Sofort drehte sich ihr Kopf weg. „Ich kann nur nicht verstehen, dass du noch keine Freundin gefunden hast.“, meinte sie leise. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Ich habe bis jetzt noch keine Gesucht.“, erwiderte ich gespielt lässig, „Ich will mich finden lassen.“ Fragend sah sie mich an. „Ich bin ein schwieriger Fall.“, meinte ich Schulterzuckend, „Und da will ich mich nirgendwo auf dringen und vielleicht ein Leben ruinieren.“ Nachdenklich betrachtete Grey das Bild. Er starrte einfach nur auf das Gesicht, bis seine Augen anfingen zu brennen. Nur nebensächlich nahm er die Feuchtigkeit wahr, die seine Wangen hinab lief. „Was hast du nur getan, alter Freund?“, fragte er das Bild, „Was hast du getan, dass dein Sohn dich so sehr hasst?“. Aber egal, wie lange er warten würde, eine Antwort würde er nicht erhalten. Nie mehr. „Wie sieht es eigentlich bei dir aus?“, erkundigte ich mich, „Hast du einen Freund?“ „Bis vor kurzem hatte ich einen.“, erwiderte sie geknickt, „Aber er will nicht verstehen, dass es vorbei ist.“ Sie wirkte sehr traurig, als sie das sagte. Vorsichtig sah ich sie an. Ihre ganze Haltung unterstrich die Trauer noch mehr. „Entschuldige.“, meinte ich leise. „Ist nicht schlimm.“, meinte sie und sah mich mit einem matten Lächeln an, „Er ist der Grund, warum ich im Tears arbeite.“ „Hat er dich bedroht?“, hakte ich nach. „Es hat gedroht mich zu töten, wenn ich ihn verlasse.“, lächelte sie traurig, „Aber im Tears bin ich sicher.“ Sofort kamen mir Tamaras Worte in den Sinn. „Wissen die anderen aus dem Tears Bescheid?“, erkundigte ich mich. „Die Türsteher und Tamara wissen es.“, langsam verflüchtigte sich ihre Traurigkeit, „Und auch einige der Stammgäste.“ Verständnisvoll nickte ich. Ich hatte nicht gedacht, dass das Tears ein so sozialer Ort war. Aber ein wirklich Bild konnte ich mir wegen meiner wenigen Besuche nicht machen. Trotzdem war es gut zu wissen, dass es solche Orte noch gab. „Vorgestern war er im Tears.“, sagte sie leise, „Er wollte mich mitnehmen.“ Neugierig betrachtete ich sie. „Aber kaum dass er meinen Arm gepackt hatte, waren die Sicherheitsleute da und haben ihn rausgeschmissen.“, ihre Stimme war zu einem dünnen Flüstern geworden, „Ich will nicht wissen, was passiert, wenn er mich in der Stadt erwischt hätte.“ „Für den Fall bin ich da.“, grinste ich sie zuversichtlich an. Und wenn er nicht das Kaliber der Steinspinne hatte, würde ich mit ihm auch fertig werden. „Danke.“, erwiderte sie mit einem offenen Lächeln. Unsicher stand Tamara auf der kleinen Bühne, dass Mikrophon vor sich. Sie wusste nicht, ob sie Zannys Warnung einfach so heraus posaunen sollte. Er wusste, was er tat, dass hatte sie selber gesehen. Und auch Dante, Mary und Trish hatten ihn hoch gelobt. Trotzdem konnte er sich geirrt haben. „Was gibt es denn jetzt so wichtiges?“, fragte jemand ungehalten. Sie schluckte schwer. „Ich habe den Hinweis bekommen, dass es sich höchstwahrscheinlich um Zwei Monster handelt.“, sagte sie und versuchte dabei so überzeugend wie möglich zu klingen. „Und das hat dir wer gesagt?“, fragte der Störenfried nach, „Der Neue?“ „Ja, er war das.“, erwiderte Tammy fest. „Ach ja.“, meinte er herablassend, „Und weil er neu ist und einen knackigen Hintern hat, sollen wir ihm glauben.“ Tamara spürte, wie sie zusammenschrumpfte. Sie hatte keinerlei Beweise für Zannys Behauptung, nur den Wunsch ihm zu glauben. Plötzlich sah sie eine Hand nach dem Mikrophon greifen. „Klappe halten und zu hören!“, donnerte Trish Stimme durch das Tears, „Der Kleine ist fähiger als die meisten von euch, also wie wäre es, wenn ihr ihm einfach glaubt.“ „Und du wohnst mit deinem Bruder alleine?“, fragte ich neugierig, „Wie geht es ihm?“ „Ihm geht es wieder besser.“, meinte sie lächelnd, „Unsere Eltern sind meist geschäftlich auf Reise. Aber wir sehen sie meistens am Wochenende.“ „Es muss schön sein.“, meinte ich mehr zu mir selbst. „Ist es, auch wenn es nie lange ist.“, erwiderte sie offen, „Aber wir nutzen die zwei halben Tage, die wir meistens haben.“ Ihre gute, unbeschwerte Laune war eine Wohltat. Aber es tat auch weh, als sie so von ihrer Familie erzählte. Einem Leben, wie ich es auch gerne hätte. „Was ist mit dir?“, fragte sie freundlich. „Ich lebe mit meiner Mutter zusammen.“, erwiderte ich und versuchte gut gelaunt zu klingen. „Und dein Vater?“, erkundigte sich Melissa neugierig. Ich setzte ein schiefes Lächeln auf und versuchte die Präsenz meines Biestes zu spüren, herauszufinden, wo es war und wie es drauf war. Aber wie schon am gestrigen Abend spürte ich nicht den Hauch von ihm. „Er hat uns verlassen, als ich noch klein war.“, meinte ich bitter, „So oft hat meine Mum wegen ihm geweint. Und so oft hab ich ihn verflucht, dass er mich mit meinen Problemen allein gelassen hat.“ „Was meinst du?“, fragte sie neugierig. Ich wusste, dass wir an einem Punkt angekommen waren, wo sich alles verändern würde. Wenn ich es ihr erzählen würde, würde sie mich meiden, vielleicht sogar hassen. „Mein Vater war anders.“, sagte ich mit einem bitteren Lächeln, „Und diese Andersartigkeit habe ich von ihm geerbt. Mitsamt aller Sorgen und Probleme.“ „Anders?“, fragte sie und schien einen Moment zu grübeln, „So wie Dante?“ Verdutzt sah ich sie an. „Das halbe Tears weis, dass Dante ein Halbteufel ist.“, erwiderte sie mit einem Lächeln. Noch einen Moment sah ich sie verwirrt an. Dann begann ich zu Lachen. „So ähnlich wie Dante, nur schlimmer.“, meinte ich, als ich mich wieder gefangen hatte. „In mir lebt noch etwas, ein weiteres Wesen.“, sagte ich langsam und suchte nach den richtigen Worten, „Wenn ich die Kontrolle darüber verlieren würde, könnte es in einem Blutbad enden.“ „So schlimm?“, fragte sie nach. „Ja, und genau aus diesem Grund will ich mich an niemanden binden.“, versuchte ich es ihr zu erklären, „Ich habe Angst, jemanden zu verletzen, die Kontrolle zu verlieren.“ Sie sagte nichts. Aber ich konnte ihren Blick auf mir spüren. Wieder musterte sie mich, schien mich einschätzen zu wollen. Vorsichtig sah ich sie an. Und dann war es da. „Danke.“, meinte Tammy leise. „Kein Problem.“, erwiderte Trish gelassen, „Sie sind halt wie sture Kinder.“ Schweigend sah Tammy in ihren Cocktail. Bis sie die Leute hinter sich bemerkte. Langsam drehte sie sich um. Es waren mehrere Allrounder, die sich provozierend aufgebaut hatten. „Was sollte das eben heißen?“, fragte einer wütend, „Fähiger als wir?“ Langsam drehte sich Trish um und musterte die Männer. „Er hat nicht gleich angefangen zu sabbern, als er mich gesehen hat.“, meinte sie ruhig, „Und er hat es überlebt, mir auf den Hintern zu starren.“ Tamara zog den Kopf ein. Sie wusste, wie Trish es hasste, angestarrt zu werden. Und das Zanny so was überstanden hatte, zeigte nur, dass er fähig war. Dem letzten, der es gewagt hatte, ihr auf den Hintern zu starren, hatte sie den Kiefer gebrochen. Melissa hatte sich Zanny ganz anders vorgestellt. So wie sie ihn Kennen gelernt hatte, schien er kaum Sorgen zu haben. Vielleicht Geldprobleme, für alles andere brauchte man nicht ins Tears zu gehen. Aber was er ihr alles erzählt hatte, über seinen Vater, seine Andersartigkeit und das Biest, machte ihr deutlich, wie schwer er es gehabt haben musste. Sie rang mit sich und suchte die richtigen Worte. Doch plötzlich spürte sie eine Hand in ihrem Rücken und der plötzliche Druck lies sie nach vorne stürzen. Sie spürte den brennenden Schmerz an Knien und Händen, als sie auf dem Boden aufkam. Sofort drehte sie sich um, wollte Zanny anschreien, warum er sie geschubst hatte. Doch sie konnte nur mit Großen Augen sehen, wie er mit dem Rücken gegen ein Autodach krachte und darüber rollte. Sie hoffte, dass er laut fluchend wieder aufstehen würde. Doch sie wusste, dass kein Mensch so einen Aufprall unbeschadet überstand. „Wie nobel.“, hörte sie eine tiefe Stimme, „Sich für ein Mädchen zu opfern.“ Langsam, wie in Zeitlupe drehte Melissa ihren Kopf. Erst jetzt sah sie die Gasse. Langsam schob sich ein Körper aus der Dunkelheit in das Licht der Straßenlaterne. Melissa glaubte sich übergeben zu müssen. Ein Wesen, doppelt so groß wie sie, trat aus der Gasse. Doch es hatte keine Haut. Überall konnte sie das blanke Fleisch sehen, Muskeln wie sie sich bewegten und auch oft ein kleine Blutstropfen, wenn sie sich bewegten. „Ich hatte aber auf ein wenig mehr Spaß gehofft.“, meinte das Wesen und gluckste, „Aber vielleicht habe ich mit dir mehr Spaß.“ Er hob die fleischige Hand, wollte sie ausstrecken. Sie wollte aufspringen, wegrennen. Doch ihr Körper bewegte sich keinen Millimeter. „Wage es dir nicht sie anzurühren.“, hörte Melissa plötzlich Zanny Stimme. Mit einem Ruck drehte sich der Kopf des Wesens. Und im nächsten Moment wurde das Monster zurück in die Gasse geschleudert. Zusammen mit dem Kombi, gegen den Zanny gekracht war. Wie in Zeitlupe bewegte sich ihr Kopf, sah zu Zanny. „Verschwinde.“, sagte er ruhig, „Geh nach Hause, bleib nicht stehen und sie nicht zurück. Und komm erst wieder raus, wenn die Sonne aufgegangen ist.“ Sie konnte ihn nur anstarren. Er stand da, als wäre nichts passiert. Er atmete schwer und hatte die Gasse fixiert. Nur einen flüchtigen Augenblick sah er sie an, doch sie glaubte zu sehen, dass seine Augen leuchteten. „Verschwinde!“, schrie er nun. Erst jetzt reagierte ihr Körper wieder. Sofort war sie auf den Beinen und rannte los. Ich sah Melissa nach, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwunden war. Erst dann richtete ich meinen Blick wieder in die Gasse. Und sah auch sofort den Dämon. Er kämpfte sich gerade aus den Überresten des Autos. „Du hast mich um meinen Happen gebracht.“, meinte das Wesen wütend, „Aber das werde ich nachholen.“ Mit einem Ruck beförderte der Dämon den Wagen wieder aus der Gasse und direkt auf mich zu. Ein schwaches Grinsen huschte über mein Gesicht. Da Melissa nicht mehr da war brauchte ich mich nicht mehr zu Bremsen. Ich holte aus und mit einem kräftigen Schwinger traf ich die Seite des Autos, welches sofort die Flugrichtung änderte. Aus dem Augenwinkel betrachtete ich das Monstrum. Sein ungläubiger Blick lies mich fast loslachen. „Glaubst du, dass mich das beeindruckt?“, erkundigte es sich unsicher. „Das glaube ich.“, erwiderte ich und veränderte meine Finger. Ohne Vorwarnung schnellte ich nach vorn und lies meine Klaue auf das Monster niedergehen. Entgegen meiner Erwartung auf einen schnellen Sieg wich es nach hinten aus. Doch ich nutzte meinen Schwung, setzte nach und spürte, wie mein nächster Angriff durch das Fleisch des Wesen ging. Der Treffer war nicht tödlich, leider, aber er machte dem Wesen deutlich, dass ich eine ernst zu nehmende Gefahr war. Wieder sprang es zurück, in Anbetracht der schmalen Gasse seine einzige Möglichkeit. Mit einem nächsten Satz verschwand er über die Mauer hinter ihm. Ein wütendes Knurren verließ meine Kehle als ich ihm nachsetzte und auf der Mauer landete. Sofort suchte ich den Hinterhof ab, in dem er gelandet sein musste. Doch von ihm fehlte jede Spur. Doch plötzlich hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Mit einem Ruck senkte sich mein Kopf. Und unter mir, an die Wand gepresst, sah ich das Wesen. Als es sah, dass ich es gefunden hatte, keuchte es auf und wollte gerade wegrennen. Doch mit einem Sprung und einem gezielten Klauenschlag schickte ich ihn auf die Bretter. „Du kannst es eh nicht schaffen.“, keuchte das Wesen leise, „Du bist viel zu spät.“ „Wofür?“, fragte ich wütend. „Um deine kleine Freundin zu retten.“, begann das Wesen zu lachen, „Meine Schwester wird ihren Spaß haben, bevor sie sie aufschlitzt.“ Plötzlich erschien vor meinen Augen ein Bild. Melissas aufgerissener Körper, und ihre Augen, die mich verzweifelt ansahen. Ich schrie, um das Bild zu vertreiben und lies im selben Moment alle Barrieren und Ketten fallen. Danach war es Schwarz. Melissa wagte es nicht zurück zu sehen. Wieder und wieder erschien das Bild dieses Monsters vor ihren Augen und trieb sie weiter. Das brennen in ihrer Seite und die schmerzenden Beine bemerkte sie nur am Rande. Am liebsten würde sie umdrehen und zurück laufen. Die Sorgen, die sie sich um Zanny machten, waren größer als ihre Angst. Aber dann erinnerte sie sich an seine Worte, Dass er anders sei. Zwar reichte die Erinnerung nicht, ihre Angst vollkommen zu besiegen, aber immerhin sie ein wenig zu lindern. Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Hektisch sah sie sich um, konnte aber niemanden sehen. Doch das Gefühl blieb. Sie richtete ihren Blick wieder nach vorn. Bis zu ihrem Zuhause war es nur noch ein kurzes Stück. Dann würde sie sich zuhause einschließen und auf Zanny warten. Wenn er es überleben würde. Mit einem Satz sprang ich über die Mauer und rannte zur Straße. Melissas Geruch nahm ich noch deutlich wahr. Wie von alleine bewegten sich meine Beine und trugen mich durch die Straße. Ihren Geruch folgend versuchte ich das grauenhafte Bild aus meinem Kopf zu verbannen, was mir aber kaum gelang. Dann mischte sich ein anderer Geruch dazwischen. Es dauerte einen Moment, bis ich den Geruch einordnen konnte. Und meine Panik kam mit einem mal zurück. Ich zog das Tempo noch einmal an. Ich dürfte nicht zu spät kommen. Endlich hatte sie die Straße erreicht, in der sie wohnte. Und ihr Haus konnte sie auch schon sehen. Nur noch ein kleines Stück, dann war sie in Sicherheit. Dennoch blieb das Gefühl verfolgt zu werden. Aber wie oft sie sich auch umdrehte, wie oft sie sich umsah, sie konnte niemanden erkennen. Du hast nur einen Schock, dachte sie nüchtern. Aber dafür war das Gefühl zu real, zu greifbar. Endlich hatte sie das Gartentor erreicht. Danach waren es nur noch ein paar Meter bis zur Haustür. „Melissa!“, hörte sie auf einmal Zannys Stimme rufen. Sie fuhr herum. Langsam joggte er die Straße hinauf und auf sie zu. Sofort schrie in ihrem Kopf, dass etwas nicht stimmen konnte. Sie war gerannt wie eine Verrückte. Und nun kam er angejoggt und hatte sie schon fast eingeholt. „Zanny?“ fragte sie verwirrt, „Ist alles in Ordnung?“ Entgegen ihrem gesunden Menschenverstand ging sie langsam auf ihn zu. „Alles bestens.“, erwiderte er unbeschwert. „Was ist mit dem Ding?“, erkundigte sie sich ängstlich. Plötzlich begann Zanny zu grinsen. Schon im nächsten Moment hatte sich seine Hand um ihren Hals gelegt und drückte ihr langsam die Luft ab. „Aber, Süße.“, meinte er belustigt, „Du solltest dir eher Sorgen um dich selbst machen.“ Mit einem Ruck war sie in der Luft. Eine Gefühlte Ewigkeit spürte sie nichts, doch dann war die Straße unter ihr, die ihren Flug beendete. Panisch fixierten ihre Augen Zanny, der langsam auf sie zu kam. „Was soll das?“, fragte sie ängstlich, „Warum tust du das?“ „Warum?“, fragte Zanny neugierig, „Weil ich es will und kann.“ Als er vor ihr stand, blieb er stehen und sah sie an. In seinem Blick lag etwas wahnsinniges. Langsam hob er die Hand und ballte sie zur Faust. Aber sie konnte sich weder abwenden noch wehren. Ihr Kopf und ihre Körper wehrten sich dagegen. Doch plötzlich war er verschwunden. Panisch sah sie sich um und sah sie ihn mehrere Meter weiter am Boden liegen. Doch was sie noch mehr aus dem Konzept brachte, war ein zweiter Zanny, der zwischen ihnen stand und angestrengt Luft holte. „Es hätte so schön einfach werden können.“, sagte der am Boden liegende plötzlich, „Aber es muss ja immer etwas dazwischen kommen.“ Mit jedem Wort was er sprach veränderte sich seine Stimme, wurde heller, weiblicher. Langsam stand er auf und mit erschrecken sah sie, dass seine Kleidung und seine Haut sich auflöste. Zum Vorschein kam ein Wesen, wie das, was sie vorher schon angegriffen hatte, nur das dies hier weiblich zu sein schien. „Was hast du mit meinem Bruder gemacht?“, erkundigte sich das Wesen ruhig. „Ihn durch den Fleischwolf gedreht.“, erwiderte Zanny wütend. Anmutig ging sie einen Schritt auf Zanny zu. „Wage es nicht ihr auch nur ein Haar zu krümmen.“, zischte er leise. „Versuch doch mich aufzuhalten.“, meinte sie unbekümmert. Sie kam noch einen Schritt näher. Plötzlich schrie Zanny. Aber es war ein Laut den kein Mensch von sich geben konnte. Sie duckte sie und schloss die Augen, während sie ihre Hände auf ihre Ohren presste. Gleich würde sie in ihrem Bett aufwachen und merken, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Aber die Kälte der Nacht blieb und der Asphalt verwandelte sich nicht in ihr Bett. Dann war es vorbei. Der Schrei war verhallt, obwohl es ihr vorkam, dass er noch in ihrem Kopf nachhallte. Langsam lies sie die Hände sinken und öffnete die Augen. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Aber sicher nicht dass, als sie Zanny ansah. Riesige, lederne Schwingen waren an Zannys Rücken gewachsen, seine Fingerspitzen hatten sich in Krallen verwandelt und an seinem Kopf waren Hörner erschienen. Der mächtige Schweif an seinem Steißbein zuckte wütend hin und her. Jedes mal wenn er auf die Straße peitschte zogen sich Risse durch den Asphalt. Dann drehte er langsam seinen Kopf. Strahlend grüne Augen sahen sie an. Mit einem mal überkam sie eine unbekannte Trauer. Es waren nur Sekunden, die er sie ansah, bevor er sich wieder dem Wesen zu wand. „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert.“, sagte er ruhig und gefasst. Ich fixierte den Dämon. Noch immer lag die Trauer schwer auf meinem Herz. Ich hatte gedacht mich mit Melissa anfreunden zu können. Aber nun würde es so laufen wie immer. Sie würde mich fürchten. Aus dieser Furcht würde Hass werden und aus diesem Hass der Wunsch mich zu töten. Im Stillen verfluchte ich dieses Wesen, verfluchte meinen Vater. Aber am meisten verfluchte ich mich. Ich hatte Zugelassen, dass es zu dieser Situation gekommen war. Ich hätte vorsichtiger sein müssen, mehr auf meine Umgebung achten. Dann hätte ich das Wesen vielleicht gespürt und wir hätten ihm ausweichen können. Aber dafür war es jetzt zu spät. Und ich wusste, dass diese Nacht blutig enden würde. Ich atmete mehrmals tief durch. Mein Kopf musste frei sein, für das was gleich passieren würde. Ich legte meine Flügel an und sprintete auf das Wesen zu. Kurz bevor ich es erreicht hatte, sprang ich und langte mit meiner Krallenhand nach ihm. Doch auch wie ihr Bruder wich sie aus. Doch anders als er lies sie plötzlich Flügel erscheinen und erhob sich in die Luft. Vielleicht zwei oder drei Meter über mir verharrte sie ruhig. Es war keine Distanz für mich. Mit diesem Gedanken breitete ich meine Flügel ganz aus. Mit einem Schlag der ledernen Schwingen katapultierte ich mich auf meinen Feind zu. Doch nur einen Wimpernschlag bevor ich ihn erreichte schnellte sie über mich hinweg. Im nächsten Moment spürte ich einen Schlag in meinem Rücken, der mir die Luft aus den Lungen presste, und mich ins Straucheln brachte. Doch ich hatte mich schnell wieder gefangen und setzte zu einem neuen Angriff an. Mit einem neuen Schlag meiner Flügel verringerte ich die Distanz. Doch bevor ich etwas machen konnte, schnellte sie auf mich zu. Ich versuchte sie zu packen, doch mit einem leichten Schlag ihrer war sie neben mir. Als ihre Faust meine Rippen Traf dachte ich, dass sie brechen würden. Aber zum Glück blieb das Knacken aus. Erneut fuhr ich herum und verharrte mit leichten Schlägen in der Luft. Sie war verdammt schnell und wendig. Wenn es so weiterginge, würde ich tatsächlich den Kürzeren ziehen. „Bleib am Boden!“, hörte ich plötzlich Melissa rufen. Irritiert drehte ich mich und sah sie an. Sie kniete noch immer am Boden. In ihren Augen spiegelte sich immer noch die Angst. „In der Luft hast du keine Chance.“, sagte sie nun leiser. Erstaunt sah ich sie an. Sie hatte vollkommen recht. Mein Feind würde mich langsam aber sicher zermürben, wenn ich es weiterhin auf diese Art und Weise versuchen würde. „Dann halt auf die gute alte Weise.“, meinte ich leise, landete und lies meine Flügel verschwinden. Ich beugte mich ein Stück vor, festigte meinen Stand und breitete meine Arme ein Stück aus. Dann hieß es warten. Aber zum Glück war das Wesen ungeduldiger als ich. Kaum dass ich dafür bereit war, unseren kleinen Tanz fortzuführen schoss sie auf mich zu. Ich wartete bis zum letzten Moment, erst dann lies ich meinen Arm nach vorn schnellen. Noch in der selben Bewegung wich das Wesen zur Seite aus, wollte an mir vorbei. Mit dem schwachen Anflug eines Grinsens lies ich meinen Dorn hervor schnellen, winkelte den Arm an und schlug zu. Ich spürte nur einen kleinen Widerstand, als mein Dorn sie traf und durch das Fleisch schnitt. Mit einem Schmerzensschrei trudelte sie, bevor sie auf dem Asphalt aufschlug. Der Treffer würde sie nicht töten, aber behindern. Und ich hatte den ersten Treffer gelandet. Beides lies meine Laune steigen. Doch plötzlich wurde die Umgebung unscharf. Ich brauchte einen Moment um zu erkennen, dass Nebel aufzog. Doch trotz meiner veränderten Augen konnte ich nicht hindurchsehen. Plötzlich hörte ich das Wesen lachen. Die Geräusche schienen von überall und nirgendwo gleichzeitig zu kommen. Hastig drehte ich mich um meine eigene Achse. Falls sie mir in den Rücken fallen wollte, würde ich es ihr nicht zu leicht machen. Plötzlich zeichnete sich ein Umriss im Nebel ab. Sofort war ich in Angriffsstellung, bereit sofort zuzuschlagen, wenn sie sich zeigen würde. „Zanny!“, hörte ich plötzlich Melissas Stimme. Schon im nächsten Moment brach sie durch den Nebel. „Melissa?“, fragte ich verwirrt. Sofort schlag sie ihre Arme um meine Taille und presste sich an mich. Irritiert sah ich sie an, legte aber dann vorsichtig meine Arme um sie. So schnell wie er gekommen war, verschwand der Nebel auch wieder. Ein paar Meter hinter Melissa konnte ich auch den Dämon sehen. Er schien verwirrt zu uns zu sehen. Ich spürte die Wut auf dieses in mir erneut brodeln. „Zanny?“, hörte ich Melissa plötzlich fragen. Ich sah zu ihr und in ihre Augen. Sie schienen mich zu verzaubern. „Zanny.“, meinte sie leise, beinahe einem Flüstern gleich. Langsam aber sicher kam ihr Gesicht dem meinem immer näher. Vorsichtig hob ich meine Hände und legte sie auf ihre Wangen. Einem Hauch gleich glitten ihre Hände meinen Rücken hinauf, bis sie auf meinen Schulterblättern lagen. Sie sah mich an, und ihre Lippen umspielte ein sanften, weiches Lächeln. Doch als sie ihren Kopf erneut Bewegen wollte, riss sie erschrocken die Augen auf. „Dein Aussehen und die Stimme kannst du ändern.“, meinte ich leise, „Aber nicht deinen Geruch.“ Dann spürte ich die das Brodeln, die Hitze in mir. Wie gebannt starrte Melissa zu Zanny und dem Monster. Es sah fast so aus, als würden sie sich küssen. Mit einem plötzlichen Ruck zog Zanny ihren Kopf noch ein Stückchen zu sich. Mit einem Ruck spannten sich ihre Muskeln an. Langsam glitten ihre Arme herab. So verharrten sie. Melissa kam es vor wie Stunden. Mit einem Ruck riss Zanny sich von dem Wesen los und stieß sie beiseite. Reglos blieb das Wesen liegen und Melissa konnte ihr Gesicht sehen. Fassungslos starrte sie auf ihre Augenhöhlen und den offenen Mund, aus denen schwarze Flammen krochen. Ihre Augen richteten sich wieder auf Zanny. Noch einen Moment stand er da, doch dann sank er auf die Knie. Von einem Moment zum anderen verschwand die Krallen und Hörner. Auch der Schweif verschwand. Dann rannte Melissa los. Zanny hob langsam den Kopf. Blaue Augen sahen sie an. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, bevor er zur Seite kippte. „Zanny!“, rief sie beinahe Panisch und rannte zu ihm. Kaum bei ihm angekommen sah sie das Rot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)