with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 11: Grey ---------------- Unruhig ging ich im Wohnzimmer auf und ab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch ein paar Stunden waren, bis die Nacht hereinbrach. Stunden, die ich noch warten musste. Stunden, bis das Tears öffnete und ich herausfand, ob mein Biest mich nicht belogen hatte. Aber seit dem Besuch bei Ted und der Konfrontation mit meinem Schweinehund hatte ich Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass es kein Gemetzel geben würde, kein Blutvergießen, wenn er Melissa begegnen würde. Mit einem schweren Seufzer lies ich mich auf die Couch fallen. Mehrmals hatte ich versucht, mit meinem Biest in Kontakt zu treten, es in mir zu suchen und zu berühren. Aber die Suche lief ergebnislos. Einerseits erleichterte es mich, aber auf der anderen Seite war ich auch besorgt. Bis jetzt hatte es mir in so manchem, scheinbar aussichtslosem Kampf zur Seite gestanden. Und nun befürchtete ich, dass es sich zurückgezogen hätte, mich allein lies. Und seltsamerweise hatte ich Angst davor. Bis jetzt war ich nie wirklich allein gewesen. Ich hatte meine Mum und zwischen den Umzügen hatte ich Freunde gefunden, die bei mir waren. Und immer war es bei mir. In all den Jahren hatte ich es so oft gespürt. Freundlich, friedlich, aber auch zerstörerisch und Aggressiv. Letzteres wohl öfter. Aber dennoch fühlte ich mich immer geborgen, sicher. Langsam stand ich auf, schritt durch das Wohnzimmer in den Flur und die Treppe hinauf. Dem kurzen Flur folgte ich, bis ich mein Zimmer erreicht hatte. Zum Wievielten mal ich heute schon hier oben war und vordem Spiegel stand konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Nun stand ich wieder hier vor meinem Spiegelbild und betrachtete es. Krampfhaft versuchte ich einen Unterschied festzustellen. Einen Beweis, dass mein Biest noch immer da war. Vorsichtig legte ich die Hand auf die spiegelnde Oberfläche und schloss die Augen. Wieder versuchte ich mein Biest in mir zu finden. Und wenn es nur eine Ahnung wäre, so hätte es mir gereicht. „Lass mich nicht allein.“, flüsterte ich in Richtung meines Spiegelbildes. Und plötzlich war es da. Die Überwältigende Präsenz des Biestes. Binnen Sekunden spürte ich, wie es sich um meinen Geist legte. Hastig riss ich die Augen auf. Nur um festzustellen, dass ich noch immer die Kontrolle über meinen Körper hatte. Auch konnte ich keine äußeren Veränderungen feststellen. Schwach lächelte ich mein Spiegelbild an und machte mich wieder auf den Weg hinunter in das Wohnzimmer. Noch immer war das Biest bei mir. Aber ich spürte keine Aggression oder Wut. Auch wollte es nicht in meinen Geist eindringen, mich zurückdrängen und meinen Körper zu seinem Werkzeug machen. „Danke, dass du da bist.“, sagte ich leise und streckte mich. Ich spürte die Verwirrung in meinem Inneren. So oft hatte ich mich über dieses Wesen beschwert. So oft wollte ich es loswerden. So oft habe ich nicht erkannt, was für ein treuer Weggefährte es mir war. Plötzlich spürte ich den Eisernen Griff, wie es die Kontrolle über meinen Körper übernahm. Sofort Überkam mich die Panik, dass ich mich doch geirrt haben könnte. Langsam und fahrig fing mein Körper an sich zu bewegen. Eine halbe Drehung nach rechts, dann hob sich langsam mein Kopf, bis meine Augen die Uhr fixierten. Schon im nächsten Moment war der Griff meines Biestes verschwunden. Verwirrt sah ich an mir herab und fragte mich was das sollte. Bis ich wieder auf die Uhr sah. Sanft landete ich hinter dem Tears. Der Abend war recht warm und laut des Wetterberichtes sollte die Nacht auch mild werden. Also sah ich keinen Grund, nicht mal die Luftroute zu nehmen. Außerdem war Feierabendverkehr, und sich da in ein Taxi zu setzten war schon fast mit Selbstmord zu vergleichen. Hastig zog ich mir mein T-Shirt über und sprang in meine Hose. Es war zwar ein ungewohnter Flug, aber ich hatte keine Lust darauf gehabt, schon wieder einen Satz Klamotten zu vernichten. Einer Am Tag sollte eigentlich reichen. Langsam machte ich mich auf den Weg um den Bau herum zum Eingang. Der Türsteher sah mich verwirrt an, als ich hinter dem Gebäude hervor in ihr Sichtfeld kam. „Hast du dich verlaufen?“, fragte der am Eingang. „Nay, hab mal eine Runde durch Wald gemacht.“, erwiderte ich grinsend, „Ist kürzer als Gedacht.“ Langsam nickte der Mann, lies mich aber unbehelligt eintreten. Den Aufpasser am Tresen und den, der die Innentür bewachte, kannte er schon und wurde so unbehelligt hineingelassen. Kaum das sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, reckte ich den Kopf, schloss die Augen und holte tief Luft durch die Nase. Aber ich konnte nichts ungewöhnliches Feststellen. Zu meinem Leidwesen konnte ich Melissa auch nicht riechen, was meiner Stimmung einen kleinen Dämpfer verpasste. Dennoch würde ich so schnell nicht aufgeben. Mit dem sanften Einsatz von Ellenbogen und und etlichen Entschuldigungen schaffte ich es letztendlich zum Tresen. „Na, Kleiner, alles überstanden?“, fragte mich der Barkeeper grinsend. „So weit, so gut.“, erwiderte ich verwirrt, „Ist Melissa heute Abend da?“ Sein Grinsen wurde nun noch breiter. „Sie kommt ein paar Stunden später.“, meinte er und war danach schon wieder am Mixen und Gläser füllen. „Wann ungefähr?“, rief ich ihm nach. Doch er zuckte nur mit den Schultern. Seufzend lies ich mich auf den nächsten freien Platz nieder. Dann hieß es also warten, was schon eine Paradedisziplin von mir war. Aber vielleicht würde der Abend doch ganz angenehm. Vorsichtig sah ich nach rechts und links. Alle Lächelten oder grinsten mich an. Was mir doch irgendwo unangenehm war. Ich fühlte mich wie ein Star im Scheinwerferlicht. Das Dumme war nur das ich nicht wusste, warum ich so berühmt war. Gerade hirschte der Barkeeper wieder an mir vorbei. „Wo kann man den hier bestellen?“, rief ich ihm hinterher. Sofort machte er kehrt, zückte Bierdeckel und Stift und war ganz Ohr. „Einen Kaffee mit Milch und Zucker und den Grund warum mich alle anstarren bitte.“, sagte ich Lächelnd und er schrieb scheinbar alles mit. Erst als alles fertig geschrieben hatte, sah er noch einmal auf den Deckel und begann zu Lachen. „Weil sich alle hier wegen dir die zulaufen lassen konnten.“, erwidere er gut gelaunt und wand sich der Kaffeemaschine zu. „Des weiteren hatten Trish und Lady die letzten Tage oft nach dir gefragt.“, meinte er und das Grinsen wurde immer Breiter. Und irgendwo in meinem Hinterkopf wurde mir klar, was er mir damit sagen wollte. „Unser Kleiner hier hat halt ein Händchen für Frauen.“, hörte ich plötzlich Tammy hinter mir. Langsam drehte ich mich und sah sofort das fliederfarbene Haar und die orangefarbene Kleidung. „Abend.“, meinte ich und wandte mich meinem Kaffee zu. Tammy war im Grunde keine schlechte Person. Nur ihre anzügliche Ader konnte schon belastend sein. Besonders wenn man dann für etlichen Gesprächsstoff sorgte. Und für Gewöhnlich werden daraus Gerüchte, die nach und nach immer haarsträubender wurden. „Was kann ich für dich tun?“, fragte ich nach einem kräftigen Schluck. Inzwischen hatte sie sich auf den Platz neben mich gesetzt und sich einen Cocktail bestellt. „Ich hätte was für dich.“, sagte sie vorsichtig, bevor sie einen Schluck trank. „Warum ich?“, erkundigte ich mich. „Es ist eine Härtere Nuss, die geknackt werden muss.“, erwiderte sie, „Und da Dante im Moment verhindert ist, bleiben nicht viele.“ „Trish und Lady?“, fragte ich nach. „Sind schon auf andere angesetzt.“, sagte sie und bestellte sich ihren Zweiten Cocktail. Seufzend betrachtete ich das Getränk vor mir. Ich war nicht hergekommen, um mir einen Auftrag zu holen. Andererseits war ich für Dantes Zustand verantwortlich. „Was, wann und wo?“, fragte ich sie. Ohne zu Antworten schob sie mir eine schlichte braune Mappe herüber. Schweigend nahm ich sie, leerte meinen Kaffee und beglich meine Rechnung. Aber der Auftrag hatte einen großen Vorteil: Ich war nicht mehr dazu verdammt Stunden hier zu sitzen und zu warten. In einem Zug leerte ich meine Tasse, klemmte mir die Mappe unter den Arm und wollte gerade gehen. „Musst du auch mal Probieren.“, meinte Tammy. Verwirrt drehte ich mich zu ihr um und sah sie an. „Sex on the Beach.“, grinste sie, „Ist verdammt gut.“ Für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Im Endeffekt drehte ich mich Kopfschüttelnd um und machte mich mit dem Auftrag Richtung Ausgang. Gerade viele Informationen standen nicht in der Akte. Gerade mal ein Ort, wo mein Ziel sein könnte. Dazu einige verschwommene Aufnahmen, die alles andere als Aussagekräftig waren. Auf den Bildern war nur ein schwarzer Untergrund zu erkennen, auf dem sich eine undefinierbare Graue Masse befand. Also hatte ich praktisch nichts, worauf ich mich beziehen konnte. Und aus der Luft konnte ich auch nichts erkennen. Die Straßen und Gebäude unter mir wirkten alle friedlich. Noch nicht einmal in den unbeleuchteten Seitenstraßen bewegte sich etwas. Das einzige, was mir verriet, das hier etwas war, war mein Biest und sein leises, beständiges Knurren in meinem Kopf. Also hatte ich nur eine Möglichkeit. Hinunter auf den Boden und Katz und Maus spielen. Obwohl ich mir bei der Rollenverteilung nie sicher sein konnte. Noch einmal nahm ich die Umgebung aus der Luft unter die Lupe. Erst als ich in der Gasse unter mir nichts entdecken konnte landete ich und lies meine Andersartigkeit verschwinden. Beinahe sofort spürte ich, wie sich die Luft aufzuheizen schien und das Knurren meines Biestes lauter wurde. Vorsichtig tastete ich mich aus der Gasse heraus. Und mit jedem Schritt nahm die Hitze zu. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich mich meinem Ziel näherte. Hastig späte ich aus der Gasse heraus. Die Straße vor mir wirkte so, wie sie sein sollte. Sauber, schicke Vorgärten und nirgends brannte Licht. Aber das war um diese Uhrzeit nichts ungewöhnliches. Jedenfalls für diese verschlafenen Vororten. Langsam trat ich aus der Gasse, den Blick immer wieder zur Seite gleiten lassend. Es bestand kein Zweifel daran, dass hier etwas war. Nur Wo, das war der Springende Punkt. „Ein neuer Happen.“, donnerte plötzlich eine Stimme durch die Straße. Ich veränderte meine Sicht, fuhr mehrmals um meine eigene Achse und versuchte den Herkunftsort zu ermitteln. Plötzlich riss mich eine Hitzewelle von den Füßen. Aber da es nicht mein erster Flug war, fing ich mich rasch wieder und fuhr herum. Wo ich eben gestanden hatte befand sich ein Loch im Asphalt, aus dem der typische Geruch von frischem Teer aufstieg. „Ein zäher kleiner Happen.“, drang die Stimme aus dem Loch. Rasch ging ich in Kampfstellung, verbarg aber vorerst noch meine Andersartigkeit. Noch wusste ich nicht, was mich gleich erwartete. Und ich wollte meine Trümpfe nicht gleich aufdecken. „Du willst dich wehren?“, fragte die Stimme verwirrt, dann ertönte ein tiefes Seufzen, „Sinnlos.“ Dann erschien der Dämon. Langsam zog das Monster sich aus dem Loch am Boden. Acht Beine zählte ich, einen Kleinen Körper, aus dem sie heraus wuchsen und einen großen, bald aufgequollenen Unterleib. Der Körper sah aus, als wäre er aus Stein und die Gelenke sahen aus, als wären sie aus Lava. Ein Schaudern durchlief meinen Körper, als mich die sechs Augen anstarrten. „Jetzt weis ich wieder, warum ich Spinnen nicht ausstehen kann.“, meinte ich und unterdrückte einen neuer Schaueranfall. Aber dieses Ding verursachte bei mir nicht nur Unbehagen, sondern viel mehr Angst. Ein Gefühl was ich glaubte vergessen zu haben. Dann öffnete das Wesen sein Maul und ich glaubte in den Schlund eines aktiven Vulkans zu sehen. „Dann komm her.“, sagte das Wesen träge, „Ich habe Hunger.“ Ich war verdammt unsicher. Ich wusste, dass vieles, was Dämonen nutzten, mir nichts viel anhaben konnte, so wie Trishs Blitze. Aber Es sah so aus, als wäre diese Spinne aus einem Stein herausgewachsen, als hätte etwas davon Besitz ergriffen und es geformt. Dennoch konnte ich nicht darauf warten, dass mein Gegner den ersten Angriff startete. Aus dem Stand schnellte ich nach vorn, direkt auf das Wesen zu. Überrascht hob es ein Vorderbein und holte aus. Der Angriff war wuchtig und schnell, aber viel zu hektisch ausgeführt. Mit einem Satz war ich in der Luft und das Bein sauste wirkungslos unter mir weg. Mein Flug endete auf dem Übergang zwischen dem Ober- und Unterkörper der Spinne. Ich hob den Arm und betrachtete meine Hand, wie sich meine Finger zu tödlichen Klauen formten. Mit einem Grinsen lies ich sie mit aller Kraft auf den steinernen Leib herunter rasen. Aber ich spürte nicht, wie sie durch den Stein schnitten, hinein in das Innere des Dämons. Ich spürte einen stechenden Schmerz im Handgelenk, der mich Keuchen lies. „Sinnlos.“, wiederholte das Wesen. Mit einem Mal kam Bewegung in den Hinterleib. Verwirrt betrachtete ich, wie sich dort ein Schwanz entrollte, wie der eines Skorpions. Und dann traf es mich wie eine Abrissbirne und lies mich meinen zweiten unfreiwilligen Flug antreten. Ich drehte mich in der Luft. Mit den Füßen voran kam ich auf und schlug meine Klauenhand in den Asphalt. Aber kaum das meine Hand den Boden berührt hatte, zuckte erneut ein unglaublicher Schmerz durch mein Handgelenk und meinen Arm hinauf. Aus dem kontrollierten Bremsen wurde ein unkontrollierter Sturz. Und für meinen Geschmack kam ich zu oft mit meiner lädierten Hand auf. Wieder und wieder zuckte der Schmerz durch meinen Körper und schien ihn zu betäuben. Und nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann endlich vorbei. Ich lag auf der Seite und versuchte die Übelkeit und den Schmerz niederzukämpfen. „Ich habe dich gewarnt.“, meinte der Dämon desinteressiert. Vorsichtig stand ich auf, den Verletzten Arm angewinkelt. „So einfach mache ich es dir nicht.“, erwiderte ich und brachte nur unter Mühe ein Grinsen zustande. Ohne Vorwarnung sprang der Dämon, hoch und weit. Aber ich schaffte es auszuweichen. Dafür hatte er die gesamte Distanz zwischen uns überwunden. Und beinahe sofort begann er mich wieder anzugreifen. Da ich auf mein Handgelenk achten musste, konnte ich mich nicht so bewegen, wie ich es wollte. Plötzlich bäumte sich die Spinne auf und lies nach vorn fallen. Mit einem Hechtsprung schaffte ich es im letzten Moment auszuweichen. Mit einem Schlag donnerte der Körper auf die Straße. Für einen Moment sah es aus, als sein mein Gegner benommen. Ich nutzte die Chance und setzte zu einem neuen Angriff an. Wieder sprang ich auf den Körper der Spinne. Ich winkelte den Arm an und lies meinen Dorn heraus schnellen. Doch dieses mal war mein Ziel nicht der Übergang der beiden Körperpartien, sondern eines der Augen. Mit einem Ruck senkte ich den Dorn. Doch er glitt am Auge ab und traf auf die Steinhaut. Erneut war ein Kacken zu hören. Und wieder war es nicht mein Gegner, der zu Leiden hatte. Brennender Schmerz schoss durch meinen Ellenbogen, den Arm hinauf und weiter durch meinen ganzen Körper. Aber Glück im Unglück war es eh mein lädierter Arm. Dennoch reichte der Schmerz mich für einen Moment benommen zu machen. Ich spürte, wie mein Fuß von der steinernen Haut rutschte und ich fiel. Dann schien die Zeit fast stehen zu bleiben. Das Wesen öffnete sein Maul und ich glaube in den Schlund eines aktiven Vulkanes zu sehen. Tief im Inneren erschien auf einmal ein Funke. Doch das Einzige was ich tun konnte war herzhaft zu Fluchen. Und dann traf mich der Feuerball. Mehrere Meter weiter kam ich endlich zum liegen. Und ich fühlte mich wie ein verkohlter Braten. Wie Heiß das Feuer war konnte ich nicht sagen, aber es reichte um mir die Kleidung vom Leib zu brennen und meine Haut knallrot werden zu lassen. Langsam richtete ich mich auf, schaffte es aber nur bis auf die Knie. Aber die Verbrennungen machten jede Bewegung zu einer Qual. „Gibst du endlich auf?“, fragte die Spinne und ich hörte, wie ihm langsam die Geduld ausging. Vorsichtig hob ich den Kopf und sah den Dämon an. So ein Kaliber war mir wirklich noch nie begegnet. Normalerweise konnte ich meine Gegner im Sekundentakt erledigen. Aber hier verletzte ich mich nur selber. Mit trägen, sichern Bewegungen kam das Wesen auf mich zu. Alles in mir begann nach Flucht zu schreien. Aber der Versuch war zum Scheitern verurteilt, da ich mich ja so kaum bewegen konnte. Und plötzlich war sie da. Eine Macht die mir die Luft aus den Lungen presste. „Du solltest vorsichtiger sein.“, hörte ich plötzlich eine Männerstimme neben mir. So schnell wie möglich drehte ich meinen Kopf und sah die Person an. Weiße, asiatisch wirkende Kleidung, schwarze Haare und lila Augen. „Verschwinde!“, schrie die Spinne plötzlich, „Er gehört mir!“ Schon im nächsten Moment spie das Wesen erneut einen Feuerball. Doch der Mann bewegte sich nicht, er machte nicht einmal den Versuch. In einem gleißenden Blitz explodierte der Feuerball. Ich rechnete damit, dass es dem Neuen nicht besser ergangen wäre als mir. Aber ich konnte ihn nur ungläubig betrachten. Nichts deutete darauf hin, dass er eine fliegende Lavakugel abbekommen hatte. Er stand einfach da und sah mich an. Erst gefühlte Ewigkeiten später sah er zu der Spinne. „Wolltest du etwas, Phantom?“, fragte er neugierig. Wenn mein Körper sich nicht bei jeder Bewegung schmerzlich bemerkbar gemacht hätte, wäre ich vor Lachen gestorben. Langsam drehte mir der Mann wieder das Gesicht zu. „Entschuldige, aber da will jemand eine Lektion erteilt haben.“, sagte er fröhlich mit einem offenen Lächeln. Ohne Hektik wandte er sich dem Wesen zu. Von einer Sekunde zur anderen erschienen in seinen Händen Schwerter. Furchtlos ging er auf die Spinne zu. „Lass es uns schnell hinter uns Bringen.“, sagte der Mann. Es jagte mir einen Schauder über den Rücken. Alle Freundlichkeit war aus seiner Stimme gewichen und lies nur Kälte zurück. Binnen eines Momentes hatte das Wesen seinen Skorpionschwanz ausgerollt und lies ihn auf den Mann herunterfahren. Er versuchte nicht auszuweichen oder den Angriff zu Parieren. Mit Stoischer Ruhe ging er weiter. Dann traf der Schweif. Jedoch ging der Angriff einen guten Meter daneben. Innerhalb eines Wimpernschlages war der Mann ausgewichen. So als würden die Gesetze von Zeit und Raum für ihn nicht gelten. „Viel zu Langsam.“, sagte der Mann trocken. Dann ging es zu schnell, als das ich es zu damals schon verstanden hätte. Plötzlich war der Mann unter der Spinne, seine Schwerter steckten Überkreuzt in dem Leib und stemmten es nach oben. „Verschwinde.“, flüsterte der Mann. Noch im selben Moment riss er die Schwerter auseinander. Und den Dämon mit ihnen. Ohne Hast lies er die Arme sinken und wandte sich wieder mir zu. Wieder waren es nur Bruchteile von Sekunden, die er brauchte um seine Waffen verschwinden zu lassen. Und ebenso lang um vor mir aufzutauchen. Wortlos legte er seinen Hand auf die Schulter meines mitgenommenen Armes. Der Druck den er plötzlich verursachte schien mir die Knochen in Staub zu verwandeln. „Lass mich los!“, schrie ich und wollte mich losreißen. Aber ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. „Halt still.“, sagte er sanft. Mein Körper hörte auf sich zu bewegen. Egal was ich auch versuchte, kein Muskel wollte sich bewegen. Und erst nach gefühlten Stunden lies er mich los. „Geht es deinem Arm besser?“, fragte er vorsichtig. Verwirrt betrachtete ich ihn. Ich sah an meinem Arm hinab und versuchte ihn zu bewegen. Ohne Widerstand winkelte ich ihn an und bewegte meine Hand. Ohne Schmerzen konnte ich sie Bewegen und lies probehalber meinen Dorn erschienen. Problemlos glitt er heraus und wieder hinein. „Danke.“, sagte ich überrascht. „Gern geschehen.“, sagte der Mann freundlich und reichte mir die Hand, „Mein Name ist Grey.“ Ich ergriff die Hand und schon zog er mich auf die Beine. „Zanny.“, erwiderte ich und lächelte Schwach. „Ich weis.“, sagte Grey und lies meine Hand los, „Du hast dich gut entwickelt.“ Verwirrt und mit ein wenig Verunsicherung betrachtete ich ihn. „Was meinst du?“, fragte ich vorsichtig. „Ich habe jemandem Versprochen ein Auge auf dich zu haben..“, erwiderte er und verlor nichts von seiner Freundlichkeit. Langsam wuchs mein Unbehagen in der Gegenwart dieses Mannes. Trotz seiner Freundlichkeit steckte in ihm eine Kraft, die ich nicht in Worte fassen konnte. Eine Kraft, die höchstwahrscheinlich auch mich binnen Sekunden zerfetzen konnte. Und wenn derjenige, der mich von diesem Wesen beschaffen lies, mich loswerden wollte, könnte ich nichts unternehmen. „Wem hast du es versprochen?“, fragte ich offen. Greys Lächeln nahm einen schwachen traurigen Zug an. Ich hatte schon damit gerechnet, dass mein letztes Stündlein geschlagen hat, aber er sah mich offen an. „Deinem Vater.“ Einen Moment, bis ich die Worte verarbeitet hatte, konnte ich ihn nur verdutzt ansehen. „Verschwinde.“, sagte ich kalt und spürte, wie meine Finger sich veränderten, „Verschwinde und erwähne ihn nie wieder.“ Fragend sah er mich an. „Warum so zornig?“, erkundigte er sich vorsichtig. „Weil dieser gottverdammte Arsch meine Mutter und mich verlassen hat!“, schrie ich ihn an. Im Moment war es mir egal, wer uns sehen oder hören würde. „Kannst du dir vorstellen, wie fertig sie das Gemacht hat? Wie oft sie wegen diesem Bastard geweint und gelitten hat? Und dann kommst du an und sagst mir, du hast ihm versprochen, nach mir zu sehen?“, schrie ich weiter und meine Wut verrauchte langsam. Als ich ihm wieder in die Augen sah, konnte ich die blanke Verwirrung erkennen. „Dann lass es mich erklären.“, sagte er sanft und hob beschwichtigend die Hände. Die Worte ließen eine Sicherung in meinem Kopf raus knallen. Im Geiste griff ich nach meinem Biest. Es schrie vor Wut und ich spürte, wie seine Macht meinen Körper flutete Und ich schlug zu. Meine Krallenhand erwischte sein Gesicht. Jedem anderen Wesen hätte ich vermutlich den Kopf herunter gerissen. Aber seinen Kopf konnte ich nicht einmal bewegen. Meine Krallen schafften es noch nicht einmal seine Haut zu verletzen. Du bist tot, Schoss es mir durch meinen Kopf. Langsam hob Grey seine Hand. Wie in Zeitlupe wanderte sie zu meinem Arm hinauf. Aber mehr als ihn verdattert anzusehen brachte ich nicht fertig. Dann umfasste seine Hand mein Handgelenk. Innerlich verabschiedete ich mich schon mal von meiner Hand, vielmehr vom ganzen Arm. Aber er nahm sie nur ein Stück zu Seite und lies sie dann los. „Dann lass es dir von deiner Mutter erklären.“, sagte er leise und klang verletzt. Gerade als ich noch eine Schimpftirade loswerden wollte hob er seinen Hand und schnippte. Von einem Moment zu nächsten war er verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Plötzlich spürte ich eine dumpfe Leere in mir. Ich wusste, ich hätte nicht so überreagieren sollen. Vielleicht hätte er mir auch sagen können, wo mein Vater war und warum er einfach verschwunden war. Und ich musste es mit meinem Ausraster natürlich ruinieren. Seufzend sah ich an mir herab. Und stellte fasziniert fest, dass meine Kleidung in Ordnung war, so als hätte ich gar nicht gegen diese Spinne gekämpft. „Danke, Grey.“, sagte ich leise und hoffte, dass er mich hören konnte. „Und wie lief es?“, fragte Tammy, als sie mich vor der Tür zum Tears abgepasst hatte. „Auftrag erledigt.“, erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln. Doch als ich ihr ins Gesicht sah, verschwand mein Lächeln sofort. Sie sah mich aus traurigen Augen an und das Make-Up unter ihren Augen war verwischt. „Was ist passiert?“, fragte ich leise. „Es hat zwei Allrounder erwischt.“, sagte sie dünn, „drinnen wird getrauert, ich wollte dich nur vorwarnen.“ „Weiß man schon, was es war?“, erkundigte ich mich vorsichtig. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Sie wurden in unterschiedlichen Stadtteilen gefunden, aber ihre Verletzungen sind identisch.“, sagte sich fachmännisch, „Also haben wir es hier mit einem harten Brocken zu tun.“ So wie sie es sagte.lies es mir einen Schauder über den Rücken laufen. Besonders wenn ich an meine Begegnung mit Phantom denke. Und zu dem einen Schauder kam ein zweiter. „Wer hießen die beiden?“ Tammy sah mich einen Moment an, bevor ein schwaches Lächeln sich auf ihrem Gesicht zeigte. „Keine Sorge, Trish und Mary geht es gut.“ Erleichtert atmete ich aus. Dann betraten wir das Tears. Ich kannte es nur Laut, mit vielen Leuten, die sich unterhielten und gute Laune verbreiteten. Aber im Moment hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Auf Zehenspitzen schlängelte sich Tammy an einen der Tische und ich folgte ihr. Ein einzelner Mann saß am Tisch und starrte in sein Glas. Irgendwie muss er uns bemerkt haben, denn er sah kurz auf und nickte. Beinahe reflexartig erwiderte ich die Geste. „Es tut mir leid um deinen Bruder.“, sagte Tammy leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Er hätte warten können.“, erwiderte der Mann, „Nur ein paar Minuten und ich wäre mitgekommen.“ Dann sah er mich an. „Grünschnabel?“, fragte er an Tammy gewandt. „Nein.“, erwiderte sie Müde lächelnd. Der Mann sah mich an, musterte mich von oben bis unten. „Kleiner.“, sagte er dunkel. „Sei vorsichtig da draußen.“ „Werde ich.“, erwiderte ich bedrückt, „Mein Beileid.“ Er leerte sein Glas in einem Zug und bestellte sofort ein neues. Dabei leisen wir es beruhen. Mit einem knappen Nicken verabschiedeten wir uns von einander. Irgendetwas an dem ganzen Vorfall kam mir komisch vor. „Kann ich sie mir mal ansehen?“, erkundigte ich mich vorsichtig. „Wenn du willst.“, erwiderte Tammy resignierend. Wie eine Katze schlich sie zwischen den Leuten entlang, bis wir die kleine Bühne erreichten. Auf ihre Standen zwei Tische, mit Tüchern bedeckt, aber ich konnte trotzdem die menschlichen Umrisse erkennen. „Nur zu.“, sagte Tammy leise. Andächtig trat ich an die Tische heran. Nacheinander zog ich die Tücher bis zur Hüfte herunter. Zwei junge Männer, kaum älter als ich, lagen vor mir auf den Tischen. Die Todesursache lies keinen Unfall oder ein versehen zu. Fünf tiefe Furchen zogen sich bei beiden über die Brust. Klauen, dachte ich und betrachtete die Wunden genauer. Bei einem waren sie tiefer und breiter, bei dem anderen flacher und schmäler. Unterschiedliche Distanz, fuhr es mir durch den Kopf. Mit einem mal erkannte ich einen Entscheidenden Unterschied. Nacheinander beugte ich mich über die Körper und betrachtete sie genauer, bis ich sicher war. Die neue Erkenntnis lag mir schwer im Magen. Nachdem ich die Toten wieder zugedeckt hatte, wandte ich mich wieder Tammy zu. Sie stand immer noch am Aufgang. Aber sie war nicht alleine. Melissa war bei ihr. Sofort verspannte sich mein Körper und ich dachte an den letzten meine letzte Begegnung mit ihr und meinem Biest. Aber es schwieg. Es spürte nichts von ihm. Ich nahm allen Mut zusammen und ging auf die beiden zu. „Abend.“, sagte ich zu Melissa. „Hallo.“, erwiderte sie traurig. „Bring sie nach Hause.“, sagte Tammy sofort und mit einem Ton, der keinen Widerspruch zu lies. Verwirrt sah ich sie an. „Niemand holt sie ab und keiner wohnt in ihrer Nähe.“, fügte Tammy hinzu. „Ich kümmere mich drum.“, erwiderte ich zuversichtlich. Ich griff nach Tammys Arm und nahm sie ein Stück beiseite. „Sag ihnen sie sollen vorsichtig sein.“, mahnte ich sie. „Warum?“ „Es sind zwei.“, flüsterte ich und deutete auf meine Nase. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)