with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 8: Friend and Foe ------------------------- Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen saß ich zusammen mit meiner Mum im Auto. Wie jedes Mal glitt mein Blick nach draußen. Diesmal aber nicht aus Vorsicht, sondern um die Entfernung zum Tears einschätzen zu können. "Was machst du, wenn ich aussteige?", fragte ich abwesend. "Fahre ich zurück und sammle dich auf.", erwiderte sie grinsend. Langsam sah ich zu ihr Herüber. "Und wenn ich fliege?", erkundigte ich mich. "Dann finde ich dich durch den Sender.", sagte sie fröhlich. "Ein Peilsender?" staunte ich. "Genau.", erwiderte sie noch immer fröhlich. Verwirrt sah ich sie an. Noch hatte ich nicht gemerkt, dass etwas an meiner Kleidung anders war. Aber ich traute es ihr zu. Und seufzend ergab ich mich in mein Schicksal. Und ein kleiner Funke Hoffnung sagte mir, dass der Abend nicht aus dem Ruder laufen und in einem Blutbad enden würde. "Träumst du wieder?", riss mich meine Mum aus meinen Gedanken. "Ja.", sagte ich seufzend, "Ich träume davon, normal zu sein." "Wir kriegen das schon irgendwie hin, Spatz.", sagte sie leise. Ein schwaches, hoffnungsvolles Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Aber ich sagte nichts, sondern sah wieder aus dem Fenster. Die Nacht hatte sich schon sacht über die Erde gelegt und die Sterne wiesen den Kundigen den Weg. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Auch die Temperaturen waren in den Keller gegangen. Sehr zu meinem Leidwesen. "Was passiert eigentlich, wenn die Kette nicht wirkt?", erkundigte ich mich vorsichtig. "Das werden wir dann sehen.", erwiderte sie nicht überzeugt. Zu gerne hätte ich die Zuversicht meiner Mum geteilt. Aber etwas tief in mir sagte, dass es nicht so einfach werden würde. Jedenfalls deutete ich das Grollen als solches. Dann kamen die Leuchtbuchstaben in Sicht. Und ein weiteres Mal an diesem Abend musste ich mich zusammenreißen, um nicht aus dem Fahrenden Auto zu springen. "Und wie war es?", fragte Tammy gespannt. Trish jedoch antwortete nicht, sondern lies sich auf die breite Couch fallen. Wortlos reichte Lady ihr ein flaches Glas. Nickend nahm es die Blonde und betrachtete die goldene, klare Flüssigkeit. "Und?", erkundigte sich Lady. "Du hast nicht zuviel versprochen.", sagte Trish nachdenklich. Lady machte es sich in ihrem Sessel bequem und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihr Gesicht. Verwirrt sah Tamara von einer zur anderen. "Und wobei hat sie nicht zuviel versprochen?", erkundigte sich der Fliederschopf nun. Wieder schwieg Trish und leerte das Glas in einem Zug. Langsam und Vorsichtig stellte sie es auf den Beistelltisch. "Das ist ein Geheimnis.", meinte die Teufelin schließlich mit einem lasziven Lächeln. "Das ist es also.", sagte meine Mum und sah den großen Bau an, "Imposant." "Vielleicht.", erwiderte ich und betrachtete fasziniert das flackernde T der Leuchtreklame. "Komm.", meinte meine Mum und riss mich aus meiner Faszination. Sie war schon bis zum Eingang voraus gegangen und wartete auf mich. Zu meinem Leidwesen würde uns der Türsteher hineinlassen. Jedenfalls nach seinem Gesichtsausdruck bei der Rückansicht meiner Mutter. Seufzend machte ich mich auf den Weg. "Guten Abend.", sagte der Mann freundlich und öffnete uns sogar die Tür. Wie ich meine Mum kannte, warf sie ihm ein Lächeln zu, während ich schwieg. Auch der Zweite und der Garderobenmeister ließen uns unbehelligt passieren. "Willkommen im Tears.", sagte ich leise und drückte die Doppeltür auf. Und mit einem zufriedenen Grinsen registrierte ich die verwunderten Gesichtszüge meiner Mum. "So habe ich es mir nicht vorgestellt.", sagte sie leise und betrat den großen Raum. Doch für meinen Geschmack hatte sie sich zu schnell gefangen. Mit einer galanten Drehung wand sie sich mir und winkte mich heran. Unablässig lies ich meine Augen über die Anwesenden schweifen. Und erst nachdem ich sicher war, dass mein Damoklesschwert nicht anwesend war, wagte ich erst wieder zu atmen. Sehr zur Freude meiner Lungen. "Und ist sie da?", erkundigte sich meine Mum neugierig. Zufrieden strahlte ich sie an. "Also nicht.", meinte meine Mum enttäuscht. Doch schon im nächsten Moment zeigte sie ihr Gewinnerlächeln. "Dann warten wir.", sagte sie trocken, "Dein Mädchen kommt in ein paar Stunden zur Arbeit." "Woher weist du das?", fragte ich verdutzt. "Ich hab vorhin den Türsteher gefragt.", erwiderte sie Grinsend. Erneut seufzte ich und lies die Schultern hängen. Aber das war normal für meine Mum. Mit einem Wink bedeutete mir meine Mutter, dass ich ihr folgen sollte. Und ich tat es. Letztendlich endete unser Weg am Tresen. "Guten Abend die Dame.", fragte der Keeper, "Was kann ich dir gutes tun." "Einmal Vodka Pur aus der Wand.", erwiderte sie grinsend. "Wie meinen?", erwiderte er verwirrt. "Stilles Wasser.", antwortete sie und lächelte ihn an. Ich hingegen bestellte nichts. Appetit und Durst waren nach der Hiobsbotschaft wie weggeblasen. Doch plötzlich lag ein Geruch in der Luft, der mir bekannt vorkam. Erst nach dem dritten Anlauf erinnerte ich mich an die Zugehörige Person. "Abend Kleiner.", sagte Dante gut gelaunt und setzte sich neben mich. "Abend.", erwiderte ich und Lächelte Schwach. Nur Sekunden später stand vor Dante ein Erdbeereisbecher, an dem er sich gütlich tat. "Hast du heute Abend etwas vor?", fragte er zwischen zwei Löffeln. Sofort war ich ganz Ohr. Vielleicht hatte ich doch eine Möglichkeit gefunden, den Abend ohne ein Blutbad zu überstehen. "Was liegt an?", fragte ich vorsichtig. "Das Übliche.", erwiderte er mit einem Grinsen. "Wann und wo?", erkundigte ich mich weiter. "Jetzt und keine Ahnung.", sagte er und lies eine halbe Erdbeere in seinem Mund verschwinden, "Ich bekomme die Info auch erst noch." "Bin dabei.", sagte ich schlagartig. Ich würde mich auch mit der Hölle persönlich anlegen, solange ich heute Abend Melissa nicht sehen musste. "Ich habe da auch noch ein Wörtchen mit zu reden.", mischte sich meine Mum plötzlich ein. Neugierig musterte ich Dantes Gesicht, als er meine Mum ansah. Für einen Moment schien er verwirrt, doch dann umspielte ein breites Grinsen seine Lippen. "Ich wusste ja nicht, dass du mit so einer schönen Dame unterwegs bist.", schmeichelte er Zuckersüß. Doch sie antwortete nicht. Aber ich konnte mir ihr Gesicht vorstellen, wie sie mit voller Absicht auf das Kompliment Einging, nur um ihn abblitzen zu lassen. "Dante, darf ich vorstellen.", sagte ich mit einer Mischung aus Frustration und Resignation, "Meine Mum." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dantes Gesichtsausdruck war einfach zu komisch. Aber dank seiner Professionalität hatte er sich schnell wieder gefangen. "Sehr angenehm.", meinte er schließlich. Das plötzliche Klingeln eines Telefons unterbrach die sich anbahnende Konversation jäh. Nur einen Moment später hielt Dante es an seinem Ohr, nickte kurz und bestätigte mit einem knappen "Ja". "Okay, los geht’s.", sagte Dante und erhob sich langsam. Sofort war ich auf den Beinen. Gespannt stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Das wenige Make-up saß wie immer, genauso wie die Frisur. Zufrieden lächelte sie ihr Spiegelbild an und verließ das Bad. "Bin weg!", rief sie durch den Flur. Doch die Antwort blieb aus. Wie so oft in letzter Zeit. Sie hatte die Hand schon auf die Klinke gelegt. Noch ein letztes Mal sah sie zurück. Seit ihr Bruder diese Frau kennen gelernt hatte, war er wie ausgewechselt. Entweder schlief er den ganzen Tag oder er war nicht da. Was es Heute war wollte sie gar nicht wissen. Vor einer Woche hatte sie ihn darauf angesprochen. Untypisch für ihr wurde er sofort ausfallend und schrie sie an. Und sie konnte nur hoffen und beten, dass er wieder normal werden würde. "Dann schieß mal los.", sagte ich entspannt. Der Fahrtwind war Eisig, aber das störte mich nicht mehr. So was musste man akzeptieren, wenn man in einem Cabrio fuhr. Vorerst hatte ich das Tears hinter mir gelassen und somit auch einen Katastrophalen Abend. Dass meine Mum sich dazu entschlossen hatte, dort zu bleiben kam mir nur gelegen. Sie würde alleine zu recht kommen. Und ich hatte freie Bahn und musste kein Auge auf sie werfen. "Wie gesagt, das Übliche.", sagte Dante gelangweilt, "Dämonen finden, abservieren und Feierabend machen." Sein Grinsen verriet mir, dass er es genauso meinte, wie er es sagte. "Was würdest du machen, wenn ich deine Mum angraben würde?", fragte er plötzlich. Ich musste mich mehr als zusammen reißen um nicht zu Lachen. Aller Wahrscheinlichkeit nach, hätte er es falsch gedeutet. "Sie kann auf sich aufpassen.", erwiderte ich stattdessen. "Keine Moralpredigt oder ähnliches?", erwiderte der Weißhaarige überrascht. "Warum denn? Sie ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen.", meinte ich und sah wieder auf die Straße. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Einerseits der Bevorstehende Auftrag, andererseits die Gedanken, dass er es vielleicht ernst meinen sollte. "Keine Sorge, Kleiner, ich lass die Finger von deiner Mum.", lachte er, als hätte er meine Gedanken gelesen, "Meine Hände haben ihre Passform gefunden." Verwirrt sah ich ihn an. Und mit jeder Sekunde schien sein Grinsen breiter zu werden. "Also stimmt es, dass du eine Freundin hast.", stellte ich überrascht fest. Für mich wirkte dieser Mann nicht wie jemand, der sich lange mit einer Frau aufhielt. "Wenn du es so nennen willst, ja.", meinte er und wurde wieder ernst, "Aber genug von mir." Seine Augen hefteten sich auf die Straße und ich tat es ihm gleich. Mehrere male glaubte ich eine Bewegung gesehen zu haben. Aber es waren meist Einbildung oder nachtaktive Tiere. "Was soll eigentlich die Kette?", erkundigt er sich nebensächlich. "Was wist du über mich?", erwiderte ich. Kein grinsen umspielte sein Gesicht, jeder Muskel war angespannt, als rang er mit sich um eine Antwort. "Nur das was mir Trish und Lady erzählt haben.", antwortete er dann langsam. Ich nickte. Dass sie sich über mich unterhielten konnte ich verstehen. Ich war schließlich anders. Sogar anders als sie. "Dieses Schmuckstück soll mein Biest unter Kontrolle halten.", meinte ich leise und sah auf meine Kette. "Du warst wegen Melissa da.", stellte er fest. Im ersten Moment war ich mehr als überrascht. War ich wirklich so einfach zu durchschauen? Wem hatten sie noch alles davon erzählt? "Nur ich, Lady, Trish und Tammy wissen davon.", sagte er beruhigend, "Und es wird unser Geheimnis bleiben." "Danke.", war alles was ich dazu sagen konnte. Mir schossen zwar hunderte Gedanken durch den Kopf, aber sie alle geordnet auszudrücken, war mir im Moment unmöglich. "Warum macht ihr das?", fragte ich vorsichtig, "Warum diese Aufträge mit mir?" "Weil wir wissen wollte, was du kannst.", erwiderte Dante angespannt, "Und weil wir wissen wollten, auf welcher Seite du stehst." Jetzt musste ich lachen. Es war zwar nicht komisch, aber aus irgendeinem Grund musste ich es einfach tun. "Wenn ich euch erledigen wollte.", begann ich langsam, "Würdest du nicht neben mir sitzen." "Und du glaubst wirklich, dass du so gut bist?", fragte er grinsend. Doch dieser Satz traf mich tiefer, als er ahnen konnte. "Dante.", sagte ich leise, "Mein Körper widersteht so ziemlich jeden Dämonischen Einflüssen. Trish hatte es nicht geschafft mich zu grillen, aber ein normaler Blitz wäre weit aus schmerzhafter." Langsam nickte der Mann und hinter seiner Stirn schien es schwer zu arbeiten. "Ich bin auf eurer Seite.", meinte ich und versuchte zu Lächeln. "Dann haben wir ja noch mal Schwein gehabt.", grinse der Mann nun. Ob er mir glaubte, wusste ich nicht. Oder vielleicht wollte ich es im Moment auch nicht wissen. Plötzlich wurde der wagen langsamer. "Wir sind da.", sagte er Kalt. Ich blickte mich kurz um und wusste, was er meinte. Vor uns erstreckte sich ein Wald, der in den Besten Horrorfilmen nicht zu finden war. Der Nebel, der sich an die Stämme schmiegte, schien dick genug, um ihn mit einem Messer zu schneiden. Hinzu kam noch die Dunkelheit. Jeder normale Mensch hätte es sich an meiner Stelle garantiert zweimal überlegt, ob er in diesen Wald gehen wollte. "Also los.", sagte ich und meine Augen veränderten sich. Wie ein Restlichverstärker fingen sie den kleinsten funken Licht und ließen den Wald für mich Taghell wirken. "Und du siehst auch genug?", erkundigte sich Dante. Grinsend sah ich ihn an. Und er registrierte die Veränderung meiner Augen kommentarlos. "Dann mal los.", meinte er schließlich und stieg aus dem Wagen aus. Ich für meinen Teil sprang einfach über die geschlossene Tür. Dann konnte die Jagd beginnen. Einen nach dem anderen hatte sie abblitzen lassen. Nicht weil ihr keiner gefallen hätte, nur die Anmachen waren meist unterhalb der Gürtellinie. Und darauf konnte sie getrost verzichten. Jetzt wusste sie, warum diese Lokalitäten nichts für sie waren. Desinteressiert trank sie einen Schluck und bemerkte einen weiteren Verehrer, der sich den Weg zu ihr Bahnen zu schien. Und sie fragte sich erneut, warum sie das verdient hatte. War es vielleicht die Strafe, dass sie ihren Sohn immer ärgerte? Oder hatte sie etwas anderes Falsch gemacht? "Guten Abend, Schöne.", sagte der Fremde seidenweich. "Kein Interesse.", erwiderte Sylvia gelangweilt. "Warum denn so abweisend?", erkundigte er sich und setzte sich neben sie, "Darf ich dir einen Drink bestellen?" "Kein Interesse.", wiederholte sie, wobei sie ungewollt aggressiv klang. "Zier dich doch nicht.", erwiderte er und rückte ein Stück näher. "Wenn du noch ein Stück näher kommst, wirst du es bereuen.", sagte die Frau kalt. Für einen Moment verschwand das Grinsen des jungen Mannes, doch es wurde danach nur noch breiter. "Du hast sie gehört.", vernahm Sylvia plötzlich eine bekannte Frauenstimme. "Also verschwinde.", ergänzte eine Unbekannte. Sofort war der Mann auf den Beinen. Nach einer gemurmelten Entschuldigung verschwand er in der Menge. Erst jetzt drehte sich Zannys Mutter um. Hinter ihr standen Lady und eine unbekannte Blonde im hautengen Lederdress. "Lass ihn nicht entkommen!", schrie Dante hinter mir. Aber das brauchte er nicht. Das Jagdfieber hatte mich gepackt und ich würde nicht eher anhalten, bis ich mein Opfer an etwas gepinnt hatte. Und ich würde diesen Grauen Schemen nicht aus den Augen verlieren. Dieses Wesen hatte den Unterleib einer Spinne, aber sein Oberkörper wirkte Menschlich. Auf einen zweiten Blick hin erkannte man, dass er auch Spinnenähnlich war. Vier Arme und acht Beine ließen dieses Wesen unglaubliche Geschwindigkeiten erreichen. Aber ich konnte mithalten, ab und an gerade nur so. "Wo ist es hin?", hörte ich Dante weit hinter mir rufen. "Weiter gerade aus!", rief ich zurück ohne von meinem Opfer weg zu sehen. Plötzlich bog es in einem fast neunzig Grad bogen ab. Ich streckte meinen Arm aus und von einer Sekunde auf die Andere verwandelten sich meine Finger in Krallen, nur um sich im nächsten Moment in einen Baum zu schlagen. Nur eine Sekunde später verloren meine Füße ihre Bodenhaftung und ich befand mich in der Luft. Doch wieder waren es nur Augenblicke, bis meine Füße den Boden berührten und ich die Verfolgung fortsetzte. Vorsichtig richtete es den Oberkörper auf und drehte ihn um Hundertachtzig Grad. Vier Facettenaugen starrten mich Emotionslos an. "Ich habe niemanden etwas getan!", hallte die unnatürliche Stimme durch den Wald. Aber ich antwortete nicht. Ich brauchte die Luft um mitzuhalten. Zwar war ich sportlich und durch meine Andersheit extrem Belastbar und Ausdauernd, aber Seitenstechen bekam ich wie jeder anderen auch. "Warum Jagd ihr mich?", fragte die Stimme erneut. Doch auch dieses Mal blieb meine Antwort aus. Dafür aber hatte ich aufgeholt. "Zanny?", hörte ich leise Dantes Stimme. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich mich zu weit von ihm entfernt hatte. Wenn einer von uns in Schwierigkeiten kommen sollte, würde der andere ihm so schnell nicht helfen können. Aber das Risiko musste ich eingehen. "Bleib endlich stehen!", schrie ich dem Monster hinterher. Ein schwerer Fehler wie mein Zwerchfell meinte und sofort mit schmerzhaften Stichen bekannt gab. Doch zu meiner Überraschung blieb das Wesen wirklich abrupt stehen. Zwar versuchte ich noch zu bremsen, doch eine Wurzel machte mir einen Strich durch die Rechnung und lies die Aktion in einem unkontrollierten Sturz enden. Doch Reflexe und die Jahrelange Erfahrung machten sich auch diesmal bezahlt. Gekonnt rollte ich mich über die Schulter ab und befand mich nun nur noch zwei Schritte von dem Wesen entfernt. Aber anstatt anzugreifen, oder erneut zu flüchten verharrte es auf der Stelle und die Facettenaugen schienen Mich zu mustern. "Warum jagst du mich?", fragte es Monoton, "Warum willst du meinen Tot?" "Weil du ein Monster bist.", erwiderte ich ohne Nachzudenken. Das Wesen legte den Kopf schief und schien nachzudenken. "Aber du bist auch kein Mensch.", sagte es verwirrt. "Mehr Mensch als du.", erwiderte ich gelassen. Trotz meiner ruhigen Stimme war mein Körper angespannt, bereit loszuschlagen. "Woran definierst du das?", fragte es neugierig, "Nur an der Erscheinung?" Jetzt hatte es mich auf den falschen Fuß erwischt. Woran machte ich es fest. Ja, an der Erscheinung. Aber das war nicht alles. Ich hatte auch schon mit unmenschlichen Wesen zu tun, die Menschlicher nicht sein konnten. Aber auch andererseits mit Menschen die Wahre Monster waren. Langsam entspannte sich mein Körper und ich stand auf. Trotzdem ließ ich meinen Gegenüber nicht aus den Augen. Dieses Wesen war neu für mich. Seine ganze Erscheinung, sein Verhalten, nichts deutete auf ein blutrünstiges Monster hin. "Weshalb bist du hier?", fragte ich vorsichtig. "Ich suche.", erwiderte es tonlos. "Was suchst du?", erkundigte ich mich, als es schwieg. "Einen Weg nach Hause.", sagte es und seine Stimme klang mit einem mal traurig. Sekunden schienen zu Minuten zu werden, als Stille eingekehrt war. Ich wusste nicht, in wie weit dieses Wesen die Wahrheit sagte, aber ich spürte, das es nicht log. Dann war da noch mein Biest. Während der ganzen Zeit hatte es geschwiegen. Dann hörte ich langsame, schwere Schritte hinter mir. "Gut gemacht, Kleiner.", sagte Dante und kam langsam näher. Keine Waffe lag in seinen Händen, als er sich neben mich stellte. "Willst du, oder soll ich?", fragte er und die Anspannung in seiner Stimme war deutlich zu hören. "Was hat er getan?", fragte ich den Dämonenjäger. "Mehrere Menschen getötet.", sagte er kalt. "Und doch war ich es nicht.", sagte das Wesen ergeben, "Ein anderes Wesen ist mit durch das Tor gekommen." "Wer sonst?", erkundigte ich mich. "Ein Wesen wie ich, doch einem anderen Stamm angehörig.", sagte es langsam, "Sie haben uns angegriffen, dann waren wir hier." "Und wo ist der andere hin?", fragte Dante und sah sich um. "Ich verfolgte ihn schon ein paar Tage.", meinte es, "Aber als ihr Erschienen seid, verlor ich die Spur." "Und das sollen wir dir glauben?", erkundigte sich Dante ungläubig. Ich hingegen brauchte keinen Beweis. Ich spürte, dass das Wesen die Wahrheit sprach. Und ein schlimmer Verdacht keimte ihn mir auf. Was wenn das andere Wesen gerade jetzt wieder Unschuldige umbrachte? Und wir hier standen und sind dem Falschen nachgejagt. Ein Knacken hinter mir lies mich herumfahren. Instinktiv suchte ich die Umgebung ab. "Was hast du?", fragte mich Dante. "Das Gefühl beobachtet zu werden.", erwiderte ich ehrlich. Mit einem Mal brach ein Schemen zwischen den Bäumen hindurch und kam direkt auf uns zu. Schon im nächsten Moment hechtete Dante zur Seite und hatte seine schweren Pistolen gezückt. Jetzt erkannte ich auch das andere Wesen. Es sah genauso aus, wie das was ich gejagt hatte. Nur das es größer war und sein Körper schwarz und rot gemustert war. Schweigend veränderte ich meinen Körper. Meine Finger wurden zu Krallen. Mein Schweif zerriss erneut eine meiner Hosen und die Hörner wuchsen binnen Sekunden. Unbeeindruckt kam das Wesen näher. Und es hätte mich garantiert auch überrannt. Nur noch ein paar Schritte trennten uns. Ich holte aus und lies im Selben Augenblick den Dorn aus meinem Ellenbogen fahren. Und ich betete, dass er inzwischen ausgehärtet war. Dann war es soweit. Ein rascher Schritt zur Seite und der Dorn der in der Horizontalen auf meinen Gegner zuraste. Zufrieden stellte ich fest, dass er sich ohne Probleme durch den Leib des schwarzen Wesens schnitt, ohne zu Schmerzen oder zu Brechen. Mit einem Ruck fuhr ich herum und sah meinen Feind an. Doch nicht Dante oder ich waren seine Ziele gewesen, sondern das andere Wesen. Das Sachwarze hatte es am Hals gepackt und hatte es in die Höhe gehoben. Schon nach diesen wenigen Sekunden wehrte sich der Grauen kaum noch. Dann brach das Stakkato von Dantes Pistolen los. Auch wenn sie den Feind trafen, schienen sie kaum einen Effekt zu haben. Es lies einfach nicht los. "Hör auf!", rief ich zu Dante und war im nächsten Augenblick schon auf dem Weg. Fast augenblicklich schwiegen die Waffen und aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Dante sein Schwert zog. Mit einem Satz war ich in der Luft und landete auf dem Rücken des Schwarzen. Mit einem Schrei ließ ich die Klauenhand vorschnellen. Und ungläubig betrachtete ich, wie meine Hand durch den Leib des Wesen brach, nur um aus der Brust hervorzubrechen. Doch es reagierte erst, als ich den Arm wieder herauszog. Mit einem unmenschlichen Schrei warf unser Feind das Wesen von sich und Versuchte mich mit seinen Armen zu packen. Doch da war Dante schon da. Wie ein silberner Blitz senkte sich das Schwert, nur um in das Wesen einzuschlagen und es zu spalten. Mitten in der Bewegung hielt es inne. Erst nach gefühlten Minuten senkten sich die Arme und es kippte nach vorne. Kurz vor seinem unsanften Aufprall auf dem Boden sprang ich ab. Dem Monster warf ich noch einen letzten Blick zu, bevor ich mich dem Grauen zuwandte. Regungslos lag es am Boden und meine Augen verrieten mir, dass es sich auch nicht mehr bewegen würde. Warum hatte ich nicht gleich mit allem zugeschlagen was ich hatte. Wenn ich es nur getan hätte, würde der Graue jetzt noch leben. Vielleicht würde er auch seine Heimat wiedersehen. „Es ist nun einmal passiert.“, hörte ich Dante sagen und spürte den Schwanden Druck seiner Hand auf meiner Schulter. „Soweit hätte es nicht kommen müssen.“, widersprach ich. „Jeden Tag sterben Wesen, ob menschlich oder nicht, auf der ganzen Welt.“, sagte er nachdenklich, „Du kannst sie nicht alle Beschützen.“ „Nicht alle.“, meinte ich traurig, „Aber wenigstens die in meiner Nähe.“ Der Tod holt uns alle irgendwann, da musste ich dem Dämonenjäger zustimmen. Aber diesen Sinnlosen Tod hätten ich verhindern können. Und das nagte an mir. „Sein Tod war sicher.“, hörte ich plötzlich eine eigenartige Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um. Ein Wesen, dem Grauen ähnlich, stand hinter uns. „Als Arbeiter konnte er keinen Krieger besiegen, doch versuchte er alles, uns zu beschützen.“, klang es leise, „So soll er doch im Geiste ewig leben.“ Mit diesen Worten verschwand das Wesen urplötzlich. Als ich noch einmal nach dem Gefallenen sah, war auch dieser verschwunden. „Lass uns gehen.“, sagte ich leise und versuchte die aufkommende Stille zu vertreiben. „Gerne.“, erwiderte Dante mit einem Lächeln, „Wenn du weist, wo es zurück zum Wagen geht.“ Ungläubig sah ich ihn an. Kopfschüttelnd folgte ich unserer Spur zurück. Und im Geiste wappnete ich mich für den schwersten Teil des Abends. „So ist es also gekommen.“, sagte er leise und folgte der Szenerie schweigend. „Grämt euch nicht.“, klang die Fremde Stimme neben ihm, „Er tat was er konnte und rächte damit den Verlust.“ „Doch wäre es mir lieber gewesen, wäre es nicht so weit gekommen.“, sagte er leise, „Sein Tod hätte nicht sein müssen.“ „Seid ihr zornig wegen unserem Gefallenen?“, erkundigte sie sich, „Oder weil ihr nicht eingreifen dürftet.“ „Ein wenig von beiden, schätze ich.“, sagte er nach einer Weile. Die Rückfahrt ins Tears bekam ich kaum mit. Meine Gedanken waren immer noch bei unserer nächtlichen Begegnung. Und zum Teil hatte sie mich verunsichert. Könnte ich denn wirklich die beschützen, die mir wichtig sind? „Mach dir keinen Kopf, Kleiner.“, sagte Dante und stellte den Motor ab, „Denke lieber an die Zukunft.“ Ich setzte ein Freudloses Lächeln auf und sah ihn an. „Das tue ich.“, sagte ich ernst und stieg aus. Mein Körper fühlte sich schwer an, bleiern, unwillig den Weg zu beschreiten, der vor mir lag. Und dennoch schaffte ich es irgendwie ins Tears zu kommen. Suchend ließ ich meine Augen über die Bar schweifend, bis ich meine Mutter sah. Allerdings war ich mehr als überrascht, ihre Begleitung zu sehen. Erst jetzt merkte ich, das es mir das gehen wieder leichter fiel. Und so schaffte ich es problemlos mich zu ihr Vorzukämpfen. „Bin wieder da.“, meinte ich und setzte ein Lächeln auf. „Wird auch Zeit.“, sagte sie gespielt verärgert, „Die Damen waren schon ungeduldig.“ Mit diesen Worten deutet sie auf Trish und Lady, die neben ihr Platz genommen hatten. „Entschuldigung, Aber es ist nun mal anders gekommen, als wir dachten.“, sagte ich und beließ es dabei. Morgen konnten wir auch noch reden. Langsam drehte sich meine Mum zu mir um. Ihr Blick war ernst und entschlossen. „Sie ist da hinten.“, sagte sie leise. Meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Es gab keinen Zweifel wen sie meinte. „Vergiss das atmen nicht.“, meinte Lady plötzlich. Langsam, ohne auf die Schwarzhaarige einzugehen drehte ich mich um. Melissa war wie ein Leuchtfeuer. Sofort hatte ich sie gesehen, obwohl sie fast gänzlich von anderen verdeckt war. „Es wird schon schiefgehen.“, meinte meine Mum, „Und jetzt bring es hinter dich.“ Oder uns alle um, ergänzte ich in Gedanken. Widerwillig bewegte sich mein Körper. Mit jedem Schritt wich ein wenig mehr von der rettenden Distanz. Vorsichtig versuchte ich zu atmen. Sofort war da ihr Geruch und mein Biest machte sich mit einem tiefen Grollen bemerkbar. „Jetzt gibt es kein zurück mehr.“, flüsterte ich und ging schneller. Aber auch mein Biest realisierte es und wurde mit der schwindenden Entfernung aufgebrachter, wütender. Das Grollen war inzwischen zu einem Knurren geworden. Nur noch wenige Schritte trennten uns. Der Lärm in meinen Kopf lies mich kaum etwas um mich herum verstehen und erneut spürte ich, wie das Biest ausbrechen wollte. Aber etwas hielt es zurück. Im Stillen dankte ich Ted für seine gute Arbeit. Aber noch war die Feuertaufe noch nicht vorbei. Plötzlich taumelte Melissa. Vor meinem inneren Auge sah ich sie schon fallen. Reflexartig schoss ich nach vorne und fing sie auf. Das toben meines inneren Schweinehunds war kaum auszuhalten, für Sekunden dachte ich, ich sei Taub, oder alle hier hätten seine Schreie hören müssen. Doch niemand drehte sich zu uns um. Gewonnen, dachte ich euphorisch. „Danke.“, hörte ich plötzlich Melissas Stimme. Ich hielt sie noch immer fest. Meine Haut berührte ihre, ihr Duft schlug mir wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht. Aber das Biest brach nicht aus. „Nichts zu danken.“, erwiderte ich mit einem breiten, ehrlichen Grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)