with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 7: Illusion ------------------- Ich saß wie auf glühenden Kohlen. Nur noch zwei verdammte Stunden, dann würde meine Mum mich ins Tears schleifen. Nur um zu schauen, ob die Kette wirklich funktionierte. „Das ist doch unnötig!“, beschwerte ich mich zum hundertsten Mal. „Doch ist es.“, erwiderte sie gelassen, „Dass wird der ultimative Test.“ Langsam drehte sie sich zu mir um. „Sieh es mal so.“, begann sie mit einem verschwörerischen Lächeln, „Wenn es gut geht, muss ich dich nie mehr begleiten.“ „Musst du auch so nicht.“, erwiderte ich seufzend. Egal welches Argument ich bringen würde, wir würden gehen. Wenn nicht gleich ein Wunder geschah. Und wie aufs Stichwort klingelte mein Handy. Nur einen Sekundenbruchteil später hielt ich es in der Hand und nahm den Anruf an. „Morgen.“, klang mir sofort die Stimme von Tammy ins Ohr. „Morgen.“, erwiderte ich und musste mich zusammen reißen, „Was gibt es?“ „Auftrag für dich.“, sagte sie nebensächlich. Danach begann das rascheln von Papier, bis sie mir endlich die Adresse gab. Erleichtert verstaute ich das Mobiltelefon wieder und versuchte mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. „Wird leider nichts aus dem Besuch.“, sagte ich und vermied es, meine Mutter anzusehen, „Die Arbeit ruft.“ „Glaub ja nicht, dass das schon vorbei ist.“, sagte sie leise, fast prophetisch, „Wir haben noch viele Gelegenheiten und Tammy kann deinen Kopf nicht jedes Mal aus der Schlinge ziehen.“ „Ich weis, aber fürs erste, soll es mir recht sein.“, erwiderte ich grinsend und hatte die Tür schon fast erreicht. „Zanny!“, rief sie mich und instinktiv drehte ich mich um. Meine Mutter grinste mich bis über beide Ohren an. „Immer schon sauber bleiben.“ Seufzend öffnete ich die Tür und winkte noch einmal kurz. „Bis dann.“, sagte ich und schloss die Tür hinter mir. Erleichtert seufzte ich und sah mir noch einmal die Adresse an. Verwundert stellte ich fest, dass es am anderen Ende der Stadt war. Aber das sollte mich nicht aufhalten. Mit halbwegs guter Laune verstaute ich meine Hände in den Hosentaschen und machte mich auf den Weg. „Du musst langsam los.“, sagte sie und riss Dante aus seinem angenehmen Halbschlaf. „Nur noch fünf Minuten.“, nuschelte er grinsend und schmiegte sich enger an sie. „Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt.“, schalt sie ihn und versuchte sich zu lösen. Doch der Griff des Halbteufels war wie Stahl. Nicht ganz so Kalt und beklemmend, aber genauso unerbittlich. Nach mehreren vergeblichen Versuchen beließ sie es dabei, einfach nur seine Nähe zu genießen. Da löste er auf einmal seine Umarmung. „So macht das doch keinen Spaß.“, grinste er und schälte sich langsam aus der Decke. Als Antwort traf ihn ein Kopfkissen. „Du bist unmöglich.“, sagte sie und musste sich anstrengen, dass Grinsen zu Unterdrücken. Er sah sie an, blickte mit seinen kristallblauen Augen direkt in ihre. Und begann noch breiter zu Grinsen. „Und du Unersättlich.“, meinte er und stiefelte unbekleidet ins angrenzende Bad. Gerade hatte er die Tür geschlossen, als er hektisches Treiben von der anderen Seite vernahm. Lächelnd wandte er sich dem Waschbecken zu und drehte das kalte Wasser auf. Noch einmal sah er auf sein erledigtes Spiegelbild, dann klatschte schon das eisige Nass dagegen. Noch einmal fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, dann war er schon fertig. Die Geräusche auf der anderen Seite waren inzwischen verstummt. Seufzend öffnete er die Tür und seine Annahme wurde bestätigt. Das Bett lag verlassen da und nur noch seine Sachen waren auf dem Boden verteilt. Seufzend setzte er sich auf seine Betthälfte und versuchte die restliche Müdigkeit zu vertreiben. Plötzlich sah er es. Ein postkartengroßes Stück Papier auf dem Nachtschrank. Langsam griff seine Hand danach und führte es vor seine Augen. Selig lächelnd las er die Zeilen und jedes Mal, wenn er Luft holte, konnte er ihren Duft riechen, der noch immer im Zimmer hing. „Bis zum Nächsten Mal.“, sagte er leise und seine Lippen berührten vorsichtig den Lippenstift, der zum Kussmund geformt, ihre Unterschrift war. Sachte streifte der Wind meine Schwingen. Fast einen Kilometer musste ich Laufen, bevor ich eine passende Stelle gefunden hatte. Aber die Zeit holte ich über die Luftlinie locker wieder auf. Unter mir war immer noch hektisches Treiben. Autos und Fußgänger bahnten sich ihren Weg. Es war alles wie immer. Nebensächlich zog ich das Handy aus der Tasche und wählte Tamaras Nummer. „Was geht?“, fragte sie belustigt. „Ich hätte gerne ein paar Infos über den Auftrag.“, erwiderte ich gelassen. „Nur ein paar Monster ausschalten.“, sagte sie abwesend, „Ach ja und du hast einen Partner.“ Schwer seufzte ich und schloss einen Moment die Augen. „Keine Sorge, kein Mensch.“, schloss sie, „Sonst noch etwas?“ „Nein, nichts.“, erwiderte ich, „Dann angenehme Nacht noch.“ „Werde ich haben.“, meinte sie und ich konnte ihr Grinsen fast vor mir sehen. Eine Weitere Stimme hinter ihr bestätigte meinen Gedankengang. Ich unterbrach die Verbindung und betrachtete das Handy. „Unmöglich.“, flüsterte ich und schüttelte mit dem Kopf. Dann wollen wir auch noch ein wenig Spaß haben, dachte ich mir und zog die Sturmhaube über. Mit einem Ruck legte ich die Flügel an und lies mich herabsacken. Kurz über den Hochhäusern, die sich hier aneinander reihten breitete ich sie wieder auf und befand mich augenblicklich wieder sicher in der Luft. Kontrolliert lies ich mich noch ein Stück sinken und zog dicht an den gläsernen Fronten vorbei, blickte Kurz in die wenigen, um diese Zeit noch erleuchteten Fenster und versuchte einen Blick auf die Arbeiter zu erhaschen. Wieder stieg der Wunsch nach einen normalen Leben in mir herauf, gepaart mir ein wenig Neid über die Normalen. Sie konnten nichts dafür, genauso wie ich nichts dafür konnte. Konzentriere dich lieber auf deinen Auftrag, schalt ich mich und richtete meine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Noch ein paar Minuten und ich hätte mein Ziel erreicht. „Perfektes Gelände.“, sagte ich und veränderte meine Sicht. Es war ein altes Lagergelände, das heute nicht mehr benutzt wurde. Jedenfalls von den gesetzestreuen Bürgern. Jedoch wuselte Dort unten eine Vielzahl an Leuten herum. Was sie dort hin trieb konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, da das Gelände sogar öffentlich als außerordentlich gefährlich galt. Und vielleicht führte mein Auftrag mich genau deswegen hierher. Gemächlich drehte ich noch eine Runde und suchte die Lagerhalle, deren Nummer mir meine Dealerin gegeben hatte. Erst nach dem dritten Überflug fand ich sie. Ebenfalls am anderen Ende des Geländes. Seufzend versicherte ich mich, dass niemand in der Nähe war, dann setzte ich zur Landung an. Auch wenn die Maske mein Gesicht verbarg sollte nicht gleich jeder von mir wissen. Noch bevor meine Füße den Boden berührt hatten, lies ich meine Andersartigkeit verschwinden und machte mich langsam auf den Weg. „Und du bist sicher, dass er das schafft?“, erkundigte sich Tamara kichernd. „Er schafft es.“, erwiderte Lady ungerührt und musterte ihren Gegenüber. Seit Zanny hier angerufen hatte, war sie nur noch am Kichern und Grinsen. Und insgeheim wünschte sie dem Fliederschopf einen Krampf. „Um mal wieder auf den Punkt zu kommen: Du hast selbst erlebt, zu was er im Notfall fähig ist.“, sagte Lady gelassen. Schlagartig wurde Tamara wieder ernst. „Ja, ich weis.“, erwiderte sie nüchtern. Nach ihrem Abend in der Villa war sie zusammen mit Lady und einem anderen Allrounder noch einmal dorthin gegangen. Auch wenn sie Zannys Aussage vertraute, wollte sie doch auf Nummer sicher gehen. Sie fanden nicht, was auch nur entfernt an die Anwesenheit von Dämonen erinnerte. Das seltsamste daran war allerdings, dass es keine Kampfspuren gab, von den beiden Löchern im Erdgeschoss mal abgesehen. „Dann hoffen wir mal, dass er seinen Partner rechtzeitig erkennt.“, sagte Tammy Leise und sah erneut auf die Unterlagen. „Sie kann schon auf sich aufpassen.“, entgegnete Lady gelangweilt. „Hoffen wir es.“ An die steinerne Wand gelehnt wartete ich auf meinen Partner. Ein paar Leute waren anfangs noch zu mir gekommen. Entweder wollten sie betteln oder ihre illegalen Sachen loswerden. Aber schon nach kurzer Zeit war das Interesse an mir verflogen und sie zogen weiter. Und ich spürte, wie das Gelände mit jeder Minute ruhiger wurde. „Also geht das Verbrechen auch mal schlafen.“, murmelte ich. Kurzerhand zog ich das Handy und sah auf das Beleuchtete Display. Schon eine gute halbe Stunde wartete ich hier auf meinen Partner. Aber bis jetzt hatte sich nichts getan. Und ich bezweifelte Stark, dass sich etwas daran ändern würde. Aber ich musste es von der Positiven Seite sehen. Solange ich hier war, konnte meine Mum mich nicht ins Tears schleifen. Plötzlich meldete sich mein Biest. Von einer Sekunde zur nächsten war ich wieder ganz hier und suchte mit den Augen die Umgebung ab. Dann hörte ich es. Leise, aber stetig lauter werdend. Ein Motorrad, hallte es sofort durch meinen Kopf. Aber sie hörte sich anders an. Es war keine Schwere Maschine, wie Lady sie bevorzugte, sondern auf Geschwindigkeit ausgelegt. Das wichtigste daran war aber, dass es näher kam. Ich löste mich ein Stück von der Wand, um im Fall der Fälle, noch ein wenig Spielraum zu haben. Langsam rollte die Maschine hinter einer der Hallen hervor. Der Fahrer sah mich und lenkte die Rennmaschine in meine Richtung. Bis zum Zerreißen war mein Körper gespannt. Keine zwei Meter vor mir kam sie zum stehen und ich konnte den forschenden Blick durch das Schwarze Visier hindurch spüren. „Du bist Zanny, richtig?“, drang die gedämpfte Stimme an mein Ohr. Ich nickte und entspannte mich ein wenig. „Und du bist mein Partner?“, fragte ich vorsichtig. Nur einen Moment später klappte er den Motorradständer mit einem gezielten Tritt aus und schwang eindrucksvoll das Bein über die Maschine. Langsam öffnete er den Sicherheitsverschluss des Helms. Kaum dass er ihn abnahm ergoss sich eine Flut blonder Haare über die Schultern der Motorradkombi und ein paar kristallblauer Augen sah mich neugierig an. „Ich bin Trish.“, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. In Gedanken versunken saß Sylvia auf dem Sofa. Im TV lief gerade eine Sendung die sie gar nicht interessierte, aber ihr fehlte der Elan zum Umschalten. In eine Decke gehüllt starrte sie in ihre Tasse mit heißem Kakao. Nein, kalt war ihr nicht. Jedenfalls nicht nachdem sie die Heizung aufgedreht hatte. Es war vielmehr diese emotionale Kälte, die ihr zu schaffen machte. Die Gewissheit allein zu sein. Früher war ihr Mann bei ihr gewesen, hatte sie in den Arm genommen und war einfach nur da. Als er dann gegangen war, blieb ihr immer noch Zanny. Aber dieser wurde auch immer selbstständiger. Des Weiteren schien er nun mehr Aufträge zu bekommen. Um seine Sicherheit brauchte sie sich nicht zu sorgen, er würde schon zurechtkommen. Seufzend trank sie einen Schluck des heißen Getränks. Aber es wollte die Kälte in ihr einfach nicht vertreiben. Sie wollte einfach nicht mehr allein sein. Das plötzliche Schellen der Klingel lies sie aufschrecken. Besuch wurde nicht erwartet, soviel war sicher. Sofort waren alle Gedanken vergessen. Wieder klingelte es. Hastig schälte sie sich aus ihrer Decke und stellte die Tasse auf den Beistelltisch. Leise und vorsichtig schlich sie aus dem Wohnzimmer und in den Hausflur. Mehrere Teelichter brannten auf der Anrichte. Erneut schellt es. So leise wie möglich schlich sie zur Kommode und öffnete die oberste Schublade. Ohne hinzusehen fand sie den Griff des Dolchs, den sie dort für alle Fälle deponiert hatte. Auch wenn ihr Besuch inzwischen von der Klingel abgelassen hatte, wusste sie, spürte sie, dass er noch da war. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Haustür und sah durch den Türspion. Nichts war zu erkennen. Langsam legte sie die Hand auf den Türgriff. Noch einmal atmete sie tief durch. Mit einem Mal riss sie die Tür auf, den Dolch Kampfbereit vor sich haltend. Doch zu einem Angriff kam es nicht mehr. Vor ihr blitzen ein paar lila Augen auf und ein verschmitztes Grinsen zierte den Mund. „Hallo, Sylvia.“ Ich hatte mit vielem Gerechnet. Mit wirklich sehr vielem. Nur nicht damit. Langsam und genüsslich öffnete sie den Reißverschluss der schweren Lederjacke und streifte sie langsam von ihren Schultern. Zum Vorschein kam ein Hautenges, trägerloses, schwarzes Lederoberteil. Die Jacke warf sie Achtlos auf den Sitz des Motorrades. Dann begann sie die Träger der Hose von ihren Schultern zu streifen und gemächlich aus ihr Herauszusteigen. Darunter trug sie eine Lederhose, die saß wie eine zweite Haut. Und ich muss gestehen, dass meine Gedanken ab und an in eine nicht Jugendfreie Richtung gingen. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie mit einem Lächeln. „Vielleicht.“, entgegnete ich nicht ganz überzeugend, „Sollten wir uns nicht lieber um den Auftrag kümmern?“, fragte ich zurück. „Ja, das sollten wir.“, erwiderte sie. Ihre Einstellung änderte sich fast spürbar. Es war so, als hätte sie einen Schalter umgelegt. „Dann los.“, sagte sie und trotz des Lächelns wirkte sie kalt. Langsam schritt sie an mir vorbei und winkte mir zu, dass ich ihr folgen sollte. Und zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh über mein Biest. Jahrelanges mentales und körperliches Training verhinderten, dass ich trotz des Ausblicks zum sabbernden Trottel wurde. „Um was geht es eigentlich?“, erkundigte ich mich. Schlagartig blieb sie stehen und fuhr auf der Stelle herum. „Hat Tamara es dir nicht gesagt?“, fragte sie perplex. Fragend sah ich in ihre blauen Augen. Seufzend begann sie sich die Schläfen zu massieren. „Also, wir sollen einen Dämon erledigen.“, begann Trish, „Er ist ein Illusionist.“ „Ein Was?“ „Er sucht sich deine schlimmsten Alpträume und Ängste und verwendet sie gegen dich.“, erklärte die Blonde mir. Ich lies die Worte ein wenig auf mich wirken, dann begann ich zu Grinsen. „Dann sollten wir kein Problem haben.“, sagte ich Schulterzuckend, „Mein Leben ist der reinste Albtraum.“ Ungläubig musterte sie mich. Was mir mehr als unangenehm war. „Das bezweifle ich.“, sagte sie schließlich und ging an mir vorbei. „Und warum?“, bohrte ich. „Weil ich das auch dachte, bevor er mich erwischt hat.“, gestand sie, „Ich dachte, ich wäre vorbereitet und war am Ende nur noch ein Wrack. Zum Glück haben mich meine Blitze geschützt.“ „Blitze?“, fragte ich neugierig. Langsam hob sie die Hand und spreizte die Finger ab. Nur Sekunden später zuckten schmale blaue Blitze von einem Finger zum anderen. „Netter Trick.“, meinte ich. „Und was kannst du?“, erkundigte sich Trish. „Ich kann so ziemlich alles töten, was sich mir in den Weg stellt.“, antwortete ich Grinsend. Schweigend setzten wir unseren Weg zwischen den Hallen hinweg durch. Mein Biest hatte sich bisher nicht mehr gemeldet. Es bestätigte nur, dass es Trish nicht als Gefahr ansah. Nur warum war mir ein Rätsel. Ein Schwacher Wind trieb mir ihren Duft in die Nase. Und vor meinen Augen formte sich ein unvergessliches Bild. „Wie gut kennst du Dante?“, fragte ich neugierig. Ungläubig betrachtete sie mich. Für einen Moment schien sie sogar perplex zu sein. „Wie kommst du darauf, dass ich ihn kenne?“ „Du riechst nach ihm.“, erwiderte ich lächelnd, „Meine nicht ganz natürlichen Sinne erlauben mir so was.“ „Ich arbeite mit ihm zusammen.“, erwiderte sie Lächelnd, „Und wohne ab und an in seinem Laden. Aber warum interessiert dich das?“ „Weil mein innerer Schweinehund die Klappe Hält.“, meinte ich, während mein Blick über die Umgebung wanderte, „Und das tut er in der Nähe von nicht menschlichem extrem selten.“ Plötzlich blieb Trish stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie mich eingehender musterte. Diesmal sah ich sie direkt an und spürte förmlich, wie ihr Blick mich Zentimeter für Zentimeter unter die Lupe nahm. Und für einen Moment glaubte ich sogar rot zu werden. „Lady hat mir schon einiges von der erzählt.“, sagte sie schließlich, „Aber ich wollte es nicht recht glaube.“ „Und nun?“, fragte ich und versuchte sie nicht anzusehen. „Du bist definitiv anders.“, sagte sie und legte den Kopf schief, „Sehr interessant anders.“ Ein laszives Lächeln umspielte ihre Lippen. Und insgeheim verfluchte ich mich, den Auftrag angenommen zu haben. Der geplante Abend im Tears hätte nicht unangenehmer sein können. „Schön für mich.“, erwiderte ich und ging an ihr vorbei. Ohne ein weiteres Wort folgte sie mir. Es war spät. Viel zu spät für ein Mädchen in ihrem Alter. Besonders in diesem Viertel. Aber niemand würde auch nur versuchen Hand an sie zu legen. Auch wenn ihr Beschützer nicht mehr da war, so hatten viele sie doch zusammen gesehen. Und allein der Gedanke, dass sie nur ein Wort brauchte, um die Hölle zu entfesseln, lies den meistens den Angstschweiß in Strömen laufen. Aber die Zeit war vorbei. Sie war nicht mehr sein Client, den es zu schützen galt, sondern mehr die persönliche Putzfrau. Und endlich war sie an ihrem Ziel angekommen. Im Gebäude brannte kein Licht und an der Tür stand, dass geschlossen war. Das würde sie aber nicht abhalten, das Gebäude zu betreten. Mit einem verschlagenen Grinsen zog sie den Ersatzschlüssel und sperrte kurzerhand die Tür auf. Nach einem kurzen Blick über die Schulter huschte sie hinein und schloss hinter sich wieder ab. So oft wie sie schon hier war, wusste sie, wo der Lichtschalter war. Eine kleine Bewegung und das matte Licht des elektrischen Kronleuchters legten jeden Makel frei. Und wieder wusste sie, warum sie das Tat. „Dante?“, rief sie in den leeren Raum. Doch eine Antwort bekam sie nicht. Weder aus dem Erdgeschossbad, der Küche, noch aus den privaten Zimmern im ersten Stock. „So, dann mal ab an die Arbeit.“, sagte sie leise und streifte in die Abstellkammer. Dort war alles ordentlich. Bis auf die Zentimeter dicke Staubschicht, die nur zu deutlich bewies, wie selten Dante diesen Raum aufsucht. „Wenn du mal eine Freundin findest, wäre es ein Wunder.“, schmunzelte sie und legte sich die Schürze an. Sie wollte den Raum gerade verlassen, als sie die Türglocke hörte. Sie hatte abgeschlossen, dass wusste sie. Und das Schloss war Speziell für den Dämonenjäger gefertigt worden. Ohne Furcht verließ sie die Besenkammer. „Patty?“, hörte sie die angenehme, dennoch überraschte Stimme von Dante, „Was bei allen Höllen machst du hier?“ „Dein Chaos beseitigen.“, sagte sie bestimmt und stellte die Hände in die Hüfte, „Oder willst du mich aufhalten?“ „Nein.“, erwiderte der Weißhaarige mit einem schwachen Lächeln, „Nur noch duschen und schlafen.“ Und ohne ein weiteres Wort schleifte er sich die Treppe herauf. Schweigend setzten Trish und ich unseren Weg durch das weitläufige Gelände fort. Seit einer geschlagenen halben Stunde waren wir jetzt zwischen den Hallen umhergeirrt, ohne ein Wort zu sagen oder eine Spur des Dämons zu finden. Uns insgeheim befürchtete ich, dass er sich ein anderes Jagdrevier gesucht hatte. „Ich weis, dass er hier ist.“, sagte Trish leise, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Ich hoffe, er spielt nicht mit uns.“, meinte ich mehr zu mir zu mir selbst. „Doch das tut er.“, bestätigte Trish meine dunkel Vorahnung, „Und das ist noch harmlos.“ Nachdem mir Trish offenbart hatte, dass sie schon einmal die Unterlegene war, begrub ich die Hoffnung auf eine entspannte Jagd. Ich kannte sie zwar erst seit kurzem, aber ihrem Verhalten nach, war sie kein Grünschnabel mehr. Unvorbereitet traf mich die Gegenwart meines Biestes. Ein lautes, alles Übertönendes Grollen ertönte in meinem Kopf. Sofort war ich in Kampfstellung gegangen und wartete auf den ersten Schlag unseres Gegners. „Was hast du?“ „Er ist hier irgendwo.“, sagte ich. Ein Flüchtiger Blick über die Schulter zeigte mir, dass auch Trish vorbereitet war. Zwei Schere Pistolen lagen in ihren Händen. Und ich staunte nicht schlecht darüber. Solche Pistolen wurden meist nur in Actionfilmen verwendet. Beruhigt konnte ich mich nun wieder auf die Jagd konzentrieren. „Weiß er, dass wir hier sind?“, fragte ich meine Partnerin. „Höchstwahrscheinlich.“, erwiderte sie und ihrer Stimme schwang die Anspannung mit. „Dann wollen wir ihn nicht warten lassen.“, sagte ich und offen weiter. Unser Gegner konnte überall sein. Nein, eher nicht. Ansonsten hätte mein Biest mir schon Bescheid gegeben. Also wollte er uns wahrscheinlich erst einmal einschätzen. „Sei vorsichtig.“, warnte mich Trish, „Dieses Vieh ist gefährlich.“ „Das sagst du nicht zum ersten mal.“, erwiderte ich und konnte ein schwaches Grinsen nicht verkneifen. Kurzerhand streckte ich meine Nase in die Luft. Und Prompt nahm ich einen Geruch war, den man am besten mit dem Worten „Übel erregend“ bezeichnen konnte. Aber so konnten wir ihn wenigstens finden. „Mir nach.“, sagte ich streng und lief los. Ohne ein Widerwort folgte mir Trish. Mit jedem Meter den ich hinter mich brachte, wurde der Geruch stärker. Er wartete also auf uns. „Dann lasst den Spaß beginnen!“, rief ich und legte noch einmal einen Schritt zu. Trish hielt problemlos mit. Ich hatte es aufgegeben, meinen Gegner mit den Augen finden zu wollen. Wäre er wirklich so ein guter Illusionist, wie Trish meinte, könnte er vermutlich auch meine Augen täuschen. Aber meiner Nase konnte er nicht entkommen. Hoffte ich. Ecke um Ecke lies ich hinter mir, folgte einem Zickzackkurs, immer den Geruch folgend. Bis er plötzlich in eine Halle hinein führte. Ich sah hinter mich. Trish war Bereit, die Waffen im Anschlag. Ich nickte ihr zu und wand mich wieder zu dem Tor. Ich drehte mich bewusst so, dass Trish meine Augen nicht sehen konnte und veränderte meine Sicht. Egal was uns im inneren Begegnen würde, mir würde es nicht entgehen. „Bereit?“, fragte ich, obwohl es überflüssig war. „Bereit.“, sagte sie und die Anspannung klang mehr als deutlich heraus. Ohne Vorwarnung riss ich das Tor zur Seite. Auch wenn es Rostig und schwer war, von der Kette, die es verschlossen halte sollte einmal abgesehen, hielt es meiner Kraft nicht stand. Ächzend und scheinbar zu schnell für sein Alter bewegte es sich zur Seite und sprang aus der Unteren Führung. Zuerst fiel mir nichts Besonderes in dem Raum auf, bis auf die Person, die am anderen ende stand. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich das schwache Flimmern in der Luft. Der Gestank war inzwischen unerträglich geworden. „Willkommen meine Freunde.“, rief die Gestalt und breitete die Arme aus, „Willkommen in einer Welt des Schreckens.“ Langsam betrat in den Raum. Trish folgte ein paar Schritte hinter mir. „Wie ich sehe, bist du auch wieder da, Blondchen.“, kicherte das Wesen wahnsinnig. Ich spürte, wie meine Partnerin zusammen zuckte. „Hat es dir noch nicht gereicht?“, fragte die Stimme. Doch die einzige Antwort war eine Kugel aus einer Pistole. Zu Schnell für einen Menschen wich das Wesen zur Seite aus. Wir hatten unser Ziel gefunden. Die Zeit verging quälend Langsam in diesem Augenblick. Sekunden schienen sich bis zur Unendlichkeit zu dehnen. Und ich wusste, dass es die Sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm war. „Dann lasst euch in einer Welt der Leiden Begrüßen!“, rief er und Gestikulierte Wild. Zuerst dachte ich an einen Angriff, aber es geschah nicht. Jedenfalls nicht mit mir. Denn nur Sekunden später hörte ich Trish hinter mir schreien. Nur einen Wimpernschlag später war ich herum gewirbelt und sah sie an. Sie kauerte auf den Boden. Die Augen starrten ausdruckslos in die Tiefe der Halle. Und dann schrie sie wieder. Die ersten Tränen erschienen und wieder schrie sie. „Was tust du ihr an?“, schrie ich, während ich mich wieder zu meinem Gegner drehte. „Siehst du es nicht?“, erkundigte er sich spöttisch. Zwar sah ich, dass die Luft stärker flimmerte, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Einem Gedankengang folgend schloss ich die Augen und normalisierte diese. Als ich sie wieder öffnete stand ich in der Hölle. In Trish persönlicher Hölle. Eine Weise, scheinbar aus Marmor bestehendes Wesen, nahm den Größten Teil der Wand ein. Neugierig sah ich über die Schulter. Und verstand, warum Trish sich nicht bewegt hatte. Ketten hatten sich um ihren Leib gelegt und waren im Boden verankert. Ihre Augen wirkten wieder Lebendig. „Nein!“, schrie sie, „Lass Dante in Ruhe!“ Irritiert fuhr ich herum und sah den Teufelsjäger in der Luft schweben, genau vor dem Wesen. „Warum sollte ich, du undankbare Kreatur?“, fragte das Wesen und hob seine Arme. Als wären sie an Fäden Befestigt hoben sich auch Dantes Arme. „Du hast mich verraten. Warum sollte ich noch irgendjemanden schonen?“ Mit diesen Worten riss er seine Arme auseinander. Und mit einem unschönen Geräusch, gemischt mit einem Schmerzensschrei lösten sich Dantes Arme aus seiner Schulter. Wieder und wieder Schrie Trish, Auf Jede Träne folgte eine Weitere. Sofort hallte Trish Satz in meinem Kopf: Er sucht sich deine schlimmsten Alpträume und Ängste und verwendet sie gegen dich. Auf der Stelle fuhr ich herum und packte sie an den Schultern. „Wach auf! Es ist nur eine Illusion!“, schrie ich sie an. Doch sie reagierte nicht auf mich. „Für sie gibt es nur noch ihren Schmerz.“, hörte ich die Stimme des Wesens, „Und solange ich da bin, wird sie weiter leiden.“ Hastig veränderte ich erneut meine Augen. Ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte mir, dass das Wesen sich nicht mehr bewegt hatte. Wieder sah ich zu Trish. Etwas fiel mir aus dem Augenwinkel auf. Einen Wimpernschlag später stahl sich ein Grinsen auf mein Gesicht. „Töte sie, dann kannst du sie aus dem Alptraum befreien.“, kicherte des Wesen. „Lieber töte ich dich.“, erwiderte ich und griff nach dem Stein, der auf dem Boden lag. In einer Flüssigen Bewegung fuhr ich herum und schleuderte ihn auf meinen Gegenüber. Nur Sekunden später traf das Geschoss zielsicher den Kopf. In der Selben Sekunde hatte ich meine Augen wieder auf den Normalmodus Gestellt und betrachtete fasziniert die sich auflösende Illusion. Genau Rechtzeitig um zu verhindern, dass das Wesen Dante die Gedärme heraus riss. Mit einem schweren Seufzer schlug Trish auf dem Boden auf. War aber Sekunden später schon wieder in der Hocke und hielt sich den Kopf. „Soweit alles klar?“, fragte ich ohne den Blick von dem Taumelnden Dämon ab zu wenden. „Jetzt wieder.“, sagte sie und schluckte schwer. Plötzlich begann der Dämon zu lachen. Hysterisch und viel zu hoch. „Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.“, meinte es plötzlich, „Aber da wir jetzt in ihren Kopf gesehen haben, lass uns in deinen Schauen.“ Das war für mich das Startzeichen. Ohne Vorwarnung setzte ich zu einem Sprint an und stürmte durch die Halle. Allerdings kam ich nur bis zur Mitte. Ketten und Seile legten sich um mich. Mir war klar, dass es nur eine Illusion war, aber trotz aller Anstrengungen schaffte ich es nicht, sie zu zerreißen. Zu allem Überfluss spürte ich das Biest, wie es sich langsam einen Weg an die Oberfläche bahnen wollte. Es stand auf der Schwelle, nicht einmal mehr einen Gedanken weit entfernt, und wartete darauf, dass ich es nutzte. „Wovor hast du Angst?“, fragte das Wesen, was plötzlich direkt vor mir stand. Es war keine Illusion, dafür war der Gestank zu deutlich. „Wovor hast du Angst?“, fragte es erneut und sah in meine Augen. Ich spürte, wie sein Blick bis in meine Seele vordrang. Nur wenige Augenblicke später erschien meine Mutter hinter dem Wesen. Sie stand einfach nur da, sah mich mit Hilfesuchenden Augen an. „Du willst nicht, dass ihr etwas passiert, oder?“, fragte das Wesen, „Du willst sie immer Beschützen, nicht war?“ Langsam ging das Wesen zurück und stellte sich neben meine Mum. Plötzlich erschien ein Messer in seiner Hand. „Was würdest du tun, wenn ich sie verletzen wollte?“, fragte es mich. Trotz des Wissens, dass es nicht echt war, begann ich Panik zu empfinden. Zwar hatte ich immer eine unglaubliche Angst, die Kontrolle über mein Biest zu verlieren. Aber das meiner Mum etwas passieren könnte, stellte alles in den Schatten. Blitzschnell surrte das Messer durch die Luft und schnitt ihr in den Arm. Ihr Schrei hallte durch den Raum und mein Herz schien auszusetzen. „Hör auf damit, du Bastard!“, schrie ich ihn an. Ich wusste jetzt genau, was Trish empfunden haben muss. Und zu genau spürte ich mein Biest, was sich wie eine Katze an meinen Geist schmiegte und nach Freilassung bettelte. „Wollen wir doch einmal sehen, was passiert.“, sagte das Wesen. Seine Gesichtszüge verloren alles Menschliche. Nur Eine Sekunde später befand sich das Messer in der Luft. „Trish!“, rief ich, in der Hoffnung, sie könnte mich hören, „Verschwinde!“ In der Nächsten Sekunde sauste das Messer herab. Und zur selben Zeit öffnete ich meinen Geist. Ungläubig hatte Trish die Szenerie verfolgt. Sie wusste nicht, welche Stellung die Frau in Zannys Leben einnahm. Aber sie musste viel für ihn bedeuten. „Trish!“, rief er plötzlich, „Verschwinde!“ Fast im selben Augenblick lies der Dämon das Messer niedersausen. Mit jedem Zentimeter schien die Zeit langsamer zu laufen. Wieder einmal bewies dieser Bastard, dass er ein Sadist war. Nur noch Millimeter trennten das Messer von der Frau. Plötzlich ertönte ein markerschütterndes Brüllen. Instinktiv bedeckte Trish ihre Ohren, aber es wurde nicht leiser. Im Gegenteil es schien noch Lauter zu werden. Hastig sah sie zu Zanny. Die Seile und Ketten, die ihn gefangen hielten waren verschwunden. Ein Blick zu dem Dämon zeigte ihr, dass auch die anderen Illusionen verschwunden waren. Eine Unförmige Masse mit zwei Arme und Beinen, mehr war der Dämon nicht. Ein wandelnder Alptraum. „Wie ist das möglich?“, kreischte es panisch. Es vollführte hastige Bewegungen mit den Missgebildeten Armen. Nur einen Wimpernschlag später ertönte wieder das Brüllen. Diesmal war es eher einem zu lauten Knurren zu gleich. „Verschwinde.“, sagte Zanny plötzlich. Irritiert sah sie ihn an. Noch immer stand er mit dem Rücken zu ihr. Doch dann drehte er langsam den Kopf. Auch wenn sie schon fiel gesehen hatte, verschlugen ihre seine Augen die Sprache. Sie konnte weder eine Iris noch die Pupille erkennen. Sie waren gänzlich und Ausnahmslos pechschwarz. Das Monster begann wie von Sinnen zu schreien. Wie in Zeitlupe drehte Zanny seinen Kopf wieder zu dem Wesen. So verharrte er Sekunden, nur um in der Nächsten zu verschwinden. Fast im selben Augenblick hörte sie einen kläglichen Schmerzensschrei. Zanny stand hinter ihm und seine Hand ragte aus der Brust des Wesens. „Trish.“, sagte er streng, „Grill ihn.“ „Aber was ist mit dir?“, fragte sie irritiert. Doch der Junge Mann grinste nur. Dann folgte sie der Aufforderung. Sie spürte die elektrische Spannung in ihrem Körper, spürte wie sie sich in ihren Händen sammelte. Ohne ein weiteres Wort richtete sie ihre Hände auf den Dämon. Blitze schossen aus ihren Händen und schlugen in das Wesen ein. Wieder und wieder traf sie es. Und mit jedem Treffer schrie es. Doch Zanny sagte nichts. Er zuckte nicht einmal zusammen, als die gewaltige elektrische Ladung durch seinen Körper wanderte. Binnen Sekunden war das Spektakel vorbei. Der Körper des Dämons war nur noch eine schwarze Masse. Mit einem Ruck befreite Zanny seinen Arm aus dem Leib. „Tot?“, fragte er emotionslos. „Tot.“, sagte Trish ohne die Erleichterung verbergen zu wollen. Zufrieden sah sie Zanny an. Seine Augen hatten wieder ihre normale blaue Farbe angenommen. „Und wie geht’s dir?“, erkundigte sie sich. „Bestens.“, erwiderte Zanny mit einem breiten Grinsen. Trish stutzte nicht schlecht, als sie es hörte. Doch in ihrem Kopf ging etwas ganz anderes vor sich. Noch einmal sah ich auf die Überreste des Illusionisten. Nicht nur ich war zufrieden, sondern auch mein Biest, wie ich an den Wohligen Lauten in meinem Kopf vernahm. „Wenn es das war, geh ich nach Hause.“, sagte ich knapp und verließ die Halle. Ich wollte im Moment nur eines: Nach Hause und nach meiner Mutter sehen. „Warte noch einen Moment.“, sagte Trish plötzlich. Gemächlich drehte ich mich um. Sie stand keinen halben Meter mehr von mir entfernt. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte sie ihre Hände auf meinen Wangen gelegt und ich spürte ein angenehmes Kribbeln. Einen Herzschlag später trafen ihre Lippen meine. Wieder war dieses Angenehme Kribbeln, was nun meinen ganzen Körper durchfluten zu schien. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl und die ungewohnte Nähe. Doch so schnell wie es passiert war, war es auch schon vorbei. Langsam öffnete ich die Augen und sah in Trishs Verdutzte. „Und was sagst du?“, fragte sie gespannt. Nervös begann ich mir über die Lippen zu lecken. „Kirsche.“, sagte ich spontan, „Deine Lippen schmecken nach Kirschen.“ Ihr Blick wurde immer ungläubiger und sie zog einen kleinen Stift Lippenbalsam. Darauf zu sehen waren Kirschen. „Aber sonst geht es dir gut?“, erkundigte sie sich fassungslos. „Ja, warum?“ „Weil dich eben drei Starkstromkabel berührt haben.“, flüsterte sie. Verdutzt sah ich sie an und fuhr mir mit der Hand durch die eh unordentlichen Haare. „Ich bin halt anders.“, sagte ich verlegen, „Und ich bin weg.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen schnellte ich um die Ecke des Lagerhauses und breitete meine Flügel aus. Zwei Schläge reichten, um mich in die Luft zu befördern und meinen Kurs anzusteuern. Der Heimflug kam mir viel zu lang vor. Dennoch waren es nur gute zehn Minuten gewesen. Die Landung im Garten war wie immer reibungslos. Kaum hatten meine Füße den Boden berührt rannte ich auf die Tür zu. Zu meiner Überraschung war sie nicht abgeschlossen. Aber mein Biest schwieg, also konnte keine Gefahr in der Nähe sein. Sicher folgte ich dem Geräusch im Haus in Richtung des Wohnzimmers. Dort fand ich meine Mum in eine Decke gehüllt und vor dem Fernseher sitzend. „Hi Mum.“, sagte ich und versuchte ein unbekümmertes Gesicht aufzusetzen. Kaum das sie meine Stimme gehört hatte, war sie aufgesprungen. „Hallo Spatz.“, erwiderte sie mit einem offenen Lächeln. Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und umarmte sie. Eine Handlung, die in letzter Zeit viel zu selten war. „Alles Ok?“, fragte sie, während sie langsam die Arme um mich legte. Und dann war sofort der Fremde Geruch in meiner Nase. „Du hattest Besuch.“, stellte ich langsam fest, „Von einem Mann.“ Aber anstatt pikiert zu sein, grinste sie mich offen an. „Ein alter Freund kam ganz spontan zu Besuch.“, sagte sie und sah mir in die Augen, „Also mach dir keine Sorgen.“ Doch plötzlich wurde ihr Ausdruck ernst. „Und was hast du heute getrieben?“, erkundigte sie sich. „Das übliche. Warum?“ „Weil du nach einem verdammt teurer Frauenparfüm riechst.“, stellte sie trocken fest. Mein Grinsen wurde immer breiter. „Du weist doch, wie das bei mir Läuft.“, erwiderte ich fröhlich, „Dämonen schlachten, Jungfrauen in Not retten und dann noch'n Abschiedskuss kriegen.“ Mit einem Lächeln fuhr sie mir durch die Haare und wies mich darauf hin, dass wir dann morgen ins Tears gehen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)