with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 3: Crimson Tears ------------------------ „Die hassen mich doch.“, meinte ich und betrachtete den grauen Himmel. Wie zur Bestätigung schlugen die ersten Tropfen ans Fenster. Der Wetterumschwung schlug mir sofort aufs Gemüt. Rapide wich die Zuversicht auf den heutigen Abend. „Jetzt hab dich doch nicht so.“, beschwerte sich meine Mutter mit amüsierter Stimme, „Du Jagst Monster und Dämonen. Und bei so einem Wetter wirst du zum Jammerlappen.“ Kopfschüttelnd musste ich ihr Recht geben. Wie oft ich schon draußen war und irgendwas umgebracht hatte war nicht mehr zu zählen. Aber wenn ich es von der positiven Seite sah, hatte ich noch einen Grund in den Laden zu gehen. „Wie kommst du zum Tears?“, fragte sie neugierig, „Soll ich dich fahren oder nimmst du ein Taxi?“ „Taxi ist besser.“, meinte ich spontan. „Willst bloß nicht mit mir gesehen werden, was?“, erklang die schelmische Frage. Ich sah sie besorgt an. In meinem Kopf ratterten die Verschiedensten Szenarios herunter. „Ich hab nur Angst um dich.“, antwortete ich ehrlich, „Wenn irgendwas mich beobachtet, und du mich hin fährst...“ Weiter sprach ich nicht. Man soll ja solch dunkle Szenerien nicht heraufbeschwören. Anstatt weiter zu fragen nickte meine Mutter verständnisvoll. Solch stille Kommunikation war nicht üblich bei uns. Normalerweise sprachen wir alles immer aus, egal wie aggressiv oder vulgär es war. „Ich verstehe.“, meinte sie noch und lies mich in der Stube allein. Die Stille im Zimmer war kaum auszuhalten. Nur die Standuhr an der Wand und der Regen, der ans Fenster schlug, erklangen im Raum. Ich spielte mit dem Gedanken, die Stereoanlage anzuschalten und den Regler bis zum Anschlag aufzudrehen. Dann ertönten die Glockenschläge. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass es doch schon recht spät war. Und in ein paar Stunden würde ich in einem viel zu lautem Gebäude sitzen und versuchen mir einen Dealer zu suchen. „Das wird ein Spaß.“, murmelte ich und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ein roter Mantel wirbelte umher, Stahl blitzte und Schüsse zerrissen die Abendliche Ruhe. Dante wollte schon lange mit seinen Gegnern fertig sein. Aber es kam mal wieder anders als geplant. Mehr und mehr von ihnen tauchten auf. Trotz dessen waren sie mehr lästig als bedrohlich. „Wenn ich schon wieder zu spät komme, tritt sie mir wirklich in den Hintern.“, meinte er nebenbei und Streckte einen weiteren Gegner mit seinem Schwert nieder. Er wollte sein Date nicht schon wieder enttäuschen. Schon so oft war etwas dazwischen gekommen. Vor allen Dingen seine unbezahlte Putzkraft, Petty Lole. Er hatte es wirklich hassen gelernt, wenn diese Mädchen immer ohne Vorankündigung auftauchen musste. Und immer wieder platzte sie in die ungünstigsten Situationen. Reuevoll dachte er an die zu seltenen Momente vertrauter Zweisamkeit. Und während sein Körper weiter Dämon um Dämon fällte driftete sein Geist zu den vergangenen Treffen. „Verdammt hat die mich erwischt.“, meinte er leise, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Wie zur Bestätigung fing sein Handy an zu klingeln. Schlagartig änderte er seine Prioritäten und nahm ab. „Ich warte schon wieder auf dich.“, erklang die Beschwerde durch die Leitung. „Entschuldige, aber ich wird hier einfach nicht fertig. Es kommen immer mehr und mehr.“, meinte er hektisch. „Beruhig dich, Süßer.“, erklang ihre weiche, melodische Stimme, „Ich hab heute und morgen nichts zu tun.“ Der sonst so redegewandte Dämon fing an über beide Ohren zu Grinsen. „Dann bis heute Abend, Süße.“, meinte er und merkte, wie sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht stahl. Der Todesschrei eines Widersachers holte ihn aber wieder in die Realität zurück. Das Lächeln verschwand und übrig blieb ein rasender Halbteufel. „Könnt ihr nicht einfach alle sterben?“, fragte er wütend seine Gegner. „Wir sind da.“, meinte der Taxifahrer und hielt am Straßenrand. Unsicher sah ich mich um, konnte aber weit und breit außer Dunkelheit nichts erkennen. „Und wo soll der Laden jetzt sein?“ Er zeigte auf eine kaum Beleuchtete Straße. „Da hinten, vielleicht noch einen Kilometer.“, antwortete er leise. „Und warum fahren sie nicht dahin?“, erkundigte ich mich neugierig. „Weil es dort Monster geben soll.“, flüsterte er. Ich musste Grinsen. Würde er wissen, was ich war, hätte er mich niemals mitgenommen. „Na gut.“, meinte ich und drückte ihm das Fahrtgeld in die Hand. Schon als ich die Tür öffnete schlug mir die kalte Abendluft entgegen. Ich zog die Daunenjacke enger um mich und machte mich auf den Weg. Meine Augen passten sich schnell an die Dunkelheit an und ließen mich alles beinahe Tag hell sehen. Das war einer der Wenigen Vorteile meiner Andersartigkeit. Während ich der Straße folgte lies ich meinen Blick nach oben wandern. Ein wahres Sternenmeer erstreckte sich über mir. Schon zu oft hatte ich mir gewünscht so weit hinauf fliegen zu können, die Sterne berühren. Aber ich musste immer auf halbem Weg abbrechen. Die Luft war dort einfach zu dünn, kaum zu atmen. Aber ich war mir mehr als sicher, dass ich es irgendwann schaffen würde. Wieder richtete ich meinen Augen auf den Weg und spitzte meine Ohren. Irgendwo tief in mir spürte ich, dass dieser Abend anders werden würde als geplant. Dann konnte ich in der Entfernung schon den schwach leuchtenden Schriftzug erkennen. Und ich musste zugeben, dass ich mich mehr als unwohl fühlte. Es war nicht nur die Tatsache, dass ich zum zweiten Mal in meinem Leben eine Diskothek betrat, sondern viel mehr die Angst vor der Ablehnung, die ich erfahren könnte. Aber es half alles nichts. Ich brauchte dringend wieder einen anspruchsvollen Auftrag, oder vielmehr anspruchsvolle Gegner. Das Biest in mir war in letzter Zeit kaum zu bändigen. Und die meisten Gegner, denen ich in den letzten Wochen begegnet bin, waren keine wirkliche Herausforderung. „Guten Abend.“, erklang plötzlich eine tiefe Männerstimme vor mir. Erschrocken sah ich auf und erkannte einen Schrank von einem Mann. Er war fast zwei Köpfe größer und fast doppelt so breit wie ich. Und da war kein Gramm Fett. Ich antwortete nicht, sondern nickte ihm nur zu. Das ich einen skeptischen Blick erntete lies ich mir nicht anmerken. Einerseits wollte ich mich nicht einschüchtern lassen, andererseits hätte er wahrscheinlich gefragt, wie ich seine Augen durch die schwarze Sonnenbrille hindurch sehen konnte. Ich dachte schon, dass er mich aufhalten wollte, als ich die schwere, stählerne Eingangstür öffnete, aber es kam nur ein trockenes: „Einen schönen Abend noch.“ Ich sah noch einmal hinauf und betrachtete mir sein Gesicht. Kantig, fast eckig, mit einem kurzen Militärisch wirkenden Haarschnitt. Aber es lag weder Misstrauen noch Angriffslust darin. „Danke ihnen auch.“, erwiderte ich ebenso trocken und verschwand im Inneren. Nur um wieder zwei dieser Gestalten vor mir zu haben. Einer befand sich hinter einem Vergitterter Tresen, über dem das Schild „Garderobe“ angebracht war. Der andere stand wieder vor einer Doppeltür. „Guten Abend.“, sprach der hinter dem Gitter mit starkem Akzent. „Guten Abend.“, erwiderte ich freundlich und schlenderte auf ihn zu. Sein Kollege musterte mich wie ein Raubtier. Vielleicht kam es mir auch nur wegen meiner sensiblen Sinne so vor. Vorsichtig entledigte ich mich meiner Jacke und reichte sie über den Tresen. Mit einem freundlichen Lächeln nahm der Riese sie und reichte mir, nachdem er sie verstaut hatte, eine kleine Marke mit einer Nummer. „Ich wünsche einen Schönen Aufenthalt.“, sagte der Mann freundlich und nickte seinem Kollegen an der Tür zu. „Wie sieht es mit den Hausregeln aus?“, erkundigte ich mich. „Denkbar einfach.“, meinte er grinsend, „Nicht gehen, ohne bezahlt zu haben und keinen Ärger machen.“ „Wirklich einfach.“, erwiderte ich ebenfalls grinsend. Die Gute Laune dieses Mannes war wirklich ansteckend, obwohl ich mir denken konnte, dass es kein Einfacher Job war. Dann ging ich in Richtung der zweiten Tür und des zweiten Türstehers. Wieder konnte ich in seinen Augen nichts negatives Entdecken, was mich doch beruhigte. Als ich vor der Tür stand verbeugte er sich leicht und schob sie mit einer Hand vorsichtig auf. „Willkommen um Crimson Tears.“, sagte er mit freundlicher Stimme. Noch während die Tür langsam aufging hatte ich erwartet laute Musik zu hören. Doch ich wurde angenehm überrascht. Die Lautstärke war optimal. Gerade laut genug, damit nicht alle um einen herum das Gespräch mithören konnte und man sich nicht anbrüllen musste. Dann war die Tür ganz auf. Schon vom Eingang aus konnte man sehen das die typische Tanzfläche fehlte. Dafür war der Raum mit genügend Tischen gefüllt. Und es waren auch fast alle belegt. Hin und wieder konnte man jemanden in weißen Sachen hin- und her huschen sehen. Meist hatten sie Tabletts mit Getränken in der Hand. Vorsichtig betrat in den Raum. Doch niemand nahm Notiz von mir. Ich atmete tief ein. Die verschiedensten Gerüche begannen meine Nase zu quälen: Nikotindämpfe, Alkohol, diverse Rasierwasser, Deodorant und der penetrante Geruch nach Schweiß. Doch plötzlich war da ein anderer Geruch, der alles Überlagerte. Unbeschreiblich stark, obwohl er doch so sanft war. Plötzlich begann das Biest in mir sich zu regen. Hastig suchte ich nach dem Ursprung des Geruches. Blitzschnell wanderten meine Augen über jeden Anwesenden. Auch wenn ich die Duftstoffe nicht sehen konnte, so konnte ich doch relativ gut zuordnen wo sie herkamen. Und dann fand ich die Quelle. Eine junge Frau mit kurzem, schwarzem Haar huschte von Tisch zu Tisch. Ihre Kleidung und ihre Haarfarbe bildeten einen unglaublichen Kontrast. Auf einmal begann das Biest an meiner Beherrschung zu reißen, wie ein angekettetes, wildes Tier, was sich auf seine Beute stürzen wollte. Hastig suchte ich den Raum nach einem Freien, möglichst weit entfernten, Sitzplatz ab. Und dann fand ich ihn. Und schon trugen mich meine Füße dorthin. Ob ich durch die Schnelligkeit auffallen würde, war mir egal. Oberste Priorität war die Distanz zu dieser Person. Kaum hatte ich mich gesetzt und ihr den Rücken zugewandt wurde das Biest wieder ruhiger. Persönlich brauchte ich ein wenig mehr Zeit um mich zu sammeln. So etwas war mir in meinem Leben noch nie passiert. Hin und wieder kam es zwar vor, das das Biest sich bemerkbar machte, aber noch nie so heftig und noch nie bei einem Menschen. Und das sie ein Mensch war war eindeutig. Weder eine dämonische Ausstrahlung noch irgendetwas anderes. Der Abend konnte also noch super werden, wenn sei die ganze Zeit da wäre. Und ich begann zu beten, dass ihre Schicht bald zu Ende war. Doch leider waren die meisten Götter noch nie Gut auf mich zu sprechen. „Guten Abend.“, erklang hinter mir eine sanfte Stimme, „Kann ich ihnen etwas zu trinken bringen?“ Und mit einem Schlag war dieser Geruch wieder da. So ungeheuer Intensiv, dass ich glaubte, mein Biest würde aus meinem Körper ausbrechen. Reflexartig klammerten sich meine Hände in die Halterung unter der Tischplatte. Das sie nicht lange halten würde, war mir klar, schon als sie unter der kurzen Berührung begann nachzugeben. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass sie verschwinden solle, dass ich gefährlich bin. Aber ich hatte Angst, dass anstatt der Worte ein markerschütterndes Brüllen meine Kehle verlassen würde. „Der Kleine ist nur aufgeregt.“, sagte plötzlich eine angenehme Männerstimme, „Ein Glas Wasser sollte erstmal reichen.“ Und im selben Moment war sie auch wieder verschwunden. Und die enorme Wildheit meines Biestes machte etwas anderem Platz: Furcht. Und ich teilte diese Furcht. Denn von dem Neuankömmling ging eine Aura der Macht aus, die den ganzen Raum zu Fluten schien. „Alles klar?“, fragte er und setzte sich an den Tisch. Vorsichtig sah ich ein Stück auf. Und das meiste was ich sah war Rot. Ich tendiere auf Leder. „Alles in Ordnung.“, erwiderte ich leicht außer Atem. „Was treibt dich denn ins Tears?“, fragte er neugierig. „Arbeit.“, erwiderte ich möglichst ruhig. Ehrlichkeit wirkt am besten. Und ich wollte es mir mit diesem Wesen nicht verscherzen. Auch wenn er nach Dämon roch, so war er doch anders, zu menschlich. „Arbeit gibt es diese Tage genug.“, meinte er blickte sich im Raum um. Schnelle Schritte liesen mich aufhorchen. Sofort war da wieder diese Angst, dass sie es sein könnte. Vorsichtig sog ich die Luft in meine Nase. Und stellte zufrieden fest, dass es ein anderer Geruch war. „Ein Wasser.“, sagte die Bedienung und wandte sich dann dem Mann zu, „Und ein Strawberry Sundea.“ Neugierig sah ich zu ihm herüber, da mir der Name gar nichts sagte und erkannte staunend einen Eisbecher. „Danke, Claire.“, meinte der Mann höflich, bevor er sich genüsslich an seinem Eis verging. Einen höflichen Knicks später war sie auch schon wieder weg. Erst jetzt wagte ich es den Mann anzusehen. Sofort fielen mir die Weißen Haare und die blauen Augen auf. Sein Gesicht war perfekt geschnitten. Und irgendwie war ich auf ihn neidisch. Auch wenn er definitiv kein reiner Mensch war, so hatte er doch nicht die selben Probleme wie ich. Und mit Grauen dachte ich an die Situation vor ein paar Minuten. Wäre er nicht aufgetaucht... Ich weis nicht, was dann passiert wäre. „Danke.“, meinte ich Kleinlaut, worauf ich einen fragenden Blick erhielt. Dann zeichnete sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht ab. „Wenn du schon so schüchtern bist, ein Mädel anzusprechen, wird das nie was.“, meinte er und zeigte mit dem Löffel auf mich, „Aber glaub mir, das ist anfangs normal.“ Dann begann er zu Lachen. Und ich konnte auch verstehen warum. Mir waren die Gesichtszüge entglitten. Dieser Typ konnte sie einfach nicht mehr alle haben. „Beruhig dich, war nur ein Spaß.“, sagte er ruhig und sah mich neugierig an, „Du bist kein Dämon, soviel steht fest. Aber egal was du bist, solang du keinen Ärger machst, wird dir hier keiner was tun.“ Als er das sagte, hatte ich das Gefühl, dass ein riesiges Gewicht von meinem Herzen fiel. Auch wenn ich nicht wusste warum, so war mir klar, dass ich ihm trauen konnte. „Warum bist du so freundlich?“, fragte ich neugierig. „Weil ich weis, wie es ist, nirgendwo richtig hinzu zugehören.“, erwiderte er ruhig, „Aber das wird sich ändern.“ Und so wie er es sagte, klang es nicht nach einem leeren Versprechen. Dafür sprach daraus zu viel Gewissheit. Ich musste diese Prophetischen Worte erst einmal sacken lassen. Ich musste mich auf jeden Fall bei ihm bedanken. Doch kaum hatte ich ihn wieder angesehen war er verschwunden. „Sorry, Kleiner.“, hörte ich seine freudige Stimme hinter mir, „Ich hab heute noch ein Date.“ Und mit diesen Worten und einem schnellen Schritt war er auch schon verschwunden. Hastig sah ich mich um. Nirgendwo war der Rote zu sehen. „Komischer Kauz.“, meinte ich leise, „Aber doch sehr nett.“ „Ja, das ist er.“, erwiderte plötzlich eine Stimme mit gegenüber. Hastig fuhr ich herum. Und an seiner saß eine junge Frau, die auffälliger nicht sein konnte. Ein orangefarbenes Kleid und fliederfarbene Haare. Sie sah mich neugierig und abschätzend an. „Guten Abend.“, sagte sie höflich, „Mein Name ist Tamara, aber du kannst mich auch Tammy nennen.“ „Guten Abend.“, erwiderte ich perplex, „Kann ich helfen?“ „Du mir nicht, aber ich dir.“, erwiderte sie lasziv, „Ich bin nämlich für die Neuen zuständig.“ Langsam begann es in meinem Kopf zu rattern. „Dealer?“, fragte ich ungläubig. Sie durfte nicht älter sein als ich, vielleicht sogar ein wenig jünger. „Genau.“, sagte sie entschieden, „Aber bevor wir anfangen, haben wir einiges zu klären.“ Und schon im nächsten Moment hatte sie ihren Fragenkatalog ausgepackt und saß Schreib bereit vor mir. Es waren nur die normalen Fragen, die ich auch erwartet hatte. Mein Richtiger Name, mein Synonym, Adresse und schließlich das Alter. Mir persönlich hätte es allerdings gereicht, eine Liste mit Aufträgen hingelegt zu bekommen. Aber es läuft ja meistens anders. Und während sie mich noch über meine Allergien und Krankheiten ausfragte lies ich meinen Blick gelangweilt durch das Tears wandern. Kein Bekanntes Gesicht. Alles war so unglaublich neu für mich. Geradezu aufregend. Und dann sah ich etwas, was mir bald einen Herzinfarkt verpasste. Die Schwarzhaarige tänzelte gerade zu zwischen den Tischen hindurch. Und kaum hatte ich sie gesehen spürte ich auch meinen Schweinehund, vielmehr hörte ich das dumpfe Knurren in meinen Ohren. Das schlimmste an der Sache war allerdings, dass ich nicht wegsehen konnte. Meine Augen betrachteten sie wie gebannt. Und neben mir hörte ich noch Tammy reden. Belehrungen, weitere Fragen und Vorschläge. Unterbewusst schaffte ich es noch ordentlich zu antworten, oder jedenfalls ein knappes, monotones „Ja“ hervorzubringen. Wie lange ich die Bedienung anstarrte konnte ich beim besten willen nicht sagen. Aber zum Glück hatte ich ja meinen neuen Dealer. „Willst du mit mir schlafen?“, fragte sie plötzlich. Ruckartig war ich wieder im hier und jetzt, fuhr herum und sah sie entgeistert an. Ein entgeistertes „Was“ war alles was ich heraus bekam. „Habe ich jetzt wieder deine Aufmerksamkeit?“, fragte sie ungerührt. Fast mechanisch nickte ich, noch immer überrascht von dieser Frage. „Also.“, begann Tammy geschafft, „Ich habe jetzt fast alle Daten, die ich brauche.“ „Und was fehlt?“, erkundigte ich mich vorsichtig. Ich betete inständig, dass es keine Bluttest oder ähnliches werden würden. Da ich in früher Kindheit mal ein schlechtes Erlebnis mit einem Arzt und einer Spritze hatte, reagiert mein Körper schon von alleine. Und die Folge sind haufenweise krumme oder abgebrochene Nadeln. „Nichts schlimmes.“, erwiderte sie lächelnd, „Nur muss ich wissen, wie gut du bist.“ Und während sie das sagte, wollte ich nicht in ihrem Kopf sein. Ihr laszives Lächeln war schon mehr als ich wissen wollte. „Soll heißen?“, fragte ich vorsichtig, bereit mit einem kräftigen Satz durch die nächste Wand zu verschwinden. „Wir beiden werden eine Einsteiger-Mission erledigen.“, erklärte sie ruhig und ordnete ihre Unterlagen, „Also sei in 10 Minuten draußen vor dem Haupteingang.“ Und kaum hatte sie es Gesagt, war sie auch schon verschwunden. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Auch wenn es nur eine einfache Mission war kann immer etwas aus dem Ruder laufen. Und die Angst, dass ich mich „Outen“ musste, lies meinen Magen verkrampfen. Aber es nützte ja alles nichts. Hastig schlich ich an der Wand in Richtung Ausgang. Ich wollte eine Konfrontation mit der Schwarzhaarigen auf alle Fälle vermeiden. Und zum Glück gelang es mir auch. Hastig schlich ich mich durch die Zwischentür uns sah zwei verwirrte Sicherheitsleute an. Nach einem kurzen Blickwechsel widmeten sie sich wieder ihrem Gespräch. Und wie ich mithören konnte ging es gerade um die neu eingestellten Service-Kräfte. „Die kleine Schwarze ist Niedlich.“, meinte einer der Beiden, „Würde mich interessieren auf was für Typen die so steht.“ „Wen von beiden meist du? Claire oder Melissa?“, fragte der andere neugierig. Abrupt blieb ich stehen und sah die beiden neugierig an. Melissa hieß mein Damokles-Schwert also. „Na, kleiner, auch Interesse?“, fragte der Typ hinter dem Tresen. „Jupp, und dank euch weis ich jetzt auch den Namen.“, meinte ich grinsend und huschte durch die Eingangstür hinaus in die Frische Luft. Die Luft war kalt, bald eisig, und jeder Atemzug stach ein wenig in den Lungen. Zwar war es Sommer, aber die Nächte waren unerbittlich kalt. Wiedermal eines diese kaum beachtungswürdigen Zeichen, das etwas ganz und gar nicht stimmte. Aber darüber konnte ich mir auch später noch Gedanken machen. Zuallererst musste ich den Auftrag mit Tammy überstehen. Wiedereinmal versank ich in Gedanken. Und leider freute sich mein Biest mehr als ich, denn vor meinem Geistigen Auge erschien Melissa , wie sie zwischen leeren Tischen hin und hertanzte, da ein Glas abstellte, da eines aufnahm. Es war wirklich Komisch. Noch nie hatte ein Wesen, ob Dämon oder Mensch, mich so sehr verwirrt. Und noch nie war ich so kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Aber lange konnte ich nicht darüber nachdenken. Das laute aufheulen eines schweren Automotors holte mich jäh in die Realität zurück. Plötzlich driftete ein schwarzer Pickup um die Hausecke und blieb mit quietschender Bremse vor mir stehen. „Komm, wir müssen los.“, meinte die Fahrerin, die sich als Tammy herausstellte. Hastig schob ich mich um die Motorhaube des Wagens und nahm neben ihr Platz. Aus den Augenwinkeln betrachtete erkannte ich die hundertachtzig Grad Wende der Kleidung. Ein Dicker Pullover und eine lange Hose, beide Schwarz, sowie schwere, hohe Stiefel, ebenfalls Schwarz. Eine ebenfalls dunkle Schildmütze bedeckte ihre hellen Haare. „Anschnallen nicht vergessen.“, sagte sie lächeln. Schnell hatte ich den Sicherheitsgurt angelegt, da trat sie schon aufs Gas. Die Reifen schrien nach Haftung, und als sie sie endlich gefunden hatten, schoss der Wagen davon. „Was lautet der Auftrag?“, fragte ich neugierig. „In einem alten Anwesen am Stadtrand wurden Monster gesichtet.“, begann sie zu erzählen, „Laut berichten anderer Leute und der Hausherren sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich um Sandgeister handelt.“ „Sandgeister?“, hakte ich nach. „Sie sind das erste mal mit dem Temen-Ni-Gru aufgetaucht. Ihre Körper bestehen aus Sand, deshalb der Name. Gewöhnlich tragen sie Sensen und sind mit die schwächsten Vertreter ihrer Art.“ Und wie sie es gesagt hatte, ging meine Stimmung in den Keller. Ich brauchte heute Abend einfach etwas um mich abzureagieren. Und diese kleinen Viecher waren bei weitem nicht genug. Ich hatte mich schon auf ein kleines Gemetzel gefreut, aber das es so klein werden sollte, deprimierte mich schon etwas. „Was ist los?“, fragte sie schelmisch, „Hast du Angst?“ „Nicht im Geringsten. Und du?“, erwiderte ich die Frage, um wenigstens die Fahrtzeit ein wenig zu überbrücken. „Ein wenig.“, meinte sie lächelnd, „Ich gehe nur selten mit raus. Bin eher der Typ für die Sichere Büroarbeit.“ „Dann halt dich zurück und lass mich machen.“, erwiderte ich ruhig. Und unterschwellig konnte ich ihre Angst fühlen, wie sie den wagen flutete. „Wenn es zu brenzlig wird, verschwindest du.“, meinte ich hart, „Ich bin nämlich nicht das erste mal auf der Jagd.“ „Ich bin eh nur zum beobachten da.“, erwiderte sie. Langsam aber stetig wurde sie ruhiger. Und das war auch gut so. So konnte sie wenigstens für sich selbst sorgen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend. Auch wenn sich die zehn Minuten dadurch in eine kleine Ewigkeit zu verwandeln schien. In Gedanken ging ich meine Früheren Begegnungen mit diesen Monstern durch. Sie waren wirklich schwach, gaben schon nach ein paar Schlägen den Geist auf und die meisten waren recht pragmatisch. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie zum Beispiel die Enigma, oder auch Todesgötter. Sie waren extrem Aggressive Vertreter ihrer Art, schnell und stark, zudem konnten sie auch durch den Raum springen und binnen Sekunden irgendwo anders stehen. Aber ich bezweifelte einen solchen Gegner zu finden. „Wir sind da.“, meinte Tammy beunruhigt. Neugierig lehnte ich mich zu ihr hinüber und betrachtete meinen neuen Einsatzort. Und ich hätte fast los gelacht. Es war eine, auf einem kleinen Hügel gelegene Villa, früher bestimmt sehr luxuriös, aber heute nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Das Tor an der auffahrt stand ein Stück offen und hatte kaum noch eine Rostfreie Stelle. „Das Ding ist perfekt für einen Horrorfilm.“, meinte ich grinsend und schnallte mich ab. „Soll es auch.“, erwiderte Tammy und tat es mir gleich, „Da Drin soll ein Horrorfilm gedreht werden.“ „Ne, oder?“, fragte ich perplex und musste ein Lachen wieder unterdrücken. Der Gedanke war schon recht belustigend. Wenn man Gerade bei den Dreharbeiten ist, ein Dämon auftaucht und der Regisseur diesen anmeckert, weil er viel zu früh aufgetaucht ist. „Was ist los?“, fragte Tammy verwirrt und sah mich forschend an. „Kopfkino.“, erwiderte ich schmunzelnd und brachte das Tor hinter mich. Schlagartig wurde ich ernst. Hier stank es wirklich. Aber nicht nach Schimmel, oder ähnlichem. Es stank nach Dämonen, und das nicht zu knapp. „Scheint ne ganz schöne Menge zu sein.“, meinte ich leise und drehte mich zu meiner Begleiterin um. Vorsichtig schlich sie hinter mir her, eine kleine Pistole in der Hand. Skeptisch betrachtete ich die Waffe. „Und du meinst, die reicht?“, fragte ich neugierig und zeigte mit dem Finger darauf. „Was anderes darf ich nicht nehmen.“, sagte sie und sah sich um wie ein gehetztes Tier, „Order vom Chef. Außerdem bin ich nur als Beobachter dabei.“ Ich nickte verständnisvoll, auch wenn ich dafür kein Verständnis haben konnte. Auch als Beobachter durfte man sich doch wohl zur Wehr setzen. Und wenn es nicht nur ein paar Wanzen sein sollten, auf die wir Treffen, hätte das Mädchen echte Probleme. „Na gut, dann lass uns weiter.“, sagte ich ruhig und wandte mich wieder dem Haus zu. Plötzlich regte sich etwas im Obergeschoss. Ein Blaues Laken und ein paar rote Augen wandten sich um und verschwanden aus meinem Sichtfeld. „Sie wissen, das wir da sind.“, stellte ich leise fest und deutete auf das Fenster. „Dann sollten wir vorsichtig sein.“, erwiderte sie um kam ein Stück näher. Sie war wie ein gespanntes Stahlseil, kurz vorm reisen. Und wenn ich Pech hatte, würde sie mir in der Hitze des Gefechts sogar noch eine Kugel verpassen. Festen Schrittes ging ich weiter in Richtung des Gebäudes, gespannt wie ein Bogen und bereit beim kleinsten zucken zuzuschlagen. Wenn ich alleine wäre, würde ich die Bude einfach stürmen, aber das war mit ihr nicht möglich. Endlich hatte ich die hölzerne Doppeltür erreicht. Neben mir hatte Tammy Stellung bezogen und wartete nur darauf, dass ich hineingehen würde. „Hast du keine Waffen dabei?“, fragte sie plötzlich. „Ich brauche keine.“, erwiderte ich und öffnete die Tür bis zum Anschlag. Innen herrschte nur Dunkelheit und ein unheimlicher Gestank. Schimmel und Dämonen. Kein Wunder, dass sie sich hier niedergelassen hatten. Normale Menschen hätten den Geruch kaum unterscheiden können. Aber meine geschulte, und überempfindliche, Nase nahm den Unterschied stechend wahr. „Bereit?“, fragte ich, ohne meinen Blick vom Dunkel abzuwenden. „Bereit.“, sagte sie und klang bei weitem nicht so sicher, wie sie es vorgehabt hatte. Langsam betrat ich die Vorhalle. Zwei Treppen gingen nach oben und umrahmten eine kleine Galerie. Im Untergeschoss herrschte ein einziges Chaos. Zertrümmerte Möbel und aus den Angel gerissene Türen, vermoderter Teppich und die Tapete kam einem auch schon entgegen. Leise folgte mir Tammy, doch sie schien das Glück zu haben, jede knarrende Diele zu erwischen. Falls wir noch eine kleine Chance auf ein Überraschungsmoment hatten, war diese jetzt vertan. Und dann stand sie endlich neben mir, die Waffe immer noch im Anschlag. Auf einmal erklang hinter uns ein leises Surren. Ich blickte über die Schulter zurück und sah begeistert, dass wir gefangen waren. Hinter uns hatte sich eine Barriere aus roter Energie gebildet. Tammy fluchte wie ein alter Seemann, als sie die Wand aus dämonischer Energie sah. Also hieß es, alle Gegner ausschalten, oder jedenfalls den, der die Barriere Geschaffen hatte. Plötzlich erklang ein Stöhnen. Es schien aus allen Richtungen und allen Zimmern zu kommen. „Was ist das?“, fragte sie Ängstlich. „Der Grund warum wir da sind.“, meinte ich und trat in die Mitte der Halle, „Blieb zurück, halt dich von dem Wall weg und steh mir nicht im Weg.“ Und dann kamen sie aus allen Ecken gekrochen. verschiedenfarbige Roben und Haltungen. Die meisten trugen ein Dunkel Blau und nur eine Handvoll war in rote Roben gekleidet. „Dann kann der Spaß ja beginnen.“, sagte ich leise und spürte wie das Biest mir zustimmte. Ich wartete nicht auf den ersten Angriff, sondern stürmte auf meine Gegner zu. Aus einem Satz nach vorne lies ich meine Faust vorschnellen und traf ungebremst die Maske eines Blauen. Sie zersprang in tausend Stücke und mit einem quälenden Aufschrei verwandelte er sich in einen Sandhaufen. Aus den Augenwinkeln konnte ich einen Roten heran rauschen sehen. Einen Schritt nach hinten und einen Schlag mit dem Handrücken reicht um ihn zur Strecke zu bringen. Schon spürte ich mein Biest. Einerseits war es Belastung pur, andererseits das beste Frühwarnsystem im Kampf gegen diese Freaks. Ich fuhr herum und lies mein Bein in Kopfhöhe folgen. Und zu meinem Glück erwischte ich zwei von ihnen. Beide Blau. Langsam zogen sie sich ein Stück zurück. Der erste Angriff war überstanden und ich hatte ein wenig Zeit die Lage zu sondieren. Fünf hatte ich schon erledigt und das dreifache noch vor mir. „Na, schon genug?“, versuchte ich sie zu provozieren und gab sogar meinen Deckung auf. Und es funktionierte. Ein weitere kam auf mich zu und riss seine Sense in die Luft. Jedoch war er viel zu langsam für mich. Mühelos wich ich der Sense aus, packte die Maske und schleuderte ihn Kurzerhand in eine Gruppe seiner Kollegen. Und schon wieder waren vier Stück zu Staub zerfallen. Ich gönnte mir einen Blick zu Tammy und musste Grinsen. Sie sah mich entgeistert an und der Mund stand leicht offen. „Mach lieber den Mund zu. Staub in der Lunge ist echt übel.“, sagte ich und wand mich wieder meinen Gegnern zu. Gerade rechtzeitig will ich meinen, denn vor meinem Gesicht befand sich auf einmal die Schneide einer Sense. Noch in der selben Sekunde ging ich in die Knie und spürte noch den Luftzug, als die Waffe über mich hinweg glitt. Aus Reflex griff ich zur Seite und schaffte es noch das Bein des roten Sandgeistes zu fassen zu bekommen. Mit einem Ruck war er wieder neben mir und sah mich aus den blau leuchtenden Augen irritiert an. Doch schon im nächsten Moment krachte meine Hand in seinen Rücken und verwandelte ihn in ein Häufchen Elend. Aus der Hocke fuhr ich herum sah mich um. Die anderen Sandgeister zogen sich langsam in die Nieschen zurück, aus denen sie gekrochen waren. „Na, schon genug?“, reif ich ihnen entgegen. Doch leider gingen sie nicht auf die Provokation ein. Es kam noch nicht einmal ein wütendes Fauchen oder Knurren. „Man seid ihr Langweilig.“, meinte ich noch und wand mich wieder Tammy zu. Sie stand immer noch mit offenem Mund da. Doch es gab einen Unterschied. Langsam wich alle Farbe aus ihrem leicht gebräunten Gesicht. Gemächlich drehte ich mich um. Egal was da aufgetaucht war, ein wirklicher Knaller konnte es nicht sein, ansonsten wäre mein Biest schon am Ausrasten. Und zu meiner Freude stand da oben, auf der Galerie, ein etwas anspruchsvoller Gegner: Ein Enigma. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)