with DEVIL MAY CRY - Dragon von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 2: A Ordinary Day ------------------------- Meine Augen hatten die Decke fixiert. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt lag ich auf meinem Bett. Meine Gedanken kreisten um meine, leider immer weiter abnehmenden, Aufträge. Meine Mum gab sich zwar alle Mühe, aber sie als Privatperson kam sehr schlecht an sie heran, auch wenn sie die Kontakte hatte. Damals hatte ich alle Möglichkeiten einer Ausbildung abgelehnt. Ich hatte zu viel Angst vor mir selbst. Seufzend erhob ich mich und schloss das Blickdichte Rollo. Sofort wich das Licht tiefster Dunkelheit. Meine Augen hatten sich schnell angepasst. Mit schnellen sicheren Schritten war ich auf der anderen Seite des Zimmers und betätigte den Lichtschalter. Der nächste Weg führte vor den Zimmer hohen Spiegel, der als Schiebetür diente. Traurige, blaue Augen sahen mich an. Dann lies ich den Bademantel zu Boden gleiten und betrachtete mein Spiegelbild. Quälend langsam beugte sich mein Körper meinem Willen und veränderte sich. Zwei fledermausähnliche Flügel wuchsen aus meinem Rücken. Von außen waren sie pechschwarz, von innen jedoch durchsichtig. Ich sah und spürte, wie der Schweif aus meinem Steißbein wuchs, sah meine Finger, deren Spitzen sich in messerscharfe Krallen verwandelten. Ein leichter Druck am Kopf bezeugte die Hörner, die in einem Flachen Winkel aus meinem Kopf heraus wuchsen. Als letztes änderten die Augen ihre Farbe und sahen mich nun aus einem matten grün an, der vertikale Schlitz, den die Pupille bekommen hatte, war fast nicht zu sehen. Nachdem ich mich noch einen Moment betrachtet hatte, lies ich alles nicht-menschliche wieder verschwinden, auch wenn ich mich zu oft fragte, wo. „Ich bin ein verdammtes Monster.“, fluchte ich bitter. Hastig zog ich meinen Mantel wieder an. Ich gebe es offen zu: Ich hasste mich. Ich verfluchte mein Dasein als Mischwesen. Ich wünschte mir so sehr ein ruhiges Leben. Ein langweiliges 08/15-Leben, mit einem schrecklichen, unterbezahlten Job, einem fetten, cholerischen Chef. Und vielleicht einer Freundin. Bei dem Gedanken musste ich freudlos Lachen. Da war schon das nächste, unlösbare Problem. Mein Vater hatte mir mehr vermacht, als die körperlichen Merkmale. Tief in mir schlummerte ein Biest, ein Monster, was nur darauf wartete auf die Welt losgelassen zu werden. Es hatte mich viel Zeit und vor allem Kraft gekostete, das Biest soweit in Ketten zu legen, dass es nicht einfach die Kontrolle übernehmen konnte. Eine Beziehung würde mit meinem inneren Schweinehund kaum machbar sein. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht was dann passieren würde. Aber die Gefühle, die mich übermannten, wenn es an der Oberfläche kratzte, gab mir einen kleinen Vorgeschmack: Hass, Zorn, blinde Zerstörungswut. Ein ungewohntes Geräusch, weckte meine Aufmerksamkeit. Die Ohren gespitzt forschte ich nach der Quelle. Dann erkannte ich die Stimme meiner Mutter. Sie sang das Lied, was im Radio nebenher lief mit. Ich musste Grinsen, als ich den Text hörte, so ironisch es auch war. Er versprach Freiheit und Sicherheit. Aber die Situation war der Beweis dafür, dass ich nie alleine war. Meine Mutter war immer bei mir. Niemals war sie von meiner Seite gewichen, oder hat mich für das was ich war verurteilt. Im Gegenteil, sie hat mich immer und immer wieder in Schutz genommen. Sie hat versucht mir zu erklären, was ich war und wer ich in ihren Augen war und immer bleiben Würde: Ihr kleiner Hosenscheißer. Und dann spürte ich den Zorn. Zorn auf meinen Vater, der uns einfach verlassen hatte. Ich war noch klein, sein Gesicht nur ein Schemen, ohne wirkliche Form. Er hatte mich mit meiner Andersartigkeit allein gelassen. Und er hatte meiner Mutter so weh getan. Ich weiß nicht mehr wie oft ich sie Nachts weinen hörte, oder am nächsten Morgen mit geröteten Augen sah. Es brach mir jedes Mal das Herz sie so zu sehen. Und ich schwor mir, ob Vater oder nicht, ich würde ihm das Gesicht neu ordnen. Plötzlich war das Reißen wieder da. Das markerschütternde Brüllen und Fauchen meines Biestes. Ich glaubte damals sogar, seine Krallen in meinem Fleisch gespürt zu haben. Aber das würde das einzige Mal in meinem verfluchten Leben werden, in dem ich das Biest bereitwillig freilassen würde. Dann hörte ich eine Stimme. Leise und weit weg. Wieder und wieder erklang sie im Raum. Bis ich sie schließlich erkannte und sich ein freudiges Grinsen auf mein Gesicht stahl. Das Essen war fertig! Hastig schlüpfte ich in ein paar Frische Sachen und rannte die Treppe herunter. Schlitternd erreichte ich die Küchentür. Auf dem Esstisch standen zwei Teller voll mit Eierkuchen. „Wird ja auch mal Zeit das du auftauchst.“, hörte ich meine Mutter gespielt beleidigt. Sie stellte gerade ein Tablett mit Aufstrichen auf den Tisch. „Willst du weiter gaffen oder essen?“, fragte sie neugierig. Freudig setzte ich mich an den Tisch und griff mir den ersten Eierkuchen. Und es würden garantiert nicht der Letzte sein. Auch wenn sie es nicht gelernt hatte, war sie eine fantastische Köchin. Und immer schmeckte es etwas anders, immer neu. Es war immer etwas besonderes. „Du musst mir unbedingt das Kochen beibringen.“, meinte ich mit vollem Mund. „Damit du mir die Küche abfackelst? Nein danke!“, meinte sie schmunzelnd. Diese lockeren Gespräche waren das Beste am allabendlichen Zusammentreffen. Keine Auftragsbesprechungen, keine Sorgen, einfach nur Lachen und loslassen. So sprachen wir über den vergangenen Tag. Und nach und nach verschwanden die Eierkuchen. „Aber vergiss nicht Morgen bei mir vorbei zu schauen.“, erinnerte sie mich an meine morgige Verabredung. „Keine Angst. Ich verpasse schon keinen Kampf gegen eure Rechnungen.“, erwiderte ich schmunzelnd und verspeiste genüsslich den letzten Bissen. Meine Mutter führte einen kleinen Laden. Auch wenn es ein etwas ungewöhnlicher war, konnten wir davon Leben. Wieder huschte ein Ironisches Grinsen über mein Gesicht, wenn ich bedenke, dass es ein Waffengeschäft ist. „Wie läuft es überhaupt?“, fragte ich neugierig. „Ganz gut.“, meinte sie nachdenklich, „Aber für dich kriege ich kaum was. Aber darum kümmere ich mich noch.“ „Ich hatte eh vor mir einen Dealer zu suchen.“, meinte ich in Gedanken. Kaum hatte ich es ausgesprochen verharrte meine Mum in ihrer Bewegung. Es war ihr gar nicht Recht, dass ich mir von Wildfremden Aufträge holte. Sie hatte immer wieder Angst, dass mir etwas passieren würde. „Wäre auch eine Möglichkeit.“, meinte sie Nachdenklich, „Und ich habe vielleicht auch schon eine Adresse für dich.“ Dann war Stille. Es wirkte als würde sie mit sich ringen. Oder sie wollte mich nur auf die Folter spannen. Das tat sie auch zu gerne. „Der Laden nennt sich Crimson Tears. Eine recht große Diskothek, nachdem was ich gehört habe.“, meinte sie ruhig. Der Name klang auf jeden fall Interessant. Aber im Moment hatte ich ein ganz anderes Problem. Die Buchführung ihres Ladens. Weder sie noch ihre Kollegin hatten die Geduld und die Nerven dafür. Aber ich kannte sich ja schon in dem System aus. Schließlich war es nicht das erste mal. „Weißt du auch die Öffnungszeiten des Ladens.“, fragte ich Vorsichtig. „Bis du morgen da bist, hab ich sie.“, erwiderte sie mit einem matten lächeln. Das waren auch die letzten Worte, die wir diesen Abend gewechselt haben. Schweigend räumte ich den Tisch ab, während meine Mum zu Bett ging. Ihr Tag würde eher beginnen, da konnte sie jede Minute Schlaf gebrauchen. Aber ich war dafür zu aufgeregt. Ich war bis jetzt nur einmal in einer Diskothek. Sie war mir zu Laut und überfüllt. Trotzdem konnte ich den morgigen Tag kaum Abwarten. Der nächste Tag kam schneller als erwartet. Noch verschlafen sah ich auf die Uhr. Seufzend fand mein Kopf erneut das Kopfkissen. Es war erst Kurz nach zehn und es war noch viel Zeit. Langsam und schwerfällig erhob ich mich und spürte deutlich den Muskelkater der mich peinigte. Der gestrige Tag war einfach zu anstrengend. Nicht nur der Kampf am Abend, sondern auch sein normaler Tagesablauf. Langsam öffnete ich das Rollo und wagte einen Blick in den geräumigen Garten. Und es reichte mir schon jetzt. Es schien Fäden zu regnen. Das andere Ende des Gartens war nicht zu sehen. Und der große Fels, ein Findling, lag mitten im Garten. Ein schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht. Ich freute sich schon wieder auf den Sommer. Wieder auf dem Findling liegen und in der Sonne dösen. Ich lies den Blick durch den Garten wandern. Vereinzelt standen Bäume, hier und da mal ein Beerenbusch. Und die bestimmt drei Meter Hohe Hecke verwehrte allem die Sicht, was nicht fliegen konnte. Dann kehrte mein Blick wieder in das Hier und Jetzt. Und der Regen schlug mir aus Gemüt. Ich genoss die morgendliche Ruhe. In Ruhe frühstücken, vielleicht noch ein wenig den LCD-Fernseher an zu schalten. Und dann irgendwann bei meiner Mutter die Buchführung machen. Dabei könnte es sich nur um drei bis vier Stunden Arbeit handeln. Jedenfalls war das die letzten Male so. Meine Gedanken gingen meine To-Do Liste weiter ab. Auf jeden Fall würde ich heute Abend in dieser Disko vorbei schauen. Auch wenn es nichts mit dem Dealer werden sollte, so kam ich mal wieder unter Menschen. Und die waren garantiert nicht ganz Normal. Schnell kletterte ich in meine Klamotten und kontrollierte noch mal meine Taschen. Alles war da. Schlüssel, Mobiltelefon, Geldbeutel. Noch einmal ging ich durch jedes Zimmer und kontrollierte die Fenster und Türen. Meine Mum hatte die Angewohnheit am morgen alles zu vergessen. Neben ihrem Haustürschlüssel fand ich noch zwei geöffnete Fenster. „Man soll es den Einbrechern ja nicht zu einfach machen.“, meinte ich leise. Ich hatte die Haustür schon geöffnet und einen Fuß vor die Tür gesetzt, als mir noch etwas einfiel. Schnellen Schrittes betrat ich das Wohnzimmer und kramte in den Schubladen. Mehrere Flüche später hatte ich das Objekt meiner Begierde gefunden. Es war ein Teelicht. Wie man mich instruiert hatte stellte ich es mitten im Hausflur auf und Zündete es an. Es sollte böser Geister und sogar schwache Dämonen abhalten, hatte mir meine Mutter erzählt. Noch einen Moment betrachtete ich das matte Licht, das von ihm ausging und schüttelte seufzend den Kopf. Dann erst konnte ich mich auf den Weg machen. Ich zog die Schildmütze noch ein Stück tiefer ins Gesicht und lies meinen Füßen die Führung. Trotz des Schlechten Wetters waren viele Leute unterwegs. Bewaffnet mit Regenschirmen folgten sie unablässig ihren Wegen. Einkaufstaschen wurden in Autos geladen, Freunde verabschiedet oder Verträge abgeschlossen. Auch waren viele Paare unterwegs, die durch die Stadt schlenderten und sich unter ihren Schirmen aneinander schmiegten. Bei diesem Anblick zog es mir immer meinen Brustkorb zusammen. Ich beneidete sie dafür, jemanden gefunden zu haben. Jemanden der sie akzeptiert wie sie waren. Mit gesenktem Kopf ging ich weiter, zog mich in meine Gedanken zurück. An einen Ort wo eine Gesichtslose Person auf mich wartete, mich freudig begrüßte und mich akzeptierte. Noch immer in Gedanken nahm ich die Glocke war, die im „Jägers Allerlei“ hing und neue Kundschaft ankündigte. „Guten Morgen, Zanny.“, begrüßte mich die Kollegin meiner Mutter freundlich. „Könnte besser sein.“, erwiderte ich nach einem Augenblick. „Sylvia sollte hinten sein.“, meinte sie noch, da erklang schon das nächste Glocken läuten. Ich ignorierte das penetrante Geräusch so gut es ging und verschwand im Hinterzimmer. Die Rechnungen und Belege dieser Woche stapelten sich schon auf dem Schreibtisch. Achtlos warf ich Jacke sowie die Mütze in meine Freie Ecke und setzte mich an die Rechnungen. Sofort stellte ich fest, dass es dieses Mal viel einfacher war, da sie schon vor sortiert hatten. Nach und nach tippte ich die Begriffe und Zahlen in das Buchungsprogramm des uralten PCs den sie mir dafür besorgt hatten. Aber er tat seine Dienste, stürzte nur ein halbes Dutzend mal am Tag ab und war lahm wie eine Schnecke. Nach und Nach verschwand das Papier im „Erledigt“-Fach. Aber vollkommen auf die Arbeit konzentrieren konnte ich mich nicht. Meine Gedanken kreisten um meinen Besuch im „Crimson Tears“. Ich wusste nur den Namen. Weder wo es lag noch er da ein- und ausging. „Zanny?“, hörte ich plötzlich die Stimme meiner Mutter. Ich schrak zusammen. Lautlos musste sie das Hinterzimmer betreten haben. Oder ich war einfach nur zu tief in meine Arbeit vertieft. „Kommst du zurecht?“, fragte sie im Plauderton. „War schon mal schlimmer.“, erwiderte ich lächelnd, bevor ich mich wieder dem Papierkrieg zu wandte. Sie stellte sich neben mich und schaute mir über die Schulter. Ohne ein weiteres Wort legte sie mir einen Zettel hin, dann verließ sie das Zimmer wieder. Ich sah ihr verwirrt nach und betrachtete mir dann den Zettel. Zuerst dachte ich es sei ein neuer Beleg, aber es stellte sich als handgeschrieben heraus. Darauf waren Zeiten notiert und einige belanglose Belehrungen. Nach dem umdrehen erkannte ich ein dunkelrotes Logo. „CT“ stand in geschwungenen Buchstaben. Die Visitenkarte versprach gute Musik und nette Unterhaltungen für alle Altersgruppen. „Hört sich doch gut an.“, meinte ich leise und stürzte mich mit neuem Elan an meine Aufgabe. „Das war echt ein komischer Typ.“, meinte Lady und streckte sich auf dem braunen Ledersofa. Die Einrichtung war mehr alt als neu und von vielen unfreundlichen Besuchern arg ramponiert. Das einzigste was wirklich neu war hing auf der anderen Seite des Zimmers. Ein gewaltiger, ungefähr zwei Meter großer Flatscreen. Sie spiele schon mit dem Gedanken, das Gerät einzuschalten, empfand das allerdings als zu unfreundlich. „Was hängst du auch mit solchen Typen rum?“, erklang die amüsierte Frage aus dem ersten Etage. Das einzigste was Lady wirklich an der Inneneinrichtung störte, waren die Leblosen Überrest der Dämonen, die im Zimmer verteilt hingen. „Das frag ich mich auch immer.“, meinte sie schmunzelnd, „Wann kommt er zurück?“ „Keine Ahnung.“, erklang die Antwort. Dann erklang von oben das schließen einer Tür. Lady sah auf und erkannte die Teufelin. Hüftlanges, blondes Haar und Maße für die jedes Topmodel töten würde. „Endlich kommst du da raus, Trish.“ Sie hatte damals ein Bild von Dantes Mutter gesehen. Und sie sah haargenau so aus. Trish hatte ihr einst ihre Geschichte erzählt. Sie wurde vom Teufel Mundus erschaffen, dem Mörder Spardas, Dantes Vater. Es war schon heftig zu erfahren, dass sie ihn eigentlich umbringen sollte. Aber am Ende stellte sie sich gegen ihren Schöpfer und schickte ihn zusammen mit Dante zurück in die Hölle. „Willst wohl wieder ein bisschen Geld eintreiben?“, fragte die Blonde neugierig. „Wenn er was hast, gerne.“, entgegnete sie grinsend. „Der und Geld?“, fragte Trish gespielt entsetzt und begann zu Lachen. Seufzend lehnte sich Lady zurück. Dante war eigentlich immer Pleite. Und immer wieder pumpt er sie um Geld an. Und sie war auch immer noch so dumm es ihm zu geben. Und für was gab er es aus? Pizza und Eisbecher. „Dann halt kein Geld, aber ich muss trotzdem mit ihm reden.“, meinte Lady resignierend. „Über deinen Partner beim letzten Auftrag?“ Lady nickte nur. Der Junge ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie wollte auf jeden Fall mehr über ihn in Erfahrung bringen. Wenn er ein Dämon, oder sogar ein Teufel wäre, konnten ihnen schlimme Zeiten bevorstehen. „Willst du mich auch in deine Fantasien einweihen?“, erkundigte sich Trish mit einem lasziven Grinsen. Lady warf ihr einen tödlichen Blick zu und Trish wurde wieder ernst. Sie waren, auch wenn sie sich im Rahmen eines Auftrages fast umgebracht hätten, verdammt gute Freunde geworden und eigentlich für jeden Spaß zu haben. Besonders wenn es darum ging Dante zu verarschen. Aber im Moment war sie einfach nur wie eine tickende Zeitbombe. „Dann nicht.“, meinte Trish und setzte sich neben sie, „Aber du kannst auch mit mir reden.“ Die Ereignisse des gestrigen Auftrages sprudelten einfach aus ihr heraus. Trish hörte gespannt zu, unterbrach sie kein einziges mal. Und als sie zu auf Sunny zu sprechen kam, schien auch Trish nervös zu werden. „Wenn er kein Dämon oder Teufel ist, was dann?“, fragte sich die Teufelin leise. „Keinen Schimmer.“, sagte Lady und sah die blonde neben sich an. „Und du hoffst, Dante kann dir mehr erzählen?“ Im selben Moment öffnete sich die Tür. „Spricht man vom Teufel...“, begann Trish. „Kommt er und holt dich.“, beendete Lady ihren Gedankengang. Gestreckt stand ich im Zimmer. Der Kampf war gewonnen und die Ordnung wieder hergestellt. Ich betrachtete den Schreibtisch und wünschte mir, dass er immer so aussehen würde. Ohne Zettelchaos und ungebuchte Rechnungen. Aber das würde ein Traum bleiben. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich fast fünf Stunden hier gesessen hatte. Zeit hatte ich noch genug, vor meiner Verabredung heute Abend. Ein Blick aus dem Fenster lies ein Grinsen auf meine Lippen wandern. Das Wetter hatte sich gebessert, der Himmel war Blau und die Sonne schien ohne Hemmungen. „Doch noch ein schöner Tag.“ Rasch hatte ich die Jacke angezogen und betrat den Laden. Die Angestellte zählte gerade die Tageseinnahmen. Sie lächelte, als sie mich bemerkte. „Deine Mutter ist schon nach Hause gegangen.“, beantwortete sie meine ungestellte Frage. Ich nickte und ging zur Tür. Die Hand auf der Klinke drehte ich mich noch einmal um. „Wie heißt du überhaupt?“, fragte ich neugierig. Ich meine, sie arbeitete schon seit der Eröffnung des Ladens hier, aber ihren Namen kannte ich trotzdem nicht. „Katharina, aber alle nennen mich nur Kat.“, antwortete sie freundlich. „Schönen Tag noch, Kat.“, meinte ich und lies mich von ihrer guten Laune anstecken. Dann war ich auf der Straße. Die Sonne schlug unbarmherzig zu und trieb die Temperaturen nach oben. Kaum drei Meter gelaufen hing meine Jacke auf der Schulter und die Mütze war in einer ihrer Taschen verstaut. Das Wetter war perfekt. Sonne bis zum abwinken und kein Wölkchen in Sicht. Ich begann schneller zu laufen, rannte fast und freute mich auf meinen Findling. Ein wenig in der Sonne dösen würde mir wieder ganz gut tun. Mein Weg führte mich Kreuz und Quer durch die Stadt. Ohne wirklichen Kurs einfach nur das herrliche Wetter genießend. Doch plötzlich stach ein nur allzu bekannter Gestank in meine Nase und mein Körper spannte sich. Es stank nach Dämonen. Viele würden jetzt meinen, dass sie nach Schwefel riechen würden, aber das ist falsch. Dämonen, so wie ich sie kennen gelernt habe, riechen dezent anders, aber immer noch penetrant genug um nicht ignoriert zu werden. Wartend verharrte ich und achtete auf Hinweise ihrer Anwesenheit. „Renn doch nicht weg, Kleine.“, hörte sie die Stimme des Mannes, während seine Kumpane leise Lachten. Und sie saß hier in der Falle. Nur eine einzige Gasse zu früh und nun stand sie mit dem Rücken an der Wand. Die drei Männer kamen langsam näher und versperrten ihr den Fluchtweg. „Lasst mich in Ruhe!“; schrie sie und kramte verzweifelt nach dem Pfefferspray. Erneut lachten sie nur und kamen immer näher. Auch wenn sie noch weit entfernt waren, kam es ihr so vor als würde sie ihren schlechten Atem riechen können. „Warum bist du denn so abweisend?“, fragte einer amüsiert, „Wir tun dir doch nichts.“ Und plötzlich standen sie vor ihr, kaum einen Meter entfernt. Während ihr Kopf ihr sagte, dass sie sich niemals so schnell bewegen konnten, hob sie das Spray und sprühte es einem der Männer ins Gesicht. Sie hoffte vergeblich darauf, dass sich die Situation verbesserte. Denn obwohl er die volle Ladung abbekommen hatte, lachte er nur. Der Gestank, der ihr entgegen wehte, drehte ihr den Magen um. Sie riss sich zusammen und zwang ihre Letzte Mahlzeit zurück. „Wir wollen doch nur ein wenig Naschen.“, hörte sie die Stimme. Sie klang Komisch, verzerrt und Surreal. „Lasst mich in Ruhe!“, schrie sie erneut. Sie wusste was jetzt passieren würde. Sie würden sich auf sie stürzen und im schlimmsten Fall einfach verschwinden. Kein erlösender Tod. „Wie wäre es, wenn ihr auf die Dame hört.“, erklang eine junge Männerstimme. Schlagartig fuhren die Männer herum. Wieder versuchte ihr Gehirn die viel zu schnelle Bewegung zu erklären. „Und wenn nicht?“, fragte die verzerrte Stimme wütend. „Das wollt ihr gar nicht wissen.“ Mit einem Schrei stürmten die drei auf den Unbekannten zu. Sie sah ihn schon fallen, vielleicht tödlich getroffen. Aber er wich geschickt aus, packte einen nach dem anderen und schickte sie in Richtung Straße. Das wütende Schnauben hallte viel zu Laut durch die Gasse. Eine Schütteln ging durch ihren Körper und schlagartig wusste sie, was ihr Kopf nicht wahrhaben wollte: Das waren keine Menschen! „Alles in Ordnung?“, fragte der junge Mann besorgt. Sie sah auf und erkannte zwei leuchtende, grüne Augen, die sie besorgt ansahen. Sie brachte nur ein schwaches Nicken zustande, in Anbetracht dieser Augen. Ein Vertikaler Schlitz zog sich durch die Pupille und gab ihr ein unwirkliches Aussehen. „Dann mach besser die Augen zu.“, meinte er leise, „Und wenn es wieder ruhig ist, renn heraus und sieh nicht zurück.“ Sie nickte nur und kniff die Augen zusammen. Dann war wieder diese Fauchen zu hören, lachen, reißen von Stoff, gepaart mit Schmerzensschreien und Röcheln. Es ging alles zu schnell. Sie versuchte sich abzulenken, die Sekunden zu zählen, aber bei jedem Geräusch stockte sie. Und nach gefühlten Stunden war es still. Ohne die Augen auf zumachen rannte sie los. Sie wollte einfach nur weg. Ein paar Mal Stolperte sie, aber das hielt sie nicht auf. Und dann spürte sie die Wärme der Sonne. Sie riss die Augen auf. Passanten starrten sie verwirrt an. „Geht es ihnen gut, Miss?“, fragte einer und sie schüttelte nur den Kopf und zeigte in die Gasse. Keine Minute Später war ein Polizeiwagen vor Ort und die Beamten tasteten sich im Schein ihrer Taschenlampen in die Gasse vor. Quälend langsam verstrichen die Minuten, bevor sie wieder herauskamen. Kreidebleich sahen sie die junge Frau an. „Egal, was sie da angegriffen hat.“, begann der Ältere, „Noch einmal wird es das nicht machen.“ Der Satz reichte aus um ihr klar zu machen, wie knapp sie mit dem Leben davongekommen war. „Was hast du schon wieder angestellt?“, fragte meine Mutter verzweifelt. „Nichts.“, meinte ich unschuldig und sah an mir herab. Ich war zu froh, den Restlichen Heimweg per Luftlinie genommen zu haben. Mein T-Shirt war zerrissen und verscheiden farbiges Blut klebte daran. Auch meine Hände sahen so aus, als hätte ich viel Spaß mit ein paar Farbtöpfen gehabt. „Hat es sich wenigstens Gelohnt?“ „Ein Mensch gerettet, drei Monster ausgeschaltet.“, meinte ich trocken, „Ja, ich glaube es hat sich gelohnt.“ Sie schüttelte nur mit dem Kopf. Ja, es hatte sich wirklich gelohnt. Nicht nur, dass ich ein Leben gerettet habe, ich konnte auch das Biest besänftigen. Das war auch der Hauptgrund für meine Art der Arbeit. Hätte ich diese Ventil nicht, wäre das Biest bestimmt schon ausgebrochen. „Wie lange willst du in diesen versifften Klamotten noch herum rennen?“, fragte meine Mum neugierig. „Nicht mehr lange.“, entgegnete ich trocken und machte mich auf den Weg ins Bad. Eine Gründliche Dusche und ein paar neue Klamotten später lag ich auf dem Findling. Die Flügel ausgebreitet badete ich in der Sonne. Die Wärme der Sonnenstrahlen schien bis in meine Knochen zu wandern. Hätte ich heute Abend nicht noch einen Termin mit dem Crimson Tears, wäre ich eingeschlafen. „Du Sonnenanbeter.“, scherzte Meine Mutter. Ich öffnete die Augen und schielte sie an. Sie lag in einer Gartenliege und genoss das Wetter genauso wie ich. „Fass dir an die eigene Nase.“, erwiderte ich schnippisch. Prompt hob sie die Hand und legte sich den Zeigefinder auf die Nasenspitze. Ich musste Grinsen. Freizeit war doch einfach etwas tolles. „Soll ich dich dann wecken?“, fragte sie neugierig. „Nicht nötig, ich döse doch nur.“, erwiderte ich gähnend. Sie kicherte und reckte sich. „Dann weck mich, wenn die Sonne weg ist.“, meinte sie, griff sich ihren Strohhut und legte ihn auf ihr Gesicht. Bei dieser Unverschämtheit musste ich Grinsen. Kopfschüttelnd schloss ich die Augen und lies mir weiter die Sonne auf den Pelz brennen. Schlagartig war ich wieder im Hier und Jetzt. Aber entgegen allen Befürchtungen waren keine Dämonen oder Einbrecher in der Nähe. Eine Sekunde Später wusste ich den Grund meines abrupten Erwachens. Die Sonne war weg und kein Sonnenstrahl drang mehr in den Garten. Ich sah hinauf in den Himmel und erkannte nur noch graue Wolken. Anscheinend meinte es der Tag doch nicht so gut mit mir. Stöhnend streckte ich mich und versuchte meine tauben Glieder wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Immer das selbe mit dir.“, hörte ich meine Mutter und das klacken der Liege. „Wie würdest du dich fühlen, wenn du ein paar Stunden auf einem Stein dösen würdest?“, fragte ich neugierig. „Wenn ich das tun würde, wüsste ich’s.“, entgegnete sie lächelnd und verschwand im Haus. Ich rollte mich auf den Rücken und betrachtete den Grauen Himmel. Und ich fragte mich, ob das ein schlechtes Omen sein könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)