Alles wird gut von Pei-Pei ================================================================================ Kapitel 1: Alles wird gut ------------------------- Die Idee zu diesem One Shot ist mir beim Kapitel schreiben für meine andere Fanfic gekommen. Das Lied, das ich dabei gehört habe, trägt den gleichen Titel wie der One Shot (Alles wird gut – Luxuslärm) und hat mich dazu inspiriert. Ein kleines Zwischenspiel bis ich mit dem nächsten Kapitel zu meiner Fanfic Unerkannt fertig bin. Ich hoffe, dass es einigen von euch gefallen wird und ich eure Meinung dazu zu lesen bekomme. Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht eure Pei-Pei ^^ ~~~~~~~~~~~~~~ Alles wird gut *** - Alles wird gut. - Wenn ich diesen Satz, diese drei Worte heute höre, entweicht mir nur noch ein sarkastisches Lächeln. Ich kann mich dagegen nicht erwehren, will es auch nicht tun. Das war nicht immer so. Zu Anfang brach ich bei diesem Satz immer in Tränen aus. Ungehindert rann mir die salzige Flüssigkeit über meine Wangen um in perlenförmigen Tropfen in Richtung Boden zu fallen, während ich einer wild gewordenen Bestie gleich vergeblich versuchte, dagegen anzukämpfen. Ich wollte kein Mitleid, hatte es so satt. Niemand konnte mir helfen, egal wie sehr sie sich auch bemühten. Nach einer Weile füllten sich meine Augen nur noch mit Tränen, doch besaßen sie nicht mehr die Kraft, nach draußen zu dringen, trübten nur noch meinen Blick. Und jetzt, nach fast drei Jahren, sind die Tränen vertrocknet und dieses Lächeln ist zu meinem ständigen Begleiter geworden, genauso wie der Fleck in meinem Herzen, der einer Einöde gleicht. Jeder glaubt, dass es mir besser geht, dass ich darüber hinweg bin, nach vorne schaue. Endlich, nach all der Zeit. Und ich lasse ihnen den Glauben, möchte ihnen nicht noch mehr Kummer bereiten. Fast drei Jahre. Ich seufze bei diesem Gedanken und spüre, wie mein Herz schwer wird, der Druck auf meine Brust zunimmt. Der derzeit noch schwarze Horizont, der von meinen Augen fixiert wird, verschwimmt und ich kehre zurück. ~ „Shikon no Tama, ich nenne dir meinen Wunsch“. ~ ~ „Shikon no Tama. Verschwinde. Für immer und ewig!“ ~ Mit Aussprechen dieses Wunsches endete, was an meinem 15. Geburtstag begonnen hatte. Die Suche nach den Shikon no Kakera und der Kampf um den Shikon no Tama. Ich spüre seinen Arm, den er beschützend um mich gelegt hat, die Wärme seines Körpers, seine Stimme, die im hellen Licht, das um uns fließt, erklingt, meine Frage beantwortet. ~ „Es ist vorbei, nicht wahr?“ ~ ~ „Hai, es ist vorbei.“ ~ Das Bild verwischt, ein anderes legt sich darüber. Dunkelheit. Undurchdringliche Dunkelheit. Sofort weiß ich, was ich da sehe und eine unerbittliche Kälte packt nach mir. Ich befinde mich wieder im Inneren des Shikon no Tama, werde von der dort herrschenden Finsternis umschlossen. Ich fühle, wie Angst in mir aufwallen will. Doch ich dränge sie zurück. Das ist nicht die Realität. Es ist nur eine Erinnerung. Alles was mir geblieben ist, Erinnerungen. Ich hebe meinen Kopf, entdecke den Shikon no Tama, der über mir schwebt, dann ein Licht unmittelbar vor mir und mein Herzschlag beschleunigt sich. Silbernes Haar. Das Rot seines Haoris leuchtet förmlich in der Dunkelheit. Wie aus dem Nichts ist er plötzlich vor mir aufgetaucht. Die Sorge, die in seinen goldgelben Augen liegt, wird von der Sanftheit und Freude erlöst, die sich dort hineinbetten. „Kagome.“ „Inu Yasha“, flüstere ich leise, voller Erleichterung. Kaum gesprochen, spüre ich seine Lippen auf den meinen. Du bist keine Illusion, legt sich in meinen Kopf. Nein, damals war er keine Illusion. Damals war es die Realität. Doch hier und jetzt ist es nur noch eine weitere Erinnerung. Es scheint als wäre die Zeit eingefroren. Ich stehe da, betrachte was meine Augen erfassen. Ein Standbild - Inu Yasha und ich in einer Umarmung. Wir, die sich innig küssen. Ein Kuss. Nach all der Zeit. Unser erster Kuss, der auch unser einziger bleiben wird. Bitter beiße ich mir auf die Lippen, spüre den Sog, der mir andeutet, dass ich gleich zurückkehren werde, was ich nicht will. Ich versuche mich zu widersetzen. Klammere mich mit all meiner Kraft an das Bild. Ich will nicht! Denn ich weiß, wenn ich meine Augen öffne, mein Verstand sich wieder klärt, bin ich wieder alleine. Die Leere wird wieder da sein. Ich will nicht zurück! Hier, in meinen Gedanken sind wir zusammen, in meinen Träumen steht er immer noch neben mir. Er ist da, sieht mich an, lächelt mir entgegen. Ich will bei ihm bleiben, an seiner Seite. Ich habe es ihm doch einst versprochen! Und Versprechen bricht man nicht. Doch der Sog ist übermächtig. Das Bild zerschellt in tausend Bruchstücke, wie die gläserne Oberfläche eines Spiegels. Zeigt mir damit auf, dass ich niemals wieder seine Nähe spüren werde. Widerwillig hebe ich meine Lider an. Und obwohl ich es bereits zuvor gewusst habe, trifft mich die Einsamkeit wie immer, wenn ich zurückkehre mit voller Wucht. Ein Zittern überfällt mich. Meine Finger krallen sich in die Fensterbank. Ich bin alleine. Ich kann nicht mehr durch die Zeit reisen. So wie ich immer alleine war, seit dem er mich verlassen hat. Ein Keuchen entweicht meinem Mund und ich schüttle meinen Kopf, sperre damit die Erinnerung, die in mir aufwallen will, in die entlegenste Ecke meines Bewusstseins. Erleichtert darüber, dass es funktioniert, atme ich aus. Spüre wie sich meine Lunge ächzend zusammenzieht, sich dann wieder ausdehnt. Es ist schlimm genug, dass ich diesen Moment – in dem ich ihn für immer verlor - einmal erleben musste, möchte ihn in meinen Gedanken nicht noch einmal durchleben müssen. Und bis jetzt ist es mir immer und immer wieder aufs Neue gelungen zu entkommen. Doch die Erinnerung daran will einfach nicht verschwinden. Existiert genauso farbenfroh und nahezu real wie meine anderen Erinnerungen, die ich wie ein Schatz hüte. Und so gern ich mir wünschen würde, dass diese verschwindet, weiß ich, dass dies niemals der Fall sein wird, denn alles ist fest miteinander verwoben. Die Schwärze beginnt sich in ein mattes Blau zu verwandeln. Es ist derzeit kaum zu erkennen, eher zu erahnen. Doch ich weiß, dass es nicht mehr all zu lange dauern wird bis die Dunkelheit vollkommen ihren Rückzug antreten muss. Meine Augen beginnen zu brennen, drängen, dass ich meinen Kopf zur Seite neige, etwas anderes als der Horizont in ihr Sichtfeld tritt. Doch ich weigere mich, blinzele mehrmals um das Brennen zu vertreiben. Mein Blick bleibt stur dorthin gerichtet, wo er sich die ganze Zeit über bereits befunden hat. ~ Alles wird gut. ~ Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe, seit dem ich wieder mein normales Leben aufgenommen habe. Ein Leben, das mir eigentlich vertraut sein sollte, das mir jedoch selbst jetzt, nach fast drei Jahren, in denen ich nicht mehr durch den Brunnen reise kann, fremder erscheint als jemals zuvor. Ein Leben, von dem ich mich mit jedem Tag immer weiter entferne, je mehr ich versuche mich Tag für Tag wieder dort wohl zu fühlen. Zu Beginn habe ich mich schier geweigert meinen gewohnten Alltag aufzunehmen. Zwei Wochen lang habe ich mich in meinem Zimmer verschanzt. Nichts und niemand konnte mich dazu bewegen meinen Zufluchtsort zu verlassen. Mir war es egal welche abstruse Krankheit sich mein Großvater wieder ausdachte. Von mir aus hätte er auch sagen können, dass ich verstorben sei. Dann, eines Tages wurde ich gefragt, was Inu Yasha dazu sagen würde. In diesem Moment hatte ich nahezu panisch aufgeschrien und mir mein Kissen an die Ohren gequetscht. Ich wollte weiterhin in meiner Trauer, meinem Kummer leben, doch es war zu spät. Die Antwort auf diese Frage drängte immer weiter nach oben, bis sie die Oberfläche durchbrach und ich nicht anders konnte. ~ „Alles wird gut.“ ~ Meine Mutter sagte diese drei Worte zu mir als ich das erste Mal nach seinem Verschwinden meine neue Schuluniform trug, im Begriff war, das Haus zu verlassen. Ich tat, was ich tun musste – weiter gehen. Irgendwie, auch wenn ich nicht wusste, wie das alles funktionieren sollte. Als Ayumi, Yuka und Eri freudestrahlend auf mich zugelaufen kamen, stoppte ich, trat einen Schritt nach hinten, wollte mich umdrehen, einfach los rennen. Es war verstörend. Die Welt drehte sich einfach so weiter, als ob sie nicht bemerkt hätte, dass da jemand fehlte. Die Person an meiner Seite fehlte, die ich über alles liebte. Aber wie sollte sie auch, er gehörte nicht hier hin. Wie sollte sie bemerken, dass er fehlte, wenn er in dieser Zeit nicht einmal existierte. Er existierte nicht im Hier und Jetzt. Ich kann Inu Yasha nicht mehr sehen. Die Zeit verging und ich verstand. Ich lebte. Ich lebte weiter für ihn. Weil ich wusste, dass er nichts anderes akzeptieren würde. Er es nicht sehen wollte, dass ich schwach war. Also kämpfte ich Tag für Tag – ganz alleine seinetwegen. ~ Alles wird gut.“ ~ Auch meine Freundinnen versuchten mich mit diesen Worten aufzurichten, als sie erfuhren, dass es Inu Yasha und mich – zusammen – niemals wieder geben sollte. Selbst heute höre ich diesen Satz von Zeit zu Zeit noch aus dem Mund meiner Freundinnen, die es jedoch inzwischen aufgegeben haben, mir zu beweisen, dass es auch noch andere Männer auf dieser Welt gibt. Ich weiß, dass sie es nur gut gemeint haben, doch für mich gibt es kein Zurück mehr. In meinem Herzen wird niemals jemand anders einen Platz finden. Und derzeit hat der Satz eine völlig andere Bedeutung. Ist sozusagen ihr Mantra geworden für die bevorstehenden Prüfungen. „Alles wird gut.“ Sein Gesicht erscheint vor mir. Ich höre seine Stimme klar und deutlich. Wie er meinen Namen spricht, seine Hand nach mir ausstreckt. Dieser Satz aus seinem Mund Ich erschrecke. Noch niemals zuvor ist er mir so erschienen. Dazu gibt es keine Erinnerung! Mein Herz setzt eine Sekunde lang aus, stolpert über sich selbst, landet auf dem Bauch, rappelt sich auf, um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Was hat das zu bedeuten? Geboren, um dich zu treffen. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Ein Lächeln, dass sich schon seit Jahren nicht mehr gezeigt hat. Irritiert wende ich mich von meinem Fenster ab, sehe in den Spiegel hinein. Doch das Erstaunen, dass ich verspüre, tritt nicht nach außen. Das Lächeln weicht nicht. Meine Augen strahlen mir offen und klar entgegen, fast so, als hätte mein Spiegelbild eine Erkenntnis erlangt, die ich jedoch noch nicht gefunden habe. Ein Licht lenkt mich ab, lässt meine Augen wieder aus dem geöffneten Fenster gleiten. Der Horizont erstrahlt in flüssigem Gold, die Dunkelheit ist völlig vertrieben worden. Immer noch liegt das Lächeln auf meinem Gesicht als ich näher ans Fenster heran trete, mich hinaus lehne, jetzt endlich dem Wunsch meiner Augen nachkomme, Goshinboku ansehe. Der Ort unseres ersten Zusammentreffens. ~ Alles wird gut. ~ Genau dieser Satz legt sich in meine Gedanken, doch dieses Mal bleibt der Sarkasmus fern. Ich weiß nicht warum, aber gerade fühlt es sich so an, als würde dieser Satz in nächster Zeit in Erfüllung gehen. Mein Lächeln wird intensiver. Ja, vielleicht finde ich wirklich bald die Antwort, die ich die ganze Zeit über suche. Die Antwort darauf, wie es weiter gehen soll – nicht einfach irgendwie weiter leben, sondern richtig zu leben. Vielleicht wird doch noch alles gut. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)