Wenn das Schicksal dir eine neue Aufgabe erteilt von DemonicSister (Und du dafür zuerst vergessen musst) ================================================================================ Kapitel 12: Von Banshees und Kälte ---------------------------------- Kapitel 12: Von Banshees und Kälte Es pochte an der Tür. Die Weißhaarige sah kurz auf, runzelte die Stirn. Sie hatte doch gesagt, dass sie nicht gestört werden wolle, jedenfalls nicht, bis… „Herein.“, hallte ihre ebenso geisterhafte, aber gleichzeitig durchdringende Stimme durch den Raum. Die mit Ornamenten verzierte Tür schwang auf, eine ihrer Untergebenen trat ein, demütig war ihr Kopf gesenkt. Bevor sie Gelegenheit bekam, sie anzuschnauzen, trat diese beiseite. Ihr fiel auf, dass zwei Gestalten ihr folgten, ein Todesengel und eine Magierin, deren Gesicht ihr merkwürdig bekannt vorkam. Aber war sie nicht… „Mistress, diese beiden wurden von Markesh, dem Häuptling der Umanimalo, zu Euch gesandt.“, erklärte die Banshee vor ihr unterwürfig. Ihre Stimme war leise, ein Hauch von Furcht schwang darin mit. Kurz nickte sie ihrer Dienerin zu, woraufhin sie sich entfernte und die Tür hinter sich schloss. Geräuschlos schwang sie zu, nicht einmal ein leises Klicken gab das Schloss von sich. Lange Zeit musterte sie ihre beiden Gäste eindringlich, doch weder der junge Mann, der offensichtlich ein Todesengel war, noch die Frau, die Magierin, zeigten eine Regung. Nein, sie hatte sich mit der Frau getäuscht, sie würde nie so reagieren. „Wer seid ihr?“, fragte sie kurz angebunden, ihre Stimme war kalt wie Eis. Nach wie vor schwiegen beide, als sie schon die Geduld verlieren wollte, antwortete der Todesengel ihr: „Auch wenn Ihr uns beide eigentlich noch erkennen solltet, Talu ´tah, stelle ich uns dennoch vor. Mein Name ist Corbinian, dies ist Leandra.“ Die Augen der Banshee weiteten sich für einen kurzen Moment kaum merklich, doch es fiel ihm auf. Er wusste, dass sie ihm wohl nicht wirklich glauben würde. Und in ihrer nachfolgenden Reaktion sah er sich bestätigt. „Das ist unmöglich! Leandra ist tot!“, fuhr sie ihn an, sie war aufgesprungen. Klappernd kam der Stuhl auf, der bei ihrem Ausbruch umgekippt war. Misstrauisch beäugte sie die beiden erneut. Die Todesfee war um ihren großen Schreibtisch herumgegangen, wobei sie mehr über den Boden schwebte, als ging. Ihr langes Kleid, das aus schwarzem Satin bestand und sich eng an ihren Körper schmiegte, war bodenlang und war von den Knien an sehr weit ausgestellt. Es zeigte ein schönes Dekolleté, ließ ihre Schultern frei, hatte aber dennoch lange Glockenärmel. Das weiße Haar war zu einem Knoten in ihrem Nacken geschlungen, wie er es in Erinnerung hatte. Leandra stand derweil seelenruhig neben ihm und schien komplett desinteressiert. Eigentlich ja nicht einmal das. Unnahbar. Ja, das traf es besser. Ihre Miene war ausdruckslos, bis jetzt hatte sie noch kein einziges Wort gesagt. Seine andere Hälfte war ja noch schweigsamer als er selbst, Himmel, das konnte ja noch was werden! Talu ´tah schritt derweil um die beiden herum, einmal, zweimal, dreimal. Schließlich blieb sie vor der Schwarzhaarigen stehen, nahm den Saum der Kapuze zwischen ihre extrem schlanken, ja beinahe schon knochigen, Hände. Ruhig ließ die Magierin sich die Kapuze nach hinten streifen. Scharf sog Talu ´tah nun die Luft ein. Ohne weitere Umschweife wandte sie sich an ihn, ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengt. „Was ist geschehen?“ Nachdem der Weißhaarige einen knappen, kurzen Bericht abgegeben hatte, nickte die Banshee bedächtig. Unvermittelt löste sie sich in schwarzen Nebel auf, der sich auf dem Stuhl, der wie von selbst wieder stand, materialisierte. Im gleichen Moment erschienen zwei weitere Sitze, die wie die Todesfee aus schwarzem Nebel erschienen. Einige Augenblicke waberte der düstere Rauch in der Luft, ehe er komplett verschwunden war. Mit einer galanten Bewegung ihrer fahlen Hand deutete Talu ´tah ihnen, Platz zu nehmen. Schweigend kamen sowohl er, als auch die Schwarzhaarige ihrer Aufforderung nach. Ihr Blick schwankte zwischen den Beiden hin und her. „Also, Leandra hält derzeit deine Erinnerungen in sich. Wie lange schon?“, fragte sie ohne Umschweife. „Fünf Tage.“, kam die knappe Antwort. Bedächtig nickte die Banshee. Lange ruhten ihre Augen auf Leandra, ehe sie sich wieder an Corbinian wandte: „Ich hätte da eine Möglichkeit, aber sie ist gefährlich.“ Die Augen des Weißhaarigen verengten sich. „Inwiefern?“ „Wenn es nicht funktioniert wird sie sterben, was aber auch passieren könnte, wenn es funktioniert.“ „Und was für eine Möglichkeit ist das?“, durchschnitt Leandras Stimme kalt und fordernd förmlich die Luft. Kurz blickte beide Weißhaarigen sie unmerklich irritiert an. Die Banshee hatte sich im selben Augenblick wieder gefangen und antwortete ihr: „Ich werde dich zu einer Dienerin Nocturnums weihen. Dann werden deine Erinnerungen zu dir zurückkehren. Bevor das jedoch möglich ist, übertragen wir die Erinnerungen wieder auf ihn zurück.“ Wobei sie dabei auf den Todesengel deutete. „Das bedeutet?“, hakte nun der eben erwähnte nach. Seufzend faltete Talu ´tah ihre Hände, stützte ihre Ellbogen auf dem Tisch ab und legte ihr Kinn auf ihre Hände. „Wenn es gelingt wirst du so etwas ähnliches sein, wie eine Todesfee. Aber nicht direkt zu einer werden, das ist bei dir durch deine Fähigkeiten schlichtweg nicht möglich.“ Jetzt zog die Schwarzhaarige eine Augenbraue hoch. Allerdings machte sie keine Anstalten, noch etwas zu sagen. Innerlich seufzte die Banshee erneut, ihr war dieser Persönlichkeitszug bei dem jungen Mann ja schon lästig, aber zwei vom gleichen Kaliber, wobei der Kerl weniger schlimm war als sie… Hätte sie nicht eine solch große Selbstbeherrschung und schon viel zu viel gesehen, in ihrem fünftausend Jahre weit übersteigenden Leben, sie wäre verführt gewesen, sich die Haare zu raufen. Wenn sie nicht zu einem Knoten gebunden wären. „Durch deine Verbindung zu sowohl lichten, als auch dunklen Göttern, kannst du nicht zu einer Banshee transformiert werden. Außerdem müsstest du dafür zwingenderweise sterben. Mal abgesehen davon, dass du auch nicht alle Fähigkeiten, die uns zu Eigen sind, erlangen wirst. Welche es jedoch sein werden – wenn es überhaupt gelingt – kann ich dir auch nicht sagen. Bisher ist jeder mit deinen Voraussetzungen bei dieser Weihe gestorben.“ Auch wenn seine Miene nichts verriet, sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Ihm war mehr als mulmig zumute, doch ohne eine Regung fragte er schließlich, was ihm auf der Zunge brannte: „Und wie viele waren das?“ Kurz überlegte Talu ´tah. Sie wusste, dass der Todesengel sehr an Leandra hing, doch wie immer verriet er nichts von sich. Irgendwie glaubte sie, dass Leandra etwas geahnt haben musste, doch hatte die Magierin in ihrem alten Leben ihn nie bedrängt. Ob ihr klar gewesen war, dass er wenn von sich aus auf sie zugehen musste? Denn die Todesfee wusste, dass er, obwohl sie ihm mehr als wichtig war, die Schwarzhaarige von sich gestoßen hätte, wäre sie noch weiter auf ihn zugegangen, als ohnedies schon. „Es waren genau zwölf Kandidaten.“, lautete ihre förmliche Antwort, die sehr trocken klang. Vier Tage waren jetzt vergangen, Leandra hatte er seither nicht mehr gesehen. Sie ging ihm nach bestem Wissen und Gewissen aus dem Weg. Er hatte noch vorgestern versucht, mit ihr zu reden, ihr vor allem aber die Weihe auszureden. Aber sie hörte nicht auf ihn. Seit sie ihn in ihrem letzten Gespräch so angefahren hatte, ließ er sie ihn Ruhe. Morgen, bei Neumond, würde es soweit sein. Corbinian raufte sich die Haare. Herrgott! Was war seine andere Hälfte auch so stur! Kaum hatte sie – oder er selbst? – sich entschieden, beharrte sie darauf! War ihr denn nicht klar, was auf dem Spiel stand? Dass sie, was ihm mehr als wahrscheinlich erschien, sterben könnte? Sogar würde? Den ganzen Tag schon lief er in seiner Unterkunft auf und ab, doch seine Unruhe nahm nur immer mehr zu. Wenigstens musste er hier seine Maske nicht aufrecht halten, doch dafür hatte er das Gefühl, langsam aber sicher wahnsinnig zu werden. Seufzend ließ er sich schließlich an dem Tisch vor dem einfachen Bett nieder. Während seine Sorgen immer größer und sein Herz immer klammer wurde, klinkte sich sein Verstand immer mehr aus. Auch wenn er ganz genau wusste, dass es nur diese Möglichkeit gab, er wollte es nicht wahrhaben. Es gab sicher, nein, musste hundertprozentig eine andere Lösung geben. Doch so sehr er nachdachte, er seufzte resigniert, als er keine fand. Ihm war bewusst, dass es nur einen gab, der ihm hätte helfen können, doch der war zum einen nicht mehr in dieser Welt, zum anderen hatte er den größten Teil seiner Kräfte eingebüßt. „Ach, Athanasius, wenn ich wenigstens deinen Rat suchen könnte…“, murmelte er, als er sich auf seinen Knien abstützte und den Kopf hängen ließ. „Yaken, Rin, ich habe gute Neuigkeiten!“ Gespannt horchten der Grünling und das Mädchen auf. Schnell kamen sie wieder in die Hütte Totosais, über dem Tisch sammelte sich wieder Rauch. Im Moment konnten sie nur beobachten, doch sie hätten auch keine Ahnung gehabt, was sie tun sollten, wären sie auch in der anderen Welt gelandet. Aber die Hilflosigkeit machte vor allem dem Kappa zu schaffen. Er gab es zwar nicht zu, aber er machte sich große Sorgen um seinen Meister. Als sie erfahren hatten, dass die Miko seinen Meister gerettet hatte, waren beide mehr als erleichtert. Wenn er nur daran dachte, was diese Hexe seinem Herrn angetan hatte… Er erschauderte. „Was ist denn, Totosai-sama?“, fragte Rin mehr als neugierig. Yaken schüttelte darüber nur den Kopf. Wie konnte sie bloß so fröhlich bleiben? „Also, Sesshoumaru hat seine andere Hälfte gefunden. Was mir jedoch mehr zu denken gibt, ist die Weihe, der Leandra sich unterziehen soll. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich keine andere Möglichkeit gesehen hätte, denn der andere Weg ist noch um einiges riskanter. Nicht körperlich unbedingt, aber auf geistiger Ebene schon.“, führte der Schmied aus. „Wen interessiert denn schon dieses unwürdige Menschenweib?! Was ist mit dem Meister los?!“ Lautlos seufzte der Alte. Zwar konnte der Kröterich nicht anders, aber er verstand wohl immer noch nicht, wieso Leandra so wichtig war. Nur sie konnte den Rubiscaya wieder zusammensetzen und mit Hilfe des Shikon no Tamas beiden Welten aus ihrer Misere helfen. Wenn sie sterben sollte, dann war er sich sicher, dass beide Teile der Erde nicht wiedervereint werden würden, sondern für alle Zeiten vergehen. Aber ja, der Weltuntergang schien weniger wichtig als sein Meister. Dennoch verpasste er dem Grünling keine Kopfnuss, wie er es an und für sich vorgehabt hatte. „AU! WAS FÄLLT DIR EIN?!“, hörte Totosai ihn dann krähen, während er sich den Kopf hielt, auf dem eine ansehnliche Beule erhob. Er schmunzelte. Anscheinend hatte Rin die gleiche Idee gehabt, wie er selbst, doch im Gegensatz zu ihm in die Tat umgesetzt. Jedesmal, wenn der Kappa Kagome beleidigte, bekam er von dem kleinen Mädchen eine verpasst. Sie konnte es absolut nicht leiden, wenn er sie beschimpfte. „Also wirklich, Yaken, immerhin hat Kagome-sama dem Meister das Leben gerettet! Und wenn sie stirbt, wer soll denn diese schreckliche Frau aufhalten?“ Wie hieß es doch so schön – Kindermund tut Wahrheit kund. Spät in der Nacht hörte er, wie es an seiner Tür klopfte. Ohne, dass er etwas sagte, schwang dieselbe auf und die Bansheeanführerin betrat den Raum. „Es wird Zeit. Folge mir.“, sprach sie, ehe sie sich wieder umwandte und davonschwebte. Rasch erhob sich der Todesengel, dessen Mienenspiel wieder von seiner Maske versteckt wurde. Als er aus dem Haus, in welchem seine Räumlichkeiten lagen, trat, erblickte er noch mehr der dunklen Feen, die sogar von den Untoten gefürchtet wurden. Galant schwang Talu ´tah, die die Spitze des Zuges anführte, sich auf ihr Ross, im Damensitz thronte sie auf dem eindrucksvollen Tier. Neben ihr war Leandra, die ebenfalls schon auf Oonagh saß. Hinter ihnen, in zwei Reihen, standen sechs Todesfeen, komplett in Weiß gekleidet, nur ihre Mäntel waren dunkel, wie auch die der anderen. Es waren Nocturnums Priesterinnen, die offensichtlich von Kriegerinnen flankiert wurden, die ebenfalls dem Tempel dienten. Schweigend schloss er zur Spitze auf, stellte sich neben die Banshee. Kurz sah er zu der Schwarzhaarigen, die ihm lediglich einen kurzen, eisigen Blick schenkte und dann wieder nach vorne schaute. Es versetzte ihm einen erneuten Stich ins Herz, doch er zeigte es nicht. Was hätte es auch genützt? Außerdem brauchte es niemanden zu kümmern, wie er fühlte. Es ging niemanden außer ihn etwas an. Na ja, fast, aber die einzige Person, der er sich je hatte öffnen können, kannte ihn nicht mehr. War nicht mehr die, die sie einst gewesen war. „Wir brechen auf.“ Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, nahm jedoch schnell an Geschwindigkeit zu. Bald darauf hoben die Pferde ab, flogen durch die kalte Nacht. Auch Corbinian schwang sich in die Luft, doch er blickte sich kurz um, wie der Rest der Truppe ihnen folgen sollte. Da sah er, wie sie sich ganz ohne Flügel erhoben und hinter ihnen herschwebten. Ob es mit ihrem besonderen Dienst im Namen der dunklen Göttin zusammenhing? Einige Zeit zog die trostlose Sumpflandschaft unter ihnen hinweg, ehe die Bäume sich verdichteten und sie niederer flogen. Der Wald um sie herum wurde dichter, das Netzwerk von Ästen und Zweigen war mittlerweile so dicht, dass man den Himmel über ihnen kaum noch sehen konnte. Zielstrebig folgten sie einer Allee, doch kein einziger der Bäume hatte Blätter, geschweige denn, dass sie lebendig ausgesehen hätten. Corbinian merkte, wie sie langsamer wurden, doch Talu ´tah machte keine Anstalten, zu landen. Als er schon der Meinung war, selbst mit seinen scharfen Augen gleich nichts mehr erkennen zu können, hörten die Bäume schlagartig auf. Noch mehr wurde das Tempo gedrosselt, ehe sie schließlich hielten, immer noch in der Luft. Vor ihnen erstreckte sich eine Senke, an deren Grund ein riesiges Gebäude stand. Große Säulen markierten den Eingang, sie zeigten eine Frau, gehüllt in einen Umhang, das Gesicht konnte man nicht einmal ansatzweise erahnen. Dort, wo vermutlich ihre Augen waren, brannten in den Statuen blaue Feuer, doch ihr Widerschein erhellte kein Gesicht, spendete keinerlei Licht. Schweigend übernahmen nun die Priesterinnen die Führung, während die Kriegerinnen entschwanden und sich rund um den Tempel verteilten. Ohne ein Wort folgten sie den Dienerinnen Nocturnums, näherten sich dem Gebäude, dessen Ausmaße ihnen wohl ohnedies die Sprache verschlagen hätten, hätte überhaupt einer ein Wort gesprochen. Corbinian ahnte, dass ihm eine schwere Prüfung bevorstand, dennoch war er sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Ihm war klar, dass die Erinnerungen von seinem anderen Leben nun sehr bald wieder auf ihn überfließen würden, aber es nagten starke Zweifel an ihm. Auch wenn er es nicht aussprach, er machte sich sehr große Sorgen um Leandra. Auf der einen Seite war ihm bewusst, dass er SEINE Leandra nie wiederbekommen würde, wenn sie diese Möglichkeit nicht wahrnahmen, aber auf der anderen Seite hatte er große Angst, sie endgültig zu verlieren. Ihm war desweitern mehr als klar, dass er ebenso sein Leben verlieren könnte, doch komischerweise kratzte dies kaum an ihm. Ja, wenn er ehrlich war, es kümmerte ihn nicht, ob er überlebte oder starb. Hauptsache es würde seiner Liebsten gut gehen. Allerdings wusste er ebenso, dass er nicht viel tun konnte, außer mitzuspielen. Es ging in diesem Fall nicht um ihn, er konnte nichts tun, außer dabei zu sein. Und das war, was ihn am Meisten störte. Egal, was auch passieren mochte, er konnte nichts, absolut NICHTS tun. Dennoch… Obgleich ihm unwohl war, er klagte nicht. Was hätte es auch schon genutzt? An Leandras Willen, den Plan umzusetzen, konnte er nichts ändern. Er hatte gespürt, dass seine andere Hälfte ebenso stur war, wie er, wenn nicht sogar noch dickköpfiger. Vor den Toren des Tempels stiegen Leandra und Talu ’tah schließlich von den Pferden ab, auch der Todesengel landete und legte die Flügel an. Sie verschwanden nicht mehr, seit er sie in der letzten Zeit öfter entfaltet hatte. Weiterhin schweigend näherten sie sich dem großen Tor, auf dessen mattschwarzen Holz seltsame Zeichen eingeschnitzt waren. Er hatte sie schon öfter gesehen, auch in der Stadt waren sie ihm aufgefallen, sie waren Symbole der Treue der Banshees ihrer Göttin gegenüber. Hinter den Priesterinnen, die sich im Halbkreis um das Tor aufgestellt hatten, blieben sie stehen. Warteten. Die hoben nun ihre Hände gen dem schwarzen Holz, als zuerst nur ganz sacht, dann immer stärker, bläuliche Flammen von ihren Händen zu der Tür wanderten. Als das ganze Tor nun aussah, als würde es von blauem Feuer verzehrt, ging ein Ruck durch das Holz, es schob sich knirschend in die Höhe. Lautes Knacken war zu hören, als es oben im Torbogen einrastete, nicht mehr sichtbar für die Augen. Wie in einer Prozession ordneten sich die Priesterinnen in zwei Reihen an, wobei sie die drei in ihre Mitte nahmen. In aller Stille schritten sie nun in die große Halle, wie von Geisterhand entzündeten sich an den Trägersäulen und den Wänden Fackeln, deren kränkliches Licht dem riesigen Raum eine unheimliche Atmosphäre gab. Anders als eben war das Feuer von einem dunklen Grün, immer wenn sie eine der Fackeln erreichten, flackerte sie auf. Verstohlen warf Corbinian einen Blick zurück, da bemerkte er, dass das Tor sich herabsenkte, und hinter ihnen erloschen die Flammen wieder, kaum dass sie nicht mehr vonnöten waren. Vor sich konnte er zuerst nur dunkel, aber je näher sie kamen immer deutlicher erkennen, dass sie auf eine Treppe zugingen, die mit sehr niedrigen, breiten Stufen in die Höhe führte. Als sie oben waren sah er, dass sie auf einer Plattform waren, in deren Zentrum sich ein pechschwarzer, glänzend polierter Altar erhob. Er war sehr breit, links und rechts davon sah er auf einem Sockel zwei Schalen, die noch leer waren. Vier der Priesterinnen stellen sich an die Ecken der Plattform, die zwei übrigen platzierten sich neben den Schalen. Kurz hoben die beiden jeweils ihre Rechte und zogen mit der Handfläche einen Kreis über den großen Schalen. Mit einem Mal flackerte leuchtendes, blaues Feuer in den Gefäßen auf, währen in dem gleichen Moment jedes andere Feuer in der Halle verlosch. „Kommt.“, erhob nun Talu ´tah ihre Stimme. Sie führte die Magierin und den Todesengel direkt vor den Altar, der von nahem noch größer war, als er den Anschein hatte. Das Oberhaupt der Banshees deutete auf den schwarzen Steinblock. „Legt euch beide darauf und schließt eure Augen. Den Rest übernehmen wir.“ Wortlos gehorchten sie der Todesfee. Kaum dass er das kalte Gestein unter seinem Rücken fühlte, überkam ihn eine seltsame Müdigkeit, auch wenn er es nicht wollte, er konnte nicht anders, als einzuschlafen. Eine dumpfe Schwärze umfing ihn, als sein Bewusstsein davondriftete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)