Wenn das Schicksal dir eine neue Aufgabe erteilt von DemonicSister (Und du dafür zuerst vergessen musst) ================================================================================ Kapitel 10: Aus eins mach zwei ------------------------------ Kapitel 10: Aus eins mach zwei Es war noch früh am Morgen, die Dämmerung würde erst noch einsetzen, dennoch war er schon länger wach. Herzhaft gähnte der Umanimalo, zwar würde er lieber noch etwas schlafen, aber dafür war er wiederum zu wach. Außerdem sollte der weißhaarige Sesshoumaru heute wieder zurückkommen, insofern Astarthe Recht behielt, aber sie hatte mit keiner ihrer bisherigen Voraussagen falsch gelegen. Und der Löwe nahm an, dass sie nicht heute damit anfangen würde. Leider hatte sie ihm nicht genau sagen können, in welchem Zustand er sich befinden würde, auch war er nicht sicher, inwiefern sich sein Aussehen verändert haben könnte. Nun, natürlich würde er ihn mit Sicherheit erkennen, immerhin sah seine andere Hälfte nicht so stark differenziert aus. Bei weitem mehr Sorgen machte er sich jedoch um sein Gedächtnis. Soweit seine Schamanin es ihm mitgeteilt hatte, waren Leandras Erinnerungen nachdem sie mit ihrer anderen Hälfte verschmolzen war, zwar auf sie übergegangen, aber gleichzeitig hatte sie alle Erinnerungen an jedwede Personen verloren. Na ja, genau genommen nicht ganz verloren, aber es ließ sich am ehesten so beschreiben. Ihre Erinnerungen, sowohl von dieser als auch der anderen Welt, hatten sich in ihr Unterbewusstsein versetzt. Aber nachdem sie die Hilfe von Nocturnum erbeten hatte, war es fraglich, ob sie sie je wieder zurückbekommen würde. Gemächlich erhob er sich, am Morgen brauchte er als erstes eine Tasse Tee, bevor er überhaupt in die Gänge kam. Und er konnte ziemlich ungemütlich werden, wenn er auf das Heißgetränk verzichten musste. Wenn Leandra wach gewesen wäre, hätte sie ihn vermutlich so eingestuft, dass er in der anderen Welt wahrscheinlich ein Kaffesüchtiger wäre, wobei er sie schockiert angeschaut hätte. In dieser Welt war das, was man als Kaffee kannte, ein Nervengift mittlerer Stärke, doch der Schwarztee hatte hier ziemlich die Stellung von den gerösteten Bohnen. Wie erwähnt, sie hätte es gesagt, doch sie war immer noch nicht aufgewacht, sowohl zum Leidwesen Markeshs als auch Astarthes. Eigentlich waren ihre Verletzungen ja schon fast verheilt, sie schlief friedlich, doch sie wachte partout nicht auf. Und die beiden Umanimalo waren mit ihrem Latein am Ende. Deswegen hoffte er inständig, dass Sesshoumaru die Verschmelzung gut überstanden hatte, denn er war im Moment seine einzige Hoffnung auf eine Änderung des Zustandes, in dem die Schwarzhaarige sich befand. Allerdings konnte keiner wirklich voraussagen, wie die Vereinigung wirklich ablief, was dabei passierte, konnte man nur spekulieren. Schlimmer war noch, dass Markesh nicht genau wusste, wie es Athanasius ergangen war. Er hatte den alten Zausel schon vor über zwanzig Jahren aus den Augen verloren, war aber froh, als Leandra ihm erzählte, dass er wohlauf sei. Mehr Gedanken jedoch machte er sich darum, wie er seine Erinnerungen wiedererlangt hatte und vor allem wie viel Zeit vergangen war. Nachdem er sein morgendliches Ritual beendet hatte, erhob er sich und verließ seine Hütte. Auf leisen Sohlen schritt er ohne ein Geräusch zu verursachen das Dorf, zielstrebig Richtung Berg. Kaum hatte er das Tor durchschritten, war er erleichtert. Vor sich, zwar noch einiges entfernt, konnte er den jungen Mann ausmachen. Doch seine Erleichterung wich schnell einer Unruhe, denn er sah selbst auf die Entfernung, dass etwas nicht stimmte. Rasch setzte er sich in Bewegung, seine Furcht wuchs, je näher er dem Weißhaarigen kam. Er schien stark angeschlagen zu sein, nur schwankend schlurfte er vor sich hin. Zwar konnte er keine äußerlichen Wunden entdecken, aber dafür war es auch zu dunkel und der Löwe war noch zu weit weg, um die Lage des Yokais genauer beurteilen zu können. Seine Pfoten flogen nur so über die Erde, nicht umsonst nannte man ihn den Wüstensturm, doch je mehr er die Entfernung zwischen sich und Sesshoumaru überbrückte, desto mehr wuchs sein Entsetzen. Er konnte erkennen, dass er einige Wunden hatte, die zwar nicht sonderlich schwer waren, aber doch waren sie zahlreicher, als er vermutet hatte. Noch einmal erhöhte er sein Tempo, als er sah, wie die Füße des Weißhaarigen nachgaben und er sich einfach fallen ließ. Erst sackte er auf die Knie, doch durch seinen nach vorn verlagerten Schwerpunkt kippte er weiter. Nicht einmal seine Arme nahm er, um sich abzufedern, wie ein nasser Sack fiel er sang- und klanglos um. Dumpf schlug er auf dem Boden auf, rührte sich nicht mehr. Markesh erreichte ihn kaum einen Moment danach, vorsichtig drehte er ihn um. Seine Lider flackerten, sein Atem war sehr flach, einige seiner Schnittwunden waren aufgebrochen und verloren weiteren roten Lebenssaft. Er war kalkweiß, seine Stirn glühte, als Markesh seinen Handrücken dagegen legte. Sachte hob der Umanimalo den Bewusstlosen hoch, er würde wohl Astarthe aus ihrem Schlummer reißen müssen. Ihre Fluchtirade konnte er jetzt schon hören, wobei er sich nicht sicher war, wegen was sie ihn mehr schelten würde. Dass er den Jungen in dieses Himmelfahrtskommando geschickt hatte, oder dass er sie um diese Uhrzeit auf die Idee kam, sie zu wecken? Ja, sie hatte mit ihrem Alter ihre Macken und Eigenheiten, aber er schätzte, er würde für sowohl als auch einen ordentlichen Rüffel kriegen. „Ich habe Euch von ANFANG AN GESAGT, was ich von dieser ÜBERAUS DÄMLICHEN IDEE HALTE!!!“ Ja, sie war mehr als aufgebracht. Seufzend ließ er ihre Schimpftirade über sich ergehen, was blieb ihm auch anderes übrig? Markesh erwiderte nichts darauf, auch er wurde mal lauter, wo es nicht ganz angebracht war. Da sie ihn in seinem Ton nie zurechtwies, ließ er es bei der Schamanin auch auf sich beruhen. „LOS, HOLT MIR SOFORT DIE ANDEREN HER! UND WAGT ES JA NICHT, MIR BIS SONNENUNTERGANG NOCH EINMAL UNTER DIE AUGEN ZU TRETEN!“, donnerte ihre Stimme mehr als geladen durch das ganze Dorf. Wie schnell er doch immer wieder verdrängte, was für ein lautes Organ die Alte doch haben konnte, wenn sie erst einmal so verärgert war. „Wie Ihr wünscht, Schamanin.“, erwiderte er kühl. Es war eine typische Reaktion zwischen diesem seltsamen Paar, wenn man so sagen wollte. Wurde der eine laut und schickte den anderen weg, kam von diesem meist nur die übliche Floskel, die bestätigen sollte, dass man verstanden hatte. Außerdem machte der Ton dem Überreagierenden zumeist gleich klar, was man von seiner Reaktion hielt und beiden war klar, dass sie zur Mittagsstunde wieder zusammen sitzen würden, als ob nichts geschehen wäre. Und natürlich würden sie kein Wort über dieses Spektakel verlieren. Indessen war auch die restlichen Umanimalo des kleinen Örtchens spätestens jetzt wach, und jeder wusste, wessen Stimme so laut gewesen war. Auch diejenigen, die sich zu ihr zu begeben hatten, wussten Bescheid, auch ohne, dass jemand ihnen Bescheid gab. Eiligst kamen die anderen zwei Schamanen – eine Frau und ein Mann – dem Wunsch ihrer Meisterin nach, sie in ihrer jetzigen Laune noch zu verärgern war der Gesundheit mehr als abträglich. Der Löwe zog sich derweilen in seine Hütte zurück und schüttelte den Kopf. Warum nochmal hatte er sie selbst geweckt? Ach ja, der Verletzte. Meine Güte, dass sie immer gleich so laut werden musste. Wenn er die Lautstärke nicht schon gewohnt wäre, alleine durch sein Organ, welches eine ebenso große Lautstärke haben konnte, wenn er schrie, wäre ihm wohl das Trommelfell geplatzt. Das war sogar schon einmal vorgekommen, seitdem hatte er einen Boten weniger und einen Späher mehr. Der arme Tropf hatte fast sein Gehör verloren, in seinem Schmerz hatte er sich auch noch die Zunge abgebissen. Eine mehr als tragische Geschichte, aber ja… Seitdem zog Markesh es vor, die alte Gepardin persönlich zu stören, wenn er damit rechnen musste, dass sie ausrastete. Umgekehrt war es wiederum nicht anders. Es war sozusagen eine stille Abmachung entstanden, um nicht noch weitere Boten oder Bedienstete zu verlieren, die sie beiderseits strikt einhielten. In aller Ruhe ließ er sich in seinem Empfangszimmer nieder. Er wusste, dass im Laufe des Vormittags noch mindestens zwei seiner Späher Bericht erstatten sollten, doch er war sich nie sicher, ob sie wiederkehrten, oder nicht. In diesen gefährlichen Zeiten konnte er so etwas nie voraussagen. Aber immerhin wusste er, wenn einer sterben sollte, so würde er durch den Segen Fendalons, den seine Schamanin ihnen erteilt hatte, wenigstens die ewige Ruhe finden und sich nicht in den Reihen der Untoten. Zumindest tröstlich, zu wissen, dass man nicht später gegen ehemalige Freunde kämpfen musste, die ihrer Sinne und ihres Lebens beraubt waren. Blinzelnd öffneten sich ein weißes und ein schwarzes Auge. In einer fließenden Bewegung setzte sich die junge Frau auf, ihr Kopf neigte sich nach unten, als sie schließlich saß. Langsam blickte sie zuerst nach links, ließ ihren Blick schweifen, wandte ihren Kopf dann nach rechts. Wie ein nicht ganz zugezogener Vorhang hingen ihre Fransen in ihr Blickfeld, verwundert schaute sie nun an sich herab. Sie fühlte sich seltsam. Und irgendwie leicht. Mit einer ungeahnten Eleganz erhob sie sich von ihrem Lager, da stellte sie fest, dass sie rein gar nichts an hatte. Stirnrunzelnd betrachtete sie den Raum eingehender, ehe sie fand, wonach sie suchte. Kaum, dass sie angezogen war, wandte sie sich der Tür zu. Zielstrebig öffnete sie diese. In dem Raum, den sie jetzt betrat, herrschte pure Hektik, doch für sie sah alles aus, als würde es im Zeitraffer laufen, wieso bewegten sich alle so schnell? Und warum klang alles so leise und dumpf und so, als wäre es weit weg? Interessiert beobachtete sie das Gewusel, dem sie sich gegenüber sah, da merkte sie, wie eine Gepardenfrau auf sie zuschritt. Kräftige Hände legten sich auf ihre Schultern und bugsierten sie auf ein Kissen neben einem kleinen Tischchen, worauf allerlei Kräuter durcheinander lagen, ein Mörser, noch mit Kräutern voll und eine Schale, in dem sich die zerstösselten Pflanzen befanden. Neugierig folgte sie der Prozedur, ehe ihr ziemlich schwindlig wurde. Kurz kniff sie die Augen zusammen, presste ihre Hände an ihre Schläfen, als ihre Lider begannen zu flackern und die Umgebungsgeräusche auf sie einstürzten. Langsam nahm sie ihre Hände wieder weg, hielt jedoch in ihrer Bewegung irritiert inne, sie sah aus, wie eine überaus komische Statue, bei der der Bildhauer sich einen ziemlichen Scherz erlaubt hatte. Die Hände immer noch auf der Höhe ihrer Schläfen, nur in der Luft und eine gute Handspanne von ihrem Kopf entfernt, ihre Augen erst starr nach vorne gerichtet, ehe sie von links nach rechts und wieder zurückwanderten. Ihr Mund leicht geöffnet, während ihre Augen etwas weiter geöffnet waren und ihre Brauen ein wenig nach oben gewandert waren. Nochmal blinzelte sie. Ja, sie konnte wieder hören. Und auch das Gefühl der Leichtigkeit war verschwunden. Und alles hatte wieder eine angemessene Geschwindigkeit, der sie folgen konnte. Langsam nahm sie ihre Arme wieder runter, legte ihre Hände flach auf ihren Schoss. Geschwind wuselten die drei Umanimalo um einen jungen Mann herum, der wohl einige Verletzungen davon getragen hatte. Moment… Sie hatte ihn schon mal gesehen. Aber wo… Angestrengt durchforschte sie ihre Erinnerungen, über denen ein merkwürdiger Schleier lag. Sie war in einem Kerker gewesen… dann… in einer anderen Hütte. Ok, soweit klar. Dann? Was war da noch? Genau, dieser Löwe… und auf dem Boden… Wie bei einem Fisch klappte ihr Mund vor Entsetzen auf und zu, als das Bild des grauenhaft zugerichteten Mannes vor ihr auftauchte. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Andererseits – war es überhaupt angebracht, entsetzt zu sein? Verwirrt schloss sie ihre Lippen wieder und dachte nach. Ehrlicherweise hatte sie keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Stumm beobachtete sie die Prozedur, die die Frauen durchführten. Es war später Vormittag, die Sonne schien durch ein Fenster, dessen Vorhang nicht zu gezogen war und blendete sie schon geraume Zeit. Die Schwarzhaarige hatte sich jedoch nicht gerührt, hielt sich auch nicht die Hand vor Augen. Schließlich kamen die Tierfrauen zu einem Ende und die zwei jüngeren, eine Frau und ein Mann, verneigten sich vor der Alten und gingen. Blinzelnd richtete sie ihren Blick auf sie, als diese sich ihr zuwandte. „Na, du scheinst endlich aufgewacht zu sein. Immerhin etwas. Sag, wie geht es dir?“, fragte sie freundlich. Die Angesprochene überlegte. Stirnrunzelnd antwortete sie schließlich: „Ich glaube gut…“ „Inwiefern glauben?“, hakte die Alte nach. Sie musterte sie genauestens, obwohl die Schwarzhaarige nicht ganz verstand, wieso. „Na ja“, begann sie ruhig zu sprechen, „ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mich gut fühlen sollte. Wo bin ich hier überhaupt?“ Astarthe seufzte. Sie hatte ja einiges vermutet, aber sie hatte nicht gedacht, dass es so schlimm um die Kleine stand. Die Schamanin setzte sich ebenfalls an den Tisch und begann, ihre Teekanne vorzubereiten. Heute würde sie ihren Tee auftischen, immerhin war es bald Mittag. Da würden sie und Markesh zusammensitzen wie beinahe jeden Tag. Sie ließ die Schwarzhaarige dabei nicht aus den Augen. Am besten würde es sein, wenn sie das Mädchen mitnahm. Vielleicht wusste der Löwe, was zu tun war. Es war überraschend kühl in dem Raum, zu dem sie der Alten folgte. Sie hatte ihr nur gesagt, dass sie mitkommen sollte, da sie nichts wusste, ob sie etwas dagegen einzuwenden hatte oder sollte, lief sie ihr hinterher. Irgendwie war ihr mehr als seltsam zu Mute. Sie liefen an einigen anderen Umanimalo vorbei, doch sie wusste nicht so Recht, ob sie sie grüßen sollte, oder es besser lassen sollte. Auch war sie sich immer noch nicht sicher, ob sie die Gepardin nach dem jungen Mann fragen sollte. Sie kannte ihn ja nicht. Und irgendwie war sie sich nicht sicher, ob sie besorgt sein sollte, oder nicht. Da saß sie nun also, an einem Tisch mit zwei Tiermenschen, die sie ab und zu etwas fragten, nippte zwischendurch an ihrem Tee und hörte zu. Mehrheitlich sprachen die beiden miteinander, sie hörte, dass es um sie ging, aber irgendwie verstand sie nur Bahnhof. „Verstehe ich das richtig, mit ihren Erinnerungen sind auch ihre Verhaltensweisen verloren gegangen?“, fragte Markesh, so hatte die Alte den Löwen genannt. Die Gepardin, sie hieß Astarthe, nickte nur. Seufzend ergriff der Löwe wieder das Wort: „Und was nun?“ Lange war es still, man hörte nur ab und zu, wie jemand den heißen Tee schlürfte, der nach wie vor aus den Tassen dampfte. Fieberhaft überlegte die alte Frau, was sie tun könnte. Plötzlich erhellte sich ihre Miene und sie begann zu lächeln. Schließlich grinste sie den Löwen an und mit einem fast verschwörerisch klingenden Ton sprach sie nun: „Ich hätte da unter Umständen eine Idee… Also, ich dachte da an Folgendes…“ Es kam der Schwarzhaarigen vor, als ob die Luft im Raum dicker geworden wäre. Greifbar lag Spannung in der Luft, obwohl sie nicht wirklich verstand, warum. Sie wusste nur, dass es um sie ging, aber mehr auch nicht. Lange Zeit ruhte der Blick von beiden Tiermenschen auf ihr, ehe der Löwe sich wieder an die Alte wandte. Er klang nicht wirklich begeistert. „Auch, wenn ich es nicht wirklich gutheißen kann, ich schätze, es bleibt uns keine andere Wahl, nicht wahr?“ Die Gepardin sparte sich die Antwort und schüttelte nur den Kopf. Seufzend warf der Löwe noch einen Blick auf das Mädchen, ehe er der Schamanin zunickte. „Na gut. Macht, war Ihr für Richtig haltet.“ „Gut. Ich werde mich unverzüglich ans Werk machen.“, antwortete sie knapp, bevor sie sich an die junge Frau wandte, „Folge mir.“ Noch lange saß Markesh da, als sie gegangen waren. Ob das gutging? Er hatte keine Ahnung. Ob es eine gute Idee war? Nein, mit größter Sicherheit nicht. Er selbst hielt es für eine mehr als schlechte Idee, aber was sollten sie sonst tun? Er schüttelte den Kopf. Im Stillen beschloss er, im Verlauf des Abends bei ihr vorbeizusehen. Das, was sie vorhatte, würde sich sehr zwar sehr schnell vollenden lassen, doch er fürchtete die Auswirkung davon. Als die Sonne schließlich versank, machte der Löwe sich auf den Weg zu der Schamanin. Ihm graute vor dem, was ihn womöglich erwarten mochte, doch gleichzeitig war er neugierig. Eher schlurfend, als schreitend, brachte er den Weg hinter sich, wobei er dabei um einiges länger brauchte, als üblich. Er atmete einmal tief durch, als er vor ihrer Hütte stand. Das Schamanengebäude war ein sehr Besonderes, denn im Gegensatz zu den anderen, hatte es eine eckige Grundform, keine runde. Und nur der Hauptraum stand sozusagen frei und hatte ein Dach. Es war nämlich zum Teil in den Fels der Schlucht geschlagen worden, außerdem hatte es eine Verbindung zu einer kleinen Höhle, in der ein Wasserfall in einen kleinen Teich mündete. Das Wasser des Teiches wiederum floss unterirdisch dann in den Fluss, doch durch seine Besonderheit war es ein Raum von großem magischem Potenzial. Zielstrebig nahm er den Gang, der dorthinführte, er wusste, dass die Alte ihren Plan nur dort umsetzen konnte. Als er ankam, sah er, dass Sesshoumaru links des Weihers lag, Leandra rechts davon. Leicht blaues Licht erhellte den Raum. Von beiden war eine Hand ins kühle Nass getaucht, beide lagen still, die Augen geschlossen. Im Wasser stand die Schamanin, die gerade ihre Hände losließ. Als diese das tat, verschwand auch das Licht, nur noch die beiden Fackeln links und rechts an dem Gestein erhellten die Umgebung. Fragend blickte er die Gepardin an, die gerade aus dem Wasser stieg und nur die Schultern zuckte. In aller Ruhe ließen sie sich auf dem Boden nieder, warteten ab, was nun passieren mochte. Nach ein paar Minuten begann Leandra, sich zu regen. Gespannt beobachteten die beiden Umanimalo, was nun passieren würde. Schlagartig öffnete sie ihre Augen und unterzog ihre Umgebung einem schnellen Blick. Jetzt schaute sie ruhig zuerst den nach wie vor ruhenden Weißhaarigen an, dann an sich herunter. Ohne viel Federlesens wandte sie sich an Markesh und knurrte. Kalt erklang ihre Stimme, als sie ihn ansprach: „Was soll das bedeuten? Und warum habe ich Erinnerungen, die eindeutig zu diesem Körper gehören?“ Markesh blickte sie überrascht an. Er fing sich jedoch schnell wieder und antwortete: „Nun, da Nocturnum dir deine nahm, und dieses nun ebenfalls vollendete Wesen über die von zwei Leben verfügt, sahen wir keine andere Möglichkeit, als die von einem in deinen Körper zu transferieren.“ ‚Na wunderbar. Ich wollte mich doch schon immer mal an Dinge erinnern, die ich nie erlebt habe.‘, war ihr erster Gedanke dazu. Schweigend erhob sie sich und ging ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick an sie zu verschwenden, an den beiden Umanimalo vorbei. Ihre Miene war dabei reglos und unlesbar. Markesh seufzte. Nach einer längeren Pause brach er schließlich das Schweigen: „Wie soll das gutgehen, wenn er aufwacht? Ich meine, Euch ist bewusst, dass wir jetzt zwei von seiner Sorte hierhaben, was deren Verhalten betrifft.“ Schmunzelnd erwiderte die Schamanin seinen Blick. „Und Ihr habt dem Ganzen doch den Weg geebnet. Bis wir eine Möglichkeit finden, ihre Erinnerungen und somit ihre Persönlichkeit zurückzubringen, ist es zumindest besser als nichts.“ Erneut seufzte der Löwe. „Ich muss leider eingestehen, dass Ihr Recht habt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)