Drei Schritte von Psychopath (um jemanden zum Fremdgehen zu bewegen) ================================================================================ Kapitel 2: Schritt 1: Interesse zeigen -------------------------------------- Ich musste Ray so manipulieren, dass er innerhalb dieses Wochenendes seinen Freund betrügen und dieser ihn verlassen würde. Das dürfte nicht allzu schwer werden. Ich müsste schließlich nur mein Interesse zeigen, ihn um den kleinen Finger wickeln und dann meinem Cousin den Todesstoß verpassen. Drei Schritte, für die ich noch eineinhalb Tage Zeit hatte; es war Eile angesagt! Schritt 1 setzte ich gleich in die Tat um, indem ich mir das Lachen nicht weiter verkniff, sondern lachte und lächelte, wenn Ray etwas Amüsantes erzählte. Ein Verhalten, das sonst niemand von mir kannte und ich deshalb ab und zu schräg angeschaut wurde. Meine Mutter freute sich sichtlich, dass ich doch ein bisschen war, wie andere Jungs in meinem Alter. Doch nicht nur, dass es Spaß machte, wenn alle mich ansahen als wäre ich ein anderer Mensch, auch dass mein Cousin offenbar immer schlechter gelaunt war und mich durchgehend anstierte, versetzte mich in Hochstimmung! Der erste Schritt lief reibungslos. Besser wäre es nur gewesen, wenn mein Cousin aus der Haut gefahren und mich angeschrieen hätte, aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Ray war wirklich kein unangenehmer Zeitgenosse. Ich musste also nicht so tun, als würde ich lustig finden, was er sagte, sondern fand tatsächlich, dass er interessante Dinge von sich gab. Obwohl es hübschere und auch größere Männer als ihn gab, fand ich Ray doch ziemlich anziehend. Er war der erste, der aufsprang, als es hieß, der Tisch würde abgeräumt und der Kuchen aus der Küche geholt werden. Als er mit bestimmt 20 Tellern aus dem Zimmer gegangen war, zischte mir mein Cousin zu: „Halt dich bloß fern von ihm.“ „Wieso denn?“ „Er ist mein Freund. Lass deine Flossen von ihm.“ „Aber ich tue doch gar nichts.“ „Du kicherst wie ein liebestolles Nilpferd.“ „Ich wusste nicht, dass Nilpferde kichern können.“ „Verarsch mich nicht! Ich meine es ernst, halte dich von Ray fern.“ „Okay.“, sagte ich mit einem Grinsen, das eindeutig meine Lüge enttarnte. Dass er dadurch von viel wütender war, steigerte meine Laune erheblich. Ray kam mit einer Erdbeertorte wieder und stellte sie vor mir auf den Tisch. „Die darfst du ganz alleine aufessen, schließlich bestehst du nur noch aus Haut und Knochen.“, sagte er und grinste mich an. „Wie lieb, dass du an mich denkst.“, antwortete ich und schenkte ihm ein Lächeln, das meinen lieben Cousin dazu brachte, vor Wut rot anzulaufen. Ray sah ihn fragend an. „Geht es dir nicht gut?“ „Schon okay.“, knurrte er und sah mich mahnend an. Was für ein tolles Gefühl es doch war, der wahrscheinlich hübscheste Mensch am Tisch zu sein und deshalb jeden zu kriegen, den man haben will, was automatisch dazu führte, andere neidisch zu machen. Besonders gut war es dann noch, wenn man die neidische Person sowieso nicht mochte. Dieser Geburtstag schien doch besser zu werden, als ich dachte. Nach dem Nachtisch, bei dem Ray immer noch nur mit mir redete, ging die Frage um, wer wo schlafen sollte. Da ich wusste, dass es meiner Familie ziemlich egal war, solange die Person einen Garten hatte oder einen Spielplatz vor der Tür, entschied ich mich, diese Entscheidung zu treffen und nistete uns in dem Haus der Familie ein, in dem auch Ray seine Nacht verbrachte. Perfekt! Ich hatte nicht gedacht, dass Schritt 1 sich so in die Länge ziehen würde. Vermutlich hatte er mein Interesse schon gemerkt, aber ging nicht darauf ein. Dies machte es allerdings ziemlich schwierig zu entscheiden, wann ich Schritt 2 einleiten sollte. Im Nachhinein war es doch keine so gute Idee, in dem Haus zu übernachten. Dadurch hatte ich es nämlich geschafft, dass Ray grundsätzlich bei seinem Freund sitzen musste, weil dieser meinen Plan witterte. Aber sind die zu überwindenden Probleme nicht immer der Nervenkitzel und machen eine Aktion erst wirklich spannend? Am Ende eines einfachen Plans ist die Freude darüber, es geschafft zu haben, nicht wirklich groß, weil man das Gefühl hat, der Erfolg wäre geschenkt worden. Irgendjemand hatte mal gesagt, dass man sich am besten Probleme sucht, damit das Leben spannend bleibt. Bisher hatte ich Ray nur mit Blicken und lachen gezeigt, dass er mir gefielt. Vielleicht war er aber der Typ Mensch, der so etwas als Freundschaft ansah, daher musste ich also auf Worte zurückgreifen. Da ich wusste, dass mein Cousin nichts so sehr hasste wie Spaziergänge, brauchte ich gar nicht lange zu überlegen, wie ich Ray von ihm entfernen konnte. Ich schlug also vor: „Ich geh ein bisschen in den Park, sonst setzt sich die Torte noch auf dem Bauch ab. Außerdem hab ich heute den ganzen Tag schon gesessen und muss mir die Beine vertreten.“ Zum Beweis stand ich auf und streckte mich. Wie immer trug ich ein Oberteil, das geradeso meinen Bauch bedeckte, wenn ich normal stand oder saß, das aber viel freilegte, wenn ich die Arme hochnahm. Glücklicherweise tut man genau das, wenn man sich streckt und da ich genau vor Ray stand, hatte er den besten Blick auf mein freigelegtes Stück reizvollen Fleisches. Das eine Auge, das man von Ray sah, weitete sich und fixierte die relativ große Fläche nackter Haut. Das war genau das, was ich geplant hatte! Jetzt musste er nur so entzückt sein, dass er sich freiwillig meldete, mit mir mitzukommen, weil ich sonst alleine gehen musste. Schließlich würde meine „Tarnung“ sonst auffliegen. Damit es nicht zu auffällig wurde, dass ich mich zur Schau gestellt hatte, ließ ich die Arme wieder sinken und ging Richtung Flur, als Ray aufsprang: „Ich komm mit!“ Es hatte tatsächlich geklappt! Selten geht mal alles gut und doch hatte ich heute noch kein Pech. Vollkommen siegessicher schlüpfte ich in meine Schuhe und wartete, dass Ray das gleiche tat. Wie geplant war die Abscheu meines Cousins davor, sich zu bewegen, größer als die Angst, ich könnte Ray für mich überzeugen. „Weißt du denn auch, wo du lang willst?“, fragte mich Ray, „Du kommst doch gar nicht von hier.“ „Aber ich kenne mich ein wenig aus. Außerdem habe ich doch dich dabei.“ „Woher willst du wissen, dass ich mich auskenne?“ „Vielleicht, weil du einen Freund hast, der hier lebt?“ „Aber er geht nie raus. Übrigens hast du einen wirklich bemerkenswerten Bauch.“ „Danke.“ „Du hörst bestimmt häufig, dass irgendwas an dir hübsch ist, oder?“ „Nein, ich höre, dass alles an mir wunderschön ist.“ „Wow.“ „Gehen wir in den Park?“ „Klar.“ Einige Menschen hätten vielleicht in dem Moment schon gedacht, sie hätten Ray um den Finger gewickelt, also Schritt 2 erfolgreich beendet, aber schon beim Essen hatte er mir so viele Komplimente gemacht, dass ich eher dachte, dass er bloß aussprach was er dachte, ohne ein bestimmtes Ziel dabei zu verfolgen. Ich kannte Personen, die kein Problem damit hatten, jemandem zu zeigen, dass sie ihn/sie mochten; doch ich gehörte da nicht zu. Ich musste krampfhaft nachdenken, was ich am besten sagte, damit er mich nicht falsch verstand. Außerdem durfte es keinesfalls aufdringlich klingen. Ich begann mit harmlosen Fragen, wie alt er wäre (20) und wieso er eine Augenklappe trug („Keine Ahnung…Es sieht doch cool ist, oder nicht?“). Leider fielen mir keine anderen Fragen ein. So kam es mir wirklich gelegen, dass Ray mich fragte: „Hast du eigentlich eine Freundin?“ Hah! Diese Frage konnte man doch nur stellen, wenn man ein Nein als Antwort haben wollte. „Nein, habe ich nicht. Werde ich auch nie.“ „Wieso das?“ „Hm…wie soll ich das sagen? Mädchen sind nicht so mein Fall.“ „Wirklich?“ „Würde ich dich anlügen?“ „Ich habe keine Ahnung. Gut…Hast du denn einen Freund?“ „Nein.“ „Wieso?“ „Wieso sollte ich einen haben?“ „Naja…“, sagte Ray und betrachtete seine Schuhe, „du siehst gut aus, lachst niedlich, bist nicht so schüchtern, wie andere und klug bist du auch.“ Woher auch immer er meinte zu wissen, dass ich klug wäre, jetzt konnte ich Schritt 2 in Angriff nehmen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)