Drei Schritte von Psychopath (um jemanden zum Fremdgehen zu bewegen) ================================================================================ Kapitel 1: Die Idee! -------------------- Es stand schon ewig aus, mal wieder zu meinen Großeltern zu fahren, aber weder meine Eltern, meine Geschwister noch ich hatten besonders große Lust. Meistens fanden wir eine Ausrede, doch was hätten wir dieses Mal sagen sollen? Schließlich wurde meine Großmutter 60. Eigentlich ziemlich jung, wenn man bedenkt, dass ich fast 20 Jahre alt bin. Doch bei den Verwandten mütterlicherseits war es wohl Tradition, sein erstes Kind mit 20 Jahren zu bekommen; zumindest was die weiblichen Verwandten anging. Wir saßen also alle hochmotiviert im Auto und hofften, dass es nicht langweilig werden würde. Es sollten schließlich alle Verwandten kommen. Junge und alte Leute, sodass es eine gute Mischung ergeben und zu einer einigermaßen interessanten Feier werden sollte. Meine Geschwister waren jung genug, um sich selbst zu beschäftigen, indem sie nach draußen gingen und sich lauter Spiele ausdachten. Meine Altersgenossen wissen, wie schwer mir so etwas fiel, weil ich wusste, wie wichtig PCs, Konsolen und Fernsehgeräte waren. Spiele ausdenken, kommt da nicht in frage! Wozu gibt es sonst die zahlreichen Internetseiten, auf denen man Onlinespiele spielen kann? Ich hörte, dass meine 4 Cousinen und 3 Cousins kommen würden. Und jeder von ihnen würde seinen aktuellen Lover mitbringen, damit sie sich beschäftigen konnten. Diese Art von Beschäftigung konnte ich aber nicht mitnehmen, da sie nicht anwesend war. Ich war quasi dauersingle, weil meine Ansprüche viel zu hoch waren. Aber sollte ich mich deshalb mit jemandem unter meinen Niveau abgeben? Das wäre Schwachsinn. Wieso sollte ich mich mit einem Geek oder einer Schwabbelbacke einlassen, wenn ich auch etwas Anderes haben könnte? Dieses gewisse "Andere" ist mir bisher leider nicht begegnet. Aber immerhin bin ich nicht einmal 20. Da sollte mir genug Zeit bleiben, dass mein Prinz Charming auf dem weißen Ross angeritten kommt. Nicht, dass ich noch nie gefragt worden wäre, ob ich Interesse an XY hatte, aber meistens war da etwas, dass mich an dieser Person gestört hat; meistens der Faktor, dass XY weiblich war. Meine Großmutter wohnte irgendwo in der Pampa, in der man sich fühlte, als würde man nicht um 21. Jahrhundert leben. Sie selbst hatte ein Wählscheibentelefon, keinen Fernseher und keinen PC. Ihre Nachbarn lebten in etwa genau so. Meine Mutter hatte versucht, ihre Mutter zu einem Fernseher zu überreden, aber nachdem sie es als "Höllenbrut" bezeichnet hatte, hatte meine Mutter aufgeben müssen. Die Eltern meines Vaters waren da anders, aber das interessierte niemanden, weil sie zu geizig waren und nur zu Weihnachten ein paar Socken schickten. Außerdem geht es nicht um sie, sondern um die Eltern meiner Mutter. Wir waren also endlich in der Pampa angekommen, nachdem wir uns viermal verfahren hatten, meine Mutter vorschlug nach dem Weg zu fragen und mein Vater darauf entgegnete, dass es nur Kühe zum fragen gab. Meine Geschwister hatten angefangen wegen Hunger, Durst, Langeweile und Toilette zu jammern. Mich wunderte, dass mir nicht der Kopf einfach so explodierte, als alle quengelten und meine Eltern sich stritten. Der einzig normale war wohl ich. Jedenfalls waren wir endlich angekommen - in der Hölle. Es war ein eigenartiger Anblick, die Autos zu sehen, mit denen alle Verwandten gekommen waren. Das einzig Moderne auf dem Land, auf dem sonst nur Traktoren und Kühe standen. Ich denke, jeder kann sich vorstellen, wie fantastisch das riecht, wenn man aus dem Auto aussteigt und als nächstes eine Kuhherde sehen kann. Wir waren also mal wieder die Letzten, aber immer noch pünktlich. Eine gute Leistung ,wenn man bedenkt, wie oft wir uns verfahren haben. Nicht, dass ich Wert darauf gelegt hätte, so früh wie möglich dort zu sein, aber jetzt war das einzige Sofa garantiert besetzt. Also blieben nur noch die Hocker, die sogar unter meinem Gewicht zerbrechen würden. Besonders stabil sahen die Dinger nicht aus und waren bestimmt doppelt so alt, wie ich. Tatsächlich war das Sofa besetzt mit insgesamt 7 Leuten, obwohl das Sofa nur für 4 ausgelegt war. Dass sich sieben Menschen quetschen konnten, lag wohl daran, dass die Hälfte auf dem Schoß der anderen Hälfte saß. Man mag sich fragen, ob ich schlecht in Mathe bin, sodass vier x zwei sieben ergibt, aber eine Person saß tatsächlich allein. Da stellte ich mir natürlich die Frage, wieso, weil ich wusste, dass dieser einsame Cousin mit seinem Freund hier war. Wie dieser Freund aussehen sollte, wusste ich nicht, aber das dürfte nicht schwer herauszufinden sein, weil sämtliche Cousins und Cousinen mit ihrem Freund oder der Freundin kuschelten. Ein wirklich ekelerregender Anblick. Ich seufzte und setzte mich auf einen der Hocker, der bedrohlich knarrte. In der Runde hatte sich niemand verändert. Schade…Ich mochte meine Familie nicht besonders. Alle waren eingebildet oder konservativ. Nicht, dass ich nicht selbst eingebildet war…aber ich konnte es mir immerhin erlauben: schlank, hübsch und klug. Was will man mehr? Erst jetzt fiel mir auf, dass meine Großmutter mich noch gar nicht begrüßt hatte. Mein Großvater tat das nie, weil er sonst aufstehen und seine Zeitung niederlegen musste, aber bei meiner Oma war es schon etwas anderes. Sie musste irgendwas abgehalten haben. Sie war offensichtlich in der Küche, denn ich konnte laut und deutlich hören, wie sie lachte und sagte: „Du bist so ein lieber Junge.“. Das warf natürlich die große Frage auf: Mit wem war sie in der Küche? Ihre sämtlichen Enkel waren in diesem Raum versammelt und kein männlicher Verwandter würde freiwillig in die Küche gehen. Ich suchte mir einen Grund, in die Küche zu gehen. Nicht, dass jemand gefragt hätte, aber ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich neugierig war. Das würde gar nicht zu meinem kühlen Image passen. Der Grund, den ich für mich selbst fand, war derjenige, dass ich einfach von diesem Hocker runter wollte, weil er bei jeder Bewegung Geräusche von sich gab, die nicht besonders vertrauenserweckend klangen. Ich begab mich also in die Küche, in der tatsächlich meine Großmutter stand und einem Jungen, den ich noch nie gesehen hatte, zeigte, wie er die Torte verzieren sollte. „Jin!“, rief sie, als sie mich entdeckte und umarmte mich auf Brusthöhe. Das zeigte mir immer, dass ich nicht der kleinste Mensch der Welt war. Ein kleiner Trost, wenn man bedenkt, dass man im Alter schrumpft. Dieser Urschrei veranlassten den Unbekannten, sich umzudrehen und mich direkt anzusehen. Ein wirklich wirklich wirklich nicht hässliches Kerlchen. Nicht viel größer als ich - wenn überhaupt -, Augenklappe (wieso wohl?) und rote Haare. „Hi.“, sagte er und winkte mir mit dem Spritzbeutel zu. Ich nickte bloß. „Ich würde dir gern die Hand geben, aber wie du siehst, bin ich schwer beschäftigt.“, sagte Unbekannt und winkte erneut mit dem Beutel. „Was hast du angestellt, dass du helfen musst?“, fragte ich - wieso eigentlich? „Wieso soll ich etwas angestellt haben?“ „Niemand hilft freiwillig.“ „Ich hab zwei Gründe.“ „Welche?“ „Du darfst sie nicht weiter verraten.“ „Wieso?“ „Weil einer geheim ist.“ „Okay.“ (Verdammte Neugier!) „Ich helfe gern und hab mir gedacht, ich müsste einer Dame“ (meine Großmutter fing an wie eine 14jährige zu kichern) „helfen. Der zweite Grund ist der geheime. Ich mag nicht, bei meinem Freund sitzen und trau mich nicht, ihm zu sagen, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein will.“ „Feigling. Du bleibst lieber mit ihm zusammen?“ „Ja…Zumindest bis ich einen guten Grund habe, ihn zu verlassen. Oder ich bin so ätzend, dass er keine Lust mehr auf mich hat, dann verlässt er mich und ich hab das Problem nicht mehr an den Hacken. Hilfst du mir beim Dekorieren?“ „Nein.“ „Wieso?“ „Du machst das so schön.“, sagte ich grinsend und verließ die Küche, noch bevor er etwas entgegnen konnte. Ich liebte es, das letzte Wort zu haben! Also setzte ich meine vier Buchstaben wieder auf einen Hocker - diesmal einen anderen, der nicht zu zerbrechen drohte - und fragte mich, was ich von dem Unbekannten in der Küche halten sollte. Immerhin schien er höflich zu sein, sonst würde er meiner Oma nicht helfen. Und offenbar war er viel zu sehr darauf fixiert, niemandem wehzutun, sonst hätte er ja wohl einfach Schluss gemacht. Hässlich war er auch nicht und nicht gerade zurückhaltend oder schüchtern. Er brauchte also einen guten und überzeugenden Grund, der ganz offensichtlich nicht erlogen war. Was für gute und offensichtlich wahre Gründe gab es überhaupt, um verlassen zu werden? Für Misshandlungen war er offenkundig zu nett und höflich. Schlechte Angewohnheiten? Alkoholismus? Fiese Beleidigungen? Im Grunde gibt es viele Gründe, jemanden von einem Tag auf den anderen zu verabscheuen, aber einen dieser Gründe zu inszenieren sollte schwer werden. Ich konnte schließlich davon ausgehen, dass mein Cousin wusste, wie Unbekannt eigentlich war und es würde ihm wahrscheinlich auffallen, wenn er sich innerhalb von einer halben Stunde komplett veränderte. Tatsächlich grübelte ich immer weiter, ohne den Grund dafür zu kennen. Aber irgendwie passte es mir nicht, dass er mit einem meiner schrecklichen Cousins zusammen war, es aber eigentlich nicht mehr wollte. Es war eigenartig, dass ich so viel darüber nachdachte, dieses Problemchen zu lösen; denn eigentlich interessierten mich meine Mitmenschen eher weniger. In Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, dass sich langsam alle an den Tisch begeben hatten und Unbekannt neben mir saß. Erst als einer meiner Onkels mich aus Versehen mit dem Ellbogen anstieß, als er sich neben mich setzte, merkte ich, dass das Essen bereits aufgetischt war. „Da fällt mir ein,“, hörte ich den Rothaarigen neben mir sagen und drehte den Kopf zu ihm um, „ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist Ray.“ „Jin.“ „Ich weiß.“ „Woher?“ „Deine Omi hat dich lautstark begrüßt und mein Gehör ist einwandfrei.“ „Stimmt.“ Das ganze Essen über, plapperte Ray fröhlich auf mich ein, stellte lauter kleinerer Fragen und brachte mich fast zum lachen, was ich allerdings gut zurückhalten konnte. Das war auch der Grund, wieso er sich noch mehr ins Zeug legte, mir wenigstens ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Sein Noch-Freund saß mir schräg gegenüber, sodass ich ab und an sehen konnte, wie er mir einen bösen Blick zu warf. Da kam mir der eigentlich beste Grund fürs Verlassenwerden in den Sinn: Fremdgehen! Es stellte sich noch die Frage, ob Ray so etwas mitmachen würde oder ob er genug Anstand hatte, treu zu bleiben. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass er selbst den Anstand vergessen würde, wenn ich erst einmal Interesse an ihm zeigen würde. Perfekt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)