Das Syndikat von Pokerface (Wichtelgeschichte für JoeyB) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hej JoeyB! Ich war … total experimentierfreudig... Sorry? Haha, nein, ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Ist vielleicht nicht gerade ein SciFi-Meisterwerk, ich bin ein bisschen neu in dem Genre, muss ich auch zugeben. Ich habe auf das Utopie/Dystopie-Szenario gezielt, wobei ich da eigentlich gar nicht meinen Fehlschlag sehe … Okay, was heißt Fehlschlag … Ich hör jetzt einfach auf zu reden xD Kurze Info noch: Das ist eine von drei Geschichten, die ich für dich geschrieben habe, ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Ich denke, dass ich die anderen auch hochladen werde. Liebe Grüße, dein Wichteldings Das Syndikat „Halt die Klappe!“ Ein Mann an einem Fernsprecher zuckte zusammen, als er die raue Frauenstimme aus der Gasse hörte und sah sich misstrauisch um. Eine junge Frau stolperte aus der dunklen Seitenstraße und blickte hektisch um sich. Ihr blondes Haar war unordentlich, ihr weißes Kleid hatte hässliche braune Flecken, und der Saum zeigte bereits etliche Einrisse. „Sei endlich still!“, rief sie erneut und presste ihre rechte Hand gegen ihren linken Oberarm. Sie blickte sich erneut um und schien den Mann an dem Fernsprecher gar nicht zu bemerken. „Sie kriegen mich nicht.“ „Ich muss dich zurückrufen“, meinte der Mann verunsichert, als er weitere Wortfetzen der jungen Frau aufschnappte, und legte den Hörer aus. „Geht es Ihnen nicht gut?“ Plötzlich vollkommen apathisch drehte die Frau sich um und nickte. „Das Syndikat wird mich nicht finden“, sagte sie leise, wandte den Blick noch einmal nach links und rechts, bevor sie verschwand als sei sie nie da gewesen. Das Syndikat sucht dich und wird dich auch finden, Lou. Gib auf. „Wirst du wohl still sein?“, zischte Lou und lief noch eine Weile die Straße entlang, bevor sie wieder eine dunkle Gasse betrat. Langsam ließ sie sich an der Hausmauer hinabgleiten und achtete darauf, die Hand auf dem Oberarm zu lassen, bis sie sich gesetzt hatte. Unter ihrer Hand spürte sie noch immer die Operationsnarbe pochen. Ober war es das „Ding“ darunter, das pulsierte? Da ist nichts... „Mit dir redet niemand!“, brüllte Lou wütend, als sie unterbrochen wurde, und einige Passanten in der Nähe blickten erschrocken in die Gasse, doch Lou konzentrierte sich so sehr auf ihre Erinnerungen, dass sie nichts wahrnahm. Wann war sie operiert worden? Nicht nur die Narbe war neu, sie war auch dünner, ihre Haut blasser und ihr Haar länger. Das letzte, woran Lou sich erinnerte, war der Besuch bei der Botschaft. Man hatte sie vorgeladen, weil... „Wieso?“ Ihr fehlten jegliche Erinnerungen. Sie hatte den Raum der Behörde betreten und als nächstes wachte sie in einer Straße auf, mit Schnitten im Arm... Lou, du machst dich verrückt. ... und dieser Stimme! „Hör auf zu reden! Dich gibt es nicht …“ Lous Mundwinkel zuckten leicht, als sie ihre eigenen Worte hörte. „Dich gibt es doch gar nicht.“ Wenn du meinst... Die Stimme seufzte und Lous Hand schnellte wieder zu ihrem Oberarm. Du weißt aber hoffentlich, dass ich in deinem Kopf stecke. „Wo du nicht hingehörst, du Parasit!“, zischte Lou, erhob sich und trat wieder auf die große Straße. Irgendjemand hatte ihr irgendwie diese Stimme eingepflanzt. Wieder versuchte sie sich an das Zimmer der Behörde zu erinnern, gab es jedoch rasch auf. Ihre Erinnerungen hatte man als auch gelöscht. Du bist verrückt, oder? „Du bist verrückt... Redest mit mir, obwohl du nicht existierst.“ Du redest mit mir, obwohl ich nicht existiere. Das macht dich verrückt, nicht mich. „Sei doch einfach still!“, fauchte sie und ein Passant sah die Frau erschrocken an. „Mit Ihnen rede ich gar nicht!“, sagte sie mit einem flüchtigen Blick auf den Passanten und lief weiter. „Ich weiß, war ihr vorhabt, du und diese Organisation.“ Syndikat, korrigierte die Stimme sie und Lou trat wütend auf. „Ja, dann eben Syndikat!“ Wieder drehten sich Leute in die Richtung der jungen Frau, die sie nicht beachtete und weiterhin vor sich hin murmelnd überlegte, wo sie als nächstes hingehen sollte.Sie musste untertauchen, wenn sie noch länger in der Stadt blieb, würde irgendjemand die Polizei rufen. Geh doch in die Bibliothek. Dort findest du sicher etwas über das Syndikat, schlug die Stimme vor und unbewusst nickte Lou leicht. Stimmt, sie musste etwas über die Organisation in Erfahrung bringen, die ihre Gedanken zu manipulieren versuchte, die Stimme hatte Recht. „Was tut Christina da? Sie bringt sie auf unsere Spur“, sagte ein Wissenschaftler in einem weißen Kittel, der vor einem Monitor saß und einen roten Punkt darauf betrachtete. „Ich weiß nicht, wir stehen in keinem Archiv, Mike“, antwortete die Frau neben Mike und drückte ein paar Tasten. Der rote Punkt verschwand und stattdessen tauchten verschiedene Diagramme auf. „Ihre Funktionen sind normal. Der Organismus hat den Chip als Teil seiner Selbst anerkannt. Doktor O'Connor?“ Die Frau drehte sich zu dem älteren Mann, der hinter ihr stand, um und dieser nickte. „Richtig, Nina, seit wir untergetaucht sind, wurden wir aus jeglichen Verzeichnissen und Archiven herausgestrichen. Außerdem ist Christina schlauer als wir dachten“, meinte Dr. O'Connor lächelnd, als er das verwirrte Gesicht seines Mitarbeiters sah. „Indem sie ihr einen Vorschlag, der ihr half, machte, drang sie ein bisschen weiter in ihr Denken ein. Wenn Miss Sullivan auf Christina hört und sich von ihr helfen lässt, nimmt sie sie auf einer unbewussten Ebene an, auch wenn sie sich bewusst noch immer weigert.“ Mike nickte verstehend und Dr. O'Connor lächelte. „Sie ist eine hübsche künstliche Intelligenz geworden“, meinte er erstaunlich sanft und betrachtete den Monitor, auf dem in grünen Wellen Christinas Prozesse dargestellt wurden. Christina war das Ergebnis jahrelanger Forschung und O'Connors Stolz könnte nicht größer sein. Es war seine Kreatur, die er da geschaffen hatte; eine selbstständig denkender Organismus, der dazu fähig war, sich in den Gedanken einer anderen Person einzumischen... Es war revolutionär! Nicht nur hatte er so das Syndikat vor dem endgültigen Untergang gerettet, nein viel besser! Er hatte ihnen Macht gegeben. Mit Christina hatte er das Mittel der völligen Überwachung geschaffen. Jetzt musste es nur noch funktionieren, dann konnte das Syndikat wieder erwachen und das Werk zu Ende bringen, das ihre Vorfahren begonnen hatte. „Lasst Christina noch ein wenig wirken, dann holt sie her.“ Zielstrebig hatte Lou die Bibliothek betreten, bedacht darauf, sie so gut es ging zu ignorieren.Nun trat sie vor einen der Bildschirme und berührte ihn mit den Fingerspitzen. Sofort leuchtete er blau auf und eine Tastatur erschien neben einem freundlichen, animierten Gesicht des Archivars. Ohne genau zu wissen warum, sah sich Lou um, dann tippte sie schnell „Das Syndikat“ ein und sofort begann der Computer, die Datenbank zu durchforsten. Nach einigen Sekunden vernahm die Frau ein leises Klingeln und sah wieder auf den Bildschirm. Gespannt sah Lou die Inhaltsverzeichnisse und Querverweise durch, ohne etwas Brauchbares zu finden. „Hier gibt es nichts“, sagte sie leise und sah vom Bildschirm auf. Frag doch den Archivar, vielleicht weiß er mehr, schlug die Stimme vor und wieder nickte Lou zustimmend. Sie hatte Recht, der Archivar wusste bestimmt besser Bescheid. Noch ein wenig unentschlossen drückte die junge Frau auf das Gesicht auf dem Bildschirm und kurz darauf war ein sanfter Gong zu hören, gefolgt von Schritten. „Ich brauche Informationen über das Syndikat“, sagte Lou energisch, kaum dass der Archivar zu ihr getreten war. „In Ihren Datenbanken war nichts zu finden, wissen Sie, wo ich finde, was ich suche?“ Überrumpelt von ihrer Eile, blickte der Archivar seine Gesprächspartnerin erst ratlos an, dann schüttelte er den Kopf. „Es tut mir Leid, ich …“ Doch ehe er seinen Satz beenden konnte, hatte Lou einen Satz nach vorne gemacht und umklammerte seine Schultern. „Hören Sie, wenn Sie mir nicht sagen, was Sie wissen, werden sie mich kriegen“, sagte sie und griff sich wieder an den Oberarm. Der alte Mann nutzte das aus, trat einige Schritte zurück und holte per Knopfdruck die Sicherheitsleute. In den Archiven steht nichts, ich glaube nicht, dass es dein Syndikat gibt. „Doch … Aber, du … du hast gesagt, ich soll danach suchen. Das warst doch du.“ Lou starrte den Archivar an, der sich immer weiter zurückzog und draußen hörte man bereits die Sirene des Streifenwagen. Sofort eilte der alte Mann zur Eingangstüre, als er sie hörte und Lou folgte ihm langsam, weiter vor sich hin murmelnd. „Ich war das gar nicht. Sie hat doch gesagt, ich soll es tun“, wisperte sie, als der Polizist vor ihr stand, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. „Sie war das …“ „Lou?“ Die junge Frau blickte auf und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Jeff! Oh, Jeff, du musst mir helfen, jemand …“ Mit einem Zischen wurde Lou unterbrochen, dann fühlte sie Jeffs Hand auf ihrer und verstummte. „Ich nehme sie mit. Hat sich irgendwelchen Schaden angerichtet?“, fragte er und als der Archivar verneinte, packte Jeff Lou fester und setzte sie ins Auto. „Danke für den Anruf. Ich werde mich bei Ihnen melden.“ Der Archivar nickte, dann fuhr der Polizist mit Lou auf der Rückbank los. Eine Weile lang blieben sie auf der Hauptstraße, dann bogen sie ab und nahmen verschiedene Nebenstraße, bis sie schließlich vor einem Häuserblock stehen blieben. „Was soll das denn, Lou?“, herrschte er seine Freundin an, während er sie aus dem Auto liess. „Öffentlich so einen Aufstand zu machen! Du hast Glück, dass ich die nächstgelegene Streife war.“ Obwohl Jeff vor Wut kochte, lächelte Lou, als sie ihn in den fünften Stock folgte und seine Wohnung betrat. „Was hast du in der Bibliothek überhaupt verloren?“ „Ich habe eine Stimme in meinem Kopf, weißt du“, sagte Lou und ergriff Jeffs Hand. „Eine Stimme, die vorher nicht zu hören war. Eine Organisation hat mir diese Stimme eingepflanzt.“ Mit jedem Wort drückte die junge Frau die Hand ihres Gegenüber heftiger, bis dieser schließlich zurückwich. Verdutzt runzelte der Polizist die Stirn und befreite sich aus ihrem Griff. „Du hörst Stimmen?“ „Nein, ich höre eine Stimme, die mir befiehlt, Dinge zu tun. Deshalb suche ich jetzt das Syndikat, um die Stimme zu entfernen.“ Jeff hielt inne, als er Lou hörte „Das Syndikat? Woher weißt du davon?“, fragte er eine Spur zu scharf, doch er schien mit seiner Frage Hoffnung in ihr zu wecken. „Du kennst es?“, fragte sie leise und jubilierte innerlich bereits. Ihr Feind existierte! „Ja... ich meine, nein! Lou, hör zu.“ Jeff packte die Frau am Oberarm und schüttelte sie leicht. „Das Syndikat gibt es schon lange nicht mehr, und es ist uns nicht erlaubt, darüber zu reden, okay? Also, egal was du tust, erwähne nie...“ Der Polizist wurde von einem Klopfen unterbrochen. Während Jeff sich zur Tür bewegte, flüchtete Lou auf die andere Seite des Raums. Drei Männer in weißen Kitteln stellten sich Jeff vor, sagten ein paar Worte und deuteten dann auf Lou. Sie kommen, um dich zu holen, erklang es in ihrem Kopf und Lou sah abwechselnd zu den Männern und der Balkontüre. Du bist doch verrückt, hab' ich ja gleich gesagt. Lou brummte leise und versuchte, zu verstehen, was die Männer besprachen. „Aus der psychiatrischen Klinik ausgebrochen?“, fragte Jeff, endgültig verwirrt und die Männer nickten. „Nun... sie hat sich schon seltsam benommen.“ Wieder nickten die Männer und schoben sich an Jeff vorbei. „Wir nehmen sie wieder mit. Sie stellt eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar.“ „Wie bitte?!“ Jeff drehte sich um und wollte die Männer aufhalten, doch Lou war ihm zuvor gekommen. Sie hatte die Männer zwar nicht wieder erkannt, aber sie wusste genau, warum die Kittelträger hier waren. Sie wollen dich holen! „Aber sie werden mich nicht kriegen!“, sagte Lou mit einem Grinsen, kletterte dann über den Balkon und noch bevor die Männer die Balkontüre erreicht hatten, war die junge Frau gesprungen. „Lou!“, schrie Jeff laut, als er seine Freundin springen sah und hetzte zum Balkon. Die drei Männer standen, Jeffs Meinung nach, zu gelassen dort und sahen die vier Stockwerke hinab. „Das wird sie nicht überlebt haben“, murmelte einer der Kittelträger, nickte dann den beiden zu und wortlos verließen sie das Apartment. „Wir sammeln sie unten auf und hauen dann ab.“ „Was?!“ In tiefem Schock blieb Jeff wie angewurzelt stehen, bevor er den Männern folgte und sie zurückzuhalten versuchte. „Was ist passiert? Lou...?!“ „Sir, ihre Bekannte litt unter starken psychotischen Episode und war eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit“, meinte einer der Männer unbeeindruckt und der Polizist schüttelte sich, als er Übelkeit in sich aufwallen spürte. Sie litt... sie war?! „Woher wissen Sie, dass sie tot ist, es... sind doch nur vier Stockwerke!“, sagte er verzweifelt und wollte sich an den Männern vorbei drängen, doch der Mann vor ihm schob ihn wieder in seine Wohnung, kramte dann in seiner Tasche und bevor Jeff sich wehren konnte, hatte sein Gegenüber ihm das Beruhigungsmittel verpasst. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben alles unter Kontrolle“, sagte er, als er Jeff auf die Couch setzt, und dann aus seiner Wohnung verschwand. „Sollte Ihre Freundin noch leben, nehmen wir sie mit in die Klinik, um sie weiter zu behandeln.“ Perplex von den Informationen, die er soeben erhalten hatte, starrte er nur den Männern hinterher, die seine Wohnung wieder verließen, als wären sie nie hier eingedrungen. Keuchend schleppte sich die Frau vorwärts. Ihr Arm hing in einem unnatürlichen Winkel herab, doch sie schien sich daran nicht zu stören. Ihre Augen glühten vor Eifer, den man nur allzu leicht mit Wahnsinn hätte verwechseln können- das grimmige Lächeln auf ihren Lippen tat dabei einen grossen Teil der Arbeit. Jetzt weiß ich, dass ich nicht verrückt bin, sagte sie sich selber, erleichtert darüber, den ersten klaren Gedanken gefasst zu haben, seit sie wieder aufgewacht war, ohne diese andere Stimme in ihrem Kopf. Zwar wusste Lou nicht, ob sie wieder kommen würde, aber sie musste sich beeilen, wenn ihr Plan aufgehen sollte. Sie würde sie einfach unterwandern, jetzt, da sie es klar vor Augen hatte, konnte sie kaum glauben, dass sie nicht sofort darauf gekommen war. „Das wird ein Erfolg, nicht wahr, Chrissy?“ Das Grinsen wurde breiter, als Lou kurz zur Seite sah und dann nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)