The lonely detective Manao 2 von ahaa (Eine umgedrehte Entführung) ================================================================================ Ein neuer Fall -------------- Es war Freitag Nachmittag. Die Schule war aus. Manao packte seinen Rucksack und ging. Er seufzte. 2 Wochen waren seit seinem ersten Fall vergangen und die Langeweile hielt Einzug in seinen Alltag. Er spazierte durch die Straßen bis er zu der Litfaßsäule kam, die er sich jeden Tag ansah, in der Hoffnung auf einen Fall. Aber da war nichts Besonderes: vermisste Tiere, Jobangebote, etc. "Pff, immer das Gleiche!", beschwerte sich Manao. Auf einmal entdeckte er eine neue Anzeige. Sie lautete: Pfleger aus dem Zoo seit Mittwoch vermisst 28 Jahre alt, groß, braune Augen, mittellange Haare Das letzte Mal am Dienstagabend beim Verlassen des Zoos gesehen worden Bei Hinweisen: tel.:222 33 45 "Bingo!", rief Manao. "Genau sowas hab ich gesucht!" Er grinste und beschloss den Fall näher unter die Lupe zu nehmen. Wie ein geölter Blitz rannte er nachhause. Als er dann zuhause ankam, endeckte er ein paar Briefe im Briefkasten, nahm sie heraus und sah sie sich an während er die Treppe zu seiner Wohnung hochstieg. Sie waren von seinem Vater, der quer durch die Welt reiste. Dieses Mal war er in Australien. Manao öffnete die Tür seiner Wohnung. Er lebte alleine. Sein Vater reiste, wie schon gesagt, durch die Welt, seine Mutter war seit Jahren tot und Geschwister hatte er keine. Sein Vater schickte ihm jeden Monat Geld, er brauchte nicht zu jobben, aber die Einsamkeit brachte ihn um. Sein größter Traum war es Detektiv zu werden, und er glaubte fest daran, auch wenn sich alle in der Schule deswegen über ihn lustigmachten. Er schmiss seinen Rucksack auf sein Bett und ging aus dem Haus. Er hatte vor, zum Zoo zu fahren. Manao holt Infos ---------------- Manao ging zur Straßenbahnhaltestelle. Dort warteten schon viele Leute. Die Straßenbahn kam wieder zu spät. Na, super! Aber Manao war das einigermassen egal. Er hatte einen neuen Fall und den würde er nicht so schnell aufgeben! Er stieg in die übervolle Straßenbahn. Während der Fahrt machte er sich Gedanken zum Fall. Es wäre zwar schön, wenn der Pfleger schon gefunden wurde, aber er hoffte auch, dass es ein richtiger Fall für ihn werden würde. Seit dem Fall mit den Serienmorden herrschte bei ihm absolute Flaute. Die Haltestellendurchsage stieß ihn aus seinen Gedanken: "Nächster Halt, Tiergarten" Er war froh, dass es die Endhaltestelle war, denn so brauchte er sich nicht wenigstens aus der vollen Straßenbahn zu quälen. Nach dem Aussteigen sah er sich den Eingang des Tiergartens an. Das weckte Erinnerungen: wie er mit seinen Eltern hierher gegangen ist, als er klein war, als er glücklich war, als sein Vater sich noch in Deutschland befand und seine Mutter noch lebte. Er besann sich und ging zur Kasse. Dort bezahlte er den Eintritt und fragte, wo das Büro des Direktors ist. Nach einiger Zeit fand er es und klopfte an die Tür. "Herein", rief jemand von drinnen. Er betrat das Büro. "Was gibt's?", fragte der Direktor. Er war ein Mann um die 50 mit weißem Hemd und Jeans und saß an seinem Schreibtisch. "Ich bin der Detektiv Manao Tajima und hab gelesen, dass Sie einen Ihrer Pfleger vermissen." "So ist es. Weißt du etwa, wo er ist?" "Nein, aber ich bin hergekommen, um mich mit dem Fall zu beschäftigen." Der Rektor sah Manao an. "Tja, ich weiß nicht, schließlich bist du noch ein Kind", sagte er skeptisch. "NEIN, BIN ICH NICHT!!! Ich bin 14!" Manao hatte dieses Missverständnis sowas von satt! Er hasste seine Größe, wegen der er immer für jünger gehalten wurde. Wegen der er immer unterschätzt wurde. "Schon gut, du kannst ihn suchen, wenn du willst", versuchte ihn der Rektor zu beruhigen. "Aber ich bezweifle, dass du ihn findest." Da war es wieder. Das Unterschätzen. Manao hat sich wieder gefasst. "Keine Sorge, ich werde mich anstrengen. Aber zuerst brauche ich Infos über den Pfleger", sagte er. "Gut. Er heißt Frank Bauer und ist 28 Jahre alt. Er pflegt die Wölfe in meinem Zoo. Das letzte Mal hab ich ihn am Dienstagabend gesehen, als er auf dem Weg nachhause war. Alles war wie immer. Ich wüsste nicht, was mit ihm passiert sein könnte." "Ich bin ja da, um es herauszufinden.", sagte Manao ruhig. "Zeigen Sie mir bitte das Wolfsgehege und alle Orte, wo er sich oft aufgehalten hat." Manao denkt nach ---------------- Der Rektor führte Manao zum Wofsgehege. Direkt neben dem Gitter saß ein junger Wolf und heulte aus voller Kehle. "Das ist Tetsu", sagte der Rektor. "Er hängt besonders an Frank, ist sozusagen sein bester Freund. Seit Franks Verschwinden heult und jault er die ganze Zeit." Manao hatte Mitleid mit dem Tier. "Armer Kerl..." Er wandte sich an den Wolf:"Du vermisst Frank, nicht wahr?" Plötzlich stockte er. Bildete er sich das nur ein, oder hat Tetsu da gerade genickt? Der Rektor, der sein Erstaunen bemerkt hatte, lächelte. "Ja, ja, das ist unser Tetsu. Unser schlauster Wolf. Er hört zu und kann auf Ja/Nein-Fragen antworten. Experten sagen, er wäre um ein Vielfaches cleverer als ein Hund." "Wahnsinn!", dachte Manao, aber dann grinste er. "Du kannst beruhigt sein, Tetsu. Ich werd deinen Freund schon finden." Als er sah, dass der Wolf ihn daraufhin anlächelte, wurde sein Grinsen noch breiter. Der Rektor ging auf eine Bank, die neben dem Gehege stand, zu. "Hier hat Frank oft in seinen Pausen gesessen und geschrieben. Er ist ein begnadeter Geschichtsschreiber." Er deutete auf die rechte Armlehne der Bank. "Da hat er immer seinen Arm beim Schreiben angelehnt. Das ist seine Lieblingspose. Entschuldige, das war bestimmt völlig unwichtig, nicht wahr?" "Aber nein, keineswegs", antwortete Manao. "Dadurch hab ich einen wichtigen Hinweis über Frank bekommen." Der Zoodirektor zeigte eine Spur von Ahnungslosigkeit, die Manao ein kleines Lächeln entlockte. Plötzlich rannte ein Mann in dreckigen Klamotten auf sie zu. "Chef, Chef, Tomson ist heute nicht zur Arbeit erschienen!" "Dann ist er halt krank", war die Antwort des Rektors. "Nein, man hat bei ihm zuhause angerufen, seine Frau ist rangegangen und hat gesagt, er wär heute wie immer aus dem Haus gegangen." "Oh nein, nicht noch einer!", stöhnte der Direktor. "Entschuldigung, aber wer ist Tomson?", meldete sich Manao zu Wort. "Ben Tomson ist ein weiterer Pfleger. Er hat eine große Familie und möchte deshalb eine Gehaltserhöhung. Aber so leid es mir tut, ich kann ihm keine geben." Daraufhin war Manao in Gedanken versunken:" Ich hätte eine Theorie: Vielleicht hat Tomson Frank entführt, um den Rektor zu erpressen und er hält ihn irgendwo fest. Aber wenn das so ist, muss ich schnell sein. Wer weiß, was noch passieren wird. Mist, ich brauche mehr Fakten und Hinweise. Ich werde mich mal im Zoo umsehen und nachdenken." Laut sagte er zum Rektor:"Ich werde die Beiden schon finden. Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Müller." "Ja, ja...Moment, woher weißt du meinen Namen?" "Nun ja..." Manao deutete auf die Brust des Direktors, an der ein Namensschild befestigt war. "...ich kann lesen." Herr Müller wurde rot vor Scham. Der Weg zur Aufklärung ---------------------- Manao spazierte im Zoo herum sich nach Hinweisen umsehend. Er sah die übervollen Mülltonnen. "Mann, is es hier dreckig!", beschwerte er sich. Auf einmal schwebte ihm ein kleines Blatt Papier direkt vor die Füße. Er hob es auf. Auf dem Zettel stand in krakeliger Schrift geschrieben: "Hilfe, ich werde in einer Schule festgehalten! Vom Schulhof kann man viele Bäume sehen, ich kenne leider den Namen der Schule nicht. Ich brauche Hilfe, schnell, sonst bin ich tot!" Auf dem Papier befand sich auch ein roter Handabdruck auf der rechten Seite. Das war Blut! Manao sah ihn sich an. "Das heißt, ich hab keine Zeit zu verlieren!" Er entdeckte seltsame Falten an dem Zettel. Er war zu einem Papierflieger gefaltet. So ist er also an diese Stelle gelangt. Manao überlegte. Es gab hier drei Schulen in der Nähe: eine Grundschule, eine Hauptschule und ein Gymnasium. Eine von ihnen muss es sein! Er beschloss, zuerst den Pausenhof der Grundschule zu untersuchen. Nachdem er sich dort umgeschaut hatte, war er enttäuscht. "Fehlanzeige! Hier sind zwar Bäume, aber nur ein paar." Im Hof der Hauptschule wurde er auch nicht fündig. "Hier auch nichts, fast keine Bäume", sagte er, als er am Schulgarten vorbeilief. Jetzt war er sich sicher, dass es das Gymnasium war. "Das gibt's doch nicht!" Da hat er sich wohl geirrt. Plötzlich zuckte er. Etwas war ihm eingefallen. "Jetzt weiß ich, wo er ist! Zurück zur Hauptschule!" Er machte sich auf den Weg. Als er dort angekommen war, ging er zuerst zum Rektor, um Fragen zu stellen und dann in den Schulgarten. Er endete an einer Wand der Schule, wo sich die Fenster des Kellers befanden. "Hab ich's doch gewusst! Er hat den Garten für den Pausenhof gehalten", murmelte Manao, als er sich vor einem der kleinen Fenster hinkniete. Er sah einen Füller auf dem Gras liegen und hob ihn auf. An seiner Hand probierte er, ob der Füller ging. Er schrieb noch einwandfrei, also konnte er nicht lange dort liegen. Aber Manao erinnerte sich, dass der Schulrektor gesagt hatte, im Schulgarten wäre seit Wochen niemand mehr gewesen. "Also ist es der Stift, mit dem der Papierfliegerzettel geschrieben wurde", flüsterte er. Er betrachtete den Füller genauer. "Daran ist kein Blut...dann heißt das ja..., Frank Bauer ist nicht der Schreiber!" Er sah sich das kleine Kellerfenster an. Ein Teil davon war offen. Es war gerade noch so klein, dass er hineinklettern konnte. Das tat er auch. Der Anblick der sich ihm drinnen bot, weckte in ihm Wut, aber auch Zufriedenheit. Es war genauso, wie er sich gedacht hatte: "Ich hatte also Recht! Frank Bauer, Sie haben Ben Tomson entführt!" Tomson saß gefesselt und geknebelt auf dem Kellerboden. Er blutete aus unzähligen kleinen Wunden. Neben ihm stand Frank mit einem Messer in der Hand. "Wer bist du...", fragte er Manao. "Und woher...?" "Der Zoorektor hat mir erzählt, Sie lehnten Ihren Arm beim Schreiben an die rechte Lehne einer Bank an. Das heißt also, Sie sind Rechtshänder." "Und?" "Der Zettel, den ich gefunden hab, hat einen blutigen Handabdruck auf der rechten Seite, aber sowohl an den Worten, als auch dem Stift, mit dem sie geschrieben wurden, war nicht einmal ein winziges Tröpfchen Blut. Also muss der Schreiber Linkshänder sein." Frank lachte. "Ha, ha, bist ja ein ganz Schlauer, Junge! Bin gespannt wie du Knirps es mit mir aufnehmen willst!" Manao sah das geschärfte Messer in seiner Hand. Ihm wurde mulmig zumute. Ein gelöster Fall und ein neuer Kamerad --------------------------------------- Auf einmal hörte Manao neben sich jemanden knurren. Dieses Etwas rannte auf Frank zu und griff ihn an. Frank schrie auf vor Überraschung. Plötzlich erkannte Manao das Wesen. "Tetsu...er ist mir gefolgt!" Der Wolf kämpfte mit seinem ehemaligen Pfleger. So lange, bis Frank seine Niederlage einsah und aufgab. Das Tier war viel stärker als er, auch wenn er mit einem Messer bewaffnet war. Später war Manao wieder zurück im Zoo. Tetsu befand sich an seiner Seite und hechelte. Vor ihm standen der Rektor und Tomson. "Frank hat Sie also entführt, weil er hohe Schulden bei Ihrer Familie hatte?" "Ja, genau", antwortete Ben Tomson. "Das alles haben wir dir zu verdanken, Manao!", sagte der Rektor. "Nein, Tetsu hat dafür gesorgt, dass der Täter verhaftet wurde. Er hat sich während der Fütterungszeit, als das Gehege offen war rausgeschlichen und ist mir gefolgt." "Nur keine falsche Bescheidenheit, Manao. Pass auf, als Belohnung für deine Tat darfst du dir was wünschen." "Okay,..." Manao dachte nach. "Dann wünsche ich mir...Tetsu!" Alle sahen ihn verwundert an, als ob er verrückt geworden wäre. "Aber natürlich nur..." Manao beobachtete den Wolf. Tetsu, du hast deinen Freund Frank angegriffen, als du begriffen hast, dass er was Schlimmes getan hat..., dachte er. Darum schenke ich dir... "..., um ihn freizulassen!" ...die Freiheit, mein Freund! Der Wolf hatte offenbar verstanden, was er gesagt hatte. Er stellte sich auf die Hinterbeine, legte die Vorderpfoten auf Manaos Schultern und leckte ihm schwanzwedelnd das Gesicht ab. Manao lachte. Endlich hatte er einen Freund, der auch noch zu ihm passte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)