Der Pfau von Phillia (Deutschland, das sind wir selber) ================================================================================ Kapitel 25: 25 - Drabbles 01 ---------------------------- Deutsche Tugenden Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch fünf Minuten hatte, ehe er im Wohnzimmer eintreffen musste. Pünktlichkeit. Wie ein Schatten huschte Albrecht umher und räumte die Bücher in das Regal ein. Ordentlichkeit. Mit dem Staubwedel fuhr er über alte Kommoden, die wieder glänzten. Sauberkeit. Im Wohnzimmer wartete Paul auf ihn. In einer Hand hielt er einen langen Rohrstock, wie er von Lehrern früher verwendet worden war. Albrecht lief bei diesem Anblick gräulich an. Paul fing an, zu lachen, und ließ den Rohrstock sinken. „Na komm, alter Spießer. Lass zu Balli gehen.“ Keine Disziplin bei Deutschlands Jugend. Albrecht / Paul -- Disziplin Halt die Fresse „Weeßte wat, Schwabe...“ Paul und Lukas saßen in einem Kloster, tief versteckt in den Alpen, und Lukas knabberte an einem Laib Brot. Paul rauchte. „So, wie die Schwestern hier immer mit gesenktem Kopp rumlaufen, könnte man meinen, sie hätten einen Stock im Arsch.“ Das Brot fiel geradezu erschrocken auf den Boden. „Die Diakonissen hier sind heilig, Gottloser! Red doch nicht so über sie!“ Paul rauchte zu Ende. Er schnippte den Zigarettenstummel weg. „Doch. Willste mich dran hindern?“ Das Gespräch endete mit einem abgebrochenen Stück Holz im Mund eines für einen Moment stummen Pauls. Lukas lächelte selbstzufrieden. Lukas / Paul -- Schwester Meisterdetektiv Nachdenklich betrachtete der Leitende Oberkommissar Chatten das glänzende Messer. Es sah nicht aus, als wäre damit gerade ein Mord begangen worden. Das Metall war poliert und wie neu. Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen und starrte auf die Leiche. Verdammt törichte Frau. Verdammt große Brüste, fügte er gedanklich unter leichtem Erröten noch hinzu. „Noch Kaffee, Herr Oberkommissar?“ fragte ihn die Sekretärin. „Nein danke, Zenzie. Du kannst gehen.“ Sie blickte über seine Schulter auf die Fotografie der Leiche. „Geschieht der Hure ganz Recht.“ Mit gerümpfter Nase rauschte sie ab. Natürlich. Eine Prostituierte. Der Fall war Karol plötzlich glasklar. Karol / Zenzie -- Messer Diskret Ein altes Buch, eine zu schwache Lampe und die Silhouette eines über das Buch gebeugten Hessen waren das einzige, was im Raum zu erkennen war. Sachsen trat ein. „Was machs'n da?“ Karol murmelte laut vor sich hin, um nicht antworten zu müssen. „... typisches Phänomen sind bei der Chaostheorie Seltsame Attraktoren... mhm... aufeinanderfolgender Zustände ein diskretes System...“ Sachsen verdrehte die Augen. Einen Moment später war das Licht aus, und ehe Karol protestieren konnte, legten sich warme Lippen auf seine. Sachsen lächelte unsichtbar. „Diskret genug?“ Karol schlug die Augen nieder. Ja, entschied er und ergriff selbst die Initiative. Sachsen / Karol -- Chaostheorie Nicht schwul Zwei Gestalten inmitten einer Gay Pride-Veranstaltung sahen sich unsicher an, der einzige Anker der Heterosexualität in dieser Zurschaustellung schwuler Gelüste. Über ihnen wehten Regenbogenflaggen heroisch im Wind. „Meinst du, die graben uns an?“ murmelte Max nervös. Albrecht schüttelte nur den Kopf, wollte nicht glauben, was sich vor seinen Augen abspielte. Ein Matrose fuhr neckisch durch zwei helle Haarschöpfe und rief einem – seinem?! - Freund etwas zu. Max ergriff die zitternde Hand von Albrecht. „Komm, weg. Wir sind nicht schwul. Schnell.“ Albrecht war eingefroren, und so blieben die beiden auf der Veranstaltung. Die ganze Nacht bis zum Morgen. Albrecht / Maximilian -- Regenbogen Generationenkonflikt „Als ich so alt war wie du, gab es noch keine iPods.“ Gedankenversunken blickte Jette Jenisch, Kapitänin, auf das plätschernde Wasser hinaus. Nicole nahm die Kopfhörer ab. „Häää, was ist los?“ Ihr iPod war golden. Sie hatte ihm eine Mähne aus Filz gebastelt. Jette sah sie mit einem sanften Lächeln an. „Und nicht solche Ohrstöpsel, und nicht solche Musik, und... ach, wir haben ja fast noch mit Murmeln gespielt. Zehn Jahre, Kleine.“ Sie ließ ihr Bein ins Wasser baumeln. Nicole sah sie verwirrt und höchst gelangweilt an. „Ist gut, olle Großmutter.“ Sie hörte wieder ihre Musik. Jette / Nicole -- Großmutter Das Reich und seine Stadt Der kleine Junge griff nach Pauls Haar. „Warum hast du braune Haare?“ Paul schmunzelte und strich durch das blonde Haar vom noch winzigen Ludwig. „Wegen meiner Mama.“ „Das ist schön... wie Bernstein.“ Ludwig sah weg. Scheinbar schämte er sich. Paul strich erneut durch das dichte Haar. Bernstein. Warum kannte der Zwerg solche Wörter? Vor Deutschland lag eine rosige Zukunft. Aber davon schien er selbst nicht überzeugt zu sein, ein Junge, geplagt von Minderwertigkeitskomplexen. Hoffentlich würde er mit denen zurechtkommen. Oder es würde schlimm enden. „Und dein Haar ist aus Gold.“ Ludwig erstrahlte wie ein kleiner Engel. Paul / Ludwig -- Gold Heimat Ihr ausdrucksloser Blick hing auf dem sich träge bewegenden Wasser, auf dem sich der Sonnenaufgang rosarot zeigte und vor sich hin waberte. Sie konnte sich nicht an dem Anblick erfreuen, im Gegensatz zu Fritz, der – völlig nackt, aber das störte hier niemanden – neben ihr saß und in dessen funkelnden Augen sich die Farbe widerspiegelte. „Nicht wie zuhause.“ Verwirrt drehte Fritz den Kopf zu ihr. Auch in Annas Augen zeigten sich Reflexe des rötlichen Wassers. Er verstand sie nicht. „Aber das ist doch zuhause.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das ist die Ostsee.“ „Eben.“, sagte er. Fritz / Anna -- Rosa Duschbegegnung „Entschuldigung!!!“ Knallrot wandte Albrecht sich ab von dem Duschvorhang und Zenzie schnaubte entgeistert auf. Frechheit. Gerade wollte er fliehen aus dem Badezimmer, da erhob sie ihre Stimme. „Wenn du schon mal da bist-“, sagte sie über das Geplätschere des Wassers auf ihre Haut, „-dann gib' mir doch mal dein Shampoo.“ Albrecht sah verwirrt auf. „Warum?“ Er konnte nicht sehen, wie sie genervt die Augen verdrehte, während sie eine rote Strähne in ihren Fingern zwirbelte. „Guck dir mal deine Haare an. Die sind wunderschön.“ Schulterzuckend ergriff er die Shampooflasche und reichte sie ihr. Dann flüchtete er. Zenzie / Albrecht -- Haare Awkward Es war höchst unbeholfen, ungeschickt und heikel. Der Umhang war gerade groß genug, um Albrecht zu umschließen, aber aus einem dummen Zufall heraus stand auch Roland völlig nackt auf der Einkaufsstraße von Bremen. Und auch, wenn Roland selbst kein Problem damit zu haben schien, war Albrecht zu verantwortlich, als dass er ihn so belassen könnte, und umschloss ihn in seinem Umhang. Die Konsequenz war, dass sie wie ein schwules, exhibitionistisches Pärchen aussahen. Auch nicht das Gelbe vom Ei, aber besser, als die Blicke von älteren Frauen auf den Piepmatz von Roland liegen zu wissen – laut Albrecht. Er seufzte gequält. Roland / Albrecht -- Umhang Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)