Wetteifer von Zyra (Der Auslöser war das Pfirsichsorbet ...) ================================================================================ Kapitel 2: Wettstreit --------------------- Hallo! So, das nächste Kapitel ist fertig. Und es hat sich mal wieder gezeigt, dass ich aufhören sollte, den Inhalt bestimmten Kapiteln zuzuordnen. Klappt sowieso nicht. Lange Rede kurzer Sinn: Inhaltliche Planung top, Kapiteleinteilung flop. Also wird der Inhalt jetzt auf mehr Kapitel aufgeteilt. Jedenfalls wünsche ich viel Spaß mit diesem Kapitel! Ich hoffe, es gefällt! LG Kyra --- Kapitel 2: Wettstreit Ich benötigte dringend einen Plan. Irgendwie musste diese Situation doch zu entschärfen sein. Vielleicht sollte ich wirklich noch einmal mit Duke sprechen. Immerhin war der mit Mister Lennox gut befreundet und dieser würde wahrscheinlich seinen Job verlieren, wenn herauskäme, dass er mit einem Schüler geschlafen hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Duke wollte, dass es soweit kam. Diese Art von Zweifeln passte nicht zu mir. Normalerweise kümmerte es mich keinen Deut, wenn ich anderen Leuten Probleme einheimste, solange ich mich damit aus der Affäre ziehen konnte. In diesem Fall war das anders. Ich bekam schon allein beim Gedanken, dass er meinetwegen den Job verlieren konnte, einen Anflug von einem schlechten Gewissen. Wenn es sich vermeiden ließ, wollte ich dieses Risiko nicht eingehen. Zumal für mich daraus auch größere Probleme erwachsen konnten, würde ich es nicht schaffen, meinen Namen aus der Sache rauszuhalten. „Seto ... du kannst den Läufer nicht horizontal ziehen“, riss Mokubas ungläubige Stimme mich in die Realität zurück. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Figur wirklich drei Felder nach rechts rücken wollte. Als ich mir die Positionen der Figuren auf dem Schachbrett ansah, fiel mir auf, dass ich eine ganze Weile nur noch unbewusst gespielt haben musste. Ich gestattete mir einen Seufzer. Mokuba anzulügen oder ihm etwas vorzumachen, hatte sowieso keinen Zweck. Der würde so lange weiter bohren, bis er herausgefunden hatte, was er wissen wollte. „Tut mir leid, Mokuba“, sagte ich schließlich. „Ich denke, wir beenden das Spiel lieber. Ich bin nicht mehr bei der Sache. Außerdem ist es schon spät.“ Mokuba sah mich aus besorgten Augen an. Das hatte ja passieren müssen. „Was ist denn los?“ Na prima. Ich konnte meinem zwölfjährigen Bruder ja schlecht erzählen, dass ich mit Duke gewettet hatte, einen meiner Lehrer ins Bett zu kriegen. Mokubas Welt würde Kopfstehen. Also versuchte ich es – wie so oft – damit, es herunterzuspielen. „Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen musst“, sagte ich und half ihm, das Schachspiel wegzuräumen. „Aber du bist besorgt“, bestimmte er, „und ich möchte dir helfen!“ „Ich meine es ernst, Mokuba. Es ist nichts Schlimmes!“ „Du machst dir aber trotzdem Sorgen!“, beharrte er und fügte im feinsten Moralapostelton hinzu: „Über seine Probleme sollte man reden, großer Bruder, bevor sie einen erdrücken.“ Ich kam nicht umher zu schmunzeln. Mein kleiner Bruder. Manchmal fragte ich mich wirklich, wer von uns beiden der Ältere war. In bestimmten Dingen hatte Mokuba eine beachtliche Durchsetzungskraft entwickelt. Gesundheit zum Bespiel. „Es ist wirklich nichts Besorgniserregendes“, sagte ich beschwichtigend. „Nur eine Wette, die ich ungern verlieren möchte.“ „Was denn für eine?“, fragte er nun neugierig. „Wettgeheimnis“, erklärte ich ein wenig belustig. „Ach man, Seto“, maulte Mokuba, „das ist gemein!“ *** Ich hatte Mokuba gerade ins Bett gebracht, als mein Handy klingelt. Verwundert blickte ich auf das Display. Was wollte Duke denn so spät noch? Das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten. „Hallo Seto“, tönte es mir gutgelaunt entgegen. Die Art von guter Laune, die wirklich Böses ahnen ließ. „Kann ich noch vorbei kommen?“ „Was ist denn so wichtig, dass sich das nicht auf morgen verschieben lässt?“, fragte ich. „Oh, ich dachte mir, dass ich mit den Kleidern lieber vorbeikomme, wenn Mokuba schon im Bett ist.“ Ich hörte regelrecht, dass er grinste. Das ließ mich immer mehr daran zweifeln, dass ich halbwegs aus der Sache herauskommen würde. „Okay“, sagte ich wiederstrebend. „Dann komm noch vorbei!“ „Bis gleich!“ Duke zog das letzte Wort fröhlich in die Länge. Ich glaube, ich wollte gar nicht wissen, was er sich ausgedacht hatte. Eine viertel Stunde später war das eine Tatsache. Ich hätte es solange wie möglich hinauszögern sollen. „Willst du mich ruinieren?“, zischte ich. Eisern ignorierte ich die große, weiße Schachtel, die zwischen uns auf dem Couchtisch stand und in der das abscheuliche Etwas lag, dass ich bei Wettverlust am letzten Schultag vor den Winterferien tragen sollte. „Du siehst bestimmt toll darin aus“, antwortete Duke nur lachend und lehnte sich gemütlich in seinem Sessel zurück. Ich hingegen fixierte ihn angespannt. „Duke, das ist mein Ernst!“, sagte ich und ignorierte seine Ausspruch – es stand außer Frage, dass ich in dem Ding absolut lächerlich aussehen würde. „Wie denkst du dir das eigentlich?“ „Du ziehst es an und gehst zur Schule“, erwiderte er schulterzuckend. Er nahm es wirklich nicht ernst. „Wo ist das Problem?“ „Es war ja klar, dass du nur bis dahin denkst. Das Problem ist das, was danach kommt. Ich kann es mir nicht leisten, zum Gespött zu werden.“ „Jetzt übertreibst du aber. Du erklärst einfach, dass es eine Wette war und damit ist die Sache nach ein paar Tagen gegessen.“ Was hatte der eigentlich für eine Vorstellung von der japanischen Presse? Ganz davon abgesehen, dass es dabei wahrscheinlich nicht bleiben würde. Es würde international die Runde machen. Vielleicht nicht in der Presse, aber auf jeden Fall unter meinen Geschäftspartnern. Und das war etwas, was ich mir absolut nicht leisten konnte. Mein Ansehen würde in einer Geschwindigkeit fallen, die ich noch nicht einmal erfassen konnte. „Wenn du in dem Teil zur Schule gehen würdest, wäre das vielleicht so. Aber ich spiele in einer anderen Liga. Außerdem habe ich ein ganz anderes Image als du. Mit der Kleidung torpediere ich es. Und du solltest eigentlich wissen, wie wichtig der Ruf in unserem Geschäft ist.“ „Du siehst das viel zu pessimistisch“, beharrte Duke. „Das ist doch nur ein kleiner Spaß. Es wird es dir schon niemand übel nehmen, wenn du einmal etwas menschlicher wirkst. “ Spaß. Ich konnte es langsam nicht mehr hören. Würde er nicht bald damit aufhören, hätte er ein gewaltiges Problem. Wahrscheinlich vergleichbar mit dem, das ich bekäme, wenn man mich als „menschlicher“ ansehen würde. In diesem Fall bedeutete das, weich zu sein. Und das war eine Schwäche, die ich mich ruinieren konnte. „In deinen Augen vielleicht. Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du von denjenigen, die von der Wette betroffen sind, am wenigsten zu verlieren hast? Du hast auf dich bezogen mit deiner Einschätzung wahrscheinlich sogar recht. Egal, was ich mir ausdenke, über dich wird man ein paar Tage lachen – wenn überhaupt – und die Aktion, als eine deiner Verrücktheiten abtun. Für Mister Lennox und mich steht viel mehr auf dem Spiel!“, erwiderte ich. Langsam hatte ich genug von so viel Kurzsichtigkeit und so vielen Fehleinschätzungen. Duke runzelte die Stirn. „Kann es sein, dass du dich drücken willst?“, fragte er grinsend. „Zu viel Ehrverlust?“ Jetzt warf ich tatsächlichen einen Blick in die Schachtel. Demütigend, aber Wetten waren ebenso Ehrensache. Also hätte ich es allein unter diesem Gesichtspunkt sicherlich getan. Mit anderen weniger lächerlichen Kleidern würde ich auch unter diesen Bedingungen in die Schule gehen. Das würde mein Stolz schon verkraften. Wenn ich wollte, konnte ich das schlucken. Aber dieses Ding ... nein, das konnte ich mir nicht erlauben. „Wenn es nur um meine Stolz gehen würde, dann würde ich auch das anziehen.“ Ich zeigte wütend hinüber zur Pappschachtel, vermied es allerdings wieder, sie zu betrachten. Ein Blick hatte genügt, um sich das Grauen noch einmal zu vergegenwärtigen. „Aber die Situation ist eine andere. Das würde meine Firma in eine kleine Krise stürzen. Ich würde dadurch mehrere gute Geschäftspartner verlieren. Meine Glaubwürdigkeit wäre danach dezimiert.“ Als er etwas einwenden wollte, hob ich die Hand. „Lassen wir mich mal einen Moment außen vor: Du gehörst doch zu den großen Freundschaftspredigern. Warum schließt du eine Wette ab bei der ein Freund seinen Job verlieren kann?“ Eigentlich hatte ich diesen Punkt nicht einbringen wollen. Es passte nicht zu mir. Aber ich konnte nicht leugnen, dass mir dieses Risiko etwas ausmachte. Duke lächelte. Es hatte etwas Wissendes. „Du bist verliebt“, sprach er genüsslich. „Du weichst vom Thema ab“, zischte ich. In dem Augenblick, in dem er das aussprach, gegen das ich mich schon längere Zeit sperrte, fühlte ich mich innerlich nackt. Ich hasste es, durchschaubar zu sein. „Nein, Seto, das tue ich nicht“, sagte er Kopfschüttelnd, dann seufzte er. „Du solltest inzwischen begriffen haben, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als die Arbeit. Liebe ist eine davon.“ Ich verstand es nicht. Dass er der Liebe eine nicht geringe Bedeutung bemaß, das konnte ich begreifen, auch wenn es in meinen Augen eine zu große war. Aber so war Duke eben. Hingegen konnte ich nicht nachvollziehen, warum er in einer solchen Situation ein dermaßen großes Risiko für angemessen hielt. Im Grunde gab es kein entweder „Liebe“ oder „Beruf“. Es gäbe tauschende Wege, wie wir zusammen kommen könnten – natürlich rein hypothetisch betrachtet. „Die Wettbedingungen bleiben so wie sie sind“, erklärte Duke, bevor ich ihm widersprechen konnte. „Entweder man verliert oder man gewinnt. Du brauchst also gar nicht zu versuchen, irgendetwas zu finden, womit du dich aus der Affäre ziehen kannst.“ Es klang endgültig. Er würde von seiner irrsinnigen Position nicht abweichen. Na riesig. Das konnte ja noch heiter werden. „Was stellst du dich eigentlich so an?“, fragte Duke stirnrunzelnd. „Du sollst den Mann verführen, in den du verliebt bist und der dich –da bin ich mir sehr sicher – ebenfalls liebt. Wo liegt da das Problem? Wenn du die Wette gewinnst, können dir die Schulden doch egal sein. Außerdem steht doch noch nicht einmal fest, ob du deinen Teil überhaupt erfüllen musst ... obwohl ich wirklich davon ausgehe, dass ich es schaffen werde.“ Ich hob eine Augenbraue. Er ging davon aus, dass er es schaffen würde. Aber Mister Lennox hatte mich doch schon eingeladen ... das bedeutete ... er hatte es aus eigenem Antrieb getan, ohne dass Duke davon wusste, noch großartig etwas dazu beigetragen hatte. Ich konnte mir das diabolische Grinsen kaum verkneifen. Duke hatte seinen Teil der Wette verloren. Das war doch zumindest ein wenig befriedigend. „Ach ja?“, fragte ich. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass er sich noch herausreden konnte. „Was genau hast du bisher gemacht?“ „Warum sollte ich dir das verraten?“, fragte er neckisch und legte ein Bein über das andere. „Du kannst keine Erfolge lange für dich behalten, Duke“, sprach ich eine Tatsache aus, der wir uns beide sehr deutlich bewusst waren. „Du hast recht“, stimmte er lachend zu. Dann zuckte er mit den Schultern: „Na ja, was soll’s? Es bringt dir ja keine Vorteile, wenn ich es dir erzähle. Im Grunde haben sich bis jetzt auch nur Vermutungen bestätigt und ich habe weitere Information gesammelt.“ Duke lächelte schelmisch. „Du solltest dich glücklich schätzen: So wie ich das sehe, ist Aaran ohne wenn und aber in dich verliebt!“ Sollte ich das? Eigentlich wusste ich doch gar nichts über ihn. Wahrscheinlich nur das, was so gut wie jeder wusste, mit dem er in etwas näherem Kontakt stand. Und er konnte mich nicht richtig kennen – ich gab nur wenig von mir preis. Dennoch sollte er mich lieben ... bedingungslos? Das klang anormal, ... außer man glaubte an so einen Unsinn wie „Liebe auf den ersten Blick“, was ich mit Sicherheit nicht tat. „Versteh ich das richtig: Du hast bisher noch nichts gemacht, bist dir aber trotzdem sicher, dass du ihn überzeugen kannst?“, fragte ich. „Absolut korrekt!“ „Tja, Duke“, sagte ich und konnte das Grinsen nicht mehr länger unterdrücken. „Du hast die Wette aber schon verloren!“ Seine Gesichtszüge entgleisten. „Wie kommst du denn darauf? Ich habe noch eine Woche!“, erwiderte er energisch. „Du hast verloren“, widerholte ich und ließ mir jedes Wort auf der Zunge zergehen. Sein Anblick war ein einziger Triumpf. „Heute Mittag.“ „Ich kann noch nicht verloren haben“, sagte er – jetzt nicht mehr so überzeugt. Im Augenblick wirkte er eher verwirrt. „Natürlich kannst du!“ Ich war wahrlich in meinem Element. „Du hast eine Möglichkeit nicht bedacht: Nämlich, dass er dir zuvor kommen kann.“ „Nein!“, entfuhr es ihm. Anscheinend hatte ich gerade den Grund dafür gefunden, warum Duke sich so in Wetten hineinsteigern konnte: Er verlor nicht gern. Es dauerte einige Minuten, bis er seine Niederlage verdaut hatte. Als er sich anscheinend damit abgefunden hatte, bildete sich ein typisch tiefgründiges Grinsen um seine Mundwinkel. „Tja, scheint so, als hätte ich wirklich verloren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das heißt, du hast jetzt bis Freitagabend in zwei Wochen Zeit, deinen Teil zu erfüllen.“ „So sieht es aus“, erwiderte ich. Das war die unangenehme Kehrseite der Medaille. Duke hatte zwar verloren, aber damit war die Situation für mich nicht bereinigt. Mister Lennox hatte mich eingeladen, so dass es jetzt trotzdem zu meinem Wettabschnitt kam. Bitter. Duke streckte sich und gähnte. „War eine anstrengende Woche“, murmelte er, während er aufstand. „Ich verschwinde dann mal lieber.“ „Wir sehen uns Montag in der Schule“, sagte ich, als wir uns in der Eingangshalle verabschiedeten. „Jupp, schönes Wochenende!“, antwortete er und wendete sich zum Gehen. „Ach eins noch: Unter einer Bedingung erlasse ich dir deine Wettschulden.“ „Die da wäre?“ „Das wirst du in dem Fall schon sehen.“ Duke grinste mich an und verschwand in der Dunkelheit. Na riesig. Wenn ich nicht wusste, was es war, konnte ich auch nicht auf diesen Ausweg hinarbeiten. Also hatte ich immer noch meine bekannten zwei Möglichkeiten. Inzwischen tendierte ich dazu, es zu versuchen. Danach schrie es zumindest in mir beim Anblick der weißen Schachtel auf meinem Couchtisch. Energisch drückte ich den Deckel auf den Karton und verbannte das unliebsame Stück samt den zwei Schmuckdosen in die hinterste und am schlechtesten einsehbare Ecke meines begehbaren Kleiderschrankes. Wenn es nach mir ging, konnten sie da vergammeln. Zurück in meinem Zimmer nahm ich meinen Terminplaner zur Hand, um nach einem geeigneten Tag zu suchen, an dem ich die Wette angehen konnte. Wie schon fast zu erwarten gewesen war, fand ich keinen. Jede Stunde der nächsten zwei Wochen schien mit irgendetwas verplant zu sein. Nur die letzten Tagen waren relativ terminfrei, aber diese lagen mitten in der Woche lagen, was extrem ungünstig war. Das Risiko erhöhte sich, ... aber was blieb mir anderes übrig, wenn ich die Wette gewinnen wollte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)