Wetteifer von Zyra (Der Auslöser war das Pfirsichsorbet ...) ================================================================================ Kapitel 1: Wetteinsatz ---------------------- Hallo! Hier kommt nun meine neue Story. Eine Kurzgeschichte, die drei Kapitel umfassen wird. Ich hoffe, es gefällt euch! Viel Spaß beim Lesen! LG Kyra --- Kapitel 1: Wetteinsatz Im Grunde genommen hasste ich junge, angergierte Lehrer. Ständig wollten sie mich zum Mitmachen bewegen und mir zeigen, dass ich immer noch etwas dazulernen konnte. Aber das Exemplar vor mir konnte ich nicht mit Verachtung strafen. Auch nach den Entwicklungen der letzten Wochen war Aaran Lennox mir nicht lästig. Und das lag mit Sicherheit nicht daran, dass er erst Referendar war. Als er den Klassenraum zum ersten Mal betreten hatte, war schon eine gewisse Anziehung von ihm ausgegangen. Dazu hatte sein Aussehen einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Er war äußerst attraktiv. Seine weißblonden Haare boten einen angenehmen Kontrast zur sonnengebräunten Haut. Blaue, intelligente Augen und ein Körper, der an einen Surfer erinnerten, rundeten das Bild ab. Mit der Zeit hatte sich gezeigt, dass nicht nur sein Anblick angenehm war. Sein Charakter war es ebenso – sogar in meinen Augen. Er war selbstbewusst und durchsetzungsstark. Aus der Ruhe bringen, ließ er sich selten, im Gegenzug schaffte er es, anderen die ihre zu nehmen. Bei den „Auseinandersetzungen“ war er genauso höflich wie provokant. Es war immer wieder interessant und amüsant, ihn dabei zu beobachten. Ich mochte seine Besonnenheit und begann, die absolut nicht oberflächlichen Unterrichtsgespräche zu genießen. Im Ganzen lud Mister Lennox geradezu dazu ein, wie Duke es formuliert hatte, ihn in die nächste Abstellkammer zu schleppen und sich dort zu vergnügen. Das entsprach natürlich nicht meinem Stil, generell war ich Sex allerdings nicht abgeneigt. Im Allgemeinen war ich dem Menschen Aaran Lennox nicht abgeneigt, wie ich hatte mit Erschrecken feststellen müssen. Wo meine Gedanken erneut bei einem Teil des momentanen Problems angelangt waren. Ich hatte einen Fehler gemacht. Zu definieren, was es genau gewesen war, war ich nicht im Stande. Es schien mehrere Fehlerquellen zu geben. Eine nicht gerade geringe Schuld traf – ohne Zweifel – die Person neben mir. Duke Devlin. Ich wendete den Blick ab, begann äußerlich desinteressiert aus dem Fenster zu starren. Wahrscheinlich hatte der ganze Schlamassel schon in dem Moment angefangen, als wir keine rein geschäftliche Beziehung mehr mit einander führten. Aus irgendeinem Grund war Duke so etwas wie ein Freund für mich geworden. Ohne dass ich es verhindern konnte, hatte er immer mehr über mich erfahren. Es hatte mich im Grunde nicht einmal groß gestört. Duke plauderte nichts Privates aus – etwas, was ich sehr an ihm schätze, auch wenn ich ihm trotzdem nichts freiwillig anvertrauen würde. Einen Umstand hatte ich dabei allerdings nicht bedacht: Duke musste nichts verraten. Er hatte es auch so brillant verstanden, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Obwohl er das natürlich ganz anders sah. Für ihn war das alles nur eine kleine, private Wette. Ich wusste wie gerne Duke wettete, ebenso wie mir bekannt war, dass die Wetteinsätze immer brisant waren. Unter normalen Umständen wäre ich nie auf die Idee gekommen, mit Duke zu wetten. Betrunken – von Pfirsichsorbet – hatte die Sache etwas anders ausgesehen. Sich mit Sorbet zu betrinken, klang auf andere Art und Weise genauso dämlich, wie die Rosinen einer Bowle zu essen, und sich dann später zu wundern, dass man plötzlich betrunken war. Aber es war passiert, anlässlich einer kleinen, privaten Feier zu einem gelungenen Vertragsabschluss. Duke war so provokant gewesen, dass ich nicht hatte widerstehen können. Sein gelalltes „Aber hallo, der steht hundert pro auf dich“ tauchte auch jetzt noch regelmäßig in meinen Gedanken auf. „Der“ war Aaran Lennox, zu dem ich mich schon damals hingezogen gefühlt hatte. Wie Duke dieses und andere pikante Details meines Lebens herausgefunden hatte, war mir noch immer schleierhaft. Für diese Situation war es inzwischen egal. Wetten waren Ehrensache. Einmal geschlossen, verweigerte man sie nicht einfach – die Ausführung der Wette vielleicht, aber nicht die Schulden. Und in diesem Fall würde mich sehr wahrscheinlich beides in vergleichbar prekäre Lagen bringen. Ich hatte mit Duke darum gewettet, ob er es schaffen würde, Mister Lennox dazu zu bringen, mich zu ihm nach Hause einzuladen. Danach würde erst mein Teil der Wette kommen. Also wäre die Situation unter normalen Umständen völlig unproblematisch gewesen, ... aber Duke kannte Aaran Lennox aus Amerika. Sie schienen sogar sehr gut miteinander befreundet zu sein. Deshalb lag die Sache anders. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie Duke ihn überreden wollte, aber er hatte schon immer mit verrückten Ideen aufgetrumpft. Sollte er es wirklich schaffen, hatte ich ein ernsthaftes Problem. Entweder ich würde die Einladung annehmen und versuchen ihn ins Bett zu kriegen oder ich würde die Wettschuld so hinnehmen. Für was ich mich entscheiden sollte, wusste ich nicht. Momentan hoffte ich immer noch, dass Duke es in seiner zwei Wochen Frist vermasseln würde. Dann wäre ich fein aus der Sache raus. Doch das sah ich noch nicht. Während ich aus dem Fenster starrte und damit Duke ignorierte, blieb der nicht untätig. Ich hatte es nicht anders erwartet. Er war penetrant. Das Ergebnis seiner Bemühungen um meine Aufmerksamkeit landete jetzt auf meinem Pult. Eine kleine Papierkugel. Na riesig. Sowas Kindisches. Einen Moment war ich versucht, sie einfach von meinem Tisch zu schnipsen. Aber wer wusste schon, was der Verrückte wieder geschrieben hatte. Na Seto, denkst du wieder an die Abstellkammer? ;) Es war wohl keine schlechte Idee gewesen, sie zu öffnen. Dieser Idiot. Das einzig Positive an der ganzen Nachricht war, dass wohl nur wir beide verstanden, worum es ging. Trotzdem, was sollte der Unsinn? Was willst du? Ich warf sie möglichst unauffällig zurück. Ich war weder darauf erpicht, dass irgendwer den Zettel fand und die Spekulationen begannen, noch darauf von Mister Lennox erwischt zu werden. Na, eine Antwort auf meine Frage. Duke war die Unauffälligkeit anscheinend egal. Absolut nachlässig schoss er die Kugel zurück. Wollte er etwa, dass wir bemerkt wurden? Worum – geht – es? Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich dir glaube, dass du nur die Antwort auf so eine läppische Frage willst. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Duke lächelte, als er den Text las. Schön, dass sich wenigstens einer amüsiert, dachte ich sarkastisch. Ertappt. Ich wollte fragen, ob du dich schon auf deinen Teil freust? Als ob das ein großer Unterschied wäre. Aber so etwas hatte ja kommen müssen. Weitere Sticheleien. Duke zog mich schon die ganzen letzten Tage damit auf, dass ich es angeblich ja so sehr nötig hatte. Ganz unrecht hatte er nicht, aber im Maß irrte er sich gewaltig. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich mehr fürchten soll. Meinen Einsatz oder deine Schulden. Aber der Meister der Wetten scheint sich ja sehr sicher zu sein. Wann ist denn dein mit Sicherheit grandioser Gewinn zu erwarten? Die Nachricht triefte nur so vor Sarkasmus. Wäre nicht Duke mein „Gesprächspartner“ gewesen, hätte ich dieses sprachliche Mittel niemals benutzt. Bei ihm konnte ich mir sicher sein, dass er es richtig verstand. Mach dich nur lustig über mich. Ich arbeite dran und werde es auf jeden Fall in der nächsten Woche schaffen. Rate mal, wer diesen Samstag bei wem auf ein Bier eingeladen wurde. :) Na riesig. Das klang ja nach einer guten Basis für ihn. Aber ich konnte mir immer noch keine Möglichkeit vorstellen, wie Duke es schaffen wollte, einen Lehrer dazu zu bewegen, einen seiner Schüler zu sich nach Hause einzuladen. Er hatte immerhin eine Pflicht allen Schülern gegenüber. Bevorzugung konnte einen schnell in Teufels Küche bringen – ganz zu schweigen von dem, was ich vorhatte ... vorausgesetzt ich würde mich dafür entscheiden. Wie willst du es denn anstellen? Duke grinste in sich hinein. Er schien sich seiner Sache wirklich sicher zu sein. Verdammt. Mit dem Klingeln landete der Zettel auf meinem Tisch. Ich überflog ihn, während ich die gerade gegebenen Hausaufgaben aufschrieb. Das konnte ja noch heiter werden. Als ob ich dir das verraten würde ... Vielleicht sag ich es dir nächste Woche. ^^ „Dann bis nächste Woche, Seto“, sagte Duke augenzwinkernd und verschwand in Rekordgeschwindigkeit aus dem Klassenraum. Ich hingegen ließ mir Zeit. Ich hatte es nicht eilig. Weder war ich erpicht darauf, in das Gedränge der schnellstmöglich ins Wochenende strömenden Schüler zu geraten, noch wollte ich draußen in der Kälte auf Mokuba warten. Der trödelte immer, also packte ich gemächlich ein. Noch während ich damit beschäftig war, erschien Mister Lennox vor meinem Pult. Allerdings schien er mich nicht zu beachten: Sein Blick war nachdenklich nach draußen gerichtet. Als ich mit einem gemurmelten „Bis Dienstag“ gehen wollte, hielt er mich zurück. „Warte einen Moment, Seto“, sagte er. „Erklär mir doch bitte, warum diese triste, graue Aussicht interessanter ist als mein Unterricht.“ Ach das noch. Ich konnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich ein guter Lügner war, beziehungsweise dass man es mir nicht anmerkte, wenn ich einen Teil der Wahrheit verschwieg. Aber Aaran Lennox hatte ein Gespür dafür, wenn jemand versuchte, ihn zu täuschen. Und zurzeit konnte ich es nun wirklich nicht gebrauchen, ihm gegenüber negativ aufzufallen. Wer wusste schon, wie ich mich letztendlich entschiede. Also würde ich jetzt, soweit ich es für richtig hielt, die Wahrheit sagen – natürlich nur umrissen. „Das war kein Desinteresse. Ich habe in der letzten Zeit sehr viel im Kopf“, erklärte ich und beobachtete Mister Lennox Reaktion. Er hob skeptisch eine Augenbraue. „Und das lässt sich im Englischunterricht nicht ignorieren?“, fragte er. Ich erwiderte nichts. Es war sowieso eine rhetorische Frage gewesen. Dass ich es nicht vermochte, hatte ich schließlich eindrucksvoll bewiesen. „Und die Zettelchen, die du dir mit Duke geschrieben hast, waren was?“ Dass der auch alles mitbekommen muss, fluchte ich innerlich. „Sie wissen, wie hartnäckig Duke ist“, meinte ich. Wenn das so weiter ging, würde ich nicht mehr lange mitmachen. Ich war niemand, der sich gerne die Kontrolle aus der Hand nehmen ließ. „Ebenso weiß ich, wie gut du jemanden ignorieren kannst.“ Während er sprach, funkelten seine Augen vor Belustigung. Wahrscheinlich hatte er eine bestimmte Situation im Kopf – Wheeler, der Verwünschungen ausstoßend durch den halben Klassen sprang, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen, dass ich ihn nicht beachtete. „Es war wichtig“, sagte ich schließlich und fügte nach kurzem Überlegen noch hinzu: „Geschäftlich.“ Es war nicht gelogen, auch wenn er meine Antwort wahrscheinlich etwas anders verstand. So war es von mir beabsichtigt. Ich hoffte, dass er nicht weiter nachhaken würde. Dann wäre die Situation bereinigt. „Du willst mir ernsthaft erzählen, dass ihr euch über Angelegenheiten eurer Firmen auf einem kleinen Zettel in der Schule austauscht. Ich kenne Duke gut genug, um zu wissen, dass er das niemals machen würde. Und dich schätze ich als viel zu professionell ein, um das zu tun. Also, was war los?“ Verdammt. Das gibt’s doch nicht, dachte ich missmutig. Langsam drohte mir der Geduldspfaden zu reißen. Gäbe er nicht bald nach, würde ich die Führung in dem Gespräch übernehmen. Es entsprach nicht meiner Natur, mich in die Defensive drängen zu lassen. „Meine Geschäfte betreffend“, detaillierte ich zähneknirschend. Mister Lennox seufzte. Er wirkte enttäuscht, beinahe eine Spur traurig. „Warum lügst du mich an? Wenn du etwas zu kritisieren hast, dann sag es bitte. Sonst kann ich aus meinen Fehlern nicht lernen.“ „Ich muss Ihnen keine Rechenschaft ablegen“, erklärte ich frostig, „also hab ich es nicht einmal nötig zu lügen!“ Der verbale Schlag schien zu sitzen. Körperlich nahm er eine zurückhaltendere Position ein, in dem er sich an die Fensterbank hinter sich lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Gewillt zu kapitulieren war er allerdings noch nicht, das verrieten seine Augen. „Nein, das musst du natürlich nicht“, gestand er ein und seufzte abgrundtief. „Es geht mich wahrscheinlich nichts an, aber wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, dann sag mir einfach Bescheid.“ Ich blickte ihn skeptisch an. „Sie glauben mir nicht“, stellte ich fest. „Es fällt mir schwer.“ Er lächelte schwach. „Ich vertraue sehr auf meine Menschenkenntnis.“ Es wäre am besten, jetzt zu verschwinden. Ihm entgegen zu schleudern, dass er sich irrte und einfach zu gehen. Aber die Wette hielt mich zurück. Ich wollte mir nicht schon jetzt einen Weg verbauen. „Es ist eine Wette“, sagte ich ruhig, „mit wahrscheinlich negativen Auswirkungen auf das Geschäft.“ Mister Lennox hob abermals eine Augenbraue. Jetzt wirkte es verwundert. „Mit Duke?“, fragte er. „Korrekt.“ „Oh je“, erwiderte er und verzog das Gesicht. Er schien ganz genau zu wissen, wie schwierig es war, eine Wette gegen Duke zu gewinnen. Wenn der erst einmal mit vollem Eifer dabei war, scheute er kaum eine Situation. „Warum sprichst du nicht einfach mit ihm? Er hat doch auch eine Firma, da wird er deine Zweifel sicherlich nachempfinden können.“ „Wetten sind Ehrensache“, erklärte ich nur, woraufhin er die Augen verdrehte. Seiner Meinung nach hatten wohl auch Wetten ihre Grenzen. Vielleicht hielt er es aber auch für schwachsinnig, überhaupt zu wetten. „Es spricht ja niemand davon, dass du dich weigern sollst. Es geht doch nur darum, etwas andere Bedingungen auszuhandeln, die dir nicht schaden. Duke hat sicherlich noch andere Einfälle“, meinte er beschwichtigend. „Duke wird nicht mit mir übereinstimmen“, bestimmte ich. Er hatte Vorstellungen von Japan, die sich einfach nicht in der Realität wiederspiegelten. Er überschätzte die japanische Gesellschaft in ihrer Akzeptanz bestimmter Verhaltensweisen und Neigungen. Auf eine gewisse Art war Japan genauso prüde und konservativ wie Amerika. „Wenn du wirklich deine Zweifel hast, solltest du es zumindest versuchen“, antwortete er optimistisch und lächelte mich zuversichtlich an. „Vielleicht“, sagte ich vage und verabschiedete mich. Erst einmal würde ich abwarten und so gering die Chance auch war, darauf hoffen, dass Duke seinen Teil nicht bewältigen konnte. Ich streckte meine Hand gerade nach der Tür aus, als wieder mein Name erklang. „Seto!“ Ich drehte mich um, und beinahe wäre mir der Atem gestockt. Die Wolkendecke war aufgerissen und schwaches Sonnenlicht brach sich in seinen blonden Haaren und hob ihren Glanz besonders hervor. Schatten tauchten sein Gesicht zum Teil in Dunkelheit. Es gab ihm etwas Verwegenes. Im diesem Augenblick wirkte er wie Engel und Teufel zugleich. Ich verstand nicht, warum er diesen Eindruck vermittelte. Ebenso wenig wusste ich, was meine Reaktion zu bedeuten hatte. „Ich fände es schön, wenn du mich einmal zu Hause besuchen würdest.“ Nein! Das war doch wohl nicht war. Verdammter Würfelfreak! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)