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Shadows

Sanji
von

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Missing you

_-Kay-_ auch hier danke fürs Betalesen und anschließende Treten um es hochzuladen XD
 


 

Missing you
 

„Dieser dämliche Wecker“, grummelte Sanji und schlug schnaubend um sich. Dabei fegte er ganz gekonnt den Störfaktor vom Nachtschrank. In seine Einzelteile zersplittert, blieb das – jetzt schrottreife Stück Technik am Boden liegen. Dabei war es doch eigentlich nicht er, der jeden Morgen seinen Wecker auf eine solch rabiate Art und Weise zum Schweigen brachte. Seufzend drehte der junge Mann sich um, die Augen noch immer geschlossen. Selbst durch das geschlossene Fenster spürte er die Wärme der Sonnenstrahlen, selbige stand schon hoch am Himmel. Musste wohl ungefähr Mittag sein. Normal wäre er schon längst aufgestanden und hätte Zoro aus dem Bett getreten. Zoro. Das Beste, was ihm je passiert war. Und nun? Er hatte ihn ziehen lassen. Wie konnte man auch nur so dämlich sein? Bescheuerte Eifersucht. Sanji atmete tief durch, bevor er endlich die Augen öffnete. Ließ seinen Blick durch das reichlich chaotische Schlafzimmer wandern. Dabei hasste er doch Unordnung, wie die Pest. Stöhnend quälte er sich aus dem Bett. Wie gut, dass er heute frei hatte. Sein Chef hätte ihn wohl rund gemacht auf Arbeit. Ohne Gnade. Gut, die kannte der sowieso nicht. Aber geistige Abwesenheit wurde dort nicht toleriert. Und der alte Knacker wusste ganz genau, wann Sanji gedanklich auf Abwegen war. Eigentlich ständig in letzter Zeit.
 

Er schüttelte den Kopf, setzte sich auf und starrte gedankenverloren aus dem breiten Fenster. Er hatte eine schöne Sicht auf den weitläufigen Hof, der nur von ein paar Bäumen bevölkert war, sonst nur Rasen, so weit das Auge reichte. Er blinzelte, als er etwas vernahm, was eigentlich dort nicht hingehörte. Einen grünen Haarschopf, grüne Augen, braungebrannter Body. Er blinzelte noch einmal, aber die Gestalt wollte nicht weichen. Er erhob sich, ging zum Fenster und blinzelte ein drittes Mal. Und schlagartig folgte die Ernüchterung. Da war nichts, absolut gar nichts. „Verdammt!“ fluchte er, wandte sich ab und stapfte ins Badezimmer. So recht wollte er das noch nicht verstehen. Den ganzen Ärger, den sie miteinander hatten. Die Streitereien, die bösen Worte, die gefallen waren. Zoro war an vielem schuld, aber nicht an allem. Und dessen war sich Sanji mehr als bewusst. Unhörbar fluchend stieg er unter die Dusche und stellte das Wasser an. Im nächsten Moment sprang er schrill aufkreischend zurück. Das Wasser war wohl doch eine Nummer zu kalt. Die kleine Stimme – Zoros – in seinem Hinterkopf verspottete ihn. Mal wieder. Geschah in letzter Zeit ziemlich häufig. Als wollte sie ihn quälen, ihm vor Augen führen, was er alles verloren hatte. Selbst in der Dusche wurde er noch an Zoro erinnert. Da stand ja schließlich immer noch die – geöffnete! – Flasche Duschgel von ihm herum. Der Auszug aus Sanjis Wohnung war kein großes Drama gewesen. Zoro hatte nur seine Klamotten und ein paar persönliche Dinge mitgenommen. Alles andere gehörte ihm ohnehin nicht. Und so was wie Duschgel konnte man in fast jedem Laden neu kaufen.

Ohne Worte zu verlieren, war er gegangen. Es gab ja auch nichts mehr zu sagen. Ihr letzter Streit hatte bewiesen, dass ein Zusammenleben auf Dauer nicht funktionieren konnte. Doch Sanji konnte sich nicht von Zoro lösen. Der Gedanke, Zoro allein zu wissen – schlimmer noch – in den Armen eines oder einer anderen, brachte ihn auf die sprichwörtliche Palme. Er begann zu knurren, wollte diesen Gedanken nicht weiterführen, aber der hielt sich ziemlich hartnäckig. Verfolgte ihn jeden Tag aufs Neue. Das war doch echt zum Kotzen! Sanji seufzte tief, ließ den Kopf hängen. Für einen kurzen Augenblick gab er sich seinen Gefühlen hin. War doch ohnehin niemand hier, der ihn beobachten konnte.

Doch das Klappen einer Tür schreckte ihn auf. Oder war es ein Fenster? Er stürzte förmlich aus der Dusche, wickelte sich irgendwie ein Handtuch um die schmalen Hüften und stürmte in den angrenzenden Flur. Zoro hatte doch eigentlich keinen Schlüssel mehr für die Wohnung. Eigentlich. Meinte Sanji zumindest.
 

Und er war sich ziemlich sicher, nirgends ein Fenster geschweige denn, eine Tür geöffnet zu haben. Wer also klapperte hier mit den Fenstern herum?

„Ich glaub, ich werd wahnsinnig“, murmelte er. „Das darf doch nicht wahr sein! Verdammt, Zoro, was tust du mir hier an?“ Gar nichts, kicherte die Stimme höhnisch. „Ach, halt doch die Klappe!“ Grummelnd zog er sich Klamotten über und setzte dann in der Küche einen Kaffee an. Nach solch einem Start in den Tag brauchte er erstmal eine Ladung Koffein. Während die Maschine vor sich hin gurgelte, zündete sich der junge Koch die erste Zigarette des Tages an und inhalierte den beißenden Qualm tief, bevor er ihn mit einem andächtigen Laut entweichen ließ. Er grinste leicht, Zoro hatte es gehasst, wenn Sanji frühmorgens schon rauchte. Auch ein Punkt, bei dem die beiden immer wieder aneinander gerieten. Sanji war stur geblieben, hatte weiter geraucht. Zoro war dieser Starrsinn keinesfalls entgangen, doch er selbst war auch nicht viel besser. Er hatte sich dann seinen Kaffee genommen und war wortlos raus in den Garten gegangen, egal, wie kalt es war. „Warum waren wir überhaupt zusammen? Kannst du mir das sagen, Zoro?“ Seine innere Stimme blieb stumm. Sanji versuchte verzweifelt, in seinen Erinnerungen einen Moment zu greifen, an dem sie harmonierten, sich nicht stritten. Doch irgendwie war das nicht von Erfolg gekrönt. Hatten sie sich denn in den zwei Jahren nur gestritten?
 

Sanji versuchte, sich abzulenken, riss den Kühlschrank auf, um dort die nächste Ernüchterung des gerade begonnenen Tages, zu erleben. Der war leer, er hatte gestern doch glatt vergessen, einzukaufen. „Soviel zum Thema Frühstück“, schimpfte der junge Koch leise. Jetzt hatte er Kaffee, aber keine Brötchen, geschweige denn etwas, was er sich hätte draufschmieren können. Verärgert schlug er die Kühlschranktür wieder zu, stopfte die halb aufgerauchte Zigarette grob in den Aschenbecher, ignorierte die Kaffeemaschine und suchte im Wohnzimmer nach seinem Geld. Bis ihm einfiel, dass sein letztes Bargeld in seinem Auto lag. Klasse. Also griff er sich seinen Autoschlüssel und seinen Wohnungsschlüssel, zog die Tür hinter sich zu und stiefelte nach draußen.

Er guckte.

Er guckte ein zweites Mal.

Da, wo eigentlich sein Auto stehen sollte, gähnte ihm eine leere Parklücke entgegen. Das Einzige, was darauf hinwies, dass da tatsächlich ein Auto gestanden hatte, war die Radkappe, die dort lag. Eindeutig seine. Wer hatte sonst eine Kochmütze mit zwei dahinter gekreuzten Katana als Logo da drauf? Spezialanfertigung, sauteuer. Welcher Idiot wagte es, ihm sein Auto zu klauen?

Sanji schwankte vor Wut, hielt sich am Gartenzaun fest. So fest, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Um nicht vollends auszuflippen, kramte er in seiner Jacke nach seinen Zigaretten. Der nächste, der ihn jetzt ansprach, würde wohl um sein Leben fürchten müssen. Nach dem dritten Fehlversuch fingerte er sich einen Glimmstängel aus der Packung und zündete ihn sich an, nicht ohne sich vorher noch den Finger am Feuerzeug zu verbrennen und sich fast die Haare anzusengen. Er hätte wohl doch liegen bleiben sollen. Nur leider knurrte sein Magen so laut, dass er an sein eigentliches Vorhaben erinnert wurde. Das Auto war weg, somit auch das letzte Geld, das er noch besaß.

Und nun? Seinen Chef um einen Gehaltsvorschuss bitten? Der bringt dich um, höhnte Zoros Stimme.

Sanji seufzte, das wusste er selbst. Er rauchte auf, warf die Reste der Kippe, noch immer wütend, auf die Straße, sammelte die Radkappe ein und ging wieder zurück in das Haus, in dem seine Wohnung war. Gereizt und frustriert zugleich warf er seinen Autoschlüssel ins Wohnzimmer auf den Tisch, der rutschte noch ein Stück weiter und landete dann mit einem leisen Klappern unter der Couch.

Kopfschüttelnd stellte er die Radkappe in den kleinen Schrank im Flur, riss eine Schublade auf und warf diese noch wütender wieder zu. Gedanklich fügte er Zigaretten seiner Einkaufsliste hinzu. Ein schneller Blick in seine angebrochene Schachtel teilte ihm mit, dass er sich wohl entweder beruhigen sollte – oder – alternativ: beeilen. Je schneller er zu Geld kam, umso schneller kam er zu seinem heiß geliebten Nikotin. Laut seufzte er erneut auf. Er wünschte sich zurück in sein Bett, stattdessen stand ihm jetzt eine Diskussion mit Jeff bevor.

Er griff sich seinen Wohnungsschlüssel und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Bis zum Restaurant waren es 30 Minuten Fußweg, Bus fahren fiel ja wegen mangelnder Finanzierung ebenfalls aus. Viel Zeit, um nachzudenken. Dabei wollte er gerade das nicht tun. Er wusste ohnehin nicht, wie er die letzten vier Monate verbracht hatte. Die waren irgendwie im Dunkeln an ihm vorbeigezogen. Mit Arbeit hatte er sich abgelenkt, seine Kollegen bekamen schon den Eindruck, er hätte kein Zuhause mehr.

So abwegig war diese Vermutung nicht einmal – Zoro war sein Zuhause gewesen, bei ihm hatte er sich immer geborgen gefühlt. Er war gern heim gekommen, vor allem, wenn er wusste, dass Zoro dort abends auf ihn wartete. Die Abende ohne ihn waren für Sanji besonders schwer gewesen; Zoro war dann tagelang auf Dienstreise unterwegs und wusste selbst nie so genau, wann er wieder zurückkam. Ein blöder Anruf aus der Redaktion reichte aus, um die Beiden noch ein wenig länger zu trennen.

Er lächelte leicht. Da waren sie, die Momente, nach denen er so verzweifelt suchte. Die Harmonie zwischen ihnen. Es war ein Fehler, Zoro aufzugeben, das wusste er mittlerweile nur zu gut. Nur konnte er den jemals wieder ins Gegenteil verkehren? Das Einzige, was ihm von Zoro geblieben war, war dessen Handynummer und ein paar Photos. Und ob die Nummer noch aktuell war, wusste Sanji nicht. Er besaß nur die private Nummer, das Diensthandy schleppte Zoro zwar auch immer mit sich herum, aber die Nummer besaßen eben nur die Leute von der Arbeit, niemand sonst. War ja auch für keinen anderen wichtig.
 

Sanji staunte, als das Baratie in Sichtweite kam. So schnell war er doch gar nicht gegangen. Über sich selbst den Kopf schüttelnd überwand er auch die letzten paar Meter und betrat das Restaurant durch den Haupteingang.

Ein geschickter Ausfallschritt nach links verhinderte, dass er mit dem gerade umher eilenden Ober zusammenstieß. Irritiert blickte Sanji dem Mann nach. Irgendwie hatte er den hier noch nie gesehen. Also war der entweder neu oder aber Sanji bekam wirklich so gar nichts mehr von seiner Umwelt mit. Schulterzuckend ging er auf direktem Weg in die Küche. Besser gesagt: er wollte in die Küche gehen. Besagter fremder Ober hielt ihn nämlich genau davon ab. Am Zipfel seiner Jacke hielt er Sanji gepackt, bevor er begann, undeutlich zu murmeln. „Lass mich los“, knurrte Sanji, mühsam beherrscht. „Sie dürfen da nicht rein“, bekam er, zumindest etwas deutlicher, als Antwort. Erst jetzt blickte der Blonde auf, allerdings mit einem Mörderblick, dass ihn der Andere erschrocken los ließ und zwei Schritte zurück stolperte. Darauf hob Sanji nur die Augenbraue und musterte den Mann abschätzig. „Seit wann stellt der alte Mann solche Idioten ein?“ Im selben Moment duckte er sich unter einem Kick von Jeff hinweg, der seinen letzten Satz sehr gut verstanden hatte. „Deine Reflexe funktionieren noch, also, was willst du hier, Rotzlöffel?“ „Geld!“ kam es mehr als nur pampig zurück. „Arbeite dafür!“ „Tue ich, jeden verdammten Tag!“

Jeff drehte sich kommentarlos um und verschwand durch die Schwingtür. Angepisst knurrte Sanji, warf dem Ober noch einen wütenden Blick zu, bevor er seinem Chef folgte. Doch Jeff ging nicht, wie erwartet, in die Küche zurück. Nein, vielmehr schritt er die schmale Treppe hinauf, die zwischen der Schwingtür und der eigentlichen Küchentür lag. „Wird das heute noch was?“ erschallte es von oben. Erneut zuckte Sanji die Schultern, bevor er mit wenigen Schritten des Ende der Treppe erreichte.
 

Jeff stand im kleinen Flur und wühlte in einer Schublade der dort stehenden Kommode. „Wenn du deine ganze Kohle da aufbewahrst, brauchst dich nicht zu wundern, wenn die mal verschwindet“, meinte Sanji mit einem abfälligen Grinsen. „Halt die Klappe, Rotzgöre!“ keifte Jeff und wühlte weiter. Sanji zündete sich indessen eine Zigarette an. „Hier wird nicht geraucht!“ „Dann mach halt schneller, alter Knacker, hab schließlich nicht ewig Zeit“, konterte Sanji und blies den gerade inhalierten Qualm in Richtung Treppe wieder aus. Ein paar Scheine in der einen Hand, knallte er mit der anderen die Schublade wieder in die Kommode zurück. „Zieh ich dir von deinem Lohn ab“, knurrte er nur. In Sanjis Augen blitzte es kurz auf. „Vergiss es!“ „Jetzt hau schon ab, Kleiner“, murmelte Jeff mit wesentlich sanfterer Stimme und drückte ihm das Geld in die Hand. „Danke Jeff“, flüsterte Sanji, legte ihm dankbar die freie Hand auf die Schulter, bevor er sich umdrehte, die Treppe nach unten sprang und aus dem Restaurant stürmte. Jeff schüttelte den Kopf und begann zu grinsen. Er hatte mitbekommen, dass sein Schützling durcheinander war. Wusste auch warum, die Trennung hatte selbst ihn überrascht. Wobei ihn damals die Verkündung, dass die Beiden zusammenziehen wollen, ebenfalls ziemlich überrascht hatte. Auch wenn man es ihm nicht ansah, so machte sich Jeff doch seine Gedanken um Sanji. „Zurück an die Arbeit“, brummte er nur, schlug die Tür hinter sich zu und verschwand wieder in die Küche.
 

Sanji war inzwischen auf dem Weg zum Supermarkt. Er kam an einem kleinen Park vorbei. Hier war er öfter mit Zoro hingegangen. Ein lauschiges Plätzchen, sogar ein See war dort, wenn auch ein wenig versteckt zwischen dichter stehenden Bäumen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

Ein zarter, dennoch leidenschaftlicher Kuss – Fingerkuppen, die seinen Körper erkundeten – haltloses Stöhnen – Klamotten, die nach und nach ihren Weg zum Boden fanden. Ja, sie waren wirklich oft hier gewesen.

Wie von selbst hatten ihn seine Füße zu dem See getragen.

Nun stand er, gefangen in seinen Erinnerungen, an IHRER Stelle am Ufer und ließ seinen Blick über das ruhige Wasser schweifen. Was würde er darum geben, könnte er die Zeit zurückdrehen.

Er vermisste Zoro. Dieses Wissen ließ ihn in die Knie gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Er schluchzte trocken auf, verbarg sein Gesicht in seinen Händen und versuchte krampfhaft, zu seiner gewohnten Ruhe zurückzufinden. Doch die schien ihn gerade verlassen zu haben, machte einer Emotion Platz, die Sanji normalerweise tief in sich verschlossen hielt.

Etliche Minuten saß er dort, um seine Beherrschung kämpfend.

Er hatte diesen Ort gemieden, um nicht von den besseren Zeiten, die sie zweifellos hatten, überrollt zu werden, um genau das, was er jetzt gerade durchmachte, zu vermeiden.
 

Nur langsam richtete er sich wieder auf, steckte sich eine Zigarette an und rannte aus dem Park, um seinem eigentlichen Vorhaben endlich nachzukommen. Einkaufen. Er kannte wahrlich bessere Beschäftigungen, um seine spärliche Freizeit zu füllen.

Als er die Autos auf dem Parkplatz erblickte, stöhnte er auf. Schien wohl wieder was umsonst zu geben. Warum mussten die eigentlich alle zur gleichen Zeit da auflaufen? Nun würde er wieder die Hälfte seiner Einkaufszeit damit verbringen, an einer Kasse zu stehen, an der vermutlich ein Azubi seinen ersten Tag verbrachte und so gar nicht wusste, was er da eigentlich tat.

Er schnaubte wütend, bevor er durch die Türe ging. Das brachte einige andere Leute dazu, vorsichtshalber auf Abstand zu gehen. Mit dem Blondschopf wollten sie nicht aneinander geraten.

Er griff sich einen der Plastikkörbe, die am Eingang standen und wanderte dann ziellos durch die einzelnen Regalreihen, nicht wirklich wissend, was er wollte. Seine Einkaufsliste hatte er gedanklich schon wieder verworfen. Fahrig fuhr er sich mit der Hand durch seine blonden Haare, ließ seinen Blick durch die scheinbar endlosen Regale wandern.
 

Ein kleines Mädchen sprang fröhlich vor ihm herum, auch wenn er sonst jede Frau wie eine Heilige behandelte, das nervte ihn doch gewaltig. Zumal sie ihm auch noch einen Tritt vors Schienbein verpasste. Das war jetzt definitiv zuviel. Einen zischenden Fluch ausstoßend – worauf das Kind aufmerksam wurde – drehte er sich um. Bedachte die Göre mit einem vernichtenden Blick, verfluchte gleichzeitig deren Mutter, ignorierte das lauthals folgende Geplärre und starrte zur nächsten Regalkreuzung.
 

Direkt in zwei grüne Augen.
 


 

TBC

Meeting you again

Meeting you again
 

Die tiefen Schatten waren Sanji Beweis genug dafür, dass keiner von ihnen die letzten Monate einfach so weggesteckt hatte. Ohne es zu wollen, schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.

Er blickte noch immer in die grünen Augen, meinte, den Anflug eines Lächelns auf Zoros Gesicht zu sehen. Doch mit dem nächsten Wimpernschlag war es wieder verschwunden.
 

Seine Gedanken überschlugen sich, als er dabei zusah, wie Zoro langsam auf ihn zu kam. Jeder Schritt, jeder Zentimeter, den dieser dabei zurücklegte, hallte wie ein Echo. Alles andere war ausgeblendet, existierte nicht. Erst Zoros Stimme und das „Hi“, das dieser heraus brachte, holten Sanji in die Realität zurück. „Zoro… was tust du hier?“ stammelte er und trat sich direkt danach innerlich in den Hintern. Eine hirnlosere Frage haste wohl nicht gefunden? spottete sein inneres Stimmchen.

Wie konnte ein einzelner Mensch auch SO dämlich sein? Sanji wollte gar nicht erst wissen, was Zoro nun dachte. Dennoch hielt er den Blickkontakt aufrecht. Aus der Nähe betrachtet wirkte Zoro noch fertiger, als die Augenschatten von vorher es erahnen ließen. Die grünen Haare waren zerzaust und wesentlich länger, aus Zoros klaren Augen sprang ihm die Erschöpfung förmlich entgegen. Zu gern hätte er ihn berührt, die Konturen seines Gesichts mit dem Finger nachgezogen, ihn in den Arm genommen. Er wollte ihm nah sein, doch er schien so fern wie nie. Er konnte diesem Impuls nicht nachgeben. Alle Wut, die Sanji bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hatte, war wie weggeblasen. Zoro war hier – auf ihn zugekommen, tat nicht, als wäre Sanji ein Fremder.

Konnte er doch Hoffnung schöpfen?
 

Die Antwort, die Zoro auf Sanjis Frage gab, hatte dieser eigentlich auch erwartet. Ja, was tat man auch sonst in einem Supermarkt? Innerlich noch immer den Kopf schüttelnd, ignorierte er sogar den Ton, den Zoro anschlug. Obwohl er nicht leugnen konnte, dass es ihn ein klein wenig verletzte. Aber damit musste er leben. Er beobachtete ihn noch immer ganz genau, in seiner ganzen Haltung schien er ziemlich erschöpft. Ob nun von der Arbeit, oder aus der ganzen Situation zwischen ihnen beiden hinaus, vermochte Sanji nicht zu sagen. „Mein Kühlschrank ist so gut wie leer. Nichts verwertbares für eine anständige Mahlzeit drin. Und mein Geldbeutel beschwert sich schon über den ständigen Lieferservice“, kam dann doch noch leise von Zoro. Sanji grinste kurz. Er überlegte. Doch bevor sein Verstand sich einschalten konnte, hatte er seine Frage schon formuliert: „Hast du schon was vor heute? Ich könnte uns sonst was Leckeres kochen.“ Abwartend blickte er Zoro an, gedanklich schon ein Menü zusammenstellend. Da er eh einkaufen musste, war es ja kein Problem, ein paar Sachen mehr mitzunehmen. Innerlich gespannt wartete er darauf, wie Zoro reagierte, denn dessen Gesichtsausdruck war so undurchsichtig, wie eh und je.

Den prüfenden Blick von Zoro nahm er hin, er hatte ihn ja ebenso angestarrt. „Hab heute meinen freien Tag“, ließ er schließlich verlauten, sein Blick schien aber noch immer an Sanji förmlich zu kleben. Sanji seufzte unhörbar, aber sichtlich erleichtert auf. Wie und ob er eine Abfuhr von Zoro vertragen hätte, wusste er nicht. Aber das hörte sich doch schon gut an. Er begann zu hoffen, in erster Linie auf eine positive Antwort. Die kam, wenn auch zuerst aus Zoros Magengegend, danach erst aus seinem Mund: „Einverstanden. An was hattest du denn gedacht?“

Wie hypnotisiert starrte Sanji den Grünhaarigen an, als dieser schließlich auch noch nach Sanjis Korb griff, fiel er fast vom Glauben ab. Kurz berührten sich ihre Finger, Sanji spürte deutlich die Wärme, die von Zoro ausging, nahm seinen Duft wahr. Er liebte diesen Zoro-typischen Geruch. Er atmete etwas tiefer ein, hoffte nur, dass Zoro das nicht so mit bekam, während sich eine verräterische Röte auf seine Wangen schlich. Ja, er liebte diesen Kerl immer noch abgöttisch. Niemals würde er einen anderen wollen, nur ihn – Zoro. „Ehm… wie wäre es mit Fisch, und dazu Reis? Oder lieber Nudeln?“ beeilte sich Sanji schließlich – wenn auch verspätet – zu antworten. Widerstandslos ließ er sich den Korb abnehmen, bedauerte dabei, dass Zoro wieder Abstand zwischen sie Beide brachte, „lieber Nudeln“, dabei von sich gebend. Eigentlich war Sanji davon ausgegangen, dass Zoro Reis nahm, war dies doch sein Lieblingsessen. Dass er nun Nudeln essen wollte, fand er doch ein wenig befremdlich. Der angewiderte Gesichtsausdruck Zoros tat sein übriges dazu, um Sanji zu verwirren.

Doch noch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, war Zoro schon voraus gegangen. Ein paar Schritte weiter blieb er stehen, und drehte kurz den Kopf – wohl um zu schauen, ob Sanji ihm folgte. „Die Nudeln sind da hinten“, murmelte Sanji und deutete in die genau entgegengesetzt liegende Richtung.
 

Er beobachtete, wie sich Zoros Rücken leicht versteifte. Er wusste um die Orientierungsschwäche des andern, aber quer durch den Supermarkt wollte er deswegen nicht latschen. Wenn das mit dem Essen heute noch was werden sollte, mussten sie wohl oder übel mal einen Zahn zulegen, wie Zoro gerade eindrucksvoll bewies. Denn der drehte sich auf der Stelle um, ging mit etwas größeren Schritten den Gang hinunter. Auf Sanjis Höhe brummte er nur: „Dann komm und beeil dich. Hab nämlich mächtig Hunger.“ Sanji schaute Zoro hinterher, und zurück auf seinen Arm, an dem er gerade eben leicht gestreift wurde. Die Stelle begann zu kribbeln, ein Gefühl, was Sanji lange schon vermisste. Er fuhr vorsichtig mit den Fingern der anderen Hand über die besagte Stelle, lächelte dabei versonnen.

Dann folgte er Zoro schweigend, immer wieder aus dem Augenwinkel heraus sein Profil betrachtend.

„Bist du mit dem Auto hier?“ fragte Zoro ihn schließlich, durchbrach damit die Stille. Sanji ballte seine Hand zur Faust und zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Das letzte, an das er derzeit erinnert werden wollte, war das Auto, das offensichtlich einen neuen Besitzer gefunden hatte. Er begann zu knurren, darum bemüht, nicht auszurasten. Tief atmete er durch, war versucht, Zoro eine sarkastische Bemerkung an den Kopf zu werfen, besann sich aber eines Besseren. Zoro konnte nichts dafür, also schraubte er seinen Wutpegel wieder nach unten. „Nein“, erwiderte er schließlich, konnte seinen Ärger aber nicht aus seiner Stimme verbannen. „Hat wohl nen neuen Eigentümer“, setzte er verbittert hinzu.

Er ging weiter, achtete nicht auf Zoro. Erneut kochte die Wut in ihm hoch, um ein Vielfaches und er war machtlos, sie aufzuhalten. Zumal Zoro auch noch darauf herumreiten musste. Verkauft hatte er es sicher nicht. Es hatte lange Zeit gedauert, bis er das Geld für den kleinen Flitzer zusammengespart hatte. Er schnaubte, wie ein Stier, kurz bevor der auf den Torero los ging. „Du hast dir doch nicht etwa das Auto klauen lassen?“ Diese Frage brachte das Fass dann doch zum Überlaufen. Sanji drehte sich ruckartig um und blitzte Zoro an. „`Klauen lassen´, wie du so schön sagst, habe ich es mir sicher nicht!“ zischte er, zitternd – in einem Zustand zwischen Wut und Trauer. Vergessen war der Vorsatz, Zoro dafür nicht anzukeifen, er war einfach frustriert. Dass er nun auch noch darauf hingewiesen wurde, machte es eben nicht besser. Auch die Tränen, die ihm langsam in die Augen stiegen, konnte er nicht länger zurückhalten. Auch wenn ein Supermarkt wohl der letzte Ort war, an dem er Gefühle zeigen wollte.
 

Dass Zoro ihn packte und aus dem belebten Gang wegzog, bekam Sanji nur wie durch einen Schleier mit. Er spürte, wie sich zwei muskulöse Arme um seinen Oberkörper schlangen und ihn in sanfter Umarmung hielten. Mühsam versuchte er seinen Tränen Einhalt zu gebieten, nahm die Hand wahr, die tröstend über seinen Rücken strich. Zoros Worte hörte er nicht, er wusste nicht, was dieser sagte. Nur seine Stimme, den tiefen Bass. Und es schien ihn ein wenig zu beruhigen. Er krallte sich an Zoros Shirt fest, seine Schultern bebten, sein Gesicht versteckte er an Zoros Halsbeuge. Zoros Nähe tat ihm gut, ließ ihn langsam wieder ruhiger und Herr der Lage werden. Nur gegen die einzelnen Tränen, die ihm über die Wangen liefen, konnte er nichts tun. Erst das laute Magenknurren seitens Zoro ließ ihn aufblicken, noch immer einen leichten Tränenschimmer in den Augen habend.
 

Er schniefte kurz, wand sich aber nicht aus der Umarmung. „Entschuldige“, murmelte Sanji und senkte den Blick wieder, schmiegte sich dabei unbewusst enger an Zoro. „Wir sollten vielleicht langsam mal einkaufen, sonst wird das heute nichts mehr mit dem Essen“, setzte er nach einigen Sekunden Denkpause hinzu. Bedauerte den Satz aber sofort, weil das bedeutete, dass sie sich wieder voneinander lösen mussten. Und das wollte er gerade gar nicht. Er genoss diese Verbindung viel zu sehr, um sie einfach wieder aufzugeben. Aber auch Zoro schien sich nicht wirklich bewegen zu wollen, denn er machte keinerlei Anstalten die Umarmung auch nur im Ansatz zu lockern. Ein flüchtiges Lächeln huschte über Sanjis Lippen. „Was ist nun mit deinem Auto?“ fragte Zoro. „Warst du schon bei der Polizei?“ Die Frage überraschte ihn nicht wirklich, sie ließ ihn nur ein Stück weit in sich zusammensacken. Daran hatte er heute früh nämlich überhaupt nicht mehr gedacht. „Nein, war ich nicht“, gab er dann beschämt zu. Wo war nur das Loch, in das er sich derzeit verkriechen wollte? Er stand hier, verheult, sentimental, völlig planlos und verzweifelt – gut, Zoro hielt ihn fest – das war aber auch das einzig Gute an dieser Situation. Und wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. Erneut hob er den Blick, sah dem Grünhaarigen ins Gesicht, von der Halsbeuge aus. Langsam hob er seine rechte Hand, streckte den Finger nach ihm aus, und fuhr ganz vorsichtig mit der Fingerkuppe an Zoros Kinn entlang, fühlte die, durch die Bartstoppeln, leicht kratzige Haut. Fasziniert schaute er dabei zu, wie sich Zoros Augen schlossen, die langen schwarzen Wimpern die grünen Iriden verdeckten. Aber auch, wie er sie wieder aufriss. Tief schaute er Zoro in die Augen, versank darin. Sanjis Nackenhaare stellten sich aufrecht, als er hörte, wie Zoro seinen Namen murmelte, langsam näher kam, und das nicht nur, um die ohnehin andauernde Nähe aufrecht zu erhalten. Wohl eher, um sie noch ein wenig mehr zu vertiefen. Die Zeit stand gerade still, nichts zählte mehr, als jetzt, in diesem Augenblick, von Zoro geküsst zu werden.
 

Ein ekelhaft schrilles Klingeln ließ ihn zusammenfahren. Die Atmosphäre war dahin, zumal Zoro den Körperkontakt vollständig abgebrochen hatte. Er betrachtete Zoro dabei, wie dieser das Handy aus der Tasche zog. Dass der Mensch am anderen Ende der Leitung noch nicht sein Testament geschrieben hatte, war schlecht für ihn. Sanji kannte Zoro, er wusste, dass dieser es hasste, gestört zu werden, gerade in Momenten wie gerade eben. Und doch blieb ein sanftes Lächeln auf den Lippen des Blonden, er suchte den Blick des anderen. Beobachtete, wie sich Zoros Gesicht verfinsterte, als er erkannte, wer ihn da anrief. Das Knurren aus den Tiefen seiner Seele, er verwünschte den Anrufer wirklich. Wider der harschen Worte, die er ins Handy knurrte, schenkte er Sanji ein sanftes Lächeln. Sein eigenes wurde noch ein wenig breiter, und auch seine blauen Augen strahlten. Als Zoro den Einkaufskorb nahm und ihm mit einer Kopfbewegung bedeutete, weiterzugehen , nickte Sanji fast unmerklich. Das Handy in der Hosentasche verschwinden lassend, griff Zoro schließlich nach Sanjis Hand. Innerlich jubelte Sanji, es war doch nicht alles verloren. Vorsichtig, fast schüchtern, verflocht er ihre Finger miteinander, wieder einen zarten Rotton im Gesicht. Zoros Seufzen ließ ihn fragend aufsehen. „Muss nachher noch mal in die Redaktion. Ein paar Unterlagen holen.“ „Ich dachte, du hast frei?“ fragte Sanji irritiert. „Was wird denn aus dem Essen?“

„Keine Sorge“, erwiderte Zoro lächelnd. „Muss nur die Unterlagen holen, und während du kochst, kann ich die lesen. Muss morgen allerdings kurz verreisen, ne kurzfristige Pressekonferenz mit ´nem Sportler.“ Dass ihm das nicht gefiel, konnte Sanji in Zoros Augen lesen. Aber Job war Job, und der ging vor. Als Sanji Zoros fragenden Blick bemerkte, stutzte er kurz. „Welche brauchst du?“ „Was?“ stellte Sanji die Gegenfrage, verfolgte dabei Zoros Arm, wie dieser aufs Regal deutete. „Ach so, die Nudeln“, erwiderte er, peinlich berührt, und griff zwei Packungen Bandnudeln aus dem Regal. Er benahm sich wie ein Schuljunge vor seinem ersten Kuss, das war doch mehr als peinlich. „Und jetzt noch den Fisch und ein paar Kleinigkeiten“, hörte Sanji sich sagen und zog Zoro in die entsprechende Richtung.

Der restliche Einkauf war schnell erledigt, bezahlt und anschließend in Zoros Auto verstaut.
 

Sanji lächelte leicht, als er Zoro aufseufzen hörte. Einkaufen war noch nie dessen Welt gewesen, er hasste Menschenansammlungen ohnehin – gerade beim Einkauf. Darum hatte Sanji das auch meistens gemacht. Er bemerkte Zoros forschenden Blick, der am gegenüberliegenden Baumarkt hängen blieb. „Wart mal kurz“, meinte Zoro, als Sanji gerade im Begriff war, zur Beifahrertür zu gehen. Fragend zog er seine Augenbraue hoch, als er auch schon den Autoschlüssel in der Hand hatte. Perplex schaute er auf das kleine Stück Metall. „Muss mal eben noch kurz was im Baumarkt besorgen“, bekam er noch mit, denn Zoro war im Laufschritt auf und davon. „Was soll ich… denn mit deinem Schlüssel?“ Den Anfang der Frage hatte er etwas lauter formuliert, den Rest nuschelte er nur noch vor sich hin, hörte ja eh keiner mehr. Einen letzten Blick über ihre Einkäufe gleiten lassend, stellte er fest, dass er das Wichtigste vergessen hatte – seine Zigaretten. Er stöhnte auf, zischte einen Fluch. Wie nun weiter? Warten, bis Zoro mit seinem, was auch immer er vergessen hatte, zurückkam, oder noch mal schnell in den Supermarkt zurück und Zoro denkt dann, er wäre mit dem Autoschlüssel stiften gegangen? Ratlos blickte der Blonde über den Parkplatz, bevor er sich dann doch dazu entschloss, zu warten, bis Zoro wieder auftauchte.

„Das ging ja schneller als erwartet“, brummte Sanji vor sich hin, als der den leuchtend grünen Haarschopf ausmachte, der ihm mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck entgegen kam. War wohl wieder ne Odyssee im Baumarkt. Sanji grinste innerlich. Doch als Zoro ihn nun auch noch darauf aufmerksam machte, dass er nicht rauchte, ballte Sanji die Hand zur Faust. „Hab vergessen, welche zu holen“, knurrte er missmutig, Zoro dabei beobachtend, wie der seine Errungenschaft aus dem Baumarkt – einen Wasserschlauch – einfach auf den Rücksitz seines Autos warf. „Willst noch mal rein?“ fragte Sanji ihn, mit dem Kopf auf den Laden deutend.
 

Zoros Gesicht verfinsterte sich schlagartig, als er zu dem Gebäude schaute.

„Macht´s dir was aus, noch ein bisschen auf deine Zigaretten zu verzichten? Muss eh noch in der Redaktion vorbeischauen. Davor ist ein Zigarettenautomat und um die Ecke ein Kiosk“, erklärte Zoro schnell. Sein Blick sagte deutlich, dass er mehr als genug Zeit damit verbracht hatte, sich an diesem grausigen Ort aufzuhalten. Sanji überlegte kurz, drei Kippen hatte er ja noch in seiner Schachtel. Sollte wohl reichen, wenn Zoro den Weg denn direkt fand, und nicht wieder bis zum anderen Ende der Stadt fuhr. „Wird schon gehen“, erwiderte er schließlich und starrte Zoro direkt in dessen Augen – mal wieder. Wie in Zeitlupe sah er, wie Zoro sich zu ihm beugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte, ihm dabei den Autoschlüssel abnehmend. Sanji war viel zu perplex, um zu reagieren. Die Stelle, an der ihn Zoros Lippen berührt hatten, kribbelte leicht. Ein lange vermisstes Gefühl breitete sich in seinem ganzen Körper aus, schrie geradezu nach mehr. „Danke?“ hakte er dann nach, dabei zusehend, wie Zoro zur Fahrertür ging. „Du darfst dafür auch die Richtung korrigieren“ erwiderte er noch, bevor der Traum seiner schlaflosen Nächte im Auto verschwand. Nachdenklich fuhr sich Sanji mit der Hand durch seine blonde Mähne, bevor er zu grinsen begann. „Das ist doch mal ein Angebot“, kicherte er, riss mit Schwung die Türe auf und nahm neben Zoro Platz. „Dann mal los.“ Mit ein wenig mehr Gewalt als notwendig – wusste er doch auch um Zoros Liebe zu seinem fahrbaren Untersatz, aber ein wenig ärgern musste nun mal sein, vor allem, wenn man Sanji hieß – knallte er die Tür zu, grinste dabei immer noch ziemlich debil.

Gekonnt ignorierte er Zoros Reaktionen – ob es das Knurren war, oder der finstere Blick; grinste weiter fröhlich vor sich hin. Er ließ ihn aber vorerst in Ruhe, schließlich musste sich Zoro ja auf den Verkehr konzentrieren. Darum schwieg der Blondschopf und betrachtete die vorbei fliegende Landschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes: fliegen. Ein schneller Blick auf den Tacho verriet Sanji, dass Zoro deutlich zu schnell unterwegs war. „Zoro“, mahnte Sanji ihn vorsichtig an. „Da vorn ist ein…“ PLING - im selben Moment blitzte es auf „…Blitzgerät“, vollendete Sanji den Satz.

„Ich weiß“, knurrte Zoro zähneknirschend.
 

Okay… er wirkte jetzt leicht verstimmt – nett formuliert. Allein der Tonfall ließ Sanji lieber stumm bleiben und nichts mehr sagen. Er wollte nun wirklich nicht dafür verantwortlich sein, dass Zoro noch explodierte, denn dann war die ganze schöne Planung mit dem Essen und vielleicht, auch der Versöhnung, völlig dahin. Über Zoros Fahrstil, gut, eher den Parkstil sah er ebenfalls hinweg. Hatte ja doch keinen Sinn, etwas dazu zu sagen. Wer ließ sich schon gern anmotzen, vor allem und gerade beim Autofahren? „Kannst ja schon mal schnell deine Zigaretten holen. Bin in zwei Minuten wieder da“, und schwupps, die Tür war zu, er weg, auf und davon, in diesem riesigen Bürokomplex verschwunden. Sanji zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg ebenfalls aus, schloss das Auto zu und machte sich auf die Suche nach dem Zigarettenautomaten. WO, zum Geier, hatte Zoro den denn gesehen? Weit und breit kein Automat in Sicht. Der Kerl hatte doch wirklich null Orientierung. Aber wenigstens das mit dem Kiosk stimmte, also stürmte Sanji dort hinein, um sich mit seinem lebenswichtigen Nikotin zu versorgen. Kaum vor der Tür, steckte er sich erst einmal eine Zigarette an und inhalierte den Qualm tief und sehr genüsslich. Schlenderte zurück zu Zoros Auto, lehnte sich dort gegen den Kotflügel und wartete, tief in Gedanken, auf Zoros Rückkehr.
 

Zoro war eher wieder da, als die Zigarette aufgeraucht. Einen großen Umschlag unter den Arm geklemmt, ein Lächeln im Gesicht. „Ist wohl besser, wenn du fährst. Hab für einen Tag schon genug Strafzettel bekommen. Außerdem sind wir dann schneller daheim.“ Wer bist du? Was hast du mit meinem Zoro gemacht? fragte sich Sanji im Stillen, erwiderte das Lächeln allerdings. Daheim…Sanji seufzte kurz. Daheim??? Kurz die Augenbrauen hebend, warf er die aufgerauchte Kippe vor sich auf den Boden, trat einmal mit dem Fuß darauf und zuckte die Schultern. Stiefelte zur Fahrerseite und stieg ins Auto. Entdeckte im Fußraum ein arg zerknülltes Stück Papier. Er fischte danach, hielt es demonstrativ in die Höhe. „Einer von deinen Notizzetteln?“ fragte er, schelmisch grinsend. „Seit wann sind die denn pink?“

Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Zoro die Arme vor der Brust verschränkte und stur geradeaus schaute. „Verarschen kann ich mich alleine“, brummelte er dabei vor sich hin.

Sanji konzentrierte sich aufs ausparken und die anschließende Rückfahrt – ohne weitere Blitzfotos und Umwege. Kam ihm irgendwie bekannt vor. Zwar besaß Zoro ein Navigationsgerät – eigens ein Geschenk von Sanji – aber die meiste Zeit, die sie mit Autofahren verbrachten, fuhr Sanji und Zoro betrieb bei Fahrten mit einer Länge von fünfzehn Minuten und mehr Augenpflege.

Sanji musste man ja nicht den Weg erklären, der kannte sich hier in der Stadt sehr gut aus. Hätte Taxifahrer im Nebenberuf werden können, wenn er gewollt hätte.

Schmunzelnd registrierte Sanji, wie Zoro es sich bequemer machte, soweit das in einem Auto möglich war. Die Augen schloss und eine Ruhe ausstrahlte, die auch auf Sanji übergriff.
 


 

TBC

Acting like normal

Acting like normal
 

Routiniert lenkte er das Auto durch den zunehmend stärker werdenden Verkehr. Eine Baustelle, die dort vorher nicht war – und da war sich Sanji ziemlich sicher – zwang ihn dann doch zu einem längeren Umweg.

Er schluckte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, um Zoro nicht unnötig zu stören. Ob dieser wirklich eingeschlafen war, wusste Sanji nicht, aber der tiefe und regelmäßige Atem ließ es ihn zumindest vermuten. Eine knappe halbe Stunde später erreichte Sanji dann endlich das Haus, in dem er wohnte. Mit einem Stich im Herzen blickte er auf die Parklücke, wo noch den Abend zuvor sein Auto stand, bevor er schließlich Zoros fahrbaren Untersatz dort einparkte. Er stellte den Motor aus, zog den Schlüssel ab und drehte sich leicht zu Zoro um. „Zoro“, murmelte er leise, bedachte das Murmeltier mit einem liebevollen Blick. Ohne nachzudenken strich er ihm mit der rechten Hand leicht durch die grünen Strähnen. „Wach auf, wir sind da“, flüsterte Sanji, noch leiser als zuvor. Zoro war gerade so friedlich, ein wunderschöner Anblick, wie Sanji fand.

Und das Lächeln, das seine Lippen zierte, machte ihn nur noch unwiderstehlicher. Wie gern würde Sanji sich jetzt einfach an ihn kuscheln, mit ihm gemeinsam auf der Couch liegen, ihre Zweisamkeit genießen. Zoro begann zu brummeln, eindeutiges Anzeichen dafür, dass er zwar wach wurde, aber nicht wach werden wollte. Zwei völlig verschlafene Augen blickten Sanji entgegen, bevor Zoro den Kopf zur anderen Seite drehte. Das leichte Kopfschütteln Zoros holte Sanji aus seiner Lethargie. Er beobachtete Zoro dabei, wie dieser aus dem Auto stieg und langsam auf IHR ehemaliges Zuhause zuschritt. Kurz zuckte Sanji mit den Schultern, stieg ebenfalls aus. „Hilfst du mir mit den Tüten?“ fragte Sanji, und kramte währenddessen nach dem Hausschlüssel. Hat Zoro eigentlich seinen Schlüssel jemals abgegeben? fragte sich Sanji still. Doch er wischte diesen Gedanken wieder an die Seite und suchte die, im Kofferraum verstreuten, Einkäufe wieder zusammen.

Anhand der schweren Schritte registrierte er, dass Zoro zum Auto zurückkehrte. Kurz hatte er ihn durch die Seitenscheibe beobachtet, den wehmütigen Ausdruck in den Augen, seine eigenen Gedanken an bessere, an ihre Zeiten. Es – ER – fehlte ihm unheimlich. Er war heilfroh, dass ihn Zoro im Supermarkt nicht einfach stehen gelassen hatte, dass sie normal miteinander reden konnten.
 

Zoro griff sich schweigend die Tüten und ging zurück zum Haus, weiter die Gegend betrachtend. Sanji klappte indes den Kofferraum zu, schloss das Auto ab, verstaute Zoros Autoschlüssel kurzfristig in der Hosentasche und ging ebenfalls den kleinen Weg bis zur Haustür hoch. Nach dem vierten Versuch kriegte er dann auch die Haustür aufgeschlossen, hinter der sich ein kurzer Flur erstreckte – rechts und links jeweils eine Tür zu den entsprechenden Wohnungen, nach hinten die Glastür, die direkt in den Garten führte. Sanji ließ seine Tüten zu Boden sinken, schloss dann schließlich die Wohnungstür auf. „Ist etwas chaotisch hier drin, müsste mal wieder aufräumen“, murmelte er, gab der Tür mit dem Fuß einen kleinen Schubs und ging voraus.

Durch den kurzen Flur ging Sanji direkt in die Küche und stellte seine Tüten auf die Arbeitsplatte. Dass er sich seine letzte Bemerkung lieber hätte denken sollen, bewies der folgende Kommentar von Zoro: „Wirst du auf deine alten Tage noch schlampig, oder wie kommt´s, dass bei dir nicht aufgeräumt ist?“ Sanji schnitt eine Grimasse, bevor er in den Flur zurückkehrte, um Zoro den restlichen Einkauf abzunehmen. „Tss“, machte er nur, ignorierte den provozierenden Unterton. „Wenn du Langeweile hast, kannst ja schon mal anfangen“, grinste er dann, ein schelmisches Blitzen in seinen Augen. Langsam bewegte er sich auf Zoro zu, blieb so dicht vor ihm stehen, dass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen sie beide gepasst hätte. „Nicht meine Wohnung“, platzte es sogleich aus Zoro heraus. Altes Verhaltensmuster. Eindeutig. „Ähm…Sanji…ich“, stotterte er ziemlich unbeholfen. Ja, Worte waren wirklich nicht seine Stärke, wie er gerade wieder eindrucksvoll bewies. Doch Sanji schmunzelte, ohne den Abstand zu ändern. „So, so“, meinte er nur. Kurz überlegte Sanji, doch das Herz in ihm gewann den Kampf. Sanft hauchte er Zoro einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich lächelnd umdrehte und in die Küche zurück ging. „Ich werd dann mal kochen. Kannst es dir solange bequem machen, oder deine Unterlagen durchschauen, oder so“, sagte er noch, bevor er endgültig in der Küche verschwand.

Sein Lächeln wuchs noch ein wenig mehr in die Breite. War er also doch darauf angesprungen. Warum denn nicht gleich so? „Hör mal, Sanji, so geht das nicht“, hörte er ihn von der Tür aus sagen. „Was geht wie nicht, Zoro?“ fragte er, fixierte den Blick des Grünhaarigen.
 

Dieser fuhr sich mit der Hand durch die Haare, verzweifelt auf der Suche nach den richtigen Worten. Doch die konnte und wollte Sanji ihm nicht abnehmen, deswegen hatte er ihn ja auch aus der Reserve gelockt – mit Erfolg, denn sonst stände er ja jetzt nicht in der Tür, ratlos und mit den Augen überall, aber nicht da, wo sie derzeit sein sollten. „Wir können nicht so tun, als wenn nichts geschehen wäre“, begann Zoro. Die Unsicherheit war ihm deutlich anzumerken, auch wenn sich sein Blick zu festigen schien. „Wir sollten – nein, müssen – darüber reden.“ Sanji seufzte leise auf. „Wo willst du denn anfangen, hmm?“ Sanji näherte sich Zoro wieder, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

„Hör mal“, fing er schließlich selbst an. „Ich liebe Dich. Mehr als mein Leben. Die Trennung war die blödeste Idee überhaupt. Seit du weg bist, läuft nichts mehr, wie es sollte. Ich weiß, dass die Worte allein nichts entschuldigen oder gar rückgängig machen. Aber ich kann ohne dich einfach nicht mehr.“ Wieder seufzte er. „Ich brauche dich, Zoro“, hauchte er. „Und ich vermisse dich wahnsinnig.“

Stumm stand er da, wartete auf eine Reaktion seines einstigen Freundes.

Doch der ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und schloss die Augen. Hmm, was soll denn das jetzt werden? Zoro packte Sanji an der Hand und zog ihn zu sich. Völlig perplex und überfordert, ließ er Zoro einfach machen. Dieser schlang die Arme um Sanjis Brustkorb und versteckte sein Gesicht ebenfalls dort. „Mir geht´s nicht anders“, dabei nuschelnd. „Aber wie soll es weitergehen? Du sagst, dass du mich liebst, aber warum vertraust du mir dann nicht? Du kannst nicht jedes Mal einen Aufstand machen, wenn ich mit irgendjemandem in der Bar oder sonst wo rede“, fügte er leise hinzu. Vorsichtig hob Sanji seine Hände, legte eine auf Zoros Rücken ab und strich mit der anderen durch die grünen Nackenhaare. „Wer behauptet, ich würde dir nicht vertrauen?“ fragte Sanji betreten. Zoros Worte hatten durchaus einen empfindlichen Punkt getroffen. „Ich weiß, dass das total daneben war.“ Es fiel ihm extrem schwer, sich das einzugestehen, und das jetzt vor Zoro zuzugeben, kostete ihn wahrlich Überwindung.
 

Überrascht hob Zoro, ob der letzten Bemerkung, den Kopf und sah Sanji an. „Niemand behauptet, dass du mir nicht vertraust, aber dein ganzes Benehmen drückt es aus.“ Autsch, voll ins Schwarze getroffen. Sanji zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und nicht aufzufahren. Sie waren schließlich hier, um das endgültig zu klären und – vielleicht – einen Neuanfang zu starten. Zoros Blick senkte sich, er schüttelte leicht den Kopf und hob ihn dann doch wieder, um erneut in des Blonden blaue Augen zu schauen. „Verdammt Sanji“, begann er, tief aufseufzend. Sanji sah ihm an, dass ihm – Zoro – das gerade sehr schwer fiel. Gefühlsdinge waren eben nicht sein Ding, würden es wohl auch nie werden. „Ich weiß doch auch nicht“, fuhr Zoro dann fort. „Das einzige, das ich weiß, ist, dass ich dich nicht verlieren will. Aber du musst deine scheiß Eifersucht unter Kontrolle kriegen.“ Nächster Treffer. Sanji spürte unter Zoros intensivem Blick, wie seine Augen verräterisch feucht wurden. Darum schloss er diese auch, atmete tief durch. Ich brauch ne Kippe, knurrte er in Gedanken. Er setzte sich auf Zoros Oberschenkel, suchte die Nähe zu ihm. „Es tut mir leid, Zoro.“ Sanji versuchte, seine eigenen Gefühle hinten anzustellen, er wusste nur zu gut, dass er Zoro weh getan hatte. „Es tut mir so unendlich leid“, hoffend, dass Zoro das Zittern nicht bemerkte, das ihn befiel und das er selbst spürte.

Doch dieser zog ihn nur näher an sich, verfestigte den Griff noch mehr, als hätte er Angst, Sanji würde flüchten wollen. Plötzlich jedoch spürte er Zoros Hand auf seinem Hinterkopf, die ihm langsam nur eine mögliche Richtung wies. Auch ohne die Augen zu öffnen, wusste Sanji, was nun folgte. Er spürte die Lippen des Grünhaarigen auf den seinen, zaghaft, sanft, ein wenig ängstlich. Sanji erwiderte den Kuss, wenn auch sehr vorsichtig. Ein Kribbeln durchströmte seinen Körper, ein – so, nie zuvor da gewesenes – Gefühl breitete sich in ihm aus. Nur langsam und widerwillig löste er sich wieder von Zoro, dessen Geschmack auf seinen Lippen. Er lächelte ihn warm an, strich mit der Hand über Zoros Wange, fuhr mit dem Finger die Konturen nach. „Wir sollten langsam was essen, meinst du nicht?“ griff er dann wieder ihr eigentliches Vorhaben auf.

Wie auf Kommando begann Zoros Magen erneut, laut und vernehmlich zu knurren. Ein schwaches Nicken verkündete, dass Zoro dem eigentlich zustimmte, nur sein Griff löste sich kein bisschen. Auch Sanji war nicht wirklich dazu bereit, die gerade erst wieder gewonnene Nähe einfach aufzugeben. Beobachtete, wie sich Zoro wieder an ihn kuschelte. Er lächelte auch weiterhin, strich Zoro fortwährend mit den Fingern übers Gesicht. Hauchte ihm schließlich noch einen Kuss auf die Lippen und schenkte ihm einen liebevollen Blick. „Na komm schon, lass los.“ Wider seiner Worte kuschelte sich auch Sanji an ihn, wollte ihn nicht mehr hergeben. Nie mehr.
 

Schmunzelnd nahm er das frustrierte Schnauben wahr, als Zoro widerwillig von ihm abließ und ihn von seinem Schoß schob. Einen kleinen Kuss stibitzend, stand er auch auf. „Dann koch uns mal was leckeres. Ich geh derweil meine Unterlagen lesen,“ sagte er, hauchte Sanji einen letzten Kuss auf die verführerischen Lippen und verschwand aus der Küche. Einen Augenblick lang stand Sanji mit verträumtem Blick in der Gegend herum, bevor er sich schließlich seinem – ihrem – Mittagessen zuwandte.

In ein paar Minuten der Ruhe, schlich Sanji auf leisen Sohlen ins Wohnzimmer, blieb in der Tür gelehnt stehen und grinste. Den Anblick hatte er wirklich vermisst.

Aber soviel zum Thema Unterlagen lesen. Zoro saß auf der Couch, rechts neben sich die Armlehne, die Füße thronten auf dem Tisch. Sein Kopf lag an der Rückenlehne, die Augen geschlossen, tief und gleichmäßig atmend. Die Papiere, die er durchschauen wollte, waren ihm aus den Händen gerutscht und lagen verstreut auf dem Boden. Kurz schüttelte der Blonde den Kopf, bevor er wieder in die Küche zurück schlich und sich weiter um das Essen kümmerte, wenn auch ein wenig leiser als zuvor. Zoro würde schon wieder wach werden, sobald die Wohnung nach Mittag roch. War bis jetzt immer so gewesen.
 

Sanji rührte gerade durch die Sauce, als er von hinten umarmt wurde. War sein persönliches Murmeltier doch wieder wach. Klar, das Essen war ja auch fertig. Kurz huschte ein Grinsen über seine Lippen. Er spürte Zoros Nase in seinem Nacken, die Lippen, die ihn sanft am Hals streiften, als er danach fragte, ob das Essen fertig sei. Sanji streckte seinen Kopf ein wenig, genoss die zärtlichen Berührungen. Er tauchte einen kleinen Löffel in die Sauce und hob ihn hoch. „Magst du kosten?“ fragte Sanji und lächelte. Die Antwort kannte er, eigentlich hätte er sich die Frage sparen können.

Die Teller hatte Sanji vorsorglich schon aus dem Schrank geholt, sie standen neben dem Herd auf der Arbeitsplatte, Nudeln und Fisch hatten ihren Weg darauf schon gefunden. Nur noch die Sauce fehlte.

Zoro leerte den Löffel, seine Augen und auch sein Magen lechzten nach mehr, dem war sich Sanji mehr als nur bewusst. Zoro hielt ihm die Teller quasi vor die Nase, damit Sanji dem ganzen Gericht den letzten Schliff geben konnte. Perfekt dekoriert, wie sich das gehörte. „Lass uns doch auf dem Balkon essen“, meinte er dann zu Zoro, griff das Besteck und nahm Zoro einen der Teller ab, bevor er, gefolgt von seinem Freund, die Küche verließ und den Balkon ansteuerte.

Misstrauisch beobachtete er, wie sich Zoro auf einen Stuhl setzte, den Teller vor sich. Hatte der Kerl nicht gerade noch gekaut? Sanji legte das Besteck auf den Tisch und setzte sich Zoro gegenüber. Beobachtete ihn, wie dieser seine Portion förmlich verschlang. „Phantastisch“, hörte er ihn zwischen zwei Bissen murmeln. Er lächelte leicht. Da hatte wohl jemand die Kochkünste vermisst. Einen stillen Augenblick schaute er Zoro noch zu, bevor er selbst zu essen begann. „Du kannst dir ruhig noch Nachschlag holen, wenn du willst“, bot er an, als er bemerkte, wie schnell sich Zoros Teller leerte.

Der tat ja wirklich so, als hätte er seit Ewigkeiten nichts ordentliches mehr zu futtern bekommen, so enthusiastisch, wie er kaute.

Doch Zoro lehnte kopfschüttelnd ab. „Bin satt“, antwortete er. Rutschte etwas tiefer in den Stuhl, streckte die Beine von sich und schloss, die Sonne genießend, seine Augen. Sanji nickte nur, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Gott, wie sehr hatte er Zoro vermisst. Das bemerkte er jetzt, wo er ihn wieder hatte, erst so richtig. Das Seufzen und der zu Tode betrübte Blick, machten Sanji jedoch stutzig. „Was ist mit dir?“ fragte er, stapelte dabei die beiden leeren Teller ineinander.
 

„Arbeit“, entgegnete Zoro. Arbeit? Sanji wollte schon nachfragen, als ihm die Papiere einfielen, die Zoro vorhin in den Händen hielt – gut, die Reste von eben jenen. „Muss die Unterlagen noch lesen und meine Sachen für morgen packen. Dabei hab ich noch nicht mal welche, die ich einpacken könnte.“ Die Ellbogen auf dem Tisch abstützend, vergrub Zoro sein Gesicht in seinen Händen.

Sanji stöhnte innerlich auf. Richtig, da war ja noch was gewesen. Er stand auf, trat hinter den Stuhl, auf dem Zoro saß, und fuhr mit einer Hand dessen Arm entlang, bevor er ihn in eine halbe Umarmung zog. Die andere kraulte sachte durch die Nackenhaare. „Ich hab noch ein paar Klamotten von dir hier“, erwiderte Sanji langsam. „Aber warum hast du keine mehr, die du einpacken könntest?“ hakte er nach, Unverständnis in seiner Stimme.

Er fühlte, wie sich Zoro leicht entspannte und leise brummte, fast wie ein zu groß geratener Kater. Wenn er könnte, würde er wohl auch noch schnurren. „Liegen alle im Wäschekorb, ein Teil davon liegt, vermutlich noch immer triefend nass, in der Badewanne“, grummelte Zoro. Sanjis Augenbraue kletterte in die Höhe. Den Spruch schluckend, der ihm auf der Zunge lag, stellte er fest, dass Zoros bisheriger Tag wohl ungefähr genauso beschissen gelaufen war, wie sein eigener. „Hat deine Waschmaschine etwa den Geist aufgegeben?“ fragte er schließlich.

Ein Kopfschütteln war die Antwort. „Die Waschmaschine nicht“, erklärte er dann. „Nur der Schlauch hat sich gedacht, dass es doch mal nett wäre, das Wasser woanders hin zu leiten“, setzte er mit zynischem Unterton hinzu, griff dabei nach Sanjis Hand und zog diesen umständlich auf seinen Schoß, ihn dabei umschlingend. Seinen Kopf an Sanjis Schulter anlehnend, fuhr er vorsichtig mit den Lippen über Sanjis Hals. Sanji streckte den Hals ein wenig mehr, um Zoro so mehr Angriffsfläche zu bieten. „Was hältst du davon, wenn wir deine Klamotten holen fahren, ich werf sie hier bei mir in die Maschine und dann in den Trockner und du arbeitest in der Zeit deine Papiere durch?“ Fragend blickte Sanji ihn an, direkt in die grünen Augen, die sich leicht verdunkelt hatten.
 

Zoros Hand legte sich leicht an Sanjis Hinterkopf, während er ein „später“, murmelte, drückte ihn so an sich und verschloss seine Lippen mit denen des Blonden zu einem, in Leidenschaft ausartenden, Kuss. Sanji spürte die Zunge, die über seine Lippen strich und um Einlass bettelte. Unruhig begann er, auf dem Schoß des Grünhaarigen herumzurutschen, während er ihn gewähren ließ und seine Zunge mit der seines Freundes zu spielen begann. Die Hand, die an seiner Seite entlangfuhr, ließ ihn leise aufstöhnen, verdeutlichte ihm, wie sehr er ihn brauchte, sich nach ihm verzehrte.

Feelings

Feelings
 


 

Mangelnder Sauerstoff war es schließlich, der die beiden dazu brachte, sich voneinander zu lösen. Sanji nahm Zoros Gesicht in beide Hände, strich ihm zärtlich über die Wangen, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen. „Na komm schon. Je eher wir das erledigt haben, umso schneller können wir uns anderen Dingen zuwenden“, zwinkerte er ihm zu, sprang von Zoros Schoß und zog diesen an der Hand hoch.

Den bösen Blick und den „Sadist“ ignorierend, grinste Sanji einfach nur, und ging, ohne Zoros Hand loszulassen, wieder in die Küche. Wartete, bis dieser die Teller auf der Arbeitsplatte abgestellt hatte. Dann pinnte er ihn mit seinem Körper an den Kühlschrank und verwickelte ihn erneut in einen leidenschaftlichen Kuss, ihn dabei an dessen Shirt näher an sich ziehend. Keuchend starrte er ihm dann in die Augen, die vor Leidenschaft nur so zu flackern schienen. Aber er wusste, wie viel Zoro sein Job bedeutete, also mussten sie wohl oder übel mal in die Hufe kommen, sonst würde das heute wirklich nichts mehr werden.

Zoro schob den Blonden wieder leicht von sich, um ihn dann hinter sich herzuziehen. Wie gut, dass weder der eine noch der andere seine Schuhe überhaupt ausgezogen hatten. Im Vorbeigehen schnappte sich Sanji noch schnell die Wohnungsschlüssel und stopfte sie in die Hosentasche.

Draußen vor dem Auto stand Zoro und filzte seine Taschen, wie bei einer Kontrolle auf Waffen. Fragend schaute er dann zu Sanji. „Schlüssel?“ „Hab ich“, bestätigte Sanji und sah ihn an, wie ein Wolf auf Beutezug. Mit einem Schritt war Zoro vor ihm, küsste ihn erneut und fischte dabei seinen Autoschlüssel aus Sanjis Hosentasche. Blitzschnell saß er danach im Auto, nur darauf wartend, dass Sanji auch mal den Weg auf den Beifahrersitz fand. Dennoch grinste Sanji und stieg ein, damit sie endlich losfahren konnten. Kaum eine halbe Stunde später standen sie in einer kleinen Straße mit mehr oder weniger baufälligen Häusern. Farbe blätterte von den Fassaden. Sanji hob nur eine Augenbraue, schwieg ansonsten, wie schon die ganze Fahrt über. Dass Zoro im Halteverbot parkte, schien diesen nicht weiter zu kümmern. Sanji folgte Zoro einfach, wohin auch immer dieser gerade ging, innerlich hoffend, dass sie ihr Ziel noch heute erreichen würden.

Zoro strebte auf einen Hauseingang zu, doch statt die Tür mit einem Schlüssel zu öffnen, lehnte er sich mit der Schulter dagegen und schob sie so schließlich auf. Sanji schüttelte innerlich den Kopf, sprintete hinter seinem Freund die Treppen nach oben. Wie gut, dass das Haus nur sechs Stockwerke besaß und Zoro im fünften hauste. Er drehte sich kurz um, gab grinsend ein: „nicht aufgeräumt“ von sich, öffnete die Tür, vor der sie gerade standen und war in dem Zimmer am Ende des Flurs verschwunden.

Langsam betrat Sanji die Wohnung – wenn man sie als solche bezeichnen konnte. Wollte. Wie auch immer. Die Pfütze auf dem Boden des Flurs gehörte wohl zu Zoros kurzer Erzählung des defekten Wasserschlauchs seiner Waschmaschine. Wobei ihm einfiel, dass das Ding noch immer im Auto lag. Irgendwo auf dem Rücksitz des Autos. Oder darunter. Wer wusste das schon.

Er ließ die Wohnungstür hinter sich zufallen, wobei er sich unwohl fühlte. Am liebsten hätte er ja die Flucht ergriffen, aber wohin? Vorsichtig lief er am Rand der Wasserlache vorbei, zu der nächstbesten offenen Türe. Ein kleiner Tisch, eine Couch, drei ihm wohlbekannte Zahnstocher im Großformat, die daran lehnten. Musste wohl das Wohnzimmer sein. Das Chaos sprang einem entgegen, überall lagen Klamotten, alte Zeitungen und sonst was herum. Und das auf dem Tisch…war das etwa eine Pizza? Sanji schüttelte sich. So konnte Zoro doch nicht ernsthaft die letzten vier Monate gewohnt haben.
 

Er hörte, wie etwas zu Boden fiel. Noch bevor er sich umdrehte, war Zoro wieder an seiner Seite und hatte ihm einen Kuss auf die Wange gehaucht. „Ich weiß“, meinte Zoro seufzend. „Sieht schlimm aus. War aber die letzte Zeit nur sehr selten hier. Meist zum Schlafen und davor kurz was futtern. Hast es ja sicherlich mitbekommen. Waren viele Sportereignisse in den letzten Monaten und ich musste von einem Ort zum anderen. Außerdem ist die Wohnung nur ne Übergangslösung. Kurzfristig war halt nichts besseres zu finden und da wollte ich nicht so viel Arbeit hier reinstecken. Bei Ace konnte ich nicht lange bleiben. Sonst hätte ich den eines Morgens noch mit dem Frühstücksmesser erstochen. Hast du ne Ahnung, wie gut gelaunt der Kerl schon am frühen Morgen ist? Nicht zum aushalten.“

Sanji war sprachlos. Als er Zoros Worte verdaut hatte, war dieser schon auf dem Weg ins Badezimmer. „Brauch noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Bad. Dann können wir auch wieder verschwinden. Kannst dich ruhig weiter umsehen, wenn’s dich interessiert. Aber lass zu deiner eigenen Sicherheit die Finger vom Kühlschrank.“ Mit diesen Worten war der Grünschopf im Bad verschwunden und polterte dort umher.
 

Die Lust aufs Umsehen war ihm vergangen, er wollte hier nur noch raus. Aber der letzte Satz hatte ihn doch neugierig gemacht. Was stand im Kühlschrank, was Sanji bedrohen könnte?

Schwankend zwischen Neugier und Skepsis führte ihn sein Weg dann doch in die kleine Küche.
 

Ihm lief nichts lebendes vor die Füße. Gut.
 

An der Kühlschranktür hingen Flyer von verschiedenen Bringdiensten. Auch nicht wirklich angsteinflößend.
 

Vorsichtig näherte sich seine Hand der Kühlschranktür, um sie dann doch zu öffnen. Konnte doch nicht so schlimm sein. Weit gefehlt. Im obersten Fach, wie auch in der Tür standen – oh Wunder – Bier und Sake. Darunter gähnende Leere. Ganz unten, im normalen Kühlschrank auch Gemüsefach bezeichnet, stand etwas, eingewickelt in Folie. War es das, was Zoro meinte? Mit spitzen Fingern hob der Blondschopf die Folie an einer Ecke etwas an und zuckte geschockt zurück. Was war das? Das hatte ja Haare ohne Ende, das konnte man schon kämmen.

„Oh mein Gott“, hauchte Sanji, schmiss die Kühlschranktür wieder zu und flüchtete ins chaotische Wohnzimmer zurück, direkt in Zoro hinein.

Breit grinsend hielt der ihn fest. „Ich hab dich gewarnt“, meinte er schulterzuckend.

Etwas unverständliches brummelnd, klammerte er sich dennoch an Zoro fest. „Bin aber fertig. Wir können gehen.“ Hoffnungsvoll hob der Blondschopf den Blick, beobachtete Zoro, wie dessen Augen die drei Katana fixierten. Und sich danach wieder auf ihn richteten, einen flehenden Ausdruck darin. Sanji seufzte auf, wusste er doch genau, wie sehr Zoro an seinen Schwertern hing. „Nimm sie schon mit“, brummte er nur, löste sich von Zoro und nahm die Tasche vom Flur auf, der Wohnung demonstrativ den Rücken zuwendend. Bloß raus hier, war die Devise.

An der Tür wurde er von einem, vor Freude strahlenden, Zoro aufgehalten. Bekam noch einen Kuss verpasst und wurde aus der Tür geschoben. Hand in Hand rannten sie so schnell wie möglich durch das Treppenhaus in Richtung Ausgang – wobei Sanji das Tempo festlegte. Definitiv. Schmunzelnd nahm er wahr, wie Zoro die Windschutzscheibe des Autos absuchte. „Wenn du da parkst, musst du dich nicht über´n Ticket wundern“, brummte Sanji leise, während Zoro seine Tasche in den Kofferraum stellte und sich erstmal daran machte, seine Schwerter sorgfältig zu verstauen, damit seinen geliebten Babys auch ja nichts passierte. Die Zeit, die Zoro im Auto herumwühlte, hatte Sanji genutzt, um sich eine Zigarette anzustecken. War viel Zeit vergangen seit der letzten, hatte er missmutig festgestellt. So lehnte er an der Beifahrertür, als ihm Zoro den kleinen silbernen Autoschlüssel zuwarf, den er lässig mit einer Hand auffing. Aber was sollte dieses debile Grinsen jetzt wieder? Sanji hob eine Augenbraue, bewegte sich langsam auf Zoro zu. Blieb dicht vor ihm stehen, den Schlüssel in einer Hand, die brennende Zigarette in der anderen. „Ich hab da eine ganz andere Idee“, murmelte Sanji, trat noch einen Schritt auf Zoro zu, so dass dieser am Heck des Autos lehnte. Mit einer fließenden Bewegung schnippte er die halb aufgerauchte Zigarette davon, ergriff mit der nun freien Hand Zoros Shirt und zog ihn daran zu sich. Nur Millimeter trennten sie noch voneinander. „Später“, flüsterte Sanji dann, grinste breit und flüchtete ins Auto.
 

Im Spiegel beobachtete er Zoro, der mit reichlich perplexem Gesichtsausdruck in die Umwelt starrte, bevor endlich Bewegung in ihn kam. Schon wurde die Beifahrertür aufgerissen, Zoro fiel auf den Sitz, knallte die Türe hinter sich zu, während er mit der anderen Sanji an dessen Hemdkragen zu sich zog und ihn stürmisch küsste, bis ihnen beiden die Luft wegblieb. Grinste ihn frech an, hauchte ihm an seine Lippen ein „später“, und lehnte sich, die Augen schließend, zurück.

Sanji bedachte ihn mit einem liebevollen Blick, bevor er den Wagen startete und den Rückweg zu ihrem gemeinsamen Heim einschlug. Gerade noch rechtzeitig, kam doch in diesem Moment eine Politesse die Straße hinunter. Er warf während der Fahrt einen Blick auf die Uhr, seufzte stumm. Schon so spät. Sie hatten mehr Zeit in Zoros Bude vertrödelt, als geplant. Und Zoro brauchte mit Sicherheit auch mehr als nur ein paar Minuten, um die Unterlagen durchzulesen. Und noch ein paar mehr, wenn er dabei wieder einpennte. Und sein eigenes Auto war auch noch immer verschwunden, darum musste er sich auch noch kümmern. Verzweifelt überlegte er, ob er nicht doch kurzfristig ein paar Tage Urlaub einschieben konnte. Aber dann wäre er zumindest morgen auch alleine, wusste doch wieder niemand, wie lange sich das mit der Konferenz hinzog, geschweige denn, wo sie eigentlich stattfand. Nun waren sie wieder, irgendwie jedenfalls, zusammen und doch getrennt. Das war doch echt zum Kotzen. Routiniert setzte er das Auto in die Parklücke, schaltete den Motor ab und betrachtete Zoro. „Kannst du dir frei nehmen?“ kam es plötzlich und unvermittelt von Zoro, dass Sanji kurz zusammenzuckte. „Ich krieg das schon irgendwie geregelt, dass du mitkommen kannst, wenn du magst. Aber ich kann die Konferenz nicht absagen.“ Ein fragender Blick traf Sanji, ließ ihn fieberhaft nachdenken. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und durch die Haare und schloss die Augen. Eigentlich hatte er heute nicht vor, noch mal ins Baratie zu gehen. Und ob er mit einem einzigen Anruf das erreichte, was er wollte – in seinem Falle, ein paar Tage Urlaub – war auch fraglich.

„Ich werd´s versuchen, ich kann dir nur nix versprechen“, murmelte er dann. Er seufzte erneut tief auf, ehe er aus dem Auto stieg, um Zoros Klamotten und Schwerter aus dem Kofferraum zu befreien und zurück in die Wohnung zu gehen.
 

Schwerer Fehler, die Katana anzufassen. Eigentlich wusste Sanji das auch. Eigentlich.

Aber so, wie er gerade in Gedanken war, dachte er schlicht und ergreifend nicht mehr daran.

Erst Zoros Blick erinnerte ihn wieder an diese Tatsache. Er wusste nicht, ob er sich nun verletzt fühlen sollte, oder nicht. Auch der folgende Kuss änderte nichts an seiner Verwirrung. Stumm folgte er Zoro, nachdem dieser ihm seine Heiligtümer und die Tasche abgenommen und er dessen Auto abgeschlossen hatte. „Weißt du, dass ich immer noch einen Schlüssel für hier habe?“ Mit diesen Worten empfing ihn Zoro schließlich an der Haustür. „Ja“, erwiderte der Blonde nur knapp, schloss die Haus- und anschließend die Wohnungstür auf und warf den Schlüssel auf die Kommode. Mit ein paar schnellen Schritten durchquerte er den Flur, ging ins Obergeschoss und dort auf den Balkon, ohne Zoro noch weiter zu beachten.

Er hasste es, wenn man ihn verwirrte. Egal, wer es wagte, ihn zu verwirren. Er zündete sich eine Zigarette an, um seine flatternden Nerven zu beruhigen. Kaum hatte er einen Zug genommen, hörte er, wie Zoro die Treppe herauf kam. Nichtsdestotrotz blieb er am Geländer stehen, ließ seinen Blick über den weitläufigen Hof schweifen. „Was ist los?“ erklang die ruhige Stimme von der Balkontür aus. Sanji schloss kurz die Augen und seufzte erneut. Irgendwie tat er den ganzen Tag nichts anderes mehr, fiel ihm unpassenderweise gerade auf. Seine Gefühlswelt war ein einziger Totalschaden.

„Wenn es wegen eben ist, das tut mir leid. Bin halt sehr empfindlich, was meine Schwerter angeht.“

Er spürte den Blick in seinem Rücken sehr deutlich. Er wusste selbst nicht so genau, was seine Stimmungsschwankung hervorgerufen hat, wie also, sollte er Zoro das verständlich machen?
 

Seine Schultern sackten leicht nach unten, immer noch ratlos huschten seine Augen durch die Gegend. Würde Zoro Gedanken lesen können, würde er ihn einfach in den Arm nehmen, und den Quatsch vergessen. Aber darauf konnte er wohl lange warten. „Sorry“, nuschelte er daher nur.

Zoro trat auf den großen Balkon, überwand die paar Meter bis zu Sanji und lehnte sich neben ihm an das Balkongeländer. „Scheiß Tag, oder?“ fragte er dann. Langsam hob Sanji den Kopf, noch immer zutiefst verwirrt. Aber zu seiner Verwirrung gesellte sich noch ein anderes Gefühl. Erleichterung.

Er nickte leicht. „Ja, der Morgen war echt beschissen“, flüsterte er dann, dachte dabei an sein geklautes Auto. Er streckte eine Hand nach Zoro aus, bekam einen Zipfel seines Shirts zu fassen und versuchte, ihn daran näher an sich zu ziehen. Er brauchte seine Nähe jetzt einfach. Innerlich aufseufzend gab er sich der Umarmung hin, hatte Zoro seinen kleinen Wink doch verstanden. Spürte den Kuss auf seiner Stirn und drückte sich noch enger an seinen Körper, umklammerte ihn, um ihn niemals mehr loszulassen. Leicht zitterte er, dachte wieder an sein Auto. „Dann lass uns jetzt schnell noch die paar Dinge erledigen und den Tag dann abhaken. Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus“, flüsterte Zoro und hielt den Blondschopf auch weiterhin in seinen Armen. Sanji nickte nur stumm, er traute seiner Stimme gerade kein Stück weit über den Weg. Er spürte Zoros Berührungen, die Finger auf seinem Gesicht, auch wie er sein Gesicht quasi in seine Richtung zwang, um ihm einen zarten Kuss aufzudrücken. Danach löste er sich von Sanji. „Ich geh meine Unterlagen überfliegen und du gehst und machst Jeff zur Schnecke“, sagte Zoro und lächelte ihn dabei aufmunternd an.
 

Für einen kurzen Augenblick meinte Sanji, etwas wie Angst in Zoros Augen aufflackern gesehen zu haben. Doch er konnte sich genauso gut geirrt haben. „Willst du denn eigentlich mitkommen?“ fragte er vorsichtig. „Hast dich dazu nicht wirklich geäußert.“ „Mit dir geh ich überall hin“, hauchte Sanji. „Wenn es sein muss, auch bis ans Ende der Welt.“ Wieder zog er ihn an sich. „Und Jeff kann ich auch anrufen. Wozu gibt’s denn Telefon“, grinste er wieder, in alter Manier. Weg war der sentimentale Moment. Seine Hand suchte die Zoros, er verflocht ihre Finger miteinander und ging zusammen mit ihm in die Wohnung zurück. Kaum den Fuß durch die Balkontür gesetzt, fand sich der Blondschopf in einer festen Umarmung, leidenschaftlichem Kuss inklusive, wieder. „Wollt nur noch mal kosten“, hörte er Zoro wispern, bevor dieser sich ziemlich widerwillig löste und ihm noch ein letztes Lächeln schenkte. Danach verschwand er nach unten zu seinen Papieren. Sanji ging ihm langsam nach, hörte die Unterlagen rascheln. Schlimmer als in jedem Büro. Hörte sich an, als würde er Krieg führen. Krieg gegen Papier? Eigentlich unmöglich, es sei denn, man hieß Zoro. Bei dem war nichts unmöglich.

Sanji grinste auf dem Weg in die Küche vor sich hin, der Abwasch wartete ja auch noch auf ihn.

Wenn er den erledigt hatte, würde er Jeff anrufen. Er musste nur beten, dass der weiter so gute Laune hatte, wie heute Mittag. Nach dem Abwaschen zog sich Sanji ins Obergeschoss zurück. Er hatte dort auch ein Telefon stehen, so hatte Zoro unten seine Ruhe. Er schnitt kurz eine Grimasse, Ruhe war wohl das letzte, was Zoro momentan wollte, dessen war sich Sanji mehr als bewusst.

Doch alles andere musste jetzt nun mal warten, auch wenn es gerade ihr Privatleben war.

Lustlos wählte er nach einem kurzen Blick auf die Uhr Jeffs Privatnummer. Um die Zeit gönnte der sich meistens eine kleine Auszeit. „Was willst du noch, Kleiner?“ wurde er freundlichst am Telefon begrüßt. Sanji grinste, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. „Urlaub!“ meinte er fröhlich. „Hattest erst letztes Jahr welchen, muss reichen!“ „Sind noch ein paar Tage von übrig, alter Mann. Hab dich nicht so“. erwiderte Sanji. „Ja, ja“, brummelte es ihm entgegen. „Montag früh sechs Uhr stehst du hier wieder auf der Matte, kapiert?!“ „Warst ja deutlich zu verstehen, alter Mann.“ Mit diesen Worten legte Sanji auf, blieb noch einen Moment lang entspannt sitzen. Dann schwang er die Füße wieder auf den Boden und begab sich bestens gelaunt ins Wohnzimmer.
 

Misstrauisch beäugte er seinen Couchtisch. Nun ja, das, was davon zu erkennen war.

Quer darüber verteilt lagen Papiere, obenauf Zoros Handys.

Ordnung halten war wirklich nicht sein Fall, stellte Sanji missmutig fest.

Nur wo war der Grünling abgeblieben, wenn er nicht auf der Couch bei seinen Unterlagen saß?

„Ich bin hier!“ rief Zoro irgendwann aus. „Fragt sich nur, wo HIER genau ist“, brummte Sanji, hatte aber schon eine kleine Ahnung. Die Tasche vom Flur war verschwunden, also würde er vermutlich wohl die Waschmaschine quälen. Belustigt lehnte er in der Badezimmertür, die Arme vor der Brust verschränkt. „Und? Was hat Jeff gesagt?“ fragte Zoro. Dessen ratloser Blick brachte Sanji zum Lachen. „Vermutlich verflucht er mich gerade“, antwortete Sanji grinsend, bevor er dann ins Regal griff, eine Flasche flüssiges Waschmittel zu Tage beförderte und sie ihm hinhielt. Dass in dem Regal auch etliche Chemikalien standen, die ganz gewiss nicht zur Reinigung von Wäsche gedacht waren, verschwieg er Zoro lieber.

Er lehnte noch immer am Türrahmen, Zoro bestens im Blick. Das richtige Waschprogramm hatte er zumindest mal gefunden. Nicht wieder das für Gardinen, wie beim letzten Waschversuch. Nur über die Menge des Waschmittels müsste er noch mal ein ernsthaftes Wort mit ihm reden. Da wurde man ja arm auf die Dauer. „Heißt, dass du ihn überredet hast“, ließ sich Zoro vernehmen, Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. Er lehnte, die Arme verschränkt an der Waschmaschine und grinste Sanji an. „Und was machen wir jetzt solange, bis das Ding hier fertig ist?“ fragte er, ein schelmisches Blitzen in den Augen. Sanjis Augen blitzten ebenso, doch er rührte sich nicht von der Stelle. „Wie wäre es, wenn du erstmal den Wohnzimmertisch aufräumst, damit man den Tisch auch wieder als einen solchen erkennen kann?“ konterte Sanji. Kam dabei immer näher auf ihn zu, packte ihn am Shirt, zog ihn so an sich heran. Dann blickte er ihm tief in die grünen Augen, versank förmlich darin, bevor er, fast zaghaft seine Lippen auf die seines Partners legte.

„Dachte, Tische sind dazu da, um darauf Unterlagen und so nen Kram abzulegen“, nuschelte Zoro an Sanjis Lippen, und begann, die Arme um ihn schlingend, den Kuss zu vertiefen. „Hnn“, machte Sanji, seufzte wohlig in den Kuss, als er Zoros warme Hände an seinem Rücken fühlen konnte, wie sie seine Wirbelsäule langsam nachzogen. Seinen eigenen Hände wanderten zu Zoros Hosenbund, fuhren diesen betont langsam entlang, so dass sie sich auf Zoros Rücken – oder eher seinem Hintern – wieder trafen. Mit einem Ruck holte er Zoro an dessen Hintern näher an sich heran, ohne dabei den leidenschaftlichen Kuss zu unterbrechen. Eigentlich. Denn Zoro keuchte auf, löste den Kuss. Blickte ihn mit lustverschleierten Augen an und begann, Sanjis Hals mit Lippen, Zähnen und Zunge zu bearbeiten. „Falscher Ort“, nuschelte er dabei, irgendwie. Sanji ließ sich bereitwillig aus dem Badezimmer schieben.
 

Er hauchte Zoro ins Ohr, biss ihn dann sanft ins Ohrläppchen, wohl wissend, wie empfindlich dieser dort war. Irgendwie schafften sie es tatsächlich, zwischen Küssen und Beißen zumindest bis ins Wohnzimmer auf die Couch. Da war genug Platz, auch um sich anderweitig auszutoben.

Er bugsierte Zoro auf die Couch und setzte sich selbst auf dessen Schoß, biss ihm erneut ins Ohrläppchen, erhielt ein Aufstöhnen als Antwort.

Sanji schmunzelte leicht, als Zoro unbeholfen die Knöpfe seines Hemdes öffnete. Mit einem Ruck wäre er schneller gewesen. Vorsichtig strich Zoro das schlussendlich geöffnete Hemd über die Schultern des Blondschopfes, und erkundete jeden Zentimeter der freigelegten Haut. Sanji warf den Kopf in den Nacken, schloss die flatternden Augenlider, um so Zoros Berührungen noch intensiver in sich aufzunehmen. So lange hatte er darauf verzichten müssen. Seine Hände griffen erneut nach Zoros Shirt, rissen dieses in einer fließenden Bewegung einfach auseinander und fuhren über Zoros Schultern dessen Rücken hinab. Er lehnte sich wieder an ihn, senkte seinen Kopf und biss Zoro in den Hals, saugte sich dort fest und hinterließ einen deutlich sichtbaren Fleck. Zur Entschuldigung leckte er über die misshandelte Haut, um direkt daneben das Spiel zu wiederholen, unruhig auf Zoros Schoß herumrutschend. Wurde langsam eng in seiner Hose.
 

Lust und Leidenschaft hatte beide Männer fest im Griff. Keiner von beiden dachte darüber nach, ob ihr jeweiliges Handeln richtig war, oder nicht. Einzig ihre Gefühle beherrschten sie und sie ergaben sich ihnen einfach.
 

. . .
 


 

Langsam drang ein Piepsen an sein Ohr. Zu weit weg, um es wirklich zu realisieren. Er konzentrierte sich lieber auf die Wärme, die neben – über – unter – ihm, wer wusste das schon, ausgestrahlt wurde. Seine Wärmequelle begann leise zu brummen, schlang die Arme noch fester um Sanji. Irgendwie schien dieses lästige Geräusch jedoch kein Ende zu finden, sodass auch Sanji begann, sich ein wenig zu bewegen. Vor allem, da ihm seine Heizung mit einem Male abhanden kam. Verschlafen öffnete er nun doch die Augen, und beobachtete Zoro bei dessen Suche nach seinen Klamotten.

„Schmeiß das Zeug in den Trockner und komm wieder her“, murmelte Sanji nur und kuschelte sich in die Couch ein, seine Augen wieder schließend.

Er fühlte den Atem Zoros auf seiner Wange und auch die weichen Lippen, die sanft darüber strichen. „Vorschlag“, begann er dann. „Ich schmeiß meine Klamotten schnell in den Trockner und gehst schon mal ins Schlafzimmer und wärmst das Bett an.“ Murrend drehte sich Sanji ganz zu Zoro um, öffnete seine Augen einen Spalt. „Das ist ja mit Bewegung verbunden“, nuschelte der Blondschopf zurück, zog Zoro an einer einzelnen Haarsträhne zu sich, um ihn sanft zu küssen. Richtete sich dann aber dennoch auf, schlang die warme Wolldecke ein wenig enger um sich und tapste durch den Flur nach oben ins Schlafzimmer.
 

Die Wolldecke ließ er vor dem Bett einfach fallen, die Decke auf dem Bett war groß genug für sie beide. So kroch er unter besagte Decke und lauschte den Geräuschen im Untergeschoss. War nur nicht all zu viel zu hören. Er war schon wieder am wegdämmern, als sich die Bettseite neben ihm senkte. Als sich dann aber zwei eisig kalte Füße zwischen seine Beine schoben, quietschte er erschrocken auf. Gerade war ihm wieder warm geworden, und jetzt eine solch hinterhältige Attacke. „Hast du Todessehnsucht?“ knurrte Sanji, drehte sich zu dem Störenfried um und lächelte ihn, wider seiner harschen Bemerkung, liebevoll an. Zoro legte seine Hände auf Sanjis Hüfte ab, wanderte dann langsam mit ihnen auf den Rücken und zog ihn so näher in seine muskulösen Arme. Er vergrub seine Nase in Sanjis Haaren, was Sanji zu einem Aufseufzen brachte. Den warmen, lang vermissten und doch heiß und innig geliebten Körper nun wieder neben sich liegen zu haben, hatte er sich so sehr gewünscht. Noch enger kuschelte er sich an Zoros Brust, spürte, wie er selbst, und auch Zoro sich nach und nach entspannte und unter dem beruhigen Herzschlag Zoros sanft ins Reich der Träume hinüber glitt.

Waking up

Waking up
 

Langsam schlug Sanji die Augen auf. Er wusste nicht genau, was ihn geweckt hatte. Blinzelnd sah er sich in seinem Schlafzimmer um. Der Blick aus dem Fenster brachte nicht viel, es war stockdunkel draußen, musste also irgendwie mitten in der Nacht sein. Sein Kopf lag auf einem muskulösen Arm, die dazugehörige Hand verknotet mit seiner eigenen. Der andere Arm ruhte auf Sanjis Hüfte. Gleichmäßig atmete es in seinen Nacken, Zeichen dafür, dass Zoro noch immer ruhig und friedlich schlief. Vorsichtig drehte sich der Blondschopf in Zoros Armen um, bettete seinen Kopf an Zoros Halsbeuge, atmete tief seinen Duft ein. Die Umarmung wurde wieder ein wenig fester, kurz schien es, als würde Zoro aufwachen. Dabei fiel Sanji nun ein, Zoro hatte zwar die Konferenz erwähnt, aber weder, wo sie war, noch, wann er da auflaufen sollte. Und dass ein Wecker gestellt wurde, daran konnte Sanji sich beim besten Willen nicht entsinnen.
 

Minuten – oder Stunden – später hörte er ein Poltern. Er war jedoch zu faul und auch zu müde, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Hat ja nur einmal gepoltert, was immer es war, es lag jetzt unten und würde kein zweites Mal fallen. Tief kuschelte sich Sanji in seine Decke ein, murrte noch ein wenig, bevor er wieder einschlief und so von dem, was um ihn herum geschah, nichts mitbekam.

Ein Hauch in seinem empfindlichen Nacken holte ihn aus seinen Träumen zurück in die Realität. Wenn es auch eine Zeitlang dauerte. Seit Zoro damals gegangen war, mutierte Sanji zu einem elenden Morgenmuffel. Er mochte nicht früh aufstehen und spießte alles und jeden mit bösen Blicken auf, was frühmorgens schon fröhlich war. Ohne die übliche Koffein-Infusion lief gleich gar nichts.

Und wer ihn vor seiner ersten Zigarette anquatschte, hatte den Rest des Tages auch nicht allzu viel zu lachen. Sanji brummte, als das immer fortwährende Hauchen nicht nachließ. Zog sich die Decke über den Kopf, um davor zu fliehen. Ganz leise drangen Worte an sein Ohr, deren Inhalt er nicht verstand.
 

Ein feiner Geruch erfüllte den Raum. Erreichte auch die Nase des Blondschopfs, welcher sich dann doch langsam zu regen begann, als er erkannte, was genau den Duft verströmte. Unendlich langsam schlug er die Augen auf, schob sich im Zeitlupentempo unter der Decke hervor und richtete sich leicht auf. Durch die halb offene Tür fiel das Licht aus dem Flur ins Schlafzimmer. Sanji blinzelte einige Male, ehe er registrierte, dass Zoro auf der Bettkante neben ihm saß, einen gefüllten Kaffeebecher in der Hand. Leicht lächelte Sanji und nahm seinem Schatz dann den Kaffee ab. Hielt ihn sich vor die Nase und roch daran, bevor er, die Augen schließend, einen Schluck nahm. Lehnte dann seinen Kopf an Zoros Brust und lauschte dessen Herzschlag. Allerdings verstand er noch immer nicht, warum er jetzt aufwachen sollte. War doch noch mitten in der Nacht.

Zoros warme, muskulöse Arme legten sich um Sanji. Wohlig seufzte dieser auf, als dessen Finger über seinen nackten Rücken strichen. Zoros Seufzen ließ ihn aufblicken, aus noch immer müden Augen. Sanft erwiderte er Zoros Kuss, schaute allerdings etwas irritiert, als dieser ihn ein Stück von sich schob. „Na los, Koch“, sagte er leise. Sanji hob fragend die Augenbraue. Das war wirklich nicht seine Zeit. Einen Schluck Kaffee nehmend, beobachtete Sanji, wie sich Zoro mit den Händen durchs Gesicht fuhr und einen ziemlich verzweifelten und wehleidigen Ausdruck in den Augen hatte.
 

„Wir müssen noch packen und frühstücken und duschen wollt ich auch noch, bevor wir losfahren“, erklärte er schließlich. Langsam nahm Sanjis Gehirn wieder die Arbeit auf, und er begann, die eben gehörten Worte zu verarbeiten. Er stöhnte auf, legte den Kopf in den Nacken und blickte seinen Schatz an, der stirnrunzelnd vor ihm stand. Seine Müdigkeit war nicht von ihm abgefallen, aber immerhin sickerte langsam bei ihm ein, warum sie um diese Uhrzeit wach waren. Er stellte den Kaffeebecher auf seinem kleinen Nachtschrank ab und umschlang Zoros Hüften, blieb ihm ja in ihrer beider derzeitigen Position keine andere Möglichkeit, um ein wenig Nähe zu erhaschen. „Ja, ja“, brummte er dann, damit Zoro auch wusste, dass die Nachricht endlich bei Sanji angekommen war. Zoros Hände auf seinen Schultern spürend, wähnte er sich wohl ein wenig zu sehr in Sicherheit. Zoro kraulte zärtlich durch Sanjis Nackenhaare, strich ihm durch die blonden, zerzausten Haare. „Sanji, so wird das nichts“, brummelte er, mit einem Unterton, den Sanji so nicht kannte. Doch noch bevor er fragen konnte, was Zoro meinte, packte dieser ihn und warf ihn sich über die Schulter. Sanji keuchte erschrocken auf. „Küche oder Bad?“ wurde er nur gefragt, bevor er eines seiner langen Beine dann dazu benutzte, um nach Zoro zu treten. „Lass mich runter, du Spinner“, knurrte er mit drohendem Unterton. Er hasste diese Behandlung, nicht mal in Ruhe wach werden konnte er mehr. Zum Kotzen so was.

Der Tritt hatte nur einen Erfolg: dass sich Zoro königlich amüsierte und ihn dann auch noch auf den Hintern schlug, um ihm zu sagen, er solle still halten. Als würde er – Sanji – sich freiwillig verprügeln lassen. Schon fand er sich, auf seinen eigenen nackten Füßen stehend, in der Küche wieder, kassierte von Zoro noch den Hauch eines Kusses auf die Wange, bevor dieser mit den Worten: „Ich hol dir noch deinen Kaffee“ ins Obergeschoss zurück flüchtete. „Dämlicher Schwertfuchtler“, knurrte Sanji äußerst verstimmt und warf ihm einen Todesblick nach. Gedanklich schwankend zwischen erstmal eine rauchen oder duschen, entschied er sich für letzteres. Tapste über den kleinen Flur ins Badezimmer und warf die Tür mit einem hörbaren Knall zu. Starrte dann den Trockner an, der mit einem fröhlichen Blinken einer orangefarbenen Lampe verkündete, dass die darin befindliche Wäsche getrocknet war. Seufzend räumte er den Trockner leer und den Inhalt in den Wäschekorb, stellte diesen dann an die Tür. Danach verschanzte er sich in der Dusche und ließ warmes Wasser über seinen Körper laufen, lehnte sich an die Fliesen, schloss die Augen und verfluchte Zoro innerlich für dessen Weckmethoden. Drohte ihm in Gedanken, dass er ihn mindestens vierteilen würde, sollte er es jetzt wagen, ihn zu stören.
 

Ihm war es durchaus nicht entgangen, dass sich Zoro in der Zwischenzeit ebenfalls ins Badezimmer geschlichen hatte. Den Raubtiergang musste er wohl eindeutig noch üben. Dennoch wartete Sanji erst einmal ab. Als sich Zoro dann in Bewegung setzte, knurrte Sanji nur. „Verpiss dich, Zoro! Lass mich in Ruhe!“ Die Antwort kam prompt und ziemlich zornig, um nicht zu sagen, angepisst: „Was? Was hast du für ein Problem?“ „Lass mich einfach in Ruhe wach werden“, fauchte Sanji aufgebracht zurück. „Müsste dir doch eigentlich bekannt vorkommen.“ Das nächste, was er hörte, war das Knallen der Badtür. Sanji verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Den hohen Herrn durfte morgens niemand anquatschen, weil er so ewig lange brauchte, bis er mal wach wurde, geschweige denn, etwas sagte. Und ihm wurde das jetzt zum Vorwurf gemacht? Er begann zu knurren, stellte das Wasser ab und schlang sich ein Handtuch um seine schmalen Hüften. Mit einem weiteren Handtuch trocknete er sich flüchtig ab und rubbelte auch kurz durch seine Haare. Riss das Fenster auf, um den Dunst aus dem Raum zu vertreiben. Sein Blick fiel auf den leeren Wäschekorb. Erneut schüttelte er den Kopf, kurz überlegend und den Gedanken, der sich da einnistete, sofort verwerfend. Schwer seufzend öffnete er dann die Tür, tapste in die Küche, um sich seinen Kaffee zu holen und schlurfte, ohne ein Wort zu verlieren, bis zur Wohnzimmertür. Dort blieb er am Türrahmen gelehnt stehen und betrachtete Zoros Rücken. Mehr sah er ja derzeit nicht. Außer vielleicht, dass dessen Schultern vor Wut bebten. „Frieden?“ fragte er vorsichtig, war sich längst nicht mehr sicher, ob Zoro nun doch nicht in einer Kurzschlussreaktion beschlossen hatte, ihn hier zu lassen und alleine zu fahren.

Das Beben seiner Schultern schien ein wenig nachzulassen, stellte Sanji fest und blickte in seinen Kaffee. Drohte wohl doch erstmal keine Gefahr mehr. Vielleicht hatte er auch übertrieben.
 

Das Rascheln von Papieren ließ den Blondschopf von seiner Kaffeetasse aufsehen, er sah dabei zu, wie Zoro seine Hand ausstreckte, ohne sich jedoch dabei umzudrehen. „Jetzt wach?“ fragte er ruhig. Sanji überwand die paar Meter, lehnte sich an die Rückenlehne der Couch und strich einmal kurz durch Zoros grüne, in alle möglichen Richtungen abstehenden Haare, bevor er dessen Hand ergriff und sie vorsichtig streichelte. Er legte sein Kinn auf Zoros Kopf ab und seufzte leise. „Bin halt kein Morgenmensch mehr“, murmelte er leise. Seine feuchten Haare fielen ihm ins Gesicht und er schloss langsam die Augen. „Bist noch sauer?“ fragte er dann.

Ein leichtes Kopfschütteln war die Folge, was dazu führte, dass sich ein paar Wassertropfen aus Sanjis Haaren verabschiedeten und auf Zoros Hose landeten, dort dunkle Spuren verursachten. „War ja auch irgendwie meine Schuld“, murmelte Zoro. „Aber warum kein Morgenmensch mehr?“ hakte er neugierig nach, griff dabei nach hinten und kraulte leicht durch Sanjis Nacken.

Sanji seufzte erneut auf. „Hnn“, machte er nur. Eigentlich wollte er sich dazu nicht äußern. Wollte grad eben nur in Ruhe seinen Kaffee trinken und Zoros Nähe genießen. Sein knurrender Magen machte ihm jedoch unmissverständlich klar, dass er sich seine Ruhe abschminken konnte. So stöhnte er entnervt auf, drehte seinen Kopf ein wenig unter Zoros Hand, so dass er mit seiner Wange auf Zoros Haaren liegen blieb. Dass er Hunger hatte, erheiterte ihn auch nicht gerade, im Gegenteil: Es machte ihn unausstehlicher, als er um diese Zeit ohnehin schon war. „Meine morgendlichen Kochkünste reichen gerade mal für den Kaffee“, begann Zoro. „Magst du uns was machen oder wollen wir unterwegs frühstücken? So schlecht ist das Frühstück beim Bäcker auf dem Bahnhof nicht.“

Kurz war Sanji am überlegen, die Augen nach wie vor geschlossen und die Streicheleinheiten genießend. Zoro drehte seinen Kopf, wollte Sanji anschauen. Erreichte aber nur, dass Sanjis Kopf noch ein wenig weiter nach unten sackte und auf seiner Schulter liegen blieb. Leicht stupste er Zoro mit seiner Nase an, hauchte einen Kuss in seine Halsbeuge. „Wann müssen wir los?“ fragte er murmelnd, seinen knurrenden Magen dabei ignorierend.

Zoro legte den Kopf zurück. „Der Zug fährt zwei Minuten nach sieben vom Hauptbahnhof. Wir müssen noch die Tickets holen. Daher würde ich sagen gegen sechs“, antwortete er dann grummelnd. Sanji schielte auf die Uhr, die über dem Fernseher hing. „Und mit Frühstück?“ fragte er dann. Löste sich, wenn auch widerwillig aus seiner Position, da ihm langsam sein Rücken zu schaffen machte. Nur seine Hand strich auch weiter durch Zoros Haare am Hinterkopf.

„Hmm“, machte Zoro, schien kurz zu überlegen. „Je nachdem wo wir frühstücken. Wenn außerhalb, dann sollten wir ne halbe bis dreiviertel Stunde eher los.“ Sanji erhielt von Zoro ein Lächeln, wenn auch nur ein sehr leichtes. Irgendwie schien er auch keine rechte Lust zu haben, sich in irgendeiner Art und Weise zu bewegen. Er blickte Zoro nur stumm in die Augen, ließ seine Hand von Zoros Hinterkopf zum Kinn weiterwandern, fuhr sanft mit den Fingern über die kratzige Haut. Dann seufzte er schwer. „Dann lass uns frühstücken gehen“, erwiderte er schließlich. Er hatte schlicht keine Lust auf den Abwasch, der unweigerlich folgte, wenn er jetzt hier den Kochlöffel schwang. Und Zoro war nicht gerade eine Hilfe bei ungeliebten Hausarbeiten.
 

Zoro zuckte mit den Schultern, legte zwei Finger unter Sanjis Kinn und zog ihn so zu sich, um ihn sanft zu küssen. „Dann mach dich fertig“, brachte er es fertig, sogar halbwegs verständlich, an Sanjis Lippen zu nuscheln. Innerlich aufstöhnend löste sich Sanji von seinem Schatz. „Dann such du deine Sachen, die du noch brauchst zusammen, und vor allem das Geld“, warf Sanji noch in den Raum, bevor er zurück ins Schlafzimmer tappte. Da stand er nun, vor sich den Kleiderschrank, hinter sich das Bett, das immer lauter nach ihm rief. Nachdenklich schüttelte er dann jedoch den Kopf. Für heute früh hatte er schon genug Ärger gehabt, das reichte ihm bis zum Ende des Tages. Und der würde vermutlich recht lang werden, vor allem die Stunden, die er ohne Zoro zubringen musste und nicht wusste, was er in dieser Zeit machen sollte. Er zog ein paar Klamotten aus dem Schrank, schlüpfte schnell hinein und machte fix ein wenig Ordnung im Schlafzimmer, bevor er die Treppe wieder nach unten stiefelte. Er ließ sich einen Kuss aufhauchen und verschwand nochmals kurz im Badezimmer, um das Fenster zu schließen, lehnte sich danach an die Kommode im Flur und wartete darauf, dass Zoro zurückkam. Bepackt mit der Tasche ließ er Zoro den Vortritt aus der Wohnungstür, griff sich die Schlüssel, schloss ab und beide verließen das Haus. War ja immer noch so dunkel draußen.

Sanji widerstand der Versuchung, sich darüber aufzuregen. „Wie lange dauert die Bahnfahrt eigentlich?“ fragte er Zoro, der irgendwie reichlich verträumt durch die Gegend sah.

Sichtlich aus seinen Gedanken gerissen, antwortete Zoro: „Ungefähr anderthalb Stunden, wieso?“ wollte er wissen, warf dabei seine Tasche in den Kofferraum. Sanji zuckte nur mit den Schultern.

„Nur so“, murmelte er. „Willst du fahren oder soll ich?“ „Nein, fahr du ruhig. Ist ja nicht weit bis zum Bahnhof“, antwortete Sanji. Irgendwie stand ihm nicht der Sinn nach ihren sonstigen kleinen Sticheleien, sonst hätte sich Zoro wohl einen der üblichen Lästereien über seine nicht vorhandene Orientierung eingefangen. So blieb der Blondschopf still und pflanzte sich einfach auf den Beifahrersitz, wartete darauf, dass Zoro auch mal einstieg und sie endlich losfahren konnten.

Dieser stellte das Navigationsgerät an und fuhr dann die ihm angezeigte Strecke. Es dauerte nur ein paar Minuten bis zum Bahnhof und noch ein paar, um einen Parkplatz zu finden, auf dem man gefahrlos mehrere Tage stehen konnte, ohne Gefahr zu laufen, einen hässlichen rosa Zettel an die Scheibe getackert zu bekommen, oder schlimmer – abgeschleppt zu werden.

„Lass uns endlich was essen gehen“, grummelte Sanji leise, vermied es sogar, sich seine sonst heiß geliebten Zigaretten anzustecken. Im Moment stand ihm nicht der Sinn nach Qualm, nur danach, dass sein Magen endlich etwas anderes außer Kaffee bekam.
 

Als Zoro nach seiner Hand griff, schloss der Blondschopf seine Finger um die seines Freundes, strich kurz mit dem Daumen über Zoros Handrücken, bevor sie zusammen das Bahnhofsgebäude enterten und auf den Bäcker zuhielten. „Was hältst du davon, wenn ich das Frühstück bestelle und du holst solange die Tickets für die Bahn? Sonst wird das nachher alles zu hektisch.“ Noch war kaum jemand auf dem weitläufigen Gelände zu sehen, aber Sanji war oft genug um solche Zeiten mit der Bahn unterwegs gewesen und ab einer gewissen Uhrzeit hielt man sich hier besser nicht mehr auf, wenn man unter Zeitdruck stand. Fragend blickte er Zoro an, der aus einem, ihm unerfindlichen Grund, einen etwas finster anmutenden Ausdruck in den Augen hatte.

Der nickte nur stumm, zerrte seine Kreditkarte aus dem Geldbeutel und übergab Sanji sowohl diesen als auch die Tasche und schon war er verschwunden. Sanji hatte indes ein Plätzchen in einer kleinen Nische ausgemacht, das Frühstück mit reichlich Brötchen und Kaffee bestellt und das Tablett zu besagtem Ziel balanciert. Nun saß er auf der gepolsterten Bank in der Ecke, drehte seine Tasse zwischen den Händen und dachte nach. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Hatten sie überhaupt eine? So bekam er gar nicht mit, dass Zoro zurückkehrte.

Erst als er ein Brötchen auf seinen Teller gelegt bekam, schreckte er auf. „Hmm?“ machte er nur, geistig völlig auf Abwegen. Bevor aber Zoro noch anfing, über sein ohnehin schon seltsames Benehmen zu lamentieren, wandte er sich dann doch lieber dem Essen zu. Er hatte zwar Hunger, aber null Appetit. Und irgendwie war seine Stimmung gerade auf einem absoluten Tiefpunkt.

Das hatte allerdings nicht primär mit dem frühen Aufstehen zu tun. Da war noch etwas anderes, etwas, das Sanji so nicht benennen konnte. Und dass Zoro darum einen Aufstand – wenn auch nur geistig, aber Sanji wusste genau, er tat es – machte, machte es für den Blondschopf auch nicht leichter. Die Reise versuchte er, als eine Art Kurzurlaub zu sehen, nur unterbrochen von den paar Stündchen, die Zoro auf dieser Konferenz saß. Trotzdem begann er sich zu fragen, ob dies alles nicht ein Fehler sein könnte, sie vielleicht zu schnell weitermachten, wo sie damals aufgehört hatten.

Und er wusste nicht, ob er darüber mit Zoro sprechen konnte, denn der legte ja seit dem vergangenen Tag auch jedes Wort auf die Goldwaage.
 

Als Zoro ihn mit Namen ansprach, kehrte Sanji aus seiner unfreiwilligen Gedankenreise zurück in die Gegenwart. „Was ist los?“ wollte Zoro wissen, bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. „Willst du hier bleiben? Ich kann auch alleine fahren, wenn dir das lieber ist“, bot der Grünschopf an, wenngleich sich bei diesem Satz ein schmerzlicher Ausdruck durch seine Augen zog. Nachdrücklich schüttelte Sanji den Kopf, auf keinen Fall wollte er mit seinen widersprüchlichen und verwirrenden Gedanken allein bleiben. Auch wenn die Ursache ihm direkt gegenüber saß und Brötchen mit einem Messer vergewaltigte. „Nein“, flüsterte Sanji. „Ich war lange genug allein, getrennt von dir. Noch mal ertrag ich das nicht. Ich hab einfach nur Angst“ Seine Stimme zitterte, brach bei den letzten Worten ganz und Sanji senkte den Blick, versuchte, seine Gefühle zu verbergen, sie wieder in den Griff zu kriegen. Doch irgendwie war das schwieriger als gedacht. Vorher war er nie so sensibel gewesen. Die Monate ohne seinen Geliebten hatten ihn ganz schön verändert und scheinbar nicht zum positiven.
 

Er betrachtete Zoros Hand, die die seine nahm. Spürte den Blick, der auf ihm lag, war aber nicht in der Lage, Zoro in die Augen zu sehen. „Lass uns nachher im Hotel darüber reden, ja? Hier und Jetzt ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit.“ Sanji seufzte stumm und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Dann nickte er und hob langsam den Kopf. „Glaube, wir sollten langsam los“, murmelte er mit etwas festerer Stimme. „Ist gleich um sieben.“ Schmunzelte allerdings leicht, als er sah, wie Zoro die übrigen Brötchen einpackte. Bezahlt waren sie, warum also sollten sie verschwendet werden? Und Essen in der Bahn war eh viel zu teuer. Bereitwillig ließ sich Sanji von Zoro hoch- und seinem Platz wegziehen. Lehnte sich gegen den muskulösen Körper vor sich, als dieser ihm einen Kuss auf die Lippen und anschließend auf die Stirn hauchte. Die anstehende Bahnfahrt hob Sanjis Laune ein wenig, konnte er sich doch gute anderthalb Stunden ununterbrochen an seinen Schatz kuscheln. Vielleicht verschwand so zumindest ein Teil seiner trüben Gedanken. Gemeinsam liefen sie zu der bereitstehenden Bahn, suchten sich die von Zoro reservierten Plätze. Zoro dirigierte er zu dem Sitz am Fenster, er selbst ließ sich auf den Platz am Gang fallen und legte seine Beine locker über die von Zoro, lehnte sich dann an ihn, umschlang seinen Brustkorb, so gut, wie es aus seiner Position heraus möglich war, Das Wichtigste war nur, dass Zoro die Nähe zu ihm hielt und ihn gleich gar nie mehr allein ließ, denn – zumindest das hatte Sanji mittlerweile begriffen – das wollte er nie wieder.
 

„….karten bitte.“ Hä? Karten? Was für Karten? Und wer quatschte da überhaupt? „Die Fahrkarten bitte“, ertönte es etwas lauter und mit Nachdruck. Sanji blinzelte. Hatte er sich nicht gerade erst hingesetzt und an seinen Freund gekuschelt? Völlig gerädert griff er nach Zoros Jacke, wühlte in der Innentasche, bis er das Gesuchte zwischen die Finger bekam. Hielt die beiden Tickets in die Luft, hörte es zweimal klacken und steckte sie dann in die Jacke zurück. Lange waren sie noch nicht unterwegs, wenn er seine Uhr richtig las. Erst fünfzehn Minuten. Nicht einmal, dass die Bahn abgefahren war, hatte er mitbekommen. Aus seiner derzeitigen Lage heraus konnte er auch keinen Blick auf Zoro werfen. Hatte der Kerl doch tatsächlich seinen Kopf auf das blonde Haupt abgelegt und pennte. Das ruhige und gleichmäßige Atmen ließ auch Sanji ziemlich schnell wieder abdriften, wobei er gedanklich, solange es jedenfalls ging, diesen idiotischen Zugbegleiter verfluchte.
 

Ein ekelhaftes Piepsen durchzog die Ruhe, die über dem Paar lag. „Wenn du jetzt schon wieder Fahrkarten haben willst, verarbeite ich dich zu Gulasch“, knurrte Sanji, noch bevor er die Augen richtig auf hatte. Das Piepsen blieb und nach Karten fragte niemand. Langsam richtete sich Sanji auf, starrte etwas verpeilt durch die Gegend, ehe ihm wieder einfiel, wo er war und was er hier tat. Ein erneuter Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es fast halb neun war. Vorsichtig stieß er seinen Freund an, das aufdringliche Geräusch dabei erstmal ausblendend. Vielleicht wusste der ja, was das war.

Doch der knurrte nur, schlang seine Arme fester um Sanji, um weiterzuschlafen. Doch Sanji stieß ihn noch einmal an, woraufhin sich die grünen Augen leicht öffneten und Zoro erstmal irritiert blinzelte.

Sanji lächelte, ließ sich küssen, vertiefte den Kuss noch ein wenig. Im Hintergrund schnarrte eine Stimme durch die Lautsprecher, die kein Mensch so recht verstand. Und dieses Piepsen war ja auch noch da. „Stell diesen Lärm ab“, murrte Sanji an Zoros Lippen.

Währenddessen verlangsamte die Bahn ihr Tempo, die vorbei fliegende Landschaft bestand nun aus weniger Bäumen und dafür mehr Häusern.

Sanji wurde ein Stück zurückgeschoben und Zoro begann, hektisch nach seinem Handy zu kramen. Okay, das erklärte dieses Geräusch, stellte Sanji fest. Blöder Alarm, war doch gerade so schön gewesen. „Wir müssen hier raus“, sagte Zoro nur, schob die langen Beine von seinen eigenen und griff nach seiner Tasche. „Hey“, protestierte Sanji halbherzig. Irgendwie war die Info wohl noch nicht so ganz angekommen. Zu sehr war er noch in der letzten Zärtlichkeit seines Partners gefangen. Und sein Hirn hatte den Betrieb auch nicht so ganz aufgenommen. Irgendwie stand er noch ein wenig neben sich, ließ sich aber – wenn auch unter Protest – durch die Gegend schieben.

Guckte schon gar nicht mehr, wohin es ging. Hauptsache der Weg stimmte. Obwohl das bei Zoro ja immer so eine Sache war. Ehe er sich es versah, saß er in einem Taxi, seinen Freund neben sich lehnend. Nur nicht so lange. Schon hielten sie nämlich vor einem pompösen Gebäude. Wenn das mal nicht das Hotel war.
 

TBC

Hotel Games - Part 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hotel Games - Part 1 *unadult*

Sanji pfiff leise durch die Zähne. Hatte er Zoro doch auf dessen Dienstreisen nie begleitet, er musste ja selbst auch meistens arbeiten. Wenn das von außen schon so aussah, wollte er nicht wissen, was ihn innen erwartete. Schien, als würde die Redaktion ordentlich Geld springen lassen, wenn sie in einem solchen Hotel Quartier bezogen. Innerlich bedrohte Sanji allerdings den Koch; wehe das Essen schmeckte nicht. Dann gab´s ne Kochstunde und nen Tritt gratis dazu.

Auch in der Lobby sah er sich noch um. Dem Gespräch mit der Frau an der Rezeption entnahm er, dass Zoro wohl schon öfter hier gewesen war. Mit dem Schlüssel in der Hand kehrte Zoro ziemlich schnell zu Sanji zurück, packte seine Hand und marschierte zielstrebig zu einem Aufgang. Die Stimme der blonden Frau ließ Zoro jedoch abrupt stoppen. Er drehte sich um und begann zu fluchen. Sanji lächelte leicht und ließ sich widerstandslos in die Richtung ziehen, die ihnen angedeutet wurde. Noch einen Seitenblick auf Zoro werfend, beschloss er, lieber zu schweigen. Außerdem sollte um neun Uhr diese Konferenz starten, und bis dahin waren es nur noch wenige Minuten. Also würde der Blondschopf ohnehin gleich für eine Weile allein sein.
 

Er beobachtete Zoro, wie dieser sich in seinen Anzug quälte, als sie die Türe zu ihrem Zimmer hinter sich geschlossen hatten.

Sein Zeug zusammensuchte, was er brauchte und es auf die Kommode legte. Und sich schließlich vor dem Spiegel mit seiner Krawatte abmühte. „Ich denk mal, dass die Konferenz ne halbe Stunde bis Stunde geht. Wartest du hier oder willst du dich ein wenig umsehen?“ stellte Zoro eine Frage in den Raum. Sanji war wortlos lächelnd vom Bett aufgestanden, auf dem er gesessen hatte. Trat hinter Zoro und drehte diesen an den Enden seiner Krawatte zu sich um. Schenkte ihm dann einen Augenaufschlag, um den ihn jede Frau beneidet hätte und legte einen verruchten Blick auf. Es blitzte in seinen eisblauen Augen, während er sorgfältig die Krawatte band und ihm den Anzugkragen richtete.

Dass Zoro die Botschaft verstanden hatte, bewies sein hartes Schlucken und der harte Griff in Sanjis Hemd. An diesem wurde Sanji noch näher an seinen Freund gezogen. „Nachher“, knurrte Zoro, bevor er ihm einen kurzen leidenschaftlichen Kuss aufdrückte, in den grünen Augen dasselbe Blitzen. Dann stürmte Zoro, nach seinen Unterlagen greifend, aus dem Zimmer.
 

Sanji grinste ihm nach, bis dieser auf dem Flur nicht mehr zu sehen war. Sanji ging zurück ins Zimmer, schaute sich um, und begab sich dann auf den Balkon. Legte sich in einen der zwei dort stehenden Liegestühle, zündete sich eine Zigarette an und schloss, die Sonne und seine Kippe genießend, die Augen.

Die Zigarette hatte er irgendwann noch in den Aschenbecher gestopft, sich aber sonst nicht von seinem Platz weg bewegt. Viel zu sehr genoss er die Ruhe, die ihn umgab, die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht, die Aussicht auf ein paar Stunden allein mit seinem Freund. Die fremde Umgebung entspannte ihn mehr, als er es wahrhaben wollte. Vielleicht konnten sie ja hier ein wenig ungezwungener miteinander umgehen. Unter diesen Gedanken döste Sanji langsam ein.
 

Die zarten Berührungen von warmen Lippen weckte den Blondschopf schließlich wieder. Ohne die Augen zu öffnen, griff er einfach blind nach Zoro und zog diesen auf sich. Bedrohlich begann der Stuhl unter ihm zu knarren, doch das störte Sanji gerade eben nicht. Er haschte nach Zoros Lippen, verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, forderte mit seiner Zunge Einlass, um dann mit Zoros zu spielen und zu kämpfen. Vergessen waren seine wirren Gedanken vom frühen Morgen, alles, was für ihn zählte, war, dass Zoro hier an seiner Seite war.
 

Er spürte Zoros Hände an seinem Körper, begann sich unter ihm zu winden, wobei das Knarren des Stuhls noch erheblich zunahm. Zoro löste sich von ihm, schnappte nach Luft, keuchend blickte Sanji ihn schließlich an. „Hab was zu essen bestellt. Hast du Hunger?“ Mit einer leichten Kopfbewegung deutete Zoro auf den Tisch hinter sich. „Mhmm“, machte Sanji nur, zog Zoro erneut in einen Kuss. Momentan hatte er Hunger auf ganz was anderes. Das Essen lief ihnen ja nicht weg. Ungeduldig zupfte er an Zoros Hemd, zog es ihm aus der Hose und fuhr mit seinen Händen darunter und Zoros Brustkorb entlang. Zog eine Hand wieder hervor und knöpfte besagtes Hemd dann auf. Fuhr vorsichtig mit seiner Fingerkuppe die Narbe entlang, wohl wissend, wie empfindlich Zoro dort war.

Streckte seinen Hals ein wenig, um Zoro ein besseres Herankommen zu ermöglichen. Er stöhnte ungehalten auf, als Zoros Bein sich in seinen Schritt schob, seine Augen flackerten vor Lust. Der Stuhl krachte zusammen, und Sanji lag auf den Resten des Stuhls unter Zoro begraben und starrte ihn nur mit einem leidenschaftlichen Blick an. Ihm persönlich war es gerade herzlich egal, was im Einzelnen passierte. Solange er seinen Freund bei sich hatte. Erneut erkundeten seine Hände Zoros Brust, strichen hinunter zu seinem Bauch, zogen hauchzart die Muskeln nach. Verweilten dann an seinem Hosenbund. Die ganze Zeit hielt er bei seiner Tätigkeit Blickkontakt, beobachtete Zoros Reaktion ganz genau. Doch dieser richtete sich auf, Sanji zog verwirrt seine Augenbrauen zusammen, weil sich Zoro erneut von ihm gelöst hatte. Der zog ihn jedoch auf die Beine und küsste ihn erneut. „Lass uns reingehen“, nuschelte er an Sanjis Lippen und zog ihm mit einer einzigen Bewegung das Hemd über den Kopf.
 

Sanji schob Zoro rückwärts zurück in das Zimmer, drängte seinen Partner bis zum Bett, gab ihm dann einen Schubs, der diesen aufs Bett fallen ließ. Sofort war Sanji wieder über ihm, erkundete den durchtrainierten, gebräunten Körper mit seinen Händen, Lippen und Zunge. Biss ihn leicht, während seine Hände fordernd die Innenseiten der Oberschenkel entlangfuhren. Zog sich dann auf ihn und küsste ihn ganz sachte, fast vorsichtig. Zoro vertiefte den Kuss, wanderte dabei mit seinen Händen von Sanjis Rücken hinunter zu dessen Hose. Fummelte an dem Knopf rum, bevor die Hose dann den Weg nach unten antrat. Zoros Hände auf seinem Hintern machten ihn schier wahnsinnig, er keuchte in den Kuss, bevor er ihn löste und Zoro mit lustverschleierten Augen anblickte. Deutlich spürte er Zoro, der sich an ihn drängte. Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken, bevor er sich ein wenig aufsetzte. Rutschte ein Stück von Zoros Hüfte hinunter, kam auf dessen Oberschenkeln zu sitzen. Seine Fingerspitzen glitten den Hosenbund entlang, ganz langsam. Lächelnd konnte er feststellen, dass sich Zoro arg beherrschen musste, um nicht sofort über ihn herzufallen, aber ihm ging es ja im Prinzip auch nicht anders. Er wand sich leicht unter Sanji, doch der gab ihn nicht frei. In einer endlosen Bewegung strichen Sanjis Fingerspitzen hauchzart über den Stoff der dünnen Hose – immer und immer wieder. Er wartete förmlich darauf, dass Zoro ihn anbettelte, ihn zu erlösen.
 

Der lag mit flatternden Augenlidern noch immer unter ihm, stöhnte bei jeder erneuten Berührung.

Sanji liebte dieses Geräusch und er genoss es in vollen Zügen. So lange hatte er es missen müssen. Vertauschte Rollen, normalerweise war es ja Sanji, der unten lag und sich so wand. Es wunderte ihn schon ein wenig, dass sich Zoro das gefallen ließ. Eben jener blitzte ihn aus vor Lust sprühenden Augen an. „Mach endlich“, knurrte er. Sanji lächelte ihn an, strich sich dabei mit der rechten Hand seine Haare aus dem Gesicht. Seine linke fuhr auf diese Aufforderung mit mehr Druck über Zoro. „Nein“, hauchte Sanji dann und schüttelte leicht den Kopf. Verstärkte den Druck seiner Beine, so dass Zoro sich nicht übermäßig bewegen oder gar umdrehen konnte. Während seine linke Hand auch weiter dort lag, wo sie derzeit war – massierend auf Zoro – begann er, mit der rechten quälend langsam die Knöpfe an der Hose zu öffnen. „Weißt du eigentlich, wie sehr ich das – DICH – vermisst habe?“, murmelte er, ein Aufstöhnen unterdrückend.

Als Antwort richtete sich Zoro, so gut es eben ging, auf und legte seine Hand in Sanjis Nacken, zog ihn zu sich. „Zeig´s mir“, hauchte er, dicht vor Sanjis Lippen. „Zeig mir, wie sehr du mich vermisst hast.“ Vereinte schließlich ihre Lippen und ließ sich zurücksinken. Sanji ließ sich mitziehen, veränderte aber kaum die Stellung seiner Beine, grinste leicht in den Kuss hinein. Hatte eindeutig Vorteile, wenn man so beweglich war. Seine Hand lag noch immer zwischen ihnen, nur momentan relativ unbeweglich, dafür noch mehr Druck ausübend, allerdings unfreiwillig auf sie beide. Mit der anderen fuhr er an Zoros Seite entlang, schob sie in seinen Nacken, kraulte durch die Haare und küsste ihn heiß und innig, dabei immer wieder dunkel aufstöhnend. Genoss die kräftigen Arme, die über seinen Rücken strichen und immer wieder seinen Hintern streiften und massierten, ihn aber auch etwas bewegungsunfähig machten. Aber eines wusste er, wenn sie nicht bald mal vorwärts kamen, war das Spiel zu Ende, bevor es richtig begonnen hatte. Immer wieder entfleuchte ihm ein Keuchen, sein ganzer Körper schrie nach Erlösung, ebenso wie Zoros. Er zitterte vor Verlangen.
 

Mit einem schnellen Ruck hatte Sanji Zoros dünne Hose einfach zerrissen, krallte sich dann in Zoros Hüften fest, in dem Versuch, diesen von seinen Shorts zu befreien. Wollte nur nicht so recht klappen, da Zoro ja noch immer unter Sanjis Beinen gefangen war. Sanji senkte den Kopf, küsste sich an Zoros Narbe entlang, löste dabei leicht seine Beine, um auch das letzte Stück Stoff, das noch zwischen ihnen war, zu entfernen. Immer wieder biss er den Grünschopf dabei, hinterließ unübersehbare Spuren auf ihm.

Rau und dunkel stöhnte er, immer und immer wieder.

Langsam und bestimmt löste er seine Beine und rutschte ein Stück nach oben. Gierig presste er seine Lippen auf Zoros. Biss ihn in die Unterlippe, um ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken. Er ließ sich von Zoro den Rhythmus weisen, denn er selbst war dazu nicht mehr in der Lage. „Ich…liebe… Dich…“. brachte er nur heraus. Sah ihn aus seinen verschleierten eisblauen Augen an.
 

Stöhnend begann er sich aufzubäumen, als zwei Geräusche erklangen, die in die derzeitige Atmosphäre definitiv nicht reinpassten. Das erste war ein Klopfen an der Türe und die Frage, ob sie beide etwas bräuchten. Das zweite war Zoros Handy, das fröhlich einen Anruf verkündete.

Zoros Hand lenkte ihn jedoch schnell von den fremden Geräuschen ab. Gefangen in seiner Lust blickte er irritiert auf Zoro hinab, als dieser in seinen Bewegungen verharrte. Ein lautes „Nein!“ durch den Raum brüllte, von dem er nicht wusste, wem es galt.

Sanjis Atem ging in immer kürzeren Abständen. Er warf den Kopf in den Nacken, stöhnte heiser den Namen seines Freundes. Sein eigener Höhepunkt überrollte ihn und riss Zoro mit. Atemlos und keuchend sackte er auf Zoro zusammen. Es dauerte etliche Minuten, bis er sich wieder bewegen konnte, davon abgesehen, dass er das derzeit gar nicht wollte.
 

Irgendwann zog sich Zoro aus ihm zurück, schlang beide Arme um Sanji und streichelte zärtlich über dessen Rücken. Verrenkte sich dann irgendwann, um die Decke über sie beide zu werfen. Sanji schnurrte leise, als Zoro ihm durch die Haare kraulte. „Ich liebe dich“, murmelte er schläfrig. „Gott sei dank ist die blöde Konferenz ja durch. Dann haben wir den Rest des Tages für uns“, hauchte er, mehr schlafend als wach, an Zoros Hals.

Zoros Aufstöhnen ließ ihn aufblicken. Er hauchte ihm einen Kuss ans Kinn. „Sorry“, begann Zoro leise. Fragend zog Sanji eine Augenbraue hoch. „Ich muss nachher noch mal weg. Ein Interview“, folgte die Erklärung. Sanji brummte, kuschelte sich in Zoros Griff enger an seinen Partner. Küsste ihn in die Halsbeuge, bevor er ein wenig höher wanderte, um Zoro am Ohrläppchen zu knabbern. Hörte ihn leise aufkeuchen. „Lass mich nicht zu lange allein“, murrte Sanji leise, schloss die Augen und dämmerte langsam weg.

Das erneute Klingeln des Handys riss Sanji aus seinem Halbschlaf. Er knurrte leise, als Zoro ihn von sich schob, brauchte er doch dessen Nähe. „Zoro“, machte er und streckte einen Arm nach ihm aus.

Zoros Tonfall ließ schlechte Laune vermuten, Sanji hoffte nur, dass das Telefonat schnell beendet wäre und sie dann weiterkuscheln konnten.
 

Sanji fühlte Zoros Griff um seine ausgestreckte Hand, und die Finger, die durch seine Haare strichen.

Er lauschte dem Magenknurren seines Freundes, lächelte leicht, die Augen nach wie vor geschlossen. „Sanji“, fragte Zoro leise, fast flüsternd. „Schläfst du?“ „Ja“, brummte Sanji sarkastisch. „Tief und fest.“

Er schlug die Augen auf, bemerkte Zoros sehnsüchtigen Blick auf den Balkon. Erinnerte sich daran, dass da ja noch Essen stand, zumindest hatte Zoro vor ihrem kleinen Schäferstündchen so was erwähnt. Langsam richtete er sich auf, blickte sich ein wenig verpeilt im Zimmer um, bevor er herzhaft gähnte. Er lehnte seinen Kopf gegen Zoros Schulter, strich mit seiner freien Hand über Zoros Rücken hinab zu dessen Hintern, soweit er denn da ran kam, Zoro saß ja schließlich drauf. Ein freches Grinsen schlich sich auf Sanjis Lippen, als er kurz hineinzwickte.

Er erntete eine hochgezogene Augenbraue von Zoro. „Hunger?“ fragte dieser und deutete zum Balkon. „Hmm, schon, aber das hat uns vorhin hierher gebracht“, grinste Sanji, rutschte dann aber vom Bett und ging, wie er war, auf den Balkon, sammelte auf dem Weg nur seine Zigaretten ein. Einen lasziven Blick über die Schulter werfend, blieb Sanji an der Balkontür stehen. „Kommst du?“ fragte er dann, ein leichtes Blitzen in seinen Augen.

Er war sich durchaus bewusst, dass Zoro jeden einzelnen seiner Schritte verfolgt hatte. Auch, was diese genau auslösten. Er klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete diese an, als sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen und Zoros muskulöser Körper sich an ihn presste. Tief atmete er den Rauch ein, während Zoros Kopf auf Sanjis Schulter zur Ruhe kam. „Hast du Appetit auf was bestimmtes?“ raunte Zoro ihm direkt ins Ohr und knabberte zusätzlich an seinem Hals. Leicht aufstöhnend ließ Sanji den Qualm wieder aus seiner Lunge entweichen, schaute ihn ein wenig verklärt an. „Von mir mal abgesehen“, setzte Zoro grinsend hinzu. Die warmen Hände strichen sanft an Sanjis Seiten entlang, trafen sich auf Sanjis Bauch, während Sanji nach hinten griff und Zoro an dessen Hinterteil näher an sich presste. Der hatte scheinbar auch nicht nur auf die Brötchen auf dem Tisch Hunger, wie das leichte Zittern seines Körpers bewies. Innerlich schwankte Sanji zwischen einer weiteren Runde mit Zoro und dem Essen, irgendwie hatte sein Magen derzeit nur die besseren Argumente. Er drehte sich in der Umarmung, legte seine Arme um Zoros Hals und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Erstmal was essen. Alles andere“, dabei wanderte sein Blick ein wenig nach unten, „können wir danach auch noch tun“, lächelte er ihn dann an. Mit einem Lächeln, von dem er genau wusste, dass es Zoro zum Schmelzen brachte. Zumindest war das früher so.
 

Bereitwillig ließ er seine Lippen mit denen Zoros versiegeln, erwiderte den leidenschaftlichen Kuss nur zu gern, bevor Zoro ihn auf einen der Stühle schob. „Na dann lass es dir mal schmecken“, grinste er ihn an und ließ sich ihm gegenüber auf den Stuhl sinken.

Wieder blitzten Sanjis Augen auf – überdeutlich – während er mit einer Unschuldsmine ein Brötchen nahm, es halbierte und sich schmierte. „Wann musst du nachher zu diesem Interview?“ fragte Sanji dann kauend.

„Gegen halb fünf“, erwiderte Zoro und machte dabei einen leicht verstimmten Eindruck. „Allerdings muss ich mir ernsthaft Gedanken machen, was ich dazu anziehe. Meine Anzughose hast du ja ein wenig grob behandelt. Wird bei dir anscheinend zur Gewohnheit, meine Sachen zu zerreißen. Von dem Shirt gestern hast ja auch nicht viel übrig gelassen.“

Sanji lehnte sich leicht zurück, Zoro aufmerksam musternd. Das Schmunzeln, wie auch der Vorwurf waren deutlich herauszuhören. Hin- und hergerissen dachte er nach, was er darauf nun sagen könnte. Würde er das als Vorwurf sehen, der er zweifelsohne ja war, wäre Zoro wohl wieder eingeschnappt. Würde er das so stehen lassen, hätte Zoro seine Bestätigung für seine irrsinnige Annahme. Gewehrt hatte er sich doch nicht, also warum jetzt dieser Spruch? Innerlich seufzte Sanji schwer. Das war doch echt zum graue Haare kriegen. Er hasste es, wenn er jedes Wort auf die Goldwaage legen musste, normalerweise sprach er, so wie ihm der Schnabel gewachsen war, und dachte meistens erst hinterher darüber nach. Hatte ihm Zoro nie zum Vorwurf gemacht. Aber jetzt? Der war ja heute früh schon so sauer, wer wusste, was passierte, wenn er jetzt seine Meinung sagte. „Du hast doch Klamotten mitgenommen, oder nicht?“ fragte er dann ausweichend und senkte den Blick in seinen Kaffee.
 

„Ja, schon, aber…“ Dass Zoro den Rest des Satzes offen ließ, veranlasste Sanji dazu, aufzusehen. Vergessen war das Essen, er schaute dabei zu, wie Zoro sein Gesicht in seinen Händen vergrub, ihn kurz danach aber ansah. „Sanji, was soll das? Das ist nicht die Antwort, die du mir früher gegeben hättest.“ Innerlich stöhnte Sanji auf, wie man es tat, es war verkehrt. Zoros scharfem Blick hielt er jedoch ohne Mühe stand. „Und was meintest du heute morgen?“ Autsch. DAS hatte er fast vergessen. Na ja, nicht vergessen, nur verdrängt. „Du hast gesagt, dass du Angst hast. Wovor?“ Zoro betonte dieses Wort so unnatürlich.
 

Musste er diese Diskussion jetzt führen?
 

Auf dem Balkon eines Hotelzimmers?
 

Wo sie beide nackt am Tisch saßen und eigentlich essen wollten?
 

Wo es jeder mit bekam, ob derjenige es wollte oder nicht, wenn sie sich anbrüllten?
 

Wo Zoro vor allem doch noch einen Termin hatte – auch wenn der noch in weiter Ferne lag?
 

Aber Zoros Gesichtsausdruck verdeutlichte nur, dass er keinerlei Ausflüchte zuließ.

Hotel Games - Part 2

Hotel Games - Part 2
 

„Vor allem und jedem“, begann Sanji schließlich zu sprechen. Eher zu flüstern. Senkte dabei seinen Blick, er wollte nicht dabei zusehen, wie Zoro guckte, wenn er ihm seine Zweifel offenbarte, denn das würde ihm mit Sicherheit nicht gefallen und auch schmerzen. Und dabei wollte er Zoro doch nicht weh tun. „Dass das mit uns zu schnell geht. Ein Fehler ist, weil wir beide uns verändert haben. Wir müssten uns eigentlich erst wieder neu kennen lernen, bevor wir da weitermachen, wo wir vor der Trennung aufgehört haben. Dass es wieder nicht funktioniert. Ich kann das einfach nicht“, murmelte Sanji.
 

Einen Augenblick – einen ziemlich langen – war absolute Stille. Selbst draußen schien alles seine Aktivität eingestellt zu haben. Ob es nun das Vogelgezwitscher war, oder der Verkehr vor dem Hotel. „Sanji“, begann Zoro dann, mit einer, für ihn untypischen, Sanftheit, „Ich weiß, dass ich es nicht oft zu dir gesagt habe. Wenn ich mich recht erinnere, hab ich es gestern und heute noch überhaupt nicht gesagt. Aber … Ich liebe Dich. Mehr als irgendetwas anderes auf dieser Welt.“ Sanji hatte ungläubig den Kopf gehoben, er hatte ja mit Vielem gerechnet, aber nicht damit. „Ich will nicht, dass du wieder aus meinem Leben verschwindest. Und zwar nicht nur, weil du für mich kochst und mir meine Sachen nachräumst, sondern weil ich dich einfach brauche.“ Das ließ Sanji kurz schmunzeln und erklärte ihm dann doch dieses Chaos in Zoros Wohnung. War er doch zu faul zum aufräumen. „Egal, wie du dich verändert haben magst – Es ist mir egal. Du bist Sanji, mein Kochlöffel, der elendige Giftmischer oder wie ich dich sonst noch nenne. Ich weiß, dass du dir eine Menge Gedanken machst, was unsere Beziehung betrifft, aber jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, hilft da auch nicht viel. Wenn was ist, dann sag es mir. Schrei mich an oder tritt mich.“ Sanji zog seine Augenbrauen zusammen, als er diese Worte vernahm. Sein Blick wandelte sich von erstaunt zu zornig. Hatten sie nicht erst heute früh genau solch eine Situation? Und schon wieder lag ihm etwas auf der Zunge, doch er schluckte es erstmal, er wollte Zoro fertig ausreden lassen, bevor er zum Gegenschlag ausholte. „Wir werden das schon schaffen. Zusammen. Und weißt du auch warum? Weil ich dich liebe – und du mich liebst!“
 

Große Worte für jemanden, der sonst nie viel Worte verliert, dachte Sanji zynisch. Und wieder schwankte er in seiner Entscheidung, was er nun sagen sollte. Aber vielleicht sollte er Zoro bei dessen Sprüchen nehmen, schlimmer konnte es kaum noch werden. „Schrei mich an?“ zitierte Sanji ihn dann leise. „Was hab ich heute morgen denn getan?“ Eine Augenbraue hebend, antwortete Zoro entwaffnend schlicht: „Mich angeschrieen.“ Na toll, was fällt einem denn da noch zu ein? „War ja auch okay, obwohl mich das schon überrascht hat. Bin ich halt nicht gewohnt von dir, dass du morgens so schlecht gelaunt bist. Wir haben uns früher auch angeschrieen und dann normal weiter gemacht. Glaubst du ehrlich, dass ich da geblieben wäre, wenn ich dein Gemotze heut morgen all zu ernst genommen hätte? Du hast mir heute morgen nicht geantwortet, weshalb du kein Morgenmensch mehr bist. Ist das meinetwegen?“ „Vielleicht hättest du es ernster nehmen sollen“, zischte Sanji, nur noch mühsam beherrscht. Er stand kurz vor der Explosion, einem Vulkan gleich. „Vor allem, wenn es dich denn schon überrascht, wie du so schön sagst.“ Mit Absicht überging er Zoros letzte Frage, das ganze leidliche Thema schien noch lange nicht beendet zu sein. „Nur, dass du danach nicht einfach so aus nem Raum verschwindest, wenn ich dich mal anbrülle. Soviel dann zu dem Thema, dass ich mich verändert habe!“ setzte er verbittert hinzu.
 

„Du hast gesagt, dass ich verschwinden sollte. Dass ich dich in Ruhe wach werden lassen sollte. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Außerdem weißt du genau, dass ich um solche Uhrzeiten nicht ganz ich selbst bin. Sehr viel mehr als ein knurren, murren oder finstere Blicke bekommst du da nicht. Heute morgen war ich lediglich etwas besser gelaunt, da ich seit langem mal wieder richtig gut geschlafen habe.“ Schön für dich, knurrte Sanji innerlich. Zoro war also auch auf Krawall gebürstet, was man dem Ausdruck in seinen Augen sehr gut entnehmen konnte. Hinter Sanjis Stirn arbeitete es unaufhörlich. Er wusste, dass Zoro eine Antwort von ihm erwartete, doch irgendwie wollte ihm keine einfallen. Seine Gefühlslage war ein einziges Chaos, nur in einem war er sich sicher: Würde Zoro jetzt kommentarlos verschwinden – aus welchen Gründen auch immer – wäre ihre Beziehung wohl endgültig verloren, und er – Sanji – völlig am Ende. Er war von ihm abhängig, konnte nicht ohne ihn, das war ihm mittlerweile mehr als nur klar geworden. Verzweifelt versuchte er, seinen Wutpegel herunter zu schrauben, umklammerte die Kaffeetasse so sehr, dass es leise knackte. Sie waren beide Sturköpfe, keiner bereit, nachzugeben. „Vielleicht hätte ich dich ja vorwarnen sollen“, flüsterte Sanji dann, in der leisen Hoffnung, nicht alles zu zerstören, was sie hatten.
 

„Warum hättest du das tun sollen? Glaubst du wirklich, dass das etwas gebracht hätte? Daran hätte ich heute morgen garantiert nicht gedacht.“ Vermutlich hätte das nichts gebracht, dem musste Sanji zustimmen, ob er nun wollte, oder nicht. „Wir haben uns doch immer angeschrieen, werden es wahrscheinlich immer tun. So sind wir halt. Auch wenn das vermutlich nicht deiner Auffassung von einer perfekten Beziehung entspricht. Du bist weit davon entfernt, perfekt zu sein, und ich genauso, seufzte Sanji stumm. „Sanji so geht das nicht“, fragend hob sich Sanjis Augenbraue. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollten wir uns mehr Zeit lassen, uns wieder aneinander gewöhnen und uns neu kennen lernen.“ Das von Zoro zu hören, versetzte ihm einen Stich und zwar richtig. Er sah in dessen grünen Augen Verzweiflung aufblitzen, das, was Zoro dachte, sprach dieser auch nicht aus. Warum konnte dieser Kerl nicht einmal über seinen Schatten springen und zu seinen Gefühlen stehen? Sanji hasste Rätsel raten, vor allem, wenn es Gefühle betraf, ob nun seine oder Zoros. Warum sagte er ihm nicht einfach, dass er ihn brauchte? Er quatschte doch die ganze Zeit, die sie hier saßen, fast ununterbrochen. Davon abgesehen, dass Sanji noch niemals so viel auf einmal von Zoro gehört hatte.
 

Soviel sprach der den ganzen Tag sonst nicht. Auch etwas, was ihn irritierte, ihm aber auch zeigte, dass Zoro bereit war, um ihn zu kämpfen. „Außerdem kann ich nackt einfach nicht streiten“, fügte Zoro gerade hinzu. Das brachte Sanji dann doch dazu, kurz zu grinsen. Der angespannte Griff um seine Kaffeetasse löste sich etwas; bevor er sie noch zerquetschte, schob er sie lieber von sich, den Riss im Porzellan ignorierend. „Dann zieh dir halt was an“, murmelte Sanji, ohne drüber nachzudenken. „Zoro, ich will nicht, dass du gehst“, hauchte er hinterher, wusste nicht, ob dieser das nun gehört hatte oder nicht. „Aber du hast doch gerade gesagt, dass ich mir was anziehen soll!?“ Zoro war schon im Begriff rein zu gehen, drehte sich aber um und schaute reichlich ratlos aus der nicht vorhandenen Wäsche. Sanji konnte nicht anders, als seinen Kopf auf den Tisch fallen zu lassen. Es knallte ziemlich laut, doch der Schmerz war erst einmal nebensächlich. „Begriffsstutziger Depp“, knurrte Sanji in alter Manier, wedelte nur mit der Hand, bedeutete Zoro so, dass er verschwinden sollte. „Geh dich bloß anziehen, sonst helf ich nach“, setzte er, einen Todesblick auflegend, hinterher und hob den Kopf wieder. Beobachtete, wie sich Zoro am Kopf kratzte, noch so schlau wie vorher. Leichte Verärgerung hatte sich in den grünen Iriden widergespiegelt, die Sanji kurz ins Grübeln brachte. Hatte er jetzt doch wieder die falschen Worte gewählt? Zoro handelte doch wider seiner Worte. Das war doch zum Kotzen. Sanji fuhr sich mit den Händen durch seine Haare, als Zoro im Zimmer verschwunden war. Das alles war so unendlich kompliziert. Scheiß Beziehungskram. Vielleicht hätte er doch Single bleiben sollen, dann müsste er sich nicht dauernd um solch einen Mist Gedanken machen. Zoro war ihm eindeutig ein Rätsel geworden, der war vor der Trennung so einfach und für seine Verhältnisse umgänglich, aber jetzt? Beschwerte sich, dass Sanji ihn nicht einfach so zurechtwies wie früher, jetzt, wo er getan hatte, war DAS auch falsch.
 

Er wurde aus seinen wirren Gedanken zurückgeholt, als Zoro erneut den Balkon betrat, seine schwarze hautenge Jeans zuknöpfend, das weiße Hemd, das er trug, offen, dass es seinen Körper noch mehr betonte und die gebräunte Haut hervorstach. Irgendwie stand die Zeit gerade still, Sanji starrte seinen Freund an, als sähe er ihn das erste Mal. Warum musste der jetzt so was anziehen? Da wurde ihm doch gleich wieder ganz anders. Widerstandslos ließ er sich aus seinem Stuhl ziehen. „Ich werde nicht einfach wieder verschwinden. Nicht, so lange du nicht willst, dass ich gehe“, flüsterte Zoro ihm zu, umarmte ihn. Sanji schlang seine Arme um Zoro, schob sie unter sein Hemd auf dessen Rücken und ließ die Worte auf sich wirken. Schloss die Augen und legte seinen Kopf in Zoros Halsbeuge ab. Irgendwie würden sie das doch schon wieder hinkriegen, so hoffnungslos konnte das doch nicht sein. Sanji seufzte stumm.

„Bis wann hat dir Jeff freigegeben?“ fragte Zoro ihn irgendwann, während Sanji einfach nur still die Umarmung und die kleinen Zärtlichkeiten genoss, die von Zoro ausgehende Wärme und die Sonne in seinem Rücken. „Muss Montag früh wieder auf Arbeit antreten“, murrte er an Zoros Hals. „Warum fragst du?“ Sanji hob träge seinen Blick, schaute Zoro von der Seite an, ein Auge leicht geöffnet. „Lass mich ja nie wieder allein. Nie wieder.“ Er blinzelte kurz. Hatte er das jetzt etwa laut gesagt oder nur gedacht?
 

Ein leichtes Lächeln zog sich über Zoros Gesicht, einen zärtlichen Kuss bekam Sanji auf die Lippen gehaucht. Und der Grünschopf verfestigte seinen Griff um Sanjis nackten, schmalen Körper noch ein wenig mehr. „Hab doch gesagt, dass ich nicht wieder weggehe“, redete er beruhigend auf ihn ein. Sanji nickte leicht und schloss seine Augen erneut. „Was hältst du davon, wenn wir ein paar Tage wegfahren? Irgendwohin. Um den ganzen Stress und so loszuwerden?“ „Niemals mehr“, murmelte Sanji, klammerte sich wie ein Ertrinkender an Zoro. „Musst du nicht arbeiten?“ fragte Sanji dann. „Und wohin willste dann überhaupt?“ Davon ab, dass Sanji keinerlei Klamotten bei sich hatte. Selbst sein Geldbeutel und sein Handy lagen noch bei ihm daheim. Ein Wunder, dass er an den Wohnungsschlüssel gedacht hatte.

„Egal. Such dir was aus. Hauptsache wir sind zusammen. Den Artikel kann ich überall schreiben und dann per E-Mail an die Redaktion senden. Die sind mir eh noch einen freien Tag schuldig. Das gestern können die nicht wirklich rechnen. Hab außerdem noch Urlaub und Überstunden. Die sollten auch schon lange weg sein.“

Schon wieder eine Flut Wörter, die Sanji schlichtweg überforderte. Nur am Rande bekam er mit, dass Zoro sich wieder setzte und ihn auf seinen Schoß zog, dabei weiterhin im Nacken kraulte. Sanjis Kopf ruhte noch immer an Zoros Hals, er brummte nur leise genießend vor sich hin. „Muss doch erst Klamotten holen, wenn du wirklich wegfahren willst“, murmelte er dann. „Ich hab doch nix hier.“ Und nix an, fügte er gedanklich hinzu. „Und außerdem hast du noch den blöden Termin nachher. Dann nach Haus zurück und von da aus weiter? Ist die halbe Nacht hin. Oder wie hast du dir das vorgestellt?“ fragte er dann leicht belustigt. „Aber ich wäre für das Strandhaus“, fügte er, leicht verträumt, an. Vielleicht konnten sie ja wirklich auf diese Art neu anfangen, ohne Arbeitsstress und den sonstigen Alltag im Hintergrund zu haben.
 

„Klamotten können wir überall kaufen. Ansonsten kannste auch was von mir anziehen. Außerdem gefällt mir das, was du gerade trägst, ausgesprochen gut.“ Sanji schnitt eine Grimasse. „Du weißt genau, dass deine Klamotten mindestens zwei Nummern zu groß für mich sind“, schnaubte er. Überging Zoros letzten Ausspruch und versuchte, sich nicht allzu sehr auf die wandernde Hand auf seinem Rücken zu konzentrieren. War schwieriger als gedacht. Die Hand, die nun auf seinem Po ruhte, die gehauchten Küsse auf seiner Schulter. Himmel hilf. Dieser viermonatige Entzug war eine scheiß Idee gewesen, eindeutig. Er verkniff sich ein Stöhnen nur mit Mühe. „Welches Strandhaus meinst du?“ fragte Zoro, weiter mit seinen Zärtlichkeiten fortfahrend. „Wenn du so gern bezahlen willst, bitte. Meine Kohle befindet sich ja auf Abwegen“, knurrte er, wieder an sein gestohlenes Auto denkend. „Ich meinte das Strandhaus von Ace, da wo wir schon öfter hin verschwunden sind, wenn uns die Allgemeinheit auf den Nerv fiel“, grinste Sanji dann, hatte gedanklich den Strand vor Augen, um seine aufkommenden anderen Gedanken, die ihn vornehmlich beherrschten, zu verdrängen.
 

Zoros Aufseufzen ließ Sanji doch leicht aufblicken. Zoro lehnte seinen Kopf an Sanjis Schulter, als versuchte er, sich dort zu verstecken. „Tut mir leid. Hab das mit deinem Auto total vergessen. Vielleicht ist es besser, wir verschieben das Ganze und kümmern uns erst einmal da drum.“ Sanji schüttelte den Kopf, um das Auto würde er sich kümmern, wenn die Sache mit Zoro nun endgültig bereinigt war und sie wieder einem halbwegs normalen Alltag nachgehen konnten. „Sorry Koch, aber ich muss mich langsam fertig machen. Wollte noch schnell duschen. Bin ja heute morgen nicht dazu gekommen.“ Sanji knirschte mit den Zähnen, als ihm das durch den Kopf ging. Er hatte wohl wirklich übertrieben. War aber auch extrem früh gewesen, und die paar Stunden Schlaf hätten ihm so oder so nicht gereicht, Morgenmuffel hin oder her. Das spürte er ja jetzt noch. Beschloss im gleichen Augenblick auch, sich noch mal hinzulegen, wenn Zoro zu seinem Termin weg war. Würde ja sicher auch ein wenig dauern und die Zeit konnte man ja nutzen. „Ja, ja“, brummte er dann. „Geh schon, bevor der Dreck anfängt, auf dir herumzukriechen“ grinste er Zoro dann an, erhob sich und ging ins Zimmer zurück, um sich nun auch erstmal was überzuziehen.
 

Er spürte Zoros Blick in seinem Rücken, wäre er nicht sowieso schon unbekleidet, so wäre Zoro wohl damit beschäftigt gewesen, ihn mit seinen Blicken auszuziehen. So saß Sanji auf der Bettkante, suchte den Boden nach seinen Klamotten ab, während Zoro im Vorbeigehen in seine Tasche griff und ein paar Klamotten hervorzog. Wortlos verschwand er im Badezimmer, und kurz darauf hörte Sanji die Dusche. Die Zeit, die Zoro nun im Badezimmer verbrachte, nutzte Sanji, um sich wieder anzuziehen. Kurz warf er einen Blick in Zoros Tasche, nahm dann den Kulturbeutel heraus und schmuggelte ihn zu Zoro ins Bad, legte ihn neben die Türe und zog diese schnell und leise wieder hinter sich zu. Ging dann zurück auf den Balkon und widmete sich dann in Ruhe seinem Essen.

Langsam verschwanden seine wirren Gedanken, und auch das Chaos in seinem Inneren schien sich allmählich zu legen. Er lächelte verträumt, erinnerte sich an die vielen Stunden in ihrem Zufluchtsort, dem Strandhaus. Nachdenklich zündete er sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und ließ sich von der Sonne bescheinen.
 

Ein ziemlich vertrauter Duft holte ihn dann aus seinen Gedanken zurück. Sanji hatte gar nicht bemerkt, dass das Wasser aufgehört hatte zu rauschen. Als die Sonne aus seinem Gesichtsfeld verschwand öffnete er die Augen. Musste aber doch erstmal blinzeln, weil es ziemlich hell war. Auch wenn Zoro genau vor ihm stand, einen undefinierbaren Blick in seinen grünen Augen. Früher konnte Sanji ohne Probleme in Zoros Augen lesen, aber heute? Er tat sich verdammt schwer damit. Oder aber Zoro hatte es tatsächlich fertig gebracht, sich noch weiter in sich zurück zu ziehen und seine Abwehrmauer noch höher zu bauen. Stumm betrachtete Sanji seinen Freund, wieder in einem schicken Anzug – war doch viel zu warm dafür. Beobachtete die Wassertropfen, die ihm von den noch feuchten Haaren am Gesicht hinunter perlten und irgendwo im Hemdkragen verschwanden.

Erst als Zoro neben seinem Stuhl in die Hocke ging, sah der Blondschopf das liebevolle Lächeln auf seinen Lippen. Stumm versank er in Zoros Augen, ließ die Hand, die über sein Gesicht wanderte, einfach wandern. „Soll ich also Ace anrufen wegen dem Haus?“ fragte er dann. Sanji nickte nur, gefangen im Blick seines Freundes. Griff dann nach der Hand und hauchte einen Kuss auf den Handrücken, ohne jedoch Zoro aus den Augen zu lassen.
 

„Wegen deinen Klamotten“, begann Zoro und Sanji hob nur leicht eine Augenbraue an. „Ich hab ja noch immer einen Schlüssel zu deiner Wohnung bei mir rum liegen. Wenn es dir nichts ausmacht, kann ich Ace bitten, kurz bei dir vorbei zuschauen, ein paar Sachen zusammen zu packen und diese dann per Kurier ins Strandhaus bringen zu lassen. Kommt auf jeden Fall billiger, als wenn wir neue kaufen. Vorausgesetzt, du lässt Ace allein und unbeaufsichtigt in deine Wohnung.“ Kurz dachte Sanji über Zoros Worte nach. Es widerstrebte ihm, jemand anderen in seine Wohnung zu lassen, gerade Ace. Der war ein noch schlimmerer Chaot als Zoro. Aber Zoro vertraute Ace zu hundert Prozent, also gab Sanji nach. „Wehe, ich entdecke irgendwo Dreck, der vorher nicht da war“, funkelte er Zoro an. „Dann darf er die ganze Bude aufräumen und du hilfst ihm dabei“, setzte Sanji hinzu, mit todernstem Gesichtsausdruck. Nachdrücklich hatte er seinen Finger noch zusätzlich in Zoros Brustkorb gebohrt. Er wusste genau, wie zuwider Zoro putzen und aufräumen war, also würde er schon, den, bei Ace notwendigen, Ton anschlagen, um ihm genau das zu vermitteln. Auch wenn Sanji innerlich grinste, sich gerade vorstellte, wie die Zwei, den Wischlappen schwingend, durch seine Wohnung zogen.
 

Am besten nur mit einem kleinen schwarzen Schürzchen bekleidet, das gerade das Notwenigste bedeckte. Gut, das entlockte ihm doch ein kurzes Auflachen und dafür erntete er einen unverständlichen Blick. „Was ist?“ fragte Zoro ihn. Aus Sanjis kurzem Auflachen war in der Zwischenzeit ein ausgewachsener Lachanfall geworden, der ihm langsam die Tränen in die Augen trieb. „Nichts“, winkte Sanji ab und prustete schon wieder. „Ich stell…“, er japste nach Luft. „Ich stell mir nur grade vor, wie ihr beide…“ Er atmete tief durch. „… mit nem Putzlappen und ner kleinen Schürze bekleidet durch meine Wohnung lauft.“ Er kicherte erneut. „Und du weißt, dass ich das wahr mache“, endete Sanji schließlich, noch immer ein breites Grinsen im Gesicht.

„Über mich und die kleine Schürze können wir vielleicht verhandeln, aber Ace lasse ich garantiert nicht halbnackt vor dir rumlaufen.“ „Mit einem Schürzchen bekleidet“, betonte Sanji. „Das wäre dann etwas weniger als nur halbnackt. Und wer das Chaos stiftet, darf es beseitigen und, da das dein Einfall war, wirst du dann helfen. Basta. Verhandlung abgeschlossen!“ Sanji grinste ihn noch immer fröhlich an. Er wusste um Zoros tiefe Eifersucht, das wusste er nur zu gut, war es doch mit ein Grund für die Trennung und ihre ewigen Streitereien gewesen. Doch Sanji wollte Normalität, also redete er, wie sonst auch üblich. „Aber ich weiß auch, dass sich Ace diese Peinlichkeit ersparen will, es sei denn, er wollte schon immer mal dabei gefilmt werden. Und nun hör auf, so grimmig zu schauen, das steht dir nicht“, lächelte Sanji seinen Zoro an und fuhr mit dem Finger über seine Wange.

„Ich guck ständig grimmig“, entgegnete Zoro ihm, hauchte einen Kuss auf Sanjis Lippen und richtete sich auf. „Ich muss los. Bestellst schon mal was zum Abendessen? Denke, dass es nicht allzu lange dauern wird.“ Sanji nickte nur, blickte seinem Freund nach, bis die Tür hinter diesem geschlossen war.

Kurz sah sich der Blondschopf im Zimmer um, räumte die Klamotten, die verstreut in der Gegend lagen, zusammen. Dann griff er zum Telefon und bestellte Abendessen zu 19 Uhr. Ratlos schaute er dann auf die Uhr, war ja noch ein wenig Zeit. Seufzend ließ er sich aufs Bett sinken, streckte sich aus und schloss langsam die Augen. Dachte über Zoro nach, über ihre eigenartige Beziehung zueinander. Über seine Gedanken hinweg schlief er langsam ein.
 

Leise murrend registrierte er, dass er irgendwie ziemlich bewegungslos war. Er blinzelte, musste erst einmal herausfinden, wo er sich befand und was ihn gerade geweckt hatte. War nicht sein Bett. Aber eindeutig sein Partner, der ihm da ins Genick atmete und zu dem auch der Arm gehörte, der immer schwerer wurde auf seiner schmalen Hüfte. Vorsichtig drehte sich der Blondschopf in der Umarmung, betrachtete Zoros friedliches Gesicht. Es widerstrebte ihm, auf die Uhr zu sehen, die zeigte schon irgendwas nach 19 Uhr an. Sollte da nicht eigentlich Essen kommen? Er lugte über Zoros Schulter ins Zimmer, tatsächlich, da stand ein kleines Wägelchen mit Tellern und Gläsern und all dem Kram herum. Wann hatten die das denn gebracht? Und seit wann war Zoro wieder zurück? Er hob seine Hand, sanft zogen seine Finger Zoros Konturen nach. Er wollte ihn nicht wecken, wirklich nicht. Aber wenn sie ins Strandhaus wollten, und das heute noch, dann mussten sie wohl oder übel aufstehen und sich langsam auf den Weg machen. Sonst wäre wohl auch noch die letzte Bahn weg und dann könnten sie erst morgen früh weg. Und Sanji begann sich in diesem Hotelzimmer unwohl zu fühlen. Woran das lag, konnte er nicht erklären, vielleicht war es ja die ungewohnte Umgebung. „Zoro“, flüsterte er. „Wach auf.“ Sanji wartete ab. Zoro hasste es genauso wie er selbst, wenn man ihn weckte, vor allem, wenn er gerade erst ins Bett gefallen war.

In dem Punkt waren sie sich ziemlich ähnlich – mittlerweile.
 

Die Umarmung verfestigte sich, Zoro brummte nur leise, drehte sich mit Sanji in den Armen umständlich auf dem Bett um. Sanji lächelte, kam ihm die Situation doch bekannt vor, nur dass er heute früh derjenige war, der nicht aufwachen wollte. Zumindest hatte er jetzt ein wenig mehr Bewegungsfreiheit und eine Idee zog durch sein Hirn. Er hob seine Hand, legte sie auf Zoros Brustkorb ab und fuhr langsam, nur ein wenig Druck ausübend, in weiter südlich liegende Gefilde. Führte sie dann denselben Weg wieder nach oben, er wiederholte das kleine Spiel immer wieder und wartete geduldig Zoros Reaktion ab, die da unweigerlich eintreten würde. Sollte ihn wirklich wundern, wenn sich DAS an Zoro nun auch noch geändert haben sollte.

Ein leises Keuchen ertönte. „Was tust du da?“ „Dich wecken“, lächelte Sanji ihn an. „Ich weiß, du willst nicht geweckt werden“, fuhr er ziemlich leise fort. „Aber wir wollten ins Strandhaus. Hier ist soweit alles gepackt, das Essen steht auch da. Brauchen nur noch essen und dann können wir los. Oder wolltest du hier bleiben?“ Liebevoll sah Sanji ihn an, strich ihm durchs Gesicht und über die Haare. „Na komm schon. Wir können in der Bahn nachher noch weiterschlafen.“
 

Gut, weiterschlafen war wohl nicht, was Zoro gerade interessierte. Bewies die Energie, mit der Sanji soeben bearbeitet wurde. Leise seufzend ergab er sich in den Kuss und spürte die warme Hand, mit der Zoro unter seinem Hemd hinweg über seinen Rücken strich. Als sie den Kuss lösten, blickte Sanji ihn ernst an. „Bitte“, murmelte er dann. „Ich will hier weg.“ Flehend blickte er Zoro an. Er sah die Frage in dessen Gesicht überdeutlich, es war ihm auch klar, dass Zoro auch dafür früher oder später eine Erklärung haben wollte. „Dann lass uns essen“, erwiderte er seufzend. „Aber glaub bloß nicht, dass du mir nachher so leicht davon kommst.“ Will ich doch gar nicht. „Hier oder draußen?“ fragte er, nachdem er einen kritischen Blick auf das Wägelchen mit dem Essen geworfen hatte. „Danke, Zoro“, hauchte Sanji, krabbelte vom Bett und schmiegte sich in einem plötzlichen Anfall von Sentimentalität von hinten an Zoro. „Lass uns hier drinnen essen, ich hab keine Lust, das nach draußen zu schleppen“, entgegnete Sanji ihm und nahm die Teller und das Besteck an sich, platzierte beides auf dem kleinen Tisch. „Guten Appetit“, meinte er noch, nachdem Zoro die Platte auf den Tisch verfrachtet hatte. Sanji beäugte das Essen mit einem schiefen Blick. Wenn das so schmeckte, wie es aussah, na dann herzlichen Dank. „Leihst du mir kurz deinen Laptop aus?“ fragte er. „Dann schau ich schnell nach der Bahnverbindung.“ Irgendwie wehrte sich alles in ihm, dieses merkwürdige Zeug auf der Platte auch nur anzufassen, geschweige denn, es zu essen. „Klar“, antwortete Zoro auf die Frage, holte das Gerät. Und mit einem zweiten Griff beförderte er die restlichen Brötchen ihres zu kurz geratenen Frühstücks vom Bahnhof hervor. „Hier“, sagte er nur und hielt ihm alles hin. Dankbar nahm Sanji erstmal den Laptop entgegen, schaltete das kleine Gerät ein und parkte es aus Platzgründen auf seinem Schoß. Hielt Zoro dann den Teller hin, damit dieser die Brötchen drauflegen konnte. „Die Brötchen sind zwar von heut morgen, aber wird dir bestimmt besser gefallen, als das Zeug auf der Platte, wenn ich deinen Blick richtig interpretiere.“ Sanji schaute Zoro an, runzelte leicht mit der Stirn, bevor er sich wieder der Platte zuwandte. „Na hör mal, das zuckt ja noch, was es auch sein soll“, schüttelte Sanji sich. Er schob seinen Teller ein Stück zur Seite, damit er den Laptop auf den Tisch stellen konnte. „Wie viel Sterne hat das Hotel hier?“ brummte er noch, vertiefte sich aber sogleich in die Suche nach einer Bahnverbindung.
 

„Keine Ahnung, aber den Koch hier sollte man kielholen. Haste was gescheites gefunden?“ „Mein Reden“, grinste Sanji. „Aber wer den Schaden hat…“ Das Ende des Satzes kannte Zoro selbst, nur dieses selbstherrliche Grinsen auf Sanjis Gesicht wollte nicht weichen. Spöttisch schaute er kurz vom Bildschirm auf, begegnete Zoros Todesblick und verschwand wieder am Computer. „Hmm“, machte er. „Wenn wir uns ranhalten, kriegen wir die Bahn um neun noch, dann wären wir um elf am Bahnhof, halbe Stunde Taxi, sind wir vor Mitternacht da.“ Sanji griff sich ein Brötchen von seinem Teller, hielt aber irritiert inne. War da nicht gerade noch eines mehr drauf? Misstrauisch beäugte er seinen Partner. „Dann beeil dich und iss auf“, bekam Sanji zur Antwort. Zoro ließ die Musterung ohne irgendeine Regung über sich ergehen, bevor er sich erhob und seine restlichen Klamotten zusammensuchte. Sanji hatte ihn noch nie so schnell aufräumen sehen. War ja auch nicht viel, nur das bisschen aus dem Bad und die Sachen, die Zoro wieder mal quer durch den Raum werfen musste, als er zurückkam. Alles knüllte er in seine Tasche, was Sanji nur zu einem Knurren veranlasste. „Ich ruf bei der Rezeption an und lass uns ein Taxi bestellen“, meinte Zoro.
 

Sanji brummte zustimmend, wandte seine Aufmerksamkeit nochmals dem Laptop zu, schrieb ein paar Daten auf einen kleinen Zettel, bevor er das Gerät ausschaltete, sein letztes Brötchen verschlang und sich umsah, ob sie auch nichts vergessen hatten. „Hmm, können wir dann?“ fragte Sanji. Unbemerkt von Zoro hatte Sanji noch etwas in seiner Jackentasche verschwinden lassen. „Aufs Taxi warten können wir ja auch unten, oder?“ Zoro nickte nur, verstaute den Laptop in seiner Tasche und schob Sanji dann durch die Tür in den Flur. Wandte sich nach links und ging voran. „Gut, steigen wir eben Treppen“, brummte Sanji neben ihm. „Muss eh noch was erledigen“, setzte er hinzu.

„Treppen? Wieso Treppen?“ fragte Zoro neben ihm, sichtlich verwirrt. Sanji winkte nur ab und lächelte mild. Der kraftvolle Stoß bewies Sanji gerade, dass Zoro wohl selbst zu der Erkenntnis gekommen war, warum sie jetzt laufen mussten. Sanji wollte ihn nicht extra darauf hinweisen, ihm stand nicht der Sinn nach Streit – jedenfalls nicht mit Zoro. Kurz legte er seinem Freund seine Hand auf den Rücken, die andere Hand in der Tasche seiner Jacke vergraben. „Ich bin gleich wieder da“, raunte Sanji ihm zu, und bog ab, in Richtung der hotelinternen Räumlichkeiten, zu denen die Gäste keinen Zutritt hatten.
 

Sanji wusste genau, wohin er wollte und er spürte Zoros fragenden Blick im Rücken, als er die Metalltür aufstieß, hinter der sein Ziel war. Die Küche. „Wo ist der Chefkoch?“ knurrte er missgelaunt den nächstbesten Menschen an, der da an ihm vorbeilief. „D- da hinten“, piepste die Küchenhilfe schüchtern und zeigte in eine Richtung. „Chefkoch!“ brüllte Sanji nur. „Antreten! Aber ein bisschen plötzlich!“ Gesagt, getan. „Wie sind Sie hier rein gekommen? Gäste haben hier keinen Zutritt“, begann der Küchenchef sogleich. Sanjis Augenbraue zuckte leicht. Sein Blick hatte etwas verschlagenes, als er in seine Tasche griff und eine Serviette hervorholte, in der er ein wenig Essen von dieser Platte eingewickelt hatte. Betont langsam wickelte er das nun wieder aus. „Haben Sie das zubereitet?“ fragte Sanji gefährlich leise. Der Küchenchef nickte, war sich nicht sicher, was nun kam. Aber er begann, den blonden Mann vor sich zu fürchten. „Essen!!“, knurrte Sanji. Der Koch blickte ihn irritiert an. Meinte der das jetzt ernst? Dennoch rührte er sich nicht und Sanji schaute ihn nur giftig und äußerst gereizt an. „Wie jetzt?“ begann der dickliche Mann vor ihm. „Jetzt gleich“, erklangen Sanjis Worte ungleich bedrohlicher. „Warum?“ versuchte es sein Gegenüber erneut. „SOFORT!“ schrie Sanji nun. Der Ton ließ keinen Widerspruch mehr zu, in der gesamten Küche war es totenstill und auch die Hotellobby schien wohl zuzuhören. Das war Sanji völlig egal. Langsam nahm ihm der Mann das Stück… - war es Fleisch? Fisch? Wusste wohl keiner so genau – aus der Hand und schob es sich in den Mund, um sofort das Gesicht zu verziehen. „Aufessen und runterschlucken“, ertönte es wieder von Sanji. Der Küchenchef tat, wie ihm geheißen, auch wenn er sich alles andere als wohl in seiner Haut fühlte. „Ich hoffe, es hat geschmeckt“, grinste Sanji ihn dann an, drehte sich um und stieß mit der Hand die Tür auf. In der Tür blieb er stehen, drehte sich nochmals um. „Ach ja, wenn mein Freund oder ich noch ein einziges Mal so etwas vorgesetzt bekommen, verklage ich Sie auf Körperverletzung!“ Fröhlich grinsend drehte Sanji sich um und verließ die Küche. Er hörte einen der Küchenjungen im Hintergrund noch etwas vom Baratie murmeln, zumindest einer schien ihn dann wohl doch erkannt zu haben. Er gesellte sich zu Zoro: „So, jetzt können wir fahren. Ich bin fertig.“
 

Er ließ sich von Zoro einen Kuss aufdrücken. Noch immer grinste Sanji vor sich hin. „Dann komm. Das Taxi ist auch schon da“, erwiderte Zoro mit einem breiten Lächeln, schloss seine Finger um Sanjis und zog ihn zum bereit stehenden Auto. Die Fahrt verlief in ruhiger Zweisamkeit. Sanji hatte seinen Kopf an Zoros Schulter gelehnt. Er freute sich auf ein paar Tage weit ab von allem Stress und nur mit seiner neuen, alten Liebe an seiner Seite.
 


 

tbc

Cooking time

Cooking time
 

An dieser Stelle ein dickes Danke an unsere fleißige Kommentarschreiberin Suzi82 und unseren neu dazu gekommenen Fans. Wir freuen uns, dass die Geschichte bei Euch so gut ankommt.

Und nun viel Spaß beim Lesen.
 

Als das Taxi am Bahnhof stoppte, warf Sanji einen umständlichen Blick auf Zoros Armbanduhr. „Wir sollten uns beeilen“, meinte er dann. „Tickets brauchen wir ja auch noch.“ Und schon wieder Hektik, dabei hasste er das, hatte doch auf Arbeit schon genug davon. Er stieg aus, holte die Tasche aus dem Kofferraum und wartete, bis Zoro den Fahrer bezahlt hatte. Ließ sich dann zum nächsten Fahrkartenautomaten ziehen. „Zu welchem Gleis müssen wir denn?“ fragte Zoro, während er auf das Gerät ein wenig heftiger als nötig eintippte. Sanji zog kurz die Augenbrauen zusammen, kramte seinen Notizzettel aus der Hosentasche und überflog seine niedergeschrieben Daten. „14“, brummte er dann, zündete sich eine Zigarette an, solange Zoro beschäftigt war. Das Rauchverbot ignorierte er großzügig, war eh keiner in Sichtweite, der ihn anmotzen konnte. Der Automat ratterte, dass sich Sanji schon zu fragen begann, ob der sich demnächst in seine Bestandteile auflöste. Er griff dann nach den Tickets und dirigierte sie beide die Treppen entlang zum richtigen Bahnsteig. Etwas zerknirscht drückte er seine Zigarette aus, als er den scharfen Blick des Personals auf sich spürte. „Bloß weg von hier“, knurrte er verstimmt und zog Zoro in den Zug.
 

Wenigstens hatten sie ein Abteil für sich allein, stellte Sanji fest. Und rauchen durfte er hier auch. Nur stand ihm gerade nicht der Sinn danach. Irritiert schaute er Zoro dabei zu, wie dieser seinen Laptop und seine Unterlagen rauskramte, bevor er sich auf seinem Sitz nieder ließ. „Sorry, Koch, aber du wirst dir meinen Schoß mit dem Laptop teilen müssen. Muss den Artikel, sowie das Interview schreiben und dann an die Redaktion weiterleiten“, erklärte Zoro und blickte Sanji entschuldigend an. Sanji zuckte nur mit den Schultern, setzte sich neben Zoro, schob sich seine schwarzen Schuhe von den Füßen und legte selbige auf den Sitz gegenüber. Kurz erhaschte er einen Blick auf Zoros Notizen, zog ein nachdenkliches Gesicht. „Kann das eigentlich einer lesen?“ fragte er dann, deutete mit dem Finger auf die lose Blattsammlung, während er sich halb mit der Schulter, halb mit dem Rücken an Zoros Seite anlehnte und eine bequeme Position suchte.

„Ja, ich“, knurrte Zoro seine Antwort, baute seine Kopfhörer an sein Diktiergerät und schenkte seine Aufmerksamkeit seiner Arbeit. „Sei nicht gleich eingeschnappt“, brummelte Sanji, lehnte seinen Kopf an die Rückenlehne seines Sitzes und schloss die Augen. Er spürte noch das Anrucken des Zuges, als dieser losfuhr, ehe er in einen leichten Dämmerschlaf sank, dabei das monotone Tippen auf der Tastatur im Ohr habend.
 

Etwas kitzelte ihn im Gesicht. Er drehte den Kopf leicht, versuchte so, dem Störenfried zu entkommen. Aber irgendwie war der hartnäckiger, als gedacht. Nur langsam schlug er die Augen auf, stöhnte dabei auf. „Verdammt, mein Rücken“, fluchte er, richtete sich unter dem protestierenden Krachen seiner Knochen auf. „Hmm?“ machte er dann und schaute sich verpeilt um, eine Hand in die Jacke gekrallt, die doch eigentlich Zoro gehörte. Mit der anderen Hand fuhr er sich durch sein recht zerzaustes Haar und blickte dann zur Seite, direkt in ein Paar grüne Augen, die ihn schmunzelnd beobachteten.

„Na, halbwegs wach? Wir sind gleich da.“ Sanji schüttelte den Kopf, er war alles andere als wach. Mit einer fahrigen Bewegung zog er sich Zoros Jacke über und schlüpfte in seine Schuhe. „Oh man“, knurrte er dann. „Der scheiß Tag war einfach zu lang.“ Er lehnte sich neben Zoro, spürte, wie dieser seinen Arm um ihn legte. Ein paar Augenblicke schienen sie ja noch zu haben, bevor sie aussteigen mussten. Noch zumindest, fuhr der Zug mit unvermindertem Tempo durch die Gegend.

„Kannst ja bald weiterschlafen. Müssen nur noch die Schlüssel bei Makino holen. Oder willst du heute noch was einkaufen? Der Kühlschrank ist bestimmt leer.“ Nicht verstehend schaute Sanji seinen Freund an. „Was hat der Schlüssel mit dem leeren Kühlschrank zu tun?“ fragte er dann schließlich. Irgendwie bekam er den Sinn in Zoros Worten nicht zusammen. „Vergiss es. Ich kümmere mich darum“, antwortete Zoro schmunzelnd, ihm einen Kuss aufhauchend. Sanji ließ sich aus dem Sitz ziehen und auch durch und aus dem Zug schieben. Auf dem Bahnhofsvorplatz standen sie dann reichlich planlos herum. „Da drüben ist ein Taxi“, brummte Sanji, bevor Zoro seine Suche wieder auf den gesamten Ort ausweiten konnte.

Er ließ sich von Zoro widerstandslos ins Auto verfrachten und kuschelte sich an ihn. „Nicht wieder einschlafen. Wir fahren nur ne knappe halbe Stunde.“ Wie aus weiter Ferne hörte er Zoros Worte, er stand völlig neben sich, wollte eigentlich nur noch ins Bett. „Mhmm“, machte er nur. Zoros Stimme trug derzeit auch nicht gerade dazu bei, dass er wach blieb. Er hatte diesen beruhigenden Klang vermisst, lange Zeit. Nun hatte er ihn wieder, achtete gar nicht auf die Worte, nur auf die Stimme.

Schon wieder. Aber was? Die schützende Wärme war verschwunden. Still in Gedanken überlegte er, ob er das jetzt bedauern sollte. Doch schon umfing in diese Wärme erneut, hüllte ihn ein, bot ihm Schutz und Sicherheit. Ließ ihn noch ruhiger werden.

Wieder Worte, deren Sinn er nicht verstand, die Wärme, die sich jetzt über seine Wange erstreckte. Ihn wieder völlig einfing, er fühlte sich leicht wie eine Feder, schwerelos. Spürte irgendwann einen weichen Untergrund, bevor er endgültig in seiner Traumwelt versank.
 

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie in das Zimmer fiel und die beiden Murmeltiere, die sich dort verschanzt hatten, mit ihren Strahlen an der Nase kitzelten. Leise murrend drehte Sanji sich von der Helligkeit weg und in dem Griff, in dem er sich befand, um. Hörte ein tiefes und sonores Brummen neben sich. Das brachte ihn irgendwie dazu, kurz seine Augen aufzuschlagen. Er starrte genau auf eine breite, gebräunte Brust mit einer riesigen Narbe als Verzierung. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Augen wieder schloss, sich weiter an Zoro kuschelnd und nicht wach werden wollend. Minuten – Stunden? – später nahm er die Hand zur Kenntnis, die da immer wieder sanft über seine Seite strich. Das Brummen war verstummt, das Zimmer hatte an Helligkeit dazu gewonnen. Hatte wohl keiner mehr daran gedacht, irgendeine Jalousie zuzuziehen. Nochmals drehte sich Sanji um, blinzelte gegen die Sonne. Das Fenster, aus dem er gerade schaute, irritierte ihn. Wie war er denn hierher gekommen? Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war ihre Abreise aus dem Hotel, alles, was danach folgte, war irgendwie verschwommen bis nicht vorhanden. Er stöhnte kurz auf. „Wie bin ich denn hierher gekommen?“ nuschelte er und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Mit Zug und Taxi“, erfolgte Zoros Antwort. „Kann mich nich erinnern“, murmelte der Blondschopf und gähnte. Schlang seine Arme dabei um Zoro und kuschelte sich eng an diesen.

„Kein Wunder. Hast ja auch fast alles verschlafen“, brummte Zoro. Diese Aussage brachte Sanji dann doch dazu, die Augenbrauen nachdenklich zusammenzuziehen. „Lust auf Frühstück oder einfach weiterschlafen?“ fragte Zoro ihn dann. „Kann man das noch als Frühstück bezeichnen?“ konterte Sanji, dachte kurz nach. „Haben wir überhaupt was zu essen hier?“
 

Noch immer an Zoro gekuschelt genoss er einfach nur dessen Anwesenheit, entsann sich, dass er Zoros Stimme ein paar Male vernommen, aber den Sinn seiner Worte nicht verstanden hatte. „Ist alles nur ne Frage der Auslegung. Wenn wir es als Frühstück bezeichnen, dann ist es das auch. Makino hat uns ein wenig eingepackt. Keine Ahnung, was das alles ist und was man daraus zubereiten könnte. Du bist hier schließlich der Koch.“ Frage der Auslegung? Wie spät, zum Geier, war es denn? Er tastete nach Zoros Arm mit der Armbanduhr, um einen Blick auf selbige zu werfen. „Alter Falter“, stieß er erstaunt aus. „Ich bin der Koch? Wäre ich es im Hotel gewesen, hätten wir wenigstens was anständiges zum Abendessen gehabt“, brummte Sanji. „Außerdem hab ich Urlaub“, setzte er dann hinzu und grinste Zoro frech an. Das Glitzern, das in Zoros Augen trat, ließ Sanji nichts Gutes ahnen, doch er wartete ab, was Zoro ihm zu sagen hatte. „Okay, ich koche“, begann Zoro. Das schlug nun doch dem Fass den Boden aus. Sanji starrte ihn entgeistert an, nahm den ausgestreckten Zeigefinger, der ihn bis eben noch so sanft behandelt hatte, nur am Rande wahr. „Aber egal, was dabei herauskommt, du wirst es essen und weder einen Ton dazu sagen, noch mich mit vernichtenden Blicken oder sonst was strafen.“ „Du…willst kochen?“ Sanji wusste nicht, was er von dem herausfordernden Blick halten sollte. Zoro und kochen? Das passte genauso gut zusammen, wie Sanji und Schwertkampf. Aber einer Herausforderung war Sanji noch nie aus dem Weg gegangen, auch dieser würde er sich stellen, wie ein Mann. Über Zoros Bedingungen noch nachdenkend wurde sein freches Grinsen ein wenig manischer. „Fein“, antwortete Sanji. „Du willst kochen? Dann koche. Mit allem, was dazu gehört. Inklusive abspülen. Ich werde den Mund halten und nichts dazu sagen. Aber…“, Sanji machte eine kleine Pause, und musterte Zoro. „Aber?“ hakte Zoro nach. Unsicherheit hatte sich in seine grünen Augen geschlichen, doch die Herausforderung darin stand noch immer.
 

Er sah, wie es hinter Zoros Stirn arbeitete, der Grünschopf fieberhaft überlegte, was nun noch kommen konnte. Dass er sich soeben ein Grab geschaufelt hatte, war ihm wohl klar. Sanji wusste aber auch, dass Zoro zu seinem Wort stand, er hatte es ausgesprochen und würde es durchziehen, egal, was für eine Giftbrühe er hinterher zusammen mischte. Und Sanji war sicher, es würde genau eine solche werden. „Aber…“, fuhr Sanji nun fort. „Ich werde mich die ganze Zeit über in der Küche aufhalten, dort meine Zeitung lesen, meine Zigaretten rauchen und aufpassen, dass du nicht das ganze Haus abbrennst. Ich möchte Ace nämlich nicht erklären müssen, warum sein Strandhaus nur noch ein Häufchen Asche ist. Und die Versicherung akzeptiert Unfähigkeit beim Kochen nicht.“ „Du traust mir auch überhaupt nichts zu, oder?“ Beleidigt drehte sich Zoro auf den Rücken, verschränkte die Arme vor der Brust. Dass er Sanji schmollend anschaute, und zur Krönung, um das noch zu unterstreichen, die Unterlippe vorschob, interessierte Sanji herzlich wenig. „In der Küche, nein“, entgegnete Sanji ihm. Er wusste genau, dass Zoro ein absolut küchenfauler Mensch war. Essen gerne, aber Kochen, nein danke. „Brauchst gar nicht eingeschnappt tun, du weißt selber, dass du nicht kochen kannst. Hast ja mehr als einmal bewiesen.“ Sanji schauderte es, als er an die wenigen Kochversuche Zoros dachte. Er konnte zwar mit Schwertern umgehen, aber das scharfe Küchenmesser, was er damals benutzte, wurde ihm zum Verhängnis. Davon zeugte noch heute die kleine Narbe an seinem rechten Daumen. Dass Zoro ihm aber jetzt einen solchen Vorschlag unterbreitete, erfreute ihn fast. „Also, was ist nun? Akzeptierst du das, oder hungerst du lieber?“ fragte Sanji ihn, dieselbe Herausforderung in seinen Augen. „Na klar akzeptiere ich. Warum sollte ich nicht? Hab es ja auch in den letzten Monaten geschafft, für mich zu kochen. Aber erst einmal geh ich jetzt duschen.“ Zoro grinste Sanji noch immer an, doch die Unsicherheit in seinen Augen flackerte noch immer und konnte er auch nicht vertreiben.
 

Innerlich grinste Sanji schon nicht mehr, er lachte laut. Er erwiderte Zoros kurzen Kuss, beobachtete ihn dabei, wie dieser seine Klamotten zusammensuchte und ins Badezimmer floh. „Das beweisen die Prospekte an deiner Kühlschranktür, Marimo“, brummte Sanji der geschlossenen Tür entgegen. Etwas ratlos blickte er an sich hinab. Er trug ein Hemd, noch immer seine Hosen und fragte sich wieder, wie er hierher gekommen war. Dunkel schwebte da was in seinen Erinnerungen, doch genau bekam er das nicht mehr zusammen. Würde er Zoro später noch darüber ausfragen, der hatte sich da ja ziemlich einsilbig geäußert.

Er zuckte mit den Schultern, rutschte dann vom Bett und suchte in der herumliegenden Jacke nach seinen Zigaretten. Mit dem Päckchen in der Hand begab er sich, fröhlich pfeifend, aus dem Schlafzimmer in Richtung Küche. Er schaute sich kurz um, bevor er die Tür nach draußen aufriss und die Zeitung von der Terrasse holte. In der kleinen Sitzecke ließ er sich nieder, eine Zigarette anzündend und die Zeitung aufschlagend.

„Kaffee?“ hörte Sanji seinen Freund brummend fragen, schlechte Laune in dessen Stimme inklusive. Sanji wusste, dass sich Zoro innerlich in den Arsch trat, für seinen äußerst dämlichen Vorschlag. „Gerne“, erwiderte Sanji daher nur, in seine Zeitung vertieft. Kurz hob er den Blick. „Ich hab da übrigens neben der Tür Kartoffeln liegen sehen, hat Makino die mit eingepackt oder liegen die schon länger da herum?“ Nun gereichte es ihm doch glatt zum Vorteil, dass er vom letzten Abend nicht allzu viel mehr mitbekommen hatte. „Kann mich nicht erinnern, gestern Kartoffeln in der Hand gehabt zu haben. Außerdem hab ich alles in den Kühlschrank geschoben. War viel zu müde, um den ganzen Kram noch zu sortieren.“ „Mhmm“, brummte Sanji. Er registrierte aus dem Augenwinkel, wie Zoro mit der Kaffeemaschine hantierte. Auch, wie er danach etwas verloren wirkte und sich dann doch widerstrebend in Richtung Kühlschrank bewegte. Half ja alles nichts. Sanji wirkte zwar äußerlich wie die Ruhe in Person, doch er musste sich arg zusammennehmen, nicht zu kichern, lauthals zu lachen oder sonst irgendwie zu zeigen, dass er gerade im höchsten Maß amüsiert war. „Ich nehme mal an, dass Spiegel- oder Rühreier nicht zählen, oder?“ erklang es mit verzweifeltem Unterton, und einem leisen Hoffnungsschimmer. Hilfe, dachte Sanji. „Als kleine Beilage, klar, warum nicht?“ konterte er. Wusste gar nicht, dass ich so gut schauspielern kann. „Sag mal, Zoro“, begann er grübelnd. „Wann genau sind wir gestern eigentlich wieder losgefahren?“
 

Zoro nahm den Kopf aus dem Kühlschrank, drehte sich zu Sanji um. „Hä? Was meinst du?“ Zoro warf ihm einen rätselnden Blick entgegen. „Hmm“, machte Sanji. „Ich hab nen Filmriss, und ich hasse es, wenn ich mich an etwas nicht erinnern kann, vor allem, wenn ich nichts getrunken habe. Deshalb frage ich. Weiß noch immer nicht, wie ich überhaupt im Bett gelandet bin.“ Ernsthaft blickte er Zoro an, erwartete auch mehr als die einsilbige Antwort von vorhin.

Zoro klappte die Kühlschranktür zu, drehte sich ganz zu Sanji um.

„Vom Zug ins Taxi haste ja noch mitbekommen, oder? Danach haben wir nur kurz einen Zwischenstopp bei Makinos Bar gemacht. Du hast im Taxi geschlafen und ich bin die Schlüssel holen gegangen. Danach weiter hierher. Hab dich nicht wach bekommen und dich daher kurzerhand rein getragen und aufs Bett gelegt. Ich hab dir dann lediglich noch die Schuhe und meine Jacke ausgezogen.“ Während des gesamten Vortrags hatte Sanji still zugehört, hier und da mal kurz den Kopf geschüttelt oder die Brauen hochgezogen. „Deine Jacke?“ fragte er dann. Er rieb sich mit einer Hand über seine Schläfe und schloss kurz die Augen. „Verdammt“, fluchte er leise. Schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und entzündete diese. „Danke“, murmelte er dann, war sich nur nicht sicher, wofür er sich gerade bedankte. Ob es nun die Schilderung des letzten Abends war, oder die Tatsache, dass sich Zoro um ihn gekümmert hatte. Leise aufseufzend wandte sich Sanji wieder seiner Zeitung zu. „Äh…Sanji…“, bei diesen Worten blickte Sanji auf und sah seinen Freund fragend an. Doch dieser zog es vor, den Kopf zu schütteln und abzuwinken. „Vergiss es“, hörte er es murmeln, bevor er wieder den breiten Rücken Zoros betrachtete. Kurz grinste Sanji, er wusste, dass sein Verhalten den Grünschopf verwirrte. Aber er war selbst auch verwirrt, etwas, das er nicht leiden konnte. Und Zoro litt gerade im Moment schon genug, fand Sanji. Er wollte sich gerade wieder auf den letzten Artikel, den er gelesen hatte, konzentrieren, als ein seltsamer Geruch durch die Küche zog. Zoro hatte doch mit kochen überhaupt noch nicht angefangen, also was konnte denn jetzt schon solche Gerüche verbreiten? „Was stinkt hier so?“ fragte er daher, hörte im selben Moment, wie etwas in einem Eimer landete. Doch mit seinen Augen hing er weiter in der Zeitung, innerlich noch immer feixend. Würde bestimmt noch spannend werden. Seine Lektüre würde er heute jedenfalls mehr als gründlich lesen, das stand fest.
 

Immer wieder glitt sein Blick kurz zu Zoro, der sich gerade quer durch die Küchenschränke wühlte. Kochgeschirr mit einem triumphalen Ausdruck zutage beförderte und auf den Herd verfrachtete.

„Hey, ich hab dir ne Frage gestellt“, brummte Sanji, leichtes Missfallen in seiner Stimme.

„Mülleimer“, bekam er kurz und knapp zur Antwort. Na toll, damit konnte er jetzt auch was anfangen. Schulterzuckend las er weiter – gut, er tat nur so, aber das wusste Zoro ja nicht.

Entspannt lehnte sich Sanji zurück, nahm die Zeitung in die Hände, und saß, wie in diesen schlechten Detektivfilmen, mit dem Kopf versteckt hinter der Zeitung da. In erster Linie, um sein breites Grinsen zu verbergen, zu gern hätte er ja laut aufgelacht und diesen Drang zu unterdrücken, wurde langsam aber sicher zu einem ernsten Problem für ihn.

Ein knackendes Geräusch ließ Sanji dann doch über den Rand der Zeitung lugen. Betrachtete, wie Zoro völlig perplex auf die Teile des einstigen Kochlöffels starrte. „Du sollst nicht randalieren, Marimo“, brummte Sanji und widmete sich seiner Lektüre. Blickte mit hochgezogener Braue erneut auf, als er es scheppern hörte, die Einzelteile hatten offensichtlich in einer Ecke der Küchenzeile ihre letzte Ruhe gefunden.

Auch der nächste Löffel fand schnell einen Weg in Richtung Boden. Das Öl ist heiß, dachte Sanji mit einem inneren gehässigen Grinsen. Er warf Zoro einen tödlichen Blick zu, als dieser seinen Löffel, mit dem er vorhatte, in den Pfanne zu rühren, einfach vom Boden aufsammelte. „Entweder wäschst du den ab oder du nimmst nen andern Löffel“, knurrte Sanji und funkelte ihn drohend an.

Betont langsam legte Sanji seine Zeitung auf den Tisch, zog sich eine neue Zigarette aus seiner Packung, zündete diese an. Er brauchte einen anderen Geruch in seiner Nase, als den von verbranntem Fleisch und Gemüse. Griff sich dann einen der Stifte, die hinter ihm auf dem Fensterbrett lagen, und begann damit, das Rätsel auszufüllen, bei dem er angelangt war.

Als Zoro mit Geschirr zu klappern begann, sah der Blondschopf kurz auf, Stift in der rechten Hand, seine Zigarette in der linken. Das Besteck legte Zoro auf den Tisch, bevor er sich wieder dem Herd zuwandte. „Essen ist fertig“, sagte er dabei. „Denke ich“, fügte er leise hinzu und füllte die Teller auf. Denkt er also, Sanji grinste. Die Anspannung war seinem Freund mehr als anzusehen, die Erschöpfung, die die Kocherei ihm beibrachte, ebenso. Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie mitsamt dem Stift, Aschenbecher und seiner mittlerweile aufgerauchten Zigarette hinter sich auf die Fensterbank.
 

Zoro stellte ihm einen Teller vor die Nase, setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn erwartungsvoll an. „Guten Appetit“, brummte Sanji nur und nahm die Gabel in die Hand. Er hoffte, dass Zoro der kritische Blick, mit dem Sanji den Inhalt seines Tellers bedachte, nicht allzu sehr auffiel. Wusste er doch genau, dass Zoro ein Urteil haben wollte. Ob es nun gut für ihn ausfiel, war dabei ja erst einmal nebensächlich. Und er hatte ja eingewilligt, ohne zu murren, das zu essen, was Zoro ihm vorsetzte. Und er gedachte, sich an seinen Teil der Abmachung zu halten. Vorsichtig zog er mit der Gabel durch den Reis…den konnte er noch erkennen. Das Fleisch auch noch, wenn es auch hier und da ziemlich…knusprig schien. Diese schwarzen – ja, was genau war das eigentlich, bevor es sich in dieses…Etwas verwandelt hatte? Ob er nicht vorsichtshalber noch sein Testament schreiben sollte, bevor er eine Gabel voll – was auch immer – davon aß? Er spürte Zoros Blick auf sich ruhen, also nahm er etwas Reis auf die Gabel und schob sie sich, ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen, in den Mund. Kaute bedächtig…hmm, etwas salzig, aber sonst ging es…eigentlich.

Mal schauen, wie es um den Rest bestellt war, auch wenn er eines mit Sicherheit wusste: Noch ein Experiment in dieser Art würde er sicherlich nicht zulassen.

Das Fleisch war zumindest perfekt gewürfelt. Kein Wunder, hatte Zoro ja auch so aus der Packung genommen. Er schnitt einen ziemlich dunklen Fleischwürfel entzwei, das rosa des Fleisches leuchtete ihn noch an. Toll, außen schwarz und innen roh. Die nächste Lebensmittelvergiftung war dann wohl seine. Ob er seinen Freund bitten sollte, schon mal die Giftnotrufnummer zu wählen? Aber auch das Fleisch kaute er ohne jede Gesichtsregung, blickte dann von seinem Teller auf. „Willst du nichts essen?“ fragte er und starrte Zoro direkt in die Augen. Kurz sah er ihn blinzeln, bevor er hastig „Doch schon“, erwiderte.
 

Gewürzt war das Fleisch jedenfalls nicht, das stand fest. Nun stellte sich ihm doch glatt die Frage, was schlimmer war. Der salzige Reis ging ja noch. Da das Fleisch nicht gewürzt war, vermutete Sanji, dass dies auch auf das, was wohl Gemüse sein sollte, zutraf. War ja alles in derselben Pfanne gelandet. Davon ab, dass Sanji keine Sauce auf dem Teller hatte, und wenn er was nicht leiden konnte, war es, wenn die Sauce fehlte. Aber na ja, heute war Zoro ja der Koch. Es widerstrebte ihm, eines dieser Gemüse auf die Gabel zu spießen. Er konnte nicht einmal sagen, was für ein Gemüse es gewesen sein sollte, wusste ja nicht, was genau Zoro da zum Opfer gefallen war, geschweige denn, was in der Tasche ursprünglich alles drin war. Es war labberig und sah aus, wie schon mal gegessen. Absolut ungenießbar. Und genau so schmeckte es auch. Nicht nur, dass er Zoro das nächste Mal verprügelte, bis zur Unkenntlichkeit, sobald der sich dem Herd auch nur näherte, nein, das Klo würde in der kommenden Stunde wohl auch seins sein. Innerlich seufzte Sanji tief auf. Warum hatte er sich auf diesen Blödsinn nur eingelassen? Kurz schielte er zu Zoro, der aber auch nur in seinem Teller herumstocherte. Hatte der keinen Hunger? Mochte er sein eigenes Essen nicht? So gespannt konnte er doch nicht auf ein Urteil von Sanji sein. Mit geschlossenen Augen aß Sanji seinen Teller leer, wünschte sich zeitgleich einen anderen Geschmack auf die Zunge, ein riesiges Glas Alkohol und Zoro ein Stück weiter weg, so dass er ihn problemlos durch die nächste Wand kicken konnte. Er legte sein Besteck auf den Teller, zog sich eine Zigarette aus der Schachtel, auch wenn er, solange jemand am Tisch noch aß, eigentlich nicht rauchte, und zündete sie sich an. Hauptsache, einen anderen Geschmack im Mund. „Tu dir selbst einen Gefallen, Marimo“, begann er dann. „Stell dich nie wieder an den Herd, es sei denn, du willst mich oder dich umbringen. Und bevor du jetzt vor Wut von deinem Stuhl aufspringst und mich massakrierst, frag dich, warum du selbst nichts isst“, beendete Sanji seinen Satz. „Wir gehen nachher einkaufen“, fügte er hinzu.
 

Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Zoro sich an sein Besteck klammerte und seinen Blick senkte. Hatte ihm sein kleiner Vortrag wohl doch einen Stich versetzt. Verkam sein Partner jetzt zur Mimose, weil Sanji die Wahrheit ausgesprochen hatte? Der war doch sonst nicht so empfindlich. Er selbst wusste doch am besten, dass er eine Küche nur zum Essen betreten sollte, das bewies doch wohl die in seiner eigenen Wohnung. Sanji zuckte gedanklich die Schultern, überprüfte seine Worte, ließ sie aber so stehen. Er hatte gesagt, was zu sagen war, und er stand auch dazu. Unehrlichkeit hätte Zoro mindestens genauso verletzt und einen Aufstand hatte er so oder so ausgelöst. Wunderte ihn nur, dass Zoro das einfach so hinnahm, ohne dagegen anzudiskutieren. Sonst protestierte er doch auch sofort, wenn ihm etwas nicht passte. Aber jetzt? Nur ein schlichtes „gut, ich werd dann mal abwaschen“, war zu hören. Er griff sich die Teller und stand auf, wandte sich der Spüle zu. Das Thema Abwasch würde wohl schnell erledigt sein, besaß die Küche doch einen Geschirrspüler. Auch wenn Sanji diese Gerätschaft verabscheute, Zoro würde sie benutzen, um sich Arbeit zu sparen. Sanji stopfte seine abgebrannte Zigarette in den Aschenbecher und überlegte. In seinen Innereien begann es zu rumoren. Schlechtes Zeichen. Ganz schlecht, wie Sanji feststellte. In Sekundenschnelle war er aufgesprungen und mit Höllentempo ins Badezimmer gerast.

Fünfzehn Minuten später verließ er dieses wieder, zitternd und leichenblass. Zog sich seine Klamotten aus und verkroch sich ins Bett. Ihm war hundeelend. Soviel dann zur Theorie vom später einkaufen gehen. Da wurde wohl vorerst nichts draus. Zoro hörte er noch immer in der Küche werkeln, allein der Gedanke veranlasste seinen Magen dazu, sich erneut umdrehen zu wollen. Sanji kämpfte das mühsam nieder, atmete ein paar Mal tief durch und schloss die Augen. Vielleicht sollte er sich doch ausruhen, dann würde das wohl wieder besser werden.

Illness

Illness
 

Als sich das Bett neben ihm leicht senkte, kam Sanji in die Welt der Lebenden zurück. Er spürte Zoros Hand, die ihm vorsichtig durch die Haare strich. „Sanji? Schläfst du? Ich hab dir Tee mitgebracht. Oder soll ich nen Arzt rufen?“ hörte er Zoros leise Stimme sanft fragen. Sanji schüttelte matt den Kopf, zwang sich dazu, seine Augen zu öffnen und schaute direkt in ein, mehr als nur besorgtes, Gesicht. „Wird schon gehen“, murmelte Sanji, mehr schlecht als recht. Er hatte noch immer ein flaues Gefühl im Magen, aber Zoro jetzt zusätzlich noch beleidigen, indem er seinen Tee verschmähte, brachte Sanji dann doch nicht fertig. Er richtete sich leicht auf, griff mit seinen zitternden Händen nach der Tasse. Ob das nun eine so gute Idee war? Da verschüttete er ja mehr, als das er was trank. „Glaub, das mit dem Einkaufen können wir abschreiben“, flüsterte Sanji leise. Dankbar nahm er die helfende Hand von Zoro zur Kenntnis, die ihn ein wenig im Rücken stützte und auch die andere, die sich mit um seine und die Tasse legte. „Du musst den Tee nicht trinken“, hörte er Zoro murmeln. Doch Sanji schüttelte erneut den Kopf. „Ist nicht wegen dem Tee, nur wegen meinem Magen“, seufzte er.
 

„Und wegen dem Einkaufen: Kannst mir ja aufschreiben, was du brauchst und ich gehe dann“, schlug Zoro vor, deutliches Missfallen in seiner Stimme. „Zur Not haben wir ja noch Eier und Kartoffeln. Ich versprech dir auch, dass ich meine Finger von denen lasse, bis sie im gekochten Zustand sind“, fügte er mit einem zaghaften Lächeln hinzu. Sanji zauberte dieser Ausspruch ebenfalls ein kleines Lächeln auf die Lippen. „Wer soll denn das kochen, hmm? Chefkoch liegt grad flach“, schmunzelte Sanji leicht. „Lass mir ein oder zwei Stunden, dann müsst ich wieder aufm Damm sein“, setzte er hinzu, trank einen Schluck Tee. Sein Magen schien den Tee zu vertragen, er rebellierte jedenfalls nicht. Mit einem wehleidigen Blick schaute er Zoro an. Dieser nahm ihm die Tasse ab und runzelte die Stirn. „Was ist?“ fragte er dann. „Willst du wirklich alleine einkaufen gehen?“ fragte Sanji ihn. „Von wollen kann keine Rede sein, aber ich hab auch kein Problem damit“, erwiderte Zoro. Sanji hob fragend die Augenbraue. „Warum kann von wollen keine Rede sein?“ hakte er nach. Und auch wenn ihm der Sinn ganz und gar nicht nach Zärtlichkeiten stand, so ließ er Zoro gewähren, als dieser mit den Fingerspitzen über Sanjis Wange strich. Irgendwie ahnte er auch, was Zoro antworten würde. War doch klar, dass ihn sein Gewissen biss und zwar gewaltig. Das Gesicht von Sanji abgewandt, antwortete er: „Weil ich dich in dem Zustand ungern allein lassen will.“ Nuschelnd, brubbelnd, was auch immer, Sanji verstand es trotzdem. Und er sah auch den leichten Rotschimmer, der Zoro auf die Wangen kroch und sich dort sehr wohl zu fühlen schien. Leicht streckte Sanji seinen Arm nach Zoros Hand aus. „Dann lass mich auch nicht allein“, murmelte er nur und fand die Bettdecke mit einem Male wahnsinnig interessant. „Leg dich wieder hin und versuch, etwas zu schlafen. Ich werd schnell die Spülmaschine ausräumen und dann komm ich wieder, okay?“ Mit diesen Worten stand Zoro auf, hauchte Sanji einen Kuss auf die Haare, blieb aber in der Tür stehen. „Brauchst du noch irgendwas? Deine Zigaretten? Die Zeitung?“ Den Kopf schüttelnd rutschte Sanji tiefer ins Bett, bis nur noch die blonden Haare davon zeugten, dass dort jemand lag.
 

Sanji schreckte leicht auf, als er neben sich ein Surren hörte. War er doch gerade erst eingedöst, nun hatte ihn das Geräusch von Zoros startendem Laptop wieder geweckt. Er brummte unwillig, zog zitternd die Decke enger um sich. Er fror entsetzlich, wusste nur nicht, woher das jetzt so plötzlich kam. Konnte doch nicht nur an Zoros Essen gelegen haben.

„Sch- …Scheiß Urlaub“, bibberte Sanji vor sich hin. Von wegen Urlaub. Wenn das noch schlimmer wurde, konnte er sich getrost krank schreiben lassen. Jeff würde alles andere als begeistert sein. Auch die zweite Decke über seiner wärmte ihn nicht wirklich. Und einschlafen konnte er jetzt auch nicht mehr. Er war Zoro zwar dankbar dafür, dass dieser in seiner Nähe blieb, aber das Klackern der Tastatur ging Sanji gehörig auf die ohnehin schon strapazierten Nerven.

„Komm her, vielleicht wird dir ja dann etwas wärmer und du kannst ein wenig schlafen“, hörte er Zoro irgendwann brummen, spürte dessen Arme um seinen Körper. Wann hatte der denn den Laptop weggelegt? Als Sanji das letzte Mal die Augen offen hatte, lag das Teil doch noch auf dem Bett. Er schlang seine Arme um Zoro, kuschelte sich Wärme suchend an ihn. Schon praktisch, so ein Freund mit eingebauter Heizung. Zoro kraulte Sanji durch den Nacken, etwas, das Sanji dazu brachte, sich völlig zu entspannen. Doch die angenehme Bewegung stoppte abrupt. „Wenn es dich stört, dann sag es“, sagte Zoro. „Mich stört…? Was soll mich stören?“ murmelte Sanji und driftete, mit Zoros beruhigendem Herzschlag im Ohr, in seine Traumwelt ab.
 

Wellenrauschen, Wind, der durchs Zimmer wehte und die Gardinen bewegte und schlussendlich auch mit Sanjis blonden Strähnen spielte. Dies weckte den Blondschopf wieder auf, wobei er zwei Sachen feststellte. Erstens: er konnte sich nicht bewegen. Und zweitens: sein Magen hatte sich beruhigt, dafür plagten ihn nun Kopfschmerzen. Toll, vom Regen in die Traufe. Und jetzt? Zoro wecken? Schmerzmittel suchen? Gab´s hier überhaupt Schmerzmittel? Er seufzte schwer, versuchte, sich aus Zoros Umklammerung zu befreien. War irgendwie nur schwieriger, als gedacht. Der schien derzeit ein überaus anhängliches Wesen zu besitzen.

„Besser?“ hörte er Zoro murren, dieser betrachtete ihn, als wäre er ein seltenes Insekt. Okay, der war eindeutig schlecht gelaunt, das erkannte sogar jeder andere zehn Meilen gegen den Wind. „Sorry“, brummte Sanji. „Wollt dich nicht wecken.“ Er setzte sich langsam auf, als Zoro die Umarmung löste und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes. Musste für Zoro einen mehr als merkwürdigen Anblick darstellen, aber das störte Sanji gerade eben nicht.

„Schon gut. Was ist nun? Geht´s besser oder soll ich doch nen Arzt anrufen?“ fragte Zoro. Wie in Watte gepackt, hörten sich die Worte für Sanji an, er spürte Zoros Hand an seiner Stirn. Konnte er die da nicht länger liegen lassen? War doch gerade so angenehm, die kühle Hand auf seiner erhitzten Haut. Kurz schloss er seine Augen. „Wozu willst nen Arzt rufen? Weil ich ein paar Kopfschmerzen hab?“ fragte Sanji belustigt. „Das geht schon wieder“, winkte er dann ab. „Wir sollten langsam nur mal los, sonst gibt´s für uns nichts mehr zu futtern. Hab keine Lust auf Diät.“
 

Zoros Schnauben ließ Sanji blinzeln. Was war denn jetzt los? „Klar doch. Deshalb glüht deine Stirn auch so. Da könnte man glatt ein Spiegelei drauf braten. Und was nützen uns Lebensmittel, wenn du nicht in der Lage bist, am Herd zu stehen. Du klappst doch schon bei den ersten Schritten aus dem Bett zusammen.“ Der grimmige Blick tat sein übriges, um Sanji noch ein wenig mehr zu verwundern. Die Entschlossenheit in Zoros Augen sprach auch gerade Bände, Sanji wusste nur nicht, was für welche genau. Gut, seine Gedanken flossen momentan etwas träge und es dauerte eine Zeit, bis er einen Zusammenhang aus Zoros Worten zusammengesetzt hatte. Aber war das ein Grund, ihn gleich so anzufahren? „Meine Stirn glüht gleich mal überhaupt nicht“, knurrte Sanji. Dass ihm sein Schädel bald zu platzen drohte, verschwieg er. Musste Zoro ja nicht noch zusätzlich Zündstoff geben. Und überhaupt, konnte der Kerl denn nicht mal leiser reden? War ja nicht zum aushalten.

„Sanji“, und der Unterton war unmissverständlich, „Wenn du heute auch nur einen Fuß aus dem Bett setzt, dann lernst du mich richtig kennen.“ Ah ja, war das jetzt eine Drohung, oder ein Versprechen? Nachdenklich kratzte sich Sanji am schmerzenden Hinterkopf. Eine Frage auf der Zunge, von der er genau wusste, Zoro würde wohl explodieren, würde er sie jetzt stellen. Aber ein wenig Provokation musste ja sein. Vorerst entschloss sich Sanji jedoch dazu, nichts zu sagen. „Wenn du unbedingt Lebensmittel im Haus haben willst, dann lass mich alleine gehen.“ „Du hast vorhin betont, dass du nicht allein gehen wolltest“, erwiderte Sanji. „Und es ist dein Ernst, dass ich keinen Fuß aus dem Bett setzen darf?“ hakte Sanji nochmals nach, innerlich gehässig grinsend.
 

„Ich habe vorhin gesagt, dass ich kein Problem damit hab, alleine zu gehen. Das mit dem ´wollen` hatte nix mit dem alleine gehen zu tun. Und ja, es ist mein Ernst, dass du keinen Fuß aus dem Bett setzen darfst. Korrektur. Zum Bad und zurück darfst du. Aber du gibst mir vorher Bescheid.“ „Willst den schriftlich haben? Also den Bescheid?“ fragte Sanji mit todernstem Blick. Zwar hatte Zoro sich wohl selbst noch korrigiert, aber an und für sich sprang er ja auf so ziemlich alles an, was Sanji so von sich gab. „Und was gedenkst du eigentlich kaufen zu wollen? Da ich ja keinen Fuß aus dem Bett setzen darf, weiß ich ja nicht, was wir da haben, ob nun Lebensmittel, Gewürze oder sonst was in der Art. Ich kann ja nicht nachschauen. Und die meisten Dinge, die ich zu kaufen pflege, kannst du nicht einmal mit Namen benennen.“ Herausfordernd schaute Sanji zu Zoro, wartete innerlich gespannt auf dessen Reaktion und Antwort, schob seine heftiger werdenden Kopfschmerzen beiseite. Konnten die auch niemand anderen nerven?

„Ja“, knurrte er. „Den Bescheid bitte in fünffacher Ausführung. Und verdammt noch mal. Warum musst du alles so kompliziert machen? Ist doch scheiß egal, was wir da haben und was du sonst zu kaufen pflegst. Reicht doch, wenn ich für heute Abend und morgen Früh eine Kleinigkeit hole. Dein Magen wird heute eh noch nichts richtiges wieder verkraften.“ Das wütende Blitzen in Zoros Augen ignorierte er einfach. „Hmm, fünffach also. Dann setz doch bitte Papier und Stifte auf die Einkaufsliste. Hab ja beides nicht hier.“ Kurz überlegte er, ließ sich Zoros Worte noch einmal durch den Kopf gehen. „Außerdem, was mach ich denn kompliziert? Und mir ist es nicht egal, was ich zum Essen habe. Oder willst du entscheiden, was mein Magen verträgt oder auch nicht?“ Okay, seine – wie schon zuvor Zoros – Lautstärke trug jetzt auch nicht dazu bei, dass es Sanji besser ging. Er rieb sich mit den Händen über die Schläfen, massierte sie ein wenig, doch zu helfen schien das nicht so recht. Dass ihm nun auch noch schwindlig war, verbesserte seine gesamte Lage nicht. Das urplötzliche Schweigen im Raum irritierte Sanji. Zoro war zwar sparsam mit seinen Worten, aber einen Streit brach er auch nicht einfach so ab. Eigentlich donnerten sie sich immer ziemlich lange und ausdauernd irgend etwas an den Kopf, bevor einer der beiden entweder nachgab oder den Streitplatz räumte.

Und nun war er einfach so kommentarlos gegangen? Ging ja mal gar nicht. Und in diesem Moment kam Zoro mit einem Glas Wasser und einer Schachtel Tabletten zurück. Stellte beides auf das kleine Nachtschränkchen und sich selbst dann ans Fenster, sichtlich wütend. Das bewies seine ganze Haltung, die verschränkten Arme und die Tatsache, dass er schwieg. Gerade das. Sanji betrachtete den breiten Rücken, erkannte selbst durch seine Schmerzen hindurch die Anspannung in Zoros Schultern. Er wollte schon seufzend einlenken, als sein Blick dann auf die Tablettenpackung fiel. „Ich weiß zwar nicht, wozu Ace die Anti-Baby-Pille braucht, aber DIE schluck ich mit Sicherheit nicht“, murmelte Sanji dann. Er achtete für den Augenblick gar nicht weiter auf Zoro. Es war einfach nur eine Feststellung, die er getroffen hatte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute Sanji dabei zu, wie Zoro kommentarlos seine Tasche durchwühlte und ihm dann eine andere Packung, diesmal mit Schmerzmitteln, aufs Bett warf. Dann drehte er sich um und ging auf die Terrasse. Sein Blick ging zwischen der Schachtel und Zoro hin und her. Der war mittlerweile richtig angefressen, das konnte Sanji ohne Probleme erkennen. Wenngleich ihm das Denken immer schwerer fiel und das nicht nur, wegen seiner Kopfschmerzen. Zoro hatte wohl doch Recht gehabt mit dem Fieber.
 

Kurz überlegte er, Zoros Drohung im Hinterkopf, das was passierte, wenn er aufstand. Aber ihn dort draußen so wütend stehen zu lassen, brachte Sanji nicht fertig. Zoro war ihm viel zu wichtig und ihr ganzer Neuanfang stand noch auf sehr wackeligen Füßen. Irgendwie hatte die Zeit an ihnen beiden genagt, ihrer beider Charakter und Einstellung zu bestimmten Dingen verändert. Sie waren doch alle beide ziemlich streitlustig, früher waren sie oft aneinander geraten und hatten sich direkt im Anschluss daran wieder vertragen und darüber gelacht. Und jetzt? Das war doch alles Mist. Leise seufzend schob Sanji seine Beine aus dem Bett. Zog sich die Decke um die Schultern, bevor er vorsichtig, auf jeden Schritt achtend, ebenfalls auf die Terrasse tapste und neben ihm stand, sich leicht anlehnte. In seinem Kopf drehte sich alles, aber auch wirklich alles und sein Blick begann zu verschwimmen.

„Warum kannst du nicht einmal auf das hören, was ich dir sage? Ich sag so was doch nicht, um dich zu ärgern.“ Sanji spürte, wie sich zwei Arme um ihn legten. Er wollte zwar protestieren, aber dazu fehlte ihm die Kraft. „Ach, tust du nicht?“ schmunzelte er leicht. Klar, jetzt wusste er auch, dass er besser im Bett geblieben wäre, statt mal wieder seinen Dickschädel durchsetzen zu müssen. Wäre er nun nicht aufgestanden, würde Zoro wohl bis zum Abend noch hier stehen und dem Wind beim Wehen zugucken. Davon ab, dass er dann noch immer sauer wäre. Und, auch wenn es schien, als wäre seine Wut verpufft, Sanji wusste genau, dass das Thema zurückkam, das war bisher immer so gewesen. Sie hatten halt beide ihren Sturkopf und keiner von ihnen konnte nachgeben. War wie ein Gesetz, kam auch keiner dagegen an.
 

„Sanji, ist besser, wenn du dich wieder hinlegst. Du glühst förmlich. Bist sogar wärmer als ich.“ Mit mahnendem Tonfall sprach Zoro das aus, Sanji sah die Besorgnis in dessen Augen. „Niemand ist heißer als du, Marimo“, erwiderte Sanji mit leicht dreckigem Grinsen auf den Lippen. Er hielt sein Gesicht in den Wind, damit es ihn abkühlte. Ihm war eindeutig zu warm und doch zog er die Decke noch enger um sich. „Red keinen Scheiß“, erwiderte Zoro, zutiefst peinlich berührt. Sanji wusste, dass Zoro solche Sprüche nicht leiden konnte, gerade, wenn er nicht darauf vorbereitet war. Aber das war Sanji schon immer egal gewesen. Er stand zu seiner Liebe und er zeigte es ihm auch. Auch mit solchen Sprüchen, weil sie Zoro in tiefste Verlegenheit stürzten und er meistens, wie ein Depp, sinnloses Zeug stammelte. Dafür konnte sich Sanji schon immer begeistern. Den ach so starken Zoro sprachlos und rot anlaufen sehen. „Los jetzt. Ab marsch zurück ins Bett. Ich werd dann mal den Arzt anrufen, damit er mal einen Blick auf dich wirft. Ist ja nicht normal das plötzliche Fieber.“ Sanji ließ sich ins Zimmer zurückschieben, sofern er denn noch geradeaus gehen konnte. Hatte eher Ähnlichkeit mit schwanken, als hätte er zuviel getrunken. „Lass mich bloß in Ruhe mit diesen Quacksalbern“, knurrte er, als Zoros Worte sein Hirn erreicht hatten. „Der muss mir nicht erzählen, dass ich krank bin, das weiß ich allein.“ Gut, das war der Augenblick, in dem er sich selbst eigentlich gleich einen Notarzt rufen konnte. Sanji gab normalerweise niemals freiwillig zu, dass er krank war. Was hatte er sich bei diesem letzten Satz jetzt auch nur gedacht? Er machte einen weiteren Schritt auf das Bett zu. Und noch einen. Stand das Bett schon immer so weit weg? Noch einen wollte er machen, doch bevor es dazu kam, verlor er den Boden unter seinen Füßen. „Sobald du wieder gesund bist, darfst du mich dafür treten. Aber jetzt werd ich dich zurück in dieses Bett da schaffen.“ „Ich nehme dich beim Wort“, murmelte der Blondschopf, auch wenn er den Sinn der Worte nicht mehr so richtig zusammensetzen konnte. Nur den Teil mit dem Treten hatte er verstanden. Er fand sich auf der weichen Matratze wieder, über sich die Deckensammlung vom Bett. „Ich weiß, du magst keine Ärzte. Geht mir nicht anders. Aber bitte, tu mir den Gefallen. Du siehst gar nicht gut aus“, kam es von weit her. „Ich sehe immer so aus, nur dass du es weißt“, schnappte Sanji, bevor es endgültig schwarz um ihn herum wurde. Ein Klingeln riss ihn zurück aus der Dunkelheit. Nur nicht für lange. Er bekam noch mit, wie die warmen Finger, die bis eben seine Hand hielten, verschwanden, dann wurde es erneut dunkel.
 

Irgendwann später wurde er wieder wach. Draußen war es noch hell, die Wellen rauschten noch immer. Sanji seufzte kurz auf. Seine Hand war zwar kalt, lag aber in der warmen seines Freundes. Dieser hatte den Kopf auf dem Bett liegen und bewegte sich ansonsten nicht. „Z…Zoro?“ hauchte Sanji. Ihm fiel das Sprechen schwer. Seine Kopfschmerzen waren zwar verschwunden, aber sein Hirn und seine Gedanken lagen in dichtem Nebel. Er hatte Hunger, sein erneut knurrender Magen war es, der ihn aufgeweckt hatte. „Du bist wach.“

Dass Zoro ihn nun so stürmisch umarmte, gefiel Sanji eigentlich, obwohl es ihn gleichermaßen irritierte. War er zwischenzeitlich gestorben und das Strandhaus die verbesserte Version der Hölle? „Es tut mir so leid, Sanji“, hörte er Zoro an seinem Hals murmeln. Doch noch etwas kraftlos versuchte er, Zoro von sich zu schieben. „Wovon sprichst du?“ fragte Sanji zurück. Es störte ihn gewaltig, dass Zoro nicht in der Lage war, ihm in die Augen zu blicken. Kurz überlegte er, ob er ihn dazu zwingen sollte, aber den Gedanken verwarf er. Er war sicher nicht in der Verfassung, irgend jemanden, zu etwas zu zwingen – vor allem, Zoro nicht. „Der Arzt war da. Du hast ne Lebensmittelvergiftung“, ertönte es dann, ziemlich leise und kleinlaut. Sanji starrte ihn ungläubig an. Das war doch jetzt ein Scherz?! Zoros Gesichtsausdruck sprach gerade Bände und so schluckte Sanji die Frage, ob Zoro zu scherzen beliebte. Dem ging es ja bald schlechter, als Sanji selbst. „Also doch“, murmelte der Blondschopf, mehr zu sich. Tastete dann nach Zoros Hand und umschlang dessen Finger vorsichtig. „Mach dir keine Gedanken, das wird schon wieder“, sagte er dann, in dem Versuch, Zoro ein wenig aufzumuntern. Der schien ja äußerst aufgelöst zu sein.

Und nun hatte er auch noch das Gefühl, Zoro wollte ihm die Finger brechen.

„Es tut mir wirklich leid. Das wollt ich wirklich nicht. Der Arzt sagt, dass du was trinken sollst, sobald du wach wirst. Ich werd dir mal Tee kochen.“ Und schon war er weg. Zurück blieb Sanji, ziemlich verwirrt. Aber dafür, dass Zoro Tee kochen wollte, war es doch verdächtig still im Haus. Er setzte das, was er bis eben erfahren hatte, erst einmal zusammen. Und seufzte tief auf. „Ach, Zoro“, murmelte er dann.

Etliche Minuten später – und Sanji war sich sicher, in dieser Zeit hätte man Wasser im Wasserkocher mindestens dreimal kochen können – betrat Zoro das Schlafzimmer wieder, beladen mit einem Tablett und darauf eine Teetasse samt Inhalt, sowie einem Salz- und Zuckerfässchen. „Der Arzt hat gemeint, dass in den Tee Salz und Zucker sollen, aber nicht wie viel“, erklärte er, während er das Tablett auf den Nachtschrank stellte und sich danach wieder auf dem Stuhl niederließ, der vor dem Bett stand. Sanji schüttelte nur kurz den Kopf, bevor er nach Zoros Hand griff und ihn sachte zu sich zog.

Immerhin das ließ er noch widerstandslos mit sich machen. Verwundert darüber, dass Zoro so übervorsichtig mit ihm umging, schlang Sanji seine Arme ein wenig fester um Zoros Körper.

„Du sollst im Bett bleiben und die nächsten Tage nur Schonkost zu dir nehmen. Auf dem Nachtschrank liegen noch Tabletten, die sollst du bei Bedarf nehmen“, brummte Zoro an Sanjis Schulter. Sanji lächelte milde und strich mit einer Hand durch Zoros Haare. „Und wie geht’s dir?“ fragte er dann, darauf hoffend, dass er ihn mit dieser Frage weder verschreckte noch beleidigte.

Doch Zoro löste sich von ihm und starrte ihn entgeistert an. „Mir? Ich hab doch nichts davon gegessen. Wieso sollte es mir also schlecht gehen?“ fragte er. Sanjis Augen verengten sich. Das machte der Kerl doch jetzt mit Absicht. „Ich hab dich lediglich gefragt, wie es dir geht“, zischte Sanji dann. „Aber danke für die Info!“ Mit diesen Worten drehte sich Sanji von Zoro weg, zog seine Decke um sich und vergrub den Kopf in seinem Kissen. Kniff die Augen fest zusammen und betete zu allen Göttern, die er kannte, dass er möglichst schnell einschlief und dieser Alptraum danach ein Ende hatte. Dass Zoro, wenn auch mit zitternder Stimme, seinen Namen flüsterte, hatte er mitbekommen, er zog es allerdings vor, auf nichts mehr zu reagieren. Konnte ja hinterher immer noch behaupten, er hätte geschlafen, auch wenn das eine glatte Lüge war. Wenn Zoro meinte, er musste alles, was in irgendeiner Weise mit Gefühlen zu tun hatte, mit sich selbst ausmachen, sollte er doch. Sanji würde ihn nicht daran hindern. Die Frage, warum er sich jetzt darüber Gedanken machte, stellte er sich geflissentlich nicht. Eigentlich waren sie doch hierher gefahren, um Urlaub zu machen, ihre Beziehung zu kitten und einen Neuanfang zu starten. Und wohin hatte sie das geführt? Beide hielten sich im selben Zimmer auf, sauer und verletzt, keiner sprach mit dem anderen, immer in der Befürchtung, egal, was man sagte, es wäre ohnehin das falsche.

Irgendwann war er doch eingeschlafen, denn als er erwachte, dämmerte es bereits. Vorsichtig hob er seinen Kopf, drehte sich langsam auf die andere Seite. Hmm, war Zoro jetzt doch einfach abgehauen? Er streckte seinen Arm ein Stückchen aus und hörte es dann rascheln. Blinzelnd richtete er sich auf, und las das Stück Papier, was neben ihm auf dem Bett lag, zusammen mit Zoros Handy.
 

Bin kurz einkaufen. Wenn was ist, ruf an. Nummer ist eingespeichert. Zoro
 

Ja, ja, schreib bloß nicht zuviel. Könnten ja Informationen raus springen dabei. Kurz überlegte er tatsächlich, ob er Zoro anrufen sollte, doch er ließ es lieber bleiben. Er legte den Zettel und das Handy auf das Nachtschränkchen, dort konnten beide Dinge dem inzwischen kalten Tee Gesellschaft leisten. Noch eine Zeitlang nachdenkend, richtete er sich schließlich ganz auf und schlug die Decke von sich. Probieren, ob er gerade stehen konnte, durfte er ja. Außerdem war Zoro gerade nicht hier, also konnte der nicht herumnörgeln. Aber vielleicht hätte er ne Uhrzeit auf seine Nachricht schreiben sollen, wann er los war. Allerdings gab es bei Zoro ohnehin keine kurzen Spaziergänge oder ähnliches. Wenn der erstmal weggegangen war, tauchte er meistens vor dem Ablauf von vier Stunden nicht wieder auf. Und solange hatte Sanji keine Lust zu warten. Selbst wenn, Essen brauchte er so oder so. Also suchte er seine Klamotten zusammen, zog sich an und verließ langsam und mit vorsichtigen Schritten das Schlafzimmer. Warf dann schließlich in der Küche einen Blick in den Kühlschrank. Nicht gerade das, was man eine reichliche Auswahl nannte, aber immerhin ein paar brauchbare Sachen. Er zog den Reis, den auch Zoro am Morgen gequält hatte, heraus. Betrachtete kurz das Etikett und zuckte mit den Schultern. Gab es eben Reis, ohne alles. Egal, Hauptsache, was zu essen. Gesagt, getan. Fünfzehn Minuten später durchzog der Duft von Reis das gesamte Haus. Sanji lud sich eine ordentliche Portion auf seinen Teller, nahm Besteck mit und verschwand dann wieder ins Schlafzimmer. Den Vortrag, warum er in der Küche gestanden hatte und das, ohne Aufsicht, sollte Zoro ihm später halten. Kurz sortierte er den ganzen Kram auf seinem Nachtschrank neu um, damit noch Platz für den Teller war, bevor er sich auszog und wieder ins Bett kroch, den Teller auf seinen Beinen parkend und genüsslich seinen Reis essend. Als er die Schritte hörte, die sich dem Schlafzimmer näherten, seufzte er stumm. Zu seinem Erstaunen blieb Zoro jedoch in der Tür stehen und starrte ihn an, ohne ein einziges Wort zu sagen. Brauchte er auch nicht, denn sein Blick sprach Bände. „Reg dich ab“, brummte Sanji. „Oder wolltest du wieder kochen?“ Interessiert schaute Sanji ihn an, bemerkte den kurzen Ausdruck des Schmerzes in Zoros Gesicht, bevor dieser sich umdrehte und kommentarlos verschwand. „Als wenn du immer hörst, wenn man dir was sagt“, knurrte Sanji leise hinterher, stellte seinen Teller zu dem anderen Zeugs aufs Tablett und streckte sich auf dem Bett aus. „Gnade dir Gott, wenn du jetzt wieder stundenlang einen auf beleidigt machst, Marimo“, fügte Sanji an, egal, ob Zoro das nun hören konnte, oder nicht. Ihm stand nicht der Sinn nach Streit, dabei spielte es keine Rolle, dass er nun gerade krank war. „Wir sind doch beide ekelhafte Sturköpfe“, seufzte Sanji auf, mit einem verzweifelten Unterton.
 

Die Sonne war längst schon untergegangen und Sanji von da an, von Minute zu Minute angefressener, als ohnehin schon. Am liebsten wäre er ja aufgestanden und hätte diesen grünhaarigen Vollidioten gesucht und nach allen Regeln der Kunst zusammengetreten und ihm auf diese Art den Kopf zurecht gerückt. Aber man konnte nicht alles haben und er schon gar nicht. Bei seinem Glück käme Zoro genau dann um die Ecke, wenn er gerade im Begriff war, aufzustehen. Und wieder stundenlanges Anschweigen, oder schlimmer noch, ignorieren, das würde auch Sanji nicht durchstehen. Das wollte er auch nicht. Er haderte noch eine Weile mit sich, bevor er sich dann schweren Herzens dazu entschloss, sich schlafen zu legen.

Irgendwann in der Nacht weckte ihn die Dusche auf. Er dachte zumindest, dass es die Dusche war. Doch die Geräusche, die er glaubte, gehört zu haben, waren wieder verstummt. Er wollte schon mit den Schultern zucken und das als Hirngespinst abtun, als es im Zimmer zu rascheln begann. Wenn auch nur sehr leise. Kurz darauf senkte sich die andere Seite vom Bett. Sanji hatte sich also doch nicht verhört. Kurzzeitig überlegte er, ob er Zoro anpfeifen sollte, aber dessen Laune war schon bei ihrem letzten Zusammentreffen nicht die beste gewesen. Vielleicht war es wirklich besser, jetzt einfach mal die Klappe zu halten, auch wenn es ihm schwer fiel. Er spürte Zoros Blick auf sich ruhen, bevor dieser sich abwandte. Beide mit dem Rücken aneinander und doch voneinander getrennt, lagen sie nun im Bett. Auf Abstand, tief verletzt und gekränkt. Zoro war wohl irgendwann eingeschlafen, das verrieten die tiefen, regelmäßigen Atemzüge, die er von sich gab. Doch Sanji lag noch lange wach. Eine einzelne Träne perlte über seine Wange. „Verzeih mir“, murmelte er erstickt in sein Kopfkissen. „Ich wollte doch nicht, dass das alles so endet.“ Wusste nicht, ob Zoro das hörte oder nicht. Es war ihm auch gleich, er musste es loswerden, bevor es ihn endgültig zerfraß.

Talking things over

Talking things over
 

Draußen war es längst hell, als sich Zoro neben ihm regte. Sanji hatte den Rest der Nacht kein Auge mehr zugetan. Er hatte gegrübelt, über sich, Zoro, sie beide. Er war aber zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen. Seinen Kopf mittlerweile halb unter seinem Kissen vergraben, weinte er stumm. Bemerkte, wie Zoro knurrend das Bett und anschließend das Zimmer verließ und in der Küche hantierte. Sanji klammerte sich an sein Kissen, das einzige, was ihm derzeit Halt gab. Auch wenn ihm ein anderer Halt um Längen lieber gewesen wäre. Doch es schien, als hätte zumindest Zoro sämtliche Hoffnung verloren. Der lief doch sonst vor nichts weg. Und jetzt gleich zwei Mal hintereinander. Er war verzweifelt, und er brauchte was zu rauchen. Wobei die Verzweiflung deutlich die Oberhand hatte.

Der Duft von Kaffee, der das Schlafzimmer durchzog, ließ ihn leicht aufblicken. Direkt in Zoros grüne Augen, in denen sich genauso viel Gefühl widerspiegelte, wie in seinen eigenen. Sanji war es auf eine merkwürdige, unverständliche Art und Weise zwar peinlich, aber das änderte jetzt eh nichts mehr. Und so wie Zoro aussah, saß er schon länger hier. Verstrickt in seinem eigenen Chaos. Sanji hatte keine Lust mehr, sich zu verstecken. Wenn sie nicht bald mal Klartext redeten, konnten sie ihre Beziehung nämlich vergessen und zwar endgültig. Doch dazu mussten sie sich einkriegen, beruhigen, ohne dass sie Gefahr liefen, sich gleich den nächsten Streit zu liefern. Sanji atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht, strich die Spuren der vergangenen Nacht weg. Versuchte es wenigstens, von Erfolg gekrönt war seine Aktion nicht gerade. Richtete sich dann langsam auf. Ein leichtes Lächeln zog über seine schmalen Lippen, als er die Zigarettenschachtel entdeckte. Die lag da gestern noch nicht, also musste Zoro sie, zusammen mit dem Kaffee, mitgebracht haben. Doch statt einen seiner ungesunden Glimmstängel aus der Packung zu fischen, streckte er seine Hand aus, legte sie auf Zoros Knie, aus ihrer beider Position heraus die einzige Körperstelle, die er erreichte. Einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen, von dem er sich wünschte, dass auch Zoro ihn bemerkte.

Und das schien er tatsächlich. Zaghaft tastete sich seine Hand zu Sanjis vor, in der andern hielt er einen gefüllten Kaffeebecher, ihm direkt vor die Nase. Sanji nahm ihn entgegen, inhalierte, wie üblich, tief den Geruch des frischen Kaffees. Dann stellte er den Becher auf den ohnehin schon überfüllten Nachtschrank. Das müde Lächeln, dass Zoro ihm entgegenbrachte, ließ Sanji tief aufseufzen. Er setzte sich auf, hatte Zoro so direkt vor sich auf dem Stuhl. Er wusste, dass Zoro darauf wartete, dass er begann. Worte waren eben nicht die Stärke seines Freundes. Und als einen solchen bezeichnete Sanji ihn noch immer. Er wollte ihn nicht verlieren wegen dummer Missverständnisse. Und vielleicht wurde es einfach Zeit, es ihm auch genauso zu sagen. „Hör mal“, begann er, mit einer Unsicherheit, die er von sich so gar nicht kannte. „Wir machen uns irgendwie gegenseitig das Leben schwer. Das kann es doch nicht sein. Wir haben uns früher auch gestritten und wieder vertragen. Warum klappt das heute nicht? So sehr können wir uns doch nicht verändert haben, oder doch? Zoro, ich liebe dich und um nichts in der Welt will ich dich wieder hergeben. Ich weiß, dass der Umgang mit Worten nicht deine Stärke ist. Aber wenn wir uns weiter wegen irgendwelchen, blöd dahergesagten, Sprüchen das Leben schwer machen, können wir das alles und uns echt vergessen. Und das will ich nicht, hörst du? Ich will es nicht und ich kann es nicht, ich brauche dich doch.“
 

Er war zum Schluss leiser geworden, ließ seine Worte so im Raum stehen. Er wusste, dass Zoro eine Weile brauchte, um das zu verinnerlichen und nochmals mindestens genauso lange, bis er sich überlegt hatte, was er sagte. Also wartete Sanji einfach ab. Doch mit jeder verstreichenden Minute wurde er zusehends angespannter.

Bis Zoro tief durchatmete.
 

„Ich glaube nicht, dass wir uns so sehr verändert haben. Aber wir haben uns damals sehr verletzt. Anscheinend tiefer als wir beide gedacht haben. Und nun reicht schon ein einziges dummes Wort, um diese Wunde wieder aufzureißen. Ich will dich auch nicht verlieren, besonders nicht so. Ich brauche dich mindestens genauso sehr, wie du mich. Ich liebe dich. Mehr als mein Leben. Dass es dir gestern so schlecht ging – durch meine Schuld – hat mich fertig gemacht. Vielleicht war ich dadurch gestern etwas empfindlich und bin dir unbewusst aus dem Weg gegangen, damit ich dir nicht noch mal weh tue. Das ist das Letzte, was ich will. Hab aber nur das Gegenteil erreicht.“ Sanji schaute dabei zu, wie Zoro langsam die Hand erhob – seine Finger zitterten – und eine blonde widerspenstige Strähne hinter sein Ohr strich, ihn dabei verlegen anlächelnd. „Du hast mir nicht weh getan“, widersprach Sanji, knirschte aber sogleich mit den Zähnen. Zuzugeben, dass er sich verletzt fühlte durch Zoros Verhalten, zählte nicht zu seinen Stärken. Kurz schloss er die Augen, griff nach Zoros Hand, die noch immer mit Sanjis Haar spielte, schlang seine Finger um Zoros. „Ein bisschen“, murmelte er dann leicht errötend. „Und dass es mir dreckig geht, ist meine eigene Schuld. Ich hätte wissen müssen, was dabei herauskommt, wenn wir so einen Deal schließen. Das mit dem Kochen war eindeutig die dümmste Idee, die wir bisher hatten. Vielleicht hätte ich das Zeug ja nicht essen sollen, ich wusste, was für ein Risiko ich damit einging. Aber Bedingung ist Bedingung und Versprechen sind mir heilig, genau wie dir.“ Sanji seufzte – mal wieder. „Wir sind beide Idioten“, flüsterte er und schloss seine brennenden Augen. Er war immer noch verzweifelt, doch jedes weitere Wort schluckte er herunter, weil er seiner Stimme nicht mehr über den Weg traute.
 

Zoro zog ihn näher an sich, legte seine Stirn an Sanjis, mit einem sanften Griff im Nacken. Ein kleiner Stein fiel Sanji bei dieser Berührung vom Herzen, es war wohl doch noch nicht alles so verloren, wie er anfangs glaubte. „Ja, das sind wir“, bestätigte ihm Zoro flüsternd. „Ich weiß nicht weiter, Sanji. Sag mir, was wir – was ich – jetzt tun soll, denn ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich ohne dich nicht leben kann.“ Nur ganz kurz hatte Sanji geblinzelt und doch meinte er, sich verguckt zu haben. Zoro so ratlos zu erleben, war ja eine Sache. Etwas, das Sanji niemals auch nur vermutet hatte, Zoro diente ihm immer als Stütze in jeder Lage, war sein Ruhepol und hatte auf seine eigene verquere Art immer einen Rat auf Lager. Aber die kleine Träne, die ihm nun auch noch über seine Wange lief, ließ Sanji noch mehr leiden. Er hob seine freie Hand und strich ihm mit dem Zeigefinger die Träne weg, bevor er seinen Arm in Zoros Nacken legte und sich an ihn zog, auf diese Weise auf Zoros Schoß saß, sein Gesicht an dessen Halsbeuge vergrabend und noch immer zitternd um seine Beherrschung kämpfte. Zoro schloss ihn in seine starken Arme, klammerte sich an Sanji fest, so wie dieser an Zoro. „Weine ruhig, wenn du willst. Es ist okay“, hörte er ihn wispern, doch Sanji schüttelte stur den Kopf, soweit er ihn denn bewegen konnte. Alles in ihm schrie und wehrte sich dagegen, seinen Gefühlen jetzt freien Lauf zu lassen. Er hatte die ganze Nacht doch nichts anderes getan, das musste doch irgendwann mal reichen. Zoros Berührungen am Rücken nahm er kaum wahr, genauso wenig, wie das Kraulen in seinem Nacken, zu sehr war er damit beschäftigt, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

Er bemerkte nicht, wie die Zeit weiterlief, wie viel Zeit überhaupt vergangen war. Nur Zoros kleine Zuckungen und Bewegungen ließen ihn langsam wieder in die Realität zurückfinden. Das war aber auch ein Ende unbequem, wie er hier hing, Und so wie Zoro sich gerade versuchte zu strecken, erging es ihm wohl nicht viel anders. Das laute Knurren von Zoros Magen ließ Sanji grinsen. „Wenn du gestern nichts mehr gegessen hast, müsste da noch Reis sein“, murmelte Sanji. Er wollte Zoro zwar nicht loslassen, aber verhungern lassen wollte er ihn noch viel weniger. Es wunderte ihn ohnehin, dass Zoro ihn sich nicht einfach auf die Arme zog und mit ihm in die Küche spazierte. In seiner jetzigen Verfassung hatte der Blondschopf durchaus nichts dagegen, durch die Gegend getragen zu werden. Abgesehen davon stand er ja noch immer unter ärztlicher Aufsicht – mehr oder minder. Zumindest sollte er sich schonen, wenn er sich richtig erinnerte. „Ich weiß. Hab den gestern noch in den Kühlschrank gestellt. Ignorier meinen Magen einfach“, ertönte es dann von Zoro, ziemlich verpennt. Der wollte doch wohl nicht…Sanji runzelte leicht die Stirn, ein Seitenblick, sofern man aus seiner Position davon sprechen konnte, verriet ihm jedoch, dass Zoro die Augen immer wieder zufielen. „Hoch mit dir, du Faultier“, schmunzelte Sanji schließlich. „Ich hab auch Hunger und da ich nicht aufstehen darf, lass dir gefälligst was einfallen, wie ich in die Küche und an was zum Essen komme.“ „Ich soll mir was einfallen lassen? Okay“, erwiderte Zoro und stand auf. Sanji klammerte sich an ihn und, als Zoro richtig stand, schlang er seine langen Beine um Zoros Hüften. Irritiert blickte er auf, als Zoro auf halbem Weg stehen blieb und die Augen schloss. „Hey, ist alles in Ordnung? Siehst irgendwie aus, als wärst du leicht neben der Spur.“ Besorgt musterte Sanji seinen Freund. „Lass mich runter, Zoro. Die paar Meter schaff ich auch allein. Und du pflanz dich inner Küche auf nen Stuhl und wehe, ich sehe, dass du dich bewegst. Keine Widerrede.“ „Alles in Ordnung. Geht gleich wieder“, hörte Sanji ihn bloß murmeln. Sah dabei zu, wie er sich an die Wand lehnte. „Zoro“, knurrte Sanji und bedachte ihn mit einem teils scharfen, teils besorgten Blick. In Ordnung sah eindeutig anders aus.
 

„Wehe, du klappst mir hier weg, Marimo. Dann kick ich dich hinterher übern Strand, das schwör ich dir.“ Sanji sprach leise, seine Finger fuhren über Zoros blass gewordenes Gesicht. Konnte er es jetzt riskieren, ihn hier stehen zu lassen, um einen Stuhl zu holen, oder lag er dann in den paar Sekunden auf dem Boden? „Mach keinen Quatsch“, murmelte er, relativ ratlos. „Lass mich dir wenigstens helfen, du Sturkopf“, fügte er hinzu und legte sich Zoros Arm um seine Schultern, um ihn die paar Schritte bis zur Küche zu stützen. „Brauche keine Hilfe“, wurde ihm entgegengeknurrt. Und trotzdem wehrte er sich nicht. „Das sehe ich, Marimo“, brummte Sanji, führte ihn zu der Sitzbank in der Küche, wo er sich vorsichtig niederließ, die Arme auf den Tisch legte und seinen Kopf darauf. Was war das jetzt? Vertauschte Rollen? Sanji dachte kurz nach. „Sag mal, wann hast du das letzte Mal was gegessen?“ fragte er ihn dann, setzte sich neben ihn auf den Stuhl und strich ihm durch die Haare. „Keine Ahnung. Gestern Mittag, als ich gekocht hab?“ entgegnete Zoro und Sanji blickte ihn tadelnd an. „Sorry, geht gleich wieder“, nuschelte Zoro. „Das, was du da getan hast, nennst du doch nicht wirklich essen, oder? Du hast mit der Gabel ne Furche in den Reis gezogen, aber mehr auch nicht“, stellte Sanji dann klar. Strich ihm noch einmal durch die Haare, bevor er sich erhob, um Wasser für Tee anzusetzen.
 

Gleichzeitig inspizierte er den Kühlschrank, schaute, was Zoro da am Tag zuvor angeschleppt hatte. Holte dann die Schale mit dem Reis aus dem Kühlschrank, füllte diesen in einen Topf um und erhitzte ihn auf dem Herd. In der Zwischenzeit kochte auch das Teewasser, Sanji füllte in die Teekanne ein paar Teeblätter und goss das heiße Wasser darüber. Dann stellte er sie, zusammen mit den Tassen auf den Tisch. „Grünen Tee, was anderes kriegst du nicht“, murmelte er dann und wandte sich wieder dem Herd zu. Grinste in den Reistopf, rührte um und stellte den Herd aus. „Warum?“ erklang Zoros Frage vom Tisch aus. Eindeutig mit schmollendem Unterton. Sanji holte einen Teller aus dem Schrank – provokanterweise nur einen. Er war sich des stechenden Blicks in seinem Rücken nur zu bewusst. Weiterhin grinsend füllte er den gesamten restlichen Reis auf, holte eine Gabel aus der Schublade und begab sich dann an den Tisch. „Weil mir gerade danach ist“, grinste Sanji und stellte den vollen Teller Zoro vor die Nase. „Und jetzt iss gefälligst.“ Den vorwurfsvollen Blick, mit dem Zoro ihn bedachte, ignorierte Sanji einfach. Lieber sah er dabei zu, wie sich Zoro mit altbekanntem Heißhunger auf seine Mahlzeit stürzte. Aber nicht für sehr lange, denn nach ein paar Happen ließ er die Gabel sinken und starrte Sanji an. „Und was ist mit dir? Du hast gesagt, dass du auch Hunger hast.“ „Hab ich auch“, murmelte Sanji, stibitzte dem perplexen Zoro die Gabel und damit gleichzeitig einen Bissen Reis. Lächelte ihn an und ging zurück zum Kühlschrank. Der Uhr nach war es ohnehin schon Mittagszeit, dann konnte er auch gleich kochen. „Wehe, ich finde einen Krümel Reis auf deinem Teller, wenn ich hier fertig bin“, brummte Sanji, glücklich darüber, dass wieder ein wenig Normalität zwischen ihnen beiden herrschte. Steckte dann seinen Kopf erneut in den Kühlschrank und stöhnte auf.
 

„Den Alkohol kannste im übrigen knicken“, knurrte er leicht verstimmt und schob die Flasche mit dem Sake – musste das denn die XXL-Version sein? – in die hinterste Ecke des Kühlschranks. „Warum?“

Und wieder grinste Sanji. Sein grünhaariger Dussel sprang doch immer wieder drauf an. „Im übrigen kann ich den Reis nicht aufessen.“
 

Klonk.
 

Sanji steckte eindeutig zu weit im Kühlschrank. „Du hast zwei gesunde Hände, Marimo“, erwiderte er dann, als er verstand, worauf Zoro hinaus wollte. Hielt er ja schließlich dessen Gabel noch immer in der Hand. Aber eigentlich hatte Sanji ihm Manieren eingetrichtert, was Esskultur anging. Und dazu gehörte auch, dass nicht mit den Fingern gegessen wird. Aber heute sah der Blondschopf großzügig darüber hinweg. Gespannt wartete er auf Zoros Reaktion, grub sich dabei weiter durch den Kühlschrank. Gut, er tat so. „Okay, aber wehe, du meckerst.“ Die mampfenden Geräusche in seinem Rücken bewiesen wohl, dass Zoro jetzt tatsächlich mit den Fingern aß. Sanji schüttelte den Kopf, soweit er dazu Platz hatte. „Das ist ne Ausnahme, damit das klar ist“, knurrte Sanji, trat sich innerlich gerade für seinen vorigen Ausspruch. „Gab es eigentlich im Supermarkt nur Alkohol und Nudeln?“ fragte Sanji dann, klappte die Kühlschranktür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt. Kopfschüttelnd beobachtete er Zoro, der weiter den Reis in sich reinstopfte, als hätte er eine Woche lang hungern müssen. Oder als hätte er schon ewig nichts vernünftiges mehr gegessen.
 

„Das Gemüse und Obst sah aus, wie aus dem letzten Jahr. Hab lediglich ein paar Karotten und Kartoffeln mitgebracht. Fleisch gab es nur noch abgepacktes und das magst du nicht. Die Frischetheke hatte schon geschlossen. Oben im Schrank liegen Salzstangen und Zwieback. Der Arzt hat gesagt, dass du in den nächsten Tagen nur so was essen sollst.“ Mit diesem Redeschwall lehnte sich Zoro an die Wand, rieb sich über seinen Bauch und schloss sichtlich zufrieden die Augen. Sanji lächelte still, stieß sich vom Kühlschrank ab und setzte sich zu Zoro an den Tisch. Goss ihnen beide einen Tee ein und genoss einfach nur Zoros Nähe, seine Teetasse in der Hand drehend. „Als würde ich den ganzen Tag nur Salzstangen futtern“, brummte er missmutig. „Haste dem nicht gesagt, dass sein Patient ein Spitzenkoch ist?“ Diese unfreiwillige Diät passte ihm so gar nicht in den Kram.

„Ich hatte zu der Zeit andere Dinge im Kopf. Der Arzt hat irgendwas von Kartoffelbrei und Karottensuppe erzählt. Bist du sicher, dass du schon wieder richtig essen kannst?“ Sanji ließ Zoros Musterung über sich ergehen und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Hör auf, mich anzustarren, als wäre ich ein Insekt und du auf der anderen Seite vom Mikroskop“, schnappte Sanji. Hob dann den Kopf und blickte Zoro in seine unendlich tiefen, grünen Augen. „Heute vielleicht nicht“, lenkte er dann ein. „Aber morgen ist Ende mit der Diät. Dreck“, fluchte Sanji leise. Und dabei hatte er doch auch Hunger. „Glaub mir, einem Insekt würde ich nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit schenken. Außerdem sind die Viecher nicht halb so attraktiv wie du“, murmelte Zoro. „Spinner“, knurrte Sanji, konnte die feine Röte, die sich in sein Gesicht schlich, jedoch nicht aufhalten oder gar verbergen.
 

„Trink lieber deinen Tee“, versuchte er abzulenken. Sanji klappte ja fast die Kinnlade nach unten, als Zoro tatsächlich seine Teetasse leerte. Der tat wirklich das, was man ihm sagte? Ohne zu diskutieren? Ein schneller Blick durchs Fenster: Nein, die Welt ging noch nicht unter. Von der Apokalypse war auch nichts zu sehen. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag?“ fragte Zoro, den Kopf in seinen Händen. Sanji zuckte mit den Schultern. „Ich geh jetzt eine rauchen“, erwiderte Sanji dann. „Können ja ne Runde am Strand drehen, oder wurde mir das auch verboten?“ Er sagte es zwar, aber bewegte sich nicht ein Stück. Irgendwie waren Zoros Augen gerade viel interessanter. „Hm, der Arzt hat gesagt, Bettruhe und dass du dich erholen sollst. Ein kurzer Spaziergang am Strand sollte aber drin sein. Allerdings solltest du vorher eine Kleinigkeit essen. Deine Kippen liegen im Schlafzimmer auf dem Nachtschrank.“ „Muss ich jetzt wirklich nur Salzstangen essen?“ knurrte Sanji frustriert.

Zoros verträumtes Lächeln machte Sanji fast stolz. Nur er schaffte es, Zoro so was zu entlocken.

Und dieses Lächeln liebte Sanji wirklich, genauso wie den Menschen, dem es gehörte. „Du hast die Wahl zwischen Zwieback und Salzstangen. Beides essbar, ohne zu kochen. Ansonsten darfst du noch Haferschleim, Karottensuppe, Kartoffelbrei und Reis essen. Müsstest du aber für kochen.“ Sanji verzog das Gesicht und grummelte. „Da gibt es ja im Knast besseres Essen.“ Fahrig fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare und rieb sich über die Augen. Irgendwie war er total erschöpft und doch zu faul, um sich zu bewegen. Nun hatten sie zwar einen Vorschlag, wie man den Tag verbringen konnte, doch niemand raffte sich auf. Sie saßen nur stumm am Tisch und schauten sich an. „Solange keiner von den Knastis Magenprobleme hat, bestimmt“, grinste Zoro ihn an. „Du siehst müde aus. Leg dich doch ein bisschen hin. Ich bring dir dann fürs erste ein paar Zwieback und Salzstangen, sowie den Tee ans Bett.“ „Und was machst du solange?“ fragte Sanji, schloss, unter Zoros hauchzarter Berührung an seiner Wange, die Augen. „Außerdem liegt da noch genug Krempel rum. Entweder räumen wir auf oder wir müssen anbauen.“
 

„Leg dich hin. Ich räum den Mist schon weg. Und ich schaff es auch, mich für ein paar Stunden selbst zu beschäftigen. Kann ja ein bisschen arbeiten oder ich geh joggen. Hab in letzter Zeit recht wenig trainiert“, gab Zoro zur Antwort. „Ich will aber nicht allein bleiben“, maulte Sanji leicht verstimmt. Jetzt, wo es zwischen ihnen ruhig wurde, wollte er Zoro um sich haben und nicht alleine in einem Zimmer hocken und sich langweilen. Er hasste es wirklich, krank zu sein. „Dann legen wir uns beide eben ein paar Stunden hin“, meinte Zoro dann, stand auf und zog Sanji von seinem Stuhl hoch. Ein liebevolles Lächeln bekam Sanji noch und einen Kuss auf die Stirn, bevor er in Richtung des Schlafzimmers geschoben wurde. „Geh schon mal vor. Ich mach noch schnell nen Teller mit was zu knabbern für dich.“ Genervt verdrehte Sanji die Augen. „Ich will was richtiges essen.“ Dennoch trottete er ins Schlafzimmer. Riss dort die großen Fenster auf, um frische Luft in den Raum zu lassen. Dann betrachtete er nachdenklich das Stillleben auf dem Nachtschrank.

„Schmeiß du mal alles, was wir nicht brauchen auf das Tablett und stell das auf den Stuhl. Dann kann ich den neuen Kram auf dem Nachttisch abstellen.“ Schwer beladen war Zoro ihm gefolgt. „Vom Regen in die Traufe“, grinste Sanji leicht. Da hat man den Krempel weggeräumt und prompt stand neuer dort. „Ace sollte sich mal nen anständigen Tisch ins Zimmer stellen“, merkte Sanji noch an, bevor er Zoros Wunsch nachkam und den Kram zusammenräumte. Allerdings stellte er ihn nicht auf einem Stuhl ab, sondern brachte ihn in die Küche zurück. Griff sich noch eine Flasche Wasser aus dem Vorratsschrank und kehrte ins Schlafzimmer zurück. „Ich hätte das Tablett schon noch gleich raus gebracht“, brummte es Sanji entgegen. Sanji zog nur eine Augenbraue hoch, erinnerte sich nur zu gut an den kurzen Besuch in Zoros Wohnung. Ihm lief es kalt den Rücken herunter und er schüttelte sich kurz. Sah Zoro dabei zu, wie dieser aufs Bett krabbelte und seine Schuhe durchs Zimmer feuerte. „Ja, ja“, machte Sanji nur und ließ sich auf die Bettkante sinken, fuhr sich mit der Hand wieder übers Gesicht. „Ich meinte es ernst“, erwiderte Zoro und kuschelte sich an Sanji an.

Sanji gab nur ein Brummen von sich. „Ich mach dir nen Vorschlag“, fuhr Zoro dann fort. „Du isst jetzt den Zwieback und die Salzstangen. Wenn du es verträgst und heute Abend immer noch was richtiges essen willst, dann lad ich dich in ein Restaurant deiner Wahl ein, okay?“ „Hmm, hört sich gut an“, flüsterte Sanji. „Können wir den ersten Teil weglassen?“ Widerwillig griff er dann eine der Salzstangen. Krümelkram zum Frühstück. Sanji murrte, warf dem Teller einen tödlich beleidigten Blick zu, bevor er den Knabberkram in seiner Hand schließlich zu essen begann.
 

„Na also, geht doch. Und schön aufessen“, tönte es grinsend hinter ihm. „Kriegst auch einen Kuss als Belohnung hinterher.“ „Und du kriegst gleich nen Tritt, wenn du weiter so frech bist“, antwortete Sanji, drehte sich um und funkelte Zoro schelmisch an. Dann streckte er sich der Länge nach einfach quer über Zoro aus, sodass dieser mehr oder weniger unbeweglich unter ihm lag. Doch nicht für lange, denn Zoro kitzelte ihn nach allen Regeln der Kunst ab, so dass Sanji irgendwann nach Luft japste. „Gnade, ich ergebe mich“, keuchte er, nun unter Zoro liegend. Dafür strich er mit seiner Hand hauchzart Zoros Rücken hinab und kniff ihn einmal kräftig in den Hintern, schaute ihn dabei mit einem Unschuldsblick an. „Dafür, dass du dich ergibst, bist du aber noch ganz schön frech. Das schreit geradezu nach einer weiteren Bestrafung.“ „Ach ja?“ entgegnete Sanji und klimperte aufreizend mit seinen langen, dunklen Wimpern. Wie Sanji erwartet hatte, näherte sich Zoros Gesicht dem seinen, aber nur ziemlich langsam. Sein Blick verdunkelte sich zusehends, bohrte sich direkt in Sanjis Seele. Er spürte Zoros Atem auf seinen Lippen, als dieser ein „Ja“, hauchte, mit einer Stimmlage, dass es in Sanjis gesamten Körper zu kribbeln begann. Doch flugs drehte sich Zoro mit dem Rücken zu Sanji. Das brachte ihn dann doch dazu, erstaunt die Augenbraue hochzuziehen. Seinen Kopf in die linke Hand stützend, strich er mit seiner rechten durch Zoros Haare, den Nacken entlang über dessen Rücken, beobachtete, wie die Muskeln arbeiteten, unter Sanjis Berührungen vorsichtig zuckten. „Ich hab dich vermisst“, murmelte er leise, verträumt. Ja, er liebte diesen Mann abgöttisch, das war ihm klar. Als Zoro nach Sanjis Arm griff und ihn zu sich zog, rückte Sanji noch ein Stück näher an Zoros Rücken, an seinen ganzen Körper. Sanjis Hand ruhte nun, in Zoros auf dessen Brust. Mit den Fingerspitzen strich er über die Haut, fühlte den Herzschlag. „Ich war doch die ganze Zeit hier“, brummte Zoro. Sanji seufzte auf, schob seinen linken Arm unter Zoros Kopf, umarmte ihn so von hinten. „Du bist aber auch ein selten begriffsstutziges Exemplar der Sorte Mensch“, erwiderte Sanji liebevoll lächelnd. Er löste leicht seinen Griff, als Zoro sich umständlich umdrehte und sie beide nun Nase an Nase lagen. „Wie meinst du das?“, hörte er ihn murmeln, mehr schlafend als wach. Er hauchte Sanji einen Kuss auf die Nasenspitze, während dieser immer noch lächelte. „Später“, meinte er dann flüsternd. „Du schläfst doch schon.“ Vorsichtig und darauf bedacht, seinen Freund nicht aus dessen Dämmerzustand zurückzuholen, strich er mit seiner freien Hand über Zoros Schläfen, zog langsam die Konturen seines Gesichtes nach. Der Griff um Sanji verfestigte sich einen Moment lang und Sanji wollte schon zum Protest ansetzen. Doch der erstarb in dem Augenblick, in dem sich Zoros Griff wieder lockerte, sein ganzer Körper sich völlig entspannte. Sanji liebte diesen Anblick. Zoro anstarren, ohne dass dieser murrte und motzte, weil er es betont nicht ausstehen konnte. Und er kostete diesen auch aus. Jedenfalls so lange, bis ihm selbst die Augen zufielen. Stille legte sich in das Zimmer und über das Paar, welches in glücklicher Umarmung vereint erneut zueinander gefunden hatte.
 

Murrend, brummend und knurrend nahm er zur Kenntnis, wie etwas über sein Gesicht strich, krabbelte, was auch immer. Er wischte mit einer Handbewegung den Störenfried zur Seite, um ihn kurz darauf wieder an dieser Stelle zu haben. Er fühlte sich doch gerade so wohl. Hatte geträumt, dass Zoro sich endlich mit ihm vertragen hatte, und sie sich nicht, wie sonst immer, nur stritten und verletzten, aus dem Weg gingen. „Noch fünf Minuten“, brummte Sanji leise. Er wollte nicht aufwachen oder gar aufstehen. Es war viel zu bequem und viel zu schön. Von weit weg hörte er es rascheln und irgend jemanden quatschen. Hörte sich an wie Zoro. Warum sollte er jetzt aufstehen? Er hatte doch Urlaub, brauchte nicht arbeiten. „Elender Sklaventreiber“, murrte Sanji. Moment mal…Zoro…? Sanji blinzelte. War doch kein Traum gewesen. War Realität – seine…ihre Realität. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er die Lippen vor sich zu einem sanften Kuss einfing.

„Eigentlich hast du den Kuss gar nicht verdient“, sagte Zoro, als sie sich lösten. Kurz blickte er an Sanji vorbei und dieser verdrehte die Augen. Wusste er doch genau, dass Zoro damit auf den blöden Knabberkram anspielte. „Soll ich dich künftig auf Diät setzen?“ fragte Sanji zurück und seine Finger wanderten über Zoros Gesicht, die Stirn, die Augenbrauen entlang zu seinen Lippen, zog deren Konturen nach. Aufmerksam betrachtete er Zoros Gesicht, versuchte, sich jede kleine Einzelheit einzuprägen. „Würdest du eh nicht tun“, brummte Zoro. „Du lässt niemanden hungern. Und jetzt hör auf mich so anzustarren. Ich mag das nicht.“ Sanji lächelte, als Zoro seine Hand von seinem Gesicht holte und die Fingerspitzen küsste. „Ich hab gesagt Diät, Marimo, nicht Nulldiät,“ erwiderte er, den Blick noch immer auf Zoros Gesichtszügen. „Und ich starre wann und wohin, wie es mir passt.“

Ein Knurren war die Folge. „Egal ob Diät oder Nulldiät. Satt werden würde ich da mit Sicherheit nicht“, antwortete Zoro, den Kopf senkend. Sanji hatte die Röte bemerkt, die seinem Freund ins Gesicht geschlichen war. Er ließ Zoro gewähren, als dieser sich an seinem Hals entlang küsste, bis hin zu seinem Schlüsselbein. Doch er legte sanft einen Finger unter Zoros Kinn und hob es sachte an, so dass er ihm wieder ins Gesicht schauen konnte. „Du lenkst ab“, hauchte er, versuchte Zoros Finger auf seiner Haut zu ignorieren. „Weiß nicht, wovon du sprichst“, antwortete Zoro und haschte nach Sanjis Lippen. „Ich glaub schon, dass du das weißt“, murmelte Sanji an Zoros Lippen. Nur ganz sachte küsste er Zoro, darauf bedacht einen kleinen Abstand zu wahren, auch um ihr Spiel zu verlängern, in das sie sich zunehmend vertieften.
 

„Keine Ahnung, was du meinst.“ Ziemlich undeutlich kam es zurück, Zoro war mit seinen Lippen weitergewandert zu Hals und Schlüsselbein des Blonden zurück. Zusätzlich fuhren seine Fingerspitzen hauchzart über Sanjis Haut, erkundeten Bauch und Brust, immer und immer wieder. Auch eine Seite, die Sanji an seinem Freund nicht kannte. Früher war dieser niemals so vorsichtig gewesen. Er lächelte. So wie Sanji ihn gern anschaute, sich auf diese Art alle Einzelheiten einprägte, so schien es Zoro ihm gleichzutun. Nur eben mit seinen Fingern. Jede Stelle, die Zoro berührte, kribbelte und trotzdem bekämpfte Sanji seine langsam aufkommenden Gefühlswallungen. So lange hatte er sich nach ihm verzehrt, sowohl das kleine Abenteuer auf seiner Couch als auch das im Hotel war eindeutig auf Leidenschaft zurückgegangen, die sie beide im Griff und einfach überrollt hatte. Ohne jedoch vorher ein klärendes Gespräch zu führen, ein einziges Wort der Entschuldigung zu sagen. Zumindest ging es Sanji so, wie Zoro das sah, wusste der Blondschopf nicht. Und ihn zu fragen, traute er sich nicht, aus Angst, dieser würde das missverstehen.

Doch Sanji war gefangen in seinen Gefühlen, seine Finger begannen ebenso über Zoros Haut zu wandern, wie von selbst fanden sie die empfindlichen Stellen, hauchzart strich er über die Narbe auf Zoros Brust, versuchte so, diesem ein Stöhnen zu entlocken, sein eigenes dabei immer heftiger unterdrückend. Soweit es sein Verstand zuließ, atmete er normal, wollte er Zoro nicht durch seine Körperreaktionen zeigen, wie sehr er die Berührungen genoss. Aber wenn sie so weitermachten, würde sich das ohnehin bald nicht mehr vermeiden lassen, das wusste Sanji nur zu gut.

„Warum hast du mich eigentlich geweckt?“ brummte er, die Augen geschlossen und den Kopf ein wenig in den Nacken gelegt, damit Zoro besser an seinen Hals herankam.

Dieser löste sich von Sanjis Hals und starrte wie hypnotisiert in sein Gesicht. Dann legte er seine Lippen auf Sanjis, verschloss sie sanft zu einem Kuss. Entfachte damit allerdings ein Feuer in Sanji, das lange nicht mehr gelodert hatte. Aus dem sanften Kuss war ein leidenschaftlicher geworden, in einer endlos anmutenden Bewegung fuhr Zoros Zunge über Sanjis Lippen, bis er sich seinem grünhaarigen Freund ergab und seine Zunge mit Zoros zu spielen begann. Zoro löste sich von ihm, schwer atmend, strich Sanji vorsichtig über die Wange. „Wir wollten doch am Strand spazieren und dann eventuell noch was essen“, erwiderte er dann, schaute ihn mit einem solch liebevollen Blick an, den Sanji bis dato nicht kannte. „Dann sollten wir das auch tun“, murmelte Sanji, verfluchte seinen Körper für dessen Reaktionen. Alles in ihm schrie danach, den Mann auf sich hier mit Haut und Haaren zu vernaschen, zu spüren, wie er vor Erregung zitterte. Das Aufstöhnen zu hören, welches für ihn mit zu den erotischsten Geräuschen gehörte, die Zoro von sich gab. Er liebte es, wenn Zoro stöhnte, auch wenn es viel Aufwand bedurfte, um ihn soweit zu kriegen. Sanji beobachtete ihn dabei, wie er sich aufrichtete. Schien so, als hätte auch Zoro mit seinen überschwemmenden Gefühlen zu kämpfen. „Na dann los. Im Gegensatz zu dir bin ich schon angezogen. Willst du vorher noch duschen?“ Ein fragender Blick traf Sanji und er brummte leicht, bevor er nickte. Kroch dann an Zoro vorbei vom Bett. „Wo hast du meine Klamotten hingepackt?“ wollte er dann wissen.
 

„Vor dem Bett“ antwortete Zoro sogleich und griff nach der Zeitung, die auf dem Bett lag. Das erklärte auch das Rascheln von vorhin, stellte Sanji gerade fest. Den Blick Zoros noch auf sich spürend stand er schließlich auf, sammelte die Tasche, die vor dem Bett lag, auf und begab sich langsam ins Badezimmer, wiegte seine Hüfte ein wenig mehr als sonst beim Gehen, grinste dabei spöttisch. Er wusste nur zu gut um seine Wirkung auf den Grünhaarigen, der sich garantiert beherrschen musste, um nicht sofort hinterher zu springen. Sanji kannte ihn gut genug, um das zu wissen. Er begutachtete den Inhalt der Tasche, runzelte die Stirn über den Krempel, den Ace sonst noch da rein geworfen hatte. Schulterzuckend holte er ein paar Klamotten hervor, bevor er etwas fand, das seinen Ansprüchen genügen würde. Dann sprang er unter die Dusche. Kaum zehn Minuten später verließ er das Bad wieder, bekleidet mit einer hautengen schwarzen Jeans. Das weiße Hemd hing über seiner linken Schulter, mit der rechten Hand rieb er sich gerade eben die Haare trocken. Er blieb am Türrahmen gelehnt stehen und lächelte. Zoro blickte von seiner Lektüre auf und erwiderte Sanjis Lächeln. „Fertig?“ wollte er dann wissen. „Hmm“, brummte Sanji, ließ sein Handtuch zu Boden gleiten. Normalerweise störte ihn jegliche Art von Unordnung und ein auf dem Boden liegendes feuchtes Handtuch war in seinen Augen so was von unakzeptabel, doch es war ihm gerade eben egal. Er fuhr sich mit seiner Hand durch die feuchten Strähnen, bevor er das Hemd von seiner Schulter nahm und es überzog, jedoch nicht zuknöpfte. Langsam durchquerte er das Zimmer, fühlte deutlich den Blick, der ihn verfolgte. Für ein paar Sekunden war er Ace dankbar, dass dieser jene schwarze Jeanshose mit eingepackt hatte. Er wusste, dass Zoro dieses Stück Stoff gern an ihm sah, betonte es doch die schlanke, dennoch durchtrainierte Gestalt des blonden Kochs. An der breiten Fensterfront blieb der dann stehen, sah über den Strand und das weite Meer.
 

Er hörte Zoro aufstehen und näher kommen, hinter Sanji blieb er stehen. Zoros Hände ruhten kurzzeitig auf Sanjis Schultern, bevor sie über seine Arme hinabwanderten, über seine Hüften strichen und schließlich verschränkt auf seinem Bauch knapp über seinem Hosenbund zu liegen kamen. Zoros Kopf ruhte an Sanjis, beide schauten sie hinaus. Sanji betrachtete ihre Spiegelung in der Fensterscheibe, fragte sich einmal mehr, warum sie jemals getrennte Wege gegangen waren. Leicht legte Sanji seinen Kopf zurück, an Zoros Schulter. „Wollen wir dann los? Runter zur Bucht? Oder willst du woanders hin?“ fragte Zoro ihn murmelnd. Sanji legte seine Hände über die von Zoro, strich sanft mit den Fingerspitzen darüber. „Die Bucht hört sich gut an“, antwortete Sanji dann nach einigen Minuten absolutem Stillschweigen. Daraufhin löste Zoro die Umarmung, griff nach Sanjis Hand, verflocht ihre Finger miteinander. Noch immer schweigend gingen sie die kleine Treppe an der Terrasse in Richtung Strand. Zielstrebig wandte sich Zoro dann nach links, doch Sanji hielt ihn zurück, „Zoro“, begann er leise und machte einen Schritt in die andere Richtung. Sah aus dem Augenwinkel, wie Zoros Gesicht rot anlief. Ja, seine Orientierung war echt zum davonlaufen. Ob es auch Navis für den Strand gab? Innerlich grinste Sanji, ließ sich nach außen aber nichts anmerken. Zoro hasste es, wenn man sich über seine nicht vorhandene Orientierung lustig machte. Jeder wusste, dass er sich auch auf kleinstem Raum verlief, doch zugeben würde er es niemals, vor niemandem. Etwas, mit dem Sanji ihn früher oft aufgezogen hatte. „Kriegen wir das wieder hin?“ fragte er dann leise.
 

Der Griff um seine Hand wurde etwas fester. „Ich denke schon. Sanji, ich habe noch nie aufgegeben und ich werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Besonders nicht, wenn ich dich dadurch verliere.“ Sanji seufzte. Aufgeben war nicht Zoros Stil, das wusste er, und sein eigener auch nicht. „Wir haben beide schon einmal aufgegeben“, gab Sanji zerknirscht zu bedenken. Denn nichts anderes war ihre Trennung gewesen. Eine Flucht, weg von dem anderen, weg von allen Problemen, die damit zusammenhingen. Schweigend legten sie das letzte Stückchen Weg bis zur Bucht zurück. An einer geschützten, ziemlich versteckten Stelle ließ sich Zoro auf den Boden sinken, setzte sich so hin, dass Sanji bequem zwischen seinen Beinen Platz fand. Er lehnte sich an Zoro an, dessen Arme sich um Sanjis Oberkörper geschlungen hatten. „Ich würde es nicht als aufgeben bezeichnen“, begann Zoro leise. „Wir sind einfach nur zu stur oder zu stolz oder auch beides zusammen gewesen, um eher wieder aufeinander zuzugehen.“ „Zoro, wir haben uns getrennt“, platzte es aus Sanji heraus. „Du hast dir ne eigene Wohnung genommen. Wir haben nicht einmal in Erwägung gezogen, miteinander zu reden, sonst wäre es doch nie so weit gekommen. Die ganzen vier Monate haben wir nicht geredet.“ Sanjis Stimme war gegen Ende nur noch ein heiseres Flüstern gewesen. Zu präsent war der Schmerz in ihm, um alles, was er glaubte, verloren zu haben. „Noch einmal steh ich das nicht durch.“

Zoro lehnte sich ein wenig mehr an Sanji, seine Stirn an Sanjis Schulter. „Dann lass uns jetzt sprechen. Es ist zwar ziemlich spät dafür, aber besser spät als nie, oder?“ „Und solche Worte von dir?“ schmunzelte Sanji leicht. „Es ist verdammt spät, wenn man es genau nimmt“, fuhr Sanji schließlich ernsthaft fort. „Die letzten vier Monate waren der absolute Horror für mich, schlimmer als jeder Streit, den wir vorher irgendwann einmal hatten. Ich hab mich noch nie im Leben so allein gefühlt. Du hast mir Halt gegeben, weißt du das? Hab ich dir das eigentlich jemals gesagt?“

Sanji spürte, wie sich Zoros Griff um ihn wieder festigte. So zuwider ihnen beiden dieses Gespräch auch war, umso wichtiger war es, sonst würde ihre Beziehung wohl nie wieder richtig funktionieren.

„Nein, hast du nicht. Mir ging es nicht viel besser. War unkonzentriert und hab kaum geschlafen. Du hast mir wahnsinnig gefehlt. Aber ich war einfach zu wütend und enttäuscht und verdammt noch mal auch verletzt. Das, was du mir an diesem Abend vorgeworfen hast, konnte ich nicht einfach so hinnehmen. Und nachdem ich gegangen war, konnte ich auch nicht einfach so zurück. Es tut mir leid, Sanji.“ „Mir auch, Zoro“, gab der Blondschopf leise zu. „Die Frau war meine Cousine. Ich hab sie schon wahnsinnig lange nicht mehr gesehen und mich einfach gefreut. Ich hab nicht im Entferntesten darüber nachgedacht, dass dich das beleidigen oder verletzen könnte. Das wollte ich doch nicht. Und dieser Typ, der dann plötzlich neben dir saß und dich angefasst hat. Ich hab einfach nur rot gesehen, keine Ahnung, was das sollte. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich das nicht mehr ungeschehen machen kann und ich hab es in dem Moment bereut, als ich es ausgesprochen habe. Ich weiß, dass du nicht fremdgehen würdest. Du bist die treueste Seele, die ich kenne. Ich mach mir heute noch übelste Vorwürfe deswegen“, schloss Sanji. „Ich hab das nicht gewollt, glaub mir.“ Er brach ab, seine Stimme, sein ganzer Körper zitterte. „Du hast mir nie erzählt, dass du eine Cousine hast“, meinte Zoro nach einer kurzen Pause. „Dieser Typ war plötzlich da gewesen. Ich hab keine Ahnung, was der mir da eigentlich erzählt hat. Hab den einfach nur ignoriert. Dass er seinen Arm um mich gelegt hat, hab ich auch nur am Rande bemerkt, hat mich auch nicht interessiert. Ich war viel zu beschäftigt mit meinen Gedanken. Verdammt, Sanji, ich war tierisch eifersüchtig. Du warst auf einmal auf und davon, hingst am Hals von dieser Frau und hast sie geküsst. Ich wusste echt nicht, was ich denken soll. Ich vertrau dir. Wirklich. Das musst du mir glauben. Aber da in diesem Moment … Und als du mir dann zuhause noch die Vorwürfe gemacht hast, von wegen, dass ich dir untreu wäre, da wollt ich einfach nur noch raus, weg. Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich geblieben wäre. Ich war so wütend. Frag Ace. Der beschwert sich immer noch bei mir wegen seines kaputten Couchtisches.“ Sanji rückte näher an Zoro heran, neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, damit Zoro sein Gesicht dort verstecken konnte. Dann griff er nach hinten, strich durch die grünen Haare. „Wir sind so blöd“, seufzte Sanji dann. „Wenn man so darüber nachdenkt, hätten wir uns das echt sparen können, wenn wir damals direkt Klartext geredet hätten. Bin eigentlich nur ich so kompliziert?“ wollte Sanji wissen, blickte über das Wasser.
 

Zoros leises Lachen irritierte ihn ein wenig. „Nein. Ich bin es mindestens genauso sehr wie du. Was machen wir jetzt, Sanji? So was wie gestern Abend und heute morgen, möchte ich nicht noch mal erleben. Aber anscheinend verstehen wir so gut wie jedes Wort falsch, was der andere von sich gibt.“ Ratlos ließ Sanji seine Augen weiterhin durch die Gegend schweifen. Es war ja schon ein Fortschritt, dass sie sich erklärt hatten, ohne laut und unfair zu werden, ohne Vorwürfe, ohne dem anderen ins Wort zu fallen. Doch wie es weitergehen sollte, das wusste auch Sanji nicht. Und so seufzte er erneut. „Keine Ahnung“, gestand er dann. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht hat uns unsere Situation auch gelehrt, etwas genauer nachzudenken, bevor wir sprechen.“ Ein blöder Spruch, aber was konstruktiveres war ihm gerade nicht eingefallen. „Genauer nachdenken, bevor wir sprechen?“ hakte Zoro nach, Unglaube in seiner Stimme. „Dir ist aber schon klar, dass du dann so zwischen fünf und zehn Minuten warten musst, bis du eine Antwort von mir kriegst“, setzte er dann hinzu. „Das hängt von der Frage ab, Marimo“, stichelte Sanji und grinste leicht. „Ich weiß, dass das so nicht weitergehen kann“, fuhr er dann, wieder ernst geworden, fort. „Aber was willst du denn dann machen?“

Auch von Zoro erklang nur ein Seufzen, deutliches Zeichen seiner Ratlosigkeit. „Wie wäre es, wenn wir das alles einfach vergessen? Lass uns einfach neu anfangen. Verdammt, Sanji, ich will mich wieder normal mit dir streiten können, ohne dass wir uns hinterher anschweigen und getrennt voneinander einschlafen. Und sollte das doch nicht klappen, dann setzen wir uns eben noch mal hin und überlegen uns was anderes. Aber ich weiß, dass wir das wieder hinkriegen. Denn du bist der Einzige, den ich an meiner Seite haben will.“ Sanji errötete, ob dieser Worte. So was von Zoro zu hören, war keinesfalls selbstverständlich. „Kannst du es denn einfach so vergessen? Ich nämlich nicht“, gestand der Blondschopf flüsternd.

„Nein, aber ich kann es versuchen. Was sollen wir sonst tun? Sag es mir und ich werde es machen. Denn du bist mir so unendlich wichtig. Und ich will, dass du das weißt.“ Wieder schlich sich ein Rotton auf Sanjis Gesicht. Irgendwie war er sprachlos. Aus Zoro sprach eine Ernsthaftigkeit, die Sanji keine Sekunde an der Ehrlichkeit seiner Worte zweifeln ließ. „Wir hätten vielleicht viel eher darüber reden sollen“, murmelte er schließlich. „Dann hätten wir uns ne Menge Ärger erspart.“ Das, was Zoro ihm eben gesagt hatte, führte dazu, dass sich Sanji noch schlechter fühlte, als ohnehin schon. Diese vier Monate waren mit einem Mal unendlich lang geworden, viel länger, als sie tatsächlich waren. „Wir haben soviel Zeit verschwendet“, hauchte er erstickt.
 

Zoro drehte Sanji in seinen Armen um und strich ihm über die Wange. Sanji senkte seinen Blick. Er war viel zu emotional und er hasste sich im Moment dafür. Aber auch das war eine Sache, die er nicht ändern konnte. „Vergiss die Monate. Ich weiß, sie waren nicht leicht, weder für dich, noch für mich. Und das mit dem Vergessen ist leicht dahin gesagt. Aber alles was zählt, ist doch, dass wir jetzt zusammen sind.“ Vorsichtig lehnte Zoro seine Stirn gegen Sanjis und lächelte ihn aufmunternd an. Der Anflug eines Lächelns zog auch über Sanjis Lippen, ehe er die Augen schloss, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. „Vielleicht hast du ja recht“, erwiderte er dann. Er tastete mit seiner Hand nach Zoros, krallte sich in ihr fest, als er sie fand. „Nicht nur vielleicht“, hörte er Zoro flüstern. „Ganz bestimmt sogar.“ Sanji erwiderte Zoros sanften Kuss und auch das liebevolle Lächeln. „Wenn wir essen gehen wollen, dann sollten wir langsam los. Oder willst du lieber noch hier bleiben? Wir können auch noch weiterreden, wenn du das möchtest.“ Kurz legte Sanji den Kopf schief, dachte nach. Eigentlich hatte er genug geredet, dieser sentimentale Quatsch ging ihm gerade gehörig auf die Nerven, auch wenn er notwendig war, wenn sie ihre Beziehung wieder auf die Beine und eine vernünftige Basis stellen wollten. Er schüttelte seinen Kopf. „Ich glaub, für heute haben wir genug geredet. Soviel schaffen wir ja sonst nicht einmal in einer Woche.“ Er übertrieb zwar maßlos, aber ihm war das jetzt einfach egal. Er hatte Zoro wieder, alles andere war unwichtig. „Lass uns zurück gehen. Wohin wolltest du denn zum Essen?“ fragte Sanji, stand langsam auf und zog Zoro mit sich, immer noch seine Hand festhaltend. Lehnte sich dann an ihn. „Hab doch gesagt, dass ich dich in ein Restaurant deiner Wahl einlade. Du kennst dich da wesentlich besser aus. Will ja nicht, dass uns wieder so was vorgesetzt wird, wie im Hotel.“ Der Gedanke daran ließ Sanji grinsen. Der Küchenchef dort würde wohl Zeit seines Lebens ein Trauma mit sich herumtragen. Oder der hatte tatsächlich im Baratie angerufen, okay, dann hatte er tatsächlich ein Trauma, denn Jeff hätte den mit Sicherheit durch die Leitung gezogen. „Hmm“, machte Sanji dann. „Müssen wir mal schauen, was es hier so gibt. Auf blauen Dunst fahr ich auch nicht in die Stadt, zumal wir mit dem Taxi fahren müssen. Kriegt dein Laptop eben gleich was zu tun.“ Langsam und je einen Arm um den anderen Körper geschlungen, gingen sie am Strand entlang, zurück in das kleine Strandhaus, das sie derzeit bewohnten.

Wieder dort angekommen, drückte Zoro Sanji den Computer und das Stromkabel in die Hand. „Hab vergessen, den letztens wieder auszuschalten. Akkus sind jetzt garantiert leer. Ich spring schnell unter die Dusche und zieh mich um, okay?“ Noch bevor Sanji irgendwas darauf antworten konnte, war Zoro schon im Badezimmer verschwunden. Nachdenklich seufzend verkabelte Sanji den Computer und setzte sich aufs Bett, das kleine Gerät auf seinen Beinen. Sein Blick fiel auf den Teller mit dem Knabberkram. Seine Kaffeetasse von früh am Morgen stand auch noch unberührt da. Unbekümmert mit den Schultern zuckend nahm er einen Schluck des kalten Kaffees. Er schüttelte sich, aber das Getränk erfüllte seinen Zweck – es weckte seine Lebensgeister ein wenig. Dann surfte er durchs Internet, auf der Suche nach einem Restaurant, in welches sie beide wollten. Er grub in seinen Erinnerungen, es gab mal einen Laden, von dem Jeff ihm erzählt hatte. Dort hatte dieser einen Teil seiner Ausbildung absolviert. Rasch tippte er ein paar Daten ein und grinste . Er griff zu Zoros Seite vom Bett, fischte dessen Handy vom Nachtschrank und bestellte dann einen Tisch. Glück gehabt, es gab noch einen, aber nur, weil jemand kurzfristig abgesagt hatte. Nun noch ein Taxi organisieren und alles wäre perfekt. Verträumt blickte Sanji dann zur Badezimmertür, aus der die Duschgeräusche gerade eben verstummt waren.
 

Ein nur mit einem Handtuch bekleideter Zoro betrat das Zimmer. Wassertropfen perlten von seinen Haaren über seine gebräunte Haut, verschwanden in dem Handtuch, das ihm um den Hüften hing, und mehr betonte als verdeckte. Da kamen Sanji ganz andere Gedanken, als Essen zu gehen. Musste der sich jetzt auch so aufreizend bewegen beim Anziehen? Da wurde Sanji beim Zuschauen ja schon schwindlig. Für ihn stand die Zeit gerade still, nichts um ihn herum war mehr wichtig, seine Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf dem Menschen, der vor ihm stand und ihn erwartungsvoll anschaute. Und nun auch noch näher kam. Seine grünen Augen in Sanjis bohrte. Rechts und links von Sanji stützte er sich ab. „Sanji.“ Gott, diese Stimme, einfach zum weg schmelzen. „Hast du ein Restaurant gefunden?“ Just in diesem Moment hupte es draußen. Nur langsam konnte Sanji sich von Zoro lösen, dessen Augen hielten ihn noch immer gefangen. Sein Gefühle fuhren gerade Achterbahn. „Das Taxi ist da“, murmelte er, überging Zoros Frage völlig und schob den Laptop von seinen Beinen.

Zoros Lächeln gab Sanji den Rest. „Dann komm“, meinte Zoro. Vollends verwirrt zog er sich an Zoros Hand vom Bett. „Hier, sofort und auf der Stelle“, murmelte Sanji, mehr zu sich selbst. Er registrierte nur am Rande seines Bewusstseins, dass Zoro ihn nach draußen zog und in das Taxi. Es dauerte eine Zeitlang, bis sein benebelter Verstand wieder in halbwegs normalen Bahnen lief. Zoros fragender Blick erinnerte ihn dann doch daran, dass da noch was war. Er fischte einen Zettel aus seiner Hose, den er dem Taxifahrer reichte, ohne dabei seinen Blick von Zoro abzuwenden. Hatte der Typ eigentlich schon immer so unverschämt tiefgrüne Augen? Und blitzten die sonst auch so? Er führte sich gerade auf, wie ein verliebtes Schulmädchen, nur dass es ihn nicht im Geringsten störte.

Den Hauch eines Kusses bemerkte er fast nicht, wie denn auch, war ja nur ein Hauch. Zoros Finger strichen vorsichtig eine blonde Strähne aus Sanjis Gesicht, bevor er dann an den muskulösen, warmen und überaus bequemen Körper gezogen wurde und sich ebenfalls zurücklehnte. Langsam löste sich Sanji aus seiner Starre, als er Zoro so entspannt sitzen sah, die Augen geschlossen, sein Atem tief und regelmäßig. Ein Lächeln zog sich über Sanjis schmale Lippen und seine Augen blitzten auf. Sie würden knapp eine halbe Stunde unterwegs sein. Die Zeit sollte also ausreichen. Seine Finger fuhren vorsichtig hauchend an Zoros Hosenbund entlang, über die Knopfleiste, bevor er abbog und unschuldig Kreise auf Zoros Oberschenkel zog. Dabei verfolgte er seine Finger mit den Augen, nur in den Augenwinkeln konnte er Zoros Reaktion wahrnehmen, das leichte Zucken, das diesen immer wieder heimsuchte. „Lass das“, zischte Zoro ihm leise knurrend zu. „Hmm? Ich mach doch gar nichts“, murmelte Sanji, strich jedoch fröhlich weiter mit seinem Finger über Zoros Oberschenkel, bog zur Innenseite ab und fand ganz langsam wieder seinen Weg nach oben, zurück zur Knopfleiste. Spürte dabei, wie sich Zoros Griff um ihn verfestigte, die Hand, die locker an seiner Seite lag, sich etwas tiefer in Sanjis Fleisch krallte. „Das merk ich“, zischte Zoro erneut und rutschte unruhig neben Sanji herum. Sanji bedachte ihn mit einem unschuldigen Lächeln. Der Griff in seiner Seite bewies ihm nur, wie sein Freund mit seiner Selbstbeherrschung kämpfte. Zoro griff sich Sanjis streichelnde Hand und drückte sie fest an seine Brust. Unter seinen Fingerspitzen fühlte er Zoros schnellen Herzschlag, schaute diesem von unten herauf dabei zu, wie er tief ein- und ausatmete, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen. Früher war es schwieriger gewesen, den Grünschopf so weit zu bringen. Das Spiel liebte Sanji, Zoro zu triezen und zu reizen, bis dieser nicht mehr wusste, wo genau ihm der Kopf stand. Dass seine Beherrschung so schnell nachließ, musste wohl auch an den vergangenen Monaten gelegen haben. Sanji wusste aber, ihm würde es nicht anders gehen, hätte Zoro ihn jetzt so berührt. Still lächelte der Blondschopf in sich hinein. Das war es, was er die ganze Zeit vermisst hatte, was ihn in der letzten Zeit so schlecht schlafen ließ.

Zoros Brummen ließ ihn wieder aufblicken und brachte ihn dazu, dass Sanji seinen Freund anstarrte. Irgendwie wirkte er leicht abwesend. Kurz schaute Sanji aus dem Fenster. Nur noch ein paar Minuten, dann hatten sie ihr Ziel erreicht. Ihm kam die Gegend vage bekannt vor, als kleiner Junge war er schon einmal hier gewesen, zusammen mit Jeff.
 

Als das Taxi schließlich hielt, stieg Sanji aus, und überließ Zoro die Bezahlung des Taxifahrers. Der Zahn der Zeit hatte an dieser Gegend genagt, stellte der blonde Koch fest. Aber das Restaurant würde er unter tausenden wieder erkennen. Als er Zoros kritischen Blick bemerkte, schaute er ihn tadelnd an und boxte ihm leicht in die Seite. „Zieh ein anderes Gesicht, Marimo“, brummte er. „Du schaust ja gerade so, als ob dir jemand ein Schälchen Hundefutter zum Essen vorgesetzt hat.“ „Ja, ja“, grummelte Zoro zurück, aber wenigstens lächelte er. Die Formalitäten am Eingang waren schnell erledigt, sie zwei an ihrem Tisch im Kerzenschein, scheinbar vertieft in die Speisekarte. Lächelnd nahm Sanji den Fuß zur Kenntnis, der sich gerade an seinem Bein entlang arbeitete, obwohl der Besitzer des Fußes doch ganz unschuldig die Karte studierte. Über den Rand seiner eigenen Karte beobachtete er Zoro, ließ dann unauffällig eine Hand sinken und wartete ab, bis der Marimo mit seinem Fuß in Reichweite kam. Zoro war sonst nirgends kitzlig, außer an den Füßen. Diesen Moment nutzte Sanji, strich mit seinen Fingerspitzen über Zoros Fußsohle, dabei in seine eigene Karte vertieft. Es knallte jedoch, als Zoros Knie mit der Unterseite der Tischplatte Bekanntschaft machte und prompt drehten sich einige Gäste zur Quelle des Lärms um. „Also ich nehme das Tagesgericht und ein Glas Rotwein“, murmelte Sanji, legte die Karte zur Seite und lächelte fröhlich, als wäre nichts gewesen. Zoro warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, den Sanji gekonnt ignorierte. „Ich nehme das gleiche, aber ohne Rotwein, sondern mit Sake“, brummte er, gab die Bestellung an den, gerade an den Tisch zurück gekehrten, Kellner weiter. Stützte dann die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte seine Finger ineinander und legte sein Kinn darauf ab. Bedachte Sanji mit einem intensiven Blick, unter dem Sanji früher garantiert rot angelaufen wäre. Doch Sanji tat es ihm gleich, nur über ihre Augen kommunizierten sie, sprachen Bände miteinander. Alles spöttische war aus Sanjis Blick gewichen, er schaute Zoro an, fast so, wie er es zuvor im Strandhaus getan hatte. Liebevoll, gierig, der Blick getränkt vor Leidenschaft und aufwallender Lust.
 

Der Kellner unterbrach sie irgendwann, stellte Getränke und Essen auf den Tisch. „Lass es dir schmecken“, meinte Zoro zu Sanji. Dieser lächelte Zoro weiterhin an. „Du dir auch und lass deine Füße bei dir, weißt ja, was sonst passiert.“ Mit diesen Worten griff er sich sein Besteck und begann zu essen. Es schmeckte wahrhaftig, hatte Jeff also doch nicht übertrieben, als er Sanji gegenüber von diesem Restaurant geradezu geschwärmt hatte. Es hatte seinen Ruf mit Recht erworben. Sie sollten hier viel öfter essen gehen, wenn sie im Strandhaus waren. Und vor ihrem Krach waren sie oft da gewesen. Urlaub, verlängerte Wochenenden oder auch einfach mal zwischendurch. Mit geschlossenen Augen genoss Sanji seine Mahlzeit, vergaß sogar seinen Freund zeitweise darüber.

„Und? Was macht dein Magen?“ fragte Zoro, als sie ihre Teller leer hatten. „Vermutlich das Essen verdauen“, entgegnete Sanji ernsthaft, dachte keine Sekunde an die dämliche Diät, die er da halten sollte. „Magst du noch Nachtisch?“ fragte Zoro ihn dann, an seinem Sake nippend. Vor allem nippend. Sonst trank er das Zeug, wie andere Wasser und jetzt hielt er sich ewig an einem kleinen Becher auf? Sanji schüttelte den Kopf auf Zoros Frage und seine wirren Gedanken, drehte sein Rotweinglas in seinen Händen, bevor er den letzten Schluck nahm, der noch darin schwappte.

„Wollen wir noch woanders hin? Kino vielleicht? Wenn ich mich recht erinnere, ist das ja nur ein paar Minuten zu Fuß von hier.“ Nachdenklich kratzte Sanji sich am Hinterkopf, warf Zoro einen bedeutungsschweren Blick zu. Sollte er oder sollte er nicht? Er war hier noch nie mit Zoro essen gewesen und Zoro wollte sich hier in der Nähe an ein Kino erinnern?

„Was?“ fragte Zoro gereizt. Sanji schüttelte den Kopf, es gab wohl keinen schmerzfreien Weg, um Zoro die Wahrheit zu sagen, sein Orientierungssinn war wirklich zum weglaufen. „Es gibt hier in der Nähe kein Kino“, murmelte Sanji so leise, wie nur irgend möglich, hoffend, dass Zoro nicht ausflippte. Ein ungläubiger Blick war die Folge. „Bist du dir sicher?“ hakte Zoro nach. „Ich hab doch an der Ecke nen Kiosk gesehen. Dann links ab und man kann das Kino schon sehen“, fügte er noch an. Sanji zog seine Augenbrauen hoch. In welchem Teil der Welt befand sich der Kerl schon wieder? Das war ja zum graue Haare kriegen, Schreikrampf inklusive. Vermutlich würde er sich auch aufm Klo verlaufen, würden da zwei Becken stehen. Sanji seufzte und sein bis eben nicht vorhandenes Verlangen nach einer Zigarette wuchs plötzlich ins Unermessliche. Nur schade, dass hier drinnen Rauchverbot galt. „Ja, ich bin sicher. Hier ist kein Kino“, wiederholte Sanji noch einmal, sichtlich mit seiner Ruhe kämpfend.
 

Den Kellner und die Rechnung ignorierend starrte Sanji seinen Freund an. „Hm“, machte Zoro, einen äußerst skeptischen Blick aufsetzend. „Wenn du dir wirklich so sicher bist, dann schlag was anderes vor.“ Bei diesen Worten umklammerte Sanji die Tischplatte, dass die Fingerknöchel weiß hervorstachen. „Oder willst du zurück?“ Zoro erhob sich und griff nach Sanjis Hand, nachdem er seine Kreditkarte vom Kellner zurück bekommen hatte. Langsam löste Sanji den Klammergriff um den Tisch und suchte einen Weg raus aus dem Restaurant. An der Bar blieb er kurz stehen, hob die Hand und winkte kurz. „Einen Gruß von Rotfuß Jeff“, grinste Sanji dann hinüber zu dem älteren Mann, der dort gerade die Gläser trocknete. „Kleiner, bist du das? Bist ja ordentlich gewachsen.“ Sanji lachte nur. „Ist ja auch etliche Jahre her“, meinte er dann. „Machs gut, Kleiner. Und mach uns keine Schande!“ rief der Alte ihm noch nach. Sanji winkte nur ab und zog Zoro dann aus dem Restaurant, hinaus auf die Straße. „Zeig mir mal den Kiosk, den du gesehen hast“, brummte er sarkastisch und zündete sich eine Zigarette an. Er schaute dabei zu, wie Zoro sich im Kreis drehte. „Hm, keine Ahnung, wo der jetzt hin ist. Hab den vom Taxi aus gesehen.“ Sanji machte einen Schritt zurück, hielt sich mit der linken Hand an der Laterne fest, neben der er gerade stand, während er mit der rechten Hand seine Zigarette zerquetschte. Seine langen Beine zuckten verdächtig, würde Zoro noch einen Spruch dieser Art zum Besten geben, würde er sich hinterher wohl auf der anderen Straßenseite wieder finden. „Zoro“, knurrte er daher mühsam beherrscht. „Du hattest deine Augen die Fahrt über zu, also was immer du gesehen haben willst, es war bestenfalls die Innenseite deiner Augenlider. Davon ab, warst du, solange wir uns jetzt kennen, noch nicht in diesem Restaurant. Übrigens, an der einen Straßenecke ist eine Wäscherei, an der anderen ein Autohaus. Und es gibt hier im gesamten Ort kein Kino.“

„Ich hatte nicht die ganze Fahrt über die Augen zu und ich bin mir sicher, dass ich einen Kiosk gesehen habe“, widersprach Zoro, schob seine Hände in die Hosentaschen und ging die Straße langsam hinunter. Sanji stand noch immer an seiner Laterne, starrte seinem Freund beinahe sprachlos hinterher. Aber eben nur beinahe. „MARIMO!!!“ wetterte er, in einer Lautstärke, dass man ihn bestimmt noch drei Blocks weiter sehr gut hören konnte. Eine dunkle Aura hatte sich um ihn gelegt und seine Augen sprühten Funken. In der Hölle wäre es vermutlich gerade weitaus sicherer als in der Nähe des Blondschopfes.
 

Er sah, wie Zoro zusammenzuckte. Er sah, wie Zoro sich umdrehte. Er sah auch, wie Zoro einen Schritt zurückwich. Und er sah das Lächeln auf Zoros Lippen. Und das irritierte ihn. Ungefähr eine Sekunde lang. Zoro kam zurück, Meter um Meter, blieb dicht vor ihm stehen. Grinste ihn dreist an. „Lass die Laterne los, Koch. Die geht sonst noch zu Bruch.“ Und Sanji ließ die Laterne los. „Guten Flug!“ zischte er und riss Zoro mit einem schnellen Kick von den Füßen. Lehrte ihn das Fliegen. Das Zusatztraining machte sich also doch bezahlt. Sanji zündete sich in aller Seelenruhe eine neue Zigarette an und grinste breit in die Richtung, in die Zoro geflogen war. Dem Poltern nach zu urteilen, musste er in einem maroden Bretterstapel gelandet sein. Ob der nun vorher oder erst durch Zoros Aufprall marode wurde, war Sanji völlig gleichgültig. Die Arme vor der Brust verschränkt, wartete er darauf, dass Zoro wieder aufstand und zurückkehrte. Und doch musste Sanji lächeln. Es schien, als würden sie wieder in die Normalität zurückfinden, die sie beide kannten. „Was ist?“ rief er spöttisch. „Keine Gegenwehr? Und du hattest die Augen doch zu, Marimo. Ich hab neben dir gesessen, ich hab´s genau gesehen.“ „Wenn du unbedingt Prügel haben willst, bitte. Bin gleich bei dir“, warf Zoro ihm entgegen, das Grinsen in der Stimme war deutlich zu vernehmen. Er wickelte sich ein Tuch um seine Hand, schritt dann konsequent, langsam auf den Blondschopf zu. Sanji ging ihm entgegen, an seiner Haltung nichts geändert und doch wachsam. Eine halbe Armlänge voneinander getrennt, blieben sie beide stehen, sahen sich einfach nur an, abwartend, wie Raubtiere kurz vor dem Sprung.

„Schon unfair, einfach so ohne Vorwarnung zuzutreten. Noch mal gelingt dir das nicht“, grinste Zoro ihm entgegen. „Du hattest ne Vorwarnung“, grinste Sanji zurück. Langsam umrundete er seinen Freund, dessen Blick auf sich spürend. „Ich wunder mich nur, dass du jetzt schon schwächelst“, erwiderte Sanji, deutete mit dem Kopf leicht auf Zoros verbundene Hand. Umrundete ihn noch ein zweites Mal. Ignorierte das erschrockene Aufkeuchen einiger Passanten, die dieses Spektakel mit angesehen hatten, sich wohl aber nicht sicher waren, was sie tun sollten. Er hatte jedenfalls seinen Spaß an dieser Sache und Zoros Gesichtsausdruck entnahm er, dass es diesem nicht anders erging.

„Wer schwächelt?“ empörte sich Zoro. „Was kann ich denn dafür, wenn in den Scheißbrettern Nägel drin sind.“ Der Faust, die auf Sanji zuraste, wich der Blondschopf mit Leichtigkeit aus. Erneut hob er eines seiner Beine, doch bevor er noch zu einem Tritt ansetzen konnte, hatte Zoro es abgefangen und hielt es in eisernem Griff, grinste Sanji entgegen. Sanji nahm die Kippe aus dem Mund, schnippte sie auf die Straße. „Wer sagt auch, dass du in den Brettern mit den Nägeln spielen sollst, Marimo“, brummte Sanji zurück, vollzog eine Drehung und befreite sich so aus Zoros Griff. Nun wieder auf seinen eigenen zwei Beinen stehend, näherte sich Sanji wieder Zoro. Er streckte seine Hand aus, legte sie auf Zoros Bauch, umrundete wieder seinen Freund, zog dabei seine Hand mit, die vorsichtig über Zoros Seite strich, kurz die Hüfte berührte, dann schlussendlich auf seinem Rücken liegen blieb. Sie standen so dicht voreinander, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Sanji hauchte Zoro einen Kuss auf die Lippen. „Wir sollten hier vielleicht verschwinden, bevor noch einer auf die dämliche Idee kommt, die Bullen anzurufen“, nuschelte er dann, blickte Zoro tief in die Augen, ließ ihn das tiefe Verlangen lesen, was in seinen eigenen Augen stand.
 

„Besser ist es“, murmelte Zoro an Sanjis Lippen. „Bei dem, was ich gleich mit dir vorhabe, stören die Zuschauer hier eh.“ Zoro haschte nach Sanjis Lippen und Sanji ließ sie ihn einfangen, zu einem innigen, leidenschaftlichen, dennoch kurzen Kuss. Sanji grinste, als sie sich wieder trennten, erneut sahen sie sich tief in die Augen. Sanji hauchte Zoro ins Ohr, stöhnte kurz auf, bevor sie ihre Hände ineinander verschlangen und Zoro mal wieder zielgenau in die falsche Richtung lief, um nach einem Taxi Ausschau zu halten. Sanji hüstelte nur. „Ja, ja, genau wie der Kiosk“, setzte er hinzu, bevor er den grünhaarigen, orientierungslosen, muskelbepackten Mann, der sich sein Freund nannte, in eine andere Richtung zog.

Kaum waren sie jedoch losgegangen, fuhr ein Taxi vorbei, das Zoro mit einer Handbewegung zum Anhalten brachte. Sanji ließ sich bereitwillig auf den Rücksitz schieben, hatte nicht mal Zeit, um sich vernünftig hinzusetzen, als Zoro neben ihn kroch, dem Taxifahrer – oh Wunder – die richtige Adresse nannte und sich sofort wieder Sanji zuwendete. Sie versanken in einem neuen Kuss, voller Leidenschaft, Sanji spürte, wie sich Zoros Hand tiefer unter sein Hemd stehlen wollte. Er langte mit seiner eigenen Hand nach der anderen, hielt sie ein wenig fest. „Wie war das mit den Zuschauern?“ nuschelte Sanji an Zoros Lippen, rutschte jedoch noch ein wenig tiefer in den Sitz und zog Zoro mit sich. „Der muss sich auf die Straße konzentrieren“, murmelte Zoro an Sanjis Lippen zurück. Sanji fühlte, wie Zoro trotz des Griffs seine Fingerspitzen über Sanjis Haut fahren ließen, so weit er denn kam. Sanjis freie Hand wanderte auf Zoros Rücken, seine Finger verhakten sich in dessen Hosenbund und pressten ihn näher an sich. Hatte doch was, dass er nicht nur seine Tritttechniken verbessert hatte, sondern auch Krafttraining in den Armen betrieb. Sanji löste sich von Zoros Lippen, schaute seinen Freund schwer atmend an, direkt in dessen grüne Augen, die sich zusehends verdunkelten. Würde die Fahrt hier noch viel länger dauern, wäre es wohl mit ihrer beider Beherrschung vorbei. „Später“, murmelte Sanji daher nur, ließ Zoros Hand los und legte sie ihm auf die Brust, um ihn so ein wenig auf Abstand zu halten. Murrend und protestierend legte Zoro seinen Kopf auf Sanjis Brust ab und kämpfte mit sich, genau wie Sanji. In diesem Moment hielt das Taxi an. „Du hast das Geld“, grinste Sanji, löste sich von Zoro, öffnete die Tür und sprang hinaus. Er schaute sich um. „Hmm, so ganz ist das zwar nicht die Gegend, in die wir wollten, aber den Rest kann man ja auch laufen. Der hat ja genau so eine Orientierung, wie der Schnittlauch“, murmelte Sanji und ging hinab in Richtung des weitläufigen Strandes. Im Dunkeln herrschte hier eine besondere Atmosphäre, das einzige Licht war derzeit der Vollmond und die unzähligen Sterne, die am Himmel funkelten. Sanji ließ sich rückwärts in den Sand fallen und starrte fasziniert in den schwarzen Nachthimmel.

Grüne Haare, grüne Augen und ein kantiges, dennoch attraktives Gesicht versperrten ihm nach einigen Minuten die Sicht. Die Hände, die seine Seiten hoch und wieder hinunter fuhren, ignorierte er gekonnt. Sachte hauchte er Zoro einen Kuss an die Lippen, seine Arme hinter seinem eigenen Kopf verschränkend. Tief blickte er in Zoros, vor Lust getränkten Augen. „Warum haben wir uns noch gleich getrennt?“ murmelte Sanji schwach. Zoro sackte auf Sanji zusammen, halb erstaunt, halb entsetzt über den plötzlichen Sinneswandel. Vergrub sein Gesicht an Sanjis Halsbeuge, die Hände ruhten auf Sanjis Hüften. „Willst du tatsächlich noch mal darüber reden?“ fragte er dann leise. Sani zog eine Hand hinter seinem Kopf hervor, strich damit durch die grünen Haare vor sich. „Nein“, antwortete er dann nachdenklich, weiter streichend über Zoros Rücken. „Ich stell nur gerade fest, dass wir das hier“, und er machte eine weit ausholende Bewegung mit seiner Hand, „schon viel eher hätten haben können.“ Leichte Melancholie schlich sich in Sanjis blaue Augen, während seine Hand ein Stück weiter über Zoros Rücken wanderte und den Hosenbund entlangfuhr, schließlich an Zoros Hüfte liegen blieb. „Ich liebe dich, Zoro. Jetzt wahrscheinlich noch viel mehr, als je zuvor“, setzte er dann hinzu. Sentimentalität war zwar sonst auch nicht gerade sein Fall, aber in diesem einen Augenblick hielt er sie für angebracht, denn so ungestört waren die Zwei nur sehr selten. Keine Lichter, keine piepsenden, nervigen Geräte, kein Mensch weit und breit, nur sie beide allein, im Mondschein an einem einsamen Strand. Wäre Sanji kitschig veranlagt, hätte er jetzt gesagt, sein Leben war mit diesem Moment perfekt. Er hatte alles, was er brauchte, bei sich.

Moonlight Beach

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Relapse

Relapse
 

Sanji schlang die Arme um seinen Partner, strich über dessen Rücken, ein verträumtes Lächeln auf seinen Lippen.

Lange Zeit blieben sie so liegen, Arm in Arm, Sanji lauschte Zoros Atemzügen, die langsam aber sicher, immer ruhiger und regelmäßiger wurden. Er seufzte auf, strich ihm mit der Hand durch seine grünen Haare. Nichts war ihm momentan lieber, als hier an Ort und Stelle liegen zu bleiben, doch die Nacht konnte und wollte er dennoch nicht draußen verbringen. „Nicht einschlafen“, brummte er daher leise und stupste den Grünschopf vorsichtig an. Ein unwilliges Brummen war alles, was Sanji als Antwort bekam. Das, und dass sich Zoro enger an ihn kuschelte. Sanji seufzte erneut. Er wollte keinen harschen Ton an den Tag legen, dazu war der gesamte Abend viel zu friedlich verlaufen. Er verstand auch, dass Zoro nicht wirklich bereit war, sich zu bewegen, aber dennoch wollte er langsam zurück, das Bett war wesentlich bequemer. „Komm schon, Marimo“, murmelte Sanji daher. „Lass uns unsere Klamotten zusammensuchen und zurück. Da kannste meinetwegen den ganzen Tag verpennen“, versuchte er, ihn zu locken, betrachtete ihn, auf seine Reaktion wartend. Würde er jetzt nicht reagieren, dann würde Sanji zu anderen Mitteln greifen. Zögerlich blickte ihm eines der grünen Augen entgegen, bevor sich Zoro grummelnd von Sanji löste und sich neben ihm im Sand ausstreckte, ebenso wie Sanji, in den Nachthimmel mit seinen funkelnden Sternen schaute. „Los jetzt“, brummte Sanji, wenn auch widerwillig und setzte sich auf, blickte sich suchend nach ihrer beider Klamotten um, sofern man dann im Dunkeln etwas erkennen konnte. Der Vollmond am Himmel war zwar schön, aber nicht sehr hilfreich, stellte Sanji knurrend fest. Und dass Zoro sich neben ihm noch immer nicht weiter bewegt hatte, erheiterte Sanji auch nicht. „Schwing die Hufe, Grünspan, sonst schwing ich sie für dich“, setzte er verstimmt dazu, bereit, Zoro notfalls einmal über das Meer zu kicken.
 

Die Worte taten scheinbar ihre Wirkung, oder aber Zoro war doch nicht scharf darauf, spät in der Nacht noch schwimmen zu gehen. Egal, was es war, es führte dazu, dass besagter Grünspan sich erst aufrichtete, mit der Hand übers Gesicht fuhr und schließlich ganz aufstand. Das Kleidungsstück, was er in Händen hielt – Sanjis Hemd – ließ er einfach auf dessen Kopf fallen. „Hier“, murmelte er dazu. Sanji stöhnte entnervt auf, bevor er sich das Hemd vernünftig anzog. Im Gegensatz zu Zoro hatte er wenigstens etwas an, denn sein Freund spazierte noch immer unbekleidet und scheinbar unbekümmert am Strand entlang. Sanji stand nun auch auf, blickte suchend umher, bevor er die restlichen Klamotten entdeckte, die sich, bis auf zwei Ausnahmen, auf einem Haufen befanden. Er raffte die Sachen zusammen, blickte Zoro nach, der mit den Füßen mittlerweile im Wasser stand. Kopfschüttelnd folgte er ihm dann. „Wenn du schwimmen willst, ich kann dir dabei behilflich sein“, brummelte Sanji grinsend. Betrachtete Zoro, als dieser sich bückte und Klamotten aus dem Wasser fischte. Sanjis Grinsen wuchs in die Breite, hatte er doch volle Aussicht auf den Knackarsch seines Freundes. „Heute nicht mehr“, antwortete Zoro jedoch nur, und schaute sich die Kleidung in seiner Hand an. Hose und Shorts. Und so wie Zoro gerade guckte, schien er ernsthaft in Erwägung zu ziehen, diese anzuziehen. Sanji entzog ihm brummend die Kleidungsstücke und packte sie zu den anderen in seinen linken Arm, während er mit der rechten Hand nach der Zoros griff und ihn aus dem Wasser zog, wieder zurück auf den Strand. Das Strandhaus war zwar in Sichtweite, aber Zoro würde allein sicherlich gekonnt daran vorbei laufen und den dann noch im Dunkeln suchen zu müssen, darauf hatte Sanji nun so gar keine Lust. Widerstandslos ließ sich Zoro von Sanji den Strand entlang führen und auch sonst schien der Grünschopf recht maulfaul zu sein. Irritiert schüttelte Sanji den Kopf, ließ Zoro, an der Terrasse angekommen, los und sah diesen ins Haus trotten, wohl direkt in Richtung Schlafzimmer. Wieder seufzte Sanji auf, hängte die Klamotten fix über das Geländer und flitzte hinter Zoro her. Der stand, ziemlich planlos, im Schlafzimmer an der Tür, die Stirn dagegen gelehnt. Selbst für Sanji offensichtlich, dass er erschöpft war. „Na, komm schon“, murmelte Sanji und führte Zoro ins Bad, stellte das warme Wasser an und schob seinen Freund unter die Dusche, befreite sich von seinem Hemd und sprang hinterher.
 

Mitfühlend betrachtete er seinen Freund, der irgendwie völlig neben sich zu stehen schien. Die Hand nach ihm ausstreckte, ihn ein Stück an sich zog und einen Kuss auf seine Lippen hauchte. Sanji erwiderte die kleine Zärtlichkeit, ließ sich bereitwillig von Zoro mit dem Duschgel bekleckern, das dieser sich eben gegriffen hatte. Spürte kurz darauf, wie Zoros Hände begannen, die nun schäumende Substanz auf ihm zu verteilen. Sanji tat es ihm nach, begann, den Sand von Zoros Körper zu waschen, schenkte ihm ebenfalls ein liebevolles Lächeln, bevor er sich an Zoros Brust lehnte und genussvoll die Augen schloss, dabei die Arme um seinen Liebsten schlingend. Die einzigen Geräusche gab der kleine Wasserfall von sich, unter dem die beiden gerade standen. Bis Sanji einfiel, dass Zoro Talent dazu hatte, auch im Stehen einzuschlafen. Dieser hatte in der Zwischenzeit seine Arme ebenso um Sanjis Körper gelegt und seinen Kopf in Sanjis nassen Haaren vergraben. Sanji blickte vorsichtig nach oben und stöhnte leise auf, bevor er, erst einmal, das Wasser abstellte und sich eines der Handtücher griff, die über der Duschwand hingen. Flüchtig und umständlich, so weit er kam, trocknete er Zoro damit den Rücken ab und fuhr ihm kurz über die Haare. „Zoro“, brummte er leise, in der verzweifelten Hoffnung, er müsste ihn nicht ins Bett tragen, aber irgendwie hatte er da gerade eine untrügliche Ahnung. „Ja, ja“, murmelte es zurück und Sanji hob erstaunt seine Augenbrauen.
 

Er überließ Zoro das Handtuch, folgte ihm verwundert, sich nebenbei ein neues Handtuch greifend und ebenfalls abtrocknend. Schaute Zoro dabei zu, wie dieser das Handtuch vor dem Bett zu Boden gleiten ließ und sich der Länge nach aufs Bett fallen ließ. Völlig kraftlos. Ein Zustand, der bei Zoro Seltenheitswert besaß. Es schien, als hätten die letzten paar Tage – oder waren es doch die vergangenen vier Monate – stark an seinen Kräften gezehrt. Sanji lächelte mild, schaltete das Licht im Badezimmer und auch im Schlafzimmer aus und begab sich ebenfalls ins Bett, kuschelte sich liebevoll an seinen grünhaarigen Freund. Lächelte, als dieser sich leicht drehte und die Arme um Sanji schlang. Er ließ sich enger an Zoro ziehen, lauschte dessen ruhigen Atemzügen, die ihm verrieten, dass er eingeschlafen war. Sanji schloss die Augen, konzentrierte sich nur auf den Körper vor sich und driftete ebenfalls in Morpheus´ Reich.
 


 

Eigentlich schlief er ja gut. Eigentlich. Wären da nicht die blöden Schmerzen gewesen, die ihn langsam, aber sicher in die Realität zurück beförderten. Ungehemmt machte ihn sein Magen darauf aufmerksam, dass es ihm längst noch nicht wieder gut ging. Dass er es übertrieben hatte. Und zwar maßlos. Eine Hand auf den Bauch gepresst, versuchte er, seiner Übelkeit Herr zu werden, sie zu verdrängen, hinunter zu schlucken. Irgendwie. Doch vergebens. Mit einem Satz war Sanji aus dem Bett gesprungen und ins Bad gehechtet, die Tür dabei achtlos hinter sich zuwerfend.

Zitternd und leichenblass saß er neben dem Klo auf dem gefliesten Boden, zog gerade die Spülung. Mit einer Hand fuhr er sich übers Gesicht und durch die Haare. „Muss das denn schon wieder sein?“ murmelte er leise vor sich hin und stöhnte auf. Er hasste den Geschmack von Galle in seinem Mund, war aber gerade ebenso unfähig, aufzustehen und sich wenigstens ein bisschen Wasser in den Zahnputzbecher zu lassen, um sich seinen Mund auszuspülen.

Wohlbekannte, braungebrannte Finger schoben sich in sein Blickfeld, einen Lappen und einen Becher in der Hand. Zitternd nahm Sanji den Lappen entgegen, wollte sich eigentlich damit übers Gesicht wischen. Doch sowie er das feuchte Stück Stoff in den Fingern hielt, entglitt es ihm auch wieder. Mit einer Mischung aus peinlicher Berührung, Verzweiflung und Flehen hob er schließlich den Kopf und schaute Zoro an und doch an ihm vorbei. Sein Blick verschwamm immer wieder, er fühlte sich unglaublich schlecht. Nur am Rande bekam er mit, wie Zoro verschwand und kurz danach wieder auftauchte. Ihn von dem kalten Boden hob und in ein Handtuch hüllte. Mit dem feuchten Lappen über sein Gesicht fuhr und ihm schlussendlich wieder den Becher vor die Nase hielt. Vorsichtig griff Sanji danach, umklammerte ihn mit beiden Händen und nahm einen kleinen Schluck Wasser, bevor ihm auch der Becher durch die zitternden Finger rutschte und auf dem Boden landete, samt Inhalt. „Scheiße“, fluchte der Blondschopf, ihm war heiß und kalt gleichzeitig, momentan hatte er das Bedürfnis, auf der Stelle zu sterben. „Nicht schlimm. Ich mach das nachher weg“, murmelte Zoro ihm entgegen. Wie aus weiter Ferne drangen die Worte an Sanjis Ohren. Erneut hielt Zoro den Becher in der Hand, direkt an Sanjis Lippen. „Willst du noch einen Schluck?“ dabei fragend. Sanji spürte eine Hand an seinem Hinterkopf. Zu schwach, um sich zu wehren, schüttelte er nur leicht den Kopf. Ihm war schwindlig, alles um ihn herum drehte sich. „Zoro“, murmelte er noch, bevor er einfach kraftlos gegen seinen Freund sank.
 

Er fand sich unter seiner Bettdecke wieder, die fest um ihn gestopft war. Spürte den Hauch eines Streichelns an seiner Wange und wandte sich den streichelnden Fingern zu, drehte sich leicht um.

Er konnte gerade mal Konturen erkennen und Zoro nur, an dessen markanten grünen Haaren. Er startete den Versuch, Zoros Hand mit seiner zu greifen, doch irgendwie verhedderte er sich in der Decke. Er fluchte erneut, tadelte sich innerlich für seinen Leichtsinn. Nur ändern würde das jetzt wohl auch nichts mehr. Und das schöne, ruhige Wochenende, das die Zwei geplant hatten, war dahin. Er schloss seine Augen wieder, zitterte unter seiner warmen Decke weiter vor sich hin. Zoros warmer Körper gesellte sich neben den schmalen von Sanji, gab noch zusätzlich Wärme ab. Langsam und sehr vorsichtig schlossen sich die muskulösen Arme um den Blondschopf. Dieser kuschelte sich enger an Zoro, lauschte dessen Herzschlag. „Sorry“, brachte Sanji stockend heraus. „Hab das Wochenende wohl gründlich versiebt.“ „Blödmann“, entgegnete Zoro ihm. „Wenn hier einer das Wochenende versaut hat, dann ich.“ Sanji seufzte auf. „Wenn ich wieder so einen grandiosen Einfall habe, erschlag mich einfach“, murmelte er dann, hustete leise. „Gott, mein Kopf“, maulte er wehleidig, er fühlte sich wirklich sterbenskrank. Und das, wo er normalerweise nie krank wurde. Und wenn doch, es nicht zugab. Ein echter Sturkopf eben. Ein unwilliges Brummeln schlug ihm entgegen, bevor die Wärme neben ihm verschwand. „Hey“, murrte Sanji protestierend, seine Augen wieder öffnend. Er blinzelte ein paar Mal, bis er wieder etwas erkennen konnte.
 

„Ich hab hier die Kopfschmerztabletten. Meinst, du behältst die drin? Vielleicht sollte ich doch besser den Arzt noch mal anrufen“, fügte er leise hinzu. Sanji zuckte leicht mit der Schulter. „Ist dunkel draußen“, murmelte er nur. “Wird eh keiner mehr wach sein.“ Er streckte seine Hand nach den Tabletten aus, mehr, als dass diese sich wieder einen Weg nach draußen suchten, konnte ja eigentlich nicht passieren, auch wenn Sanji auf eine erneute Wiederholung seines Badezimmerabenteuers gern verzichtete.
 

„Es gibt Notfallärzte“, knurrte Zoro. „Die kommen auch, wenn der Rest der Bevölkerung schläft.“

Er griff nach der Teetasse und schob sich die kleine weiße Pastille in den Mund, spülte sie mit dem Tee hinunter und verzog das Gesicht. „Bäh, kalt“, machte er, schüttelte sich und verkroch sich wieder unter der Decke. „Wir sind auch Bevölkerungsreste“, murrte der blonde Koch in sein Kissen, noch immer von seinen zitternden Gliedmaßen geplagt. Von der Kälte, die um ihn herum herrschte und im absoluten Widerspruch zu seiner langsam, zu glühen beginnenden Stirn stand. „War das hier schon immer so warm?“ maulte er leise, schob die Decke von sich. Nur leider war da ein Widerstand und gegen den kam Sanji gerade nicht an. Die Decke landete erneut auf Sanji. „Das ist das Fieber. Und die Decke bleibt da, wo ich sie grad hingepackt hab“, murrte Zoro, mit deutlich mahnendem Unterton. Sanji knurrte nur, weder ablehnend noch zustimmend. „Ich geh kurz den Arzt anrufen. Sei solange artig.“ Sanji schaute Zoro beleidigt an, strampelte erneut die Decke von sich. Soviel Wärme war einfach unerträglich. Er kam sich vor, wie in den Tropen, da war es auch viel zu heiß. Sein Kopf hämmerte noch immer, zur Ruhe kam er irgendwie gar nicht.

Dass dieser – wer oder was auch immer – da an ihm herumdokterte, passte Sanji so ganz und gar nicht in den Kram. Er seufzte erleichtert auf, als er das Zimmer endlich wieder für sich allein hatte. Nahm die Teetasse und starrte auf die Flüssigkeit darin. Die verspottete ihn, eindeutig. Lachte ihn aus, machte sich über ihn lustig. Sanji knurrte wütend, stürzte den kalten Tee in einem Zug hinunter. Stellte das Porzellangefäß wieder auf den Nachtschrank zurück und streckte sich auf dem Bett aus. Starrte genau in die Deckenlampe. Und wieder knurrte er auf. Wenn er den Deppen erwischte, der das Licht angelassen hatte, der könnte sich richtig warm anziehen. Mit seinem Kissen warf er nach der Lampe, allerdings ohne Erfolg, fiel es ihm doch nur direkt in sein Gesicht zurück. Doch dort verweilte es nicht lange, das Gesicht seines Freundes erschien über ihm und dieser schaute ihn stumm mit fragend hochgezogener Augenbraue an, das Kopfkissen in seiner Hand haltend. „Guck woanders hin“, motzte Sanji und drehte sich auf den Bauch, griff sich einfach Zoros Kissen und vergrub sein Gesicht darin. Schloss die Augen und konzentrierte sich auf den feinen Duft, der am Stoff haftete. Er bemerkte zwar noch, wie sich die Matratze neben ihm senkte, aber das war es dann auch schon. Seine Atemzüge wurden tiefer und regelmäßiger, langsam glitt er zurück in einen traumlosen, tiefen Schlaf, frei von allen Schmerzen.
 

Sehr viel später schlug Sanji erneut seine Augen auf. Blinzelte in das helle Zimmer. Im ersten Reflex schlug er seine Decke zurück, ihm war immer noch so furchtbar warm. Erleichtert seufzte er auf, als etwas kühlere Luft über seine Haut strich. Er kuschelte sich enger an Zoro, blickte diesen kurz an.

Ein Lächeln zierte dessen Gesicht, selbst jetzt im Schlaf, eines, das Sanji viel zu selten sah – fand er jedenfalls.

Nun ebenfalls lächelnd schloss der Blondschopf seine Augen, Zoro in seiner unmittelbaren Nähe wissend, döste er wieder ein.

Als er erneut erwachte, war Sanji allein in dem großen Bett, begraben unter zwei Decken. Suchend tastete er die Matratze ab. „Zoro“, murmelte er leise. Völlig gerädert schob er sich langsam unter dem Deckenberg hervor und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht, massierte leicht seine Schläfen. „Du sollst doch zugedeckt bleiben“, schallte es Sanji entgegen, wenn auch etwas undeutlich. „Schrei nicht so“, murrte Sanji flüsternd. Der Sinn von Zoros Worten erschloss sich ihm nicht so wirklich. Kurz die Schultern zuckend, blieb er genauso sitzen, wie er gerade saß. „Ich hab nicht geschrieen“, zischte Zoro. Sanji ließ widerstandslos zu, dass Zoro ihn in seine Decke einwickelte. „Hast du doch“, maulte er nur zurück, verhielt sich sonst still.
 

„Es tut mir leid, wenn es zu laut war. War nicht mit Absicht“, hörte Sanji ihn leise reden, mit zornigem Unterton. Sanji schloss seine Augen, das grelle Licht blendete ihn, verstärkte seine ohnehin vorhandenen Kopfschmerzen um ein Vielfaches. Er hatte keine Lust, sich mit Zoro zu streiten, vor allem nicht dann, wenn es ihm schlecht ging. Und er leugnete nicht einmal mehr vor sich selbst, dass er sich schlichtweg beschissen fühlte. Seufzend ließ er sich ins Bett zurückfallen und stieß sich prompt den Kopf an der Bettkante. Na, da freuten sich die Kopfschmerzen doch, bekamen sie Gesellschaft. Sanji zischte einen Fluch und rieb sich den Hinterkopf. Fühlte warme Flüssigkeit an seinen Fingern und riss erstaunt die Augen auf, starrte seinen blutigen Finger an. Hatte er sich nun zu allem Überfluss auch noch den Kopf aufgeschlagen. Er verdrehte die Augen und knurrte. Scheinbar hatte er nicht leise genug geflucht, denn nun trat Zoro auch auf den Plan. „Was haste denn jetzt schon wieder angestellt?“ wollte dieser sogleich wissen. Griff mit leichtem Zittern nach Sanjis Händen und suchten dann auf Sanjis Hinterkopf nach der Ursache der Blutung. Und Sanji wehrte sich nicht dagegen. „Gar nichts“, murmelte er nur, schloss verzweifelt die Augen. Er wollte doch nur diese elenden Schmerzen loswerden. Das konnte doch nicht so schwer sein. Er lehnte seine Stirn an Zoros Schulter, solange dieser noch in seinen Haaren herum wuselte. Vorsichtig strich Zoro mit seinen Fingern an der Wunde vorbei durch Sanjis blonde Haare. „Lass den Kopf nach vorn gebeugt. Ich geh kurz nen Waschlappen holen, um die Blutung zu stillen“, kam dann von ihm. Sanji blieb einfach so sitzen, ohne seine Stütze. Doch die kam recht schnell zurück und drückte ihm den kühlen Lappen direkt auf die schmerzende Stelle. „Geht’s?“ fragte er dabei. Sanji tastete mit geschlossenen Augen nach Zoros Körper, umschlang ihn umständlich und legte seine Stirn an seine Brust. „Hmm“, machte er nur, kein Ja und kein Nein als Antwort gebend. Er spürte Zoros Arme um sich, der ihn wieder ins Bett zurückzog, so dass er halb auf dem muskulösen Körper zu liegen kam. „Was machst du nur immer für Sachen!?“ murmelte Zoro ihm entgegen. Sanji schmiegte sich noch ein wenig mehr an Zoro, genoss dessen Berührungen auf seinem Rücken. Doch irgendwann richtete sich Sanji ein wenig auf, strich sich seine Haare aus der Stirn und seufzte leise. „Wo hast du die scheiß Tabletten hingeschmissen?“ fragte er dann leise, mehr und mehr von dem Gefühl verfolgt, sein Schädel würde langsam, aber sicher explodieren. „Welche?“ fragte Zoro zurück und musterte seinen Freund. „Hab von dem Arzt mehrere bekommen.“ Sanji runzelte die Stirn, dachte kurz nach. „Mehrere? Was denn noch alles für Zeug? Aber ich meinte die Schmerztabletten“, antwortete er zögerlich, strich in einer massierenden Bewegung mit seinen Fingern seine Schläfe entlang. „Irgendwas krampflösendes und welche gegen Übelkeit und Erbrechen“, antwortete Zoro ihm dann.
 

Der Lappen und die angenehme Kälte, die von ihm ausging, verschwanden von Sanjis Hinterkopf und Zoro begann, auf dem Nachtschrank nach den richtigen Tabletten zu suchen. Sanji nahm ihm die Tasse ab, die dieser ihm vor die Nase hielt, betrachtete den Tee darin. Der konnte auch nicht mehr als bestenfalls lauwarm sein. „Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir wieder nach Hause kommen.“ Verdammt guter Satz, musste sich sogar Sanji eingestehen. Aber er hatte sich dazu auch seine eigenen Gedanken gemacht. Denn eine ewig lange Bahnfahrt wollte er in seinem derzeitigen Zustand auch nicht vor sich haben. „Könnte ja den Alten mal anrufen“, murmelte Sanji vor sich hin. „Gibst du mir zwei daraus?“ Bittend schaute Sanji in Zoros Gesicht und hielt ihm die Packung mit den Schmerzmitteln hin, die dieser ihm zuvor in die Hand gedrückt hatte. Die Menge, die er nahm, war ihm egal, Hauptsache, er wurde endlich die Schmerzen los. Auch wenn dieser Gedanke unsinnig und, vor allem, nicht ganz ungefährlich war, beruhigte er den Blondschopf ein wenig. Ein wenig irritiert nahm Sanji Zoros Stirnrunzeln wahr. „Du bekommst noch eine. Und die zweite, sobald du eine Kleinigkeit gegessen hast“, bestimmte der Grünschopf und drückte eine Pille aus der knisternden Verpackung. Sanji nahm diese, leise und protestierend vor sich hinmaulend, entgegen und spülte sie mit einem Schluck Tee hinab. „Welchen Alten meinst du?“ fragte Zoro verwirrt nach. „Jeff“, antwortete Sanji.
 

War der derzeit einzig mögliche Weg, schnell heimzukommen, ohne eine aufreibende Bahnfahrt mit eventuellen Verspätungen, oder teures Geld für ein Taxi auszugeben. Denn bei allem, was Zoro sonst auch verdiente – also an Kohle, jeden Monat – das Geld wollte Sanji ihm nicht auch noch abschwatzen. Zögernd griff er einen Zwieback und knabberte an der Ecke des trockenen, krümeligen Backwerks. Er betrachtete Zoro, wie dieser sich mit den Händen übers Gesicht fuhr und tief aufseufzte. Einen Blick auf die Uhr werfend, fragte er Sanji dann: „Ist er jetzt im Restaurant oder in seiner Wohnung erreichbar?“ Der Blick aus den grünen Augen war eine Mischung aus Flehen, Ratlosigkeit und vor allem zutiefst verwurzelter Unsicherheit. Wenn Jeff erfuhr, warum es Sanji so ging, wie es ihm gerade ging, dann war hier die Hölle los. „Du weißt, dass er dich mindestens zu Hackfleisch verarbeitet und dich ohne Bezahlung für ein halbes Jahr zur Mithilfe im Baratie verknackt?“ fragte Sanji ihn dann sanft, bevor er die Hand nach dem Handy ausstreckte. „Der hat jetzt auch ein Handy, also lass mich das machen“, setzte er hinzu. „Nix da. Du sollst dich nicht aufregen. Ruh dich aus und gib mir die verdammte Nummer“, murrte Zoro und bedachte Sanji mit einem bösen Blick. „Wenn er mich zu Hackfleisch verarbeitet hat, brauch ich wenigstens nicht mehr im Baratie zu arbeiten. Geht ja dann schlecht“, nuschelte er noch hinterher. Sanji zog die Augenbrauen zusammen. „Wenn du nicht willst, dass ich mich aufrege, dann lass mich anrufen. Du, mit deinem Talent für Worte, schaffst es, dass er dich am Telefon schon fertig macht. Wie willst du denn dann mit ihm auf engstem Raum im Auto sitzen, stundenlang? Davon abgesehen, dass er dich trotz Verarbeitung zu Hackfleisch arbeiten lässt.“ Sanji starrte Zoro entgegen, erwiderte dessen Blick ohne eine Regung. Er wusste genau, dass er recht hatte und das war auch Zoro klar, aber bei dem kam gerade wieder der Sturkopf zum Vorschein und Zoro überließ dem natürlich den Vortritt, statt nachzugeben. „Gib her, das Teil“, murmelte Sanji, die Hand noch immer ausgestreckt.
 

Zoros Blick verfinsterte sich bei Sanjis Worten noch ein wenig mehr. „Als Tagesgericht auf der Karte vielleicht“, knurrte er sarkastisch. „Verdammt, Sanji, ich bin erwachsen. Ich komm mit Jeff schon klar. Also gib mir die Nummer, leg dich zurück und futtere deinen Zwieback.“ Wütend funkelten ihn die grünen Augen an. „Ich erinnere mich an das letzte Mal, als du ´mit Jeff klar kamst`“, grinste Sanji dann. Nur zu gut wusste er noch, wie Zoro durch die Küche und den angrenzenden Lagerraum geflogen war. Es mochte sein, dass Zoro Sanjis Tritten ausweichen konnte, aber bei Jeff hatte Zoro Probleme, denn dessen Tritte waren unvorhersehbar und durch das Holzbein um einiges gefährlicher. An der Gehirnerschütterung, die Zoro nach dem Streit davon getragen hatte, hatte er noch eine Woche später Freude. Wie auch die Bauarbeiter, die die Wand im Baratie neu errichten durften. „Mach doch, was du willst“, erwiderte Zoro resignierend und ließ das Handy einfach aufs Bett fallen. Griff sich noch die Packung mit den Schmerzmitteln und verschwand ins Badezimmer. „Sowieso“, brummte Sanji der geschlossenen Tür entgegen und nahm das Handy an sich, tippte Jeffs Nummer ein und wartete, dass dieser den Anruf annahm. „Hey, Jeff“, murmelte er dann. „Was willst du, Kleiner?“ fragte sein Gesprächspartner mit harschem Ton. „Kannst du mich und Zoro vom Strandhaus abholen?“ Stille in der Leitung. Sanji betete innerlich, dass Jeff keine blöden Fragen stellen würde, denn diese zu beantworten, war er einfach nicht in der Lage. Sein Kopf pochte noch immer, wie verrückt. „Heute noch!?“ „Ja, heute noch“, knurrte Sanji zurück. „Was hat dir der Kerl angetan?“ „Später, Jeff“, seufzte Sanji nur auf. „Kommst du nun, oder nicht?“ „Ja, ja, hetz nen alten Mann nicht so“, patzte Jeff zurück. „Bin in drei Stunden da.“ Nach diesen Worten knackte es in der Leitung und Sanji murrte noch ein leises Danke ins Gerät, bevor er es sinken ließ und sich vorsichtig im Bett zurücklehnte und seine Augen schloss. Leise hörte er die Tür klappen. „Und?“ fragte Zoro. „Wann wird er hier sein?“ „In drei Stunden“, murrte Sanji nur. „Kannst ja schon mal mit aufräumen anfangen.“ Sanji zog die Decke über seinen, mittlerweile frierenden, Körper. Ihm stand zwar nicht der Sinn danach, jetzt das Bett zu verlassen, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es besser war, er würde sich bei sich zuhause auskurieren, statt hier, in einer bekannten, aber dennoch fremden Umgebung. Und das mit dem Urlaub war eh hinfällig. Ein wenig erleichtert versuchte Sanji, wieder einzuschlafen. Schien so, als würden die Tabletten endlich anschlagen.
 

„Sanji, wach auf und zieh dich an“, hörte er, weit entfernt, Zoros Stimme. Murrend drehte er sich um. „Sind die drei Stunden schon um?“ fragte er dann ziemlich verschlafen, erhielt aber keine Antwort. Blinzelnd öffnete er seine Augen, schaute sich um und stellte fest, dass er allein war. Er knurrte unwillig, bevor er neben sich ein paar Klamotten entdeckte. Er zog eine Augenbraue hoch, als sein Blick etwas genauer auf die Kleidung fiel. Draußen war Hochsommer und Zoro legte ihm einen Winterpullover hin? Warum, um alles in der Welt, hatte Ace überhaupt nen dicken Pullover eingepackt? Leise vor sich hin zeternd, zog er die Jeans und den dicken Pulli jedoch an, bevor er barfuß zur Terrasse tapste, um noch ein wenig die Aussicht aufs Meer zu genießen. „Bist du lebensmüde?“ wurde er kurz danach gefragt. Sanji schüttelte den Kopf, ignorierte seine nackten Füße. „Nein, aber du scheinbar“, erwiderte er schlicht. „Warum?“ Fragend blickte Zoro ihn an. Langsam wandte sich Sanji ihm zu. „Ich hab ja mittlerweile gelernt, damit umzugehen, wenn du am helllichten Tag schon trinkst. Du hast aber scheinbar vergessen, wie Jeff darauf reagiert“, brummte er dann.

Zoro verdrehte genervt die Augen. „War doch nur ein kleiner Schluck“, murrte er dann, verschwand aber wieder in den Innenräumen, wohl, um sich die Zähne zu putzen. Sanji lächelte milde, wusste er doch, dass Zoro sich auch ne halbe Stunde lang die Zähne schrubben konnte, ohne, dass der aufdringliche Geruch vom Sake verschwand. In diesem Moment quietschte es draußen. „Jeff ist da!“ rief Sanji und eilte nach innen. Wenig begeistert verließ Zoro das Badezimmer und griff sich die Taschen. Sanji schlüpfte in seine Schuhe und zupfte noch einmal seinen Pullover zurecht, während Jeff polternderweise das Haus betrat. „Auf in den Kampf“, brummelte Sanji und ging seinem Ziehvater entgegen, um das Schlimmste abzuwenden, ob Zoro das nun passte oder nicht.
 

Und Zoro ging ein ganzes Ende hinter ihm, in sicherer Entfernung. So großspurig er vorher auch getan hatte, als es um das Telefonat ging, so still war er jetzt. Denn Sanji wusste, dass Zoro absolut keine Ahnung davon hatte, wie er mit Jeff umgehen musste. „Hi“, erklang es ein klein wenig schüchtern hinter ihm und Sanji grinste innerlich. Blitzend schaute der bärtige Restaurantbesitzer dem Paar entgegen, warf einen vernichtenden Blick auf Zoro, bevor er seinen Ziehsohn genauer in Augenschein nahm. „Was ist denn mit dir passiert?“ fragte er skeptisch nach. „Nichts“, brummte Sanji zur Antwort. Er drehte sich zu Zoro um und schaute diesen an. „Bringst du die Sachen ins Auto?“ fragte er ihn dann bittend. Er sah, wie Zoro mit sich kämpfte, ihm nicht widerstandslos das Feld überlassen wollte. Und dennoch ging er, die Taschen in den Händen haltend, an den beiden vorbei. Jeff zog die Augenbrauen zusammen und sein Blick verfinsterte sich zusehends. „Vergiss es“, knurrte Sanji nur und sofort lag sein Augenmerk wieder auf dem blonden, jungen Mann vor sich. „Ist der Kerl schon wieder besoffen?“ polterte Jeff jedoch los. „Krieg dich wieder ein, alter Knacker“, antwortete Sanji ihm nur. Marschierte dann an dem Älteren vorbei. Wollte er. Eigentlich. Doch Jeff hielt Sanji an dessen Arm fest und drehte ihn zu sich um, schaute ihm direkt in die blauen, noch immer fiebrigen Augen. „Du hast mich nicht umsonst angerufen“, zischte er ihm entgegen. Sanji seufzte auf. „Können wir das nachher klären? Ich hab Kopfschmerzen und mir geht’s scheiße, ich will nach Hause“, warf ihm Sanji ins Gesicht, allerdings zunehmend mit leiserer Stimme. „Sanji“, brummte Jeff mit gefährlichem Unterton. Oha. Wenn Jeff anfing, Sanji beim Namen zu nennen, war Gefahr im Verzug. Dann war es vorbei mit Späßen jeder Art. „WAS genau hat er getan?“ Kurz dachte Sanji nach, überlegte, ob er ihm die Wahrheit nun sagte, oder nicht. Er wusste aber, wenn er es selbst nicht tat, würde Zoro es tun, denn dieser musste sich in jedem Fall dafür entschuldigen, dass er Jeffs Kleinem weh getan hatte. Trotz aller Querelen, die sie auch hatten, Jeff liebte seinen blonden Jungen über alles. „Er hat gekocht und ich hab’s gegessen und nicht vertragen“, antwortete Sanji dann, auf alles gewappnet, was nun folgte. Jeff zog ihn jedoch mit finsterem Gesichtsausdruck am Arm hinter sich her, aus dem Strandhaus, direkt zum Auto.
 

Er taxierte den grünhaarigen Mann, der mit verschränkten Armen am Auto lehnte, mit einem äußerst tödlichen Blick, als er langsam näher kam.
 

Sanji beobachtete, wie sich Zoro vom Auto abstieß und schüttelte nur abwehrend den Kopf. Doch Zoro musste seinen Dickschädel ja unbedingt durchsetzen. Mal wieder. „Was hat er dir gesagt?“, fragte Zoro schließlich, so ruhig es ihm möglich war. Jeff durchbohrte Zoro quasi mit seinen Augen. „Dass du gekocht hast“, schleuderte der ihm entgegen, starrte ihn weiterhin giftig an. „Du bringst sogar Wasser dazu, anzubrennen. Warum kamst du auf die Schnapsidee, kochen zu wollen?“ brüllte Jeff schließlich. „Wenn du jemanden umbringen willst, dann such dir gefälligst jemand anderen dafür aus!“ schnappte er noch. „Ich hatte nicht vor, Sanji umzubringen oder, dass er davon krank wird. Dass es ihm schlecht geht, tut mir wahnsinnig leid. Wir wissen beide, dass es eine bescheuerte Idee war, aber ändern können wir das Geschehene auch nicht mehr“, gab Zoro zur Antwort und Sanji schlug sich innerlich gerade die Hand an die Stirn. Wie konnte ein einzelner Mensch so dämlich sein? Zoro wusste, dass er mit Worten nicht umgehen konnte und dann quatschte er so was daher? Aber er hatte sich da reingeritten, also sollte er sich auch allein daraus befreien. Erneut den Kopf schüttelnd, öffnete Sanji die hintere Tür des Kombis und setzte sich hinein, seinen Schwindelanfall und seine zurückkehrenden Kopfschmerzen ignorierend. Er betete nur, dass die bald fertig waren da draußen, rutschte etwas tiefer ins Sitzpolster und legte seinen hämmernden Kopf an die Seitenscheibe.

Was die beiden da draußen lamentierten, hörte er trotzdem.
 

„Du hast dem Jungen genug weh getan“, zischte Jeff, mit dem Arm in Richtung des Autos gestikulierend. Das bedrohliche Blitzen in dessen Augen hatte zugenommen und seine Stimme war noch um ein paar Grad kälter geworden. Dass ihm Zoro genauso entgegenstarrte, war Jeff nicht entgangen, er schob es auf jugendliche Rebellion, denn diese hatte Sanji auch inne und er bewunderte, respektierte und verfluchte ihn gleichermaßen dafür. „Was willst du damit sagen?“ zischte Zoro zurück. „Falls du auf die letzten vier Monate anspielst, daran bin ich nicht allein Schuld. Sanji hatte da auch einen gewaltigen Anteil dran. Und für das Essen habe ich mich bereits bei ihm entschuldigt. Mehrfach sogar!“ Jeff knurrte, versuchte seine Wut zu schlucken. „Mit dem Scheiß habe ich nichts zu tun und der interessiert mich auch nicht. Das ist allein euer Problem. Aber ich rate dir, ihm nie wieder Schmerzen zuzufügen, sonst lernst du mich kennen!“ Mit diesen Worten drehte er sich um, ließ Zoro stehen und kehrte zum Auto zurück. Blieb an der hinteren Türe stehen und betrachtete seinen Ziehsohn nachdenklich und mit besorgtem Gesichtsausdruck. Stieg dann vorn ein und drehte sich nochmals um. „Alles klar bei dir, Kleiner?“ fragte er dann, mit erstaunlich sanfter Stimme. Sanji hob den Kopf leicht an. „Seid ihr jetzt fertig mit diesem sinnlosen Quatsch?“ konterte der Blondschopf nur und schloss die Augen wieder. Jeff kurbelte das Fenster seines alten Autos nach unten und streckte den Kopf nach draußen. „Wird das heute noch was?“ brüllte er Zoro an, der irgendwie noch immer ratlos und wütend an Ort und Stelle stand. „Musst du so schreien?“ Vorwurfsvoll schaute Sanji seinen Ziehvater an. Jeff grinste ihn zur Antwort nur an, drehte sich dann nach vorn und startete den Motor, immer mal wieder einen Blick in den Rückspiegel werfend. Sanji seufzte auf, als Zoro ihn an sich zog und sein Kopf an dessen Schulter ruhte. „Willst du eine von den Pillen gegen Übelkeit?“ fragte er ihn leise und strich ihm sanft über die Wange. Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich will nur nach Hause“, murmelte er dann leise. „Und wenn ihr beide nicht gleich damit aufhört, euch gegenseitig mit euren Blicken zu erdolchen, steig ich aus und geh zu Fuß“, setzte er genervt und wütend hinzu, die Augen auch weiterhin geschlossen haltend. Er hörte, wie Zoro tief durchatmete. „Schon gut. Ich werd mich benehmen“, erwiderte er dann, strich auch weiterhin über Sanjis Wange. „Das gilt auch für dich, alter Mann“, knurrte Sanji und fing den Schlag, der da kam, mit Leichtigkeit ab. „Üb das noch mal, und jetzt fahr endlich los.“ Er hörte Jeff knurren, zwar protestierend, aber es schien, als würde er dennoch nachgeben, auch um Sanji willen. Zoro neben ihm seufzte auf und setzte sich bequemer hin, Sanji dabei mit sich ziehend. Sanji spürte noch den leichten Ruck, als Jeff endlich losfuhr, bevor er in einen leichten Schlaf versank, eng an Zoro gepresst.

Back home

Back home
 

Ein wütendes Hupen schreckte ihn auf und verwirrt starrte er um sich. Blinzelnd registrierte er, dass Jeff sich zu den beiden umgedreht hatte. „Wir sind da“, brummte dieser. Sanji rieb sich über die Augen und gähnte. „Hmm“, machte er. „Schön, dass du hierher gefahren bist. Zoros Auto steht noch am Bahnhof. Schafft ihr es, euch fünfzehn Minuten lang im Auto zu ertragen, ohne euch gegenseitig zu zerfleischen?“ Mürrisch warf er Jeff einen Blick zu und stieß zeitgleich Zoro in die Seite, damit dieser auch aufwachte. „Wenn der Grünkohl sich nicht benimmt, kriegt er eine gewischt“, motzte der alte Mann zurück. Genervt starrte Sanji den Koch an. „Wen nennst du hier Grünkohl, alter Mann?“ stieß Zoro sogleich bedrohlich knurrend aus, kaum, dass er halbwegs wach war. Sanji stöhnte auf, löste sich von Zoro und stieg aus dem Auto. „Sagt Bescheid, wenn ihr fertig seid“, keifte er und warf mit aller Gewalt die Autotür wieder zu. Er kramte in seiner Hose nach seinem Hausschlüssel und steuerte zielstrebig den Hauseingang an. Stockte kurz, als ihm die Sicht verschwamm, ging danach jedoch unbeirrt weiter. Erst die Haustür hielt ihn auf. Er steckte zwar noch den Schlüssel ins Schloss, aber Kraft, um ihn zu drehen, oder gar die Tür zu öffnen, hatte er nicht mehr. Er schnappte noch zweimal kurz nach Luft, ehe er die Augen verdrehte und zusammenbrach.

Nur ganz schwach nahm er eine Stimme wahr, ob es Zoros oder Jeffs war, wusste er nicht. Flackernd hob er den Blick. „Seid ihr fertig mit streiten?“ fragte Sanji mit schwacher Stimme, ehe sein Bewusstsein in Dunkelheit gehüllt wurde.
 

Jeff hatte sich die Szene aus dem Auto heraus mit angesehen. Verzog das Gesicht, als der Kleine zusammensackte. Sah aber auch Zoro, der sich liebevoll um ihn kümmerte und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er stieg aus dem Auto, holte die Taschen aus dem Kofferraum hervor und begab sich ebenfalls zur Tür. Schloss diese und Sanjis Wohnungstür auf und ließ Zoro mit Sanji auf dessen Armen den Vortritt. Die Taschen stellte er im Flur ab und folgte dann Zoro in Sanjis Schlafzimmer, beobachtete Zoro, wie dieser den Kleinen ins Bett verfrachtete. Jeff blieb am Türrahmen stehen. „Ruf an, wenn ihr was braucht“, murmelte er dann leise und mit erstaunlich sanfter Stimme und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Schwach und unendlich langsam hob er seine Augenlider wieder. Ein undefinierbares Brummen erklang neben ihm. Es war schon ziemlich dunkel. Jedenfalls empfand er es so. Er blinzelte noch eine Weile in die Umgebung, bis er sie endlich wieder erkannte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Befreit seufzte er auf, stemmte sich ein kleines Stück hoch. Erst dann entdeckte er den grünen Haarschopf neben sich und auch, dass dieser seine Hand hielt. Sein Lächeln wuchs noch ein wenig in die Breite, mit seiner freien Hand strich er durch die weichen, nach allen Seiten abstehenden Haare.

Zoros Kopf ruckte plötzlich nach oben, sodass Sanji erschrocken seine Hand zurück zog. „Du bist wach. Geht’s besser? Was macht dein Kopf?“ nuschelte es ihm verwirrt entgegen. Sanji löste seine Hand aus Zoros und tastete nach den Streichhölzern auf seinem Nachtschrank, entzündete eine Kerze, um ein wenig – aber kein aufdringliches – Licht im Raum zu haben. Er winkte halbherzig ab, musterte Zoro fragend. „Ich dachte, ihr hättet euch die Schädel eingeschlagen? War zumindest das Letzte, das ich mitbekommen habe“, erwiderte Sanji nachdenklich.
 

„Das musst du geträumt haben. Wir sind nicht mal über die bösen Worte und giftigen Blicke hinausgekommen, da bist du schon abgeklappt.“ Verwirrt runzelte Sanji die Stirn. „Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich wieder aufregst“, sagte Zoro und setzte einen schuldbewussten Blick auf. Kurz schüttelte Sanji seinen blonden Kopf. „Hat der alte Sack noch was gesagt?“ fragte er dann und klopfte auffordernd auf den Platz neben sich. Zoro folgte der Aufforderung fast sofort, kroch zu Sanji aufs Bett und zog den Blondschopf in seine Arme. Kraulte ihm durch den Nacken, was Sanji sich entspannen ließ. Er malte mit seinem Zeigefinger unbekannte Muster auf Zoros Arm. „Wirst du diesmal auf mich hören und solange im Bett bleiben, den Zwieback und ähnliches essen, bis ich dir sage, dass es gut ist?“ fragte er dann, in einem Tonfall, den er normalerweise nur benutzte, wenn er mit seinen Katana umging. Sanji warf Zoro darauf einen tödlich beleidigten Blick zu. „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich irgendwelchen Knabberkrempel esse, wenn ich hier nen Spitzenkoch in der Nähe hab“, schnappte er, leicht schmunzelnd. „Jeff macht das schon, wirst sehen. Mal schauen, ob ich Montag wieder zur Arbeit antreten muss“, setzte er, äußerst leise, murmelnd hinterher. „Du gehst am Montag auf keinen Fall zur Arbeit. Egal, was Jeff sagt“, schnappte Zoro empört und ernsthaft zugleich zurück. „Diskutier das mit Jeff und nicht mit mir“, brummte Sanji nur. „Und was ist nun mit deinem Auto? Steht das noch immer am Bahnhof herum?“ „Mach ich auch“, grummelte Zoro. „Und ja. Mein Auto steht noch am Bahnhof. Werd das morgen holen.“
 

Sanji warf Zoro einen undeutbaren Blick zu, wobei seine Mundwinkel leicht zuckten. „Ob du den Weg nun heute oder morgen nicht findest, ist doch eigentlich egal“, nuschelte Sanji in sein kleines Kinnbärtchen und drehte sich zur Kerze, um diese auszupusten und sein Grinsen nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Die Hand in Sanjis Nacken stellte augenblicklich ihre Bewegungen ein. „Was soll das heißen?“ fragte Zoro beleidigt. Sanji drehte sich zu ihm um und schaute ihm direkt in die Augen. „Muss ich dir das jetzt wirklich erklären?“ Zoros Blick war, gelinde gesagt, tödlich. „Ich weiß sehr wohl, wo der Bahnhof ist“, gab er dann zur Antwort. „Außerdem ist das nicht dein Problem. Leg dich wieder hin und schlaf. Schließlich sollst du dich ausruhen.“ Sanji kroch tiefer in sein Kissen. „Natürlich weißt du, wo der Bahnhof ist. Aber bis du den gefunden hast, ist die Karre verrostet“, brummelte er in sein Kissen, verzweifelt seinen Lachanfall unterdrückend, der sich da nach und nach anbahnte. „Sanji“, knurrte Zoro. „Suchst du Streit?“ „Nein, aber du solltest dein Navi suchen, aber ich vergaß, das liegt ja im Auto.“ „Scheinbar verträgst du die Tabletten nicht“, knurrte Zoro. „Von denen bekommst du keine mehr. Ich pack die Lebensmittel in den Kühlschrank und ruf dann noch Jeff an, damit er dir was Magenschonendes zum Essen vorbeibringt.“
 

„Ja, ja, mach du mal“, antwortete Sanji ihm, wedelte mit dem Arm in der Luft herum, bevor er zu kichern begann. Zoro verließ fluchend das Schlafzimmer und aus Sanjis anfänglichem Kichern wurde ein ausgewachsener Lachanfall. Er hatte das Gefühl, dass man ihn bestimmt noch eine Straße weiter sehr gut hören konnte, aber das war ihm egal. „Haste genug gelacht?“ fragte Zoro ihn später, in der Tür stehend. Sanji blickte auf, wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augen. Schüttelte dann den Kopf und kicherte weiter. „Scheinbar nicht“, setzte er prustend dazu. „Scheinbar“, nuschelte Zoro zur Antwort. „Ich bin draußen im Garten, ein bisschen trainieren“, informierte er Sanji und war wieder aus dem Zimmer verschwunden. Sanji sah ihm kichernd hinterher. „Verlauf dich nicht.“ Noch ein wenig später hatte er sich dann soweit beruhigt, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Er zog eine Augenbraue hoch. Nicht nur, dass es draußen tiefste Nacht war, der hantierte tatsächlich um solche Zeiten mit seinen zu groß geratenen Zahnstochern im Garten herum. Er wickelte sich seine Decke um seinen Körper und tapste auf den Balkon. Eine Weile beobachtete er seinen Liebsten, versunken in Erinnerungen. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, wandelte sich in ein breites Grinsen. „Säbelrassler? Wie lange willste da noch die Hecken mit schneiden?“ rief er hinunter. Gemächlich steckte Zoro seine Schwerter zurück in ihre Scheiden, bevor er sich zu Sanji umdrehte. „Nicht ein einziges Blatt hab ich von der Hecke berührt“, erwiderte er dann und verschwand aus Sanjis Blickfeld. „Doch hast du“, grinste Sanji albern und ging zurück ins Schlafzimmer, ließ sich aufs Bett plumpsen. Streckte sich kurz aus und stand doch wieder auf, ging ins Untergeschoss. „Hunger?“ fragte Zoro ihn auf halbem Weg und hielt ihm einen Topf entgegen. Und Sanji erkannte den Topf sofort. „Da fragst du noch?“
 

Er nahm Zoro den Topf ab und stellte ihn in die Küche auf den Herd, lugte vorsichtig unter den Deckel. Es dampfte noch, also musste es nicht erwärmt werden. Arbeit gespart. Sanji wühlte in seinem Küchenschrank nach Tellern und Besteck, platzierte alles auf dem Tisch und sich auf seinem Lieblingsplatz, mit Aussicht auf den Garten, auch wenn es dunkel war und man nichts sah.

Schaute Zoro fragend an, doch dieser verzog nur das Gesicht. „Kannste allein essen. Mag keine Schonkost“, erwiderte er, bevor er aus der Küche verschwand. Sanji zuckte nur die Schultern. „Dann hungere halt, mir doch egal“, brummte er. Ihm war zwar auch nach einer richtigen Mahlzeit und nicht nach Schonkost, aber er wusste auch, was für ein herausragender Spitzenkoch sein Ziehvater war. Das Baratie war nicht umsonst als das beste Restaurant des Landes ausgezeichnet worden. Da wurde man auch von einer einfachen Suppe satt und schwärmte hinterher davon. Er lud sich seinen Teller voll und begann heißhungrig seine Mahlzeit zu vertilgen. „Schmeckt´s?“ fragte Zoro skeptisch, als er in die Küche zurückkehrte. Sanji nickte nur und löffelte weiter. „Wolltest ja nix abhaben“, murmelte er zwischen zwei Bissen und deutete auf den nun leeren Topf.
 

„Würde ich jetzt immer noch nicht wollen“, antwortete Zoro mit leicht nachdenklichem Unterton. „Sicher, dass dein Magen soviel auf einmal schon verträgt?“ fragte er dann. Sanji stöhnte auf. „Bist du mein Arzt?“ schnappte er genervt. „Wenn ich das nicht vertrage, werd ich es schon merken.“ Er ließ seinen Löffel auf den leeren Teller sinken, stand auf und räumte das Geschirr in die Spüle. Setzte nebenbei Wasser auf und kramte in seinem Schrank nach den Teeblättern. „Entschuldige, dass ich mir Sorgen mache. Wird nicht wieder vorkommen.“ Mit diesen Worten drehte Zoro sich um und verließ die Küche. Sanji lehnte sich gegen die Küchenzeile und schaute ihm nachdenklich hinterher. „Er will Normalität und spielt eingeschnappte Leberwurst? Oh, man“, seufzte Sanji leise. Goss dann das heiße Wasser über die Teeblätter in der Kanne und bugsierte seine Teetasse und die Kanne auf ein Tablett und das ganze in sein Schlafzimmer. Sollte Zoro doch schmollen, wenn ihm danach war.
 

Sanji blickte in seine Teetasse, beobachtete den aufsteigenden Dampf, der sich in feinen Linien nach oben schlängelte. Irgendwie nahm er es Zoro ja nicht einmal übel, er wusste, dass dieser sich – wenn auch auf seine Weise – um den Blonden sorgte. Und pampige Worte waren bei den beiden doch ohnehin an der Tagesordnung. Aber Sanji bekam noch immer das beklemmende Gefühl, jedes Wort, jeden Satz, den er sagte, auf die Goldwaage legen zu müssen. Er spürte den Blick von Zoro auf sich ruhen, reagierte jedoch nicht. Zoro tappte barfuß über das Laminat des Schlafzimmers, setzte sich auf die Bettkante neben Sanji und platzierte seine Arme rechts und links von ihm. Einen Kuss auf Sanjis Stirn hauchend murmelte er „Sturkopf“ und lehnte seine Stirn an die seines Freundes. „Hmm“, machte Sanji. „Du bist auch nicht besser“, erwiderte er dann. „Du wärst noch viel zickiger, wenn du an meiner Stelle wärst.“ Nachdrücklich piekte er mit seinem Finger in Zoros Brust und schaute ihm in seine grünen Augen. „Da hast du sicherlich recht“, seufzte Zoro bestätigend, lächelte dann leicht. „Dann können wir ja von Glück reden, dass dein Urteil zu meinen Kochkünsten mich davon abgehalten hat, es zu essen“, fügte er noch an. Sanjis Augen verengten sich schlagartig und fingen an, unheilvoll zu blitzen. Zoros Lächeln wandelte sich in ein breites, spöttisches Grinsen. „Denk nicht mal dran. Du bist momentan viel zu schwach, um es mit mir aufzunehmen“, meinte er. „Wirst du schon sehen“, knurrte der Blondschopf und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Entweder tat der Tee jetzt seine Wirkung, oder die Tabletten, oder das warme Essen, oder alles zusammen. Sanji war jedenfalls die Lust aufs Streiten gehörig vergangen, zusätzlich noch durch Zoros Bemerkung, dass er schwach wäre. Er rutschte tiefer in sein Kissen, wollte momentan nichts mehr, als seine Ruhe haben.

„Was werd ich sehen?“ hakte Zoro mit einem Unschuldstonfall nach und musterte Sanji verwundert. „Wie schwach ich bin“, gab Sanji zurück, bevor ihm einfach die Augen zufielen.

Ordinary Sunday !?

Ordinary Sunday !?
 

Ein elendes Schrillen zerschnitt die Stille.

Eines von der Sorte, dass man senkrecht im Bett stand, sobald man es hörte. Eigentlich jedenfalls.

Auf das Schrillen erfolgte Klopfen.

Und auf das Klopfen folgte eine dröhnende Stimme: „RAUS mit euch, ihr Faultiere!!!“
 

Entfernt hörte Sanji Zoro neben sich knurren. Schien, als wäre dieser auch nicht gewillt, um diese menschenverachtende Zeit aufzustehen oder gar an die Tür zu gehen. „Egal, wer es ist, geh und mach ihm für diesen Lärm die Hölle heiß, Koch“, murrte er undeutlich. „Geh selber“, knurrte Sanji zurück und zog sich die Decke etwas weiter über den Kopf.
 

Doch noch weiter darüber zu streiten, wer ging oder nicht, brauchten sie nicht. Denn just in diesem Moment flog die Schlafzimmertür mit einem lauten Knall auf. „Ich hab gesagt, raus mit euch!“ polterte Sanjis Ziehvater. „Wirf mal nen Blick auf die Uhr, alter Knacker. Außerdem bin ich krank, also sieh zu, dass du weiterkommst“, brummte Sanji schlecht gelaunt. „Das gilt für dich, aber nicht für das grüne Elend neben dir!“ keifte Jeff zurück, fixierte die beiden auf ihrem Bett. „Heute ist Sonntag, der einzige Tag, den ich meist wirklich frei hab. Also lass mich in Ruhe schlafen!“ knurrte Zoro. Sanji huschte unter seiner Decke ein Lächeln übers Gesicht. Er wusste, was jetzt kam, er kannte es nämlich schon. Aber Jeff ließ mit ihm heute Gnade walten, das hatte er ja eben selbst bestätigt. Das galt aber nicht für Zoro, der sich in diesem Moment an der Wand wieder fand, ein paar Holzteile unter sich begrabend. „Den Stuhl bezahlst du mir, alter Mann“, brummte Sanji und drehte sich um. „Und jetzt raus hier, ich will schlafen!“ „Was sollte das?“ keifte Zoro nun herum und Sanjis Laune verschlechterte sich um ein paar Punkte. Wie sollte man bei dem Lärm auch gesund werden? Einerseits wurde einem eingetrichtert, Ruhe zu halten, jetzt wollte man das befolgen und wurde dabei gestört. Abgesehen davon, dass es wirklich elendig früh am Morgen war.
 

„Fein, du bist aufgestanden“, polterte Jeff sogleich und wieder grinste Sanji in seine Decke. Er wusste, woher er seinen Sarkasmus, Zynismus und seine sonstigen Charakterzüge hatte, auch wenn Jeff das gern leugnete. „Kannst ja dann mitkommen und das Frühstück vorbereiten. Irgendeiner muss dir ja mal kochen beibringen“, knurrte der alte Koch und blitzte Zoro wütend an. „WAS!?“ rief Zoro, mit ziemlich perplexem Unterton. „Vergiss es!“ setzte er hinterher. Sanji krabbelte aus seiner Decke hervor und schaute von einem zum andern. „Könnt ihr euch woanders weiter streiten? Da kriegt man ja Kopfschmerzen von“, murrte er. Ein entgeisterter Blick traf Sanji. „Schon gut. Wir gehen“, murmelte Zoro gähnend und schlich aus dem Schlafzimmer. Sanji lächelte leicht. Er kannte seinen Freund zu gut, um zu wissen, dass dieser sich nicht einfach so geschlagen gab. „Lass ihm noch ne Stunde. Es ist verdammt früh, und die letzte Nacht war für uns beide ziemlich lang.“ Sanji richtete sich auf, zog sich seine Decke enger um die Schultern und verfolgte seinen Freund. Wenn Zoro etwas gut konnte, dann, sich wieder ein ruhigen Platz zum weiterschlafen zu suchen. Und momentan war das Wohnzimmer der Ort mit der meisten Ruhe. Lächelnd betrachtete der Blondschopf seinen, auf der Couch liegenden, Freund. „Rück mal nen Stück“, murmelte er leise. Und ließ sich dann zu ihm ziehen, breitete seine große Decke über sie beide aus. Sanji schmiegte sich eng an ihn, hörte aber auch Jeff die Treppe hinuntergehen. Kurz richtete er sich auf, wedelte über die Couch hinweg mit seiner Hand. „Ruf an, wenn du was brauchst, Kleiner“, murrte Jeff nur noch. „Ja, mach ich“, antwortete Sanji. „Danke“, fügte er noch an. Jeff brummte und dann fiel die Tür ins Schloss.
 

Sanji schmiegte sich der Hand in seinen Haaren ein wenig entgegen, wenn auch mehr unbewusst. Er befand sich in einem Zustand zwischen wach und schlafen, fühlte sich in seiner jetzigen Lage ziemlich wohl. Er kuschelte sich enger an sein Heizkissen, wollte es um nichts in der Welt loslassen, oder gar diese bequeme Position aufgeben. Unwillig brummte Sanji, als er sich unfreiwillig zu bewegen begann. Er wurde jedoch nicht wach genug, um zu protestieren. Schlang einfach nur die Decke enger um sich und schlief seelenruhig weiter. Er bekam kaum etwas von dem mit, was um ihn herum geschah. Er drehte sich auf der Couch um, streckte sich ein wenig, wollte sich nochmals drehen und knallte dann direkt auf den Boden. „Autsch“, machte er und schaute sich blinzelnd um. In diesem Moment durchzog der Geruch von frischem Kaffee das Wohnzimmer. „Was machst du denn auf dem Boden?“ fragte Zoro, hielt zwei Kaffeebecher in der Hand und schaute Sanji erstaunt an. „Ich suche meinen Fingerring“, murmelte Sanji mürrisch, sammelte nebenbei allerdings seinen Autoschlüssel ein, der unter der Couch lag. „Deinen Fingerring?“ hakte Zoro nach und Sanji nahm missmutig die Tasse entgegen, die ihm hingehalten wurde. „Seit wann trägst du denn einen Ring?“
 

Sanji grummelte nur, ganz sicher würde er Zoro jetzt nicht auf die Nase binden, dass er von der Couch gefallen war. Dann wäre ihm der nächste Spott sicher und das wollte er unbedingt vermeiden. Innerlich protestierend blieb er auf dem Boden sitzen, die Decke noch immer um seinen Körper gewickelt und nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. „Hast du eigentlich ne Ahnung, warum wir auf dem Sofa gepennt haben? Sind doch gestern noch hoch ins Bett gegangen.“ Irritiert drehte sich Sanji zu Zoro um und musterte ihn nachdenklich. „An mehr kannst du dich nicht erinnern?“ fragte er schließlich, Zoros Reaktion beobachtend. Der kratzte sich überlegend am Hinterkopf. „Na ja, ich weiß, dass wir da oben noch kurz gesprochen haben und dann eingeschlafen sind. Aber warum wir jetzt hier auf der Couch aufgewacht sind…keine Ahnung. Und mich würde auch brennend interessieren, warum mir der Schädel so brummt. Als wäre irgendwas schweres darauf gefallen.“ Sanji verschluckte sich an seinem Kaffee und erlag erst einmal seinem Hustenanfall. „Drauf gefallen ist gut“, murmelte er dann leise. „Hmm, weißt du nicht mehr? Jeff wollte dir Kochunterricht erteilen“, verkündete Sanji dann ernsthaft, stand auf und tapste mit seiner Kaffeetasse in der Hand in Richtung Schlafzimmer zurück, in der Hoffnung, Zoro würde ihm folgen, ohne ihn aufzuhalten.
 

Vielleicht würde der zerbrochene Stuhl ja Zoros Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen. „Jeff war hier?“ hakte Zoro nach, folgte Sanji ohne weiteres. Sanji setzte sich auf sein Bett und blickte zu Zoro, der im Türrahmen stehen geblieben war, „Und er wollte WAS??“ wollte er wissen, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht. Sanji lachte leise. Er war wohl nicht der einzige, dessen Hirn noch auf Sparflamme lief. „Er wollte, dass du mit ihm zusammen Frühstück machst“, erklärte der Blondschopf dann. „Und um dir das genau zu verdeutlichen, hat er auf seine spezielle Art nachgeholfen.“ Er deutete auf die traurigen Reste seines Stuhls, nahm noch einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse, bevor er sie auf den Nachtschrank stellte, sich auf seinem Bett ausstreckte und tief aufseufzend die Augen schloss. „Du bist dann irgendwann aus dem Schlafzimmer geflüchtet, weil ich mich darüber aufgeregt habe, dass ihr euch in meinem Beisein streitet. Hast dich auf die Couch gepackt und weitergepennt“, fasste er die Geschehnisse des Morgens kurz zusammen. „Aha“, machte Zoro, reichlich verwirrt. „Dass er mir kochen beibringen will, hat er aber nicht ernst gemeint, oder?“ fragte er nach, einen leichten Hoffnungsschimmer in seiner Stimme. „Er hat dich aus dem Bett gekickt“, murmelte Sanji leise. „Und jetzt schuldet er mir einen neuen Stuhl. Und doch, ich denke, er meinte das ernst. Ich hab ihn in Bezug aufs Kochen noch niemals Witze reißen hören.“ Sanji brummte leise. „Es ist Sonntag“, maulte er dann wehleidig. „Ich wollte eigentlich in Ruhe schlafen. Irgendwie fehlt mir da auch was in meinen Erinnerungen von gestern Abend.“ Zoro setzte sich neben Sanji. Der Blondschopf hatte in der Zwischenzeit seine Augen wieder geöffnet und blickte Zoro müde blinzelnd entgegen. „Das meinst du nicht ernst, oder? Ich meine, das mit dem Kochen. Sanji, wenn der das ernst meint, kannst du dir sicher sein, dass das einer von uns nicht überleben wird.“ Sanji sah seinen Freund mitleidig an und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, kannst ihn ja anrufen und fragen“, erwiderte er dann. Er persönlich hielt es ja gar nicht für so verkehrt, war doch ihre jetzige Situation eine, in der man ein paar wenige Kochkünste brauchen könnte, wenn der eigentliche Koch mal flach lag. Und Sanji lag nun mal flach, durfte ja eigentlich nicht einmal aufstehen.
 

„Bist du verrückt?“ antwortete Zoro entsetzt. „Ich bring den doch nicht noch auf Ideen.“ Sanji lächelte leicht, überlegte tatsächlich, ob er Jeff anrufen sollte. Aber Zoro hatte vermutlich recht, das würde wirklich in einem Blutbad enden. Obwohl der Versuch sicherlich interessant und spannend anzusehen wäre. „Tschuldige“, brachte Zoro dann noch hervor. „Vielleicht solltest du noch etwas schlafen. Ich werd noch schnell was essen und dann zum Bahnhof joggen, das Auto holen. Dann hast du erstmal etwas Ruhe, okay?“ „Bahnhof?“ fragte Sanji murmelnd. Irgendwie zog ein Erinnerungsfetzen durch sein Gedächtnis, der blieb nur leider nicht haften. „Ist da überhaupt was zu essen?“ fragte Sanji dann nach. Irgendwie war er gerade völlig durcheinander. „Keine Ahnung“, antwortete Zoro. „War zwar dabei, als du eingekauft hast, aber so wirklich weiß ich nicht, was du da alles eingepackt hast. Auf jeden Fall sind noch Zwieback und Salzstangen da. Und noch ein paar Karotten. Reicht erstmal. Ich fahr dann auch noch mal in meiner Wohnung lang. Ein paar Klamotten holen“, schloss er seufzend. „Aber Jeff war doch heute morgen da. Der hat bestimmt was zu essen mitgebracht, sonst wäre er ja kaum auf die selten blöde Idee gekommen, dass du kochen sollst“, überlegte Sanji, gedanklich schon wieder in Kissen und Decken vergraben. „Außerdem hast du noch Klamotten hier, oder waren die alle in Benutzung? Und im Schrank da liegen auch noch welche.“ Dass Sanjis Finger zum Fenster zeigte, war nebensächlich, zeigte es doch nur, dass der Blondschopf noch immer nicht übern Berg war und Ruhe bitternötig hatte. „Hm, kann schon sein, dass er was mitgebracht hat, Aber wie du schon sagtest: Er wollte, dass ich koche. Heißt für mich, dass das Zeug, was er mitgebracht hat, nicht roh genießbar ist. Ich muss aber in meine Wohnung. Brauch noch Sachen und Unterlagen für die Redaktion morgen“, erwiderte Zoro und zog sich an. „Und wenn ich koche?“ fragte Sanji fast schon zaghaft. Er wollte einfach nicht, dass Zoro verschwand. Wer weiß, wann der wieder auftauchte. Die längste Odyssee für ihn dürfte wohl der Weg bis zum Bahnhof werden, ab da hatte er ja sein Navigationsgerät im Auto. Wobei ihn Zoros Aussage mit der Redaktion innerlich nur noch trauriger machte. Bedeutete es doch, dass Sanji allein blieb und Zoro auf Arbeit wäre, sie beide damit mal wieder getrennt. Und das, wo sie sich erst wieder gefunden hatten.
 

„Du wolltest doch in Ruhe schlafen?“, erwiderte Zoro erstaunt und drehte sich wieder zu Sanji zurück. „Wegen mir musst du dir keine Umstände machen.“ Sanji spürte den Blick Zoros auf sich und seufzte still. „Was ist los?“ fragte Zoro schließlich und ließ sich auf der Bettkante nieder. „Ist der letzte Tag, den wir zusammen verbringen können“, nuschelte Sanji peinlich berührt. „Bis du wieder hier bist, ist der Tag doch rum.“ Und das meinte er nicht einmal als Anspielung auf die Tatsache, dass Zoro allein vier Stunden damit zubringen würde, sein Auto zu finden. „Ich beeil mich. Und morgen werd ich beizeiten abhauen und herkommen, okay?“ Sanji erwiderte den sanften Kuss, war es doch die erste Zärtlichkeit am heutigen Tage, die Zoro ihm zuteil werden ließ. „Hmm“, machte Sanji. „Versprochen?“ Ein Flehen lag in seinen Augen und auch in seiner Stimme, das er so nicht kannte. Und so hypersensibel war er doch sonst auch nicht. Kam das jetzt wirklich davon, dass er so krank war? Was musste Zoro nur von ihm denken? Darüber wollte Sanji gar nicht so genau nachgrübeln. „Ich versprech´s“, murmelte Zoro und drückte Sanji noch einen sanften Kuss auf. Sanji schlang die Arme um ihn und vergrub sein Gesicht in Zoros Halsbeuge, die Augen dabei schließend und langsam wegdämmernd.
 

Ein sanfter Kuss weckte die Lebensgeister des jungen Koches. Mit Brummen und Knurren erwachte er langsam, fand sich in liebevoller Umarmung bei Zoro wieder. „Hmm, wie spät ist es?“ murmelte Sanji verschlafen. „Kurz nach vier“, antwortete Zoro ihm leise. „Wie geht’s dir?“ „Weiß nicht, sag du es mir“, flüsterte Sanji. „Woher soll ich denn wissen, wie es dir geht? Vielleicht schläfst du einfach noch ne Runde“, erwiderte Zoro. „Was weckst du mich denn erst?“ brummelte Sanji zurück und piekste Zoro strafend in die Seite. „Hee“, knurrte Zoro und fing Sanjis Hand ein. „Und wer hat sich vorhin denn beschwert, dass heute der letzte Tag ist, an dem wir zusammen sein können?“ fragte Zoro ruhig. „Ich hab mich nicht beschwert“, murmelte Sanji. „Muss es denn der letzte Tag sein, den wir zusammen sein können?“ fragte er dann leise nach. Irgendwie hatte er noch immer keinen Plan, wie das alles zwischen ihnen beiden weitergehen sollte. Auch wenn er seine Unsicherheit sonst nicht offen zur Schau stellte, hier bei Zoro, blieb ihm nichts anderes übrig.

Und ein kleiner Rest war geblieben, weil er sich nicht sicher war, dass sie schon einfach so zur Tagesordnung übergehen konnten.

Sanji schmiegte sich enger an Zoro, als dieser ihn noch fester an sich zog und ihm über den Rücken strich. Leicht lehnte er sich der Hand in seinen Haaren entgegen. „Im Prinzip ist es doch nicht der letzte Tag. Ich bin doch am Nachmittag wieder da und solange kannst du schlafen und dich weiter auskurieren“, meinte er dann mit ruhiger Stimme. Sanji seufzte innerlich auf. War ja klar, dass Zoro das mal wieder nicht verstand. Doch ein Gefühlskrüppel. „Hmm“, machte er nur. „War Jeff in der Zwischenzeit da? Der müsste theoretisch Mittag gebracht haben, oder hat es liefern lassen“, setzte Sanji hinzu und bedachte Zoro mit einem fragenden Blick. „Draußen stand nix“, gab Zoro zur Antwort, seine Arme ein wenig enger um Sanji schlingend. „Vielleicht hat er es in der Küche abgestellt, weil er dich nicht wecken wollte. Soll ich mal gucken gehen?“ „Wird er sicher rein gebracht haben, er hat ja nen Schlüssel für die Wohnung“, entgegnete Sanji. „Geh mal gucken, ich komm gleich nach.“ Sanji richtete sich ein wenig auf, löste sich aus Zoros Armen. Ihm war nämlich noch was anderes eingefallen, was Zutritt zu seiner Wohnung hatte. Oder vielmehr, wer.
 

Zoro war in der Zwischenzeit aufgestanden und in die Küche getigert. „Jepp“, rief er dann. „Jeff hat nen Topf Suppe auf dem Herd abgestellt!“ „Was? Mehr nicht?“ rief Sanji zurück und begann, sein Schlafzimmer argwöhnisch zu inspizieren.

Öffnete dann den Kleiderschrank.

Schwerer Fehler.

„Hmpf“, machte er noch, bevor er von einem Berg Klamotten begraben wurde.
 

„Was machst du da?“ fragte Zoro belustigt, als sich Sanji zwischen seinen ganzen Klamotten einen Weg nach außen wühlte. Natürlich musste der Grünschopf auch in dem Moment wieder zurückkommen, wenn Sanji einen Schrank geöffnet hatte. Aber wer kann auch ahnen, dass es gefährlich war, eine Schranktür zu öffnen? Überhaupt, warum lag hier noch eine zweite Bettdecke dazwischen? Misstrauisch beäugte Sanji einen Gegenstand, der da definitiv nicht hingehörte. Der gehörte nicht mal in seine Wohnung. Mit spitzen Fingern hob er besagtes Objekt hoch und hielt es in gebührendem Abstand vor sich. „Ist das deiner?“ fragte er dann und starrte abwechselnd Zoro und den durchgelatschten Turnschuh an. Zoro nahm ihm den Schuh ab und schaute ihn skeptisch an. „Die Dinger hab ich vor ungefähr nem halben Jahr entsorgt. Wo kommt der denn jetzt her?“ fragte er ungläubig. „Gute Frage“, brummte Sanji. „Ich hab den hier sicherlich nicht rein gelassen.“ Sanji seufzte leise und wollte sich gerade erheben, als ihm ein Stück eingeschweißtes Papier ins Auge fiel. Er bückte sich danach und stöhnte auf. War ja klar. „Hier, den kannst du Ace zurückbringen. Oder soll ich das selbst tun?“ fragte er mit seiner freundlichsten und liebreizendsten Stimme, die er auf Lager hatte, streckte Zoro dabei den Presseausweis von Ace entgegen. Zoro nahm ihm den Ausweis ab und steckte ihn in die Tasche seines Laptops. „Ist, glaub ich, egal. Das Ergebnis wäre dasselbe“, knurrte Zoro leise, aber sichtlich wütend auf seinen besten Freund. „Hat Ace jemals nen fünftürigen Kleiderschrank aufgeräumt?“ erkundigte Sanji sich, in neutral gehaltenem Tonfall. „Und die Klamotten gebügelt?“ Sanji besaß extrem viele Anzüge, Hemden, eben Zeug, was ewig gebügelt werden musste. Und das lag, neben seinen Shirts, Hosen und allem andern, was er in der Freizeit sonst anzog, auf dem Boden. Ein unordentlicher Haufen zusammengeknüllter Klamotten. Ein Haufen Arbeit, die Sanji eigentlich nicht auch noch brauchte.
 

„Du sprichst von Ace“, begann Zoro. „Der lebt, was seine Kleidung betrifft, aus nem Wäschekorb. Dessen Klamotten haben noch nie nen Kleiderschrank von innen gesehen.“ Kurz seufzte der grünhaarige Mann. „Geh in die Küche, was essen. Ich kümmere mich um das Chaos.“ Sanji schmunzelte über Zoros leicht verzweifelten Blick. Dieses Chaos würde er niemals beseitigt kriegen. Das würde höchstens IHN beseitigen. „Wenn du meinst“, lächelte Sanji, stand auf und huschte aus dem Zimmer in die Küche. Nahm dort den Kühlschrankinhalt unter die Lupe und warf dann, extra für Zoro, zwei Steaks in die Pfanne.
 

„Essen ist fertig!“ rief er nach einiger Zeit und wartete geduldig, bis Zoro wieder zurückkehrte.

Dieser kam, ziemlich schnell sogar und mit einem wehleidigen Blick und flehendem Gesichtsausdruck. „Was denn? Lässt du dich von ein paar Shirts unterkriegen und fertig machen?“ schmunzelte Sanji reichlich amüsiert, schob Zoro seinen Teller hin. Mitfühlend strich er seinem Freund durch die grünen Haare. Doch Zoro zog es vor, zu grummeln und lieber zu schweigen. Und sein Steak nachträglich mit Blicken aufzuspießen und erneut umzubringen. „Das Fleisch ist bereits tot, du kannst es jetzt essen“, murmelte Sanji, konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Er wusste zu gut um die Drohung, die er ausgestoßen hatte und wahr machen würde. Und er wusste, dass es Zoro alles andere als gefiel oder gar amüsierte. Still fragte sich Sanji, ob Ace den Montag überlebte, wenn er Zoro über den Weg lief. Eher nicht, so wie der gerade sein Fleisch auf dem Teller begutachtete. „Wenn du nicht gleich vernünftig isst, dann lass ich dich das Chaos da oben wirklich aufräumen“, brummelte Sanji missmutig. Er hasste es, wenn jemand in seinem gekochten Essen herumstocherte, als würde es nach nichts schmecken. Vor allem, da Zoro sein Essen sonst hinunterschlang – seine Art, Sanji zu loben. Irritiert hob Zoro den Kopf und schaute Sanji fragend an. „Ziemlich schwache Drohung, nachdem ich dir bereits gesagt habe, dass ich mich um das Chaos kümmern werde“, erwiderte er dann. Aß aber, nachdem er den ersten Happen geschluckt hatte, wieder in seinem üblichen Tempo. Als würde ihm einer sein Steak klauen, direkt vom Teller. Sanji schüttelte den Kopf. „Du kümmerst dich nicht um das Chaos, Marimo. Das Chaos kümmert sich um dich. Also lass es gut sein, ich mach das schon.“ Er beobachtete seinen Freund, der sich mittlerweile, die Augen schließend, auf seinem Stuhl zurückgelehnt hatte. Ein Auge öffnete sich kurzzeitig, fixierte Sanji, bevor es sich wieder schloss. „Ich hatte doch recht. Du traust mir wirklich nichts zu“, grummelte er dann, sichtlich mürrisch.
 

Und wieder schmunzelte Sanji nur. „Soll ich dich jetzt fragen, wie viele der Klamotten ihren Weg zurück in den Schrank gefunden haben? Oder wie oft du ein einziges Shirt zusammengelegt hast?“ konterte Sanji mit milden Spott. „Abgesehen davon habe ich deine Wohnung gesehen, großer Aufräumexperte. Aber wenn du unbedingt willst, kannst du das da oben gern beseitigen. Tu dir keinen Zwang an. Ich werde dich nicht davon abhalten.“ Ein böser Blick traf den Blondschopf. „Es sind schon weit mehr Sachen wieder im Schrank, als du denkst. Und den Rest werd ich auch noch beseitigen“, schnappte Zoro nur, stand auf und verschwand aus der Küche, ohne Sanji eines weiteren Blickes zu würdigen. „Ich erfinde dann solange mal ein Gegenmittel für Krebs“, murmelte Sanji, stellte die Teller in die Spüle und zog sich ins Wohnzimmer zurück. Wenn Zoro unbedingt da oben rumspielen wollte, dann sollte er doch, das war Sanji im Moment herzlich egal. Dass dieser sture Kerl sich aber auch nicht eingestehen kann, dass er von Hausarbeit null Ahnung hat. Eigentlich müsste ihm die Kochaktion doch eine Lehre gewesen sein. Sanji pflanzte sich auf seine große Couch und schaltete den Fernseher ein, zappte durch die Kanäle, bevor er bei einem alten Schwarz-Weiß-Film hängen blieb. Bis Jeff mit dem Abendessen kam, dauerte es ohnehin noch, also konnte er sich die Zeit auch so vertreiben. Immerhin fand er so auch ein wenig Ruhe, auch wenn er den Nachmittag eigentlich an Zoro gekuschelt verbringen wollte. Der Film war längst zu Ende, sowie auch die zwei folgenden, als Sanji Zoros schwere Schritte im Flur hörte. „Bin fertig“, erklang es von der Tür aus. Sanji richtete sich von seiner Couch auf und linste über die Lehne, direkt zu seinem Freund, der an den Türrahmen gelehnt stand. Ein Lächeln zog über seine Lippen. „So siehst du auch aus“, erwiderte er dann. „Willst du da jetzt stehen bleiben?“ Kurz schien Zoro zu überlegen, bevor er sich vom Türrahmen abstieß und zur Couch schlenderte. Hinter dieser blieb er stehen, stützte sich auf die Rückenlehne und beugte sich leicht zu Sanji hinunter, um ihn dann sanft zu küssen. Sanji erwiderte den Kuss, hungrig und voller Leidenschaft, saß auf seinen Knien auf der Couch und legte seine Arme in Zoros Nacken. Spürte die Arme seines Freundes um seinen eigenen Körper und die Zunge, die unaufhörlich um Einlass bettelte, wieder und wieder über Sanjis Lippen strich. Sanji lächelte in den Kuss hinein, löste ihn wieder und schaute Zoro in dessen grüne Augen. Dieser murrte zwar, erwiderte Sanjis Blick jedoch, lehnte dabei seine Stirn an die Sanjis, während die Hände weiter über seinen Rücken hinweg strichen. Wohlig seufzte Sanji auf, Zoro war ja heute ziemlich sparsam gewesen mit Zärtlichkeiten jeder Art. Umso mehr genoss er die Aufmerksamkeit, die ihm jetzt geschenkt wurde.
 

Der liebevolle Blick, mit dem Zoro ihn bedachte, erwärmte Sanjis Inneres, auf eine Art, die er nie erlebt hatte. Sein Gesicht wurde mit sanften Küssen bedeckt und seine Hand wanderte in Sanjis Nacken und streichelte dort durch die Haare. Sanji fuhr mit seiner Hand über Zoros Wange, die andere ließ er ebenfalls in dessen Nacken liegen und mit den kurzen Strähnen spielen. An seinem Kinn zog er Zoro schließlich näher an sich, legte seine Lippen auf Zoros und schloss die Augen, berauscht von dem Augenblick und den Gefühlen, die in ihm ausgelöst wurden.

Erneut bettelte Zoros Zunge um Einlass, während Zoro selbst, ohne sich von Sanji zu lösen, um die Couch wanderte und an der Armlehne stehen blieb. Sanjis Hand löste sich von Zoros Gesicht, wanderte über den Hals und die Brust hinab zum Bauch, während er seine Lippen leicht öffnete und seine Zunge mit Zoros zu spielen begann.

Sanji führte seine Hand denselben Weg wieder zurück, als Zoro ihn mit seinem Körper in die Sofakissen drückte, mit seinen Händen verlangend Sanjis Seiten entlangfuhr. Dabei vertieften sie den Kuss noch ein wenig mehr. Mit einem Keuchen lösten sie sich wieder voneinander, ohne das Spiel ihrer Hände zu unterbrechen. Sanji blickte Zoro in die verdunkelten Augen, atemlos und voller Liebe, Sehnsucht und Leidenschaft. Strich mit der Hand, die zuvor noch fröhlich Zoros Oberkörper erkunden wollte, über dessen Gesicht, zog die Konturen nach, prägte sich jeden Millimeter von Zoro sowohl mit den Augen als auch mit seinen Fingern ein.
 

Zoro fing seine Hand ein, hauchte auf die Fingerspitzen und die Handinnenfläche zarte Küsse, bevor er sich vorbeugte und sich an Sanjis Hals zu schaffen machte. Sanji legte, soweit es aus seiner Position heraus möglich war, den Kopf in den Nacken, bot Zoro so mehr Angriffsfläche, während seine linke Hand noch immer durch die grünen Nackenhaare strich und seine Rechte wieder auf Wanderschaft gegangen war, dieses Mal Zoros Seite entlang. Am Hosenbund angekommen, zupfte er, fast schüchtern, auf dem Rücken nach und nach das Shirt aus Zoros Hose. Zoros Hände fuhren unter Sanjis Shirt, erkundeten die Haut darunter, die Fingerspitzen fuhren die Bauchmuskeln entlang, bevor sie weiter nach oben wanderten und mit den Brustwarzen zu spielen begannen. Schließlich schob er den störenden Stoff ein Stückchen nach oben und begann, Sanjis Bauch zu erforschen. Kleine Seufzer entfuhren Sanji immer wieder und seine Hand griff erneut nach Zoros Kinn, zog ihn so bestimmend wieder zu sich, um ihm die Lippen aufzudrücken. Er spürte, wie Zoro ihn nun mit seinem vollen Gewicht auf die Couch drückte. Zoro schob eines seiner Beine zwischen Sanjis, streifte leicht dessen Schritt. Sanji unterdrückte das Aufstöhnen, biss stattdessen Zoro in die Unterlippe, bevor dieser ihren Kuss löste und ihn von seinem Shirt befreite. Genauso schnell, wie sich Sanjis Shirt verabschiedete, gesellte sich auch Zoros dazu, bevor Sanji ihn erneut in einen Kuss verwickelte, seine Hände dabei an Zoros Seiten entlang hinab zu seinem Hosenbund wanderten. An den Gürtelschlaufen hakte Sanji seine Finger ein und zog Zoro dichter an sich, spürte deutlich die Erregung seines Freundes auf seiner eigenen, langsam erwachenden.

Zoro arbeitete sich unterdessen knabbernd über Sanjis Hals und Schlüsselbein, hinunter zu den Brustwarzen, während seine Finger mit dem Knopf an Sanjis Hose beschäftigt waren, versuchten, diese zu öffnen. Sanji schnappte nach Luft, darum bemüht, kein Stöhnen von sich zu geben. All die Zeit, die er auf diese Berührungen verzichten musste, hatten ihn ein wenig sensibler an gewissen Körperregionen werden lassen. Er schob sich den Händen seines Freundes entgegen, die, ob nun absichtlich oder nicht, seine Erregung streiften, diese so verstärkten. Tat es ihm aber gleich, indem seine Finger sich ebenfalls an Zoros Hose zu schaffen machten. Das lauter werdende Keuchen von Zoro war wie Musik in Sanjis Ohren, er wollte mehr davon hören. Und wieder huschte ein Lächeln über Sanjis Gesicht, mit verschleiertem Blick betrachtete er Zoro liebevoll. Als dieser seine Hand schließlich in Sanjis Hose schob, stöhnte Sanji lang gezogen auf, verdrehte leicht seine Augen.
 

Im selben Moment fiel eine Tür laut krachend ins Schloss.

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[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Daily grind

Daily grind
 

Sanji ließ sich in Zoros Arme ziehen, legte seinen Kopf auf Zoros Brust und strich dann mit den Fingerspitzen darüber. Schaute kurz hoch zu Zoro und bemerkte dessen leicht abwesenden Blick. Sachte ließ er seine Finger zu Zoros Kinn wandern, fuhr dieses vorsichtig entlang. „Was ist los?“ fragte er leise.

Zoro blickte ihm lächelnd entgegen. „Ich hab nachgedacht“, antwortete er dann auf die Frage.
 

Sanji zog die Augenbraue nach oben. „Ah ja? Worüber?“ Zoro seufzte, bevor er weiter sprach. „Versprich mir eins. Egal, was ich jetzt sage, mach keine dumme Bemerkung darüber. Und verkneif dir auch das Lachen. Ich mein es ernst.“ Sanji richtete sich ein wenig weiter auf und musterte Zoro aufmerksam.
 

Was war das denn? Ein sentimentaler Anfall? So was hatte Zoro vorher auch noch nie von sich gegeben. Der Blondschopf nickte verwirrt, innerlich gespannt, was nun kam. „Ich hab über das, was Jeff gesagt hat, nachgedacht“, begann er schließlich. „So ganz unrecht hat der ja nicht. Vielleicht sollte ich wirklich langsam mal kochen lernen. Allerdings nicht bei ihm.“ Sanji schnappte nach Luft, war schon versucht, eine Hand auf Zoros Stirn zu legen und zu prüfen, ob dieser Fieber hatte. „Bei…bei wem denn dann?“ fragte er, war sich allerdings nicht sicher, ob er die Antwort wirklich hören wollte. „Keine Ahnung. Soweit hab ich darüber noch nicht nachgedacht. Aber es gibt doch Kochkurse, oder so“, erwiderte Zoro nachdenklich. Sanji fiel ein Stein vom Herzen. Zoro in seiner Küche, da war er sich auch nicht sicher, ob er das toleriert hätte. Abgesehen davon, dass die beiden sich trotz Beziehung immer gerne mal zofften und sture Esel waren. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. „Hmm, musst du wissen“, sagte Sanji nach kurzem Überlegen. „Warum kommst du, mitten in der Nacht, auf solche Ideen?“ murmelte er dann noch. „Ich denk schon den ganzen Tag immer mal wieder darüber nach“, gab Zoro zur Antwort. „Hast du nichts anderes zu tun?“ stichelte Sanji leise. Zoro zog eine Augenbraue hoch. „Heut ist Sonntag. Normalerweise schlaf ich da, so viel wie möglich. Da wurde ich heute in aller Früh aber gestört. Und auch, als ich meiner zweiten Lieblingsbeschäftigung nachgegangen bin, wurde ich unterbrochen. Also hab ich halt etwas nachgedacht“, erklärte Zoro.
 

Sanji setzte einen nachdenklichen Gesichtausdruck auf. „Du denkst beim Sex an einen Kochkurs?“ hakte er dann nach, seine Bemerkung nicht wirklich ernst meinend. „Was?“ fragte Zoro reichlich irritiert. „Das hab ich nicht gesagt.“ Sanji grinste, war der Grünling doch wieder darauf angesprungen. „Wolltest du nicht schlafen?“ lenkte er dann ein wenig ab und warf einen Seitenblick auf seinen Wecker. „Schlafen?“ wiederholte Zoro verwirrt. „Ja, schlafen. Das, was du am liebsten machst“, sagte Sanji und lächelte leicht. Es hatte den Anschein, als wäre Zoro mit seinen Gedanken mächtig auf Abwegen, wenn er nicht einmal mehr das eingeordnet bekam.
 

Zoro verzog sein Gesicht und warf einen Blick auf seinen Wecker, stöhnte prompt auf. „Das sollte ich langsam wirklich tun“, sagte er dann, zog Sanji an seinem Kinn zu sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sanji lächelte noch immer, auch als Zoro seine Arme um ihn legte und so bewegungsunfähig machte. Während sein Freund ziemlich schnell eingeschlafen war, lag Sanji noch lange wach, betrachtete im Schein der kleinen Nachttischlampe die Konturen Zoros, strich ihm immer wieder sanft mit den Fingern übers Gesicht. Nun konnte er dem nachgehen, was er gern tat: Zoro anstarren, ungeniert, ohne dass dieser sich darüber aufregte. Stundenlang. Und er nutzte die Zeit voll aus. Selbst als Zoros Wecker begann, widerliche, aufdringliche Töne von sich zu geben, war Sanji noch wach, versunken in Zoros Anblick. Wie dieser begann, zu brummen und zu knurren, als ihn der Lärm des Weckers erreichte. Wie seine Augenlider zu flattern begannen und sich unendlich langsam öffneten. Er verschlafen durch die Gegend sah, ohne zu peilen, wo er war und was ihn gerade geweckt hatte. Sanji lächelte, die ganze Nacht hindurch hatte er kaum etwas anderes getan als zu gucken und zu lächeln. Und er war glücklich.

Zoro wohl weniger, als dieser den Blick endlich registrierte. Ein Knurren gab er von sich, bevor er sich von Sanji löste, auf den Wecker einschlug und die Beine aus dem Bett schob, allerdings auf der Bettkante sitzen blieb, die Ellbogen auf die Knie und den Kopf auf seine Hände gestützt.
 

Sanji schwieg dazu, kannte er das, was Zoro gerade durchmachte, doch selbst nur zu gut. Also ließ er Zoro in Ruhe wach werden, strich ihm einmal sanft durch die Haare und erhob sich. „Ich mach dir Frühstück“, murmelte er nur, griff einmal an Zoro vorbei, um die Lampe endlich mal auszuschalten und verließ dann auf leisen Sohlen das Zimmer, nebenbei noch seine Jeans aufhebend.

Er verschwand ins Bad, ließ auch hier seinen Blick schweifen, schließlich war Ace ja unbeaufsichtigt in seiner Wohnung gewesen. Näherte sich dem Spiegelschrank, aus dem es verdächtig roch. Als er eine der Türen öffnete, polterte ihm ein Fläschchen entgegen. Nicht richtig zugedreht sprang der Deckel auf und der Inhalt ergoss sich zum Teil ins Waschbecken und zum Teil auf den Fußboden. „Igitt“, machte Sanji und riss das Fenster weit auf. Dann nahm er das gläserne Behältnis in Augenschein. Ein Duftwasser war es mal, ein sauteures, wohlgemerkt. Und vor allem, es gehörte Zoro. Sanji hatte es ihm zum Geburtstag geschenkt und Zoro benutzte es sehr gern. Nur hatte er es damals beim Auszug hier stehen gelassen, ob nun absichtlich vergessen oder nicht, vermochte Sanji nicht zu sagen. Sanji seufzte schwer. Mitleid mit Ace hatte er gerade nicht, vielmehr überlegte er, wie er Zoro das jetzt erklären sollte. Er nahm die kleine Flasche und stellte sie auf die Ablage vom Spiegelschrank, wischte dann die Pfütze vom Fußboden mit viel Reinigungsmittel auf, damit der penetrante Geruch verschwand.
 

Auf Zoros Haut schnüffelte er gern daran, aber die ganze Flasche ausgekippt, stank doch bestialisch. Missmutig putzte der Blondschopf sich danach die Zähne und zog sich seine Jeans an, bevor er in die Küche marschierte, Kaffee aufsetzte und Zoro sein versprochenes Frühstück fertig machte. Sanji hörte die Dusche, kurz bevor er ein paar Eier in die Pfanne schlug. Wurde sein Frühstück ja rechtzeitig fertig, so wie Zoro auch. Fröhlich vor sich hin summend rührte er in der Pfanne, als sich plötzlich zwei Arme um seine Taille legten. Ein Kuss wurde ihm auf die Wange gehaucht, „Morgen“, dazu genuschelt und Zoros Kopf legte sich auf Sanjis Schulter. Sanji stellte den Herd ab, tat das Rührei auf einen Teller und schob die Pfanne auf eine kalte Herdplatte, bevor er sich in der Umarmung umdrehte und seinen Freund mit einem liebevollen Blick bedachte. „Guten Morgen“, murmelte er ebenso leise zurück und haschte vorsichtig nach Zoros Lippen. Zoro erwiderte den sanften Kuss, lehnte seine Stirn an Sanjis und schaute ihm in die Augen. „Wie kommt es, dass du heute schon so ausgesprochen munter bist?“ fragte er dann. Sanji lächelte noch immer, wenngleich sich auch eine zarte Röte auf seine Wangen geschlichen hatte.

„Ich bin einfach glücklich“, verkündete er dann. „Übrigens, wenn du Ace heute triffst, er schuldet dir eine Flasche Eau de Toilette.“
 

„Dann sei einfach immer glücklich, das gefällt mir“, gab Zoro zur Antwort, bevor er sich von Sanji löste und auf einen Stuhl fallen ließ. Die Arme auf dem Tisch ausgebreitet und den Kopf darauf abgelegt, schien er wieder eindösen zu wollen. Sanji holte gerade Luft, um einen entsprechenden Satz von sich zu geben, als Zoros seinen Kopf ruckartig wieder hob. „Was meinst du mit: ´Ace schuldet mir ne Flasche Eau de Toilette`?“ wollte er dann wissen. Sanji seufzte kurz, stellte Zoro den Teller mit dem Rührei und Besteck vor die Nase und verließ die Küche. Kam ein paar Sekunden später mit der leeren Flasche zurück, stellte sie auf den Tisch. „Die stand im Spiegelschrank“, begann er. „Sie fiel mir entgegen, als ich die Türe geöffnet habe, der Deckel war nicht verschlossen. Und ich hab sie nicht angefasst, seit deinem…“
 

Das Wort Auszug kam Sanji nicht über die Lippen, es schmerzte ihn nur, daran zu denken, auch wenn er Zoro jetzt wieder bei sich hatte. Sanji wandte sich der Kaffeemaschine zu, goss die braune Brühe in zwei große Kaffeebecher und setzte sich zu Zoro an den Tisch. Einen Becher reichte er Zoro, der einen Schluck daraus nahm und das leere Fläschchen beäugte. „Schade“, murmelte er dann. „Und ich kann mir noch nicht mal ne neue von dir zum Geburtstag wünschen. Da bekomm ich ja schon einen Kaktus.“ Ein liebevolles Lächeln zog sich auf Zoros Gesicht, brachte auch den Blondschopf wieder zum lächeln. Während Zoro sich über sein Rührei hermachte, dachte Sanji nach, trank nebenbei seinen Kaffee. Innerlich grummelnd unterdrückte er das Verlangen, sich eine Zigarette anzustecken, würde Zoro doch wieder nur motzen deswegen. Rauchte er eben nachher, wenn Zoro aus dem Haus war. „Von mir nicht, aber von Ace kannst du sie dir wünschen“, sagte Sanji dann mit etwas Verspätung. „Erwarten mich eigentlich noch mehr solcher Nettigkeiten in der Bude?“
 

Zoro blickte von seinem Teller auf und musterte Sanji stirnrunzelnd. „Keine Ahnung, mir ist nix aufgefallen“, kam es dann, bevor er seufzend die Packung Zigaretten zu ihm schob. „Na los. Rauchst sonst auch immer zu deinem Morgenkaffee.“ Sanji blickte ihn kurz an, zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Und du gehst sicher nicht mit deinem Teller nach draußen?“ hakte er, misstrauisch geworden, nach, bevor er sich einen Glimmstängel aus der Packung fischte und entzündete. Tief inhalierte er den Qualm, stand dann auf und öffnete das Fenster. Man brauchte ja nicht in dem blauen Dunst herumsitzen, das störte sogar ihn stellenweise erheblich. „Dir fällt selten mal was auf“, spottete Sanji dann leise. Griff sich dann die Gabel, die Zoro in der Hand hielt, als er Sanji leicht empört anblickte und stibitzte sich ein wenig Rührei von dessen Teller. Er würde sich selbst erst später Essen kochen. Wenn Zoro weg war, wollte er sich wieder hinlegen und den versäumten Nachtschlaf nachholen. Vor lauter Zoro – angucken war er ja nicht dazu gekommen.
 

„Hee, das ist mein Frühstück“, beschwerte sich Zoro auch gleich, wenn auch schmunzelnd. Entriss Sanji die Gabel und aß auch den Rest auf. Ein schneller Blick auf die Armbanduhr und sofort geriet er in Hektik. „Ich muss los“, hörte Sanji ihn noch reden, bekam einen Kuss aufgehaucht. Der Teller verschwand – oh Wunder – in der Spüle und Zoro anschließend wieder im Schlafzimmer. Kurz danach stand er erneut in der Küche, voll bepackt, als würde er verreisen wollen und musterte Sanji dann. „Ich versuch, spätestens um zwei dort abzuhauen, okay?“ Sanji nickte nur, stopfte seine aufgerauchte Zigarette in den Aschenbecher. Sein Blick fiel dabei wieder auf das leere Fläschchen. Ob Zoro sich wohl freuen würde, wenn er heute Nachmittag ein volles statt des leeren vorfand? Wobei Sanji einfiel, dass sein Geld immer noch auf Reisen war, er musste dringend Anzeige erstatten, wobei, selbst wenn er das Auto heil wieder bekäme, das Geld wäre wohl trotzdem weg. Waren wohl heute erst einmal ein paar Behördentermine vor seiner persönlichen Ruhe fällig. Innerlich schrie er jetzt schon auf.
 

„Hoffentlich machst du Ace wenigstens anständig zur Sau“, brummte Sanji dann. „Und vergiss nicht, auf dem Rückweg zwei Schürzchen zu kaufen, möglichst in schwarz“, fügte er mit todernstem Blick an. Zoro entgleisten die Gesichtszüge, was Sanji belustigt zur Kenntnis nahm, aber nach außen nicht zeigte. „Das meinst du jetzt nicht ernst“, kam es dann tonlos und schockiert. „Doch“, erwiderte Sanji schlicht und starrte Zoro in die Augen, innerlich feixend. Dieser nagte an seiner Unterlippe, die Zeit hatte er inzwischen völlig vergessen. „Sanji“, begann er dann, einen flehentlichen Blick aufgesetzt. „Ich tue alles, was du willst, aber lass Ace da raus.“ Einen kurzen Augenblick des Überlegens korrigierte er sich: „Besser gesagt: ich tue fast alles.“ „Hast du etwa Angst, Roronoa?“ fragte Sanji und starrte ihn herausfordernd an. Zoros Augen verengten sich. „Wovor sollte ich Angst haben?“ fragte er zurück. „Davor, hier zusammen mit deinem besten Freund, der nicht unbeteiligt an der Unordnung ist, nur mit einer Schürze bekleidet, zu putzen“, erklärte Sanji. Er wusste, dass sich Zoro niemals unterstellen ließ, vor irgend etwas Angst zu haben. Und er war sich ziemlich sicher, dass er auch vor Sanjis Forderung den Schwanz nicht einziehen würde. „Das eine hat mit dem andern nichts zu tun“, fügte Sanji sanft hinzu. „Ich liebe dich und niemals würde ich wen anders wollen, als dich. Also?“ Er sah Zoro dabei zu, wie dieser nachdachte. „Sicher, dass du Ace nach dem Chaos noch mal in deine Wohnung lassen willst und er die dann auch noch putzen soll?“ hakte er nach, verzweifelt versuchend, Sanji von seiner Idee abzubringen. „Ich stehe ja daneben. Da passiert schon nichts, bis auf dass er nen Tritt riskiert, wenn er was falsch oder kaputt macht“, antwortete Sanji zuversichtlich. Zoro seufzte. „Lass uns darüber später noch mal reden. Ich muss jetzt los, sonst komm ich zu spät“, sagte er dann und legte seine Lippen auf Sanjis. Sanji erwiderte den Kuss. „Diskussion erledigt, falls du dich erinnerst“, murmelte er grinsend an Zoros Lippen und schob seinen Freund dann zur Tür. „Bis nachher“, lächelte er noch und blickte Zoro nach, bis dieser mitsamt seinem Auto außer Sichtweite war.
 

Stumm seufzend schloss Sanji die Tür und ging nach oben in sein Schlafzimmer. Öffnete den Kleiderschrank und fand sich irgendwie in einer Wiederholung. Er wurde erneut von einem Stapel Klamotten begraben, auch wenn dieser ein wenig kleiner war, als der letzte. „Hmpf“, machte er knurrend und grub sich unter dem Klamottenberg hervor. Eigentlich brauchte er nur ein Handtuch und ein paar Klamotten zum anziehen, aber das…

Soviel zum Thema Ordnung, aufräumen und ´ich mach das schon`. Den Klamottenberg ignorierend, fischte Sanji sich ein Handtuch daraus hervor, entledigte sich seiner Hose und ging ins Bad, um zu duschen. Stand zehn Minuten später wieder im Chaos, bekleidet mit einem Handtuch. Seufzend suchte er sich was halbwegs tragbares heraus, zog sich an, schlug die Tür hinter sich zu und ging nach unten. Noch schnell die zwei Kaffeebecher in die Spüle gestellt, griff er sich seine Zigarettenpackung vom Tisch, seine Schlüssel von der Kommode und verließ die Wohnung.

Stunden später war er auf dem Rückweg, völlig fertig mit sich und der Welt. Die Anzeige wegen seinem Auto lief, die Bank hatte seine Karte gesperrt und er unter sichtlichen Protesten, das Geld für eine neue Karte abbuchen lassen. Wenigstens stimmte sein Kontostand noch, das war etwas Erfreuliches an der Sache. Er war aber auch nicht so verblödet, die Geheimzahl direkt bei seiner Karte aufzubewahren. Das überließ er anderen.
 

Er hatte wieder Geld in der Tasche, brauchte also nicht zu Fuß zurückgehen, sondern konnte mit dem Bus fahren. In Ruhe eine rauchend, legte er die letzten zwei Straßen bis zu seinem Heim relativ schnell zurück, für seine Umgebung hatte er kein Auge mehr. Er wollte einfach nur noch schlafen.

War wohl doch eine schlechte Idee gewesen, die ganze Nacht aufzubleiben. Als er jedoch daran zurückdachte, schüttelte er entschieden den Kopf. Er warf die Kippe vor sich auf den Boden, trat sie im Vorbeigehen aus und ging den schmalen Weg zu seiner Haustür. Stieß die Tür mit dem Fuß auf, wenn er den Typen erwischte, der die mal wieder nicht richtig zugemacht hatte, den würde er höchstpersönlich zu Gulasch verarbeiten.

Schloss dann seine Wohnung auf und stutzte. Warum lag Zoros Laptop eingepackt auf der Kommode? Den hatte er doch vorhin mitgenommen, da war sich Sanji ganz sicher. Seine Jacke hing auch wieder am Haken. Leise schloss Sanji die Tür hinter sich und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur ins Wohnzimmer. Missbilligend hob er die Augenbraue, als er den ganzen Papierkram auf seinem ehemals aufgeräumten Couchtisch entdeckte. Und auf seiner Couch. Und dem Fußboden. Und mittendrin Zoro, auf der Couch ausgestreckt und schlafend.

Kurz war Sanji am Überlegen, ob er ihn nicht einfach so vom Sofa treten sollte, besann sich aber eines besseren. Dumm nur, dass der Grünspan den größten Teil der Couch für sich beanspruchte.

Blieb kein Platz für Sanji, es sei denn, er weckte Zoro auf.
 

Der Blondschopf gähnte, legte seine Unterlagen, die er bei seiner Odyssee in der Stadt bekommen hatte, auf seiner Anbauwand ab und drehte sich wieder zu Zoro um. Ein Bild des Friedens und das gehörte festgehalten. Schelmisch lächelnd holte Sanji seine Kamera aus dem Schrank und photographierte Zoro. Ließ die Kamera dann im selben Fach verschwinden und wandte sich wieder dem Sofa zu. Fischte erst einmal die große Decke vom Sessel und breitete sie höchst vorsichtig über Zoro aus, nachdem er vorher zumindest die Papiere von der Couch und vom Boden aufgesammelt hatte. Er selbst setzte sich ans hintere Ende der Couch, zu Zoros Füßen, legte seine eigenen Beine auf dem Tisch ab und zog einen Teil der Decke über seinen Körper. Er war schon eingeschlafen, noch bevor er mit seinem Oberkörper auf Zoros Beine kippte und nun dessen Oberschenkel als Kopfkissen missbrauchte.
 

Irgendwo von weit entfernt spürte Sanji eine Hand in seinen Haaren und hörte auch das Rascheln von Papier. Doch beides war zu weit weg, um es klar zu erfassen. Darum driftete er auch wieder ab in die Tiefen seiner Träume, seine Hand dabei in sein derzeitiges Kissen gekrallt.

Die Nackenschmerzen, die ihn plagten, weckten ihn wieder auf. Wann hatte er sich eine so bescheuerte Position zum schlafen gesucht? Mit geschlossenen Augen streckte er sich, krallte sich in seine Unterlage. War allerdings leicht irritiert, da diese aufzischte und fluchte und sich zu allem Überfluss auch noch bewegte. Blinzelnd öffnete er nun doch die Augen und blickte in zwei smaragdgrüne. „Oh“, murmelte er leise, löste seinen Griff und fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht, während die andere sein Genick massierte und gleichzeitig seine wirren, blonden Haare ein wenig ordnete. Gut, es versuchte. Irgendwie. Von Erfolg gekrönt war diese Aktion nämlich nicht. Das bewies auch Zoros leises Auflachen, was Sanji mit einem tödlichen Blick quittierte und den Grünspan auch nur äußerlich verstummen ließ. Denn das Grinsen auf dessen Gesicht blieb.
 

Die Papiere, die er in Händen hielt, fielen raschelnd zu Boden. Stattdessen griff Zoro mit seinen Händen nach Sanji und zog ihn zu sich, sodass Sanji auf Zoro lag. Sanft legten sich ihre Lippen aufeinander. „Gut geschlafen?“ fragte Zoro dann und schaute Sanji liebevoll an, nebenbei dessen Nacken massierend. „Hmm“, machte Sanji und legte seinen Kopf in Zoros Halsbeuge ab, schloss erneut seine Augen. „Warum bist du eigentlich hier? Ich dachte, du musst arbeiten…?“ murmelte Sanji. „Tu ich ja auch. Nur von zuhause aus. Ace hat gesagt, dass ich heimgehen und mich um dich kümmern soll“, antwortete Zoro. „Wo warst du eigentlich?“ Sanji seufzte wohlig auf, als Zoro auch seine Schultern zu massieren begann. Und er bewegte sich keinen Zentimeter aus seiner jetzigen Position. „Arbeiten sieht anders aus, Marimo“, brummte der Blondschopf leise. „Oder zählt das Anschauen der Innenseite deiner Augenlider auch schon zur Arbeit?“ Vorsichtig schob Sanji seinen rechten Arm unter Zoros Genick, kuschelte sich ein wenig näher an. „Ich war in der Stadt und hab mich mit dämlichen Behörden herumgeärgert“, beantwortete er Zoros Frage schließlich.

„Freie Zeiteinteilung, Koch. Außerdem hatte ich heute Nacht recht wenig Schlaf“, erwiderte Zoro. „Behörden? Wegen deinem Auto? Haben die was gesagt?“ hakte er nach. „Du hattest zu wenig Schlaf?“ konterte Sanji und hob nun doch den Kopf. „Tsk“, machte er dann. „´Vielen Dank für Ihre Anzeige. Wir kümmern uns schnellstmöglich darum`“, zitierte Sanji dann den Beamten und legte seinen Kopf knurrend zurück. Zoro seufzte leise. „Vielleicht sollten wir mal die Nachbarn fragen. Kann ja sein, dass einer was gesehen hat.“ Nachdenklichkeit schwang in seiner Stimme mit, während Sanji nur brummte. „So langsam sollte ich aber wirklich mal was arbeiten“, seufzte Zoro abermals auf.

Sanji grinste leicht, soviel also zur freien Zeiteinteilung. Hatte sein grünhaariger Dussel doch nichts weiter getan, aber irgendwie hatte Sanji auch nichts anderes erwartet. Und doch bewegte er sich kein Stück, blieb auf Zoro liegen und genoss die Streicheleinheiten.

„Aber so wie´s aussieht, hast du keine Lust, dich fortzubewegen, oder?“ fragte Zoro ihn leise. „Sollte ich?“ fragte Sanji zurück, drehte sich ein wenig ein, um noch bequemer zu liegen. „Ich halt dich nicht von deiner Arbeit ab“, fügte er murmelnd an. „Das kann man jetzt sehen, wie man will. Nur hab ich dir was mitgebracht, was ich dir so nicht geben kann“, sagte Zoro. „Häh?“ machte Sanji voller Unverständnis, aber noch immer zu faul, um seinen Kopf anzuheben. Es war viel zu bequem, um sich zu bewegen, also ließ er es. Scheiß auf die Neugier. Sanji brummelte leise, hauchte Zoro einen Kuss an den Hals und schloss schläfrig seine Augen.
 

Er spürte, wie die massierenden Bewegungen langsam nachließen, bevor sie vollständig stoppten. Das tiefe Atmen verriet Sanji, dass Zoro wieder eingeschlafen war. Ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen. „Und dabei wolltest du doch arbeiten“, flüsterte Sanji, schmiegte sich noch mehr an Zoro und döste ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Ayres
2012-04-04T23:13:55+00:00 05.04.2012 01:13
Tut mir Leid, aber es muss nun endlich raus. Ansonsten würde ich die nächsten Tage schlecht schlafen!

Sag mal, macht Sanji nichts anderes als den ganzen Tag zu pennen? Das gibts doch gar nicht.
Von: abgemeldet
2012-01-10T17:20:41+00:00 10.01.2012 18:20
Hallo pbxa_539 und Janachen2811 ^^

Ich liebe eure Story einfach und bin echt froh, dass mehr als nur ein One Shot draus geworden ist!

"Shadows" hat einfach etwas ganz eigenes.

Ohne große dramaturgische Geschehnisse, sondern mit ganz natürlichen und alltäglichen Zwischenfällen beschriebt ihr, wie Marimo und Kochlöffel versuchen ihren doch recht amüsanten Alltag zu meistern und nebenbei auch noch ihre Beziehung wieder aufzubauen.

Shadows ist einfach verdammt realitätsnah und immer wieder erkennt man Situationen, die einem selbst schonmal ähnlich passiert sind.

Besonderes Lob auch an euren Schreibstil!
Ihr schreibt so, dass man sich alles wunderbar im Kopf vorstellen kann und sich richtig, dank der zwei Sichten, mit Zorro und auch Sanjis Situation und Denkweise auseinandersetzen kann.

Es braucht gar nicht ein schlimmes Ereigniss um die Spannung aufrecht zu erhalten, denn man fiebert so oder so bei jeder noch so kleinen Kabbelei der Beiden mit! ;)

Ich hoffe doch sehr, dass noch viele Kapitel folgen werden! :)


Weiter so !

Liebe Grüße

Vyura

Ps: Und vorallem Ace finde ich ist gut getroffen ! :D

Von:  dasy
2012-01-02T15:05:14+00:00 02.01.2012 16:05
Also ich habe jetzt beide Geschichten parallel bis zum Ende gelesen.
Ich muss sagen, die sind sehr gut, vor allem, da sich jede nur aus die Sicht eines der Handelnden bezieht. da kommt man nicht durcheinander, wer was weiß und so. Der Schreibstil gefällt mir recht gut: Es sind nicht so endlos lange Sätze, die dann keiner mehr durchschaut und auch keine zu kurzen, die das ganze so abgehackt erscheinen lassen. Ihr seid jetzt keine Weltklasseautoren, aber schon recht gut. Gut gefällt mir auch, dass es kaum Rechtschreibfehler gibt, außer ein paar Kommas, die zu viel sind, aber die stören das Lesen nicht so sehr.
Zum Inhalt: Einfach Klasse Geschichte! Vor allem die vielen Missverständnisse und falsch interpretierte Ironie... das ist wie im wahren Leben. Zu den witzigen und ernsten Gesprächen habt ihr auch die richtige Dosis Romantik und Überraschung gefunden. Und es ist von einem Kapitel zum nächsten echt spannend.
Ich hoffe, ich habe Euch Mut gemacht weiterzuschreiben, vielleicht wenigstens noch ein oder zwei Kapitel, die die Beiden endlich in einem Alltag ankommen lassen, der nicht mehr von Angst vor Verletzungen und Schuldgefühlen geprägt ist.
Tschüß, Dasy
Von:  Suzi82
2011-07-20T13:37:11+00:00 20.07.2011 15:37
Boa was für ein Kipitelende * grummel*
2ill sofort wissen wer es ist.
Ich hoffe nur das es NICHT Jeff ist, das wäre dann doch etwas peinlich für alle denk ich mal *kicher*
Zoro muss sich aber dann ab Montag mal dann endlich um das geklaute Auto kümmern.

in diesem Sinne, will meeeehr
Suzi
Von:  Suzi82
2011-07-17T10:30:16+00:00 17.07.2011 12:30
die sind ja wirklich wie ein altes Ehepaar ^^

Ja da bin ich mal wieder ^^
sry das es so lange gedauert hat.

Mich interesiert aber immer noch wo Sanjis Auto ist, Zoros ist ja am Bahnhof und das von unserem Kranken Huhn?
Wird das noch irgenwann mal als gestolen gemeldet?
So viele Fragen, die hoffentlich bald beantwortet werden ^^

lg
Suzi
Von: abgemeldet
2011-05-22T07:32:04+00:00 22.05.2011 09:32
Klasse Kapi ;)

>>In dem Moment fiel eine Tür krachend ins Schloss.

O.O Wer hat denn da zugeschaut ? o.O Ohje...

>>„Du sprichst von Ace“, begann Zoro. „Der lebt, was seine Kleidung betrifft, aus nem Wäschekorb. Dessen Klamotten haben noch nie nen Kleiderschrank von innen gesehen.“

Vor allem da musste ich lachen...da ich das von mir selber kenn ^^°

Sanji und Zorro sind schon süß ,dass muss man sagen o^^o
Ich hoffe es geht bald weiter...
Ich will wissen wer hier Türen knallt ò.ó

Lg V.
Von:  Suzi82
2011-02-20T16:18:56+00:00 20.02.2011 17:18
boa, armer Sanji *zoro nen bösen Blick zuwirft*
Zoro sollte wirklich die Finer von rohem essen lassen *wehleidig zu Sanji schielt*
Mal schauen was Jef noch mit Zoro macht *diabolisch grinst*
Verdient hätte er es ja etwas *hihi*
oh man da kommt doch langsam meine teuflische Ader durch *grien*
auf ein neuese ^^

lg
Suzi
Von:  Suzi82
2011-02-09T21:43:19+00:00 09.02.2011 22:43
puh...
wirklich heiß ^^
mir ist nur diesmal etwas aufgefallen.
Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Aber irgendwie ist bei zwei Sätzen der Wurm drinne.
Der erste ist ziemlich am anfang: ..., viel was anderes blieb ihm ja auch nicht übrig,...
irgendwie komm ich mit der wortwahl nicht zu recht, weiß auch nicht ganz aber das klingt irgendwie komisch und der zweite war etwa in der mitte: ..., wäre er doch die Kontrolle, die er derzeit über Zoro hatte, in dem Fall hinfallig.

da passt der vordere Teil nicht ganz mit dem hinren teil.

sorry, aber das ist mir halt diesesmal aufgefallen.

Ansonsten wie immer sehr lecker ^^
freu mich dann auf morgen und Zoros part.
wünsche euch eine angnehme nacht ^^

lg
Von:  Suzi82
2011-02-07T20:34:15+00:00 07.02.2011 21:34
wow, ich habe es geschaft ^^
den elften teil, versuche mich dan weiter durch zu arbeiten ^^
wie immer sehr gefühlvoll geschrieben, ich liebe euren schreibstil.
freu mich schon auf die nächsten beiden kappis, hoffe nur, das sie nicht ganz so lang sind wie dieser hier ^^
hat mich wohl "damals" etwas abgeschreckt, aber ich habe es geschaft *freu*
und ich verspreche mir einiges im nächsten Teil, also bis denne

und immer schön kreativ bleiben
Suzi
Von:  Suzi82
2010-09-06T19:35:17+00:00 06.09.2010 21:35
*sich ne tränne wegwischt*
man jungs, redet miteinander, das kann doch nicht an gehen
ob sanji noch mehr hat als die lebensmittelvergiftung?
wann wollen sie das auto als gestohlen melden? (ich vergess das auto nicht, mag autos ^^)
werden sie sich doch noch mal irgendwann aussprechen, mit dem richtigen inhalt?
fragne über fragen die beantwortet werden müssen ^^

in diesem sinne, warte auf weitere kapis ^^

lg
Suzi


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