Ein Unglück folgt dem nächsten von LoveKills ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- Ein schöner Maitag neigte sich seinem Ende zu. Tenna, Erke, Micha und Nero hatten sich im Hexenkessel verabredet um Erkes Geburtstag zu feiern, doch es gab ein Problem: Nero wusste wieder mal nicht, was er anziehen sollte. Es war immer das Gleiche. Er stand, nur in Unterwäsche, vor seinem hohen Wandschrank und zerbrach sich den Kopf. Seine hüftlangen von Natur aus schwarzen Haare flogen ihm ins Gesicht. Seit fünfzehn Minuten versuchte er sie zu bändigen was ihm grundsätzlich nie gelang, ohne sie sich mit einem Haargummi zusammen zu binden. „Na gut. Irgendwas muss sich ja finden lassen“, knurrte er mies gelaunt. Er schmiss alle möglichen Klamotten aus dem Schrank und fand im hintersten Eck, was er gesucht hatte. Doch bevor er das registriert hatte, war das Kleidungsstück schon auf dem Wäscheberg gelandet welcher im ganzen Schlafzimmer verteilt war. Deshalb wühlte Nero weiterhin und mittlerweile ziemlich entnervt in einem Meer aus schwarzen Röcken, Hosen, T-Shirts und Pullis. Er schlüpfte in seine geliebte Lederhose, zog ein einfaches Hemd über und schlüpfte anschließend in seine New Rocks – Waden hohe Boots, aus Lackleder, mit fünf Schnallen an der Seite und Eisenbeschlägen an Hacke und Spitze -, welche ihn seit drei Jahren ständig begleiteten. Geschminkt, mit der Sonnenbrille auf der Nase und dem Geldbeutel in der Manteltasche, brach er schließlich auf. Im Bus traf er noch zufällig seinen besten Kumpel Micha. Zusammen fuhren sie zu ihrem Stammclub und begegneten den anderen beiden vor dem Eingang. „Hi, Großer“, grinste Nero. „Du musst gerade reden.“, feixte Erke, denn Nero war gerade mal 2 Zentimeter kleiner als er selbst, doch bei 2 Metern war es kein Kunststück. „Oder soll ich vielleicht ´Alter´ sagen?“ „Na ja… nicht wirklich.“ Nero nahm das Geburtstagskind fröhlich in den Arm. Er war unglaublich froh, dass Erke endlich entlassen worden war. Diese Jahre, in denen er seinen Drogenentzug gemacht hatte, waren wirklich schlimm gewesen. Erke sah wieder einigermaßen gut aus. Nicht mehr ganz so abgemagert, wie er ihn kennen gelernt hatte. Sein breites Grinsen war allerdings nicht zu übersehen und die Fröhlichkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch die anderen beiden nahmen ihn happy in die Arme. Sie waren nicht weniger glücklich. „Eben“, nickte der Schwarzhaarige, bezahlte und stapfte am Türsteher vorbei. Die drei folgten ihm und so suchten sie sich in einer der hinteren Ecken, einen gemütlichen Tisch. Nero ließ seinen Blick durch das trübe Licht und den Nebel schweifen. Nicht weit von ihm, saß ein Mann, er schätzte ihn auf 22, dem seine Haare etwas zerzaust über die Schultern fielen, da er vornüber gebeugt über etwas brütete. Es war ein kleiner Schreibblock, wie Nero kurz darauf erkannte. Er hielt seine störende Mähne mit seiner rechten Hand zurück und kritzelte eifrig weiter. Wie kann man in einen Club gehen und schreiben? Wäre mir ja zu blöd, dachte sich Nero leicht kopfschüttelnd und zog erstaunt eine Augenbraue nach oben, als der Blick des anderen dein seinigen traf. Als hätte er seine Gedanken lesen können. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Seine Kehle schnürte sich wie von Zauberhand zu. Er spürte geradewegs, wie sich die Augen des fremden Mannes in die seinen bohrten. Nero wandte sich schnell ab. Was soll das denn, fragte er sich insgeheim. Er hatte schon viele Männer gesehen, gut aussehende und welche die weniger hübsch waren, doch so etwas war ihm noch nicht passiert. Urplötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "Ich geb´ einen aus.", meinte Erke belustigt. Nero verbannte das, was ihm eben widerfahren war aus seinem Hirn und wand sich seinen Freunden zu. "Rotwein bitte danke.", grinste der Schwarzhaarige und keinen Moment später war der Violetthaarige in der tanzenden Menge verschwunden. Der Abend wurde immer lustiger und den Mann hatte Nero schon längst wieder vergessen. Alle vier waren etwas angetrunken, wenn nicht sogar betrunken. Micha und Nero hatten jeder, schon mindestens, zwei Maß Bier und drei Gläser Rotwein intus. Keiner der beiden registrierte mehr wirklich, was um sie herum geschah Tenna und Erke ging es auch nicht anders. Micha wollte gerade aufstehen, um auf die Tanzfläche zu gehen, doch war er schon so betrunken, dass er kaum noch alleine stehen konnte. Er wankte gefährlich in alle Richtungen und wäre auch beinahe gestürzt, hätte Nero ihn nicht noch im allerletzten Augenblick auf seinen Schoss gezogen. Sein Blick war verschleiert und ein Dauergrinsen hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Er kicherte kurz, nahm Michas Gesicht in die Hände und küsste ihn. Einfach so. Ohne einen Grund. Er senkte seine Lippen auf die seines besten Freundes, ihre Zungen berührten sich flüchtig, fanden einander wieder und keinen Moment später waren sie in einen sehr leidenschaftlichen Kuss vertieft. Es dauerte etwas, bis sie voneinander abließen. Alle vier waren nicht bei vollem Verstand um zu erkennen, dass das normalerweise nicht so abgelaufen wäre, wären sie noch nüchtern gewesen. Doch das schien sie im Augenblick weniger zu stören. Es war schon fast Morgen als er sich auf den Weg nach Hause machen wollte. Wankend stand er auf und torkelte einem jungen Mann direkt in die Arme. "Oh... schorry...", lallte er und kicherte. Es dauerte ein paar Sekunden bis Nero mit seiner langatmigen und unzusammenhängenden Entschuldigung fertig war. "Ja, ja... schon gut.", nickte der Mann. Anscheinend blöderweise in die falsche Richtung gelaufen da er ihm, nachdem er umgedreht hatte, wieder anrempelte. Seine Koordination war absolut nicht mehr die Beste. "Hei... wasss dust‘n du hiea?", lallte er. "Gott hast du eine Fahne..." Ein Kopfschütteln des jungen Mannes und ein leichtes Schmunzeln, welches er sich nicht hatte verkneifen können. Das Gesicht des anderen war vom Alkohol etwas rötlich, die Augen waren glänzend und das verschmitzte Lächeln und der Schlafzimmerblick, waren einfach zu köstlich. "Ick hab keiine Faahne", gurgelte Nero trat einen Schritt nach vorn und stolperte geradewegs auf die Fahrbahn. „Hey! Vorsicht!“, rief der Unbekannte und zog ihn gerade noch rechtzeitig von der Straße, als ein Lastwagen in rasanter Geschwindigkeit an ihnen vorbei fuhr. „Hoppala.“ Nero fuhr sich durch die Haare. Der angenehme Duft von Patschoulie drang in seine Nase, als er sich umdrehte. Er liebte diesen Geruch seit er ihn das erste Mal wahrgenommen hatte. „Junge, Junge. Wie viel hast du eigentlich getrunken?“, fragte der Schwarzhaarige kopfschüttelnd. „Dich kann man ja nicht mehr auf die Menschheit loslassen.“ „Suu viel.“, nuschelte Nero benommen. Sein Blickfeld war völlig verschwommen, seine Beine gehorchten ihm nicht mehr so wie sie sollten und seine Gedanken waren irgendwo nur nicht im Hier und Jetzt. Er musste nach Hause, das wusste er noch, allerdings dauerte der Fußmarsch noch eine halbe Stunde. Er hoffte inständig, dass er bis dahin halbwegs ausgenüchtert war, ansonsten konnte er die Nacht wohl im Badezimmer über der Kloschüssel verbringen. Der Unbekannte hatte ihn immer noch am Arm gepackt und schüttelte nur wieder den Kopf. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“ „Hmm? Nein…. Zu Fuß… besser.“, gurgelte Nero. Die warme Sommerluft drückte ihm unangenehm gegen den Kopf. „Ausnüchtern.“ „Scheiße.“ Fluchte der Schwarzhaarige und seufzte dann schwer auf. „Kennst du den Weg, dann begleite ich dich ein Stück, nicht dass du vom nächsten Laster überfahren wirst.“ Nero schielte ihn fast an. Sah den Mann doppelt und war ihm insgeheim für das Angebot sehr dankbar. „Da lang.“, murmelte er und torkelte voran. An seinem Wohnblock angekommen, fummelte Nero zuerst in seiner Manteltasche herum, fand den Schlüssel und beugte sich dann so weit zum Schlüsselloch hinunter, dass man hätte meinen können, er wäre mehr als kurzsichtig. „Hab's gleich.“ Allerdings brachte es einfach nicht zustande aufzuschließen. Dass blieb dann an dem jungen Mann hängen. Er brachte ihn nach oben, doch als sie in der Wohnung waren, wusste er nicht so wirklich, ob er ihn alleine lassen sollte. Eigentlich wollte er ja nach Hause, aber er konnte es auch nicht zulassen, dass Nero, besoffen wie er war, gegen irgendetwas knallte und sich womöglich noch das Genick brach. Benommen torkelte Nero in sein Schlafzimmer und fiel bäuchlings auf sein Bett. Ein lautes Schnarchen ertönte und er war eingeschlafen. "Klasse.", knurrte der Fremde. Er besah sich die Bettwäsche. Nachtschwarz... und dann die weiße Schminke und das verschwitzte Zeugs? Scheiße, was geht’s mich an? Ich muss den Dreck ja nicht waschen. Normalerweise wäre er lieber gegangen, doch wenn Nero aufwachen würde, wäre er immer noch betrunken und ihm konnte genauso viel passieren wie in dem Moment. Also setzte er sich neben das Bett, bettete seinen Kopf auf die Matratze und schlummerte ungewollt ein. Am nächsten Morgen wachte Nero erst gegen zwölf Uhr mittags auf. "Gott, mein Schädel brummt.", stöhnte er auf. "So ein Scheiß", brummte er. Der junge Mann wollte gerade aufstehen, als er neben sich einen Kopf und den dazugehörigen Körper erblickte. Er hatte keine Ahnung, wer das war oder wie derjenige hier hergekommen war. Nero wusste noch, dass er alleine aus dem Club gegangen war. Ich träum immer noch, schoss es ihm durch den Kopf und er sprach seinen Gedanken laut aus. "Nee, glaub ich weniger.", murrte der Unbekannte und hob seinen Kopf von der Bettkante. „Fuck, ich bin eingeschlafen….“ Ein eingefallenes Männergesicht mit nachtschwarzen Augen und schon fast unnatürlich roten Lippen, starrte ihn finster an. "W... was... wie... wo... warum…" Nero verstand überhaupt nichts mehr. Was soll das? Fragte er sich insgeheim. Er hatte sich aufgesetzt und war auf die andere Seite des großen Bettes gerutscht. "Jetzt mach mal ruhig.", meinte der junge Mann mit seiner unglaublich tiefen und melodischen Stimme, welche einen kleinen melancholischen Unterton beherbergte. "Ich... ich soll mich beruhigen?! Hallo?! Wer oder Was bist du eigentlich?" Aufgebracht, ein klein wenig hysterisch und wild gestikulierend saß Nero immer noch auf dem Bett. Dass sein Kajal ihm im ganzen Gesicht klebte, merkte er nicht einmal. Er machte keinerlei Anstalten, sich auch nur in die Nähe der schwarzen Gestalt zu begeben. "Ich bin kein ETWAS.", schnaubte der unbekannte empört. "WER bist du dann? Und überhaupt, wie bist du hierhergekommen?" Nero konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen. "Ares Nünster. Freut mich.", stellte sich der Mann vor und lächelte düster vor sich hin. "Wie bin ich hergekommen. Nun, du warst gestern, oder eher heute, stockbesoffen. Bist mir im Hexenkessel in die Arme gelaufen und hast unzusammenhängendes Zeugs gebrabbelt. Mal abgesehen davon dass ich kein Wort verstanden habe, bist du mir irgendwann in der Früh halb vor einen LKW gelaufen. Konntest kaum noch geradeaus gehen. Da ich nicht für deinen Tod verantwortlich gemacht werden wollte und du kein Taxi fahren wolltest, hab ich dir angeboten, dich zu begleiten.", erklärte er kurz und knapp und fing schon wieder an zu schmunzeln. Die Situation in der Nacht war im Nachhinein bedacht einfach zu komisch. Nero hob abwehrend die Hände und musste erst einmal verdauen, was er eben gehört hatte. Nur vereinzelt tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Dass er mit Micha eine heiße Knutscherei gehabt hatte, wusste er noch und auch dass er sich ziemlich albern bei diesem Typen entschuldigt hatte, doch ab da hatte er den totalen Filmriss. "Und warum bist du dann mit hoch?" Eine berechtigte Frage wie Nero fand. Seine aufgeregte Stimme hatte sich wieder normalisiert und auch der erste Schreck war aus seinen Knochen gewichen. "Tja warum. Gute Frage. Du konntest nicht mal mehr die Tür aufsperren. Außerdem wollte ich nicht, wie schon gesagt, dafür verantwortlich gemacht werden, wenn du dir das Genick gebrochen hättest." Ares sah ihn an und wartete auf Neros Reaktion. "Mann. War's echt so schlimm? Kann mich gar nicht mehr dran erinnern, hab voll den Filmriss." Er konnte sich das nicht vorstellen. So viel hatte er wohl noch nie getrunken, jedenfalls konnte er sich nicht mehr entsinnen, es getan zu haben. "Schlimm. Na ja, dein Gelalle war ziemlich amüsant.", grinste Ares. "Gott... hätte man wohl aufnehmen müssen, was?" Nero fuhr sich verlegen durch die Mähne und musste ebenfalls grinsen. "Wollt mich jedenfalls nicht aufdrängen und da es dir ja anscheinend wieder besser geht mach ich mich mal auf den Weg nach Hause.", meinte Ares entschuldigend. Das war auch nicht okay. Da machte er sich schon Sorgen und jetzt wollte er einfach gehen. Nero fand das nicht in Ordnung nur ihm fiel auch nicht wirklich ein was er eigentlich sagen, beziehungsweise machen sollte. Irgendwie musste er sich revanchieren oder wenigstens bedanken. "Danke. Wäre wohl fies ausgegangen...", bedankte sich Nero. Er merkte richtig, wie er ein klein wenig rot anlief. Ares winkte ab. "Ach was. Schon okay." "Willst du noch einen Kaffee? Ich wüsste nicht wie ich mich anders bei dir erkenntlich zeigen könnte.", zuckte er mit den Schultern. Ares blickte ihn irritiert an und man sah dass er sich ein lautes Lachen verkneifen musste. "‘tschuldige. Wenn's keine Arbeit macht, gern.", bejahte er und ein Gähnen folgte. Er brauchte endlich seinen morgendlichen Kaffee, sonst würde er aus den Latschen kippen. Arbeiten musste er heute auch noch, obwohl er mittlerweile so oder so schon zu spät dran war. Blau machen konnte er allerdings auch nicht. "Ach was. Weil das halt so viel Mühe macht.", meinte Nero ironisch und ging an ihm vorbei in die Küche. "Willst du Wurzeln schlagen?", fragte er belustigt als er Ares immer noch an Ort und Stelle stehen sah. "Na ja. Wenn ich dir nicht im Weg umgehe..." Ein Zwinkern huschte zu Nero, der nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Er ließ es bleiben und setzte Kaffeewasser auf während Ares in die gemütliche Küche geschlendert kam und sich auf einen der Stühle setzte. Er besah sich aufmerksam die Küche. Sie war gemütlich. Zum Großteil aus Holz, mit einem großen Tisch, einer Eckbank und einer kleinen Arbeitsfläche. "Niedlich.", meinte er nickend. "Für mich reicht's.", antwortete er und stellte Ares eine Tasse Kaffee vor die Nase. "Milch, Zucker?" "Keines von beidem, danke." "Gut." Nero setzte sich ihm gegenüber auf die Eckbank und hievte seine Beine darauf. Ein unangenehmes Schweigen machte sich zwischen den beiden breit. "Bist du oft im Kessel?", fragte Ares seinen Gastgeber und riss ihn aus seinen Gedanken. "Ähm... na ja. Wenn ich am nächsten Morgen nicht raus muss und wenn die anderen Zeit haben. Sonst ist es langweilig. Und was ist mit dir?" "Eigentlich weniger. Wie du sagst, alleine macht's keinen Spaß, außerdem muss ich lernen." Ares zog eine Grimasse. "Wieso lernen? Gehst du noch zur Schule?" Nero kam sich richtig blöd bei diesem Gespräch vor, aber was sollte er machen. Mal eine etwas andere Unterhaltung. Wenn Tenna, Erke und Micha bei ihm oder sie zusammen unterwegs waren, unterhielten sie sich über allen möglichen Schrott. Zogen über die kleinen Modepüppchen her was dann immer in einem Lachanfall von Tenna endete. "Schule, von der bin ich, theoretisch, seit einer Ewigkeit runter. Nee... Ausbildung. Letztes Jahr. Ist zum kotzen bin froh, wenn ich die Berufsschule hinter mir lassen kann.", murrte Ares. „Obwohl, dann geht’s mir wohl erst recht an den Kragen.“ Er sah unglücklich drein. "Ach ja... bin froh dass ich nicht mehr lernen muss. Du tust mir leid." Er hatte wirklich etwas Mitleid mit dem jungen Mann vor sich. Er hatte einen festen Job und dazu noch einen, der ihm recht gut gefiel. Auch wenn er nur Kunden beraten oder Regale einräumen musste. Geld brachte es immerhin. Außerdem war seine Chefin einfach klasse. Die Messearbeit zwei Mal im Jahr war zwar alles andere als ein Zuckerschlecken, aber es zahlte sich aus. "Gib halt an." "Mach ich doch eh schon.", kicherte Nero. "Sorry. Was hast du gestern eigentlich die ganze Zeit auf diesem Block geschrieben. Und das in der Disco, ich könnte mich nicht konzentrieren oder hätte den Kopf in dem Moment nicht zusammen. Stürze mich da lieber ins Gemenge zum Tanzen.“ "Deshalb brauchst du dich nicht zu entschuldigen.", meinte Ares, "Hab dich noch gar nicht danach gefragt, aber wie heißt du eigentlich?" Er sah ihn über seine Tasse hinweg an. Zog eine Augenbraue nach oben, verwundert darüber, dass sein Gegenüber das gesehen hatte. Obwohl wenn er sich recht entsinnte, genau zu dem Zeitpunkt hatten sich gestern ihre Blickte getroffen. „Ich hab versucht irgendwie ein Rezept zustande zu bekommen. Hat aber nicht ganz funktioniert. Wie du sagtest, im Kessel kann man sich schlecht auf solche Dinge konzentrieren.“ "Rezept? Wofür denn ein Rezept? Stehen doch alle im Kochbuch." Er konnte sich das nicht ganz vorstellen, wieso sich jemand Gedanken um ein Rezept machte oder ein eigenes zu erstellen. Er wäre darin eine ziemliche Niete. Bis auf Nudeln, Tiefkühlpizza und Reis mit Fertigsoße konnte er nicht wirklich kochen. Obwohl, sein Kaffee war einsame Spitze. Auf die Frage nach seinem Namen gab er erst gar keine Antwort. Ares lächelte auf eine geheimnisvolle und dennoch reizende Art und Weise. Nicht breit, sondern nur so weit, dass man seine Schneidezähne leicht sehen konnte. Seine Augen leuchteten… Nero fragte sich im Moment, wieso er auf solche Nichtigkeiten eigentlich achtete. „Ich mach eine Ausbildung zum Koch und das war mehr oder weniger ´Hausaufgabe.“ Das letzte Wort hatte er mit einem geseufzten Schulterzucken in Anführungszeichen gesetzt. „Oh tatsächlich?“ Nero war überrascht. Besah sich den jungen Mann vor sich und nickte. „Nicht schlecht dann kannst du mir ja irgendwann mal zeigen wie man etwas anderes als Nudeln mit Soße, Schinken und Ei macht. Aber du siehst nicht aus wie ein Koch, wenn ich das mal so behaupten darf.“ Er breites Grinsen zierte seine Lippen. „Achso… meinen Namen wolltest du ja wissen.“ Er stoppte für einen kleinen Moment. „Nero.“ "Ja, kann ich schon machen.“ Das war also dann mehr oder weniger ein Zeichen dafür dass sie sich irgendwann einmal wieder sehen würden. „Dein Spitzname?" "Jaa...", murmelte er gedehnt. "Und dein eigentlicher Name?" Er konnte nicht viel mit Spitznamen anfangen. Außer jemand bat ihn eindringlich darum, ihn entsprechend anzureden. Aber ansonsten bevorzugte er eher die richtigen Namen. "Frag mich bloß nicht. Den willst du sicherlich nicht wissen." Nero schüttelte angewidert den Kopf. "Ich bin so frei zu fragen und möchte ihn dann auch gern wissen." Eine Augenbraue von Ares schwang in die Höhe und er blickte Nero erwartungsvoll an. "Wenn du mich so nennst bist du einen Kopf kürzer.", drohte er. "Keine Sorge. Ich möchte den gern noch behalten..." Ares betätschelte seinen eigenen Kopf der langsam aber sicher zu brummen anfing. Er brauchte frische Luft, frische Klamotten und Schokolade. Und vielleicht noch eine Zigarette, dann würde es ihm sicherlich wieder besser gehen. "Von mir aus..." Nero rang kurz mit sich selbst und gab sich dann einen großen Ruck. "Neronnimo." Er hatte eigentlich erwartet dass Ares auf der Stelle anfangen würde zu lachen, stattdessen nickte er nur mit dem Kopf. "Warum magst du ihn nicht?", fragte Ares und blickte ihm in die Augen. Drehte die Tasse in seinen Händen. Nahm noch einmal einen kleinen Schluck. Der Kaffee war wirklich sehr lecker, stellte er fest. "Weil ihn mir meine Eltern gegeben haben.", gab er als strikte Antwort zurück. „Das ist ein nachvollziehbarer Grund.“ Ein müdes Lächeln zog sich über sein Gesicht. "Nun denn..." Ares stand auf. Er sah etwas geknickt aus, aber vielleicht täuschte sich Nero auch nur und er war einfach müde. "Ich dank dir für den Kaffee. Er war wirklich sehr lecker.", nickte er. "Nichts zu danken." Nero begleitete Ares noch zur Tür. "Darf ich fragen... wie alt du bist?", kam es dann ganz unverhofft aus seinem Mund. Er wunderte sich selbst über diese Frage. "Noch knackige 20." Ares grinste ihn frech an. "Ich denk, man sieht sich.", lächelte er matt. "19...", murmelte Nero ohne gefragt zu werden. War von der kecken Antwort ein klein wenig über den Haufen gerannt. "Denke ich auch. Bis denn...", verabschiedete sich Nero. Ares verschwand im Aufzug und war weg. "Na, das war ja mal was.", murmelte Nero. Er ging zurück in sein Schlafzimmer, kramte nach frischen Anziehsachen und stieg unter die Dusche. Sein Magen rumorte als der junge Mann aus dem Badezimmer geschlurft kam und ihm war ein wenig schlecht. "Alkohol bekommt mir nicht.", schüttelte er sich. Zum Kochen hatte er keinen Nerv, also schob er eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Schon wieder dieser Fraß. Langsam nervt‘s. Ares muss mir wirklich zeigen wie man kocht. Keine halbe Stunde später saß er gemütlich in seinem Wohnzimmer, aß sein Mittagessen, beziehungsweise Frühstück, lauschte der dröhnenden Musik und wurde abermals aus seinen Gedanken gerissen, als es klingelte. "Wer da?", meldete er sich an der Gegensprechanlage. "Wir sind's.", antwortete die Stimme seiner besten Freundin. "Tag.", grinste Tenna und die anderen Beiden folgten ihr in die Wohnung. "Und? Schon ausgeschlafen?", fragte Micha und wuschelte Nero durch die Haare. "Wie man sieht schon.", mampfte er mit einem Stück Pizza im Mund. Er lief leicht rot an, als er das lächelnde Gesicht seines besten Freundes betrachtete. Noch nie zuvor hatte er einen Mann geküsst. Klar er war sturzbetrunken gewesen, was es jedoch nicht rechtfertigte. Micha allerdings schien das nicht im Geringsten zu stören. Er war es ja schließlich gewohnt mit Männern herumzumachen, nicht dass er was dagegen hätte, aber im Moment störte ihn der Vorfall schon ein bisschen. Schämen? Er wusste nicht recht ob er sich schämen sollte. Es war in der Öffentlichkeit und dann auch noch im Kessel gewesen. Ihr Stammclub. Nur seine Gedanken waren gerade viel zu aufgewühlt als dass er sich darum scherte, ob er nun gesehen worden war, was sicherlich geschehen war, oder nicht. "Gott, ich muss euch was erzählen." Nero war in voller Aufregung. Er musste ihnen einfach erzählen, was er vorher erlebt hatte. "Na dann mach, aber bekommen wir davor einen Kaffee?", fragte Erke. "Jaa...jaa... 'türlich." Nero hüpfte in die Küche und setzte abermals Kaffeewasser auf und gab jedem eine Tasse. "Hattest du Besuch?", wollte Tenna, neugierig wie sie war, wissen und deutete auf die zweite Tasse in der Spüle. "Jaa... darum geht's ja." Wild gestikulierend erzählte er seinen Freunden, wasvorher passiert war. "Ich kann mich an das überhaupt nicht mehr erinnern.", beendete er seine Erzählung und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. "Hört sich alles ziemlich, wie soll ich sagen, na ja, komisch an. Wie meintest du, heißt er?" Michas Augenbrauen schwangen nach oben. "Ares noch irgendwas. Nünster, glaub ich... irgendwie so." "Kenn ich nicht." "Dooch... Der war gestern auch im Hexenkessel. Dem bin ich in die Arme gerannt als ich gegangen bin. Bei dem hab ich mich, angeblich, so lächerlich dafür entschuldigt.", zuckte Nero die Schultern. "Ach, der Spargelhering... jaa ich weiß wen du meinst." Erke tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe und stellte sich mit verschränkten Armen an die Spüle. "Und der hat dich nach Hause gebracht weil du so besoffen warst? Ist ja genial, ein richtiger Gentleman.", kicherte er sarkastisch. "Kann ich ja auch nichts dafür... ist jedenfalls recht nett." "Der schaut immer voll düster. Könnte man Angst bekommen.", meinte Tenna und fröstelte. „Voll der Eigenbrötler. Sitzt immer allein im Kessel und bewegt sich den ganzen Abend keinen Millimeter, außer um sich was zu trinken zu holen.“ "Liegt wahrscheinlich an den schwarzen Augen." "Du weißt sogar, welche Augenfarbe er hat? Hey Nero..." Micha wedelte mit der Hand herum, als hätte er sie sich an einer Herdplatte verbrannt und grinste hinterlistig. "Ja, 'tschuldigung dass ich mir die Leute mit denen ich rede anschaue..." Er streckte ihm die Zunge raus und musste ebenfalls grinsen. "Sag ja schon nichts mehr." Abwehrend hob er die Hände und kicherte stumm vor sich hin. Seitdem Nero Ares kennen gelernt hatte waren schon mehr als zwei Wochen vergangen. Irgendwie, ging er ihm nicht mehr aus dem Kopf. Warum, wusste er auch nicht. Die Situation war einfach nur peinlich gewesen. Wohl nicht nur für Nero. Er hatte Ares ganz schön in die Bredouille gebracht. Erst mal keinen Alkohol mehr, dachte sich Nero während der heiße Wasserstrahl auf seine verspannten Schultern prasselte. Es war Freitag. Zeit für den Hexenkessel, Zeit sich in Schale zu schmeißen und sic darauf zu freuen dass er am nächsten Tag nicht zur Arbeit musste. Es war eine recht lustige Runde. Sie scherzten, tanzten bis Nero kaum noch stehen konnte und ihm schon kleine Schweißperlen von der Stirn rannen. Darauf bedacht an seinem Vorhaben fest zu halten, bestellte sich der junge Mann ein großes Glas Mineralwasser und wurde von seinen Freunden mehr als komisch beäugt. „Bist du krank?“, fragte Micha argwöhnisch. Nero schüttelte mit vollem Mund den Kopf. „Nee, aber sowas wie letztens wird mir nicht wieder passieren. Erst mal keinen Alkohol.“, meinte er und hob seine Hand zum Gruß, als Ares die Treppe zum Keller hinab kam. Ares bemerkte ihn ebenfalls und nickte ihm lächelnd zu. Nero machte eine einladende Geste und bedeutete Ares so, sich doch zu ihnen zu setzten. "Hi!", grinste Tenna, als Nero die vier miteinander bekannt gemacht hatte. "Hey." Ein etwas schüchternes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Micha zog einen Stuhl zu ihrem Tisch, auf welchem Ares ohne groß zu zögern Platz nahm. "Du hast den Kleinen also nach Hause gebracht.", meinte er besserwisserisch. "Scheint so." "Danke. Will nicht wissen, was der alles angestellt hätte.", neckte Micha Nero. "Hey, was soll das jetzt heißen? Hab ich je was angestellt? Nicht, dass ich wüsste.", empörte sich dieser. "Wer weiß, vielleicht hättest du noch eine Bank ausgeraubt.", kicherte Erke als er Neros ungehaltene Miene sah. "Da schau, so nett sind die. Und ihr nennt euch Freunde.", meinte Nero an Ares gewandt und schüttelte lachend den Kopf. "Ach komm...", Micha sah ihn mit einem Dackelblick an, den er noch nie gesehen hatte und bat so um Vergebung. „Ist ja guuut.“ Nero hielt sich die Augen zu. „Schau mich nur nicht wieder so an, das steht dir nicht.“ Er bekam einen Knuff auf die Schulter und kippte halb vom Stuhl hätte Ares ihn nicht wieder mal am Arm gepackt und ihn davor bewahrt. "Ihr seid eine krasse Truppe", schüttelte Ares den Kopf und sah Nero belustigt an. "Verrückt aber herzlich.", schmunzelte er, hob sein Glas und die fünf stießen miteinander an. "Verrückt erst recht.", stimmte er ihm zu und konnte sich ein Lachen nun nicht mehr verkneifen. Es wurde ein lustiger Abend. Ares hielt sich meistens im Hintergrund und sah grinsend zu, wie sich die vier gegenseitig nett gemeinte Beleidigungen an den Kopf warfen und sich dann vor Lachen nicht mehr einkriegen konnten. Das würde er wohl nicht mehr so schnell vergessen, denn an solch einem amüsanten Gespräch, hatte er seit einer Ewigkeit nicht mehr teilgenommen. Es war fünf Uhr morgens, als sich die fünf auf den Weg machten, da der Club um diese Uhrzeit schloss. Tenna, Micha und Erke verabschiedeten sich von Nero und Ares, welche noch ein Stück zusammen gingen. "Geht das bei euch immer so zu?", fragte Ares nach ein paar Metern. "Ja... meistens. Sind 'ne ziemlich kranke Truppe.", bejahte er und musste unweigerlich grinsen. "Krank, würde ich nicht sagen. War jedenfalls echt lustig." "Lustig, Mensch, es geht noch heftiger. Glaub's mir." Er kicherte leise als er an lang zurückliegende Abende dachte. "Ich glaub's dir." Ares blieb stehen, drückte Nero zum Abschied kurz die Hand und die Dunkelheit hatte ihn nach zwei Metern zur Gänze verschlungen. Die nächsten Monate machten die fünf immer mehr zusammen. Nero mochte Ares wirklich gern, vor allem weil er nicht weniger verrückt war als sie selbst. Die Abende im Kessel waren immer wieder lustig. Sie tanzten, sie tranken – Nero hielt sich weiterhin brav an Mineralwasser oder Saft - oder machten sich, soweit es möglich war, einen ruhigen Abend, so auch an einem Abend Mitte November. Nero kam direkt nach der Spätschicht. Er hasste es, war fix und fertig und dennoch musste er raus. Zu Hause würde ihm nach so einem Tag, die Decke auf den Kopf fallen. Es war einer der Tage, an denen die Geschäfte bis 22 Uhr offen hatten und Nero hatte das schlechte Los gezogen. Somit war er froh, als er gegen 23 Uhr im Hexenkessel ankam, wo Tenna, Micha und Erke schon auf ihn warteten. Ares hingegen trudelte erst gegen halb zwei ein. Als Koch musste er eben auch die ein- oder andere Überstunde schieben. Der junge Mann ließ sich gähnend an ihrem Stammtisch nieder, während Nero neben ihn plumpste, sein Wasserglas zur Hälfte leerte und glücklich grinste. Ihm rann der Schweiß von der Stirn und seine Augen waren kurz davor zuzuklappen. „Unser Lieber hinterm Mischpult hat heut nen guten Tag. Hat lange nicht mehr so klasse aufgelegt.“ Nero grinste und stieß mit seinen Leuten an. „Aber ich schätze, ich werd mich bald auf die Socken machen.“ Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es mittlerweile schon halb vier war. „Wann musst du denn morgen raus?“, fragte Tenna ihn und war froh, dass sie frei hatte. Sie hatte sich nach langer Zeit mal wieder ein verlängertes Wochenende genehmigt. „Hab morgen wieder Spätschicht, da reicht es, wenn ich gegen zehn Uhr aufstehe. Um zwölf geht’s los, das passt schon. Wie schaut‘s mit dir aus?“ Nero piekte Ares leicht in die Schulter. Er war etwas in Gedanken gewesen. Hatte dem Gespräch mit wenig Aufmerksamkeit gelauscht und sah verwirrt drein. „Oh ach so. Hab spät.“, gähnte der junge Mann. „Ich schließe mich dir an Nero.“ „Gut, dann können wir ja noch ein Stück zusammen gehen.“ Er lächelte breit und leerte den Rest seines Wassers. Nero erhob sich, stülpte sich die restlichen drei Pullover über den Kopf und warf seinen Mantel über. „Wollen wir?“ Ares hatte es ihm gleich getan und nickte. Sie verabschiedeten sich von Tenna und Erke und machten sich auf den Weg. Die Luft außerhalb des Clubs war schneidend kalt. Der Wind blies ihnen um die Ohren und der Schnee verklebte ihnen die Wimpern. „Scheiße…“, fluchte Nero leise auf. Er hatte vergessen, dass um diese Uhrzeit keine Busse oder Trambahnen mehr fuhren. „Was ist?“ Ares blickte ihn irritiert an. Steckte seine Hände noch tiefer in seine Jackentaschen und zog den Kopf noch etwas weiter ein. Nero seufzte. „Ich muss zu Fuß weiter. Hab vergessen dass keine Öffentlichen mehr um die Zeit fahren.“ „Das ist scheiße.“ Ares ging unbekümmert über eine rote Ampel. „Wie lang musst du gehen?“ „Nur eine halbe Stunde. Aber immerhin besser als die Zeit auf den ersten Bus zu warten.“, grummelte Nero und stapfte neben seinem Kumpel her und ärgerte sich über sich selbst, dass er dieses kleine Detail vergessen hatte. „Spinnst du? Bis du zu Hause bist, bist du ein Eiszapfen.“ Ares schüttelte den Kopf. „Zu mir ist es nur noch ne Viertelstunde, die Couch ist zwar zu kurz, aber wenn du kein Problem damit hast, dir mit mir ein Bett zu teilen, steht das Angebot.“ Nero schwieg für einen kurzen Moment. Er hatte nichts dagegen, mit Ares in einem Bett zu schlafen, aber der Knackpunkt war er selbst. Er musste duschen und brauchte für den nächsten Morgen frische Klamotten und wahrscheinlich roch er nach Schweiß, das wollte er seinem Kumpel nicht antun. „Wenn du mir etwas von deinem Wasser und ein Handtuch und evtl. noch ein T-Shirt leihen könntest, nehm‘ ich das Angebot gerne an. Ares erwiderte das Ganze nur mit einem leisen Kichern und zupfte Nero am Ärmel, damit dieser nicht stehen blieb. Es fror ihn fürchterlich und er wollte endlich ins Bett. Eine gute Stunde später lag Nero zusammengerollt, frisch geduscht und in ein gut riechendes T-Shirt gehüllt auf dem äußersten Bettrand. Die Decke bis über die Ohren gezogen. „Nero, wenn du noch weiter rutschst, knallst du aus dem Bett.“, nuschelte Ares leise, die ebenfalls Decke bis zu den Ohren gezogen und nach Zitrone duftend, neben ihm. „Hm… Ich will dir den Platz nicht wegnehmen.“, grummelte der Jüngere schläfrig und folgte dann jedoch Ares’ Aufforderung. Es war etwas unbequem, so weit außen zu liegen und da die Decke ein wenig dünn war, war er ganz froh, Ares’ Wärme ein wenig auf sich übergehen zu spüren. Nero wusste nicht, wie lange er schon geschlafen hatte, doch plötzlich saß er kerzengerade im Bett. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirn und den gesamten Körper. Er hatte nicht mitbekommen, dass er laut aufgeschrien hatte, doch Ares saß ebenfalls da und wunderte sich, was das gewesen sein mochte. Vielleicht hatte jemand draußen vor dem Haus geschrien? Doch als Nero seine Beine aus dem Bett schwang und in der Küche verschwand, wusste er dass es so nicht gewesen sein konnte. Ares roch Zigarettenrauch und kam seinem Freund hinterher. Er schaltete das Küchenlicht an und sah Nero zusammengesunken auf einem Stuhl sitzen. Gänsehaut zog sich über seinen Körper und die Haare hingen ihm zerzaust ins Gesicht. „Alles klar?“, fragte Ares überflüssigerweise. Bekam nur ein leichtes Kopfnicken als Antwort und ein zitterndes Atmen folgte. Neros Rücken bebte gefährlich. Scheiße, dachte sich der Koch und ging neben Nero in die Hocke, strich seine Haare beiseite und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Dicke Tränen traten aus den hellgrünen Augen, Neros Lippen bebten, zwischen denen die Zigarette fast aufgeraucht war. „Was ist passiert?“ Der junge Mann bekam nur ein Wort über die Lippen. „Angst“, nuschelte er. Schloss die Augen und spürte die Hitze, welche von seinem Kumpel ausging. Er konnte ihm nicht sagen, was er schon wieder geträumt hatte. Es war immer das Gleiche. Immer derselbe Traum und das seit Jahren. „Die Tür ist abgeschlossen und ich hab den Riegel vorgemacht. Die Fenster sind auch zu.“, meinte Ares ruhig. „Es kann keiner hier herein kommen.“ Er konnte sich denken, dass es daran wohl nicht liegen mochte, doch er wollte Nero nicht löchern. Er wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, sondern einfach zeigen, dass er da war. Nero hingegen nickte nur matt. Versuchte, seine Tränen versiegen zu lassen, doch es ging nicht. Erst recht nicht, als Ares meinte, dass er da wäre und er keine Angst zu haben brauchte. Das löste die restliche Barriere in ihm auch noch und er sackte komplett zusammen. Merkte nur, wie er in Ares’ Arme gezogen und einfach festgehalten wurde. Und es tat gut. Es war wie Balsam für seine geschundene Seele und er konnte es noch nicht einmal sagen. Nach der zweiten Zigarette legten sich die Beiden wieder in die weichen, warmen Federn. Nero schlief sofort ein, doch Ares lag noch eine ganze Weile wach. Er fragte sich, was seinen Freund so aus der Bahn geworfen hatte, doch er hatte keine Idee. Der nächste Morgen war ruhig. Nero schwiig zum Großteil, rauchte und trank Kaffee. Mit einem genuschelte ´Danke´ und einem ´wir sehen uns´ verschwand der Jüngere aus der Wohnung um zu Hause frische Klamotten anzuziehen und in die Arbeit zu fahren. Ares fand den ganzen Tag keine Ruhe. Er vermasselte das ein oder andere Gericht in dem er es versalzte und bat dann Stefan, seinen Kollegen, die Speisen abzuschmecken. Er traute es sich nicht mehr zu. Das Geheimnis um Neros Träume würde sich allerdings sehr bald lüften, das spürte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)