Gilmore Girls von Kanna112 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Bereits seit zehn Jahren wohnte die siebzehnjährige Sam Forester nun schon in Stars Hollow, einer märchenhaften Kleinstadt in Connecticut. Damals war sie mit ihrer Familie von Chicago hergezogen und hatte sich sofort sehr wohl gefühlt. Vermutlich hing es damit zusammen, dass sie an ihrem ersten Tag dort auf Erkundungstour ging und dabei auf Rory Gilmore, ein gleichaltriges Mädchen aus ihrer neuen Nachbarschaft, stieß. Genaugenommen hatte deren Mutter sie in ihrem Garten entdeckt und sie kurzerhand mit in ihr Haus genommen. Während Sam mit Rory spielte, versuchte Lorelai, Rory’s Mutter, in Erfahrung zu bringen, woher Sam gekommen war. Schließlich erreichte sie ihren Vater, der schon völlig krank vor Sorge gewesen war. Sie vermutete, dass sie wie so oft eine endlos lange Predigt gehalten bekommen würde, doch dem war nicht so. Ihr Vater war so glücklich darüber sie wiedergefunden zu haben, dass er sie für einige Augenblicke umarmte. Es war das erste und auch das letzte Mal, dass er dies tat. Heute startete Sam in ihr letztes Jahr an der Chilton Privatschule, die sie gemeinsam mit Rory besuchte. Wie auch schon vor den Ferien begannen sie ihren Tag mit einem Gang zu Luke’s Café, wo es den besten Kaffee der Stadt gab. Seit einiger Zeit wohnte und arbeitete auch Luke’s Neffe Jess in dem Café in Stars Hollow. Während Rory ihnen einen Platz reservierte, ging Sam zu Jess hinüber und bestellte ihnen Kaffee. Da dieser wie gewöhnlich aus war, versuchte sie ein Gespräch in Gang zu bringen. „Und bist du startklar für das neue Schuljahr?“, fragte sie und er sah von den Gläsern auf, die er gerade abtrocknete. „Ich denke es wird genauso ätzend, wie das letzte Jahr. Ich bin nur froh, wenn ich endlich nicht mehr dorthin gehen muss.“ Der Kaffee lief inzwischen in die Kanne und zog Sams Aufmerksamkeit auf sich. „Wie sieht’s bei dir aus. Freust du dich auf deine hochnäsigen-Millionenerben-Freunde?“ Sam war es inzwischen gewohnt, dass er ihre Mitschüler nicht mochte und nicht gut auf dieses Thema zu sprechen war, doch sie ging dennoch gerne zur Schule, denn es machte ihr Spaß zu lernen. „Dein Kaffee ist fertig.“, merkte Jess an und reichte ihr die zwei Tassen für sie und Rory. Sam nahm sie entgegen und wandte sich nach einer knappen Verabschiedung ab. Sie setzte sich zu Rory und sah noch einmal zu Jess hinüber, der allerdings wieder vollends seiner Arbeit zugewandt war. „Bist du aufgeregt?“, wollte Rory wissen, doch Sam schüttelte den Kopf. „Nicht annähernd so sehr wie im letzten Jahr.“ Sie grinsten und nachdem sie ihre Tassen geleert hatten, machten sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle, um von dort aus zur Schule zu fahren. Wie immer war die Luft im Bus schlecht und die Mädchen versuchten so wenig, wie möglich zu atmen. Während der Fahrt sah Sam aus dem Fenster und da Rory wie üblich in einem ihrer dicken Bücher las, konnte sie ungestört in ihren Gedanken versinken. Ihr Rucksack war wie immer schwer, denn im Gegensatz zu anderen Schulen, wurden in der Chilton auch am ersten Tag alle Bücher benötigt. Etwa eine halbe Stunde später hielt der Bus und die Schüler stiegen aus. „Wow, was meinst du, ist sie über die Ferien gewachsen?“, spaßte Sam herum und betrachtete das atemberaubend schöne Eingangsgebäude der Schule. Die marmorne Eingangshalle kannten sie bereits und auch die Sekretärin, die ihnen ihre Stundenpläne aushändigte war dieselbe, wie im vergangenen Jahr. Da sie vor dem Unterricht noch ein wenig Zeit hatten, suchten sie nach ihren Schließfächern, die jedes Jahr eine andere Nummer hatten. Sie hatten Glück, denn ihre Fächer befanden sich direkt nebeneinander, doch zu ihrem Erschrecken stand Tristan DuGray, ein Mitschüler der beiden Mädchen, der sehr überzeugt von sich war, ebenfalls in dem Gang und verstaute einige Bücher. Zuerst bemerkte er sie nicht, doch als sie wenige Schritte neben ihm an ihre Fächer traten, wurde er auf sie aufmerksam. In den letzten Jahren hatte er immer wieder versucht Sam mit billigen Anmachen und oberflächlichen Komplimenten dazu zu bringen, mit ihm auszugehen, doch sie hatte ihn immer wieder abgewiesen. „Hey, Sam.“, begrüßte er sie in seinem gewohnt angenehm klingenden Tonfall. „Hey, Tristan.“, meinte sie knapp, ohne von ihren Büchern aufzusehen. „Wie waren deine Ferien?“ „Ganz in Ordnung.“ Sams Antworten waren, wie in jeder Unterhaltung mit ihm, sehr kurz, doch Tristan ließ sich davon nicht beirren. „Ja, meine waren auch ertragbar.“ Er zögerte kurz, als Sam ihr Schließfach schloss. „Ich habe dich vermisst.“, ergänzte er und Rory konnte sich ein Kommentar nicht verkneifen: „Oh mein Gott!“ Noch immer sah Sam Tristan nicht an, aber sie konnte sich vorstellen, dass er nicht davon begeistert war. „Wir müssen jetzt zum Unterricht.“, merkte sie an und wandte sich ab, um mit Rory den Flur entlang zu ihrem Klassenzimmer zu gehen. Da sie sich nicht mehr nach Tristan umsahen, bemerkten sie nicht, dass er fast seufzend ausatmete, den Kopf hängen ließ und gegen das Metall seines Spinds schlug, weshalb dort eine Beule entstand. Als die Schulglocke ertönte saßen Rory und Sam bereits auf ihren Plätzen und nachdem sich ihr Englisch-Lehrer Mr. Medina hinter das Pult gestellt hatte, betrat schließlich auch Tristan den Raum. Sam erinnerte sich noch an ihre ersten Stunden an der Chilton, als sie sich noch sehr schwer tat den Stoff nachzuholen. Inzwischen war sie in einigen Fächern sogar Klassenbeste und wo sie dies nicht war, führte Rory die Spitze an. Mr. Medina war einer der wenigen Lehrer, die wirklich nett zu den Schülern waren, doch seine Klausuren hatten es wirklich in sich. Die Stunden vergingen überraschend schnell und ehe sie es sich versahen, waren Sam und Rory auf dem Weg in die Kantine. Sie stellten sich an, um sich ihr Essen zu holen, als plötzlich Tristan hinter ihnen auftauchte. Während sie Stück für Stück nach vorne kamen, versuchte er erneut ein Gespräch zu beginnen. „Es war ziemlich unhöflich von dir mich einfach so stehen zu lassen, Weißt du, es ist eigentlich nicht meine Art den Mädchen hinterherzulaufen. Normalerweise ist es andersherum.“ „Wenn du das sagst.“ Plötzlich knallte er sein Tablett auf die stählernen Schienen, auf denen es zuvor gelegen hatte und endlich sah sie ihn an. Und nicht nur sie, alle Schüler, die sich in der Kantine befanden, waren nun auf die beiden aufmerksam geworden. „Es reicht! Seit zwei Jahren versuche ich alles mir menschenmögliche, um nur eine einzige Chance bei dir zu ergattern, aber nichts!“ Sie wusste, dass er noch nicht geendet hatte, doch sie unterbrach ihn. „Vielleicht solltest du dich einfach mit der Tatsache abfinden, dass ich keinerlei Interesse an dir habe! Ich denke, du kannst mir nun wirklich nicht vorwerfen, dass ich falsche Hoffnungen in dir geweckt habe.“ „Nein, das kann man sicher nicht behaupten.“ „Ich habe dich so oft abblitzen lassen, dass man denken müsste jemand, der so intelligent ist wie du, sollte diese Botschaft verstehen.“ Einige Sekunden standen sie einfach nur da, als Tristan die Stille unterbrach: „Also schön. Wenn du es so willst.“ Er drehte sich um und verschwand aus der Kantine. Sam wandte sich wieder Rory zu, der es offensichtlich die Sprache verschlagen hatte. Nachdem die beiden ihr Essen hatten, waren auch die bohrenden Blicke der anderen verebbt. Sie setzten sich an einen freien Tisch, als eine völlig aufgebrachte Mitschülerin auf sie zugerannt kam. Es war Paris, die Rory und Sam das Leben wo sie nur konnte erschwerte. „Wie konntest du nur so schrecklich gemein zu ihm sein?! Er war immer so nett zu dir und du behandelst in wie den letzten Dreck!“, schrie sie Sam an. „Wenn dir so viel an ihm liegt, geh du doch mit ihm aus.“ Völlig baff über ihre monotone Antwort ging sie weiter und wandte ihnen den Rücken zu. „Wow. Du hast ihm wirklich klar gemacht, was du denkst. Ich salutiere vor dir.“ Sie grinste, doch Sam stimmte nicht ein. „Denkst du es war richtig so direkt zu sein?“ „Auf jeden Fall. Sonst hätte er es vermutlich nie verstanden.“ „Vielleicht hast du Recht. Aber warum fühle ich mich dann so… miserabel?“ Darauf wusste Rory keine Antwort und nach einiger Zeit klingelte erneut die Schulglocke und läutete das Ende der Pause ein. In den kommenden Stunden fehlte Tristan, weshalb Sam ein schlechtes Gewissen hatte, doch Rory konnte dafür kein Verständnis aufbringen. Nach der Schule gingen sie zum Bus und auch dort entdeckte sie ihn nicht. In Stars Hollow gingen die beiden zu Rory, um dort gemeinsam ihre Hausaufgaben zu erledigen und für den anstehenden Test in der nächsten Woche zu lernen. Sam war schon eine Weile nicht mehr bei ihrer Freundin gewesen und ihr hellblau gestrichenes Haus schien nun noch schöner. Rory merkte, dass sie die Veranda bewunderte und schmunzelte. „Komm, wir gehen rein.“, schlug sie vor und öffnete die Tür. „Hey, Mom.“, rief sie, während sie in die Küche gingen und dort ihre Rucksäcke ablegten. „Hey!“, klang es aus dem ersten Stock. Der runde Tisch in der Mitte der Küche war schnell übersät mit Büchern und Blöcken, denn die Hausaufgaben waren wie immer sehr umfangreich. Kurz nachdem sie sich gesetzt hatten, war ein Poltern zu hören, gefolgt von Lorelais Erscheinen. „Her je, das sieht nach einer Menge Arbeit aus.“, bemerkte sie und betätigte die Kaffeemaschine. Genau wie Rory und Sam ernährte sie sich fast ausschließlich von Kaffee, was ihre aufgeweckte Art vielleicht erklärte. „Na dann will ich euch nicht weiter stören. Ich bin im Hotel, wenn ihr mich sucht.“, meinte sie und verschwand mit ihrer Tasse im Flur. Nach etwa zwei Stunden schlug Sam ihr Englischbuch zu und fuhr sich seufzend durch die Haare. Ihr Kopf brummte und sie merkte, dass ihre Konzentration nachließ. „Was hältst du von einem kurzen Abstecher zu Luke? Ich denke, ich brauche eine Pause.“, schlug sie vor und Rory nickte zustimmend. Sie packten ihre Sachen zusammen und verließen dann das Haus. Bevor sie ins Café gingen wollte Sam nach Hause, um sich umzuziehen, weshalb sich ihre Wege trennten. Sie wohnte nur einige Straßen von dem Café entfernt und so erreichte sie es nach wenigen Minuten. Im Gegensatz zu Rory’s Heim, war das ihre nicht so prachtvoll, was vermutlich damit zusammenhing, dass sie die einzige war, die sich auch nur im Entferntesten darum kümmerte. Niemand war dort, also sparte sie es sich eine Begrüßung auszusprechen. Sie ging nach oben, in ihr Zimmer und legte ihre Klamotten ab. Nachdem sie Jeans und einen Pullover angezogen hatte, fühlte sie sich sogleich besser. Die Schuluniform war doch ziemlich ungemütlich. Zurück im Erdgeschoss hielt sie vor der Kommode neben der Haustür kurz inne und betreute das Foto ihrer Mutter mit einem flüchtigen Kuss. Dies war im Laufe der Zeit zu einer Art Gewohnheit geworden, der sie immer nachkam, wenn sie das Haus verließ. Sie schloss die Tür ab und merkte so nicht, dass Jess sich ihr näherte. Sie erschrak, als er sie ansprach. „Bist du auf dem Weg zu Luke?“, fragte er mit den Händen in den Hosentaschen. „Ja, dem ist tatsächlich so. Willst du mich begleiten?“ Er nickte zurückhaltend und sie ging auf ihn zu. Der Weg zum Café dauerte länger, denn sie ließen sich Zeit. „Wie war’s in der Schule?“, fragte sie erwartungsvoll, weil sie hoffte, dass er sich endlich seiner Intelligenz entsprechend verhalten würde, doch dem war nicht so. „Ich bin nicht hingegangen.“, erklärte er ohne einen Hauch von Reue. „Jess…“, begann sie, doch er ließ sie nicht aussprechen. „Im Grunde war dir das doch schon klar. Du weißt, dass ich nicht viel von der Schule halte.“ Sie wusste es, aber dennoch versuchte sie immer wieder ihn zur Vernunft zu bringen. „Du solltest deine Zukunft nicht so einfach wegwerfen. Ich weiß, dass in dir eine Menge Potenzial steckt, mach was draus!“ Er nickte, doch sie wusste, dass er dem nicht nachkommen würde. Wenige Schritte von Sam’s zu Hause entfernt befand sich der einzige Supermarkt von Stars Hollow, in dem ihr älterer Bruder Dean arbeitete. Für heute war seine Schicht zu Ende und kurz nachdem Sam und Jess an dem Schaufenster, auf dem in großen gelben Lettern stand, vorbeigegangen waren, kam er aus der Ladentür heraus und entdeckte die beiden die Straße entlang gehen. Wie die meisten Bewohner der Stadt konnte er Jess nicht leiden, doch das hätte er überspielen können, wenn er nicht so viel Zeit mit Sam verbringen würde. „Hey!“, rief er den beiden nach, woraufhin sie sich ihm zuwandten. „Na, Ladenjunge. Hast du deinen Freunden mal wieder bei den Einkäufen geholfen? Du bist ja so ein guter Junge.“, provozierte Jess und in Dean stieg die Wut immer weiter an. „Denkst du, dass du witzig bist? Nur zur Information: Dem ist nicht so. Mach’s gut, Jess. Komm Sam, wir gehen.“, beschloss er, doch Sam machte keinerlei Anstalten ihm zu folgen. „Was soll das?“, fragte er vorwurfsvoll. „Warum sollte ich mit dir gehen? Wir sind auf dem Weg zu Luke, du kannst uns begleiten oder verschwinden. Es liegt ganz bei dir.“ Aus Jess‘ Gesicht machte sich ein Grinsen breit, was Dean nur noch mehr aufregte. „Gott, Sam, willst du nicht verstehen, dass es wirklich keine gute Idee ist, ausgerechnet mit ihm hier deine Zeit zu verschwenden?!“ „Hey!“, warf Jess ein, doch Sam ließ ihn nicht weiter sprechen. „Jetzt halt aber mal die Luft an. Es kann dir doch im Grunde völlig egal sein, mit wem ich meine Zeit verbringe und glaub mir es interessiert mich nicht im Geringsten, ob du ein Problem damit hast.“ Sowohl Jess, als auch Dean waren ziemlich baff, doch Dean fand seine Worte schneller wieder. „Mom wäre wirklich enttäuscht von dir.“, merkte er an und erkannte noch die aufsteigenden Tränen in Sam’s Augen, bevor ihre Hand sein Gesicht traf. Dann drehte sie sich um und ging. „Du solltest jetzt besser gehen.“, schlug Jess vor und lief ihr hinterher, während Dean noch eine Weile benommen dastand. „Ist alles okay?“, fragte er, obwohl er sich die Antwort bereits denken konnte. „Es ist schon in Ordnung, danke.“, meinte sie und strich sich eine Träne von der Wange. „Er ist ein Idiot. Wie kann er nur so skrupellos sein?! Am liebsten hätte ich…“ „Jess…“, begann sie und blieb stehen. „Es ist schon okay. Er meint es nicht so. Ich brauche jetzt einen Kaffee.“ Sie standen in unmittelbarer Nähe des Cafés und Jess hielt ihr die Tür auf. Sam sah Rory am Tresen sitzen und kam auf sie zu. Während Jess nach oben verschwand, setzte sie sich auf einen der Hocker und bestellte sich einen Kaffee. Draußen dämmerte es bereits und Rory war froh, dass Sam jetzt da war, denn allmählich hatte sie sich Sorgen um ihre Freundin gemacht. „Warst du mit Jess unterwegs oder war es ein Zufall, dass ihr zur gleichen Zeit hier eingetroffen seid?“, fragte Rory mit einem Grinsen im Gesicht. „Wir haben uns zufällig getroffen, als ich mich auf den Weg zu dir machte.“, erklärte sie und ignorierte ihr Grinsen. „Zufällig also. Und das soll ich dir glauben?“ Sam nahm einen Schluck Kaffee und entzog sich so einer Antwort. „Ihr verbringt ja ziemlich viel Zeit miteinander. Du und Jess.“ Inzwischen war Jess wieder nach unten gekommen, doch als er seinen Namen hörte blieb er vorerst versteckt. „Wir sind…“ „Nur Freunde ja, ja ich weiß. Aber Sam, merkst du denn nicht, wie er dich ansieht?! Komm schon, ihr seid nicht .“ Bevor Sam etwas sagen konnte, tauchte Jess hinter dem Tresen auf und zog Sam’s Blick auf sich. Einen Augenblick sahen sie sich nur an, doch dann senkte sie ihre Augen und umklammerte ihren Kaffee. Jess stürmte nach draußen und die Tür flog mit einem lauten Knallen zu. Ratlos sah sie zu Rory hinüber. „Glaubst du, er hat mich gehört?“, fragte Rory schuldbewusst. „Natürlich hat er euch gehört. Er stand schon eine Weile dort drüben.“, merkte Luke an, ohne von seinem Block aufzusehen. „Oh“, brachte Sam hervor, während Rory sich an ihrem Kaffee verschluckte. „Oh? Auf was wartest du? Lauf ihm nach!“, meinte Luke, woraufhin Sam sich ihre Jacke schnappte und nach draußen lief. Sie konnte Jess nirgends entdecken, doch sie wusste, wo er in solch einer Situation hinging. In einer Seitenstraße führte ein schmaler Feldweg zu einem kleinen See, über den eine Brücke führte. Jess saß dort, mit den Beinen knapp über dem Wasser und bemerkte Sam, als sie am Ende des Stegs auftauchte. Sie hatte ihre Hände in den Hosentaschen verborgen und stand einfach nur da, genau wie er es so oft tat. Jess richtete sich auf und wollte gehen, als sie auf ihn zukam. „Warte, Jess.“, forderte sie und tatsächlich hielt er inne. „Warum bist du eben zu schnell verschwunden?“, fragte sie, während sie immer näher kam. „Ich will nicht darüber sprechen.“ „Komm schon Jess, wir sind doch Freunde. Du kannst mit mir doch über alles reden.“ „Ja, wir sind Freunde, was?! NUR Freunde.“ Er funkelte sie an, wie sie es nicht von ihm gewohnt war und weshalb sich ein unbehagliches Gefühl in ihr breit machte. „Jess, wenn ich irgendwas getan haben sollte, was dich verletzt hat, dann tut es mir wirklich leid. Ich denke wir sollten uns nicht streiten.“ „Lass gut sein, Sam. Wir sehen uns morgen.“ Er wandte sich von ihr ab und ging die Brücke entlang. Sam stand nun ganz allein da und nach wenigen Minuten machte sie sich auf den Weg nach Hause. Dabei ging sie an Luke’s Café vorbei und erkannte, dass Rory bereits gegangen war. Auf der Veranda vor ihrem Haus angekommen, bemerkte sie bereits, dass ihr Vater mal wieder vor dem Fernseher eingeschlafen war. Seit ihre Mutter gestorben war, war er nicht mehr derselbe und vernachlässigte seine Pflichten ihr und Dean gegenüber. Sie schaltete das Gerät aus und seufzte bei dem Anblick der leeren Bierflaschen, die auf dem Tisch neben dem Sofa standen. Sie ging die Treppe hinauf und geradewegs in ihr Zimmer. Ihr Tag war anstrengend gewesen und deshalb beschloss sie schlafen zu gehen. Sie träumte nicht. Am nächsten Morgen wiederholte sich der gewohnte Start in den Tag, weshalb siech Sam und Rory wieder bei Luke trafen. Jess war ebenfalls dort und ging Sam aus dem Weg. „Was ist gestern zwischen euch passiert?“, fragte Rory, als sie das bemerkte. „Nichts weiter.“, erklärte Sam und sah hinunter in ihre Tasse. „Es tut mir leid, ich habe das Gefühl, dass das meine Schuld ist.“ „Ach, halb so wild. Das wird schon wieder. Zumindest hoffe ich das.“, sagte sie leise, während Jess unmittelbar hinter ihr stand. Das bemerkte sie allerdings erst, als er ihre Tassen abräumte, dabei jedoch nicht auf ihre Aussage reagierte. „Wäre ein kleiner Hinweis zu viel verlangt gewesen?“, fragte sie vorwurfsvoll an Rory gewandt und raffte ihre Sachen zusammen, um zu gehen. Rory folgte ihr nach draußen und zur Bushaltestelle, wo der Bus nach Hartford bereits wartete. Sie setzten sich in eine der vorderen Reihen und schwiegen. „Ich bin eine schreckliche Freundin, tut mir leid, Sam.“ „Ist schon in Ordnung.“, meinte Sam, ohne sie anzusehen. „Dir liegt offensichtlich etwas an Jess, hab ich Recht?“ „Was für eine Frage, er ist mein bester Freund. Er bedeutet mir sehr viel.“ „Ich weiß und auch wenn ich denke, dass Jess nicht immer ehrlich und aufrichtig ist, sollst du wissen, dass du dich auf ihn verlassen kannst. Da bin ich mir sicher.“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich sehe es ihm an. Immer wenn er dich sieht, erkenne ich es in seinen Augen.“ Sam schmunzelte, als der Bus vor der Schule hielt. Sie stiegen aus und begaben sich zu ihren Schließfächern, wo Tristan, der mit einer Blondine knutschend, an ihren Fächern lehnte. „Ist das ein Scherz?“, fragte Rory, während Sam ein mulmiges Gefühl beschlich. „Hey!“, begann Rory, doch es folgte keine Reaktion. Sie tippte ihm auf die Schulter und versuchte ihn erneut anzusprechen, doch es funktionierte nicht. Ratlos wandte sie sich Sam zu. Sie trat auf die zwei Knutschenden zu und versuchte ihr Glück: „Entschuldigt, könntet ihr eure Show vielleicht etwas weiter links abziehen?“ Sie wartete kurz und fuhr dann fort: „Hallo?!“ Sie seufzte und änderte ihre Strategie. „Wird das jetzt sowas wie `ne Racheaktion für die letzten zwei Jahre, in denen ich nicht mit dir ausgehen wollte? Komm schon Tristan, das ist albern.“ Tatsächlich funktionierte es und die beiden lösten sich voneinander. „Oh, hey Rory, Sam. Tut mir leid. Wir waren gerade etwas abwesend.“, erklärte er und gab dem Mädchen erneut einen Kuss. „Was du nicht sagst.“, murmelte Sam und versuchte sich an ihrem Schloss. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass es dich stört mich so mit Clara zu sehen?“, fragte er provozierend, während seine Freundin verschwand. „Was? Du bist ja verrückt.“ Rory hielt es für klug zu verschwinden, was ihr sogar gelang ohne dabei bemerkt zu werden. Sam sah ihn nun an, was äußerst selten vorkam und weshalb Tristan fast in alte Muster verfiel. „Ich denke du hast ein Problem damit, mich mit einer anderen zu sehen.“ „Wir strotzen ja heute Morgen wieder vor Selbstbewusstsein.“, merkte sie an und verdrehte die Augen. „Ich laufe dir seit zwei Jahren hinterher und jetzt habe ich mich damit abgefunden, dass du zu großartig für mich bist.“ „Nur damit ich das richtig verstehe: Zwei Jahre lang verfolgst du mich auf Schritt und Tritt und jetzt über Nacht hast du wirklich verstanden was Sache ist?!“ Sie sah ihn ungläubig an und nickte dann. „Wow. Ehrlich gesagt hatte ich damit nicht gerechnet.“ „Tja, ich bin wohl endlich zur Vernunft gekommen.“ „Wie schön für dich.“ Sam konnte es sich nicht erklären, doch aus irgendeinem Grund war sie enttäuscht. Sie versuchte es zu überspielen, doch es gelang ihr nicht besonders gut und natürlich bemerkte Tristan das. „Was denn, bist du etwa eifersüchtig auf Clara, weil ich jetzt nicht mehr dir nachlaufe?“ „Das ist ja lächerlich.“ „Das ist wirklich nicht fair, Sam. Ich habe so lange versucht dich davon zu überzeugen, dass ich gut für dich bin, aber du wolltest nicht. Es kann doch nicht sein, dass du mir jetzt Vorwürfe machst, weil ich mich mit einer anderen treffe.“ „Das tue ich doch gar nicht.“ „Ach bitte, Sam.“ „Also gut, vielleicht bin ich enttäuscht und mache dir Vorwürfe, aber nicht weil du mich jetzt in Ruhe lässt, sondern ganz einfach deshalb, weil das IQ von Clara etwa einem Viertel von meinem entspricht und das Tristan, kränkt mich doch ein wenig.“ „Sie weiß eben zu schätzen was sie an mir hat.“ Sam zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. „Das umfasst dann wohl ihr ganzes Aufnahmevermögen.“ „War das ein Kompliment?“ „Nein.“ Sam machte einen Schritt zur Seite und wollte in Richtung Klassenzimmer gehen, als sie inne hielt. „Weißt du, Tristan, ich denke du solltest die jemanden suchen, der deiner Intelligenz und deinen Vorstellungen für dein Leben entspricht. Ist nur ein gut gemeinter Rat.“ Sie war gerade dabei sich abzuwenden, als Tristan darauf antwortete: „Ach ja? Denkst du, das weiß ich nicht?! Natürlich ist mir klar, dass Clara und ich sehr verschieden sind, aber sie gibt mir wenigstens eine Chance ihr zu zeigen, wer ich bin. Aber weißt du was, vermutlich wird sie niemals verstehen, was wirklich in mit vorgeht, wenn das nicht mal dir gelingt. Und um auf deinen Rat zurück zu kommen, ich habe DICH gefunden, du die so viel für die Schule tut und ihre Zukunft durchplant, wobei leider keine Zeit mehr bleibt anderen zuzuhören und sie nicht nach Vorurteilen anderer zu behandeln, denn sei ehrlich du hast dir nie die Mühe gemacht dir ein eigenes Bild von mir zu machen.“ „Denkst du wirklich, dass du so undurchschaubar bist, glaub mir, das bist du nicht.“ Wie gewohnt half Sam die Schulglocke aus einer unbequemen Situation, denn nun hatte sie einen Grund zu gehen. „Ich muss jetzt zum Unterricht.“, meinte sie und setzte sich in Bewegung. Sie war bereits einige Schritte entfernt, als Tristan all seinen Mut zusammen nahm. „Ich liebe dich, Sam!“, rief er ihr nach und sie drehte sich erschrocken um. Sehr lange war ihr Blick auf ihn jedoch nicht frei, denn wenige Sekunden später war sie umzingelt von Schülern, die in ihre Klassenzimmer eilten. Als die Menge verebbt war, war auch Sam verschwunden. „Worüber hast du mit Tristan gesprochen?“, fragte Rory, als Sam sich auf den Platz neben ihr setzte. Sie schüttelte den Kopf und gab ihr so zu verstehen, dass sie nicht darüber reden wollte. Sie stand tatsächlich unter Schock. An diesem Tag fiel es Sam außergewöhnlich schwer sich zu konzentrieren, deshalb war sie sehr froh, als die Pause eingeläutet wurde. Ohne auf Rory zu warten ging sie fast rennend aus dem Raum auf der Suche nach Tristan. Doch so sehr sie auch nach ihm Ausschau hielt, sie konnte ihn nirgends entdecken, was vermutlich noch schlimmer war, als mit ihm zu sprechen. Sie ging in die Kantine und setzte sich zu Rory, die ihr eine Portion des heutigen Menus mitgebracht hatte. Sam stocherte in ihrem Essen herum, was Rory stutzig machte. „Willst du mir wirklich nicht erzählen, was zwischen dir und Tristan vorgefallen ist?“, fragte sie, während Sam ihre Gabel hinlegte. „Wir haben über Clara geredet und scheinbar war ich nicht sehr fair, deshalb ist er ausgerastet. Ich fühle mich schlecht deswegen.“ „Oh, Sam. Das tut mir leid. Tristan wird bestimmt darüber hinweg kommen. Zerbrich dir deinen Kopf nicht darüber.“ Sam nickte abwesend und schob ihr Essen weg. „Nein, das glaube ich nicht.“ Sie stand auf und verschwand aus der Kantine. Rory ließ sie dabei verwirrt und allein sitzen. Nach der Schule redeten die beiden nicht miteinander, denn Sam war zu verwirrt über das, was geschehen war und Rory ließ sie vorerst in Ruhe, weil sie dachte, dass es so besser war. Sie saßen im Bus und als sie nur noch wenige Minuten von Stars Hollow entfernt waren, unterbrach Sam das Schweigen: „Hast du schon von dem Halloween-Ball gehört?“ Rory zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete: „Ja… aber ich denke ich werde nicht hingehen, was ist mit dir?“ „Ich weiß noch nicht, schließlich ist es ein Kostümball. Wieso fragst du nicht Dean, ob er dich begleiten würde?“ Zu Rorys Glück hielt der Bus, bevor sie antworten musste und sie stiegen aus. „Wir sehen uns dann.“, verabschiedete Rory sich knapp und machte sich auf den Weg nach Hause. Auch Sam ging heim, wobei sie an Lukes Café vorbeikam, in dem Jess gerade arbeitete. Sie hielt kurz inne und sah hinein. Jess erkannte sie und verschwand nach oben, als sie ihm zuwank. Sam seufzte und setzte ihren Weg fort. Zu Hause war sie wie gewohnt allein und so konnte sie ungestört tun und lassen, was sie wollte. Sie war gerade fertig mit den Hausaufgaben, als es klingelte. Es war Rory, die vor der Tür stand. „Hey, Rory.“, begrüßte Sam sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Kommst du mit zu Luke?“ Sam nickte, schnappte sich ihre Jacke und ging mit Rory nach draußen. „ Hast du es dir mit dem Ball überlegt?“, fragte Sam. „Naja, vielleicht lasse ich mich tatsächlich mal dort blicken.“ „Wir sollten deine Mutter wegen der Kostüme fragen. Sie hat sicher ein paar gute Ideen.“ Rory nickte, als sie Jess bemerkte, der auf sie zukam. „Hey.“, meinte er mit den Händen in den Hosentaschen. Sam wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie. „Kannst du uns für einen Moment allein lassen, Rory?“, fragte er und Rory grinste. „Ich geh schon mal vor. Bis gleich, Sam.“ Sie winkte ihr nach und sah dann frostig zu Jess hinüber. „Gehst du ein paar Schritte mit mir?“ Sie setzten sich in Bewegung. „Also, Jess. Was gibt’s?“ „Vielleicht ist das gestern nicht optimal gelaufen. Ich denke wir sollten das vergessen. Was meinst du?“ „Erklär mir doch erst mal, was gestern eigentlich passiert ist.“ „Ich weiß nicht. Vermutlich hatte ich einfach einen schlechten Tag.“ Sam hielt inne und sah ihn eindringlich an. „Jess… als du hierher gezogen bist, habe ich wirklich versucht eine Freundschaft zu dir aufzubauen und glaub mir, das war wirklich nicht gerade einfach. Aber inzwischen denke ich, dass du gar nicht willst, dass wir befreundet sind. Wenn es so ist, dass sag es mir doch einfach. Ich lasse dich in Ruhe und alle sind glücklich.“ Jess zögerte, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. „In Ordnung. Ich möchte nicht mit dir befreundet sein.“ Sam fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. „Gut, dann wäre das ja geklärt. Allerdings wird es mir wohl nicht gelingen, dir nicht mehr über den Weg zu laufen. Damit wirst du wohl leben müssen. Also, mach’s gut, Jess.“ Sie wandte sich ab und ging in Richtung Lukes Café. „Sam!“, rief Jess ihr nach und sie blieb stehen. „Du hast mich nicht verstanden, stimmt’s?“ Jetzt war Sam verwirrt. „Was soll’s, wenn du’s weißt, sag mir Bescheid.“ Er zog die Schultern hoch und ohne ein weiteres Wort verschwand er. Eine kurze Weile blieb Sam stehen, dann ging sie zu Rory, die im Café schon mit einer Tasse Kaffee auf sie wartete. „Was wollte Jess von dir?“, fragte Rory neugierig. Sam seufzte. „Jungs sind wirklich seltsam, meinst du nicht?“ Rory zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Kaffee. „Ich meine zuerst sagt er, er will nicht, dass wir Freunde sind und dann meint er ich hätte es falsch verstanden. Was kann man denn da bitte falsch verstehen?!“ Rory schmunzelte. „Sag mal, bist du wirklich so naiv?“ „Wie bitte?“ „Gott Sam, es ist doch offensichtlich. Wie er dich ansieht und mit dir spricht… Komm schon… Das kannst du doch nicht übersehen haben.“ Sam wirkte nachdenklich und senkte den Blick. „Sam… ich bin deine beste Freundin, nicht wahr? Also sei ehrlich. Was empfindest du für Jess?“ Luke, der gerade am Nachbartisch Kaffee nachfüllte, hörte ihnen unauffällig zu. „Ich… ich mag ihn wirklich gern und… ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir besser gehen.“ Rory stimmte ihr zu und sie verließen gemeinsam das Café. Dann trennten sich ihre Wege und der Tag neigte sich dem Ende zu. Sam war müde und deshalb ging sie, nachdem sie zu Hause angekommen war, schnurstracks hinauf in ihr Zimmer und legte sich in ihr Bett, doch schlafen konnte sie nicht. Am nächsten Morgen in der Schule war Sam sehr nervös, denn sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn sie Tristan begegnen würde. Auch Rory hatte in der vergangenen Nacht nicht gut geschlafen, weshalb die beiden länger brauchten, als sonst. Demnach war der Flur schon so gut wie leer, als die Mädchen an ihre Schließfächer traten. Wie immer schaffte Sam es nicht auf Anhieb ihr Schloss zu öffnen, deshalb war Rory schneller und verschwand, als sie Tristan erblickte. Sam wurde erst auf ihn aufmerksam, als er unmittelbar neben ihr stand. Sie schaffte er nicht ihm in die Augen zu sehen, was natürlich nicht unbemerkt blieb. „Gestern war ich wohl etwas wirr. Ich denke, dass du nicht unbedingt Zeit damit verschwenden solltest darüber nachzudenken.“ „Oh… Wer… Wer sagt denn, dass ich das getan habe.“ Sie wollte gehen, doch Tristan versperrte ihr den Weg mit seinem Arm. Sie drehte sich um und wollte gehen, doch auch sein anderer Arm versperrte ihr nun den Weg – Sie war eingekesselt. Sie wandte sich ihm zu und sein Gesicht war dem ihren bedrohlich nah, doch ansehen konnte sie ihn nicht. „Lass mich gehen, Tristan.“, forderte sie, doch er machte keine Anstalten ihrer Bitte nachzukommen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und langsam hob sie ihren Blick, bis sie in seine Augen sah. „Was willst du, Tristan.“, sagte sie ungewohnt leise. „Was denn, schüchtere ich die etwa ein?“, fragte er schmunzelnd und kam ihrem Gesicht noch etwas näher, so dass sich ihre Nasen fast berührten. Er löste seine Hand und strich Sam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Herz raste nun und sie hatte Angst, dass er es hören könnte. Die Schulglocke klingelte und Sam verharrte einen kurzen Augenblick, bevor sie unter seinem Arm hindurch schlüpfte und im Klassenzimmer verschwand. Tristan blieb erneut enttäuscht zurück und folgte ihr schließlich. In der Pause verkauften einige Schüler Karten für den Halloween-Ball und Sam stellte sich begleitet von Rory an. Es dauerte nicht lange, bis Tristan die beiden entdeckt hatte und sich zu ihnen stellte. „Was ist das für ein Junge, der die Mädchen für die Karten anstehen lässt?“, meinte er spöttisch. „Es ist ein Kostümball. Man muss nicht zwingend mit jemandem dort auftauchen.“, erklärte Rory. Inzwischen waren nur noch wenige in der Schlange vor ihnen und da platzte es aus Tristan heraus: „Willst du mit mir zu dem Ball gehen, Sam?“ Sie zögerte und der Hauch von einem Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sie waren nun an der Reihe und Sam kaufte die Karten. „Drei, bitte.“, verlangte sie und Tristan zog die Augenbrauen hoch. „Ich werde nicht mit dir auf den Ball gehen, aber wenn du mich erkennst, tanze ich mit dir.“, meinte sie und ging ohne ein weiteres Wort. Damit war Tristan vorerst zufrieden, was man auf seinem Gesicht deutlich erkennen konnte. „Ist das dein Ernst?“, fragte Rory ungläubig. „Vielleicht hat deine Mum ja eine gute Idee und er erkennt mich nicht.“ „Darauf vertraust du?“ „Naja, so schrecklich wäre es nun auch nicht, mit ihm zu tanzen.“ „Okay… aber warum hast du drei Karten gekauft?“ „Wenn ich es dir sagen würde, würdest du mich sicher töten.“ „Alles klar…“ Rory war misstrauisch, doch sie beschloss nicht weiter darauf herumzureiten. „Wir sollten am besten gleich nach der Schule zu mir gehen. Meine Mum hat heute frei und wir könnten an unseren Kostümen arbeiten, okay?“ Sam nickte und gesagt, getan. Am Nachmittag fuhren die beiden gemeinsam mit Lorelai in eine Boutique, um Stoffe auszusuchen, denn die Kleider nähte Lorelai wie so oft selbst. „In eurem Alter ist es recht schwierig ein passendes Kostüm zu finden, denn Feen und Prinzessinnen sind wohl nicht mehr allzu angesagt.“, meinte sie und verglich einige Blautöne miteinander. „Rory, was hältst du von einer Eisprinzessin mit einem Hauch von blau und Kristallen? Und Sam… hm… ah!“ Sie ging hinüber zum weißen Stoff und entdeckte ein unheimlich schönes Material. „Das könnte funktionieren… Überlasst das nur mir. Ihr werdet einfach umwerfend aussehen.“, freute sie sich und während Lorelai bezahlte, gingen Sam und Rory nach draußen. „Ich muss nochmal nach Hause. Es wird nicht lange dauern. Wir treffen uns dann bei dir zu Hause, okay?“, meinte Sam und machte sich auf den Weg. Heute war Deans freier Tag, weshalb er zu Hause war, als Sam dort ankam. Zunächst legte sie ihre Sachen ab, dann ging sie hinüber zum Zimmer von Dean und klopfte an. „Herein!“, rief Dean und Sam kam herein. „Hey, Sam.“ „Ich hab die Karten.“ „Wirklich? Hat Rory was gemerkt?“ „Ich denke nicht. Hier ist sie. Am besten fragst du sie bald, denn allzu viel Zeit hast du nicht mehr.“ Er nahm die Karte und Sam ging wieder. „Sam? Danke.“ „Keine Ursache.“ Sie verschwand und machte sich wieder auf den Weg zu Rory. Als sie an Lukes Café vorbeikam, hielt sie nach Jess Ausschau, doch sie konnte ihn nicht sehen. Es waren jetzt nur noch wenige Minuten bis zu Rorys Haus und Sam ging wie gewohnt recht zügig, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Es war Jess, der ihr gefolgt war und der nun wie angewurzelt stehen blieb. Sie ging auf ihn zu und er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Darf ich dich was fragen, Jess?“ Er gab keine Antwort und sie deutete dies als stummes „Ja“. „Also, ich fühle mich ehrlich gesagt nicht gut mit der Entscheidung, dass wir keine Freunde sind und ich hoffe, dass es dir im Grunde auch so geht.“ Jess zog die Schultern hoch. „Eigentlich dachte ich, ich hätte mich gestern klar ausgedrückt.“ „Jess, bitte. Das funktioniert doch nicht. Wir werden es nicht schaffen uns hier aus dem Weg zu gehen und das will ich auch gar nicht. Tu mir nur diesen einen Gefallen und lass uns gestern einfach vergessen. Was sagst du?“ „Okay, wegen mir. Wenn es dir so viel bedeutet.“ Sam seufzte. „Ja, du bedeutest mir viel. Bis dann, Jess.“, sagte sie und setzte ihren Weg fort. Bei den Gilmores angekommen arbeiteten diese bereits auf Hochtouren. Im Wohnzimmer hatte Lorelai zwei Puppen aufgestellt an denen bereits einige Stofffetzen festgesteckt waren. „Ihr seid ja wirklich fleißig.“, meinte Sam und betrachtete die Stoffe. „Tja so ein Märchenkleid macht sich nun mal nicht von allein.“, erklärte Rory, die gerade ausgemessen wurde. „Zieh schon mal deine Jacke aus. Du bist die Nächste.“, sagte Lorelai und notierte Rorys Maße. Als Lorelai begann Sams Maße zu nehmen, klopfte es an der Tür und nachdem Rory diese geöffnet hatte, konnte man Deans Stimme hören. Es dauerte nur wenige Minuten bis Rory mit einem Grinsen auf dem Gesicht zurückkam. „Die dritte Karte war für Dean?!“, meinte sie aufgeregt. „Vielleicht.“ „Ich weiß nicht, ob ich dir danken oder sauer auf dich sein soll.“ „Würdet ihr mir erklären worum es geht?“, forderte Lorelai. „Mein Bruder Dean hat mich gebeten ihm eine Karte zu kaufen, damit er Rory einladen kann mit ihm zum Ball zu gehen. Und da ich weiß, dass Rory Dean mag, dachte ich: Wieso nicht?“ Lorelai schmunzelte: „Wirklich sehr geschickt.“ Sie lachten und verbrachten den ganzen Nachmittag gemeinsam im Wohnzimmer der Gilmores. Es dauerte geschlagene vier Stunden bis Rory und Sam mit den Hausaufgaben und Lorelai mit den Kleidern fertig waren. Es hatte viel Geduld und Stecknadeln gekostet, doch nun waren die Schmuckstücke fertig. „Also Mädels. Anprobe!“, rief Lorelai und freudig sprangen die beiden auf. Es dauerte eine Weile bis Sam und Rory die Kleider angezogen hatten, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. In einem Traum aus hellem blau erschien Rory und schritt auf ihre Mutter zu. Sie trug eine Maske, die nach oben hin Eiskristallen ähnelte und ihr Kleid bestand aus mehreren Lagen, die es luftig und fast wie Schnee aussehen ließ. Doch als Sam den Raum betrat, verschlug es den beiden die Sprache. „Oh mein Gott.“, brachte Rory gerade noch hervor und fixierte ihre Freundin, die in eine weiße Wolke aus Stoff gehüllt war und eine glitzernde Maske trug, die lediglich ihre Augen umrundete. Das Kleid war oben eng geschnitten und breitete sich dann in einen Rock aus. Alles in allem war es ein wundervoller Anblick der jedem den Atem rauben würde. „Dieses Kleid ist der Wahnsinn! Du hast dich selbst übertroffen, Lorelai.“, meinte Sam und grinste bis über beide Ohren. „Allerdings.“, antwortete Lorelai und begann die übrigen Stoffreste aufzuräumen, während Sam und Rory die Kleider wieder auszogen. „Wie viel willst du für das Kleid?“, fragte Sam, als sie sich auf den Weg zur Tür machte. „Willst du mich beleidigen?“, lachte Lorelai und Sam verschwand in der Dämmerung. Auf dem Weg nach Hause legte sie einen Zwischenstopp bei Luke ein, um sich eine Kaffee zu holen. Hinter dem Tresen stand jedoch nicht Luke. Es war Jess, der ihre Bestellung mürrisch annahm. „Willst du auf ‘ne Party?“, fragte er schroff mit einem Blick auf das eingepackte Kleid. „Kann man so sagen. Meine Schule veranstaltet eine Halloween-Party.“ „Passt dein Kostüm zu dem deines Begleiters?“ „Ich gehe allein. Das wolltest du doch hören, oder nicht?“ „Hier ist dein Kaffee.“ Für Jess war das Gespräch damit beendet und Sam nahm es zur Abwechslung einfach hin. Sie verließ das Café und ging nach Hause, in ihr Zimmer und setzte sich an ihren Schreibtisch und ging noch einmal ihre Notizen durch, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. In dem Kostüm würde es Tristan sicher nicht allzu schwer fallen sie zu erkennen, doch wenn sie ehrlich war, missfiel ihr dies nicht wirklich. Es waren noch etwa zwei Wochen bis zu dem Ball, doch die Zeit verging schneller, als es Sam lieb war und ehe sie es sich versah hatte der Tag vor dem Ball begonnen. Es war Freitag und Rory und Sam gingen wie gewohnt zur Schule. Seit Dean sie um ein Date gebeten hatte, hatten die beiden mehr Zeit verbracht und Sam hatte außergewöhnlich viel Freizeit, denn Rory war oft mit Dean unterwegs. Sie war oft bei Luke, wo sie auch mit Jess redete. Sie waren sich jetzt wieder etwas näher gekommen. In Chilton waren die Vorbereitungen für den Ball bereits abgeschlossen und jeder sprach nur noch über den morgigen Abend. Auch Sam und Rory waren aufgeregt, doch sie schafften es sich im Unterricht zu konzentrieren, im Gegensatz zu den anderen Schülern. Als sie in der Pause in der Kantine saßen, kam Tristan auf sie zu und setzte sich neben Sam. „Können wir dir irgendwie helfen?“, fragte Sam und musterte ihn. „Morgen Abend, wie erkenne ich dich?“, wollte er schmunzelnd wissen. „Das musst du schon selbst rausfinden.“, erklärte Sam und grinste ihn verschlagen an. Diesen Blick kannte er nicht von ihr, doch er gefiel ihm sichtlich. „Ich denke es wird nicht allzu schwer sein mich zu erkennen.“ Tristan schmunzelte und schnalzte mit der Zunge. „Alles klar. Dann bis morgen.“ Er stand auf und ging, dabei drehte er sich noch ganze drei Mal nach ihr um und lief dabei fast gegen Mr. Medina. Sam und Rory lachten, doch Rory hatte sich bald wieder gefasst. „Sag mal, kann es sein, dass du möchtest, dass Tristan dich erkennt und mit dir tanzt?“, fragte sie neugierig und traf damit voll ins Schwarze. Sam lugte verstohlen zu ihr hinüber und Rory begann zu grinsen. Am Nachmittag wartete Dean bereits auf Sam, als diese nach Hause kam. Er wirkte sehr nervös und Sam war schon genervt davon, als sie gerade erst eine Stunde seine Anwesenheit genossen hatte. „Dean, bitte!“, platzte es nach einer Weile aus ihr heraus. „Beruhige dich doch. Es wird sicher ein fantastischer Abend und jetzt sei einfach ruhig und geh mir nicht auf die Nerven!“ Sam rannte nach draußen und zog sich dabei ihre Jacke über. Sie ging zu dem Platz, an dem sie Jess vor nicht allzu langer Zeit zur Rede gestellt hatte. Das Wasser unter der Brücke glitzerte in der Sonne und Sam setzte sich und ließ die Füße über dem See hängen. Sie saß dort einige Zeit und dachte über den morgigen Abend nach. Was würde sie zu Tristan sagen, wenn er sie erkennen würde? Was wenn nicht? Im Grunde drehte sich alles um Tristan, weshalb sie zusammenzuckte, als Jess sie ansprach. „Hey. Entschuldige ich wollte dich nicht erschrecken.“, meinte er und Sam wank ihn ab. „Ist schon gut. Was gibt’s, Jess?“ „Ich hab dich gesehen, alsdu am Laden vorbeigekommen bist und ich dachte, ich bring dir einen Kaffee.“ Er gab ihr einen Becher und setzte sich neben sie. „Danke.“ Sie nahm einen Schluck. „Also, morgen ist der große Tag, was?“ „Ich würde es nicht als >großen< Tag bezeichnen. Es ist nur ‘ne Party.“ „Ist es eine Kostümparty?“ „Ja, sicher. Es ist ja Halloween.“ „Als was gehst du?“ „Tja, so genau weiß ich das auch nicht. Lorelai hat ein Kleid für mich gemacht.“ „Kann ich es sehen?“ Sam war verdutzt. „Ähm… Sicher. Eigentlich wollte ich zu Rory, um mich dort fertig zu machen, aber sie wird wohl mit Dean zusammen sein und er ist gerade wirklich der letzte, den ich sehen möchte.“ „Was ist denn passiert?“ „Er ist wahnsinnig nervös, denke ich. Ich glaube er mag Rory wirklich.“ „Das ist offensichtlich.“ Sie schmunzelte. „Denkst du, dass es für jeden von uns den richtigen gibt? Irgendwo da draußen?“ Sie sah in den Himmel und merkte so nicht, dass Jess zu ihr hinübersah. „Da draußen… hier…“ Sie sah zu ihm. „Hier?“ Er schmunzelte. „Natürlich, wieso nicht?“ „Hast du dich hier mal umgesehen?“ Sie blickte ihm in die Augen und wirkte verunsichert. „Naja… Vielleicht ist der Richtige näher, als man denkt. Wie heißt es so schön: Das was einem direkt vor der Nase liegt, übersieht man oft.“, merkte sie an. „Es scheint wohl manchmal so. Denkst du, dass du an dieser Schule den Richtigen findest?“ Sam schmunzelte. „Weißt du, ich finde es wirklich interessant mit dir zu sprechen. Ich meine nicht viele Jungs reden über solche Themen. Dafür liebe ich dich und außerdem finde ich es toll, dass wir uns im Grunde so ähnlich sind. Das klingt jetzt sicher total blöd, aber ich meine es wirklich so.“ Jess war schon bei den Worten „liebe ich dich“ ausgestiegen und starrte sie nur noch an, doch das wusste sie nicht. „Ich… ähm… Gern geschehen.“ „Ich bin echt froh, dass du nach Stars Hollow gekommen bist, auch wenn die Umstände dafür nicht die besten waren.“ „Es war wohl Schicksal.“ Einen kurzen Augenblick herrschte Stille. „Naja, ich muss dann wieder zurück zur Arbeit.“ „Hast du was dagegen, wenn ich dich begleite?“ „Keineswegs.“ Sie gingen zusammen zu Luke und verbrachten dort gemeinsam den Nachmittag. Nach einer Weile kamen Dean und Rory hereingeschneit, doch während sie bald darauf wieder gingen, blieb Sam bei Jess. Als es draußen dämmerte und Sam müde wurde, entschied auch sie nach Hause zu gehen. „Wann soll ich morgen vorbeikommen?“, fragte er und spülte das Geschirr ab. „Würde es dir um drei passen?“ Er nickte und sie verabschiedeten sich, bevor sie ging. An dem Kleiderschrank in ihrem Zimmer hing das Kleid, das Lorelai ihr genäht hatte und bei dem Anblick wurde auch sie etwas nervös. Natürlich freute sie sich, aber andererseits hatte sie auch etwas Bammel vor ihrem Treffen mit Tristan, das noch nicht einmal sicher war. Am Morgen wachte Sam auf, denn Dean lief in seinem Zimmer auf und ab, was sie allerdings heute als nicht so nervig empfand. Es war noch sehr früh, aber bis Sam sich aus dem Bett gewälzt und gefrühstückt hatte, waren bereits zwei Stunden vergangen und ehe sie es sich versah, stand Jess vor der Tür. „Hey.“, begrüßte er sie, als sie ihn hereinließ. Sie trug noch ihren Schlafanzug und er musterte sie deswegen etwas belustigt. „Komm rein. Am besten gehen wir gleich nach oben.“ Er folgte ihr in ihr Zimmer und staunte nicht schlecht. „Schönes Zimmer.“, meinte er und schmiss sich auf das Bett. „In Ordnung. Am besten fange ich mit den Haaren an, das wird wohl am längsten dauern.“ „Alles klar und welche Rolle spiele ich dabei?“ „Im Grunde möchte ich nur, dass du mir sagst, ob ich so gehen kann oder ob ich mich total lächerlich mache.“ „Alles klar.“ Sie begann damit sich ihre Haare zu waschen, wobei sie ihr Zimmer verließ und Jess damit die Chance gab ihr Zimmer zu durchsuchen. Als sie zurückkam lag er mit einem Buch in der Hand auf ihrem Bett. „Interessant.“, merkte sie an, doch Jess blickte nicht auf, bis sie fertig war. Nachdem Haare und Make-up saßen, verschwand sie mit dem Kleid um dann in dem Traum aus weiß wiederzukommen. Als sie im Zimmer stand und Jess keine Reaktion zeigte, räusperte sie sich und es funktionierte. „Also, wie sehe ich aus?“ „Wow.“ Mehr brachte er nicht heraus. „Gefällt es dir?“ Er grinste. „Ich hoffe, dass wenn ich ein Mädchen auf einen Ball begleite, sie genauso aussieht, wie du jetzt.“ Sam spürte die Farbe, die ihr ins Gesicht stieg. „Ich habe noch etwas Zeit, bevor Dean kommt. Hast du Lust mit mir zu tanzen?“ „Aber ich habe nicht die richtigen Sachen an.“ Doch Sam hörte nicht auf ihn und startete die Musik. Schließlich gab sich Jess geschlagen und tanzte mit ihr. Der Song war langsam, also tanzten sie auch langsam und relativ eng. „Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst.“, meinte Sam. „Tja, du weißt so einiges nicht über mich.“ Es klingelte und die beiden unterbrachen ihren Tanz. Sie gingen nach unten und verabschiedeten sich mit einer Umarmung, was Dean natürlich gar nicht passte. „Viel Spaß.“ „Danke, dass du vorbeigekommen bist.“ „Keine Ursache.“ „Bis dann, Jess.“ Sam stieg in Deans Wagen, in dem dieser und Rory bereits auf sie warteten. Jess ging derweil die Straße entlang und tatsächlich drehte er sich noch einmal nach ihnen um. „Na dann, mal los.“ Dean startete den Motor und die Fahrt nach Hartford begann. Dort angekommen bot sich ihnen eine prachtvoll geschmückte Halle und ein roter Teppich, der eine breite Treppe hinunter direkt auf die Tanzfläche führte. „Auf in den Kampf.“, lachte Sam und gemeinsam mit Dean betrat Rory den Saal. Sie schritten die beleuchtete Treppe hinunter und verschwanden dann in der Menge. Sam atmete tief durch und betrat dann auch die Halle, doch als sie hinunter ging, wurde ein Suchscheinwerfer auf sie gerichtet, was ihre Aufregung nicht gerade linderte. „Wahnsinn“ und „Wow“ hörte sie aus der Menge, während sie nach unter ging. Es war schon seltsam, dass sie niemanden erkannte. Sie beschloss sich zuerst ein Getränk zu holen. Am Buffet standen einige Leute, von denen sie glaubte sie zu kennen, doch Tristan war vermutlich nicht dabei. Sie wandte sich ab und sah zu der Band auf, die auf einer Bühne gegenüber der Treppe spielte. „Du siehst umwerfend aus.“, bemerkte eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah in Tristans Augen. Er trug zwar eine Maske, die zu seinem Märchenprinzenkostüm passte, aber sie erkannte ihn trotzdem auf Anhieb. „Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, es würde etwas länger dauern, bis du mich erkennst.“ „Naja, ich habe einfach auf das einzige Mädchen gewartet, das mich mit seiner Ausstrahlung umwirft.“ Sam lächelte und Tristan tat es ihr gleich. Er verbeugte sich vor ihr und streckte seine Hand aus und sie zum Tanz aufzufordern. Sam nahm an und folgte ihm auf die Tanzfläche. „Also, erzähl mir etwas über dich.“ „Was willst du denn wissen, Tristan?“ „Ganz egal. Mich fasziniert alles an dir.“ Sie grinste. „Du siehst wirklich toll aus.“ „Danke.“, lachte er. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du wolltest, dass ich dich erkenne?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht verfügst du ja doch über eine bessere Menschenkenntnis, als ich dachte.“ „Sam… Zwei Jahre lang wollte ich ohne Erfolg mit dir ausgehen. Wieso jetzt? Was ist anders?“ „Ich mochte dich schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, aber dein großes Ego steht dir nun mal oft im Weg. Aber als du dich dazu herabgelassen hast mit einem anderen Mädchen zu knutschen und dich überwunden hast mir zu sagen, dass ähm…“ „dass ich dich liebe.“, vollendete er. „Wahnsinn du kannst das einfach so sagen.“ „Ich sage es nicht einfach nur so. Ich meine es ernst.“ Ihre Blicke trafen sich und es war ihr fast etwas unangenehm. „Tristan… Du kennst mich doch gar nicht.“ „Ich hatte wirklich schon viele Freundinnen, doch noch nie habe ich etwas gefühlt, das dem, was ich für dich empfinde auch nur im Entferntesten nahe kommt. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann nicht essen, nicht schlafen ohne an dich zu denken. Also bitte Sam, wenn du nur einen Funken Sympathie für mich empfindest, dann gib mir bitte ein Chance.“ Sam sah ihn noch immer unverändert an und zeigte keine Reaktion. „Verdammt, eigentlich wollte ich nicht darum betteln, es tut mir leid.“ „Ich muss an die Luft.“, beschloss Sam und drängte sich durch die tanzenden Menschen, Tristan ließ sie mal wieder allein zurück. Draußen setzte sie sich auf eine Bank und nach einer Weile kamen Dean und Rory zu ihr, und setzten sich. Sie sahen, dass es ihr nicht gut ging. „Was ist los, Sam?“, fragte Rory besorgt. „Ist schon in Ordnung.“, erklärte sie, allerdings wirkte sie dabei alles andere als fröhlich. „Ist es wegen Tristan?“ Sie schüttelte den Kopf, als Tristan aus der Halle kam. „Tristan…“, flüsterte sie und augenblicklich sprang Dean auf und stürmte auf ihn zu. „Hast du meiner Schwester weh getan, du Idiot?“ „Dean!“, rief sie, doch es war zu spät. Er war schon auf Tristan losgegangen und dieser verteidigte sich natürlich. Sam und Rory liefen auf die beiden zu und versuchten sie zu trennen, was sich als wirklich schwierig erwies, doch nach einiger Zeit gelang es ihnen. „Dean, was fällt dir eigentlich ein?! Was machst du denn?“, schrie sie ihn wütend an. „Diese großkotzige Art, mit der er dich ansieht… Gott, damit komme ich nicht klar! Er betrachtet dich doch als sein Eigentum!“ „Was?!“ „Du hast wohl ein Händchen für solche Problemfälle. Weißt du an wen dieser Tristan mich erinnert?“ „Jetzt bin ich gespannt.“ „An Jess! Sie sind sich echt ähnlich. Scheinbar stehst du auf diesen Typ von Kerlen. Auf Arschlöcher eben!“ Sam war schockiert und es hatte ihr die Sprache verschlagen. Erst als Tristan hinter ihr die Flucht ergriff, konnte sie ihre Gedanken wieder sortieren und folgte ihm, ohne ihrem Bruder noch einen Blick zuzuwerfen. „Tristan, wo willst du hin? Warte doch!“, rief Sam, während sie ihm nachlief. Es war schwer ihn in der Menge nicht zu verlieren, doch als er in einem Nebenzimmer verschwand und die Tür hinter sich schloss blieb sie stehen. Sie atmete tief durch, bevor sie eintrat. Tristan saß an einem Flügel – es war wohl der Lagerraum für die Instrumente – und starrte auf die Tasten. Seine Maske hatte er abgenommen und so konnte Sam seinen betrübten Gesichtsausdruck sehen. „Es tut mir leid, Tristan.“, sagte sie aufrichtig, doch er blickte nicht auf. „Ich weiß nicht was ich sagen soll. Bitte ignorier mich nicht.“ Sie war unsicher und fand nicht die richtigen Worte, was sehr selten vorkam. „Wer ist Jess?“, fragte er knapp und abweisend. „Er ist nur ein Freund. Eigentlich ist er sogar mein bester Freund, aber…“ „Liebst du ihn?“ „Ich… ähm…“ Tristan sah erschrocken auf und wollte an ihr vorbei aus der Tür stürmen, doch sie hielt ihn fest. „Ich liebe ihn nicht.“ Er sah zu ihr hinüber, doch überzeugt schien er nicht. „Ich wäre hier heute ja wohl nicht allein erschienen, wenn zwischen ihm und mir etwas laufen würde. Was meinst du?“ „Klingt logisch.“ Er wirkte etwas besänftigt, doch Sam ließ ihn dennoch nicht los. „Ich will nicht, dass du wütend auf mich bist. Dieser Abend hat so schön angefangen, es wäre einfach zu schade, wenn er jetzt in einem Desaster enden würde.“ „Was erwartest du von mir, Sam? Dass ich damit klar komme, dass du mit einem anderen Kerl liebäugelst. Ich will dich nicht mit jemandem teilen und ich will, dass du nur Augen für mich hast.“ „Wahnsinn, langsam verstehe ich, was Dean meinte.“ Tristan wirkte wieder verärgert. „Ach, vergiss es!“ Er wollte wieder weglaufen, doch Sam stellte sich ihm in den Weg und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihn geküsst und als sie sich nach einigen Sekunden voneinander lösten, sah sie in die überraschten Augen von Tristan, der nun allerdings nicht mehr versuchte wegzulaufen. „Ich… ähm… Entschuldige.“, stammelte Sam, doch bevor sie weitersprechen konnte, küsste Tristan sie erneut, doch dieses Mal intensiver. In Sam explodierte ein gigantisches Feuerwerk und ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. „Zwei Jahre habe ich darauf gewartet und wow, meine Mühen haben sich ausgezahlt.“ Sie grinsten und ihre Gesichter blieben noch eine Weile nah beieinander. „Und was jetzt?“, fragte Sam und Tristan ergriff ihre Hand. „Komm mit. Wir verschwinden.“ „Was? Wohin denn?“ „Das siehst du, wenn wir dort sind.“ „Ich sollte Rory Bescheid sagen.“ „Sie wird schon merken, wenn du nicht mehr da bist.“ Schließlich gab Sam sich geschlagen und bald saß sie neben Tristan in seinem Wagen, auf dem Weg nach irgendwo. „Wo bringst du mich hin, Tristan?“, fragte sie nach einer Weile, doch er verriet es ihr nicht. Sie waren schon eine Weile unterwegs, aber weil es dunkel war, hatte Sam nicht die geringste Ahnung, wo sie sich gerade befanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)