Cold von Listle (Gedanken eines Soldat) ================================================================================ Kapitel 1: Cold --------------- Es war gerade Frühling geworden. Der Schnee, welcher die Städte und Felder mit einem weißen, flaumigen Teppich überzogen hatte begann langsam zu schmelzen und die ersten Blumen kämpften sich durch den gefrorenen Boden, nur, um die wenigen, schwachen Sonnenstrahlen zu erhaschen, welche immer öfter die Tage erhellten. Und auch die Menschen begannen aus ihrer Starre zu erwachen. Kinder tollten draußen herum, Eltern machten wieder mehr Spaziergänge, alte Leute fütterten die Vögel, welche sich langsam wieder heimwärts wagten... doch nicht alle tauten auf. Ein Herz blieb kalt, trotz des immer wärmer werdenden Wetters. Das kalte, trostlose Winterwetter hatte mich an meine eigene Situation erinnert. Einsam und verlassen wie ich war, trotz all meiner Freunde, die ich hatte, zog ich mich immer mehr in mich selbst zurück. Warum sollte ich überhaupt noch einen Fuß vor die Tür setzen? Es gibt nichts, dass mein Leben lebenswert macht. Looking back at me I see That I never really got it right I never stopped to think of you I'm always wrapped up in Things I cannnot win You are the antidote that gets me by Something strong Like a drug that gets me high Ich liebe meine Freunde. Sie sind mir das Wertvollste auf der Welt, meine Familie. Doch die Schuld, welche ich auf meinen Schultern trage wird und wird nicht leichter. Egal wie viel Zeit vergeht, egal wie viel aufmunternde Worte ich höre, die Last bleibt doch gleich schwer. Ich wage mich seit langem wieder mal nach draußen. Nicht wegen des schönen Wetters sondern um in die Kirche zu gehen. Ob ich gläubig war? Ja. Doch ich glaubte nicht an die Kirche. Ich glaubte an Vergebung der Sünden. Doch wann ich diese Vergebung erfahren würde konnte ich nicht erahnen. What I really meant to say Is I'm sorry for the way I am I never meant to be so cold Never meant to be so cold Einst war ich ein fröhlicher Junge. Ich hatte Träume. Doch obwohl sich meine Träume erfüllt hatten gab es diesen bitteren Beigeschmack, den ich einfach nicht los wurde. Die Kirche in den Slums hatte sich verändert. Sie war nun noch baufälliger als früher, drohte jeden Moment einzustürzen, selbst unter dieser federleichten Last aus Schnee. Diese Kirche war mir ähnlich. Kaputt, zerstört, am Ende ihrer Tage und jeder Windstoß, egal wie klein er zu sein vermochte, konnte dieses riesige, einst stabile Gebäude in sich zusammen stürzen lassen. Mein Blick glitt über die Fassade. Wie schön sie doch einst gewesen sein musste. Wie schön einst die ganze Kirche gewesen sein musste. Doch jetzt erinnerte nichts mehr an die einstige Schönheit. Alles war zerfallen, die Fassade hatte tiefe Risse, welche kein Handwerker mehr retten konnte und die tragenden Balken, das Skelett der Kirche, war morsch und kurz davor in sich zusammen zu brechen. Nur ein Wahnsinniger würde sich in diese Kirche hinein wagen und damit sein Leben aufs Spiel setzen. Langsam öffnete ich die Tür... To you, I'm sorry about all the lies Maybe in a different light You could see me stand on my own again Cause now i can see You were the antidote that got me by Something strong like a drug that got me high Das ganze Gebäude war erfüllt von ihrer Anwesenheit. Ich konnte sie riechen, spüren... schmecken... Es war fast so, als würden ihre sanften Arme mich umfangen und meinen Kopf auf ihre zierliche Brust betten. „Aerith...“ Es fühlte sich an wie etwas Verbotenes ihren Namen auszusprechen. Was würde sie sagen, wenn sie mich jetzt sehen könnte? Ich bin so kalt geworden... Aerith hatte einst mein Herz berührt. Ich hatte nie erfahren wieso, doch ich wusste, dass sie mich vom ersten Moment an gemocht hatte. Genauso wie ich sie. Viel Zeit ist vergangen und inzwischen erinnere ich mich wieder an mein früheres Leben. Ich habe die Erinnerungen, welche tief in mir verschlossen waren ans Tageslicht gebracht und dadurch mein eigenes Ich wiedergefunden. Als ich Aerith kennen lernte liebte ich sie. Damals war ich Zack. Heute, nach so vielen Jahren... liebe ich sie immer noch. Doch jetzt bin ich Cloud. I never meant to be so cold I never really wanted you to see The screwed up side of me that I keep Locked inside of me so deep It always seems to get to me I never really wanted you to go So many things you should have known I guess for me theres just no hope Langsam näherte ich mich dem einzigen Platz in diesem Gebäude, an dem natürliches Licht den Boden berührt. Der Platz, an dem ich einst durch die Decke gebrochen war und auf dem die schönsten Blumen blühten, die ich je gesehen hatte. Aerith’ Platz. »Tritt nicht auf die Blumen« hatte sie immer wieder gesagt und ich hatte mich an ihre Worte gehalten. Ich wusste wie viel ihr diese zierlichen Pflänzchen bedeuteten und versuchte sie deshalb zu schützen, so gut es nur ging. Langsam näherte ich mich dem hellen Fleck am Boden, welcher von weißem Schnee überzogen war und ging neben ihm in die Knie. Meine Fingerspitzen berühren die gefrorenen Kristalle und ich spürte, wie sie unter meiner Hand wieder zu dem wurden, was sie einst waren. Wasser. „Warum kann mein Herz nicht genauso auftauen?“, hörte ich meine eigene Stimme an den Wänden widerhallen. Doch niemand antwortete mir. Ich zog meine Hand zurück, hatte es doch absolut keinen Sinn meine Finger noch länger dieser unangenehmen Kälte auszusetzen, die zugleich auch in meinem Herzen herrschte. Vermutlich würde mein Herz nie wieder auftauen. Vermutlich würde es für immer gefroren bleiben. Für immer einsam bleiben. Erdrückt von dieser Last... What I really meant to say Is I'm sorry for the way I am I never meant to be so cold Never meant to be so cold Ein leises Tropfen riss mich aus meinen Gedanken. Verwundert blickte ich mich um. Woher kam dieses Geräusch? Es klang vertraut und doch irgendwie fremd. So als wäre es nur der Nachhall einer Erinnerung, die ich schon vor vielen Jahren verloren hatte. Das Geräusch riss nicht ab. Immer mehr Wasser tropfte auf den Boden und es dauerte seine Zeit, bis ich den Quell dieses Lautes ausmachen konnte. Es waren meine Tränen, die auf den dunklen, kalten Boden der Kirche tropften. What I really meant to say Is I'm sorry for the way I am I never meant to be so cold Never meant to be so cold Aus einem mir unerfindlichen Grund schien die Welt plötzlich viel fröhlicher und heller zu sein als noch wenige Minuten zuvor. Ein warmes Gefühl durchströmte meinen Körper, fast so, als würde er im Lebensstrom schwimmen, bereit, sein Dasein für immer aufzugeben und die letzten Minuten des Lebens genießend. Doch das war es nicht. Im Gegenteil, mein Körper fühlte sich kräftiger an denn je. Ich konnte jeden Muskel spüren, wie er sich anspannten und wieder lockerten. Konnte die Tränen auf meinen Wangen fühlen, welche unaufhaltsam weiter rannten. Den warmen Luftzug, welcher meinen Körper umgab. Und auch die Last von meinen Schultern war verschwunden. Das war der Moment an dem ich wusste, dass man mir verziehen hatte. All die Kälte. Die Abhängigkeit. Die verschlossenen Erinnerungen. All das war vorbei. Und ich konnte endlich glücklich werden. „Vielen Dank, Zack... und... ich liebe dich... Aerith...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)