Shit happen - Reloaded von LauLee (Kaorus Sicht) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 02: Erkenntnis --------------------------------- Kapitel 02: Erkenntnis Kaum sind wir wieder zu Hause, flitzt Hikaru ins Bad. „Ich dusche zuerst!“, ruft er und zieht sich sein Shirt über den Kopf, um es hinter sich zu werfen und in unserem Badezimmer zu verschwinden. Ich sammle das achtlos auf den Boden geworfene Kleidungsstück auf und folge meinem Bruder. „Schieb' hier mal keine Panik, wir haben genug Zeit!“, ich werfe sein Shirt und die restlichen Kleidungsstücke, die auf dem Badezimmerfußboden liegen, in einen Wäschekorb und lehne mich gegen den Türrahmen. Ich kann Hikarus fröhlich gestimmtes Summen unter der Dusche hören und schüttle grinsend den Kopf. Er scheint ja mit einem Male voller Power und Vorfreude zu sein. Wo das wohl herkommt? Eben zumindest schien er noch kaputt und müde. So, wie ich mich gerade auch immernoch fühle. Ich drehe mich um und schlendere in unser Ankleidungszimmer, um -so gütig wie ich bin- schon mal unsere Anzüge bereit zu legen. Hikaru wird bestimmt seinen dunkel farbigen Anzug tragen wollen. Dann nehme ich heute mal meinen mit dem cremefarbenem Sakko. Wird ja nicht schaden, wenn man uns heute einfacher als sonst auseinander halten kann, oder? Nachdem ich unsere Anzüge und andere diverse Klamotten auf unserem großen Bett zurechtgelegt habe, lasse ich mich neben ihnen in die weichen Kissen sinken. Ich schließe kurz die Augen und höre dem Wasserrauschen und Hikarus Gesumme zu. Hm. Wieso braucht der denn so lange? Ist er zu einer Frau mutiert und braucht wie eine Stunden im Bad? Nach gefühlten zehn Minuten stehe ich auf und klopfe gegen den Türrahmen, der zum Badezimmer führt. „Nii-chan... wirst du heute auch mal fertig? Ich will auch noch duschen!“, ich ziehe mir mein T-Shirt aus und lasse es zu Hikarus Klamotten in den Wäschekorb fallen. „Wenn du dich nicht beeilst, steige ich mit unter die Dusche“, füge ich noch hinzu, bevor ich meine Hose öffne. „Jaja...“, kann ich hören und bekomme eine Ladung Wasser auf den Rücken ab. „Was zum... Hikaru!“, ich drehe mich um und sehe Hikarus grinsendes Gesicht. Er hat die Duschkabinentür geöffnet, seinen Kopf hindurch gesteckt und streckt mir die Zunge aus. Eigentlich finde ich diese Nass-mach-Aktion überhaupt nicht lustig, aber ich kann nicht anders und muss erst mal laut los lachen: Hikaru hat sich eine Gesichtsmaske gemacht und sieht verdammt lustig aus! Wie ein Gespenst, so weiß ist er gerade. „Hahaha, wie siehst du denn aus?“, mein Bauch tut schon vom Lachen weh und ich muss einer erneuten Wasserattacke ausweichen. „Besser als du!“, kriege ich zu hören und ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Natürlich, mein geliebter eineiiger Zwilling! Das tust du in der Tat! Wäre ich ein Mädchen, würde ich dir jetzt um den Hals fallen“, gackere ich weiter und wieder kriege ich die Zunge meines Bruders zu Gesicht. „Heee“, grinse ich und entkleide mich ganz, um wirklich mit in die Dusche zu steigen. „So. Jetzt mach mal Platz. Ich will auch noch fertig werden...“, ich stoße meinen Bruder vom Wasserstrahl weg und ARGH! Wie gemein ist das denn jetzt?! „HIKARU!“, der Blöde hat doch tatsächlich gerade den Wasserhahn auf kalt gestellt! „Warum machst du das?“, frage ich und stelle das Wasser wieder warm. Jetzt ist es Hikaru, der lacht. „Meine Dusche“, sagt er und schubst mich jetzt vom Wasser weg, um sich die Gesichtsmaske abzuwaschen. „Ja ne, ist klar... dann beeil' dich doch mal!“, ich lehne mich an die kühle Wand und verschränke die Arme, um genervt abzuwarten. „Bin ja schon fertig“, brummelt Hikaru und steigt nun endlich aus der Dusche. „Diva“, zische ich ihm hinterher und schließe hinter ihm die Kabinentür, um mir nun auch mal das warme Wasser über den Kopf laufen lassen zu können. So eine warme Dusche tut echt gut nach einem anstrengenden Tag. Da ich ja nicht so lange unter der Dusche brauche, steige ich schon zehn Minuten später wieder heraus. Hikaru steht nur in Boxershorts vor dem Spiegel und kämpft mit seinen Haaren. Ich greife mir ein großes Handtuch und fange an, mich abzutrocknen. „Diese verdammten Haare...“, flucht mein Zwilling und rauft sich die Haare. Er sieht mich durch den Spiegel schmollend an. „Kannst du mir nicht mal helfen?“ Ich binde mir das Handtuch um die Hüften und grinse mein Ebenbild an. „Zauberwort? Das Wort mit den zwei T?“, frage ich immer noch breit grinsend und gehe auf ihn zu. „Aber flott“, antwortet er mir frech und sieht mich immernoch durch den Spiegel hindurch an. Ich piekse ihm von hinten in die Seiten und ignoriere seine Worte. „Na los, du musst dich schon zu mir umdrehen“, sage ich freundlich und er tut, was ich ihm sage. Er verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich an den Waschbeckenrand. Ich greife mir die Haargeltube und quetsche ein wenig des Inhaltes auf meine Hand. Dann verreibe ich das Gel in meinen Handflächen und fange an, in seinem Haar rumzuzupfen. Nach wenigen Minuten bin ich zufrieden und wasche mir das restliche Gel von den Händen. Hikaru dreht sich um, begutachtet das Werk im Spiegel und legt mir seine Hand kurz in den Nacken, als er das Badezimmer verlässt. „Danke“, murmelt er und ich grinse vor mich hin. Dann mache auch ich mich fertig und richte unter anderem auch meine Frisur - wenn auch mit weniger Gel und unauffälliger als bei meinem Bruder -, sprühe mich mit Deo ein und verlasse ebenfalls das Bad. In unserem Schlafzimmer kann ich schon einen halb angezogenen Hikaru betrachten, der vor einem Spiegel steht und sich versucht, die Fliege zu binden. Doch auch das kriegt er nicht hin und ich schaue ihn belustigt an. „Schon so groß, aber kann sich nicht alleine anziehen?“, grinse ich ihn an und er lässt sich auf das Bett sinken. „Nein. Und das weißt du auch...“, grummelt er und streckt die Hände nach mir aus. Ich folge seinem Ruf und stelle mich vor ihn, um auch seine Fliege zu binden und seinen Hemdkragen zu richten. „Den Rest schaffst du aber, oder?“, ich fange an, mich selbst anzuziehen und höre nur ein lang gezogenes „Ja“. Nachdem ich meine Krawatte gebunden habe, betrachte ich mich im Spiegel. Sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder? Dann schiele ich Hikaru an, der sich auch mustert. Er scheint nicht so zufrieden wie ich und dieselt sich noch einmal mit seinem Parfum ein. Ich huste gekünstelt und gehe einen Schritt zurück. „Meine Güte, wen willst du denn heute Abend verführen?“, frage ich scherzhaft und wieder schielt mich mein Bruder durch einen Spiegel hindurch an. Er schweigt und richtet seinen Blick wieder auf sich selbst. Sein Schweigen verheißt nichts gutes und ich glaube sogar erkennen zu können, wie sich seine Wangen verfärben. Etwas irritiert starre ich ihn an. Er will wirklich...? Wie kommt das? Warum? Ich beiße mir auf die Unterlippe und lasse meinen Blick auf den Boden wandern. Nervös fummel ich an meiner Krawatte herum und drehe mich dann von meinem Bruder weg. „Bin noch mal im Bad...“, nuschel ich bevor ich wirklich ins Badezimmer verschwinde und mich mit einem seltsam leeren Kopf auf den Badewannenrand setze. Ich kann es irgendwie nicht glauben. Er will also tatsächlich jemanden aufreißen? Woher kommt plötzlich diese Idee...? Ich schaue mich im Spiegel, den ich von meiner Position aus gut sehen kann, an und sehe Hikaru vor mir. Kein Wunder, warum er so fröhlich vor sich hingrinst und sich so aufstylt. Ich lasse mich in die Badewanne sinken und starre die Zimmerdecke an. Es ist irgendwie seltsam zu wissen, dass mein Bruder sich heute für irgendwelche Mädchen hübsch macht. Ich meine, sonst haben die ihn doch auch nicht so interessiert, oder? Wir haben doch uns! Warum will er dann.... dass da noch jemand ist, der ihn liebt... und braucht... Ich will nicht, dass da irgendeine Tussie sich zwischen uns drängt! Ich verschrenke im Liegen die Arme vor der Brust und schließe die Augen. Bin ich ihm denn nicht genug? Ich meine... wir machen doch alles gemeinsam! Und schließlich bin ICH es doch, der ihn kennt wie kein anderer. ICH bin es, dem er seine Gedanken und Sorgen anvertraut. ICH bin es, dem er wirklich vertraut. Und auch andersrum. ER ist es, den ICH brauche. Wie wird das denn, wenn da ein Dritter zukommt. Bin ich dann das berühmt berüchtigte fünfte Rad am Wagen, oder wie? Braucht er mich dann nicht mehr? Ich spüre deutlich, wie in mir Verzweiflung hochkommt. Vermischt mit Trauer und ein seltsames Gefühl, dass ich schon einmal verspürt habe. Das war, als Hikaru sich Haruhi nähern wollte. Doch dieses Mal ist es viel schlimmer. Schon seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass mein Bruder immer mehr Abstand zu mir nimmt. Ich sehe ihn deutlich vor mir, doch wenn ich nach ihm greifen will, komme ich nicht an ihn heran. Was hat das zu bedeuten? Er ist mit der Zeit viel offener zu den anderen geworden und ich habe wirklich Angst, dass... er mich irgendwann nicht mehr braucht. Ach, verdammt. Ich habe echt keinen Bock mehr auf heute Abend. Meine Laune ist jetzt wirklich im Keller... „Kaoru?“, es klopft an der Tür und ich setze mich erschrocken auf. „Alles okay bei dir? Wir müssen bald los!“ Hikaru klopft erneut und ich krabbel ganz schnell aus der Badewanne heraus. „Eh... j....a...“, murmel ich und öffne die Tür einen Spalt. Mein Bruder grinst mich an, wuschelt mir durch die Harre und geht dann einen Schritt nach hinten, um sich zu präsentieren. „Und?“, er dreht sich einmal um die eigene Achse und grinst mich noch breiter an, „Was meinst du, kann ich heute so raus?“ „Ja, du siehst gut aus“, antworte ich ihm mit rauer Stimme. Die Mädels werden dir mit Sicherheit hinterherrennen..., füge ich noch in Gedanken hinzu und versuche ein aufrichtiges Lächeln. Doch mein Bruder durchschaut mich, wie sonst auch immer, und hebt die Augenbrauen an. „Was ist? Geht es dir nicht gut?“, er kommt auf mich zu und legt mir eine Hand auf die Stirn. „Du siehst blass aus“, stellt er fest und lässt meine Stirn dann wieder los. „Bist du so erschöpft?“, fragt er und schaut mich besorgt an. Ich schüttel den Kopf und beiße mir kurz auf die Zunge, bevor ich antworte. „Mir ist nur... übel. Kommt bestimmt vom Frühstück“, lüge ich und kann Hikaru dabei nicht in die Augen sehen. Im nächsten Moment spüre ich, wie er die Tür - die immernoch nur einen Spalt breit geöffnet ist und wie ein Schutzwall zwischen meinem Bruder und mir wirkt - ganz öffnet und mich am Handgelenk aus dem Bad in seine Arme zieht. „Was...?“, kommt es nur aus mir heraus und ich spüre deutlich Hikarus Wärme, die mir so vertraut ist. „Lüg' doch nicht...“, flüstert er an meinem Ohr und ich kann deutlich spüren, wie sich meine Wangen rot vor Scham färben. Wir wussten schon immer, wenn der andere log. Wenn der andere sich einsam oder schlecht fühlte. Zwillinge haben diese Eigenschaft an sich und in diesem Moment verfluche ich sie. „Tu' ich nich'“, versuche ich es weiter und kann ein leises Lachen hören. „Kaoru“, mein Bruder bringt wieder Abstand zwischen uns und sieht mir direkt in die Augen. Ich zwinge mich, seinem Blick stand zu halten und spiele nervös mit meinen Fingern. Hikaru bemerkt dies und nimmt meine Hände in seine. „Ich weiß... das gefällt dir bestimmt nicht...“, beginnt er dann und sieht mich mit einem entschuldigendem Blick an. „Aber ich denke... wir sollten vielleicht.. nun ja...“, er lässt meine Hände wieder los, löst den Blickkontakt und fährt sich verlegen durch sein Haar. In der nächsten Sekunde flucht er und versucht sich seine Haare wieder zu richten. Er hatte wohl vergessen, dass er sie eben noch gestylt bekommen hat. Bei seinem wütenden Blick über sich selbst muss ich kurz lächeln. Aber dieses Lächeln verschwindet wieder, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtet. Er hat wieder diesen entschuldigenden Blick aufgesetzt und sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. Irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Weißt du...“, setzt er erneut an, „Seit... seit dieser Sache mit Haruhi... Findest du nicht auch, wir sollten vielleicht... naja... ach...“, er kommt wieder nicht sehr weit und ich bin langsam echt verwirrt. Kann er nicht einfach aussprechen, was er denkt? „Wir sind mittlerweile keine Fünf mehr und vielleicht sollten wir uns auch langsam mal auf... andere Dinge konzentrieren? Der Club tut uns gut, da sind wir doch einer Meinung, und vielleicht ist da noch mehr Platz für... andere Leute?“ Na geht doch. Doch jetzt bereue ich es mir gewünscht zu haben, er solle es einfach aussprechen. Mein Blick weicht seinem aus und meine Befürchtung, dass er mich nicht mehr braucht, wird immer größer. Als ob er meine Gedanken lesen könnte, zieht er mich wieder in seine Umarmung und streichelt mir beruhigend über den Rücken. „Aber hey“, setzt er an und ich komme mir total egoistisch und blöde vor. „Denk' ja nicht, dass ich dich dann mit meinen Problemen in Ruhe lassen werde!“, versucht er mich aufzumuntern und piekst mir in die Seite. Seine Worte klingen gut und vielleicht auch ein wenig beruhigend, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass er sich an diese Worte erinnert, ist es erstmal so weit. Es heißt ja nicht umsonst, dass verliebte Menschen gerne mal ihre Freunde und Familie im Stich lassen. Sie würden nur Augen führ ihren Liebsten haben und schon mal Versprechen vergessen. Und trotzdem schleicht sich ungewollt ein Lächeln auf meine Lippen und Hikaru tippt mir grinsend auf die Nase. „Und außerdem“, fügt er hinzu, während er noch einen letzten Blick in den Spiegel wirft, „finden wir für dich bestimmt auch eine Süße“. Er zwinkert mir zu und ich hebe ungläubig die Augenbrauen. Bestimmt nicht. Will und brauche ich auch nicht. Ich hebe meine Schultern und gehe in Richtung Zimmertür. „Mal sehen...“, antworte ich ihm leise und mache mich auf den Weg nach unten, um aufbrechen zu können. Ich habe zwar immernoch keine große Lust, aber die anderen im Stich lassen wäre jetzt echt nicht nett. Auf der Fahrt zur Party ist es wieder still. Hikaru spielt mit seinem i-Pod herum und ich gucke gedankenverloren aus dem Fenster. Auch wenn Hikaru sagt, er würde mich nicht vernachlässigen, wenn er jemanden finden würde, bin ich mir da nicht so sicher. Die Angst, ihn zu verlieren, ist einfach zu groß! Aber ich sollte vielleicht nicht mehr so an meinem großen Bruder klammern und ihn , wie man so schön sagt, frei leben lassen. Ich gönne es ihm und sollte mich für ihn freuen. Jawohl. Ich gönne es ihm und beschließe, heute mal ein wenig Abstand zu ihm zu nehmen. Würden wir nur Seite an Seite umhergehen, würde es bestimmt schwer für ihn, jemanden zu finden. Mal sehen, was der Abend so bringt. Vielleicht findet er auch ein total nettes Mädchen, mit dem ich mich auch verstehen kann? Wäre zumindest nicht schlecht... -- Danke schön fürs Lesen! lg - LauLee Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)