幸福の追求 - Kôfuku no tsuikyû von Dorimon ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel zwei ----------------------- Am nächsten Tag ging Kouyou eher auf Arbeit als gewohnt. Denn er fühlte sich zu Hause, als würde ihm die Decke auf den Kopf fallen. Aber er ging hauptsächlich eher, damit er ebenfalls eher „nach Hause“ konnte. Die ganze Nacht ging ihm der Straßenmusikant nicht aus dem Kopf. Das Lied, welches dieser sang hatte sich in Kouyous Gedächtnis gefressen und wollte dort unter keinen Umständen wieder raus. Sehr zum Leid des Brünetten. Er fragte sich auch, wie er denn mit voller Konzentration seinen Job machen sollte, wenn seine Gedanken eh nicht ganz auf der Höhe waren. „Guten Morgen Herr Takashima. Sie sind aber heute früh dran!“, wieder war es der Junge im Fahrstuhl, den ihn so freundlich begrüßte. „Guten Morgen. Der frühe Vogel fängt den Wurm“, antwortete Kouyou mit einem gekünsteltem Lächeln und stieg bei dem gewünschten Stockwerk aus. Nach gefühlten 48 Stunden Arbeit verließ Kouyou das große Gebäude. Er seufzte, als er den Wind durch sein Haar wehen spürte und ging wieder Richtung Fußgängerzone. „Man ich komm mir richtig dumm vor, weil ich wieder hier hin gehe.“, murmelte er zu sich und senkte ein wenig den Kopf. Morgen würde er sich im Auto erst noch umziehen. Wieder, wie am Tag zuvor, kaufte er sich ein Eis, Vanilleeis um genau zu sein, und ging weiter in der Hoffnung, den Straßenmusiker wieder zu treffen. Und tatsächlich. Der junge Mann stand an dem selben Platz wie am Tag zu vor und begeisterte mit seiner Stimme die Menge. Kleine Mädchen quietschten vergnügt und ältere Damen spielten schon mit dem Gedanken, ihr ganzes Hab und Gut dem Braunhaarigen zu vermachen. Auch wenn Kouyou ein kleines großes Arschloch war, eine gute Menschenkenntnis hatte er allemal. Diesmal stellte er sich zu den anderen Menschen und betrachtete sich den Mann mal genauer. Die braunen Haare waren leicht gewellt und hingen wirr in seinem Gesicht herum. Er trug dieselben Jeans, allerdings, wahrscheinlich bedingt durch den Sonnenschein, eine Art Holzfällerhemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. „Ts...“, dachte sich Kouyou und biss in die Eiswaffel, „Bestimmt geklaut!“ Er schüttelte den Kopf. Solche Menschen, wie diese, mied er eigentlich und er konnte jetzt auch nicht mehr verstehen, warum es ihn wieder hier her gezogen hatte. Nur um einen verlausten Jungen beim Singen zuzuhören? Wohl kaum. Das machte keinen Sinn. Am besten ging er einfach weiter, ungesehen von irgendwelchen Freunden der Familie, die am Ende noch Gerüchte in die Welt setzten, er, Takashima Kouyou, wäre jetzt unter die Heiligen Samariter gegangen. Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Kurz lachte er trocken auf und setzte sich gerade in Bewegung, als sein Blick den des singenden jungen Manns traf. Ein Blitz durchfuhr seinen Körper und überzog diesen mit einer Gänsehaut. Kouyou blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Musiker an. Er wusste nicht warum, aber er konnte den Blick nicht abwenden. „Kouyou reiß dich zusammen!“, befahl der Brünette sich in Gedanken, aber sein Körper machte trotzdem keine Anstalt sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Der Straßenmusikant räusperte sich kurz und senkte den Kopf. „Kouyou ich rede mit dir!“, Yumi erhob die Stimme und erschrocken sah der Angesprochene auf. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ach ist jetzt auch egal. Wenn du mir nicht zu hörst. Wirst schon merken wenn ich dann nächste Woche einfach weg bin.“, sagte seine Frau trotzig und stand auf. „Wie weg?“, fragte der Brünette weiter. „Hab ich dir gerade erzählt!“ „Ja aber wenn ichs nicht gehört habe?“ „Wo warst du mit deinen Gedanken?“, sie drehte sich um und starrte ihrem Mann in die Augen. Es war nicht dasselbe Starren, wie heute Nachmittag, aber es war dennoch so intensiv dass er zusammenzuckte. Händeringend suchte er nach einer Antwort die Yumi zufrieden stellen konnte, aber bei der er sich nicht in irgendetwas reinreiten konnte. „Auf Arbeit ging‘s heut wieder mal drunter und drüber…“ „Haben wir nicht gesagt, dass die Arbeit hier nichts zu suchen hat?“, man merkte an Yumis Tonfall, dass sie diese Lüge gefressen hatte und ihn nun in Ruhe ließ. „Ich mach jetzt los!“ „Wo hin?“ „Ich geh mit einer Freundin feiern!“, sagte sie und war schon so gut wie aus der Küche. Kouyou schüttelte nur den Kopf und erhob sich um ins Bett zu gehen. Die nächsten Tage versuchte der Brünette seinen normalen Tagesablauf aufrecht zu erhalten, das wurde aber immer schwerer. Nachts konnte er nicht schlafen, denn wenn er seine Lider senkte, erschien der Blick des Sängers. Er wurde das Bild einfach nicht los und jeden Tag wenn er zu seinem Auto, vorbei an der Fußgängerzone, ging, verspürte er das Verlangen, ihn wieder zu sehen. Dieser Gedanke ekelte ihn selbst, denn er wollte und will nie was mit Unterschichtigen zu tun haben und das würde sich in Zukunft auch nicht ändern. Er zwang sich also, den Kopf stur geradeaus zu halten und weiterzugehen. Auch wenn das überraschend schwer war, denn dieser Blick verfolgte ihn selbst zur Arbeit, wo er eigentlich genug zu erledigen hatte, als dass er sich mit irgendwelchen Nichtigkeiten aufhalten konnte. Vor allem, wenn sich diese Nichtigkeiten um einen verdreckten Straßenmusiker drehten, den er durch einen dummen Zufall in einer schäbigen Fußgängerzone voller Discounter gesehen hatte. Somit ging er, wie immer, zur Arbeit und versuchte jegliche Gedanken die nichts mit der Arbeit zutun hatten, zu verdrängen. Man merkte aber deutlich, dass ihm dies nicht gut gelang, denn ständig schlichen sich immer mehr Fehler in seine Arbeit ein und jeden Tag kam ein anderer Kollege und beschwerte sich. Das ging mittlerweile so weit, dass sein Chef am Vortag vor ihm stand und vor allen Anderen verkündete, dass, sobald es nicht mit den Fehlern aufhörte, sein Lohn gekürzt werden würde. Dies hatte er natürlich nicht Yumi erzählt, denn er wollte sie ja nicht in ihrer Lebensweise einschränken. Am Nachmittag ging er wieder zu seinem Auto. Aber nicht, um nach Hause zu fahren. Er stieg ein, entledigte sich seines Hemdes, denn das Jackett ließ er bei diesen Temperaturen eh schon zu Hause, zog sich ein normales schwarzes T-Shirt an, welches er sich irgendwann mal zugelegt hatte. Dann streifte er seine Anzughose herunter und zog eine normale Jeans an. Mit der großen Sonnenbrille auf der Nase schloss er sein Auto ab und ging wieder zurück Richtung Fußgängerzone. Er hatte sich dazu entschlossen, den Kampf aufzugeben. Den Kampf gegen sein Verlangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)