Sommersonnwende von Ishajida ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Azina scharrte mürrisch mit dem Fuß in der Erde. Sie hatte drückende Kopfschmerzen und ihr Hals war so trocken wie die Khom selbst. Und das, obwohl sie zwei Krüge Heißes Wasser mit Kräutern zum Frühstück getrunken hatte. Bei Feqz, das nächste Mal würde sie auf ihren Gefährten hören. Noch dazu waren ihre Erinnerungen an den vergangenen Abend mehr als verschwommen. Bilder einer goldenen Gestalt schoben sich in ihre verworrenen Gedanken. Einer grotesken Kreatur, die von einem auf den anderen Moment wie ein Alveranier auf Dere ausgesehen hatte. Danach waren alle Erinnerungen verschwunden. Graue Schleier umwaberten diesen Teil ihrer Gedanken und ließen sich einfach nicht vertreiben. Mit Kopf- und Halsschmerzen war sie heute morgen aufgewacht, im Unklaren darüber wie genau sie auf ihre Schlafstatt gekommen war. Ein Bewegung an ihrer Seite ließ sie aufsehen. Rasul stand gesattelt da und kaute auf einem Büschel Stroh herum. „Na mein Großer.“ Die Tulamidin fuhr dem Hengst liebevoll über den Hals. Rasul quittierte die Streicheleinheit mit einem Blähen der Nüstern und rieb seinen großen Kopf an ihrer Brust. Die Schwarzhaarige lächelte. Wie unberechenbar eigensinnig Kamele doch sein konnten. Gestern noch der störrische Hengst und heute das schmusende Lämmchen. Mit einem Seufzen ließ sie ihren Blick über den Dorfplatz schweifen. Geschäftig liefen die Leute hin und her. Frauen sammelten Geschirr zusammen, Männer trugen Tische und Bänke zu einem Schuppen und die Kinder tollten munter zwischen den Erwachsenen. Doch nicht alle waren so erfreut über den neuen Tag. Azina sah mehr als einmal ängstliche Blicke, die die Dorfbewohner untereinander tauschten. Hatte das etwas mit dem gestrigen Abend zu tun? Die Tulamidin grübelte, konnte sich aber einfach nicht erinnern. Feqzverflucht, vermutlich war es doch etwas zuviel Alkohol gewesen. Ihr Blick blieb an einem Mann in grüner Kutte hängen, der am Rand des Platzes stand. Seine Gnaden Niam Peresen hatte ihr die Seite zugewandt und starrte vor sich hin. Azina wandte sich an Rasul. „Bleib hier stehen.“ Der Kamelhengst kaute ungerührt weiter und beachtete sie nicht. Die Tulamidin hatte nichts anderes erwartet und setzte sich in Bewegung. Die Praiosscheibe sandte bereits ihre wärmenden Strahlen auf Dere nieder. Azina schloss genießerisch die Augen. Es würde wohl noch einige Stunden dauern, bis sich die brütende Hitze des Sommers wieder über das Land legte. Für ihren Kopf waren die angenehmen Temperaturen des Morgens erträglicher. Noch bevor sie den Perainegeweihten erreichte, drehte er sich in ihre Richtung. Er hatte ihr Kommen wohl bemerkt. Als sie nun sein ganzes Gesicht sehen konnte, schrak sie unwillkürlich zusammen. Das rechte Auge und die Wange waren leicht angeschwollen und blau. Trotzdem lag ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen als er ihr zunickte. „Guten Morgen.“ Azina war völlig perplex um sofort zu reagieren. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf die Wange des Geweihten. Nur langsam wurde sie wieder Herr über ihre Sinne. Innerlich schollt sie sich für ihre mangelnden Etikette. „Ich… Entschuldigt Euer Gnaden. Ich war nur überrascht das Ihr…“ Weiter kam sie nicht, denn Niam schüttelte lächelnd den Kopf. „Ihr seid nicht die erste, die mich heute Morgen so ansieht. Scheinbar habt Ihr wie die Anderen keine Erinnerung an den gestrigen Abend.“ Die Tulamidin nickte erst, schüttelte dann aber den Kopf. Woher wusste er das? „Ihr habt Recht. Deswegen wollte ich Euch aufsuchen. Vielleicht könnt Ihr die grauen Schwaden vertreiben, die sich über meine Erinnerungen gelegt haben.“ Sie räusperte sich und versuchte nicht auf seine Wange zu starren. Wer war nur so verrückt einen Geweihten zu schlagen? Niam nickte. „In der Tat, das kann ich. Das Fest zu Ehren der gütigen Göttin wurde durch eine Wesenheit gestört, die nicht auf Dere wandeln sollte.“ Azina sah erschrocken auf. „War sie aus Gold?“ „Ja, eine Perversion von Phexens heiligem Tier. Ihr erinnert Euch also auch daran.“ Der Geweihte rieb sich nachdenklich über das Kinn. Die Tulamidin wiegte den Kopf hin und her. „Nun ja, es ist mehr eine Ahnung. Ein vages Bild, das sich in meine Erinnerung gebrannt hat.“ Sie durchwühlte erneut ihre Gedanken. „Ich erinnere mich an Eure Worte. Ihr sagtet es sei ein Ifriit. Danach…“ Azina zuckte mit den Schultern. „… erinnere ich mich an nichts mehr.“ Wahrscheinlich war diese Erscheinung an den ängstlichen Blicken der Dorfbewohner schuld. „Ein Dämon. Er hatte Euch und den Anderen noch Anwesenden einen Bann auferlegt, den ich nicht brechen konnte.“ Er sah sie ernst an. Ein eiskalter Schauer fuhr der Schwarzhaarigen über den Rücken. Sie war Opfer eines Zaubers geworden und hatte es nicht einmal gemerkt. Ihre Beine fühlten sich plötzlich an wie Butter und ihre Kopfschmerzen waren verschwunden. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie den Geweihten an. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn daraufhin aber wieder. Niam sah sie besorgt an. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja, natürlich.“ Ihr Stimme glich einem hohen Quieken und sie lief unstet einige Schritte hin und her. Der Geweihte sah ihr verwirrt dabei zu. Innerlich versuchte sie sich zu beruhigen. Der Bann lag schließlich nicht mehr auf ihr. Sie hatte es überstanden und keine Schäden davon getragen. Was wollte sie also mehr? Es vergingen etliche Herzschläge, bevor sie sich langsam beruhigte und Niam zuwandte. Sie atmete tief durch und rang sich sogar ein Lächeln ab. „Entschuldigt. Ich habe eine geradezu panische Angst vor Magie. Allein der Gedanke, das mich diese Kreatur mit einem Bann belegt hat…“ Azina ließ den Satz unvollendet und schüttelte sich angewidert. Der Geweihte sah sie mitfühlend an. „Ich verstehe. Ihr braucht Euch darüber jedoch keine Gedanken mehr zu machen. Die Kreatur wandelt nicht mehr auf Dere.“ Die Tulamidin seufzte erleichtert. „Feqz sei Dank.“ Ein Gedanke schob sich plötzlich in ihr Bewusstsein. „Wie kam dieser Ifriit überhaupt hier her? War diese feqzverfl… diese Schwarzmagierin daran schuld?“ Niams Gesicht nahm einen erstaunten Zug an. „Ihr habt sie gekannt?“ Azina schüttelte rasch den Kopf. „Bei Feqz, nein. Ich hatte einfach vermutet das sie etwas damit zu tun hat. Schließlich ist sie eine Magierin.“ Ihr Gegenüber zog zweifelnd eine Augenbraue nach oben. „Auch wenn ich Eure Vorurteile nicht gutheiße, so muss ich Euch doch recht geben. Sie hat den Dämon gerufen, ihn jedoch auch wieder gebannt.“ „Wusste ich es doch. Wird sie nun ihrer gerechten Strafe zugeführt?“ Hämisch lächelnd rieb sie ihre Handflächen aneinander. „Wenn wir wüssten wo sie ist, würde sie vermutlich schon in einer Zelle auf ihre Verurteilung warten.“ Niam seufzte. Er rieb sich kurz über die Augen bevor er weiter sprach. Erst jetzt fiel Azina auf wie übermüdet der Geweihte wirkte. „Nachdem der Dämon verschwunden war, wollte Weibel Ilkhold sie festsetzen. Doch von einem auf den anderen Moment war sie spurlos verschwunden. Ich glaube mich zu erinnern, das sie genickt hat bevor sie sich in Luft auflöste.“ Er machte eine wegwerfende Geste. „Der Weibel hat heute morgen einen seiner Männer zum Baron geschickt. Sie wird nicht weit kommen, sobald ihr Steckbrief im ganzen Mittelreich verteilt ist und die Praiosgeweihten sie suchen.“ Azina nickte. In der Haut der Magierin mochte sie jetzt nicht stecken. Die Tulamidin hob den Kopf und überprüfte den Stand der Praiosscheibe. Es wurde langsam Zeit um aufzubrechen. „Ich danke Euch für die erklärenden Worte, Euer Gnaden. Ihr konntet mir zumindest einen kleinen Teil meiner Erinnerung wiedergeben.“ Sie verbeugte sich lächelnd. „Falls mir diese Magierin auf meinen Reisen begegnen sollte, so wisset das ich mein möglichstes tun werde sie zur Strecke zu bringen.“ Niam lächelte und neigte sein Haupt. „Ich danke Euch ebenso. Peraines Segen möge auf Euren Reisen mit Euch sein.“ Azina verbeugte sich erneut und wandte sich um. Ihre Füße trugen sie wie von selbst zu Rasul, während sich das Bild der goldenen Kreatur wieder in ihren Kopf schob. Gedankenverloren blieb sie vor dem Kamelhengst stehen und fuhr ihm über den Hals. Im Nachhinein war sie froh, sich an fast nichts mehr erinnern zu können. Die Erkenntnis, Opfer eines Zaubers gewesen zu sein, setzte ihr schon genug zu. Vielleicht hatte der Geweihte auch nicht alles erzählt. Ein Wiehern lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine Gruppe Reisender. Vier Menschen auf großen, edlen Kaltblütern ritten zum Dorfplatz. Ihnen folgte ein Zwerg auf einem genauso edlen Pony. Niam sowie einige Dörfler liefen ihnen freudig entgegen. „Azina!“ Sieghelms Stimme ließ sie aufschauen. Der junge Garether kam freudestrahlend auf sie zugelaufen. Seinen abgewetzten Lederrucksack hatte er sich über die Schulter geworfen und das Rapier angelegt. Die Tulamidin lächelte ihm entgegen, sagte jedoch nichts. Scheinbar hatte er keine Erinnerung an den vergangenen Abend. Auch gut. „Bereit für die Weiterreise und zu neuen heldenhaften Taten?“ Sieghelm trat unternehmungslustig von einem Bein auf das andere. Sie lachte auf. „Ja. Du kannst es gar nicht erwarten wieder in deine Heimatstadt zu kommen, oder?“ Der Blonde nickte grinsend. Azina umfasste Rasuls Führstrick und verließ mit Sieghelm das Dorf in Richtung Firun. ~~~~~~~~~ So, fertig. :) Ich danke im Voraus für Kommis! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)