Sommersonnwende von Ishajida ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Viel Spaß beim lesen. ~~~~~~~~~~~~~ Azina fühlte sich prächtig. Vor ihr stand ein bis zum Rand gefüllter Krug Bier und ein Teller mit einem saftigen Stück vom Spanferkel. Daneben lagen zwei dicke Scheiben Schwarzbrot und eine Schale mit Gemüse. Sieghelm hatte ihr geraten erst einmal nur Wasser zu trinken um die Kopfschmerzen nicht noch weiter herauszufordern, sie hatte aber abgewinkt. Der Wein hatte ihr geholfen, also würde ihr das Bier auch weiterhin helfen. Ihr Gefährte hatte zweifelnd die Stirn gerunzelt, aber nichts weiter dazu gesagt. Die Tulamidin griff nach einem Holzmesser und schnitt ein mundgerechtes Stück vom Schweinefleisch. Trotz des hohen Alkoholpegels in ihrem Blut, funktionierte ihre Motorik noch einwandfrei. Mit dem Sprechen hatte sie allerdings Probleme. Nachdem Sieghelm sie vom Perainegeweihten weggezogen hatte, waren sie zum einzigen noch freien Tisch gelaufen und hatten dort die letzten zwei Plätze ergattert. Azina begrüßte die anderen am Tisch mit einem Nicken und erkannte sie zum Teil wieder. Die beiden Thorwaler und die Angroscha, sowie Weibel Ilkhold. Die beiden Männer, die neben dem Weibel saßen und den gleichen Gambeson trugen, waren vermutlich seine Untergebenen. Das Gespräch am Tisch drehte sich gerade um die Reisestrecke von Punin nach Gareth. Die beiden Thorwaler, Gunnar und Tronde, und die Zwergin, Angescha, hatten ebenso wie Azina und Sieghelm den Amboss überquert um über Ferdok nach Gareth zu reisen. Auf ihrem Weg waren sie der Magierin Nephara und dem Gaukler Taraxis begegnet, die sich ihnen angeschlossen hatten. In Ferdok angekommen, waren sie, sehr zum Leidwesen der Magierin, von Schenke zu Schenke gezogen. Die beiden Hünen lobten immer wieder das Ferdoker Bier, während Angescha behauptete das der Zwerge wäre noch um einiges besser. Azina lauschte den Erzählungen der drei, während sie abwechselnd Brot und Fleisch in sich hineinschaufelte. Zwischendurch nahm sie einen großen Schluck aus ihrem Bierkrug. Sieghelm sah sie noch immer mit gerunzelter Stirn an. Als die Tulamidin seinen Blick bemerkte hob sie fragend eine Augenbraue. „Was ist?“ „Falls du morgen früh einen Kater hast oder mir wegen irgendetwas anderem die Ohren voll jammern solltest, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“ Der Garether hatte die Fingerspitzen aneinander gelegt und musterte sie. Seinen Braten und das Gemüse hatte er noch nicht angerührt. Die Tulamidin grinste und zuckte mit den Schultern. „Iss lieber deinen Teller leer, sonst fällst du mir noch vom Fleisch.“ Sieghelm seufzte theatralisch. Wieder einmal kam er gegen die tulamidische Dickköpfigkeit nicht an. Nach einem gemurmelten „Ich hab dich gewarnt“ begann er ebenfalls zu essen. Azina grinste weiterhin, wandte sich aber wieder den Gesprächen ihrer Tischnachbarn zu. „Und Ihr habt alle in der Ogerschlacht gekämpft?“ Einer der hellblonden Hünen, Gunnar Bjarnson, wandte sich mit einem neugierigen Blick an die drei Büttel. Ilkhold nickte. „Ja und wie Ihr seht, hat jeder von uns eine unangenehme Erinnerung mitgenommen.“ Zum Beweis hob er seinen linken Arm. „Ich hatte Glück, das mir ein Oger nur den Unterarm abtrennte und mich danach liegen ließ. Wobei“, er sah seine zwei Kameraden an. „man hier eigentlich von sehr großem Glück reden sollte. Wir haben viele unserer Kameraden an der Trollpforte sterben sehen.“ Ullmann Rogershort, dessen rechtes Auge mit einer ledernen Klappe verdeckt war, nickte zustimmend. „Glaubt mir, das war kein schöner Anblick.“ Er schüttelte sich, als versuche er so die Erinnerungen los zu werden. Azina hielt im Kauen inne. Sie hatte zwar noch nie einen Oger gesehen, aber schon einiges über diese menschenähnlichen Kreaturen gehört. So hoch wie eine Scheune und stark wie drei Bullen sollten sie sein. Tronde Hasgarson ergriff das Wort. „Man erzählt sich, das die Oger so etwas wie ein provisorisches Katapult bei sich gehabt hatten. Stimmt das?“ Ilkhold nickte erneut. „Ja, sie nannten es den Ogerlöffel. Es heißt, ein abtrünniger Zwerg soll ihnen beim Bau dieses Geräts geholfen haben.“ Er sah die beiden Thorwaler ernst an. Die Angroscha nahm die Pfeife aus ihrem Mund und mischte sich ein. „Wollt Ihr damit sagen, das ein Angehöriger meines Volkes sich mit diesen verfluchten Kreaturen eingelassen hat?“ Ullman nickte anstelle seines Weibels. „Ja, sie hätten in Wehrheim einigen Schaden anrichten können, wenn die Kaiserlichen Truppen sie an der Trollpforte nicht aufgehalten hätten. Die Edle und der Magister waren an der Zerstörung des Ogerlöffels beteiligt. Sie erzählten, das die Konstruktion nicht von ogrischen Händen stammen konnte. Einige Flüchtlinge aus Ysilia berichteten von einer kleinen Gestalt, die sich während der Belagerung zwischen den Ogern aufhielt. Ob das wirklich ein Angroschim war, kann natürlich keiner von uns wirklich bestätigen.“ „Ihr könntet allerdings Recht haben. Wir haben die Belagerung Greifenfurts durch die Orks miterlebt. Du weißt, das dort einer deines Volkes auf Seiten der Orks stand.“ Tronde hatte sich an seine Gefährtin gewand. Angescha nickte widerwillig. „Ja, stimmt.“ Die Tulamidin wandte sich wieder ihrem Essen zu. Sie hasste Krieg, genauso wie sie Wasser und Magie hasste. Es machte ihr nichts aus einem Ferkina ihren Khunchomer in den Leib zu rammen, wenn er eine von ihr geführte Karawane angriff. Aber das abschlachten unschuldiger Menschen, das mit einem Krieg leider immer einherging, mochte sie nicht tolerieren. Sie hatte viele Flüchtlinge gesehen, die beim Einmarsch der Al´Anfaner in das Reich der Novadis nach Norden geflohen waren. Die verhärmten, ausdruckslosen Gesichter der Männer und Frauen waren ihr bis in Bishdariels Reich gefolgt. Mit einem Seufzen vertrieb sie die Bilder aus ihren Gedanken. Vorsichtig betastete sie ihren Kopfverband. Die Schmerzen hatten mittlerweile ganz nachgelassen und nur ein dumpfes Pochen erinnerte sie noch an ihr Missgeschick. Plötzlich entstand Unruhe unter den Feiernden. Ilkhold und seine Männer unterbrachen sofort ihr Gespräch und sahen auf. Am Rand des Platzes erschien ein Mann, der eine Laterne in der Hand hielt. Am Oberkörper trug er ein gestepptes Wams und an der Seite ein Schwert. Sein Gesicht war gerötet und er lief mit seltsam staksenden Schritten auf den Tisch des Weibels zu. Ilkhold erhob sich und lief ihm entgegen. „Friedgar. Bei Praios, was tust du hier?“ Er betrachtete ihn genauer. „Was ist mit dir geschehen?“ Der Mann blieb schwer atmend stehen. Die Frau des Wirtes kam mit einem Krug zu ihm gelaufen, welchen er dankend entgegen nahm. Nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, ließ er sich ächzend auf Ilkholds Platz nieder. Viele Dorfbewohner versammelten sich um den Tisch und sahen Friedgar neugierig an. Azina betrachtete ihn genauer. Das Gesicht und die Hände des Mannes waren aufgedunsen. Seine grün-grauen Augen sahen die umstehenden unter fleischigen Lidern ernst an. Der Kragen des Wamses war durch die Fettmassen des Halses weit aufgerissen. Angewidert verzog die Tulamidin ihr Gesicht. Wie konnte man sich nur so gehen lassen. „Berichte!“ Ilkhold sah mit strengem Gesicht auf ihn herab. Friedgar nickte. Dabei fing die fleischige Masse um seinen Hals an zu schwabbeln. Azina stutze als er zu sprechen begann. Sie hatte eine andere Stimme erwartet. Der tiefe, ruhige Bass passte nicht zum Rest des Körpers. „Ich war wie üblich auf meinem Posten im Turm. Als ich ein Geräusch hörte stand ich auf um nachzusehen. Nachdem ich einen Blick nach draußen geworfen hatte und nichts auffälliges sehen konnte, hab ich meine Runde gedreht. Im zweiten Stock angekommen fiel mir ein seltsames Tier auf, das sich am Gemälde über dem Bett des Edlen zu schaffen machte. Du weißt schon, DAS Gemälde.“ Er sah Ilkhold an. Der Weibel nickte und bedeutete ihm fortzufahren. „Ich war gerade dabei das Tier zu vertreiben, als mein Körper plötzlich begann sich … aufzublähen. Meine Glieder wuchsen rasend schnell an und ich erhob mich langsam in die Luft. Ihr könnt die Nachwirkungen des Zaubers noch sehen, denn was sonst sollte das hier verursacht haben.“ Azina erschauerte. Sofort kam ihr die Schwarzmagierin aus der Herberge in den Sinn. Das war bestimmt ihr Werk, schließlich war sie bis jetzt noch nicht auf dem Festplatz erschienen. Einige der Dorfbewohner schlugen sich bei diesen Worten die Hände vor den Mund. Friedgar nahm einen weiteren Schluck. „Als ich an der Decke des Turmes hing, unfähig auch nur einen Finger zu rühren, betrat ein junger Mann in Narrenkleidung den Raum. Er hatte sich wahrscheinlich hinter mir in den Turm geschlichen. Seine Schritte trugen ihn zielstrebig auf das Tier am Kopfende des Bettes zu. Er werkelte einige Herzschläge mit einem seltsamen Gegenstand am Gemälde herum, bevor er sich abwandte. Ohne ein weiteres Wort hat er mit dem Tier den Raum verlassen und mich da an der Decke hängen lassen. Ich will gar nicht wiederholen, was ich ihm alles hinterher gerufen habe.“ Er schüttelte den Kopf, wobei sein Kinn erneut wackelte. „Aber,“ er hob einen fleischigen Finger „ich habe mir sein Gesicht gemerkt. So schnell wird er von hier nicht weg kommen, bei Praios!“ Der Weibel nickte. Dann sah er sein Gegenüber prüfend an. „Er hat also nichts mitgenommen?“ „Nein. Wahrscheinlich hat er das Schloss nicht aufbekommen.“ Friedgar strich sich eine blonde Strähne aus dem aufgeblähten Gesicht. Ilkhold legte nachdenklich einen Finger ans Kinn. Einen Moment später bedeutete er Diethard ihm zu folgen und flüsterte Ullman etwas zu. Der Hüne folgte seinem Vorgesetzten, während der Einäugige aufstand und die Menge der Schaulustigen mit einigen Worten zerstreute. Dann setzte er sich neben Friedgar und redete leise auf ihn ein. Ilkhold und Diethard verschwanden in der Dunkelheit. Die Dörfler nahmen wieder ihre Plätze ein und feierten weiter, wenn auch nicht mehr so ausgiebig. Weiße Kreidestriche waren auf den Boden des Zimmers gemalt. An den Enden der fünf Spitzen standen schwarze Kerzen, die nur schwach den Raum erhellten. Alle Zacken waren gleichmäßig miteinander verbunden. Eine Goldmünze lag vor jeder Kerze und schimmerte leicht im diffusen Licht. In der Mitte stand die winzige Statue eines goldenen Fuchses. Eine dunkle Gestalt saß Barfuss vor dem Pentagramm. Neben ihr ein runenverzierter Hiebdolch und ein mannsgroßer Stab. Ein dumpfes, monotones Summen erhob sich in den Raum. Den Ursprung hatte es in der Brust der Person. „Invocatio Minor.“ Die helle Stimme durchdrang die Stille des Raumes und lies das Summen abrupt enden. Im ersten Moment geschah nichts. Nach einigen Herzschlägen begannen die Kerzenflammen unstet zu flackern und warfen grausige Schemen an die Wände. Die Temperatur des Raumes sank schlagartig und ließ die Person weiße Atemwölkchen ausstoßen. Gelbliche, stinkende Schwaden entstanden innerhalb des Pentagramms und breiteten sich langsam aus. Die Fuchsstatue vibrierte und bewegte sich hin und her, als würde eine unsichtbare Macht sie über den Holzboden ziehen. Ein dumpfes Dröhnen, das stetig lauter wurde, drang von weit her an das Ohr der Person. Im nächsten Moment herrschte Stille. Die zierliche Statue stand wieder an ihrem Platz in der Mitte des Pentagramms. Plötzlich begann das Gold zu schmelzen. Die gelblichen Schwaden schwebten zurück und vereinten sich. Aus der goldenen Pfütze formten sich Gliedmaßen, bis eine ein Spann große, menschenähnliche Gestalt inmitten des Pentagramms stand. Sie wuchs rasend schnell in die Höhe, bis sie die Größe eines ausgewachsenen Mannes erreicht hatte. Zwei krumme, schwarze Hörner wuchsen aus ihrem Rücken. Die Person hielt den Atem an. „De profundis clamavi ad te, Nakartak.*“ Ihre Stimme zitterte leicht. Ein dumpfes, unwirkliches Lachen erklang. Die Kreatur beugte sich vor und wollte die sitzende Person berühren. Der Schutzkreis um das Pentagramm verhinderte das Vorhaben, sodass der Goldene wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehren musste. „Non Nakartak. Dominus iste aviditas, Balrak.*“ Die Person sprang entsetzt auf, griff nach Hiebdolch und Stab und wich zurück. „Bleib mir vom Leib Verfluchter!“ Durch die rasche Bewegung fiel eine der Beschwörungskerzen um. Langsam lief das dunkle Wachs über die schmale Linie des Schutzkreises und löste den Kreidestrich an dieser Stelle auf. Imiloné lief mit Brin an der Hand am Haus ihres Vaters vorbei. Sie summte eine fröhliche Melodie, in die ihr junger Begleiter nach einer Weile einfiel. Die Begegnung mit Ingalf hatten beide schon wieder vergessen. Das volle Madamal tauchte die Umgebung in ein silbernes Licht. Die warme Luft roch angenehm nach Blumen und Sommer, aber auch der Geruch des Feuers mischte sich mit ein. Das vielstimmige Zirpen der Grillen war zu hören und irgendwo stritten sich zwei Katzen. Imiloné genoss die Ruhe und atmete tief ein. Ihre Gedanken wanderten zur Begegnung mit dem Fremden zurück. Er hatte den Turm sehen wollen, wie so viele Reisende die durch den Ort kamen. Sie selbst fand das steinerne Gebäude langweilig. Vollgestopft mit Büchern und Artefakten des Magiers, zumindest sagte man sich das. Außerdem gab es den Wächter Wagenspalt der seinen Posten nie zu verlassen schien. Sie hatte mit ihren Freunden schon etliche Male versucht das Gebäude zu erforschen. Immer waren sie sofort von Friedgar entdeckt worden, der sie wieder hinaus gescheucht hatte. Ob der Edle ihn verzauberte, damit er Diebe schnell erkennen konnte? „Meinst du der Mann wollte wirklich in den Turm gehen?“ Brins Stimme riss die Halbelfin zurück in die Wirklichkeit. Scheinbar hatte er sich ebenso Gedanken darüber gemacht. Mit großen, braunen Augen sah er zu ihr auf. Seine Hand umklammerte noch immer die ihre. Imiloné legte nachdenklich den Kopf schief. „In den Turm wird er nicht können. Herr Wagenspalt würde ihn sofort entdecken. Vielleicht will er ihn ja wirklich nur von außen betrachten.“ Die Halbelfin pflückte einen Grashalm vom Boden und drehte ihn zwischen den Fingern. Plötzlich hielt sie inne. Etwas stimmte nicht. Ein seltsames Gefühl beschlich sie, als sie sich ängstlich umsah. Brin blieb ebenfalls stehen und sah sie verwundert an. „Was ist denn los?“ Imiloné legte ihm schnell eine Hand auf den Mund und bedeutete ihm ruhig zu sein. Der Junge nickte erschrocken und rührte sich nicht mehr. Aufmerksam sahen sich beide um. Ihr Weg hatte sie in die Nähe der Herberge geführt. Dunkel ragte das Gebäude vor ihnen aus der Nacht. In einem kleinen Fenster im Obergeschoss war schwacher Lichtschein zu erkennen. Das Schild über der Eingangstür quietschte, als es von einem Windstoß leicht bewegt wurde. Die Geräusche des Festes drangen gedämpft zu ihnen. Ein seltsamer Geruch stieg Imiloné in die Nase. Er war stechend und hinterließ einen sauren Nachgeschmack auf ihrer Zunge. Angewidert verzog sie das Gesicht und überlegte, woher sie diesen Geruch kannte. Einen Herzschlag später erinnerte sie sich. Vor Wochen hatte ihr Vater drei alte Eier kochen wollen, sie dann aber weggeschmissen weil sie verfault waren. Der stechende Geruch hatte sich für mehrere Tage in der Küche festgesetzt. Erst nach ausgiebigem Lüften hatte man den Raum wieder betreten können. Brin begann zu husten, als er die widerlichen Dämpfe einatmete. „Lass uns schnell weitergehen.“ Imiloné packte ihn am Handgelenk und wollte losrennen. Eine großes Wesen trat den Kindern vollkommen lautlos in den Weg. Der goldene, mannshohe Körper strahlte leicht und tauchte seine Umgebung in ein schwaches, kränklich gelbes Licht. Die Kreatur hatte die Gestalt eines aufrecht gehenden Fuchses und streckte die spitze Schnauze schnuppernd in die Luft. Schwarze Augen blickten auf die Kinder herab. Damit endeten die Ähnlichkeiten. Drei lange Ohren bewegten sich auf dem mächtigen Haupt zuckend hin und her. Der Oberkörper war dem eines Menschen gleich, doch statt der Behaarung wuchsen schmächtige, goldene Kettchen aus Brust und Bauch. Ein mächtiger, viergliedriger Schweif fegte über den Boden. Die dünnen Arme reichten bis zu den Knien und endeten wie seine Füße in langen, viergliedrigen Klauen. Zwei krumme, schwarze Hörner ragten aus seinem Rücken. Die Anwesenheit der Kreatur ließ die Kinder vor Furcht erstarren. Beide starrten mit angstgeweiteten Augen auf das Wesen vor ihnen. Einerseits verspürte Imiloné große Angst, andererseits übte die Kreatur eine gewisse Faszination auf sie aus. Der kraftvolle, goldene Körper und der elegant geschwungene Kopf. Ob er ein Wesen des Phex war? Doch wieso umgab ihn dann diese Aura der Furcht? Eine tiefe, angenehme Stimme erklang in ihrem Kopf. Das Wesen beugte sich vor und streckte die langen Arme einladend den Kindern entgegen. „Wollt ihr einen Handel eingehen? Eure Seelen im Tausch gegen unermesslichen Reichtum.“ Ein unbekanntes Verlangen ergriff plötzlich von Imiloné Besitz und umnebelte ihre Gedanken. Sie wollte dieses Wesen besitzen. Das Gold des Körpers mit ihren Fingern berühren und es mit niemanden teilen. Es sollte ihr gehören, nur ihr! Die Halbelfin machte einen Schritt auf das Wesen zu, erschrak jedoch im nächsten Moment über die seltsamen Gedanken und schüttelte verwirrt den Kopf. Was dachte sie da? Mit aller Kraft die sie aufbieten konnte, wehrte sie sich gegen die Einflüsterungen. Nur langsam konnte sie sich aus ihrer Starre befreien. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, das sich nur schleppend wieder auflöste. Dieses Wesen war abgrundtief böse, das konnte sie spüren. Ein Dämon, der nicht hierher gehörte und versucht hatte sich ihrer Seele zu bemächtigen. Imiloné´s Augen weiteten sich bei dieser Erkenntnis. Sie musste dringend Hilfe holen. Die Halbelfin machte auf dem Absatz kehrt und wollte davon rennen. Als Brin ihr nicht folgte, blieb sie stehen. „Brin! Schnell!“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie das vor Gier verzerrte Gesicht ihres jungen Freundes sah. Er hatten seinen Arm ausgestreckt und wollte die Kreatur berühren. „Nein, fass ihn nicht an! Er ist ein Dämon!“ Brin schien sie nicht zu hören. Er machte einen Schritt auf das Wesen zu und blickte zu ihm auf. Die Kreatur beugte sich ihm entgegen. Imiloné traten ob ihrer Hilflosigkeit Tränen in die Augen. Sie musste etwas tun, sonst wäre Brin verloren. Ihre Gedanken rasten, doch ihr wollte nichts einfallen. Brins Hand näherte sich immer weiter dem Wesen und war kurz davor es zu berühren. „Nein!“ Die Halbelfin streckte verzweifelt die Hand nach ihrem Freund aus. Plötzlich spürte sie wie eine Energie ihren Arm durchströmte und aus den Fingerspitzen brach. Die Kreatur schrie gepeinigt auf und stolperte nach hinten. Imiloné nutzte den Moment, packte Brin am Arm und zog ihn mit sich. Scheinbar war der Bann von ihrem Freund gefallen, denn dem Jungen entfuhr ein erstickter Schrei. Ohne sich umzudrehen rannten die Kinder zum Festplatz. Hinter ihnen ertönte ein infernalisches Brüllen. „… Plötzlich waren wir von Orks umzingelt. Von allen Seiten drangen die Schwarzpelze mit ihren wendigen Ponys auf uns ein. Ehe wir uns versahen, standen die ersten Wagen schon in Brand. Die verfluchten Bastarde streckten einige von uns nieder, bis wir uns endlich aus unserer Erstarrung lösen konnten und zurückschlugen.“ Tronde stand inmitten einer Kinderschar, unter die sich auch einige Erwachsenen gemischt hatten und dem Thorwaler aufmerksam zuhörten. Der Hüne hielt einen schmalen Ast in Händen und schwang ihn wie ein Schwert. Seine Gefährten beobachteten ihn von ihren Sitzplätzen aus und warfen gelegentlich einige Kommentare ein. Azina schmunzelte. Nachdem sich ihre Teilnahme an der Belagerung Greifenfurts herumgesprochen hatte, waren sie von den Kindern solange bedrängt worden ihnen davon zu erzählen, bis sich Tronde nach langem hin und her dazu bereit erklärt hatte. Der Thorwaler bewies großes Talent, denn seine Zuhörer hingen geradezu an seinen Lippen. Die Tulamidin ließ ihren Blick über das Fest schweifen. Die Tische waren noch immer gut besucht, es wurde viel gelacht und geredet. Das Spanferkel war verzehrt und das Sommersonnfeuer beinahe herunter gebrannt. Bier und Wein flossen reichlich, doch die Gemüter blieben ruhig. Azina wunderte sich, das bei diesem Alkoholfluss noch keine Schlägerei ausgebrochen war. Vermutlich verliefen die Feste auf dem Land ruhiger als die in den Städten. Der Vorfall mit dem Turmwächter schien jedenfalls vergessen. Ilkhold und Diethard waren noch nicht wieder aufgetaucht. Vermutlich kontrollierte der Weibel die Aussage Friedgars. Unwillkürlich richtete sich ihr Blick auf den untersetzten Mann. Der Zauber hatte mittlerweile völlig nachgelassen und ihm seine ursprüngliche Gestalt zurückgegeben. Nun saß ihr gegenüber kein fleischiger Klops mehr, sondern ein breitschultriger, kräftiger Mann von Ende Zwanzig. Ihre abfälligen Gedanken über seine Gestalt taten ihr nun leid, doch woher hätte sie wissen sollen das es sich um einen Zauber handelte? Sie verscheuchte diesen Gedanken und beobachtete ihn weiter. Friedgar unterhielt sich angeregt mit Ullmann. Worüber konnte die Tulamidin nicht verstehen. Azina fand es bewundernswert, wie ruhig er über seiner Verzauberung gesprochen hatte. Sie selbst hätte sich vermutlich schreiend von der nächsten Klippe gestürzt, wenn es hier eine geben würde. Wo war eigentlich diese Schwarzmagierin? Verstohlen sah sie sich nach der Zauberin um, konnte sie aber nirgends entdecken. Bestimmt bereitete sie ein böses Ritual vor um das Dorf auszulöschen. Dumpf brütete sie vor sich hin und malte sich die Katastrophe in Gedanken aus. Feqzverflucht, diesen Magiern konnte man einfach nicht trauen! „Azina? Hörst du mir überhaupt zu?“ Erschrocken sah sie auf. Sieghelm hatte den Kopf schief gelegt und warf ihr einen fragenden Blick zu. Die Tulamidin versuchte sich nichts anmerken zu lassen und nickte. „Natürlich hab ich das.“ Der Garether hob eine Augenbraue. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein panischer Schrei ertönte. Das Festtreiben erstarrte und alle Blicke richteten sich auf die Ursache. Zwei Kinder rannten mit angstverzerrten Gesichtern auf den Festplatz zu. Ullmann und Friedgar sprangen sofort auf und rannten ihnen entgegen. Niam Peresen und zwei weitere Männer folgten. Die Gespräche waren verstummt. Langsam versammelten sich die Dörfler um die kleine Gruppe, denn jeder wollte wissen was geschehen war. Azina und Sieghelm erhoben sich ebenfalls. „Imiloné! Ist alles in Ordnung?“ Ein Braunhaariger Mann kniete vor dem Mädchen und fuhr ihr beruhigend über die Arme. Die schreckgeweiteten Augen des Kindes huschten hin und her. Im nächsten Moment sprudelte es aus ihr heraus. „Papa, ein Monster hat uns verfolgt. Es war groß und wollte unsere Seelen.“ Sie deutete auf den „Stachel“. Der Junge an ihrer Seite nickte heftig. Der Mann, wohl ihr Vater, runzelte die Stirn. „Hier gibt es keine Monster. Ich hoffe für dich, dass das nicht wieder einer deiner… .“ Weiter kam er nicht. Mehrere Schreie richteten die Aufmerksamkeit der Menschen auf ein neues Ziel. Azina glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können. Erst nach mehrmaligem Blinzeln war sie sich sicher nicht zu träumen. Ein mannsgroßes, goldenes Wesen lief mit langsamen, bedächtigen Schritten auf die Dörfler zu. Sein Körper war die grässliche Karikatur eines aufrecht gehenden Fuchses. Ein rissiges Geflecht überzog die Gestalt und ließ das Gold spröde und angelaufen wirken. Lange Hautlappen hingen von Brust und Bauch und sein Maul war voll von krummen, abgebrochenen Zähnen. Die Glieder waren mehrmals gebrochen, doch das schien die Kreatur nicht zu stören. Ab und zu hielt sie an und streckte den übergroßen Kopf witternd in die Luft. „Peraine steh uns bei.“ Niam Peresen schlug ein Schutzzeichen. Im nächsten Moment brach Tumult aus. Viele Dörfler rannten schreiend davon, während andere vor Schreck zur Salzsäule erstarrt waren. Sie wurden unweigerlich von der Menge mitgerissen. Keiner achtete mehr auf den andern. Mit Mühe und Not konnten Azina und Sieghelm den in Panik geratenen Dörflern ausweichen. Die Tulamidin wusste nicht was sie tun sollte. Ihr Herz riet ihr zu fliehen, während ihr Verstand neugierig auf diese Kreatur war. Sieghelm schien es nicht anders zu ergehen, denn auf seinem Gesicht zeichnete sich sein innerer Zwiespalt ab. Das Wesen war stehen geblieben und starrte den fliehenden Menschen nach. Sein Blick fiel auf die verbliebenen acht Personen und ein dumpfes Lachen schallte über den Platz. Ullmann und Friedgar zogen ihre Waffen. „Euer Gnaden, was ist das?“ Der Perainegeweihte zögerte kurz bevor er antwortete. „Ein Wesen der siebten Sphäre. Selbst auf diese Entfernung kann ich seine verdorbene Aura fühlen. Allein seine Anwesenheit verpestet Sumus Leib.“ Azina schluckte. Ein Ifriit? Ihre Vermutungen über die Machenschaften der Magierin kamen ihr in den Sinn. Scheinbar waren ihre Gedankengänge gar nicht so abwegig gewesen. Hatte diese feqzverfluchte Zauberin tatsächlich einen Dämon gerufen um das Dorf auszulöschen? Der Gedanken an soviel Zerstörungswut ließ Azina innerlich nur den Kopf schütteln. Sie zwang ihre Aufmerksamkeit wieder in die Wirklichkeit zurück. Schließlich stand ein Wesen vor ihnen, von dem niemand wusste ob es gut oder böse war. Niam trat einen Schritt nach vorne. Er hatte ein Amulett in der Hand, das er schützend vor sich hielt. „Im Namen Peraines und Praios befehle ich dir, dahin zurückzukehren wo du hergekommen bist!“ Die Kreatur stieß ein Schnauben aus. Gelblicher Rauch kringelte sich aus ihren goldenen Nüstern. „Schwacher, närrischer Sterblicher. Glaubst du wirklich deine Götter könnten dich vor mir beschützen?“ Azina erschrak. Die dumpfe, verzerrte Stimme erklang in ihren Gedanken und ließ ihre Kopfschmerzen wieder beginnen. Panik stieg in ihr auf. Nach einem raschen Seitenblick erkannte sie das es den anderen ebenso erging. Friedgar ließ vor Schreck sein Schwert fallen. Das Wesen hatte sich in Bewegung gesetzt und lief nun langsam auf die Gruppe zu. Dabei breitete es die langen Arme aus, gerade so als wolle es sie alle in eine innige Umarmung ziehen. Der Körper der Kreatur schien plötzlich zu leuchten und wurde von einem Moment auf den anderen immer heller. Etwas regte sich in Azina. Wie gebannt starrte sie auf die Kreatur, die ihr plötzlich so wunderschön vorkam. Die strahlende, goldene Haut, die sich fest über die darunter liegenden Muskelstränge spannte. Die geraden, vollendet wirkenden Gliedmaßen und goldenen Kettchen an Brust und Bauch waren faszinierend. Die Eleganz, mit der sich die Kreatur bewegte schlug alle Anwesenden in ihren Bann. Bis auf Niam. Der Geweihte versuchte verzweifelt Ullmann und Friedgar aus ihrer Erstarrung zu lösen. Sein Vorhaben war zum Scheitern verurteilt, denn die Männer lagen unter dem gleichen Bann wie Azina. Die Tulamidin machte einen Schritt nach vorne. Sie wollte zu ihm und niemand würde sie davon abhalten können! Stille hatte sich über den Dorfplatz gelegt. Eine Stille, die nur gelegentlich vom Prasseln des Feuers unterbrochen wurde, ansonsten jedoch geradezu erdrückend wirkte. Die Dörfler waren in ihre Häuser geflohen und hatten die Türen verriegelt. Auch wenn sie nicht wussten um was es sich bei diesem Wesen handelte, so hatte allein der Anblick sie vor Schreck fliehen lassen. Tische und Bänke waren umgestürzt und dazwischen lagen zerbrochene Krüge und Teller. Die ehemals weißen Decken waren verdreckt und die Blumenvasen zerbrochen. Nichts ließ mehr auf das rahjagefällige Treiben schließen, das noch vor wenigen Momenten hier geherrscht hatte. Niam atmete schwer und wandte den Blick ab. Es tat ihm in der Seele weh, den Platz so verwüstet zu sehen. Verzweifelt hatte er nach einem Grund gesucht, weshalb der Dämon hier erschienen war. Das Fest war normal abgelaufen und auch sonst hatte es keine Auffälligkeiten gegeben. Hektisch schob er die Gedanken beiseite. Woher das Wesen kam konnte ihm im Moment egal sein. Er hatte immer noch zwei Probleme: Den Dämon und der Bann, mit dem er die anderen belegt zu haben schien. Die rechte Wange des Geweihten war angeschwollen und aus seiner Nase lief ein dünner, roter Rinnsal. Zuerst hatte er versucht Ullmann, Friedgar und die anderen mit Worten wieder zur Vernunft zu bringen. Er hatte sich auf Peraine und sämtliche Heilige berufen, doch nichts hatte geholfen. Sie waren weiterhin mit vor Gier verzerrten Gesichtern und stocksteifen Bewegungen auf den Dämon zugewankt. Niam hatte nur noch eine Möglichkeit gesehen und schließlich mit aller Kraft versucht den verbliebenen Büttel zurückzuhalten. Ullmann war wirklich stehen geblieben und hatte sich langsam umgedreht. Gerade als Niam erleichtert aufatmen wollte, hatte sein Gegenüber ausgeholt und ihn niedergeschlagen. Der Angriff war viel zu überraschend gekommen, als das er sich hätte verteidigen können. Ullmann hatte sich abgewandt und war erneut in den staksenden Trott verfallen. Der Dämon quittierte die Bemühungen des Geweihten mit einem hämischen Lachen und einigen Worten in einer seltsamen Sprache. Niam dachte verzweifelt nach. Ein rascher Blick auf die Anderen ließ seine Verzweiflung größer werden. Sie waren mittlerweile auf weniger als zehn Schritt an das Wesen heran. Bekämpfen konnte er die Kreatur nicht. Der Umgang mit seiner Sichel beschränkte sich lediglich aufs Kräuterschneiden (worüber er dankbar war). Auch war er kein Praiosgeweihter um den Dämon mit einer Liturgie zu vertreiben. Er konnte nur noch eines tun: Beten. „Gütige Herrin Peraine, ich bitte dich hilf mir!“ Er schloss die Augen und versuchte sich an eine Liturgie zu erinnern, die er vor langer Zeit einmal gelernt hatte. Seine Konzentration litt sehr unter den Schmerzen in seiner Wange und dem Adrenalin das durch seine Adern schoss. „Für Rondra!“ Der zweistimmige Schlachtruf ließ ihn aufschauen. Ein hoffnungsvoller Zug trat auf Niams Gesicht als er Ilkhold und Diethard erkannte. Die Büttel rannten mit gezogenen Waffen auf den Dämon zu. Beide hielten erschrocken inne als sie ihre gebannten Kameraden sahen, nur um daraufhin wutentbrannt weiterzustürmen. Plötzlich schob sich eine dunkle Gestalt in Niams Sichtfeld. Eine kleine Frau mit Robe und Stab betrat eiligen Schrittes den Dorfplatz und schnitt den Bütteln den Weg ab. „Bleibt stehen! Das ist eine Sache zwischen mir und ihm. Mischt Euch nicht ein.“ Sie hatte die Hand ausgestreckt und bedeutete den Männern stehen zu bleiben. Ilkhold bremste ab und blieb zwei Schritt vor der Frau stehen. Sein zorniger Blick richtete sich auf sie. „Im Namen Praios, was habt Ihr mit dieser götterlästerlichen Kreatur zu schaffen? Sprecht rasch!“ herrschte er sie an. Diethard kam neben ihm zum stehen und blickte genauso finster drein. Die Dunkelhaarige zeigte sich davon unbeeindruckt. „Mischt Euch nicht ein wenn Euch Euer Leben lieb ist, Soldat.“ Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und schritt auf den Dämon zu. Auf dem Gesicht des Weibels kämpften Zorn und Überraschung um die Oberhand, doch er blieb ruhig und senkte seine Waffe. Niam fühlte das gleiche. Hatte diese Frau etwa den Dämon gerufen? War sie für das ganze Chaos hier verantwortlich? Er sah Ilkholds fragenden Blick, konnte jedoch nur mit einem Schulterzucken darauf antworten. Der Dämon hatte das Auftreten der Büttel unbeteiligt verfolgt. Als jedoch die Frau den Platz betrat, war zu Niams Erstaunen eine Regung auf dem Gesicht der Kreatur erschienen. Blinder Hass verzerrte die grotesken Züge zu einer Maske des Grauens. Das Wesen senkte die Arme und wandte seine ganze Aufmerksamkeit der Magierin zu. Niam starrte gebannt auf die zwei ungleichen Kontrahenten, sodass er nicht sofort bemerkte wie Ullmann, Friedgar und die Anderen geräuschlos zu Boden sanken. Scheinbar war der Bann von ihnen gefallen als der Dämon sich abgewandt hatte. Sofort hastete der Geweihte zu den am Boden Liegenden und überprüfte ihren Zustand. Die vor Gier verzerrten Züge hatten sich wieder geglättet und der Puls ging gleichmäßig. Sie waren nur ohnmächtig. Die Stimme der Frau ließ ihn aufschauen. Sie stand dem Dämon gegenüber und hielt den Stab und ein kurzes Schwert mit gekrümmter Klinge in Händen. In ihren Augen lag ein hochmütiger Zug und ihre Stimme troff vor Spott. „Richte deinen Hass auf mich Balrak. Ich war diejenige die dich in diese Sphäre gezwungen hat und so werde ich auch diejenige sein, die dich wieder in die Niederhöllen zurückschickt!“ Ein dumpfes, verzerrtes Lachen schallte über den Platz. Der Dämon senkt seinen übergroßen Kopf und musterte die Dunkelhaarige. „Dumme Sterbliche. Was glaubst du wer du bist? Niemand kann mich besiegen. Ich werde mir deine Seele holen und sie…“ Balrak verstummte. Die Magierin hatte die Augen geschlossen und murmelte etwas vor sich hin. Ihren Stab hatte sie dem Dämon entgegengestreckt und das Schwert abwehrbereit erhoben. „Pentagramma Drudenfuß. Heb dich fort in Rauch und Ruß!“ Ein eiskalter Schauer lief Niam über den Rücken. Was auch immer die Frau vor hatte, es bereitete ihm Unbehagen. Der Geweihte wechselte einen flüchtigen Blick mit Ilkhold. Zweifel und Angst lagen auch in seinen Augen, die er aber, vergeblich, zu unterdrücken versuchte. Er hatte das Schwert wieder erhoben und stand abwartend da. Der Boden zu Füßen des Dämons begann plötzlich zu leuchten. Weißgoldene Linien entstanden und bildeten nach wenigen Herzschlägen die Form eines Pentagramms. Balrak fauchte wie ein waidwundes Tier und wollte aus dem Kreis treten. Er kam nicht weit, denn im nächsten Moment bildeten sich weißgoldene Ranken aus dem Pentagramm und umschlossen Arme und Beine des Dämons. Er wehrte sich und schlug nach den Trieben. Doch dort wo seine Klauen ein Band zerrissen, schossen zwei neue aus dem Boden. Die Ranken zogen ihn unerbittlich in das Pentagramm. Als er seine auswegslose Situation bemerkte, legten sich seine dunklen Augen auf die Magierin. „Memento mori, moribunda.*“ Niam konnte ein kurzes Aufflackern von Angst in den Augen der Dunkelhaarigen erkennen. Einen Herzschlag später festigte sich ihr Blick wieder und sie sah den Dämon trotzig an. „Non omnis moriar!*“ Ein letztes Mal stieß Balrak sein dumpfes Lachen aus, bevor er von den Ranken vollständig umschlugen und in das Pentagramm gezogen wurde. Zurück blieb nur der Gestank nach Schwefel und eine kleine, goldene Fuchsstatue. *********** Ich entschuldige mich im Vorraus für mein unglaublich schlechtes Latein... *: De profundis clamavi ad te, Nakartak. - Aus den Abgründen habe ich dich gerufen, Nakartak. Dominus iste aviditas - Herr der Gier Memento mori, moribunda - Bedenke dass du sterben musst, Sterblicher. Non omnis moriar - Ich werde nicht sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)