Puss in Boots von the-suicide-circus (Von Kätzchen in Strapsen und ihren Betthäschen) ================================================================================ Prolog: Bunny ------------- Im Raum war es fast finster, nur eine Nachttischlampe erhellte ihn ein wenig durch dämmriges Licht, das auf die weißen Laken des Bettes fiel. Er stand daneben, mit nacktem Oberkörper und geöffneter Jeans, und starrte mit grinsender Miene auf die Person hinab, die sich gerade vor ihm auf die weiche Matratze hatte fallen lassen. „Na, wie möchtest du’s heute?“, fragte er mit tief lüsterner Stimme, beugte sich dabei hinab und setzte sich breitbeinig auf den Schoß des jungen Mannes. Langsam ließ er seine Hände über den noch mit Stoff bedeckten Körper des anderen gleiten, während er sich vorlehnte und dem Blonden einen heißen Kuss auf die Lippen hauchte; zuerst einen, dann noch einen, bevor er ihm dann neckisch in die Oberlippe biss. „Egal, hauptsche schnell“, presste Reita gezwungen hervor, „Ich warte schon den ganzen Abend...“ Die Mundwinkel des Größeren zogen sich weit auseinander; er liebte es, den Bassisten so zu quälen. Aber er würde dieses eine Mal wohl Gnade weiten lassen, schließlich war er selber schon genug angetörnt- wenn auch zum größten Teil von den aufdringlichen Bettlereien des Blonden, ihn endlich zu vögeln. Mit einem Ruck drückte er ihn nach hinten, sodass er flach mit den Rücken auf der Matratze lag, und beugte sich mit funkelnden Augen über den Kleineren, um ihn dann wie ein Raubtier seine Beute regelrecht zu verschlingen. Einen Kuss nach dem anderen setzend fuhr er von dessen Schläfe bis zu seinem Schlüsselbein, empfand das T-Shirt dabei allerdings mehr als störend und kaum einen Augenblick später hatte er auch schon seine Finger unter den dünnen Stoff geschoben und ihn nach oben gezogen. Uruha leckte sich verlangend über die Lippen, als unter dem Stoff der muskulöse Oberkörper seines Bandkollegen zum Vorschein kam. Keine Sekunde zögernd setzte er seine Zungenspitze über die Stelle über des Bauchnabels und fuhr damit über die leicht salzig schmeckende Haut des Bassisten, der dabei laut aufkeuchte. „Gefällt dir das?“, fragte er neckisch und zog dabei mit seiner Zunge spielerisch kleine Kreise um eine seiner Brustwarzen. Als Antwort erhielt er nur erneut ein Keuchen, doch fürs erste reichte ihm das auch. Um noch weiter zu gehen, stülpte er nun seinen ganzen Mund über dieselbe Stelle und begann eifrig, daran zu saugen. Und zwar solange, bis der andere offensichtlich genug hatte und ihn ein wenig von sich wegdrückte. „Uruha, jetzt mach endlich...“, rief er mit zusammengekniffenen Augen und warf gequält den Kopf zurück. Schmunzelnd richtete sich der Brünette ein wenig auf und ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine vollen Lippen, er hatte wohl seinen Spaß gehabt. „Los!“, stöhnte Reita, als er sich immer noch nicht bewegt hatte. Dann endlich legte er seine Hände an den Bund der dunklen Hose, öffnete Gürtel und Reißverschluss und zog sie dann mit einem Handgriff nach unten, wobei der Blonde erleichtert aufseufzte. Danach entledigte er sich auch seiner eigenen Jeans endgültig und öffnete die Schublade des Nachttisches, kramte allerdings wohl zu lange darin herum. „Wird’s bald?“, fragte der Bassist ungeduldig in genervtem Ton. „Shit!“ „Was ist?“, fauchte er und hob seinen Kopf ein wenig, um nachzusehen, was der Größere eigentlich für Probleme hatte. „Ich kann das Gleitgel nicht finden...“, stellte er immer noch auf den anderen kniend fest und kramte noch lauter in der Lade herum. „Scheiß auf Gleitgel, nimm Anlauf!“, meinte der andere laut und ließ sich wieder nach hinten fallen. Uruha blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an, das war doch nicht sein ernst oder? Er hatte mittlerweile aufgehört zu suchen, er konnte sich zwar nicht erklären, wo es hin verschwunden war, doch es war offensichtlich nicht hier. „Du weißt, dass ich das wirklich tun werde, oder?“, meinte er zu dem Blonden sicherheitshalber. Sonst hieß es später noch, er hätte ihn nicht gewarnt... „Ja ja, schon klar. Jetzt mach endlich oder ich lege gleich selbst Hand an!“, war das etwa eine Drohung? Der Brünette schmunzelte; nun, wenn er es unbedingt so haben wollte, er hatte kein Problem damit, etwas härter durchzugreifen. Und das wohl im wahrsten Sinne des Wortes, ein dreckiges Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Bist du bereit?“, fragte er lieber noch ein letztes Mal nach, während er Reitas Beine aufhob und sich dann zwischen ihnen platzierte. „Fick mich endlich!“, schrie der Liegende und Uruha wartete keine Sekunde mehr. Ohne zu zögern drang er in ihn ein, warf dabei den Kopf in den Nacken und spürte, wie sich das Gefühl der Wollust in ihm ausbreitete. Ein gequälter Aufschrei ertönte, der Blonde schien den Schmerz wohl doch unterschätzt zu haben. Jedoch war es seine eigene Schuld, nun würde er bestimmt nicht mehr aufhören. Mit einem gemeinen Lächeln begann er, sich vor und zurück zu bewegen, und bei jedem Mal stöhnte der Bassist lauter auf, verzerrte das Gesicht und biss die Zähne zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen. Auch seine Atmung wurde mit der Zeit lauter, die Luft im Raum heißer und die Bewegungen immer heftiger. Kurz vor dem Höhepunkt beschleunigte er seine Stöße noch ein letztes Mal, dann kam er endlich und nach einem lauten Keuchen ließ er schließlich von dem Kleineren ab, der sich sofort zur Seite drehte und stöhnend seine Beine anwinkelte. Der Brünette ließ sich erschöpft und schwitzend in die wohl riechenden Laken fallen, seufzte befriedigt auf und genoss das Gefühl, immer wenn seine Anspannung nach dem Sex nachließ. Dann irgendwann öffnete er die Augen, beobachtete Reitas Körper einen Moment, der sich immer noch heftig hob und senkte, bevor er schließlich seinen Arm ausstreckte und den Blonden mit einem Ruck zu sich unter die Decke zog. Er mochte das Gefühl, den heißen Körper an seinem zu spüren, kurz nachdem sie miteinander geschlafen hatten; es beruhigte ihn. „Kannst du dich noch an früher erinnern, als wir noch mit Kondomen geschlafen haben?“, flüsterte er in die Stille der Nacht hinein, drehte sich auf den Rücken und überkreuzte die Arme hinter seinem Kopf. Er lächelte breit, als der Blonde neben ihm nur genervt etwas murmelte, dann löschte er das Licht und schloss seine Augen, bevor er langsam in seinen Träumen versank. Kapitel 1: Uke? --------------- „Ihr seid zu spät.“ Uruha sah auf, als Kais Kopf durch die Bustür lugte und dieser ihn mit einem bösen Blick musterte. „Beschwer dich nicht bei mir“, sagte er gelassen und strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht- irgendwie waren die in letzter Zeit äußerst widerspenstig geworden, er sollte mal wieder zum Frisör. „Er hier war heute nicht aus dem Bett zu bekommen.“ Er deutete mit seinem Daumen auf Reita, der sich allerdings nur stumm an ihrem Bandleader vorbei schob und den Tourbus betrat. Dort angekommen stieß er gleich mal auf Aoi, der ihn wie immer öfter mit einer besonders freundlichen Geste begrüßte. „Na, Rei-kun? Scheinst ja keine überaus gute Laune zu haben. Wohl wieder die ganze Nacht durchgevögelt, was?“ Kaum hatte sich der Blonde an dem Gitarristen vorbei gedrängt, erhielt er auch schon einen ordentlichen Klatsch auf seinen Allerwertesten, was ihn unheilvoll zusammenzucken ließ. Aoi lachte auf, wobei der Bassist versuchte cool zu bleiben und sich dann einen Platz ganz hinten im Wagen suchte; auch auf Uruhas Lippen legte sich ein gemeines Lächeln. „Du solltest nicht so hart zu ihm sein, er muss schließlich auf der Bühne noch was taugen“, begrüßte ihn der Schwarzhaarige mit einem Schulterklopfen während Kai das Ganze nur mit einem Augenrollen kommentierte und sich dann dem Fahrer zuwandte. „Sagt gerade der Richtige“, meinte er und half seinen Bandkollegen, die restlichen Sachen einzuladen. Seit er den Blonden heute Morgen aufgeweckt hatte, war Reita nicht gerade freundlich zu ihm gewesen. Er ignorierte ihn schon beinahe und zum ersten Mal seit langem stellte sich Uruha die Frage, ob er ihn mit irgendetwas gekränkt haben könnte, es war schließlich auch sonst nicht seine Art. Natürlich konnte er auch einfach wegen der Sache letzte Nacht sauer gewesen sein, aber das war doch auch kein Grund, den ganzen Morgen beleidigt zu spielen, außerdem war es seine eigene Schuld gewesen. Der große Gitarrist seufzte auf und reichte Aoi den letzten Koffer, am besten, er würde Reita erstmal in Ruhe lassen und abwarten; er war ja auch sonst nicht so nachtragend. Dann, gerade als er ebenfalls einsteigen und sich einen Platz suchen wollte, tauchten zwei Männer am anderen Ende des Busses auf und ein Lächeln legte sich auf seine vollen Lippen, als er Ruki als einen von ihnen erkannte- was allerdings trotz seiner Sehschwäche nicht sonderlich schwer war. Der Kleine trug wie immer obwohl der Tatsache dass es bewölkt war, eine große Sonnenbrille; eine zu große Sportjacke und dazu enge dunkle Hosen. Um seine ungestylten Locken zu verbergen, hatte er wie immer eine Mütze auf obwohl es schon Sommer war, und zwischen seinen Fingern klemmte eine angerauchte Zigarette, an der er genüsslich zog, während er aufgeregt mit ihrem Manager diskutierte. Irgendwann schien dieser jedoch die Beherrschung zu verlieren und verschwand mit schnellen Schritten im Hauptgebäude der PS Company, vor dem sie immer noch standen. Er nutzte die Gelegenheit, steckte sich ebenfalls eine an und ging auf den Sänger zu, der nun lässig am Bus lehnte. „Satomi-sama scheint ja wieder besonders gute drauf zu sein“, begrüßte er ihn ironisch und stellte sich neben Ruki, um sich von ihm Feuer geben zu lassen. Dieser zuckte nur genervt mit den Schultern und schwieg, bis er einen letzten Zug nahm, den Stummel am Boden austrat und danach im Bus verschwand. Uruha blickte ihm verwirrt nach, was war denn heute los mit allen? Es war der beginn ihrer Tour und niemand hatte anscheinend Lust, wenigstens ein bisschen gute Laune an den Tag zu legen, außer Aoi vielleicht, doch der war sowieso ein Phänomen in der Hinsicht. Waren alle um ihn herum fröhlich und glücklich, zog er sich meistens deprimiert zurück und schmollte; hatten sie jedoch einen miesen Tag- wie in letzter zeit häufiger vorkam-, rannte der Gitarrist herum als ob er drei Happy-Pillen eingeworfen hätte. Ob er einfach nur schadenfroh war? Uruha schüttelte über diese Stimmungsschwankungen nur den Kopf und versuchte, wie seine zwei anderen Bandkollegen, auch Kais Anfälle darüber zu ignorieren. Auch er drückte seine Zigarette aus und stieg in das Fahrzeug, ging nach hinten zu den anderen und ließ sich resigniert neben Reita fallen, der sein Cappy übers Gesicht gezogen hatte und so tat, als ob er schlafen würde. Kurz darauf starteten sie auch schon und es dauerte nicht lange, bis sich der große Gitarrist langweilte. Er sah zu Aoi, der gegenüber von ihm saß, allerdings demonstrativ mit den Kopfhörern im Ohr aus dem Fenster starrte. Kai und Ruki saßen hinter ihm und sprachen über den Aufbau der Bühnen, was Uruha allerdings kaum interessierte und so versuchte er erst gar nicht, sich einzumischen. Also legte er den Kopf zurück und schloss die Augen, um ebenfalls zu versuchen zu schlafen, was ihm jedoch nicht wirklich gelingen wollte. Er dachte während der Fahrt viel nach, vor allem über die alten Zeiten. Als er und Reita noch beste Kumpels waren und zusammen mit Ruki die Nachtclubs unsicher machten. Als sie Aoi und später auch Kai kennen lernten, begannen, gemeinsam Musik zu machen und die Bühnen samt Fans zum rocken brachten. Als sie ihre erste große Tour hatten, während dieser er und sein bester Freund auf Grund einer verlorenen Wette zusammen im Bett landeten, was im alkoholisierten Zustand ein verheerendes Ende genommen hatte. Er dachte über die besten Monate seines Lebens nach, zur Zeit als sie mit ihrem Album „NIL“ auf Tour waren und gemeinsam soviel Spaß hatten wie noch nie zuvor und an das Finale in Budokan, was immer sein großes Ziel gewesen war, dort aufzutreten. Erinnerungen überschwemmten seine Gedanken, von Kai und Aoi, frisch verliebt und glücklich, wie sie die Fans zum Ausrasten brachten, als sie sich mitten auf der Bühne umarmten und ein paar Monate später der Streit zwischen den beiden, Kais Eifersuchtsattacken und dann der endgültige Bruch ihrer Beziehung vor über einem Jahr. Das war der Zeitpunkt gewesen, ab dem alles mehr oder weniger bergab ging. Es war damals Kais Entscheidung gewesen, die Band nicht aufzulösen, obwohl sie schon kurz davor gewesen waren und eigentlich nur noch die offizielle Bekanntgabe ihres damaligen Managers gefehlt hatte. Seitdem hatte Uruha ihren Leader immer bewundert, wie er es geschafft hatte, sie fünf trotz der vielen Probleme und den verheulten Nächten zusammenzuhalten. Sie hatten sich zwar wieder gefangen und waren nun erfolgreicher als je zuvor, doch Spuren hatte die beinahige Trennung nicht nur bei dem Schlagzeuger hinterlassen, der seitdem wohl das Gegenteil von dem verkörperte, was die Fans von ihrer „Grinsekatze“ erwarteten. Er und Reita hatten sich kaum verändert, außer dass angefangen hatten, öfter als nur gelegentlich miteinander zu schlafen, doch Aoi machte seither eine Komplettumwandlung durch. Nicht nur, dass seine Launen begannen, unergründlich zu werden, auch äußerlich veränderte er sich sehr, indem er seine Haare wachsen ließ, sein Piercing, das Kai so geliebt hatte, raus nahm und anfing, weite Hosen und tiefe Ausschnitte zu tragen. Doch von Grund auf umgestylt hatte sich auch ihr Sänger, der sein Rocker-Image endgültig abgelegt hatte und von diesem Zeitpunkt an eher elegante Anzüge bevorzugte. Uruha fand es nicht schlecht, sie standen ihm schließlich, doch als Ruki plötzlich mit einer Dauerwelle auftauchte war er doch mehr als geschockt gewesen, obwohl er sich mittlerweile auch an seine Lockenpracht gewöhnt hatte. Mehr Sorgen bereitete ihm dessen immer mehr gewordene Zurückgezogenheit und das immer seltener gewordene verwegene Lächeln, das er an dem Kleinen doch so mochte. Uruha seufzte unbewusst laut auf, wenn er noch so weiter nachdachte, brauchte er noch Antidepressiva. Wie die Tour wohl werden würde? Er öffnete die Augen und sah aus dem Fenster, sein Sitznachbar war inzwischen wohl tatsächlich eingeschlafen und auch die beiden hinter ihm hatten aufgehört zu diskutieren. Er hoffte, dass sie bald ankommen würden, denn mit jedem Meter den sie fuhren vermisste er Tokio und seine einsame, ruhige Wohnung mehr und mehr. Während sie auf Kai warteten, der an der Rezeption des Hotels gemeinsam mit ihrem Tourmanager eincheckte, machten es sich Uruha und die anderen drei auf der Couch in der Halle gemütlich; dieses mal schien es länger zu dauern als sonst. Vielleicht lag es daran, dass sie hier in Sapporo nicht nur eine Nacht blieben, sondern fast eine ganze Woche da sie aus Geldgründen vereinbart hatten, nicht ständig ihr Hotel zu wechseln wie bei den letzten Touren. Nun würden sie alle Lives im Norden in einem Durchgang machen und dabei die Nachmittage wohl damit verbringen, im Tour Bus durch die Gegend zu fahren. „Hauptsache, Ruki schmeißt unser Geld zum Fenster raus mit seinen Seidenanzügen...“, wiederholt hackte Reita auf dem Kleineren rum, der aber nur noch mit einem giftigen Blick erwiderte. „Ach ja? Wer geht hier denn jede Woche zu Frisör, damit auch ja kein Ansatz an seinen Haaren zum Vorschein kommt“, verteidigte Aoi den Sänger und zupfte dabei verspielt an den blonden Haaren des Bassisten rum, der sich zu Uruhas Verwunderung am weitesten von ihm entfernt gesetzt hatte. Doch unerwarteter Weise konterte Reita nichts darauf, sondern wandte sich nur stumm ab und schwieg. Er selbst mischte sich nicht in die Diskussion ein, einerseits, weil er immerhin derjenige war, der tatsächlich das meiste Geld in letzter Zeit ausgegeben hatte- hauptsächlich für Haarplegeprodukte und neues Equipment-, und andererseits, weil er auch so nicht ein Mann großer Worte war. Er saß lieber da und beobachtete Aoi, der vergeblich versuchte, den Blonden aufzuheitern, und ihn ununterbrochen in die Seite piekste, „Jetzt schmoll doch nicht so rum, das war doch nur Spaß“, und musste dabei immer mehr feststellen, wie gut der Gitarrist heute aussah und wie hübsch er eigentlich war, wenn er lächelte. Uruha seufzte innerlich auf, was dachte er denn da? Er hatte doch schon vor Jahren resigniert, noch bevor der Schwarzhaarige und Kai überhaupt Gefühle füreinander gehabt hatten, sich an Aoi ranzumachen. Natürlich hatte er es nicht nur einmal versucht, doch seine klare Ansage nach dem vierten oder fünften Mal von wegen, er würde lieber drei Jahre lang enthaltsam Leben, als sich von ihm vögeln zu lassen, zwangen Uruha schließlich irgendwann zum Aufgeben. Zuerst dachte er, Aoi hätte etwas gegen ihn, aber er fand dann doch noch schnell heraus, dass er sich einfach nur nicht von jemanden durchnehmen lassen wollte, der größer war als er. Und wenn es darum ging, wer oben lag, machte selbst Uruha keine Diskussionen; Sex hin oder her, da verzichtete er auch gerne auf den sexy Gitarristen. „Es gibt ein Problem mit den Zimmern“, riss ihn ihr Leader plötzlich aus den Gedanken, was den Brünetten leicht zusammenzucken ließ, „Oder besser gesagt, die PSC hat hinter unserem Rücken nun auch unsere Hotelaufenthalte auf Sparflamme gestellt.“ Er machte kurz einen bösen Blick zur Seite bevor er weiter sprach, worauf einer vom Staff neben ihnen nur unschuldig mit den Armen fuchtelte. „Und das bedeutet...?“, fragte Reita sofort neugierig, ohne Kai ausreden zu lassen. „Dass es keine fünf Einzelzimmer gibt wie vereinbart, sondern nur eines“, er hielt einen Schlüssel mit der rechten Hand hoch und gleich darauf zwei andere mit der linken, „Und zwei Doppelzimmer.“ Aoi stöhnte genervt auf, bevor Ruki sich zu Wort meldete, „Tja dann...“, begann er und alle Augen richteten sich auf ihn, „...macht euch das mal alleine aus.“ Und noch bevor jemand etwas dagegen tun konnte, hatte sich der Sänger auch schon den Schlüssel aus Kais rechter Hand geschnappt und war in Richtung Aufzug verschwunden. Uruha wunderte sich jedes Mal aufs Neue, wie der Kleine es schaffte, trotz seiner kurzen Füße so schnell zu sein. Auch die anderen sahen ihm einen Moment perplex hinterher, bevor auch endlich der große Leadgitarrist mal das Wort ergriff. „Also für mich ist die Sache ebenfalls klar“, meinte er gelassen und griff zuerst nach seiner Tasche, dann nach einem der übrig gebliebenen Zimmerschlüssel, „Rei, kommst du?“ War ihm doch egal, ob die anderen beiden sich nun ein Zimmer teilen mussten oder nicht; vielleicht würden sie sich dann endlich wieder vertragen... Doch entgegen aller Erwartungen bewegte sich der Bassist keinen Millimeter, „Ich will mit dir kein Zimmer teilen.“ Er blieb stehen, musterte Reita argwöhnisch und dann auch die beiden hinter ihm Stehenden, die allerdings nur stumm dastanden und innerlich wohl froh waren, dass er sich weigerte. „Jetzt red keinen Unsinn.“ Doch Angesprochener sah ihn nur stur an, drehte er jetzt völlig ab? Uruha wurde wütend, auf solche Spielchen hatte er jetzt echt keinen Bock mehr gehabt. „Schön, dann geh ich eben mit Aoi-kun.“ So sehr er ihn auch schätze, aber eine gesamte Woche mit Kai hielt nicht einmal er durch. Außerdem konnte er so die Chance nutzen, dem Gitarristen vielleicht doch noch etwas näher zu kommen...? „Oooh nein...“, meldete sich dieser jedoch sofort zu Wort und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Auf keinen Fall.“ Reita und Kai blickten nervös umher, als Uruha den Mund öffnete, um zu protestieren, doch wieder kam ihn sein Bandkollege zuvor. Aoi ging zu seinem Exfreund, nahm ihm den letzen Schlüssel aus den Fingern, packte den blonden Bassisten am Arm und zog ihn in die Richtung, in der Ruki zuvor abgehauen war. „Viel spaß euch beiden“, grinste er noch zum Abschied und schon waren seine einzigen beiden Hoffnungen auf wenigstens noch ein bisschen Spaß auf dieser Tour gemeinsam verschwunden. Kapitel 2: One Night Stand(ing) ------------------------------- gomen, dass das so lang gedauert hat >.< dafür extra lang~ have fun - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - „Gibt es irgendeinen Grund, weshalb du dich besäufst?“, fragte Kai, der gerade halbnackt aus dem Badezimmer gekommen war, und musterte den auf den Bett Liegenden mit gehobener Augenbraue. Uruha sah ihn nur mit leidender Miene an, war denn dieser Anblick nicht schon Grund genug? Oder wenigstens die Tatsache, dass es in diesem verdammten Hotel nur Doppelbetten gab? „Langeweile“, meinte er schließlich und nahm einen weiteren Schluck von dem leckeren Sake. Wenigstens hatten sie eine Minibar in ihrem Zimmer- und allein aus Rache an ihrer Company würde es sich schon lohnen, alles darin bis zum letzten Schokoriegel zu vernichten. „Dann geh doch wenigstens an die Hotelbar“, schlug der Schlagzeuger vor und fischte ein paar Klamotten aus seinem Koffer. „Ich hab keine Lust, heute Nacht Kotzeflecken auf meiner Seite des Bettes weg zu putzen.“ Der Gitarrist seufzte nur auf, stellte die halbleere Flasche am Nachttisch ab und kuschelte sich ins Bett. Dann konnte er gleich Schlafen gehen, Bock auf Aufstehen hatte er ja nicht wirklich und morgen würde ein harter Tag werden. Heute hatten sie ihr erstes Konzert in Sapporo und deshalb wurde früh gefrühstückt, damit sie schon rechtzeitig in der Halle ankamen und alles aufbauen und proben konnten. Kai hatte seinen Kollegen nicht gerade sanft geweckt sondern Uruha beinahe schon aus dem Bett geschmissen, weshalb er ihn am liebsten verflucht hätte. Okay, er war ein Langschläfer und brauchte jeden Tag fast eine Stunde, um aus dem Federn zu kommen, aber das war noch lange kein Grund, ihn so brutalst aufzuwecken. Reita hatte mittlerweile eine gute Methode gehabt, um ihn wach zu bekommen, sogar eine sehr gute und Uruha musste dreckig Grinsen, als er daran dachte. Doch leider war der blonde Bassist diese Nacht nicht neben ihm gelegen und er wusste nicht einmal einen Grund dafür... Der große Gitarrist schmollte, als er sich im Badezimmer vor den Spiegel stellte und sich wie jeden Morgen erst einmal gründlich durch checkte. Er hatte ein wenig zugenommen; heute würde es also kein Frühstück geben sondern nur Kaffee. „Bist du dann mal bald fertig?“, jammerte Kai durch die Tür und er rollte mit den Augen, was stresste er denn immer so? „Ich brauche nun mal länger“, erinnerte er den Schlagzeuger, „Außerdem will ich sowieso nichts frühstücken. Geh einfach schon mal vor.“ „Du findest den Weg zum Frühstückssaal doch nie alleine“, hörte er ihn sarkastisch sagen. „Hau bloß ab“, schrie er durch die Tür und kurz darauf vernahm er eine andere zuknallen. So ein arroganter Idiot, dachte er sich und schminkte sich weiter. Was war bloß aus ihrem netten Leader geworden? „Daran ist nur Aoi schuld“, murrte er zu sich selbst. Warum hätten sie nicht einfach eine Affäre statt einer Beziehung führen können? Das hätte alles viel einfacher gemacht und bei ihm und Reita hatte es ja auch immer geklappt. Bis jetzt zumindest… „Ich will nicht mehr“, meinte der junge Mann, steckte sein Mikrofon in den dazugehörigen Ständer und schlenderte von der Bühne in Richtung Backstagebereich. „Du kannst doch jetzt nicht einfach aufhören!“, schritt Kai sofort ein und versuchte, ihn aufzuhalten, „Wir müssen noch zwei Songs durchgehen!“ „Ich hab aber keinen Bock mehr. Wird schon schief gehen“, und schon war Ruki mit bereits angesteckter Zigarette durch die Tür verschwunden. „Was ist denn los?“, fragte Reita in die Runde. „Auch endlich hier?“, kommentierte Uruha seine Verspätung mit ungewollt säuerlicher Mine; hatte er sich nicht vorgenommen, in Zukunft netter zu dem Bassisten zu sein? Es viel ihm zumindest sichtlich schwer, schließlich behandelte ihn dieser auch nicht gerade königlich. „Was bist du denn so zickig?“, mischte Aoi sich ein, noch bevor der Blonde antworten konnte. „Ich bekomm gleich einen Anfall!“, schrie ihr Leader durch den Raum, doch keiner schien ihn zu beachten. Wäre ja nicht das erste Mal gewesen und ernsthaft, schön langsam sollte er Rukis Launen echt schon gewöhnt sein. „Ich kapier nur nicht, warum ich um sieben Uhr morgens aus dem Bett geschmissen werde, nur damit wir, bis wir proben können, erst mal auf ihn hier“, er deutete auf Reita, „warten müssen, bis seine Haare fertig gestylt sind, dann fünf Stunden auf der Bühne rum sitzen und dabei zusehen müssen, wie Mister Obertoll“, die letzten beiden Worte betonte er besonders stark, „…seine Show probt und dann doch erst lieber eine Rauchen geht. Und warum verteidigst du ihn überhaupt?!“ Uruha atmete laut ein, wow, soviel hatte er schon lange nicht mehr auf einmal raus gebracht. Der Gitarrist seufzte nur genervt und runzelte die Stirn, „Gott bist du genervt, wenn du keinen Sex bekommst.“ Das reichte. Uruha stand auf, warf nicht Aoi sondern Reita einen tödlichen Blick zu und verließ dann mit grimmigen Blick die Halle. Es war offensichtlich, wo ihr Sänger hin verschwunden war, also ging er ihm nach und traf Ruki wie erwartet vorm Hintereingang der Konzerthalle an. Der Kleine beachtete ihn nicht, als er draußen ankam, sondern nahm erst Notiz von seinem Bandkollegen, als dieser wutentbrannt gegen eine Mülltonne trat. „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte er und sah ihn verwundert an, was Uruha allerdings verstehen konnte. Es kam nicht gerade oft vor, dass er so austickte. War er wirklich so angespannt gewesen, nur weil er letzte Nacht keinen Sex hatte? Nein, das konnte es nicht sein, schließlich vögelte er auch nicht jeden Tag- auch wenn es in letzter Zeit immer öfter dazu gekommen war. Wohl eher war es das Verhalten seines besten Freundes, das ihn so wütend machte. Wenn er doch wenigstens den Grund dafür gekannt hätte… „Gar nichts…“, brummte er und ließ sich auf eine Kiste sinken, „Hast du eine für mich? Ich hab meine Backstage liegen lassen…“ Ruki kam näher und fischte eine Zigarette aus seiner Jackentasche, um sie dann gemeinsam mit seinem Feuerzeug seinem Bandkollegen zu reichen. „Danke.“ „Alles wieder okay?“, fragte er nach ein paar Zügen, in denen sich der Gitarrist wieder beruhigt hatte. „Mhm“, nuschelte er und seufzte dann deprimiert auf, „Du weißt nicht zufällig, was mit Rei los ist, oder?“ „Was sollte mit ihm sein?“ Uruha seufzte erneut, bekam der Sänger eigentlich überhaupt irgendetwas mit? Wohl eher nicht… Ruki lebte eben in seiner eigenen Welt. „Habt ihr Beziehungsstress?“ „Wie sollen wir Beziehungsstress haben, wenn wir keine Beziehung führen?!“, fuhr er den Jüngeren sofort an, ohne sich im Griff zu haben. „Tut ihr nicht?“, wunderte sich der Sänger. „Nein!“ „Aber ihr schlaft doch mit einander.“ „Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun“, versuchte er nun etwas ruhiger, ihn aufzuklären, obwohl er wusste, dass der Vocal es nicht verstehen würde. Er war schließlich single, und das seit fast zehn Jahren; was sollte man da also schon an Verständnis erwarten können? Das Konzert war die reinste Katastrophe, zumindest aus Uruhas Sicht. Ruki machte seinen Job wie immer gut und auch an Aoi hatten die Fans offensichtlich nichts zu meckern gehabt, doch den anderen dreien merkte man es schon nach den ersten paar Songs an, dass sie mies drauf waren. Kai hatte kurz vor Beginn noch einen halben Nervenzusammenbruch erlitten, da es technische Probleme gab, und war darauf so fertig gewesen, dass er sich zweimal beinahe verspielt hatte. Uruha versuchte wenigstens, ein wenig Spaß zu haben und auf die Fans einzugehen, doch es viel ihm schwer, seine schlechte Laune zu verbergen. Jedes mal, wenn er bewusst oder unbewusst zu Reita rüber sah und ihn beobachtete, wie er einfach nur dastand und ausdruckslos seine Noten spielte, sank sie noch einen Grad tiefer. Dazu kam auch noch, dass ihr Sänger an diesem Abend wohl absolut null Bock auf Fanservice auf der Bühne hatte, was den Dunkelblonden nach dem Auftritt endgültig in Depressionen gleiten ließ. „Danke, dass du mir beim Wegräumen geholfen hast“, meinte Kai, und noch immer schien er etwas überrascht über die plötzliche Hilfsbereitschaft des Gitarristen zu sein. „Kein Problem“, meinte dieser nur knapp; Hauptsache, er musste nicht mit den anderen in einem Auto zurück ins Hotel fahren. Besonders Reita sollte ihm nicht mehr unter die Augen kommen in dieser Nacht, sonst würde er wirklich noch einen Anfall bekommen. Und wenn ausgerechnet Uruha einmal so weit war, dann hatte der Bassist wirklich ein Problem. „Möchtest du mit an die Hotelbar?“, fragte er schließlich, obwohl er genau wusste, dass der Leader niemals zusagen würde. Dies störte ihn allerdings auch nicht besonders, er hatte sowieso nur aus Höflichkeit gefragt; wenn er sich besaufen wollte, dann doch lieber alleine und nicht mit Kais ständigen Ermahnungen im Nacken. „Vielleicht komme ich nach...“, meinte der Braunhaarige und verschwand in den weiten Tiefen seinen Koffers- was auch immer er suchte, Kai schien beschäftigt zu sein und so machte sich der Gitarrist schon vor freudig auf in die Hotellobby. Doch leider machte ihm jemand einen Strich durch die Rechnung. Er überlegte ernsthaft, ob er wieder umdrehen sollte, als er den Gitarristen an der Bar erkannte, und dann auch noch offensichtlich mit einer fremden Frau am flirten! Säuerlich verzog er das Gesicht und wollte gerade Kehrt machen, als er schon Aois Stimme laut durch den Raum vernahm. „Hey, Uruha! Komm mal her...“, demotiviert stapfte Angesprochener in die Richtung, aus der die Stimme seines Kollegen gekommen war. „Ich möchte dir jemanden vorstellen.“ Uruha blieb direkt vor den beiden Personen stehen, die es sich auf den Barhockern gemütlich gemacht hatten, und musterte die junge Frau argwöhnisch. Sie war weder hässlich, noch außerordentlich hübsch, ziemlich ungewöhnlich eben. Absolut nicht Aois Typ. „Das ist meine Cousine Tanako, sie lebt schon seit einigen Jahren hier im Norden und wir haben uns schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Als sie dann erfahren hat, dass wir hier einige Konzerte geben, ist sie sofort losgefahren und hat sich Karten für sie und ihre Freundinnen besorgt. Toll nicht?“ Die dunkelhaarige Frau kicherte verlegen, er jetzt fiel Uruha auf, dass sie um einiges jünger als der Mann neben ihr zu sein schien. „Tanako-chan, das ist Uruha-kun, der Gitarrist, den du so toll findest.“ Sofort verfärbten sich ihre Wangen, „Sie ist ein großer Fan von dir“, grinste ihm Aoi zu, worauf seine Verwandte noch verlegener wirkte. Uruha zwang sich inzwischen zu einem schwachen Lächeln, was die junge Dame allerdings ein wenig enttäuschte und so verabschiedete sie sich schon nach kurzer Zeit von den beiden Bandmitgliedern. „Du hättest ruhig ein wenig freundlicher zu ihr sein können“, beschwerte sich sein Kollege sofort bei ihm. „Tut mir Leid, aber ich hab einfach miese Laune...“ „Warum?, fragte der andere, nachdem sich der Gitarrist auf den Platz gesetzt hatte, auf den seine Verehrerin gerade noch gesessen hatte. Aoi hin oder her, er brauchte jetzt etwas starkes, und zwar dringend. „War einfach ein beschissener Tag.“ „Wenn du meinst... am Besten, wir trinken erst mal etwas.“ Und schon hatte er zwei Cognac bestellt. „Weißt du vielleicht, was mit Reita los ist?“ „Nein, woher denn?“ Der Schwarzhaarige musterte Uruha ein wenig überrascht, als dieser so plötzlich das Thema gewechselt hatte. „Keine Ahnung. Immerhin teilst du mit ihm ein Zimmer, vielleicht hat er ja mal was erwähnt.“ „Nein, hat er nicht. Und wenn wir zusammen sind, hat er meistens auch gute Laune...“ Uruha verzog säuerlich das Gesicht, es konnte also nur an ihm liegen. „Aber wieso fragst du ihn nicht einfach selbst?“ „Wie denn, wenn er nicht mit mir reden will!“ „Woher willst du das wissen, wenn du nicht mit ihm sprichst?“ Resigniert besah der größere den anderen Gitarristen, damit könnte er allerdings recht haben... „Mann, jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht!“, Aoi pikste ihn aufmunternd in die Seite, „Der kriegt sich schon wieder ein.“ „Hoffentlich“, murmelte er und trank sein Glas auf einen Schluck leer, der Kleinere machte es ihm nach und so hatten sie schon bald ein neues Getränk zwischen ihren Fingern; diesmal Wodka. Der Dunkelblonde fuhr sich mit der Zunge vor freudig über die Lippen, wie er dieses Getränk doch liebte! Er hob das Glas, um mit seinem Kollegen anzustoßen, musste allerdings etwas perplex feststellen, dass Aoi es schon vor ihm geleert hatte. Der Gitarrist musterte den Kleineren argwöhnisch, so viel er wusste, war dieser doch nie ein besonders großer Wodka-Fan gewesen. „Scheinst ja noch viel vor zu haben heute Abend“, neckte er ihn und kippte den Alkohol dann ebenfalls in seinen Mund. Aoi zuckte nur mit den Schultern, bevor er gierig den letzten Tropfen aus seinem Glas leckte, „Hab mich schon lange nicht mehr grundlos besoffen... und da wir morgen kein Live haben...“ Uruha beobachtete ihn mit einem ansteigenden Gefühl von Begierde, langsam zogen sich seine Mundwinkel nach oben, als der Gitarrist schon wieder die Barfrau zu sich winkte. Spielte er gerade tatsächlich mit dem Gedanken, den Dunkelhaarigen abzufüllen? Sein Grinsen wurde größer, sein Kollege ließ ihn beinahe keine andere Möglichkeit. „Na dann prost“, der andere erwiderte naiv sein Lächeln und schon kippten sie ihr drittes Getränk auf einmal hinunter. So wie es aussah, würde der Abend ja doch noch spannend werden... „Weißu, manchmal kann Kai so eine Zicke sein! Immer tut er so, als ob er der hart arbeitende, tolle Leader wäre... Dabei hat er immer nur etwas zu meckern...“ Uruha nickte nur beifällig, seine Augen hatten das Glas fixiert, das unbeholfen zwischen den Fingern seines Kollegen hin und her schwankte. Wie konnte man nach eine Stunde nur schon so dicht sein? Okay, auch er spürte schon ein wenig von den Mengen an Alkohol, den sie beide die letzten 60 Minuten vertilgt und als Rache auf die Rechnung der Company gesetzt hatten, aber er schien doch weitaus mehr zu vertragen als der Dunkelhaarige neben ihm. Allerdings störte ihn das kaum, im Gegenteil, eigentlich hätte er gar nicht schnell genug betrunken sein können. Der Große seufzte, schön langsam wurde sein kleiner Freund ungeduldig; aber sollte er es deshalb wirklich wagen? Er machte einen Blick zur Seite und musterte Aoi genauer, der verschwommen geradeaus starrte. Ob er ihn auch wirklich schon genug betrunken gemacht hatte? „Maaann, diese Bartussi hat aber eine mächtige Oberweite, nich'...?“ Definitiv... „Sag mal, was hältst du davon, wenn wir nach oben gehen und dort weiter trinken? Unsere Minibar ist noch randvoll und außerdem hab ich eine offene Sakeflasche im Zimmer...“, niemals würde er ihm das abkaufen; wobei das mit dem Sake ja nicht einmal gelogen war. „Okay“, schon hatte er sich erhoben und wankte Richtung Aufzug. Uruha konnte sein Glück kaum fassen, seit wann liebte ihn das Schicksal denn so...?Jedoch wollte er gar nicht länger darüber nachdenken und folgte seinem Bandkollegen mit einem kribbeligen Gefühl im Magen und einem unheilvollem Lächeln auf den backen. Spätestens, als sie im dunklen Zimmer ankamen, hielt der Dunkelblonde es nicht mehr aus: Er wollte Sex, und zwar hier und jetzt. Also beschloss er, nicht lange zu fackeln; immerhin hatte er sowieso nur eine Chance und egal, wie betrunken er war, Aoi ließ sich nun mal nicht so leicht unterkriegen. Er beobachte das Objekt seiner Begierde, wie es leicht schwankend aufs Bett zuging, folgte ihm und machte im Vorbeigehen noch das Licht aus, das der andere Gitarrist soeben angemacht hatte, um nicht gegen diverse Einrichtungsgegenstände zu rennen. „Huh?“, er schien verwirrt zu sein, doch Aoi hatte keine Chance, genauer nach zu fragen, denn schon stand Uruha hinter ihm und hatte ihn mit einem kräftigen Schubs aufs Bett gestoßen. „Scheiße, was soll das?!“ „Was soll was?“, säuselte der Größere der beiden und schon kniete er über dem anderen, um ihn am Aufstehen zu hindern. „Verdammt... ich hätt's wissen müssen...“, ärgerte sich der unten Liegende offenbar über sich selbst und Uruha konnte in der Finsternis gerade noch erkennen, wie er sich durchs Haar strich. „Geh runter von mir“, befahl er dann, doch der Dunkelblonde machte keine Anstalten, auf seinen Kollegen zu hören. „Nein“, meinte er leise und verringerte den Abstand zwischen ihnen um einiges, als er sich zu dem anderen hinunter beugte. Verlangend begann er schließlich, seinen Hals zu malträtieren. „Uruha...lass das...“, Aois Versuche, den Größeren von sich zu stoßen, waren nicht gerade enthusiastisch. Verlangend keuchte er auf, als Uruhas Hand zuerst über seinen Hintern, dann zwischen seine Oberschenkel glitt, während er mit seiner Zunge immer noch sehnsüchtig über die leicht salzig schmeckende Haut des Dunkelhaarigen leckte. „Ich... ich werde nicht mit dir schlafen“, nuschelte der Kleinere, klang allerdings auch dabei nicht gerade überzeugend. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Leadgitarristen, kurz bevor er sein Opfer neckisch in den Hals biss. „Niemand hat etwas von 'miteinander Schlafen' gesagt... wir können auch doch so Spaß haben.“ Aoi stöhnte lustvoll auf, als Uruha sanft begonnen hatte, seine mittlerweile entstandene Erregung zu massieren. Nicht mehr lange, und er würde ihn da haben, wo er wollte... Dem schwarzhaarigen Gitarristen schienen die Berührungen des anderen jedenfalls zu gefallen und er wehrte sich auch kaum, als er ihm sein T-shirt über den Kopf zog. Uruha leckte sich vor freudig über seine vollen Lippen, als er im schwachen Licht, das durch das Fenster von den vielen Straßenlaternen draußen ins Zimmer fiel, den durch trainierten Oberkörper seines Kollegen betrachtete. Wie lange hatte er nur auf diesen Moment gewartet... Für ein paar Augenblicke ließ er vom Glied des anderen ab, der darauf ein wenig enttäuscht murrte, um mit seiner Hand- gefolgt von seiner Zunge- den Körper des anderen zu erkunden. Währenddessen hatte Aoi wohl genug von dem einseitigen Spiel und so zog auch er bald an dem dünnen Stoff, den seine Finger von der weichen Haut des Gitarristen trennte. Als das störende Material endlich aus dem Weg geschafft wurde, seufzte Uruha befriedigt auf, als sich ihre heißen Oberkörper aneinander pressten und auch Aoi schien nicht genug von dem anderen spüren zu können. Immer fester drückte er sich an den Größeren, dieser grinste nur frech und beobachte lustvoll das Schauspiel, das sich bot, als er seine Berührungen verstärkte und sich Aois Körper erregt unter ihm aufbäumte. Schließlich kehre der Dunkelblonde wieder zu seiner Körpermitte zurück und machte sich an dem Zipp von seiner Hose zu schaffen, die kurz darauf, wie die beiden Oberteile zuvor, am Fußboden neben dem Bett landete. Von den Lippen des Schwarzhaarigen drang ein befriedigtes Stöhnen, als Uruha dessen Erregung mit seiner Zungenspitze berührte. Spielerisch fuhr er damit auf und ab, bis er Aois Glied schließlich ganz in den Mund nahm und begann, daran zu saugen. Aois Hand vergrub sich tief in seinem dunkelblonden Schopf und verlangend drückte er ihn immer fester an sich, während er immer wieder lustvoll auf keuchte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Aoi kommen würde, dessen war sich der groß gewachsene Gitarrist sicher. Einen Moment lang fragte er sich, wann der Ältere wohl das letzte mal Sex gehabt hatte, schob den Gedanken jedoch schnell aus seinem Kopf und widmete sich auch wieder in Gedanken seiner Aufgabe. Wie erwartet kam der Dunkelhaarige kurz darauf und Uruha verschwand einen Moment im Bad, nachdem er sich wieder von Aoi gelöst hatte, um sich schnell den Mund auszuwaschen. Wie er dieses Zeug nur verabscheute... und was man nicht alles tat, nur für ein bisschen Sex. Doch das war es definitiv wert gewesen, das wurde ihm noch deutlicher, als er ins Schlafzimmer zurück ging und dort seinen Bandkollegen nackt und immer noch keuchend auf seinem Bett liegen sah. Uruha legte sich neben ihn und presste seinen Körper an den Rücken des anderen, den er ihm wie als eine Aufforderung zugewandt hatte. Verlangend leckte er mit seiner Zunge über den Nacken des anderen bis zu seinem Ohr, der darauf erzitterte und laut die Luft einsog. Der Größere griff nach der Decke und breitete sie über ihre beiden Körper aus; und so etwas schimpfte sich Seme... Dann griff er nach Aois Hand, lenkte sie zu seinem eigenen Schritt, wo er ihn dazu brachte, ihm auch seiner Hose zu entledigen- zumindest sofern dies in dieser Position möglich war. Im Endeffekt rutschten Uruhas Jeans nur bis zu seinen Knien, doch das reichte fürs erste. Langsam hob er seine Hand, spielte noch ein wenig mit Aois Glied, und ließ seinen Finger dann ganz unauffällig in die Körperöffnung des anderen gleiten. Der Dunkelhaarige schien protestieren zu wollen und murrte etwas unverständliches, konnte sich schließlich aber doch nicht wehren und krampfte sich erregt unter den Berührungen des Gitarristen zusammen. Uruha presste sich noch mehr an den Mann, der mittlerweile unter ihm lag, verstärkte seine Bewegungen, die er im Körper des anderen ausführte und platzierte sich schon mal zwischen dessen Beinen. Gleich war es soweit, gleich würde er in ihn eindringen und ihn so hart vögeln, dass er es nie wieder mit einem anderen treiben wollte. Gleich... Es nicht mehr erwarten könnend entfernte er seine Hand, hob Aois Beine an und- plötzlich spürte er nur noch einen Tritt in den Bauch und einen kurzen Moment später landete er auch schon mit dem Kopf voraus aum Teppichboden. „Scheiße, was...?!“, Uruha richtete sich Wut entbrannt wieder auf, was war denn das gerade?! Verwirrt blickte er zu Aoi, der nur keuchend im Bett saß und vor sich hin starrte. Seit wann war eigentlich das Licht an? Doch der Gitarrist erhielt seine Antwort schnell, als er dem Blick seines Kollegen gefolgt war und mit einem äußerst unguten Gefühl im Magen fest stellen musste, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer waren. Das würde Ärger geben, verdammt großen Ärger... „Weißt du“, begann Kai und seine Stimme war ruhig, viel zu ruhig... „Ich hätte niemals gedacht, dass du einmal so tief sinken würdest.“ Es schien wohl offensichtlich, wen er damit ansprach, besonders, da er Uruha nicht mal eines Blickes würdigte. Im Gegensatz zu Reita zumindest, der hinter Kai stand und den Gitarristen mit einem Ausdruck auf dem Gesicht ansah, mit dem er ihn noch niemals in seinem Leben angesehen hatte. Verachtung... einfach nur tiefste Verachtung. Es dauerte nicht lange, bis die beiden ohne ein weiteres Wort gegangen waren, und ein Gefühl breitete sich in ihm aus, als ob er sich gleich übergeben müsste. Er sah zu Aoi, der immer noch aufrecht im Bett saß, nun aber mit gesenktem Kopf, sodass er sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er stand auf und wollte sich zu ihm setzten, um irgendetwas zu sagen, doch der andere hob nur die Hand und einem Moment später knallte sie auch schon auf seiner Wange auf. Dann war er bereits aufgesprungen, so schnell wie möglich in seine Jeans geschlüpft und eilig aus dem Zimmer gestürzt. Uruha setzte sich an den Rand des Bettes und legte seine flache Hand auf die wahrscheinlich bereits rote Stelle in seinem Gesicht; entweder, es lag am Alkohol, oder es war ihm einfach egal, jedenfalls spürte er den Schmerz nicht. Alles in ihm Sackte zusammen und nur mehr ein leiser Fluch drang über seine Lippen. „Shit...“ Kapitel 3: Von besten Freunden und anderen Problemen ---------------------------------------------------- Es war bereits halb neun, als er es endlich geschafft hatte, sich aus dem Bett zu quälen und ins Bad zu schleppen, und Uruha traf fast der Schlag, als er in den Spiegel sah. Völlig zerzauste Haare, immer noch verwischte Schminke vom Konzert, Augenringe und auch die Spuren seines nächtlichen Dates mit sich selbst nachdem Aoi gestern einfach so abgehauen war zierten noch seinen Schritt. Aoi... Uruhas dünne Augenbrauen zogen sich zusammen und bevor er noch weiter denken konnte war er schon in die Dusche gestiegen und ließ das Wasser über seinen Körper rinnen. Doch auch als er fertig gekämmt und angezogen war, hatte er nicht wirklich Lust, sich über letzte Nacht den Kopf zu zerbrechen und so betrat er eine geschlagene Stunde später so gut wie unvorbereitet den Frühstückssaal. Sofort erkannte er seine vier Bandkollegen in der hinteren rechten Ecke und machte sich sofort auf den Weg zu ihnen, wobei er fest stellte, dass sie wohl gar nicht so schlecht gelaunt sein mussten, wie es ihm sein Unterbewusstsein vorausgesagt hatte. Schließlich lächelte Aoi und das war bekanntermaßen kein schlechtes Zeichen. Ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen und einem fröhlichen „Guten Morgen“ kam er also bei ihrem Tisch an, doch kaum hatte er neben Reita Platz genommen, war dieser auf gesprungen und hatte ohne ein weiteres Wort den Raum verlassen. Der Dunkelblonde sah ihm verzweifelt hinterher; bildete er es sich ein, oder verschlimmerte sich die Situation zwischen ihnen beiden mit jedem Tag drastisch? Mit einem Seufzen wandte er sich wieder nach vorne, bereute es allerdings noch im selben Moment; eiskalte Stimmung breitete sich am Tisch aus. Aoi, der wie Ruki gegenüber von ihm saß, butterte sein Brötchen mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als ob er jeden Moment irgendjemanden ermorden wollte- und Uruha konnte sich gut vorstellen, dass er dieser jemand war- und der Vocal starrte verbittert in seine Kaffeetasse. Kais Gesicht konnte er nicht einmal erkennen, da sich dieser hinter einer Zeitung vergrub, doch eigentlich war er ganz froh darüber. Hunger hatte er nun keinen mehr, also beschloss er, sich nur einen Kaffee hinunter zu kippen und dann schnell wieder zu verschwinden. Doch wie immer kamen ihm die anderen zuvor; kaum hatte er eine Regung gemacht, hatte der Leader die Zeitung auf den Tisch geschlagen, seine Tasse mit einem Zug leer getrunken und machte es Reita gleich mit den Worten, „Ich hab noch was zu erledigen.“ Noch bevor Uruha dies realisiert hatte, schob sich auch vor ihm ein Stuhl zur Seite und das letzte was er vernahm waren ein paar genuschelte Worte des Kleinen, bevor die beiden verschwunden waren. Der Gitarrist starrte ratlos vor sich hin. Okay, er konnte verstehen, warum sein bester Freund sauer war, oder zumindest war das nichts neues mehr gewesen. Und er konnte definitiv nachvollziehen, warum Kai sauer war, immerhin hatte er gestern Nacht beinahe seinen Exfreund flachgelegt, für den er offensichtlich immer noch Gefühle hatte. Doch was zur Hölle war Ruki über die Leber gelaufen? Und warum saß eigentlich der einzige, der wirklich Grund hatte, ihm von nun an aus dem Weg zu gehen, als einziger noch mit ihm an einem Tisch? Das war doch bizarr; Uruha verstand die Welt nicht mehr. „Möchtest du nicht auch aufstehen?“, fragte er ironisch und schenkte sich endlich seinen Kaffee ein. „Nein“, meinte Aoi im Kauen und musterte ihn nun mit gelangweiltem Blick, „Ich möchte noch fertig Frühstücken.“ „Wow, wirklich nett von dir“, schmollend rührte er in dem heißen Getränk herum. Warum war die Welt eigentlich so ungerecht zu ihm? War er denn so ein schlechter Mensch gewesen...? Wahrscheinlich. „Es tut mir Leid...“, flüsterte er nach einer langen Schweigepause. „Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen.“ Ach nicht? „Und bei wem sonst? Bei Kai sicher nicht, der ist selber Schuld. Schließlich war er es, der Schluss gemacht hat.“ „Doch nicht bei Kai, der kriegt sich schon wieder. Er ist im Moment nur ein wenig gestresst, sonst nichts.“ Der Größere dachte einen Augenblick lang nach, „Bei...Ruki?“ Er wusste bei Gott nicht was er dem kleinen gegenüber falsch gemacht hatte. Nun erhob sich auch der vierte vom Tisch, „Du kapierst es einfach nicht, oder?“ Aoi funkelte ihn böse an, was war denn jetzt wieder los? „Was? Nein tu ich nicht und ich wäre froh, wenn mich endlich mal jemand aufklären würde was hier überhaupt los ist!“ Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf und setzte sich in Bewegung, „Vergiss es einfach.“ „Schön!“, schrie Uruha durch den Raum und nahm dabei keine Rücksicht auf die anderen Gäste, die ihn verstört ansahen. Sollten sie eben alle abhauen, er brauchte sie nicht! Er brauchte niemanden... Doch leider brauchten sie ihn und so wurde er noch am selben Abend von Kai buchstäblich an den Haaren zum nächsten Konzert gezogen. Er hatte so gar keinen Bock darauf und so hatte er 10 Minuten vor Beginn schon eine halbe Flasche Sake intus, was den Schlagzeuger nicht gerade glücklicher stimmte, doch angesichts der Umstände hielt er diesmal wohl seinen Mund. Er soll lieber froh sein, dass ich überhaupt spiele, dachte sich Uruha und leerte den Rest der Flasche auch noch. Was allerdings vielleicht keine so gute Idee gewesen war. Leicht wankend folgte er den anderen, die abgesehen von Kai alle zusammen kein Wort mit ihm gewechselt hatten seit dem Frühstück, auf die Bühne und das erste mal seit langem musste er sich anstrengen, die richtigen Töne zutreffen. Die nächsten Lives verliefen vielleicht ein bisschen weniger alkoholisierter, jedoch eines davon schlimmer als das andere- von seinem Standpunkt aus zumindest. Die anderen schienen sich immer schön zu amüsieren, besonders Reita und Ruki, die die Fans mit ihrem übertriebenen Fanservice fast zum Umfallen brachten. Doch den Höhepunkt erzielte sein bester Freund bei dem Konzert in Yokohama. Nach zwei Wochen hatte sich alles wieder halbwegs normalisiert gehabt, zwar waren die meisten Bandmitglieder immer noch schlecht auf ihn zu sprechen, doch wenigstens sprachen sie überhaupt wieder mit ihm und da sie in dieser Zeitspanne sowieso ein Live nach dem anderen gehabt hatten, war alles nicht zu dramatisch gewesen. Dachte Uruha zumindest. Es war in der Zugabe passiert, sie hatten gerade das Lied „Bite to all“ angestimmt; einen Song, den sie seit Ewigkeiten nicht mehr performt hatten. Sowohl Fans als auch Bandmember waren bereits ziemlich angeheizt und alle schienen zur Abwechslung mal ihren Spaß zu haben, zumindest bis der Große bemerkte, dass Reita sich plötzlich verspielt hatte. Ein wenig besorgt wandte er sich um, schließlich kam so etwas nur vor, wenn der Bassist oder jemand anderes kurz vor einem Zusammenbruch stand, so perfekt beherrschte er sein Instrument. Doch in diesem Moment war eher er derjenige, der am liebsten seine Gitarre auf den Boden geworfen hätte und von der Bühne gerannt wäre. Er konnte es kaum fassen; Aoi und Reita standen da und küssten sich. Mitten auf der Bühne. Und das war nicht nur irgendein Kuss, oh nein, das glich ja beinahe schon einem Softporno! Perplex drehte sich Uruha wieder um und musste fest stellen, dass er beinahe sein Solo verpasst hätte. Normalerweise hätte er sich an dieser Stelle zu Rukis Podest begeben sollen, doch er blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf sein Instrument und auch den Rest des Konzerts versuchte er, sich einfach nur auf seine Griffe zu konzentrieren. Sein Puls raste, als er nach dem Schwarzhaarigen den Backstagebereich betrat; er beschloss, nicht lange zu fackeln sondern ihn gleich zur Rede zu stellen. „Was zum Teufel sollte das?!“, brüllte er, vielleicht lauter als geplant, und packte seinen Kollegen am kragen, um ihn dann unsanft gegen die Wand zu drücken. „Was sollte was?“, fragte er ruhig und ein scheinheiliges Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Du weißt genau, was ich meine“, sagte er streng und verringerte den Abstand zwischen ihnen. „Ich habe nicht angefangen.“ „Uruha, was soll das?!“, hörte er Kais Stimme hinter sich, doch zu spät. Nach dem letzten Satz hatte er endgültig die Beherrschung verloren und beförderte den Kleineren mit voller Wucht Richtung Boden. Dann griff er erneut nach ihm, zog ihn zu sich rauf, holte aus und- plötzlich spürte er einen Schlag im Gesicht und konnte sich gerade noch an der Wand abfangen. Unter einem schmerzerfüllten Zischen presste er seine Hand auf seine Lippen, von denen Blut tropfte, während er sich mit der anderen abstützte. Als er schließlich aufsah konnte er seinen besten Freund erkennen, der mit eiskaltem Blick auf ihn herabsah und drohend mit den Fingerknöcheln knackste. Das war wohl sein endgültiges Todesurteil, dann konnte er auch gleich verschwinden. Er richtete sich auf, blickte noch einmal auf Aoi, der ebenfalls gerade dabei war, aufzustehen, und ging vorbei an Reita, der sich nicht einmal mehr umdrehte, und an Kai, der ihn völlig eingeschüchtert ansah. So kannte er ihn wohl nicht, aber das war nicht sein Problem. Es war ihm auch egal, ob er gerade in Bühnenoutfits und total auf-gestylt ab haute, er wollte einfach nur weg von hier. Weg von diesen Menschen, die er einmal seine Freunde genannt hatte. Draußen angekommen wartete er noch einen Moment, wischte sich das restliche Blut von den Lippen und atmete noch einmal kräftig durch, bevor er weiter ging. Hinter ihm hörte er eine Tür auf und zu gehen. „Wo willst du hin!“, hörte er den Schlagzeuger schreien, doch er reagierte nicht darauf. „Uruha!“ Und schon war er um die nächste Ecke verschwunden. Wo sollte er denn hin? Eine Bar wäre nicht schlecht gewesen... Am besten, er nahm gleich die nächste, an der er vorbei kam; dann hatte er wenigstens eine Chance, dass sich dort Fangirls aufhielten. Die konnte er dann alle der Reihe nach flach legen. Oh ja, das war ein guter Plan... Einen Fuß nach dem anderen setzend tastete er sich an der Wand entlang, nur nicht das Gleichgewicht verlieren. Uruha hatte keine Ahnung, wie er hier her gekommen war, doch er hoffte, er war im richtigen Stock. Geschweige denn im richtigen Hotel. Langsam machte er noch einen Schritt und blieb dann stehen, was war noch mal seine Zimmernummer gewesen? Zweihundertdreißig oder so... Vorsichtig tastete er sich weiter, bis er an eine Tür kam, die schon mal mit den Ziffern 2 und 3 anfing. So weit er erkennen konnte zumindest, vielleicht war es auch eine Sieben? Wie auch immer, er vertraute auf das Schicksal und klopfte einfach an die nächstbeste Tür. „Kai? Kai... bisu da? Ich... ich hab meinen Zimmerschlüssel nicht mit... bitte lass mich rein...“ Er klopfte noch ein paar mal, doch nichts tat sich. „Kai...“ Schön bald verließen ihn seine Kräfte, seine Augenlider schlossen sich und langsam sackte auch sein Körper zusammen- er schaffte es gerade noch, sich an der Tür entlang hinab rutschen zu lassen. „Reita...“ Das automatische Licht war schon längst wieder aus gegangen, als plötzlich das Holz, das seinen Kopf stützte, nach ließ und er nach hinten fiel. „Uruha, was machst du denn hier?!“, hörte er eine Stimme auf einmal sagen und er zwang sich, seine Augen zu öffnen. „Schlafen...“, war seine geistreiche Antwort, „Kai...lässt mich nich' ins Zimmer...“ Die Person über ihm hatte sich zu ihm hinunter gebeugt, erst jetzt ging das Licht wieder an, „Oh... hey Ruki...“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Kleinen erkannte; gleichzeitig fragte er sich, wann er den Sänger das letzte mal völlig ungeschminkt und im Pyjama gesehen hatte. Jedenfalls war es ein ziemlich ungewohntes Bild... aber irgendwie süß. „Alles okay mit dir?“, fragte er und sah ihn besorgt an. Der Gitarrist grinste ihn immer noch liegend an, „Alles bestens....“ Dann fielen seine Augen wieder zu. „Am besten, ich bring dich erstmal rein, hier kannst du ja nicht liegen bleiben. Kannst du aufstehen?“ Uruhas einzige Antwort war er murren, bevor er sich auf die Seite drehte, um es sich gemütlicher zu machen. Dann spürte er plötzlich zwei Hände unter seinen Armen und wurde in den Raum geschleift, begleitet von Flüchen, er sollte gefälligst mal abnehmen. Er wollte sofort protestieren, war allerdings zu müde und eigentlich hatte er sowieso gleich wieder alles vergessen gehabt. „Alles okay?“, er wurde mit dem Rücken an etwas Weiches gelehnt. Uruha wollte nicken, doch dann machte sich mit einem mal ein sehr ungutes Gefühl in seinem Magen breit. „Mir...is' schlecht...“ „Oh nein...“ Ein paar Sekunden später hing er bereits bei der Kloschüssel und erbrach so ziemlich alles, worauf ihn seine treuen Fans die letzten paar Stunden alles eingeladen hatten. Nachdem er sicher war, dass sich in seinem Magen nichts mehr befinden konnte, dass noch raus wollte, betätigte er die Spülung und lehnte sich schließlich an die kühlen Fließen des Badezimmers. Irgendwann kam Ruki ins Bad und kniete sich zu ihm, „Wie geht’s dir?“ Er wirkte immer noch so besorgt, so kannte er den Sänger doch gar nicht. „Ich fühl' mich elend...“ Der kleinere lächelte schwach, „Tja, so ist das nun mal. Auch ein Uruha muss so etwas einmal durch machen.“ Angesprochener murrte nur gequält auf, was den Vocal endgültig zum lachen brachte. „Komm her“, plötzlich zog er an seinem T-shirt und zog es ihm über den Kopf, „Das schöne Tourshirt... völlig vollgekotzt.“ Sie schwiegen ein paar Augenblicke, „Was hast du denn mit deiner Lippe gemacht?“ Uruha öffnete die Augen, um sicher zu gehen, dass Ruki ihn auch wirklich fragend ansah, schloss sie danach aber sofort wieder da ihm das helle Licht nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete. „Habn' dir die anderen gar nichts erzählt...?“ Stimmt, er war ja noch auch nicht anwesend gewesen, als er abgehauen war, da er noch länger auf der Bühne geblieben war. „Nein, sie haben mir nur gesagt, dass du abgehauen bist...“ „Akira hat mich geschlagen“, sagte er leise nach ein paar weiteren Sekunden Stille. „Wieso?“, fragte der andere in einem Ton, als ob das etwas völlig normales wäre, jedoch ein wenig verzögert. „Weil... weil ich Aoi schlagen wollte...“ „Wieso...?“, wiederholte er sich. „Weil er n' Arsch is!“, versicherte der Dunkelblonde ihm. Er wartete schon darauf, dass Ruki ein weiteres mal nach fragte, doch es kam nichts. Stattdessen spürte er, wie sich ein warmer Körper neben ihm setzte und Uruha zögerte daraufhin nicht lange, lehnte sich zur Seite und legte sich quer über Rukis Schoß. Sofort begann der Jüngere, ihm durch die Haare zu streicheln. „Ich hasse ihn...“, schmollte er. „Wen?“ „Reita!“ War doch offensichtlich... „Aber gerade hast du doch noch von Aoi gesprochen...“ „Aber Schuld an allem is' Reita! Er hat es ja nichmal' für wichtig empfunden, mir zu sagen warum er mich so hasst....“ Der Sitzende seufzte, „Du weißt es also wirklich nicht?“ Der Gitarrist schüttelte heftig den Kopf, ein wenig zu heftig, denn gleich wurde ihm wieder übel. „Ich, also... ich hab es auch nur durch Zufall mitbekommen aber... Als ich heute nach der Zugabe in den Backstagebereich gegangen bin, waren dort nur Aoi und Reita und, na ja...“ „Was?“, nuschelte er. Aoi wusste also doch etwas... „Rei hat Aoi seine Liebe gestanden.“ So war das also... Uruha wusste nicht, warum ihn diese Nachricht nicht so schockte, wie sie es eigentlich hätte sollen; vielleicht, weil er es in Wirklichkeit schon längst geahnt und nur verdrängt hatte. Verdrängt aus Angst, er könnte den Blonden verlieren... und nun hatte er ihn viel mehr verloren. „In Aoi also...“ Warum war eigentlich die ganze Welt in Aoi verknallt? Ein stechender Schmerz breitete sich in ihm aus, wieso nur? „Ruki...?“ „Ja?“ „Bist... bist du auch in Aoi verliebt?“ „Nein, bin ich nicht.“ Er hatte das gefühl, das war die ehrlichste Antwort, die er je in seinem leben erhalten hatte. Weitaus beruhigter schmiegte er sich noch mehr an den anderen an, der immer noch sanft über seine Haut streichelte. Er war kurz vorm einschlafen, als der Sänger noch einmal zu sprechen begann. „Ich liebe doch dich...“ Kapitel 4: Butterfly -------------------- tut mir leid, dass das so lange gedauert hat ;_; ich hatte einfach keine motivation lD'' das kapitel ist vlt eich wenig kompliziert, sorry, aber ich hab mein bestes gegeben >.<' have fun ps.: weer ist hier uke? XD _________________________________________________________________________________ Zögernd öffnete er die Augen, nach dem ein leises Murren über seine Lippen gedrungen war und verwirrt blinzelte er in das elektrische Licht an der Decke. Verschwommen erkannte er die Einrichtung eines Badezimmers, die ziemlich der des Hotels glich, in dem sie zur Zeit übernachteten. Das war schon mal ein gutes Zeichen, doch warum war er hier? Seiner ersten Theorie nach musste er ziemlich viel Alkohol getrunken haben, denn sein Kopf fühlte sich an als ob er gleich explodieren würde und auch sonst stand er noch ein wenig neben der Spur. Dem Geschmack in seinem Mund nach zu urteilen hatte sich sein Magen allerdings schon den meisten Getränken wieder entledigt; das erklärte dann auch, warum er hier vor der Toilette auf den Fliesen lag. Zumindest mit seinem Körper, sein Kopf schien auf etwas Weichem zu liegen, stellte er soeben fest, und vorsichtig drehte er seinen Kopf nach rechts. Beinahe hätte er den Sänger gar nicht erkannt, auf dessen Schoß er lag und der neben ihm an der Wand lehnte und offensichtlich schlief. Er wirkte ziemlich erschöpft, seinen Kopf hatte er in seinen Nacken gelegt und einige seiner gewellten Stirnfransen hingen schlaff in sein Gesicht. Uruha richtete sich mühsam auf, trotz des Gefühls, sich gleich wieder übergeben zu müssen, und stützte sich dann neben seinem Bandkollegen ab. Gott, war ihm schwindelig, alles um ihn herum drehte sich. Dann endlich kehrte auch langsam seine Erinnerung zurück, zumindest von den Ereignissen kurz nach dem Konzert und seit er unaufhörlich gegen Rukis Zimmertür gehämmert hatte.Was dazwischen noch alles passiert war, wollte er eigentlich gar nicht so genau wissen. Längere Zeit saß er da und blickte den jungen Mann neben ihm an, bis er sich irgendwann sicher genug fühlte und den Kleineren aufhob, um ihn zum Bett zu tragen. Draußen war es bereits hell, die Uhr auf dem Nachttisch verriet ihm, dass es 6:31 war. Er legte den Sänger auf der linken Seite ab und setzte sich dann zu ihm auf die Bettkante des Doppelbettes, nachdem er ihn zugedeckt hatte. Er war ihm wohl einiges schuldig, Reita hätte sich bestimmt nicht so um ihn gekümmert. Noch eine ganze Weile saß er da und dachte über Rukis Worte nach. War es wirklich wahr, war der Bassist wirklich in Aoi verknallt? Das würde zumindest sein Verhalten erklären, nachdem er beinahe mit diesem geschlafen hätte. Doch warum hatte er ihm nie etwas davon erzählt? Schließlich schien es keine Sache zu sein, die einfach so von heute auf morgen passierte. Genauso wenig, wie es sein konnte, dass sich der kleine Vocal einfach so von heute auf morgen in ihn verknallt haben konnte... Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, scheu blickte er zu der schlafenden Person neben ihm. Es konnte einfach nicht sein, er musste es sich eingebildet haben. Uruha konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Sänger, der jahrelang die Überzeugung teilte, nichts von Liebe oder etwas dergleichen wissen zu wollen, sich nun plötzlich in ihn verliebt hatte. Ausgerechnet in ihn, dem größten Arschloch, das zur Zeit herum rannte... Nein, er musste sich verhört haben, Ruki war ja nicht mal bi, geschweige denn schwul. Oder...hatte er seine Worte einfach nur missverstanden? Die Worte „Ich liebe dich“ könnten ja schließlich auch freundschaftlich gemeint sein. Verwirrt schüttelte er den Kopf, warum musste genau er in so etwas rein geraten? Wo er doch selbst nie ein großer Fan von Gefühlen gewesen war. Uruha stand auf, zwar war er immer noch etwas wackelig auf den Beinen, doch wenigstens sein Magen schien sich nun endgültig wieder beruhigt zu haben. Das war auch gut so, denn so wie es aussah hatte er nun eine ganze Menge wieder gut zu machen und da schien es vernünftig, am besten gleich damit anzufangen, auch wenn er hundemüde war. Entschlossen ging er zum Schrank und suchte ein paar Klamotten raus, die ihm wenigstens so halbwegs passten, immerhin konnte er nicht noch einen ganzen Morgen in seinen Bühnenklamotten herum rennen. Vor allem da sein Tourshirt nun wohl nicht mehr zu gebrauchen war... Er wusste zwar genau, dass Ruki es hasste, wenn man sich Sachen von ihm auslieh, aber dies war nun mal ein Notfall und so fischte er die wichtigsten Sachen aus dem Kram der im ganzen Zimmer verstreut war und verließ kurze Zeit später das Zimmer. Er fragte sich sowieso, wie er gestern nur ohne Handy, Geld und Zigaretten eine ganze Nacht lang überlebt hatte. Seine Fans mussten ihn wirklich lieben... Doch wo sollte er nun eigentlich hin? Er musste unbedingt mit Kai sprechen, doch einerseits würde der bestimmt noch schlafen und andererseits wusste Uruha nicht einmal so genau, was er ihm eigentlich sagen sollte. Und was war mit Aoi und Reita, konnte er den beiden überhaupt noch unter die Augen treten? Er atmete tief durch, okay, er musste sich erst einmal beruhigen, sonst würden seine Kopfschmerzen noch unerträglicher werden. Was er jetzt unbedingt brauchte war ein Kaffee, und zwar kein so ein ekliges Gemisch wie sie es hier im Hotel unverschämter Weise anzubieten wagten, sondern richtigen Kaffee. Also beschloss der dunkelblonde Gitarrist, erstmal in die Stadt zu gehen und sich dort bei Starbucks einen ordentlichen Cappuchino zu gönnen. Doch leider half ihm auch dieser nicht wirklich dabei, sich eine Lösung einfallen zu lassen, und so saß er fast geschlagene zwei Stunden in dem Café, beobachtete die Leute und rauchte eine nach der anderen von Rukis Zigaretten. Irgendwann musste er sich schließlich eingestehen, dass er keine andere Wahl hatte; er musste mit Kai reden. Doch wie so oft in letzter Zeit kam ihm das Schicksal zuvor... „Gibt ihn mir, dann erwürge ich ihn mit meinen eigenen Händen!“ Erschrocken fuhr Uruha zusammen, kaum hatte er die Lobby betreten, und eilig versteckte er sich hinter einem ihrer Staffs, die sich hier offensichtlich zu einer Besprechung versammelt hatten. Vorsichtig spähte er schließlich an dem Kleineren vorbei und konnte gerade noch dabei zusehen, wie ein anderes Crewmitglied dabei war, Kai davon abzuhalten, auf ihn loszustürmen. Uruha zuckte noch mehr zusammen, als sich ihre Blicke trafen; was auch immer er jetzt schon wieder ausgefressen hatte, diesmal würde er wohl nicht mit einer einfachen Entschuldigung ungestraft davon kommen. „W-was ist denn los...?“, fragte er kleinlaut, nachdem sich der Schlagzeuger wieder halbwegs beruhigt zu haben schien und er sich hervor trauen konnte. „Was los ist?!“, wiederholte der Dunkelhaarige aufgebracht und funkelte ihn wutentbrannt an; die anderen um sie herum hatten sich inzwischen schleunigst in Sicherheit gebracht. Bis auf eine Person zumindest; Uruha spähte zur Seite und konnte Aoi erkennen, der mit undefinierbarem Ausdruck am Sofa lehnte. „Das ist los!“, Kai drückte ihm eine Zeitung in die Hände und riss somit seine Aufmerksamkeit erneut auf sich. Zögernd schlug der Gitarrist das Klatschblatt auf und er brauchte nicht lange, bis er die richtigen Seiten gefunden hatte- auf einer von ihnen prangte ihm das Foto von einer Person entgegen, die ihm beunruhigend ähnlich sah. Er brauchte nicht einmal die Überschrift zu lesen, um zu wissen, dass der drei Seiten lange Bericht von seiner Sauftour letzte Nacht handelte. Verdammte Paparazzi...hatten solche Leute eigentlich kein eigenes Leben?! Er seufzte und schlug die Zeitung wieder zu; er wollte erst gar nicht wissen, was genau er verbrochen hatte... „Hast du irgendetwas dazu zu sagen?“, meinte Kai mit weitaus ruhigerer Stimme, was Uruha allerdings noch nervöser machte, und um seinen strengen Blick zu unterstreichen verschränkte er auch noch die Arme vor der Brust. „Nein...“, nuschelte er und lenkte seinen Blick schuldbewusst zu Boden. „Heute Abend wird es eine Bandbesprechung geben, das Konzert ist abgesagt.“ „A-aber...“, doch damit schien der Leader das Thema abgeschlossen zu haben, ohne ein weiteres Wort machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Treppe. Normalerweise hätte Uruha jetzt auf gegeben und vermutlich die nächstbeste Bar aufgesucht, um seine Sorgen zu vergessen, doch dieses mal nicht. Dieses mal würde er es nicht wieder auf sich sitzen lassen, es tat ihm schließlich verdammt noch mal Leid! „Kai, warte!“, schrie er und folgte dem Drummer bis nach oben in ihr Zimmer, vorher hatte dieser es nicht für Notwendig gehalten, sich auf Grund des Flehen von dem Dunkelblonden umzudrehen. „Was?!“, fragte er bissig und blieb inmitten des Zimmers endlich stehen. „Es...es tut mir Leid“, keuchte Uruha, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Das macht die Sache auch nicht wieder gut... Ich meine, was denkst du eigentlich, was das für Einflüsse auf unseren Ruf haben wird, geschweige denn auf unsere Fans!?“ Der Gitarrist brachte nur ein betretenes, „Ich weiß...“, heraus. Stille breitete sich im Raum aus, bis schließlich ein lauter Seufzer von den Lippen des Kleineren drang. „Was hast du dir denn nur dabei gedacht...?“, plötzlich wurde seine Stimme wieder sanfter; er schien wohl zu merken, dass die Sache diesmal nicht einfach so an ihm ab zu prallen schien. Demotiviert zuckte er mit den Schultern, „Die Sache mit Reita und Aoi hat mich einfach so fertig gemacht, dass... ich einfach nicht mehr klar denken konnte.“ Wieder herrschte eine Zeit lang Schweigen, „Liebst du ihn denn?“ Verwirrt blickte Uruha auf, „Wen?“ „Reita.“ „Nein... nein, ich denke nicht. Er ist mein bester Freund“, was sollte den das jetzt plötzlich? Fragend kniff er die Augenbrauen zusammen. „Das erleichtert die Sache um einiges.“ „Warum?“ „Weil das einige von uns dachten, oder besser, so ziemlich alle. Was glaubst du denn, warum er nichts mehr mit dir gesprochen hat? Bestimmt nicht, weil er dich so sehr hasst... Wobei ich mich aber fragen muss, wie er es eigentlich überhaupt mit dir ausgehalten hat bis jetzt.“ „Er...hatte also Schuldgefühle?“ schön langsam ging auch ihm ein Licht auf- Kai nickte. „Er war total fertig mit den Nerven.“ „Du weißt also davon? Von der Sache zwischen ihm und Aoi?“, fügte er hinzu, nachdem ihn Kai fragend anblickte. Ein leichtes Schmunzeln verließ seine Lippen, „Mein Gott, natürlich weiß ich es. Ich wusste es schon bevor die beiden es wussten.“ Erneut wanderte seine Augenbraue nach oben, „Was glaubst du denn, worüber wir damals so lange geredet haben, als du nichts besseres zu tun hattest, als dich aus Frust ausgerechnet über Aoi her zu machen.“ „Woher hätte ich das denn wissen können! Ich bin schließlich kein Hellseher...“ „Trotzdem!“, fuhr ihn der Schlagzeuger an, drosselte seine Stimme jedoch gleich wieder, „Man macht sich nicht einfach so an die Exfreunde seiner Kollegen ran, und schon gar nicht an die seiner Freunde.“ „Hab's ja kapiert...“, schmollte er, dann viel ihm etwas auf, „Moment, du hast gesagt, 'bevor die beiden es wussten', heißt das...?“ Erneut wanderte Kais Kopf auf und ab, „Er ist leider nur viel zu stolz um zuzugeben, dass er sich schon wieder in einen Typen verknallt hat“, fügte er mit einem leisen Seufzer hinzu. Perplex starrte er sein Gegenüber einen Moment lang an, dann klatschte er seine Handfläche gegen seine Stirn und ließ sich aufs Bett sinken, „Diese.... Idioten! Wie kann man nur so kompliziert sein?!“ „Das frage ich mich auch...“, der andere setzte sich neben ihn, „Jedenfalls schmollen sich beide seit gestern Nacht zu Tode.“ „Ich fass' es nicht...“ Nachdenkend schwieg Uruha kurze Zeit vor sich hin, „Aber, sag mal...stört dich das denn gar nicht? Immerhin ist er dein Ex...“ Laut atmete Kai ein und wieder aus, „Solange er glücklich ist, bin ich es auch.“ „Das ist gut“, ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, das der Schlagzeuger sofort erwiderte. „Sieht wohl so aus, als ob ich als einziger übrig bleiben werde“, grinste er schwach. Der Dunkelhaarige musterte ihn fragend, „Was meinst du damit?“ Da war es nun endlich, das typische Kai-grinsen. „Gar nichts.“ Er wollte weiter darauf eingehen, doch genau in diesem Moment holte ihn die Müdigkeit mit einem Schlag ein und erschöpft ließ er sich nach hinten fallen. „Alles okay?“ „Ja...ich bin nur sehr müde...“ „Ruh dich am besten erst mal aus, ich hab sowieso noch ein paar Sachen unten zu erledigen.“ „Okay...“, und schon fielen seine Augen zu, er war wirklich todmüde. Der kleinere der beiden war inzwischen aufgestanden, kramte noch ein bisschen herum und verließ schließlich leise den Raum. Geräusche weckten ihn, Uruha drehte sich im Bett herum und versuchte, sie zu ignorieren, doch jemand wuselte ununterbrochen im Zimmer herum. Er murrte etwas, dann hörte der Lärm auf und er konnte wieder einschlafen; als er das nächste mal auf wachte, war er alleine. Er drehte sich auf den Rücken und gähnte herzhaft, dann öffnete er seine Augen und stellte sofort fest, dass es bereits am dämmern war. Meine Güte, wie lange hatte er denn geschlafen? Jedenfalls fühlte er sich so frisch und ausgeschlafen wie noch lange nicht mehr. Obwohl, frisch? Er sollte dringend mal duschen und außerdem hatte er immer noch Rukis Sachen an, die schön langsam ziemlich eng wurden. Doch gerade, als er aufstehen wollte um sich ins Bad zu begeben, vernahm er einen lauten Knall und Schreie, die offensichtlich aus dem Nebenzimmer kamen. Uruha dachte einen Moment nach und brauchte nicht lange um darauf zu kommen, dass das Hotelzimmer neben ihnen von niemand anderen als Aoi und Reita belegt wurde. Sofort war er aufgesprungen und ins rüber gehastet, wo er Augenzeuge wurde, wie sein schwarzhaariger Kollege unaufhörlich gegen die Badezimmertür hämmerte. „Was ist hier los?“, brüllte er Aoi an, der sofort zurückwich und Uruha erschrocken ansah. „Was hast du gemacht?!“ Er ging zum Bad und versuchte, die Türklinke hinunter zu drücken, doch wie erwartet war abgeschlossen. „Ich wollte nur mit ihm reden!“, verteidigte sich Aoi, doch man konnte den schuldbewussten Unterton in seiner Stimme nicht überhören und auch sonst wirkte er untypisch nervös. „Reita?“, fragte er laut durch die Tür, jedoch etwas vorsichtiger, „Rei, ich bin's. Mach auf...“ Keine Reaktion. „Ich...ich muss dir etwas sagen, bitte mach auf.“ „Klar, weil er auch ausgerechnet auf dich hören wird.“ „Klappe!“, fauchte der Größere den anderen an, der sich zu seiner Verwunderung jedoch daran zu halten schien, weshalb er in Ruhe einen neuen Versuch starten konnte. Doch nachdem dies auch nicht half, beschloss er einfach, weiter durch die Tür mit ihm zu reden, hören musste der andere ihn schließlich, auch wenn er nicht antwortete. Wenigstens konnte er ihn dann nicht unterbrechen... „Aki, hör zu. Ich habe mit Kai gesprochen, ich weiß was du glaubst... was ihr alle glaubt. Aber es ist nicht so... natürlich bist du mir wichtig, du bist mir sogar verdammt wichtig, deshalb war ich auch so fertig die letzten Wochen und hab so viel Mist gebaut, weil... Weil ich einfach so Angst hatte, dich zu verlieren. Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben...“, er seufzte und lehnte sich kraftlos gegen die Tür, „Was red ich denn da, du bist die wichtigste Person in meinem Leben! Und ich brauche dich... aber nicht wegen Sex oder sonst was, sondern als Freund. N-natürlich war mir das zwischen uns beiden auch irgendwie wichtig... aber ich verzichte gerne darauf, solange du nur wieder mit mir redest... bitte“, er wartete noch einen Augenblick, doch hinter der Tür regte sich rein gar nichts. Resigniert senkte er den Kopf und auch seine Stimme wurde leiser, „Es tut mir Leid...“ Dann endlich vernahm ein ein Geräusch die der Tür, sofort wich er zurück und kurz darauf erkannte er seinen besten Freund vor ihm, mit zerzausten Haaren und völlig verheulten Augen, die er betreten auf den Boden gerichtet hatte. „Kleiner...“ Bei diesem Anblick legte sich sofort ein Lächeln auf Uruhas Lippen und alte Erinnerungen breiteten sich in ihm aus, vorsichtig hob er seine Arme und schloss den Kleinen darin ein, der sich sofort an ihn drückte. „Weißt du noch...“, begann er zu flüstern, „Die Zeiten, als du dich tagtäglich bei mir aus geheult hast?“ „Ich war ein Weichei...“, nuschelte der Blonde und beide kicherten. „Gott, seid ihr schwul...“ Sofort löse sich der Gitarrist von seinem Schützling, suchte mit funkelnden Augen nach der Person, von der diese Worte stammten, und stapfte dann wutentbrannt auf sie zu; „Hör zu, du aufgeblasener, egozentrischer, kleiner...“ „Kouyou!“, schrie der Bassist durch den Raum, wohl gerade noch rechtzeitig, bevor noch etwas Schlimmes passiert wäre. „A-aber er...“, stammelte der Größte, ließ Aoi dann aber doch wieder los. „Er meint es nicht so, nicht wahr?“ Der Dunkelhaarige schüttelte brav den Kopf, was Uruha mit zusammengekniffenen Augenbrauen zwischen den beiden hin und her blicken ließ; auf Reitas Lippen hatte sich mittlerweile ein sanftes Lächeln gelegt. Was ging denn hier ab...? Einen kurze Stille breitete sich zwischen ihnen aus, bis Aoi seine Stimme wieder erhob, „Rei, ich... Es tut mir Leid...“ Der Leadgitarrist blickte zu der Person, die immer noch neben der Tür stand, und ein regelrechtes Strahlen funkelte ihm entgegen. „Schon okay“, lächelte der Blonde, ging ein paar Schritte nach vor, bis er vor seinem Angebeteten stand, der immer noch mit den Händen in den Taschen dastand und verlegen zu Boden starrte. Er sah erst auf, als Reita seine Hand gehoben hatte und sie langsam durch die längeren Haare seines Gegenübers streichen ließ. Dann, ganz langsam, näherten sich ihre Gesichter und die beiden verschmolzen in einem vorsichtigen Kuss. „Scheint, als ob ich hier überflüssig wäre“, Uruha wandte seinen Blick ab und machte sich auf in Richtung Tür. Er peilte zwar nicht so ganz, was zwischen seinen beiden Kollegen gerade abging, aber das kapierte er auf jeden Fall. Doch der Bassist hielt in noch einmal auf, „Uruha?“ Angesprochener wandte sich mit einem „Hm?“ um. „Danke.“ Sie lächelten einander an, dann fiel dem Größeren noch etwas ein. „Ach ja und, Aoi-san?“ Der Dunkelhaarige blickte ihn fragend an, „Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, mach ich dich kalt.“ Nach langem Zögern legte sich auch auf Aois Mund ein Lächeln, „Ich werd's mir merken.“ Uruha verabschiedete sich mit einer Geste, die so viel wie, „Ich beobachte dich“, bedeutete, dann verließ er den Raum und fühlte sich zum ersten mal seit langem endlich wieder gut. Zumindest, bis er die Person am Gang erkannte, die vor seiner Zimmertür stand und nervös dagegen starrte... Kapitel 5: Passion ------------------ Der junge Mann zuckte verschreckt zusammen, als Uruha näher gekommen war und vorsichtig seinen Namen sagte. „Was machst du hier?“ Ruki sah ihn zuerst nervös an, dann senkte er seinen Kopf und richtete seinen Blick scheu zu Boden. „Ich, äh... wollte nur nach sehen, wie es dir geht.“ „Schon viel besser, danke“, lächelte er, musste dabei jedoch seine eigene Nervosität verstecken. Ob der Sänger wusste, dass er sein Geständnis gehört hatte? Wohl kaum, sonst hätte er schon längst eine Erklärung darüber abgegeben, oder nicht? „Ich bin dir wirklich einiges schuldig“, fügte er dann noch hinzu, nachdem der Kleine sein Lächeln nur schwach erwidert hatte. „Schon gut“, meinte sein Gegenüber und steckte die Hände in seine Taschen. „Ach ja und, ich hab mir ein paar Sachen von dir ausgeborgt, ich hoffe es stört dich nicht... ich bring sie dir zurück, sobald sie gewaschen sind.“ „...okay.“ Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen beiden aus, während sie wie angewurzelt vor der Zimmertür zu seinem und Kais Zimmer standen, und Uruha war sich nun definitiv sicher; irgendetwas stimmte mit dem kleinen Vocal nicht. „Kai war ziemlich sauer“, meinte er schließlich, worauf der andere aber nur verständnisvoll nickte. „Deshalb ja auch die Versammlung heute Abend...“ „Dann sehen wir uns ja dort“, meinte Ruki und wandte sich um. „Ja“, meinte er und hob seine Hand, um sich zu verabschieden, doch der Sänger war bereits in seinem Zimmer verschwunden. Uruha blieb noch einen Moment regungslos stehen, dachte kurz nach und seufzte schließlich kopfschüttelnd auf. Er hoffte wirklich, dass sich dieses Verhalten wieder legen würde, das war ja mehr als seltsam gewesen. Als er sein eigenes Zimmer betrat, verschwand er gleich im Bad um sich für die Besprechung in knappen zwei Stunden fertig zu machen, und eine heiße Dusche und zwei verbrauchte Tuben Haarpflegeprodukte später machte er sich schließlich auf den Weg in die Lobby, wo der Leader seiner Band schon bereit stand, um alle zusammen zu trommeln. Zur Verwunderung des Gitarristen war er jedoch zur Abwechslung mal der erste und da Kai wohl nicht in Redestimmung war, machte er es sich erstmal auf der Couch bequem. Uruha war ein wenig verwundert, dass der Schlagzeuger so schlecht drauf zu sein schien, schließlich hatte er am Ende ihrer letzten Begegnung im Zimmer noch ein Lächeln auf den Lippen gehabt. Vielleicht war er aber auch einfach nur angespannt, doch auf jeden Fall schien das gemeinsame Auftauchen von Aoi und Reita kurze Zeit später auch nicht gerade seine Stimmung zu heben. Das wiederum überraschte Uruha nicht, nicht einmal ein Blinder hätte übersehen können, was die beiden die letzten zwei Stunden so getrieben hatten. Getrieben im wahrsten Sinne des Wortes... Etwas eifersüchtig begutachtete der Gitarrist seinen besten Freund, auf das würde er nun so wie es aussah eine ganze Weile verzichten müssen. Schmollend wandte er sich dann zu Aoi, der gerade neben ihm Platz genommen hatte, sich aber auffällig anders als sonst bewegte. Was zum...? Uruha sah wieder zu Reita, der lässig mit den Händen in den Hosentaschen dastand und beinahe schon übertrieben gut drauf war, dann erneut zurück zu seinem Nachbarn, den er mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte. „Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte der Schwarzhaarige lächelnd und strich sich ein paar Haarsträhnen zurecht. „Nein... alles bestens“, meinte er abwesend, behielt seinen Kollegen aber im Auge. „Kannst du nicht einmal pünktlich sein?“, riss ihn plötzlich Kais Stimme aus den Gedanken und sofort fühlte er sich angesprochen, bis er bemerkte, dass er gar nicht ihn, sondern Ruki meinte, der soeben die Treppen herunter gestapft kam. „Musste noch duschen...“, nuschelte der Kleine und Uruha fiel auf, dass er mit seinem Anzug, den gestylten Haaren und der dicken Sonnenbrille in seinem Gesicht wieder mehr nach dem Sänger ihrer Band aussah, als bei ihren letzten beiden Begegnungen. Der Leader schien noch etwas sagen zu wollen, doch schon hatte sich der Vocal neben Aoi platziert und schien das Thema damit beendet zu haben. Nun endlich gesellten sich auch ihre Tourmanagerin und zwei andere Leute vom Staff, deren Namen ihm entfallen waren, zu ihnen auf die Bank, nachdem sie bis jetzt nur stumm in einer Ecke verharrt hatten und ebenfalls auf die anderen Member gewartet hatten. Dann tauchte noch ein anderer Mitarbeiter auf und stellte vor jede Person einen heißen Becher Kaffee und ein Glas Wasser. Uruha grinste in sich hinein, so einen Service bekamen eben nur sie. „Da wir also nun endlich vollzählig sind“, begann Kai, blieb dabei allerdings stehen, „Lasst uns mit der Besprechung beginnen. Als erstes geht es um das Konzert heute Abend, das abgesagt wurde.“ „Warum?“, warf Aoi sofort ein. „Weil es, wie du vielleicht bemerkt haben könntest“, fuhr Kai etwas sarkastisch fort, „Innerhalb der Band einige Probleme gibt, die zu klären sind. Oder besser gesagt, gab“, er machte eine Pause und sah abwechselnd zwischen Reita und seinem offensichtliche neuen Freund hin und her, was nun auch den Sänger aufblicken ließ, der bis jetzt nur interessenlos seine Ringe begutachtet hatte. „Hab ihr beide uns vielleicht irgendetwas mit zu teilen?“ „Nicht dass ich wüsste“, grinste der Schwarzhaarige frech, worauf er von dem Bassisten gegenüber einen bösen Blick erhielt, und sofort fror seine Mimik wieder ein. „Wir sind seit heute ein Paar.“ Und dann folgte eine Szene, die typischer nicht hätte sein können; Ruki, der gerade dabei war, einen Schluck von seinem heißen Getränk zu machen, schien die Nachricht so zu schocken, dass er so ziemlich den gesamten Inhalt seiner Mundhöhle auf den neuen Hosenanzug ihrer Managerin verteilte, die darauf empört aufschrie und einen riesigen Tumult veranstaltete. Die anderen Mitarbeiter versuchten, sie zu beruhigen, doch nachdem sie allen anwesenden diverse Schimpfwörter an den Kopf geworfen hatte und sich darüber beschwert hatte, wie unmöglich sie alle waren, verschwand sie mit den Worten: „Ich halte diese Band nicht einen Tag mehr aus...“ „Tut mir Leid...“, meinte Ruki schließlich, jedoch eher zu Kai, der immer noch perplex in die Richtung starrte, in die die junge Frau soeben verschwunden war. „Schon gut... sie war sowieso nutzlos“, zuckte er dann ein wenig amüsiert mit den Schultern, bevor er den Kleinen fragend musterte, „Hast du dich eben entschuldigt...?“ Uruha verstand seine Verwirrtheit darüber; immerhin musste es Jahre her sein, dass dem Vocal diese Worte ernsthaft über die Lippen gekommen waren, und auch er selbst wunderte sich darüber. „Jedenfalls“, fuhr der Leader schließlich fort, nachdem keinerlei Reaktionen mehr folgten, „Dürft ihr euch für das verpasste Konzert vor allem bei eurem lieben Bandkollegen Uruha bedanken, der es letzte Nacht wohl für nötig empfunden hat, alleine mit unseren Fans Party zu machen.“ „Ich hab mich doch schon dafür entschuldigt!“, warft Angesprochener sofort ein, während ihm sein schwarzhaariger Nachbar tödliche Blicke zuwarf. „Aber noch nicht bei den Fans, also wirst du heute ein Videotagebuch machen und dich bei ihnen dafür entschuldigen, dass wir wegen deinen Dummheiten ein Live sausen lassen mussten. Und keine Widerrede!“, bestimmte der Stehende, bevor er auch nur eine Chance gehabt hatte, zu protestieren. Den Rest der Besprechung, in der es eigentlich nur um die folgenden Konzerte und ihre momentane finanzielle Situation ging, schmollte der große Gitarrist vor sich hin und versuchte dabei, sich so gut wie nur möglich nirgends einzumischen, was ziemlich gut klappte. Wehmütig blickte er schließlich seinen drei Kollegen hinterher, die sich gleich, nachdem ihr Leader endlich fertig gesprochen hatte, auf den Weg in ihr Zimmer machen konnten, wobei Aoi und Reita dabei unheilvoll gut drauf zu sein schienen. Uruha sandte ihn noch einen bösen Blick im Vorbeigehen, bevor ihm Kai die Kamera in die Hand drückte und dieser dann ebenfalls verschwand. Das Leben war ja so ungerecht... „Verdammt, wir müssen in einer halben Stunde auf die Bühne also löst euch endlich voneinander und macht euch gefälligst fertig!“ „Schon gut, schon gut...“, meinte Reita, drückte den um einen Zentimeter Kleineren von sich weg und wischte sich mit dem Daumen über seine Lippen. Er grinste sein Gegenüber frech an, dann beugte er sich vor um ihm noch einen Abschiedskuss zu verpassen, doch Aoi packte den Blonden erneut und schon verschmolzen ihre Münder wieder, bis Kai die beiden endgültig voneinander trennte und sie unfreundlich in den Umkleideraum nebenan scheuchte. Uruha, der ihnen bis jetzt nur unauffällig aber so aufmerksam wie nur möglich zugesehen hatte, bezweifelte, dass das eine gute Idee war. Da hätte er ihnen ja gleich ein Kondom in die Hand drücken und sie ins Bad schicken können... „Das hält man ja nicht aus!“, bemerkte der Schlagzeuger schließlich aufgebracht, als die beiden verschwunden waren. „Ich meine, ist das zu fassen?“ „Es ist unfair...“, jammerte der Große und ließ sich demotiviert auf die Couch fallen. „Wenn das so weiter geht, bekomme ich noch einen Anfall.“ „Und ich bekomme Entzugserscheinungen, wenn ich nicht bald Sex bekomme...“ Schmollend griff er nach seinem Becher und trank ihn mit einem Schluck leer. Kai sah ihn kopfschüttelnd an, „Denkt ihr eigentlich alle nur an das eine?!“ „Ich kann doch nichts dafür...“, jammerte er und ließ sich quer über die Bank sinken, hörte den Leader noch seufzen und danach eine Tür zu knallen. Warum wunderte er sich eigentlich? War doch klar dass er deprimiert war so wie sich Reita und Aoi die letzten beiden Tage verhalten hatten- wo man hinsah waren sie nur am rummachen und rumflirten. Manchmal bereute Uruha es, die beiden auch noch zu einer Beziehung angestachelt zu haben. Er blieb noch eine Weile unmotiviert liegen, als die Tür außerhalb seines Blickfeldes erneut aufging und er einer Person hereinkommen hörte, danach lautes Rascheln und wühlen zwischen den Klamotten. Er richtete sich auf, um nach zu sehen, doch das einzige was er erspähte war ein wunderschöner entblößter Rücken, über den zu seinem Bedauernd jedoch schon einen kurzen Augenblick später ein weißes Hemd gezogen wurde. Interessiert ließ er seine Augen nach unten wandern, zu einem recht ansehnlichen Hintern, der von einer engen schwarzen Jeans geformt wurde. Sehnsüchtig leckte sich der Gitarrist über die Lippen, wie gern würde er ihn... Moment, was hatte er denn da für Gedanken?! Sofort wandte er sich ab und stöhnte erschrocken über sich selbst auf, um danach ein paar mal mit der flachen Hand auf seine Stirn zu klatschen. Er musste diese Vorstellungen schleunigst wieder los werden, wie konnte er an so etwas überhaupt nur denken? Das ging definitiv zu weit! Als er sich wieder umdrehte, hatte ihn Ruki, der gerade dabei war, den letzten Knopf seines Hemdes zu zu machen, auch schon bemerkt und sah ihn ein wenig verstört an. „Ich, äh...“, schleunigst senkte der Dunkelblonde seine Hand wieder, die bis zu dem Zeitpunkt immer noch vor seinem Gesicht verharrt hatte, „Sorry.“ So schnell wie möglich sprang er auf und verließ den Raum, worauf ihn der andere nur noch verwirrter angesehen hatte. Okay, dachte er sich, das war zu viel. Er brauchte definitiv etwas zum Abreagieren, jetzt dachte er ja sogar schon daran, mit Ruki zu schlafen! Wenn das so weiter ging würde er am Ende noch mit Kai im Bett landen, und bevor das passierte, landete er lieber wegen Anheuern von Prostituierten im Knast. Andererseits... ob dies bei ihrer momentanen finanziellen Lage so eine gute Idee war? Kai würde ihn da bestimmt nicht raus holen... Uruha lachte verzweifelt auf. „Alles okay mit dir?“, erschrocken fuhr er zusammen und wirbelte herum, dann staunte er nicht schlecht, als er er kannte, dass seine beiden Kollegen wohl tatsächlich dabei waren, sich für die Bühne fertig zu machen. „N-nein...ich meine, ja“, nuschelte er zu seinem besten Freund, ging hinüber zu dem Kleiderständer, auf dem seine Jacke hing, und schlüpfte ohne ein weiteres Wort hinein, den Rest seines Outfits hatte er ja bereits schon an. „Sag, wenn du etwas brauchst“, meinte Reita noch, doch der Gitarrist war bereits auf dem Weg nach draußen, um eine -oder besser gleich ein halbes Päckchen- zu rauchen. Er vermied Rukis Blickkontakt, als sie sich fünfzehn Minuten später vor der Bühne trafen, um ihr regelmäßiges Ritual vor einem Live zu vollziehen- in einem Kreis aufstellen und laut schreien. Obwohl Kai meistens der einzige war, der schrie... Auch auf der Bühne funktionierte seine Taktik ziemlich gut, dem Sänger aus dem Weg zu gehen, und er konnte den Auftritt zur Abwechslung mal genießen. Doch als sie das Lied „Hyena“ anstimmten, wurde er etwas nervös, schließlich war dies nach „Ruder“ der Song, in dem er und der Kleine üblicherweise den meisten Fanservice machten. Er blickte nach rechts, als der Part kam, und stellte dann erleichtert fest, dass Ruki es sich anscheinend gerade bei Reita gemütlich gemacht hatte, und so konnte er sich beruhigt mit einem Bein auf das Podest in der Mitte der Bühne knien, um seine Fans alleine anzustacheln. Erfreut an den Reaktionen und die Aufmerksamkeit der jungen Leute genießend hängte er sich noch mehr ins Zeug und kniete sich komplett auf die Erhöhung; wollte dann aber schließlich doch nicht zu weit gehen und war gerade wieder dabei, zu seinem Platz zurückzukehren, als sich plötzlich ein Arm um seinen Hals schlang. Uruha hatte keine Chance, einzugreifen: Sein Körper reagierte reflexartig, drückte sich an den anderen und warf den Kopf in seinen Nacken. Die wenigen Sekunden kamen ihm wie Stunden vor; langsam drehte er seinen Kopf nach rechts, konnte dem Anblick von Rukis verschwitzter Haut nicht widerstehen und öffnete seine Lippen, um dann mit seiner Zunge begierig über den Hals des anderen zu fahren. Dann stockte er, als der Sänger seine Hand über sein Schlüsselbein noch weiter hinab gleiten ließ, unter den Kragen seines T-shirts, und er keuchte kaum merklich auf. Ihre Fans kreischten, doch es interessierte ihn nicht. Am liebsten hätte er in diesem Moment einfach seine E-Gitarre auf den Boden geschmissen und Ruki mitten auf dem Podest einfach flach gelegt. Shit, allein bei den Gedanken daran bekam er schon beinahe einen Harten... Zum Glück lag seine Gitarre immer noch in seinem Schritt, apropos, er sollte sich langsam wieder auf seine Griffe konzentrieren bevor er sich noch verspielte. Doch schon einen Augenblick später hatte der Vocal seinen Arm wieder entfernt und Uruha blieb nichts anderes übrig, als so elegant wie möglich zu seinem Platz zurück zu schlendern: Bloß nichts anmerken lassen. So unauffällig wie möglich machte er noch einmal einen Blick zur Seite; wie schaffte es Ruki nur, so cool zu bleiben? Immerhin war er es gewesen, der ihn die letzten Tage kaum angesehen geschweige denn angesprochen hatte. Und er war es auch schließlich, der was von ihm wollte, warum hüpfte dann also gerade sein Herz so heftig in seinem Brustkorb auf und ab?! Doch leider verschwand dieses Gefühl auch den Rest ihres Lives nicht und so war er froh, als sie nach „Discharge“ endlich die Bühne verlassen konnten; hoffentlich mussten sie keine Zugabe geben... Zur Sicherheit verschwand der Gitarrist gleich mal im Bad, während den letzten Songs hatte sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen ausgebreitet. Erschöpft und schweißgebadet wusch er sich das Gesicht und stützte sich dann am Rand des Waschbeckens ab; ihm war so verdammt heiß, dass er kaum Luft bekam. Dann plötzlich ging die Tür hinter ihm auf, er blickte auf in den Spiegel und atmete noch einmal tief durch, bevor er sich schließlich umdrehte und Ruki direkt ins Gesicht sah. Warum zum Teufel war er ihm gefolgt? Was wollte er denn... Er schien es wohl selbst nicht so genau zu wissen, denn der Kleine stand einfach nur da und blickte ihn ausdruckslos an. Oder vielleicht sogar ein wenig erwartend? Uruha schloss die Augen und senkte den Kopf, was sollte er denn erwarten? Er kicherte innerlich auf, das war einfach nur lächerlich. Ironisch lächelnd blicke er zur Seite, dann wieder zu der Person vor ihm. Wie er da stand, keuchend und völlig fertig vom Konzert, mit nassgeschwitzten Klamotten und verklebten Haarsträhnen, die zerzaust über seine Augen hingen. Warum tat er ihm das an? Sein Herz pochte, er konnte nicht widerstehen. Sein Verstand sagte nein, doch jede einzelne Faser seines Körpers sagte ja- schrie schon beinahe nach dem leidenschaftlichen Kuss, in dem die beiden Männer nur einen Augenblick später verschmolzen, nachdem er Ruki einfach gepackt und seine Lippen so fest auf die des Sängers gedrückt hatte, als ob sein Leben davon abhängen würde. Der kleinere reagierte sofort, öffnete seinen Mund einen Spalt, in welchen der andere nicht eine Sekunde zögernd mit seiner Zunge eindrang, und krallte sich mit aller Kraft an ihn. Uruha spürte, wie sich sein Körper an seinen eigenen drängte, legte seine Hand an seine Hüfte, die andere vergrub er in Haaren des Vocals. Wild erkundete er die Mundhöhle des anderen und keuchte begierig auf. Der Gitarrist konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, doch eins wusste er ganz bestimmt: Dies war definitiv der verlangendste Kuss, in den er je verwickelt war. Doch wie es zu erwarten war wurde er schon eine Sekunde nach dieser Feststellung von der Tür unterbrochen, die erneut aufgerissen wurde. „Alles klar?“, fragte Reita und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zwischen den beiden hin und her. „Ja...“, hauchte sein bester Freund, nachdem Ruki, der soeben blitzschnell einen Meter zurück gehechtet war, nur seinen Kopf gesenkt und geschwiegen hatte. Der Blonde musterte sie noch einmal aufmerksam, dann verschwand er in einer der Kabinen. Uruha schluckte, bevor er auf die eingeschüchterte Person vor ihm starrte; beide keuchten noch immer. Er wollte etwas sagen, er wollte ihm sagen, dass er es wusste; es wäre ihm sogar egal gewesen, dass Reita es hätte hören können. Doch er brachte es einfach nicht fertig, er war zu feige. Und mit eingezogenem Schwanz stieß er sich vom Waschbecken ab und ließ den Kleinen wie angewurzelt und mitten im Raum stehen. Kapitel 6: Sex? --------------- OMG. ich habs geschafft....ich habs tatsächlich geschafft Q__Q *selbst nicht glauben kann* nach mooonaten abe ich dieses kapitel »endlich« fertig geschrieben XD' es tut mir so dermaßen leid dass das so ewig gebraucht hat T^T' aber eins versprech ich euch, es hat sich definitiv gelohnt >//w//