Pantomime von Pokerface (Winterwichtelgeschichte für Faunk) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hallo Faunk! Also … Ja, ich hab ja n bisschen gestöhnt, als ich diesen Meter Text gelesen hab, was du dir alles wünscht etc. Und ich glaube, irgendwo hast du geschrieben hast „Schreib einfach was du willst“. (Kann auch sein, dass ich mir gewünsch hab, das zu lesen.) Nun, wie dem auch sei, ich habs getan xD Statt das Thema zu nehmen, bei dem ich ncihts falsch machen kann, hab ich mich an was anderes gewagt und hoffe, dass dir deine Geschichte gefällt! Sie is n bisschen ungewöhnlich für mich, merk ich so um nachhinein. Und ich denke, ich werd sie weiterschreiben... Mir persönlich gefällt die Idee und ich find so irgendwie... hats fortsetzungspotenzial. Ja, okay, ich bin ja schon still xD Viel Spaß! Pantomime Das erste Mal, als Norah gegen die Unsichtbare Wand gelaufen war, war sie erstaunt stehen geblieben, hatte sich umgesehen und schließlich die Luft vor ihr abgetastet, um zu sehen, ob da wirklich etwas war. Einige Passante in der Gasse sahen sich nach der Frau um, die sich seltsam voran tastete, gingen jedoch immer weiter. Als es das zweite Mal passierte, reagierte Norah ähnlich, hielt es aber für einen Windstoß oder etwas in dieser Art, der sie zurück geworfen hatte, doch sie hob wieder den Blick und bemerkte mit gerunzelter Stirn den klaren Himmel und die laue Brise, die nur sanft an ihrer Kleidung zog. Das dritte Mal, als es passierte, machte sich Norah ernsthafte Sorgen um ihre geistige Gesundheit. Heute war das sechste Mal, das sie gegen eine unsichtbare Mauer lief. Wieder blieb sie stehen, und wieder sah sie sich um, mit dem klammen Gefühl im Bauch, das irgendwas mit ihr nicht stimmte. Immerhin lief sie gegen Wände, die nicht da waren … „Wenn mich irgendjemand hören könnte, die stecken mich doch in die Klapse“, murmelte sie leise, während sie sich umsah. Gott sei Dank befand sie sich in einer leeren Gasse, sie konnte sich also sicher sein, dass sie zumindest niemand gehört hatte. Mit einem Seufzen drehte Norah sich um, wollte gar nicht die Richtung gehen, in der sie die Wand vermutete, und stieß wieder gegen etwas. Erschrocken prallte sie zurück, als sie bemerkte, dass es ein Mann war, den sie angerempelt hatte. „Verzeihung …“, sagte das Mädchen und Verlegenheit wich Verwunderung, als sie den Mann musterte, der sie seinerseits streng ansah. Das erste, was ihr auffiel, war sein seltsamer Kleidungsstil; Er hatte eine enge, schwarze Stoffhose und einen Pullover mit hohem Rollkragen derselben Machart an, und sein Gesicht war so blass, dass es fast so wirkte, als hätte er es weiß geschminkt- und wenn Norah die beiden tränenförmigen Punkte betrachtete, die unter seine Augen gemalt waren, musste es wirklich Schminke sein. „Oh Gott, was bist denn du für einer?“, platzte es aus ihr heraus, was den strengen Blick des Mannes nur verschärfte. „Du läufst ständig gegen meine Wände“, sagte er, ohne auf sie einzugehen. „Mir egal, wie du dich hier gibst, aber sei doch ein bisschen vorsichtiger.“ Mit offenem Mund sah Norah den Fremden an, der sie Arme verschränkt hatte und die Nase rümpfte. Dann wandte er Norah den Rücken zu, die noch immer in totalem Unverständnis auf den Fremden starrte. „Ha- Halt!“, stammelte sie, als sie ihre Stimme wieder fand. „Deine … Wände?“ Der Mann hielt inne und warf Norah einen Blick über die Schulter zu. Mit gerunzelter Stirn stand sie da und sah ihn so an, als hätte er ihr so eben eine bahnbrechende Erkenntnis enthüllte. „Bist du blind? Oder was ist es, dass du wie einer von diesen Gefühlslosen durch die Welt läufst?“ Noch immer rührte sich die Frau nicht, sah noch immer verwirrt aus, sodass sich der Fremde ganz umdrehte und wieder auf sie zuging. „Wer bist du eigentlich?“ „Norah … Moment mal, Wände?!“ Mit einem Mal hatte sie ihre stimme wieder gefunden. „Willst du mich verarschen? Da ist nichts!“ Mit einer wilden Handbewegung zeigte Norah hinter sich. „Das war nur wieder eins dieser physikalischen Phänomene, die mich in letzter Zeit zu verfolgen scheinen.“ Ihr Gegenüber sah sie noch immer skeptisch an, als müsste er überlegen, ihr wirklich zu glauben, dass da keine Wand hinter ihr war. „Du siehst sie echt nicht?“, fragte er schließlich, womit Norah überhaupt nicht gerechnet hatte. „… Hä?“, konterte sie schlagfertig und war einmal mehr froh, sich hier in einer sonst leeren Gasse zu befinden. „Ich muss jetzt wirklich gehen, war ausgesprochen nett, mit dir zu reden.“ Auf dem Absatz wandte sich die junge Frau um, streckte fast schon reflexartig den Arm aus, um sicher zu stellen, dass nichts vor ihr war und eilte dann davon. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Denn der Unbekannte stand nur da, und tippte sich nachdenklich ans Kinn, bevor er nach etwas Unsichtbarem vor sich griff, es leicht anstiess, und im nächsten Moment so verschwand, als hätte er eine Türe geschlossen. Von einem Ende des Horizonts bis zum anderen war der Himmel in einem sanften Grün gefärbt; sein Nachbar war also noch nicht Zuhause. Mit einem zufriedenen Lächeln schielte Jacques de Navarre aus dem Fenster, dann beugte er sich wieder über die verschiedenen Bücher, die auf dem Tisch lagen, und blätterte ein wenig herum. Weder Das Pantomimen- Lehrbuch, noch die Legenden oder das Buch mit dem vielversprechenden Titel „Pantomime in der anderen Welt“ konnten ihm bei seiner Suche nach Antworten helfen. War so etwas in der Geschichte der Pantomime noch nie geschehen? Mit einem Seufzen rieb sich Jacques das Kinn. Das konnte doch nicht sein … Er wusste, dass es viele Menschen gab, die glaubten, Pantomime zu sein. Es gab sogar schulen, die die „Stille Kunst“ unterrichteten, doch was Jacques da gesehen hatte, war nicht mehr als Schabernack. Hätten sie tatsächlich die Gabe, die ein richtiger Pantomime besaß, würden sie wohl kaum ihre Zeit damit verschwenden, in irgendwelchen Klassenzimmern zu sitzen, wenn es eine ganze Welt hab, die sie mit ihren Händen alleine schon erforschen und neu bilden konnten. Aber das jemand seine Wände spürte, aber nicht sehen konnte … Sowas zutiefst Seltsames war Jacques noch nie unter gekommen. Was mach ich denn jetzt … Grübelnd erhob sich der Pantomime, trat an ein Fenster und öffnete es. Als er dann den Kopf aus dem Fenster streckte, befand er sich mit seinem Oberkörper in der Gasse, in dem er diesem Mädchen begegnet war. Er wandte seinen Blick einmal in beide Seiten und nickte dann entschlossen. Als gewissenhafter Pantomime war es seine Pflicht, dem Mädchen auf den Zahn zu fühlen. Am besten so, wie es begonnen hatte. Norah blieb wie angewurzelt stehen, als sie den Mann von vor ein paar Tagen erneut in der sonst leeren Gasse traf. Eine Sekunde nur starrte sie ihn an, ihr Herz schlug dabei einen Tick schneller, dann wandte sie sich sofort um und wollte in die entgegengesetzte Richtung fliehen, doch wurde sie von einem kräftigen Zug aufgehalten. Nur langsam wandte sie den Blick wieder, ahnte aus irgendeinem Grund bereits, was geschehen war, und fand ihren Verdacht tatsächlich bestätigt. Der seltsam geschminkte Mann hatte ein unsichtbares Seil in der Hand, und als er daran zog, spürte Norah einen weiteren, starken Ruck, der sie praktisch zwang, wieder auf den Fremden zuzugehen. „Lässt du mich wohl los?!“ Wütend fuchtelte das Mädchen mit den Händen und befreite sich umständlich von dem Seil, als sie es zwischen die Finger bekam und warf es zu Boden. „Was bist du eigentlich für ein Spinner!“, rief sie zornig und trampelte noch einmal auf das Seil, während das Grinsen des Fremden noch breiter wurde. „Ich bin Jacques de Navarre, meines Zeichens Pantomime, Mademoiselle“, stellte er sich vor, ein fast schon triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Stutzig sah das Mädchen Jacques an, bis sie schließlich begriff, was sie da gerade mit dem Seil gemacht hatte. Stumm starrte Norah das nun vor ihr liegende Seil an, während sich eine unnatürliche Kälte in ihren Eingeweiden breit machte. „W... W...“, war das einzige, was sie herausbrachte, und versuchte dabei zu erfassen, was gerade passiert war. Er hatte doch kein Seil in der Hand gehabt … Und dennoch lag hier ein hellgrünes Hanfseil. Norah wusste nicht genau warum, aber sie wusste, dass es hellgrün war und sie wusste auch, dass es aus Hanf war. Oh mein Gott, ich bin verrückt … „Mademoiselle?“ Norah zuckte, als sie die Hand des Pantomimen auf ihrer Schulter spürte. Fragend sah Jacques sie an, mit einem freundlichen Glitzern in den Augen, das ihr auf eine seltsame Art und Weise Vertrauen einflößte. „Du kannst also doch sehen“, sagte der seltsame Mann leise und hob dabei das Seil auf. Dann zeigte er auf eine gelbe Türe mit rosa Türrahmen, von der sich Norah sicher war, das sie vorher nicht da gewesen war, deren Existenz sie jetzt aber komischerweise nicht allzu seltsam fand. Mit dem Arm um ihre Schulter gelegt, stieß Jacques die Türe auf und wusste, dass jetzt die wildesten Gefühle und Eindrücke in dem Mädchen aufkommen mussten. Er wusste zwar nicht, wie genau es sich anfühlte, das erste Mal seine eigene Fantasie zu … spüren viel mehr als zu sehen; schließlich war er wie jeder andere eigentlich schon immer mit dieser Welt verbunden und in dieser Welt unterwegs gewesen. Ein Lächeln stahl sich unbemerkt auf Jacques' Lippen. Als ob das eine andere Welt wäre … Und tatsächlich, als Norah das helle Grün des Himmels, das sich mit blau und braun vermischte, sah, war sie im ersten Moment schockiert. Doch sie kam recht schnell darauf, dass sie ja den Verstand verloren hatte, und dass das nichts Ungewöhnliches war für Leute, die ein Rad ab hatten. Immerhin hatte sie Pantomime sowieso für sehr seltsam gehalten, dass sie tatsächlich magische Kräfte hatten, sollte sie eigentlich überhaupt nicht wundern. Sie lächelte offen, als Jacques ihre Hand nahm, was er etwas zögernd erwiderte. Zu seinem Glück schien sie nicht zu merken, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, wie er denn jetzt genau was machen sollte, doch ein kurzer Blick aus dem Fenster verschaffte seiner Ratlosigkeit abhilfe. Das Meer! So langweilig und grau wie die Welt der Blinden war, hatte er sie kaum betreten, wirklich nur, wenn die Notwendigkeit es gebot. Aber das Meer hatte er sich gerne angesehen, dort hatte er immer am stärksten den Fluss der Kreativität gespürt. Vielleicht würde da Norah auch ihre eigene Fantasie entdecken, statt nur in seiner zu leben. (Obwohl er sich eingestehen musste, dass sie jetzt ziemlich gefasst wirkte.) Stumm deutete der Pantomime auf die Klippen, die man von seinem Fenster aus sah und machte dabei eine leichte Handbewegung. Und statt verwirrt nachzufragen, was Jacques in diesem Moment erwartet hatte, nickte sie fröhlich, und begleitete ihn dann ohne Wenn und Aber aus dem Haus. Sie wusste also auch instinktiv, was er ihr sagen wollte, ohne dass er das mystische Schweigen brechen musste … Schulterzuckend nahm er das hin und führte Norah über die farbenfrohe Wiese, die mit jedem Schritt, den die beiden taten flüsterte und raschelte, eine sanfte Melodie summte, wenn der laue Wind über ihre Spitzen zog. Das Mädchen schien das ganze zu genießen, denn sie grinste fast schon, während sie ihre farbige Umgebung betrachtete; doch auf die Idee, sich einzumischen und sich selbst hier einzubringen kam sie nicht. Wahrscheinlich hielt sie das alles noch für eine verrückte Fantasie oder sonst irgendein Hirngespinst. Aber nicht mehr lange. Nicht, sobald sie das Meer sah … Als sie am Rand der Klippe angekommen war, legte Jacques Norah beide Hände auf die Schultern und sah sie intensiv an, und das Mädchen konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als sie seinen Blick erwiderte. Dann drehte er sich zum Meer um und bedeutete ihr, es ihm gleichzutun. Unter ihren Füßen erstreckte sich eine unendliche Weite von azurblau, die einfach nur still da lag und nichts tat. Es gab keine Brandung, und man konnte kein Boot oder sonstiges ausmachen, Norah war sich noch nicht einmal sicher, ob in diesem seltsamen Blau überhaupt etwas lebte. Doch dann grinste der Pantomime hob seine Hände und machte eine Bewegung als würde er versuchen, das Meer zu sich zu ziehen; Und das Wasser gehorchte. Langsam kam es in Wallung, Wellen bildeten sich, die fröhlich im Licht der goldenen Sonne schillerten und in einem sprühenden Farbregen zerbrachen. Norahs Herz klopfte laut, als sie selber spürte, wie Jacques alleine mit seinen Händen das Meer neu formte, eine Welle nach der anderen. So etwas Schönes konnte ihr Verstand ihr doch nicht vorgaukeln … Erst nach einigen weiteren Momenten drehte sich das Mädchen zu Jacques um, der mit einem mystischen Lächeln die Hände sinken liess. „In unserer Fantasie ist alles möglich, Norah. Das ist die Gabe, die wir Pantomime besitzen“, sagte er schließlich, auch wenn er wusste, dass er eigentlich auf die Worte hätte verzichten können. Denn er sah in den Augen des Mädchens, dass sie vollkommen verstanden hatte, und auch an dem Gras, das sich unter ihren Füßen hellrot verfärbte. „Und jetzt komm!“ Mit einem Lächeln hielt Jacques ihr eine flache Dose ist, die sich als Schminkdose herausstellen sollte, als Norah sie öffnete, doch sie musste ihren Blick schnell wieder auf das Meer richten, das noch immer schillerte und schimmerte. „Ich möchte dich deinen neuen Freunden vorstellen. Sie freuen sich bestimmt schon, dich zu sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)