Glasprinzessin von D-Rabbit ================================================================================ Prolog: Der Fremde ------------------ Anna sass auf ihrem Stuhl und blickte zum Fenster raus. Nanako stand unten und redete mit ein paar Jungs. Ihr blondes, langes Haar fiel über ihre Schulter und endete etwas oberhalb ihres Hinterns. Anna musste grinsen. Nanako drehte sich um und ging zum Schuleingang, flankiert von drei weiteren Mädchen. Sie ist einfach zu beliebt, Anna setzte sich auf ihren Platz, nur zwei Minuten später kam Nanako ins Zimmer, erblickte ihre beste Freundin und stürmte auf sie los. „A-chan! Zum Glück, ich habe dich ja so vermisst!“ „Nana-chan“, Anna wurde beinahe in der Umarmung ihrer Freundin zerquetscht. Ihr Klassenzimmer füllte sich langsam. Sie waren zehn Mädchen und 13 Jungs. Anna mochte alle ihre Klassenkameraden, abgesehen von einem Jungen – Rei. Er war von Anfang an frech gewesen, jeden Tag hatte er sie gemobbt und war stinkt frech zu Nana-chan. Er war ein Genie in der Schule, obwohl er nie in der Schule ist. Seine Freunde sind Schläger, Nutten und Drogendealer. In der Schule wird er zwar von allen akzeptiert, aber auch nur, weil sie Angst vor ihm haben. Heute war wieder so ein Tag, wo er seinen Arsch in die Schule bewegte, obwohl auch ihm klar sein müsste, dass es für alle einfacher wäre, wenn er gar nicht mehr kommen würde. Rei sass neben Nanako und bewarf sie immer wieder mit Papierknollen. Anna sass zu weit weg um es ihm zurück zu zahlen. Als es zur Mittagspause klingelte gingen Anna und Nanako hinauf aufs Dach, es war ihr Lieblingsplatz, man konnte den ganzen Schulhof von dort oben beobachten. Nanako betrat als erste das Dach, ging nach links über die schmale Mauer und lies sich dahinter nieder. Anna folgte ihr. Sie hatte heute ein Bento mitgebracht, Nanako mochte gebratenen Tintenfisch, Reisballen und Karotten. „Hast du gestern das neue PEACH gekauft?“, Nanakos Stimme war klangvoll und jeder, der sie hörte, hob den Kopf um heraus zu finden wem diese süsse Stimmte gehörte. „Ja! Es stand ein kleiner Artikel über euch darin, ich konnte es fast nicht glauben, ihr habt es in dieses Heft geschafft, obwohl ihr noch nicht mal eine japanische Band seit!“ „Wir singen auf Japanisch und Kyoshi, so wie auch Run vertreten den Visu-Look“ „Run habe ich schon lange nicht mehr gesehen, wie geht es ihm?“ Nanako grinste ihre Freundin an, sie wusste, dass sie sehr an Run, dem Drummer ihrer Band, hing. Es war eine lustige Mischung von einer Band; Kyoshi und Run waren Japaner, Nanako Engländerin, Raphael Schweizer und Jun-Ho Koreaner. „Er vermisst dich. Ich soll dir ausrichten, dass du Mal wieder zu einer Probe kommen sollst.“ Verlegen musste ich lachen. Nanako stiess mich an und lachte ebenfalls. Gemeinsam assen wir von unserem Bento. Anna musste sich mal wieder selbst loben, denn es war köstlich! Sie hörten wie die Tür des Dachstockes aufging und schauten über die kleine Mauer. Rei stand davor und blickte sich um – Anna verschluckte sich an ihrem Reis als sie ihn erblickte und hustete, was seine Aufmerksamkeit auf die beiden Mädchen zog. Grinsend ging er sie zu und griff einfach ins Bento. Anna ergriff seine Hand und zog ihn von der Mauer zu uns herunter, er fiel, konnte sich aber noch im letzten Moment verstellen, so dass er nicht auf die Nase flog. Anna war etwas überrascht, wie schnell er doch reagieren konnte. Rei wirbelte herum und packte Annas Haare. Sie schrie auf und drehte sich weg, Nanako machte einen Schritt zur Seite. Rei schlug Anna ins Gesicht und knallte sie auf den Boden. Anna strampelte mit den Beinen, konnte jedoch nichts ausrichten. Rei sass auf ihr und blickte sie finster an, Anna konnte geradewegs spüren wie er überlegte, ob er sie nicht doch umbringen sollte, doch sein Verstand schien zu gewinnen. Er liess langsam ihre Arme los, kaum waren sie frei, schlug Anna ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie krallte ihre Nägel in seinen Kopf und biss ihn als er mir seiner Linken ihr den Mund zu halten wollte. Er schrie. Nanako drehte sich zur Dachtür um und entdeckte einen der Lehrer. Er rannte auf sie zu und erblickte die beiden anderen. Rei hatte Anna schon wieder einigermassen unter Kontrolle, musste aber gut auf ihre Beine achten, die immer wieder nach ihm schlugen. Der Lehrer griff ein, Nanako packte Anna und zog sie von den beiden Männern weg. Sie schlug noch immer um sich und realisierte im Moment noch gar nicht das es nicht mehr Rei sondern Nanako war, die sie festhielt. Rei hielt sich seine Hand und versuchte das Blut zu Stoppen, welches ihm an der Hand runter lief. Der Lehrer nahm ihn an der unverletzten Hand und zog ihn mit zum Treppenhaus, Nanako folgte mit Anna. Zu viert gingen sie ins Krankenzimmer, die Ärztin musste lache, als ihr der Lehrer erzählte, was passiert war, denn normalerweise war es Rei der die anderen verletzte und nicht umgekehrt. Anna hatte es gar nicht so schlimm erwischst, sie hatte bloss eine kleine Beule im Gesicht, die aber schon bald schön farbig sein würde. Anna ging langsam nach Hause, Nanako ging neben ihr und grinste. „Es ist nicht witzig!“ „Doch. Genau das ist es. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du dich so wehren würdest! Und noch dazu gegen Rei“, Nanako lachte und legte Anna einen Arm um die Schulter, „Ich muss dich leider hier verlassen, denn ich muss jetzt zu der Probe, komm doch mit, Run würde sich sicher freuen.“ Anna schüttelte den Kopf. Sie wollte nur noch nach Hause, sie hatte die Nase voll. Nanako gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lief davon. Jetzt war sie wieder alleine. Einsam ging sie weiter. Bevor sie zu der Kreuzung kam, bei der ihr Haus stand, musste sie sich noch die Schuhe binden, die blöden Schnürsenkel gingen immer wieder auf. Sie konnte die Schritte hören und blickte, noch immer am binden, auf. Ein Mann stand vor ihr, er war gross, dünn und hatte eine Zigarette im Mund. Sein Mandel berührte fast den Boden und sein dunkles Haar hatte er im Nacken zusammen gebunden. Er lächelte und kniete sich nieder. „Hallo“ „Guten Tag“, Anna schaute ihn verblüfft an, er kam ihr irgendwie bekannt vor. „Ich hasse Schnürsenkel, die gehen immer wieder auf, egal wie hart man sie bindet, nicht wahr?“ Sie erstarrte, was wollte er von ihr? Sie nickte zaghaft. „Du hast dich heute wacker geschlagen. Fand es lustig, als du ihn gebissen hast, er Typ nervt dich wohl.“ Er wusste von Rei? Von dem Vorfall? Wer war er? „Weißt du, ich beobachte dich schon sehr lange, du bist etwas ganz besonderes. Ich mag dich, du bist witzig, still und eine gute Freundin.“ „Kennen wir uns den?“, ihre Stimme zitterte. „Ich dich, du mich nicht.“ „Wer sind sie den?“ „Ich? Ich bin ein Mann, der dich an einen anderen Ort bringen wird, ich bin der Gegenstand der dir helfen wird deine Träume zu verwirklichen, der dich zu einer Königin machen wird, sobald die Zeit dafür gekommen ist.“ Anna erhob sich. Der Mann tat es ihr nach. Er hatte grüne Augen, sie stachen richtig hervor und er war noch grösser, als er Anna zuvor schon vorgekommen ist. Er spickte den Zigarettenstummel weg und zündete sich gleich wieder eine Neue an. „Denk doch bitte an jemanden, der bei dir grosse und starke Gefühle hervorruft.“ Jemand der in ihr grosse, starke Gefühle hervor rief? Rei! Sie spürte wie Wut in ihr hoch stieg. Sie ballte die Hände zur Faust, die Nägel bohrten sich in ihre Haut. „Nun geh nach Lavon“ „Wohin?“, noch während sie die Frage aussprach, merkte sie wie Kälte sich in ihrem Magen ausbreitete, sie hatte das Gefühl, als würde sie etwas von ihnen aufsaugen. Sie fing an zu zittern. Der Mann trat an sie heran, legte seine grossen, schweren Hände auf ihre dünnen Schultern und lächelte: „Möge dich dein Herz führen. Mögest du deine Wirklichkeit erblicken und dich nicht vor ihr verstecken. Geh nach Lavon, Glasprinzessin.“ Dunkelheit überfiel sie. Ihre Augen schlossen sich und sie liess sich fallen, dachte an Nanako, aber es war zu spät…. Kapitel 1: Rei -------------- Es war nicht das Licht der Sonne, das ihre Wangen berührte, sondern das Licht einer Kerze. Langsam öffnete sie ihre Augen. Es war dunkel in dem Raum, aber es waren zarte Gerüche um sie herum; Rose, Lavendel und etwas Zitrone. Sie drehte den Kopf und blickte die weisse Kerze an, die schon zur Hälfte nieder gebrannt war. Sie lag auf einem weichen Bett und war in eine grüne Decke gewickelt, es war sehr angenehm. Auf dem Tisch, auf dem die Kerze stand, war ein Stuhl und auf diesem sass ein schlafendes Mädchen. Anna setzte sich langsam auf. Wie lange hatte sie geschlafen und wo war sie überhaupt? Merkwürdigerweise, war sie sich sicher, dass ihr hier in diesem Raum keine Gefahr drohte. Das Bett quietschte. Die Sitzende hob den Kopf und blickte mit verschlafenen Augen in Annas Gesicht. Es vergingen zwei, drei Sekunden bis das Mädchen ihre Umgebung realisierte, dann geschah alles blitzschnell. Sie schnellte hoch, rannte zur Tür, verschwand, erschien wieder, erklärte Anna das sie im Bett bleiben solle, verschwand wieder, nur um nach einer Minute zurück zukehren und Anna mitteilte, dass das Essen so gleich kommen würde. Sie legte ihr ein wunderschönes blau, schwarzes Kleid über den Stuhl und wartete bis sich Anna aus dem Bett gekämpft hatte. Dann zog sie eine Wand hoch, packte Anna am Arm und zog sie aus und geschwind wieder an. Anna kam gar nicht nach, so schnell ging alles. Dann durfte sie sich auf den Stuhl setzen und warten. Anna ergriff die Gelegenheit und fragte die Kleine, wo sie war. Das Mädchen errötete: „Herrin, sie sind in Lavon, ihrer Heimat. Ich bin Luve. Ich bin beauftragt worden auf sie Acht zu geben, bis sie erwacht sind und sie dann zu begleiten um von Runen-sama in die Heiligen Aufgaben der Glasprinzessin eingeweiht zu werden.“ Glasprinzessin? Hatte dieser komische Typ nicht auch dieses Wort gebraucht? „Was ist die Glasprinzessin?“, fragte Anna neugierig. „Menschen die durch den Spiegel in eine andere Welt reisen und ohne ihn wieder zurückkommen. Das sind Spiegelmenschen“ Anna überlegt kurz, war sie schon Mal in eine andere Welt gereist? Sie glaubte nicht. „Aber ich bin noch nie in einer anderen Welt gewesen.“ „Doch, doch. Sie sind hier geboren und dann wurden sie in die andere Welt gebracht, um wenn es so weit ist wieder hier hin zukommen. Aber bitte, fragt besser Runen-sama weiter aus, der weiss viel mehr, als das ich jemals wissen kann.“ Bevor Anna doch noch was fragen konnte, ging die Tür zu dem Zimmer auf und zwei Frauen betraten es. Die Jüngere trug einen Krug und zwei Gläser, die andere brachte Brot, Fleisch und Käse. Beide stellten ihre Gaben auf den Tisch und verliessen das Zimmer mit einem Nicken wieder. Luve nickte zurück. „Sie dürfen essen, ich werde ihnen etwas Wasser einschenken, wenn ihnen das recht ist.“ „Ja, gerne.“ Luve schenkte zu erst Anna ein, dann sich selbst und setzte sich auf das Bett. Anna ass zu erst gar nichts von dem Essen, bis Luve ihr erklärte, dass der Koch gekränkt sein würde, wenn sie nicht mal ein klein wenig davon probieren würde – Anna fragte sich kurz, warum der Koch gekränkt sein sollte, alle drei Sache konnte man in den Läden kaufen. Sie ass vom Brot und liebte es. Es roch nach Apfel, war aber zum essen wie jedes andere auch, der Käse hatte einen leichten Zimt Geschmack, was nicht so lecker war und das Fleisch schmeckte nach Chili, Anna liebte Chili. Luve schmunzelte und nahm einen Schluck von dem kühlen, klaren Wasser. Anna ass alles auf und bedankte sich dann. „Sie müssen uns nicht danken, Nadeshiko-san, es ist alles selbstverständlich. Wir dienen ihnen gerne.“, sie lächelte und blickte zu dem grossen Fenster hin, es war stock Dunkel draussen. „Wie hasst du mich eben genannt?“, Anna war sich nicht sicher ob sie sich nicht nur verhört hatte. „Nadeshiko-san“ „Mein Name ist aber Anna.“ „Der König und seine Frau entschieden sich aber damals für den Namen Nadeshiko. Und jeder hier im Lande wird sie auch so nennen, oder sollten wir das ändern?“ Anna überlegte ganz kurz: „Nein, belassen wir es bei Nadeshiko, aber da der Name doch etwas lange ist, wäre ich froh, wenn ihr mich einfach Shiko nennen würdet“, Anna war mit dem Namen Nadeshiko zufrieden, ihr hatte ihr Name nie wirklich gefallen und Nadeshiko war ein sehr schöner Name, genau wie der Kurzname Shiko. Luve nickte. Dann gab sie Anna noch einen Moment um sich im Spiegel zu betrachten. Das Kleid war traumhaft. Es hatte lange Ärmel, ihre Schultern waren frei und es war von der Taille aus breit. So wie es die Adelsdamen im Mittelalter getragen haben. oben war es blau, dann lief es ins Schwarz hinein und ganz zu unterst, wie am Ende der Ärmel und beim Hals hatte es einen leichten, zierlichen goldenen Abschluss, der verschnörkelt war. Sie lächelte und blickte Luve glücklich an. Gemeinsam verliessen sie das Zimmer, stiegen die Treppen hinab und kamen in einen riesigen Raum, nach dem sie noch mal durch eine Tür gegangen sind. An den Wänden hatte es blaue Teppiche. dazwischen waren Kerzenhalter angebracht, doch keine Kerze brannte. Woher das Licht, welches den Raum durchflutete, kam, blieb Anna ein Rätsel. Auf dem Boden hatte es fünf Tische, auf jedem von ihnen stand ein Strauss Blumen. Anna entdeckte Lilien, Rosen, aber auch drei Sorten von Blumen, die sie nicht kannte. Und es stand ein Sessel in dem Raum. Anna brauchte etwas Zeit um zu begreifen, dass sie wohl gerade im Thronsaal stand. Die Tische standen nicht, wie auf den ersten Blick gemeint, einfach quer irgendwo im Raum, sondern waren so hingerichtet, dass sie einen Weg bildeten, der zum Thron führte. Langsam gingen die beiden Mädchen auf den Thron zu, kurz vor ihm blieben sie jedoch stehen. Ein Schatten löste sich vom Thron und lächelte Anna an. Luve verbeugte sich leicht, wich aber nicht von Annas Seite. Der Mann kam zu ihnen. Er hatte einen Bart und fröhliche Augen. Er trug einen Mantel, der bis zum Boden reichte und in der Rechten hielt er einen Stock: Er erinnerte Anna an den Mann, der sie hier hin geschickt hatte. „Runen-sama, dass ist Nadeshiko, die Glasprinzessin.“ „Ich danke dir, Luvena. Geh jetzt bitte zurück an deine Arbeit, ich habe mit der Prinzessin zu reden.“ Luve nickte, verbeugte sich noch Mal und verliess den Raum. „Prinzessin, ich weiss, ihr habt bestimmt viele Fragen an mich, wo ihr hier seid, wer ihr genau seid und was sie hier sollen. Ich werde euch diese Fragen alle beantworten, doch habt noch etwas Geduld, zu erst möchte ich wissen, warum ihr von einem Mann und nicht, wie ich gesehen habe, von einer Frau begleitet worden seid. Ihr müsst wissen, ich habe mich bisher sehr selten getäuscht und deshalb war ich doch sehr überrascht, als ihr hier erschienen seid und das in Begleitung eines Mannes.“ „Eines Mannes? Jemand ist mit mir hier hingekommen?“, Anna war überrascht, bisher hatte niemand von einem Begleiter gesprochen und der Typ, der sie hier her geschickt hat, hatte auch nichts von einer zweiten Person gesagt. „Ja, wartet“, er pfiff und drei Personen kamen herein. Rei ging in der Mitte, ich und Trasso gingen neben ihm. Ich war nervös, denn ich sah die Glasprinzessin zum ersten Mal, was eigentlich den meisten Menschen von Lavon so ging, wenn nicht gar allen. Anna stand vor dem Thron und blickte uns entgegen. Rei erkannte sie zu erst nicht und als es dann so weit war riss er nur erstaunt die Augen auf. Ich blickte ihn von der Seite her an und erhaschte etwas in seinen Augen das mich erschreckte, damals konnte ich nicht genau sagen, was es war, heute bin ich mir sicher, dass es Mordlust war. Anna trat einen halben Schritt zurück und versteifte sich leicht: „Rei…“, ihre Stimme stockte. Rei blickte sie an. Dann senkte er den Kopf und blickte zu Boden, tat er es damit sie den Ausdruck in seinen Augen nicht sah oder weil er sich sonst nicht unter Kontrolle hätte halten können? „Ihr kennt euch also?“ „Ja, aber ich.. ich mag ihn nicht.“ „Und warum hast du ihn dann mitgebracht?“ „Ich hätte ihn niemals freiwillig mitgenommen!“ „Mein Gesandter, hat er dir nicht gesagt, dass du an jemanden denken sollst, den du magst?“ Anna zuckte den Kopf zu ihm herum. „Nein. Er meinte, ich solle an jemanden denken, der in mir starke Gefühle auslöst und da ich mich an diesem Morgen mit Rei geprügelt habe, war er der Erste der mir in den Sinn kam, mit all dem Hass den ich für ihn hege!“ Keiner sagte etwas dazu, jeder dachte nach. Runen stand einfach da und blickte von Rei zu Anna und wieder zurück. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich hatte Lust Rei zu schlagen; er hatte sich mit unserer Prinzessin geschlagen, aber ihr schien das gar nichts zu machen, warum sollte ich mich dann einmischen? „Ich hätte dich heute umbringen sollen, dann wäre ich jetzt nicht in dieser Scheisse.“, er hatte bisher noch nie gesprochen, weshalb ich vollkommen von seiner rauchigen, starker Stimme in den Bann gezogen wurde und gar nicht begriff, was er gesagt hatte. „Weißt du, wenn der Lehrer nicht gekommen wäre, vielleicht wärst du jetzt wirklich tot, ich hatte dich schon so weit, doch dann hörte ich mein Gewissen, war schade.“ Ich schlug zu. Trasso wich einen Schritt zur Seite als Rei auf den Boden knallte. Ich hatte ihm die Faust mitten ins Gesicht geschlagen. „Töten ihn“ Runen drehte sich zu Anna, ihr Gesicht war von Rei abgewandt, aber ihre Worte waren deutlich. Ich blickte Runen an, der Anna anstarrte. Rei arbeitete sich auf die Knie hoch und fluchte vor sich hin. „Prinzessin…?“, ich zitterte, jemanden schlagen ist etwas anderes als ihn zu töten. Runen schüttelte den Kopf: „Bringt ihn hinunter ins Verliess, aber tötet ihn nicht.“ „Noch nicht“, hängt Anna an, in ihren Augen stand dieselbe Mordlust wie in Reis. Hastig griff ich nach Reis Arm, Trasso nahm den anderen und gemeinsam brachten wir ihn hinunter. Rei liess es mit sich geschehen ohne sich zu wehren oder noch etwas zu sagen. Die Tür fiel ins Schloss. „Du kannst nicht einfach jemanden umbringen lassen, wir brauche keine Böse Prinzessin, sondern eine Gütige.“ „Dann bin ich, wenn es um Rei geht, wohl die Falsche! Such dir doch eine andere Prinzessin!“ Runen schüttelte traurig den Kopf: „Das wäre nicht richtig“ Anna starrte ihn finster an, woher wollte er wissen was richtig und was falsch war? Sie hasste Rei und das seit dem Tag, als er Nanako das erste Mal etwas zu leide tat und ihr später auch. Nanako, sie könnte jetzt hier sein. Könnte, war es aber nicht, stattdessen war der Abschaum hier. Ich öffnete die Tür und betrat noch Mal den Thronsaal, die beiden standen immer noch da und stritten sich anscheinend. Anna hatte mir davor keine wirkliche Aufmerksamkeit geschenkte, weshalb ihr erst jetzt auffiel, wie sehr ich ihrem heimlichen Schwarm, Run, glich. Sie stürmte auf mich zu, ich dachte sie wolle mich töten, da ich Rei noch nicht getötet hatte, aber sie warf sich mir an den Hals und fing an zu weinen. Perplex strich ich ihr über den Kopf. Sie presste sich an mich und heulte, anders kann man es wirklich nicht mehr ausdrücken. „Run! Bitte, hilf mir. Rei ist hier und du weißt, wie ich ihn doch hasse.“ Runen kam zu uns, legte die Hand auf meine Schulter, lächelte sein, du wirst das schon schaffen, Lächeln und ging aus dem Raum. Ich stand einfach da, eine weinende Prinzessin drückte sich an mich und ich, unerfahren mit Mädchen strich ihr in einem gewissen Takt immer wieder über den Kopf; das was mich daran an meisten schmerzte war, dass sie mich nicht Taro sondern immer zu Run nannte. Plötzlich fing die Erde an zu beben. Ich umarmte Anna und hielt sie eng an mich gepresst. Vor uns öffnete sich der Boden, ich ging Schritt für Schritt mit ihr zur Tür zu. Anna blickte zurück und sah den Spalt. Die Fenster des Saals würden zerstört und Glas fiel auf uns herab. Zwei Wachen sprangen in den Saal und wollten uns helfen, doch sie fielen in den zweiten Spalt, der sich direkt vor der Tür erstreckte. Runen hielt innen, er hielt sich an der Turmmauer fest so gut er konnte. Als das erste Beben endete rannte er die Wendeltreppe hinunter, verflucht sollte die Zeit sein, denn ihm blieb nicht mehr viel. Unten stauchte er einen Wachmann zusammen der ihm am Ende den Weg zu Rei zeigte. Dieser sass an die Wand gelehnt da und blickte vor sich auf einen Fleck am Boden. „REI!“, Runen bremste und entnahm dem Wachmann die Schlüssel, „auch wenn es euch beiden nicht passt, ihr seid gemeinsam hier her gekommen, also müsst ihr auch zusammen arbeiten, so wie ich es gesehen habe!“ „Du hast eine Frau gesehen, vielleicht hast du dich ja da auch geirrt, was das zusammen arbeiten anbelangt“ Runen trat ins Verliess und packte Rei am Hemd. „Hör zu, Junge“, sagte er mit donnernder Stimme, „du wirst ihr jetzt helfen oder ich bringe dich gleich hier und jetzt um!“ „Ich will bloss nach Hause, wenn ich durch den Tod dort hin komme, tu es“ „Damit du nach Hause kommst, musst du der Prinzessin helfen, ihr müsst diese Welt retten, du musst ihr Begleiter sein, nur so kommst du nach Hause. Für deine Welt würdest du sogar sterben, also kannst du es schaffen mit der Prinzessin zusammen zu arbeiten! Oder?“ Rei schwieg, hier sterben oder ein Anna helfen, es war für ihn keine leichte Entscheidung. „Na gut, ich helfe ihr. Wie?“ „Wir werden wohl gerade von den ‚Blauen Göttern’ angegriffen, das sind Leute die die Prinzessin töten wollen oder einfach entführen, ich weiss es nicht genau. Beschützte sie erst Mal vor ihnen, dann schauen wir weiter.“ Rei nickte und Runen liess ihn wieder auf den Boden: „Sie und Taro müssten noch im Thronsaal sein“ „Bekomme ich eine Waffe?“ „Geh hinauf in den Saal und sag deinen Namen, die Waffe wird dich suchen und finden.“ Rei rannte los, er wollte zurück, er musste zu seiner Mutter und dafür würde er alles tun! Kapitel 2: Der Feind -------------------- Rei rannte, seine Lunge brennte, doch er wollte hoch. Anna klammerte sich an mir fest und ich mich an der Kante; wir waren gerutscht und gefallen, doch ich konnte mich im letzten Moment noch halten. Anna drückte ihr Gesicht in mein Hemd und weinte. Unwissend was ich tun sollte hielt ich mich mir einer Hand fest und mit der anderen unterstützte ich die Prinzessin nicht zu rutschen. Dann vernahm ich die Schritte, jemand rannte wie ein Wilder die Treppen herauf – Hoffung keimte auf als ich Rei erblickte. „Anna!“, erschrocken kniete er sich nieder, ergriff ihren Arm und zog sie zu sich hoch. Erleichtert atmete ich auf; sie war in Sicherheit. Rei schob Anna zur Treppe und kam noch Mals zu mir, ich blickte auf und lächelte „Danke“ „Ich will bloss nach Hause, darum helfe ich euch“ Ich musste lächeln und half ihm mich hoch zu ziehen. Er erstarrte. Ich folgte seinem Blick, der an irgendetwas hing, das sich wohl hinter mir abspielen musste. Eine Frau schwebte in der Luft und landete elegant auf dem Thron – der aus einem nicht bekannten Grund noch stand, obwohl rings um her alles in die Tiefe gefallen war. Mit sanftem Blick streifte sie mich, dann würde er düster und zornig. Ich wusste nicht was geschah, aber der Raum wurde kühler, immer wie kälter, dann sah ich den ersten Frost, schnell wurde Eis daraus. „Eisprinzessin!“, ich konnte es nicht glauben, warum war sie mit der Glasprinzessin in derselben Zeit, das hatte die Prophezeiung nie gesagt. Beide Frauen sollen ein eigenes Zeitalter haben. „….Nana…Nanako?“, zitternd erhob Anna und starrte zu ihrer Freundin hinüber. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Unsicherheit, Angst, Hoffung und ein lächeln. „Nicht mehr, meine Kleine. Nicht mehr.“ Nanako hob ein Arm, drei Männer liessen sich in den ehemaligen Thronsaal nieder. „Früher war ich sie, jetzt bin ich es nicht mehr; ich bin Yuvra, die Eisprinzessin. Ich bin hier um dich zu töten, du gehörst nicht in diese Welt, warum bist du überhaupt hier her gekommen? Hat es nicht gereicht, dass ich in unserer Welt etwas manipulierte habe?“ Rei horchte auf. „Manipuliert?“ „Ja, damit nicht ich sondern jemand anderes mit ihr hier herkommt, du warst zum Glück so nett und hast meinen Platz eingenommen, dafür muss ich dir wohl danken; Danke.“ „Ich kann auf deinen verdammten Dank verzichten! Du miese…!“, Rei biss sich auf die Lippen, was hatte der Alte noch mal gesagt? Geh hinauf und sage deinen Namen, die Waffe wir kommen, welche dir gehört, oder so ähnlich. „Ich bin hier, Ich Rei Walker. Komm zu mir, du die mir gehörst!“ Nanako hob eine Augenbraue und verzog den Mund zu einem Strich. Einer ihrer Männer keuchte auf und lies sich etwas an dem Seil in die Tiefe fallen „ Herrin Yuvra, der Bogen und die Pfeile!“ Nanako blickte zu ihm herüber und sah wie sich die besagten Gegenstände aus der Wand lösten und auf Rei zuschossen. Sie knurrte. Rei grifft, als hätte er nie etwas anderes gefangen, nach dem Bogen und den Pfeilen, den Halter zog er sich um und verstaute die Pfeile darin, einer behielt in der Hand so wie den Bogen. „Rei“, Anna stand direkt hinter ihm und schaute noch immer zu Nanako, „tu ihr bitte nicht weh.“ „Falls sie mich töten will, oder dich, werde ich sie umbringen, darauf kannst du dich verlassen.“ „…wenn sie mich umbringen will… magst du mich etwas?“ Er drehte sich zu ihr um und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Annas Herz schlug ihr bis zum Hals, würde er sie jetzt etwas küssen? „Nein, ich mag dich noch immer nicht, aber du bist hier die Prinzessin, also bin ich dir verpflichtet – und lieber dir als dieser Schnepfe da drüben“ Anna schloss die Augen, sie spürte wie das Herzklopfen der Wut platz machte; Wut über sich selbst und das was Rei eben gesagt hatte. Aber was war den mit ihr los? Warum hatte sie gehofft, er würde sagen, ja weil ich dich mag? Das kam bloss daher, dass dieser Idiot mich gerettet hat, dachte sie wütend. Rei spannte einen Pfeil auf dem Bogen uns liess ihn los. Nanako duckte sich unter ihm hindurch und schleuderte einen kleinen Glasdolch nach ihrem Gegner, ich rannte Rei zur Hilfe und rammte einem Mann, der Rei von hinten angreifen wollte mein Schwert in den Bauch. Dann stand Nanako hinter mir. Ich fuhr herum, sah ihren eisigen Blick und spürte wie etwas sau kaltes sich mit einer grausamen Wucht durch meine Rippen bohrte. Meine Prinzessin schrie meinen Namen, rannte, ergriff meinen Arm und fiel mit mir in die Tiefe. Rei sah es aus den Augenwickeln und liess sich ebenfalls fallen, wie ein Adler schoss er auf uns zu. Seine Hand packte Anna an der Schulter, dadurch zog er sich zu uns runter und konnte auch mich fassen. So stürzten wir zu dritt nach unten. Anna krallte ihre Nägel in meinen Arm und schrie aus Leibenskräften. Ich presste bloss die Augen zusammen und hoffe auf ein kleines Wunder. Rei schrie nicht, hatte aber auch die Augen geschlossen, ich konnte seine Hand spüren, die sich ängstlich an meiner Hüfte geklammert hielt. Der Aufprall war hart, die beiden anderen fielen auf mich, ich hörte schon als ich aufschlug wie meine Knochen brachen, spürte wie Blut in meinen Mund lief und wie ich bewegungsunfähig wurde. Dieses Gefühl ist berauschend. Anna bewegte sich, sie fuhr über meine Brust und bemerkte den Stein der daraus hervorragt. Rei bewegte sich ebenfalls, aber erst nach dem Anne geschrieen hatte. Die beiden zogen mich hoch und legten mich neben dem Stein wieder zu Boden. Ich lächelte und schloss die Augen. Kapitel 3: Glaskraft -------------------- Es war dunkel als ich meine Augen wieder öffnete. Ich spürte wo mich der Stein durchbohrt hatte, er musst wohl meine Wirbelsäule irgendwie durchbrochen haben… Ich wagte es mich langsam auf zu setzten; es tat kaum weh. Nicht weit von mir entfernt lagen Rei und Anna. Eng umschlungen schliefen sie dort, der Kälte trotzend. Ich war verwirrt. Sie gaben einander wärme, aber mich liessen sie einfach hier liegen und erfrieren? Bis mir der Gedanke kam, dass sie mich wohl für tot halten mussten. Einen solchen Sturz würde ein normaler Mensch nicht überleben, vor allem dann nicht, wenn er noch aufgespiesst wird. Lächelnd ging er zu ihnen und rüttelte leicht an ihren Schultern. Rei fuhr hoch, doch ich winkte ab. Ein Ausdruck von Unglauben erschien in seinem Blick - vielleicht noch etwas… Angst? Anna rieb sich in den Augen. Verschlafen schaute sie mich an und wäre fast wieder eingepennt. Rei schlug sie. Ich konnte nichts tun, ich starrte ihn bloss an und dann Anna, die sich die Wange hielt und Rei anstarrte. Etwas hatte sich verändert. Keine Mordlust mehr… Anna senkte den Blick und fuhr dann zusammen. Sie zuckte mit dem Kopf herum und schaute mich an als sähe sie einen Geist. Ich lächelte bloss. „Aber.. aber wie ist das möglich… Taro? D-du lebst?“, sie zitterte, ebenso ihre Stimme. „Ja. Es ist eigentlich ganz einfach. Mir wurden als ich noch klein war fünf Glasstücke in den Rücken gepflanzt, es gibt verschiedenes Glas und das, welches ich in mir trag ist Heilglas; es kann mich also heilen. Doch das Glas kann seine Kräfte bloss entfachen, wenn die Glasprinzessin den Körper berührt, ob absichtlich oder nicht.“ „Woher will das Glas wissen, ob es die Prinzessin war oder nicht?“, Rei sass mit verschränkten Armen da und blickte mich irritiert an. „Die Prinzessin strahlt gewisse Impulse aus und durch die kann sie das Glas zum Leben erwecken.“ Beide nickten. Es war logisch, aber doch total unglaublich. Ich forderte sie auf mir zu folgen. Es gab hier unten ein Höhlensystem und wenn wir Glück hatte, was ich nicht bezweifelte, würden ein paar Freunde von mir noch hier unten wohnen. Wir gingen durch die Nacht, Anna klammerte sich an mich und Rei trottete hinter mir her. Ich mochte ihn irgendwie, obwohl er doch so hart und kalt erschien. Anna erzählte mir in dieser Nacht von ihrem zu Hause: Sie vermisste ihre Mutter, obwohl sie sich oft stritten. Ihr Bruder konnte nerven wie nichts anderes, für sie war es ohne ihn beinahe noch schlimmer. Sie hatte Zweifel je wieder nach Hause zu kommen, in ihre Welt. Und wie es dann sein würde, wüsste sie dann noch dass sie mal fort war? Das sie die Glasprinzessin ist, was sie noch immer leicht bezweifelte und was das wichtigste war; Was würde mit ihr und Nanako geschehen? Ihre Freundschaft…. existierte sie noch? Ich konnte ihr auf nichts eine Antwort geben, ich wusste es wirklich nicht. Ich hätte ihr gerne gesagt wie gut alles werde würde und das sie sich bloss nicht sorgen solle. Mein Mund blieb geschlossen. „Wir werden zurückkehren. Ich will und muss zurück.“, Rei holte schnell auf und sah in die Ferne, weit über den Sunmenwald und das Doranische Gebirge, hinein in seine Welt. Er lächelte und wandte den Kopf in unsere Richtung „Wir kommen wieder Heim.“ Es waren einfach Worte, so einfache. Das war alles was Anna hören wollte. Ich erkannte es als ich das Strahlen auf ihrem Gesicht sah – Worte die Hoffnung weckten, waren einfache Worte. Komische Erkenntnis, da es sonst immer heisst mächtige Worte seien eine mächtige Waffe… war es denn nicht so? Konnte man auch flüstern um mächtig zu sein? Durfte ich einmal versagen um dennoch akzeptiert zu werden? Der Tag kroch über die hohen Gipfel der Doranischen Gebirges und verjagte die Kälte. Durch das Licht konnte ich die Zelte erkennen und lief auf sie zu. Ruiane stemmte die Hände auf die Hüfte und sah zu wie ich mich ihr langsam näherte – sie war eine alte Schulfreundin. „Der verwöhnte Sohn“, ihre Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus, „ aus dem Hause Lutirins beehrt uns mit seiner Anwesenheit, wie haben wir das nur wieder verdient!“, sie streckte die Arme zum Himmel hoch, „HERR! Bestrafst du mich so, weil ich nicht an dich glaube? An dich und deine verfluchte Religion? Willst du mir so zeigen, dass du doch existierst? Wenn ja, bitte ich dich, mach dass es bloss ein schlechter Traum ist!“ Ich sagte nichts auf ihr flehen und musterte sie. Sie hatte ihr schwarzes Haar kurz geschnitten, es reichte ihr knapp in den Nacken. Ihre blauen Augen konnten einem verzaubern und um den verstand bringen, dazu noch ihren nicht geringen Vorbau – alles perfekt, wenn man den Charakter ausser Acht lässt, wobei ich ihn doch irgendwo liebe. „Ja, ich freu mich auch dich wieder zusehen. Ich brauche deine Hilfe!“ „Kein Traum?“ „Nein“ „Mist verfluchter! Was willst du?“ Ich schaute mich kurz um, wir waren beinahe allein, abgesehen von meinen beiden Begleitern. Ihre Augen folgten meinem Blick und ihre vollen Lippen lächelten. „Kannst du uns hoch führen. In den Palast? Wir müssen zu Runen, er soll die beiden hier zurück in ihre Welt schicken.“ Anna und Rei sahen sich an. „Sollten wir nicht zu erst diese Welt hier retten?“ „Wer seit ihr, dass ihr so was denkt“, misstrauisch beachtete Ruiane sie. Rei zeigte auf Anna: „ Sie ist die Glasprinzessin. Sonst wären wir ja nicht mal hier.“ Ruiane betrachtete nun Anna noch viel genauer. Ich konnte mir ein Lächeln einfach nicht verkneifen. Dann fragte Ruiane was den genau geschehen sei, sie hätte die Felsstücke runter fallen sehen, also erzählten wir ihr alles. Wie Anna und Rei in unsere Welt kamen und was bisher passiert ist. Seit Anna erwacht ist, ist nun erst ein Tag vergangen und doch ist sie zwei Mal dem Tode entkommen. „Prinzessin Shiko, ich werde euch hinauf führen.“, Ruiane machte einen leichten Knacks, wie es sich gehörte einer Person mit höheren Stellung gegenüber. Anna war überfordert und lächelte nur. Rei schwieg die ganze Zeit, betrachtete die Zelte und die Menschen die hier lebten. Ruiane gab uns bis zur Abenddämmerung Zeit uns aus zu Ruhen, dann ging es los. Anna und Rei kletterten die Felswand hinter Ruiane hinauf – mein Plan war ja gewesen mir ihnen durch das System zu wandern, doch Ruiane war da anderer Meinung gewesen, weshalb wir kletterten anstatt krochen. Nach drei Hundert Metern konnten wir schlussendlich doch noch in das System eindringen. Ruiane kannte sich hier aus wie sonst niemand und wir fanden bereits nach fünf Stunden den Kerker. Überrascht hielt ich innen. Wir waren schon da? Es ging verdammt schnell. „Ab hier muss ich euch alleine lassen, aber ich gebe euch meine fünf besten Männer mit. Sie werden euch gute Helfer sein.“ Ich wollte noch was sagen, doch sie war schon verschwunden – ich werde ihr danken, wenn das hier alles vorbei ist! Wir gingen zu Acht; wir drei und Ruianes Krieger hinauf ins Thronstockwerk – niemand war da, also ging es noch eines höher. Hier befanden sich die beiden grossen Hallen. Kapitel 4: Eis=Glas ------------------- Es war kühl hier oben. Wir hörten die Stimmen schon von weitem und marschierten langsam auf sie zu. Vor der linken Halle standen zwei Wächter die mit einander redete. Bevor ich was sagte hörte ich wie ein Pfeil flog, dicht gefolgt von einem zweiten – Rei traf seine beiden Ziele ohne Problem. Anna schoss vor und lugte in die Halle. Nanako sass auf einem Thron. Es war nicht der gleiche wie der unten sondern viel Prachtvoller. Er war aus dunklem Holz gefertigt, mit goldenen Verziehrungen. Die Verziehrungen waren sehr fein gezogen und brachten das Holz beinahe noch besser zu Geltung. Runen stand neben dem Thron, seine Füsse waren gefesselt und sein Kopf gesenkt. Nanako befahl gerade irgendetwas einem neuen Diener, der sofort davon rannte und in einer der fünf anliegenden Räume verschwand. Ich sah zurück zu ihr - sie war schön, wunderschön. Ohne zu überlegen ging ich hinein. Rei keuchte auf und Anna wollte noch nach mir greifen, doch ich war schon drin und hatte die Aufmerksamkeit der Menschen auf mich gezogen, welche sich in der Halle befanden, sogar Runen hob den Kopf als die Menschen verstummten. Nanako sah mich nachdenklich an und lächelte – ich floss beinahe dahin. Ich fühlte mein Herz und es schlug schneller als gewöhnlich. Ich ging zum Thron und kniete nieder. Ich hörte wie Rei mir Idiot nach schrie. Doch was spielte das den bloss für eine Rolle? Keine! Nanako schob ihre sanfte, weiche und duftende Hand unter mein Kinn und hob mein Gesicht leicht an. Ich konnte kaum Atmen. Sie küsste mich und stieg vom Thron um mich zu umarmen – Ich war im Paradies. „Mein Geliebter!“, sie zerrte mich noch näher an sich heran und versteckte ihr Gesicht und meiner Kleidung, „ Ich bin so froh. Du bist zurück!“ Rei blickte sich Szene an und griff nach Annas Hand die wie ein Stein da stand und sah wie Nanako mich küsste. Anna zuckte leicht und richtete ihren Blick auf Rei. „Was auch passiert, du gehst zurück, richtig?“ Sie nickte. Er umarmte sie und presste sie eng an sich – sie bekam kaum Luft. „Als wir alleine waren, mit Taro, als wir glaubten er war tot. Hab ich dir doch erzählt das meine Mutter schwer krank ist, ja? Erinnerst du dich?“ „Ja, du sagtest, du wollest bei ihr sein… in ihren letzten Stunden und ihr helfen Zufrieden von dieser Welt zu gehen.“ Jetzt nickte er zufrieden „Sag ihr, wenn du bei ihr bist; Es täte mir sehr leid, doch ich könne nicht mehr an ihrer Seite sein, ich würde aber auf sie warten… an einem besseren Ort. Sag ihr das.“ „Du kommst nicht mit mir zurück?“, in ihren Augen glitzerten Tränen und sie ballte die Hände zu Fäusten. „Nein. Und noch was“, er machte seinen Bogen schussbereit, „ ich glaube… ich mag dich. Denn du warst die Erste, die mir zugehört hat und mir wärme gab als ich fror. Danke.“ Tränen liefen über ihr Gesicht und sie schluchzte. Noch mal kam er ihr nahe, küsste sie kurz auf den Mund und ging auf den Thron zu. Es ging schnell. Drei Pfeile streckten die paar Wachen nieder, einer bohrte sich in meine Hüfte und ich fiel um. Ich blieb bei Bewusstsein, denn die Glassplitter arbeiteten wieder, sie mussten bloss einmal aktiviert werden und reaktivierten sich danach immer wieder von selbst, falls ich mal verletzt war. Nanako schrie auf und lies die Halle gefrieren. Rei blieb am Boden hangen, als sich das Eis auch seine Beine hocharbeitete. Er schlug mit dem Bogen immer wieder auf das Eis ein, doch es zerbrach nicht. „Ich bin die Glasprinzessin, Nadeshiko, Waffe meiner Seele komm zu mir!“ Sie rief ihrer Waffe –sie machte einfach Rei nach. Nanako sah sie wütend an, Rei wollte sich auch noch umdrehen doch er konnte nicht mehr. Das Eis überzog seinen Nacken und dann den Kopf und konnte seine aufgerissen Augen sehen. Er war tot. Nadeshiko hielt ein Schwert in der Hand und stürmte auf Nanako zu, die wiederum ebenfalls ein Schwert mit sich führte. Glas und Eis trafen aufeinander. Beides splitterte. Anna riss das Schwer hoch, als ein Schlag von oben kam, führte die gegnerische Klinge von sich ab und lies ihre nach den Knien schneiden. Nanako wich gerade noch mal so aus und stach, mit einem Dolch den sie im Ärmel trug, nach ihrer Ex beste Freundin. Anna keuchte als sich das Eisen tief in ihr Fleisch bohrte – es kam ihr vor als würde ihre Hüfte explodieren. Ihre flache Hand knallte sie Nanako mitten ins Gesicht. Diese taumelte zurück und hielt sich verwirrt die Wange. Anna zog den Dolch aus ihrer Seite und warf ihn von sich. „Du hinterhältige Schlange!“ „Danke“, der Boden wurde eisig Glatt. „Wusste ich doch, dass ihr es nicht ohne mich schafft!“, müde blickte Anna zum Eingang. Ruiane hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und blickte sich um, „ du meine Güte! Was ist hier geschehen… und was macht Taro zu Füssen dieser möchte gern Herrscherin?“ „Ruiane…“, Anna hielt sich die Seite – es schmerzte höllisch! „Du bist nicht sehr klug oder?“, sie ging mit grossen Schritten auf Anna zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Nanako kam langsam näher und betrachtete die beiden misstrauisch. Ruiane trat etwas von Anna weg und nickte ihr leicht zu. Anna schloss die Augen und lauschte. Sie hörte ihr Schwert pulsieren, mein Herz schlagen und die aller anderen. Sie roch das frische Gras draussen und das salzige Meer. Als sie ihre Augen wieder öffnete waren sie glasig. Sie sah nicht mehr das Eis, welches glatt war, sondern dies Spiegelungen darauf – es war wie Glas! Sie drehte ihre Hände zu sich um und blickte auf die Fingerkuppeln, sie waren glasig. Mit wucht krallte sie ihre Hände in das Eis und wartete. Wie aus dem Nichts schossen grosse Mengen an Energien auf sie zu, um schlangen sie und verschluckten die Welt. Es war ein unglaubliches Gefühl; solche Macht sollte kein Mensch besitzen! Anna drehte sich zu Nanako um und schaute sie mit Glasaugen an. „Du verlierst, wenn du mich jetzt angreifst!“ „Ich kann dich immer besiegen!“, sie stürzte sich auf die Glasprinzessin. Anna streckte ihren Arm aus. „Glasgefängnis – Ewige Spiegelung!“ Nanako blieb in der Luft hangen. Ruiane zog scharf die Luft ein. Um die Gefangene herum fingen Spiegeln an zu wachsen, man konnte sie sehen, doch die im innern konnten nicht nach draussen sehen. Die Spiegel spiegelten die Person darin 1000 Mal wieder und noch mehr. Anna kippte zur Seite. Epilog: -------- Die Luft füllte ihre Lungen. Der Duft des Meersalzes drang mit hinein und lies sie husten. Müde drehte sie den Kopf und blickte auf den schlafenden Rei, willkürlich musste sie lächeln. Er zitterte noch und war in eine warme Decke gemummelt. Anna setzte sich auf – nichts tat ihr weh. Im Gegenteil, sie fühlte sich wie neu geboren… Kurz kam die Erinnerung zurück. Tränen liefen ihr über die Wange und sie schluchzte. Rei öffnete ein Auge und streckte sich verschlafen „Morgen“ Sie nickte und wischte sich mit ihrer Decke die Tränen aus dem Gesicht, „Guten Morgen“, sie lächelte ihn an und schlang die Decke noch enger um sich. „Ich dachte, ich achte etwas auf dich. Ich meine bloss, auf Taro und Runen kann man sich so schlecht verlassen.“, er grinste, „Wie fühlst du dich?“ „Gut. Ehrlich ich … ich fühlt mich richtig erholt“ „Na hoffentlich! Ruianes Meinung war; entweder du bist danach wieder fit und munter oder tot.“ Anna hob die Augenbraue. „Lebt Taro dennoch? Und Runen?“, Rei nickte. Er erzählte ihr, dass Ruiane Rei heilen konnte, dank einem komischen Gebräu. Runen war nicht mal wirklich verletzt. Er streckte ihr die Hand hin und forderte sie so auf mit ihm nach unten zu gehen in die Küche, wo nach seinen Worten die anderen warten würden. Gemeinsam stiegen sie hinab. Die Wachen schauten sie an und nickten ihr zu. Rei nickte höfflich zurück, während Anna nicht genau wusste, was sie tun sollte. Tatsächlich warteten die anderen in der Küche. Runen hatte einen langen weissen, mit blauen Mustern überzogenen, Mantel an. Taro trug ein Jackett, das schwer an einen Admiral erinnerte und auch Ruiane hatte ein schönes – nicht zu langes – Kleid an und lächelte. Sie wirkte sehr weiblich in diesem Outfit. „Seit ihr beide bereit?“ „Wofür?“, Anna neigte den Kopf zur Seite. „Wir gehen nach Hause zurück.“, Rei strahlte. Anna wurde bewusst, dass sie sich gar keine Gedanken darüber gemacht hat, wie es zu Hause sein könnte. Wollte sie überhaupt zurück? „Was ist?“ „Es ist komisch… wenn ich jetzt nach Hause gehen… wird, wird Nanako auch wieder dort sein?“ Runen schüttelte den Kopf „Du hast sie für immer ins Spiegelgefängnis gesperrt, daraus gibt es kein entrinnen und deshalb wird sie auch nicht in deiner Welt sein.“ „Aber was ist mit ihrer Familie? Ihren Freunden?“ „Ihre Familie hat nie existiert, sie war die Person, die deine eigentliche Freundin umgebracht hat als sie wohl noch sehr klein war. Sie wusste wer du bist und hat versucht zu verhindern, dass du die Welten wechselst und wenn es doch klappen sollte, hatte sie nie vorgehabt dich zu begleiten. Die Legende besagte ja, dass dich ein Mädchen begleiten würde, weshalb nicht mal sie auf die Idee gekommen ist, das Rei dich begleiten könnte“ Runen umarmte sie und küsste sie auf die Stirn „ Werdet erwachsen in eurer Welt, doch durch die Aktivierung der Glaskraft, kannst du nun jeder Zeit in diese Welt kommen. Nur fürs zurückkehren brauchst du Unterstützung.“, er zwinkerte ihr zu und alle anderen verabschiedeten sich von ihr. Ich kann zurückkehren, dachte sie zufrieden. Ruiane streckte ihr noch etwas entgegen, dasselbe tat Taro bei Rei. Rei und Anna erkannten erst nach ein paar Sekunden, dass es sich dabei um den Bogen und das Schwert handelte. Dankbar nahmen sie die Waffen entgegen und verabschiedeten sich noch mal. Runen packte seinen Stab und sprach fremde Worte. Die zwei spürten wie wärme durch sie floss, gefolgt von einem merkwürdigen Sog, dann waren sie weg. Sie erschienen mitten im Schulhausgang – es klingelte gerade zur Lektion. Höchst irritiert gingen sie durch den Gang und kamen an ihrem Klassenzimmer vorbei. Bevor sie etwas tun konnten, wurde die Tür aufgeknallt und die Lehrerin stand in der Tür! „Hier wird nicht geschwänzt!!“ „Äh.. wir woll- „ „Rein kommen! Los!“ Rei nickte, die Lehrer in drehte sich so das sie an ihr vorbei ins Zimmer konnten, er lies den Bogen fallen und rannte, Anna im Schlebtau, davon. Draussen liessen sie sich erst im Park nieder und rangen nach Luft. „Ich hasse den Drachen!“, Rei keuchte und blickte Anna, diese konnte bloss noch nicken. „Willst du mit mir gehen?“ Anna lugte erschrocken auf „WAS??“ „Ich frage so was nur einmal.“, er errötete leicht. „Ja“, sie nahm seine Hand und hielt sie fest, „danke für alles.“ „Du willst gar nicht wissen, warum ich dich auf einmal mag?“ „Solche Abenteuer verändern doch alle Menschen etwas, oder?“ Sie lachten und sassen gemeinsam auf der Bank im Park, schauten zu wie die Sonne auf ging und alles in ein schönes rot tauchte. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)