Das Lied des Phönix von Lissekatze ================================================================================ Prolog: -------- Große, schwere Regentropfen fielen auf den Boden hinab. Wenige Katzen standen um den Hochfelsen und sahen traurig zu ihrem Anführer, der die Augen geschlossen hielt. Ihre Felle waren schon bis zur Haut durchnässt und manche begannen zu zittern. Doch keiner wagte es einen Laut von sich zu geben. Nur aus der Kinderstube drang leises Wimmern. Es schien einen ganzen Mond zu dauern, bis der Kater auf dem Hochfelsen die Augen öffnete und zu seinem Clan hinunter sah. "Ihr wisst, wir hatten in dieser Blattleere sehr viele Verluste. Revierkämpfe, der schwere Winter und die vielen Fallen der Zweibeiner hatten ihr übriges getann. Ich weiß, ihr seid alle erschöpft, doch wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben." Er sprach mit lauter Stimme, doch die Katzen unter ihm hatten Mühe ihm zu glauben. Eine dunkelbraune Kätzin mit eisblauen Augen sprang zu ihm hinauf und fauchte. "Graustern! Der Donnerclan ist vernichtet! Sieh es ein. Sie auf deine Krieger." Sie schnippte mit dem Schnwanz hinunter auf die übrigen Katzen. "Siehst du wie viele noch übrig sind. Die anderen Clans werden unsere Schwäche ausnützen. Es ist vorbei!" Ein lautes Germurmel unter den Katzen erhob sich. Der Anführer konnte Sätze wie "sie hatte Recht" und "Sternenclan hilf uns!" hören. Doch er schüttelte nur den Kopf und sah der immer noch fauchenden und grummelnden Katze neben sich fest in die Augen. "Eisherz. Ich weiß, es besteht kaum noch Hoffnung. Aber wir müssen es versuchen. Wir dürfen nicht aufgeben." Grausterns Stimme klang flehend, beinahe ebenso hoffnungslos wie die Stimmen der anderen. Eisherz Fell glettete sich und sie leckte dem Anführer liebevoll auf die Nase. Sie wussten beide, dass sie den Clan mit nur ein paar Kriegern kaum schützen konnten. Ein junger Kater mit langem Fell erhob sich und peitschte wütend mit dem Schwanz. "Na, sehen wirs doch positiv. So haben wir weniger Mäuler zu versorgen!", sagte er schnippisch, während sich alle Augen auf ihn gerichtet hatten. "Blausturm!", zischte empört ein kleinerer, sandfarbener Kater neben ihm, doch Graustern nickte. "Er hat Recht. Lasst uns unseren Untergang so angenehm wie möglich machen. Es ist Blattfrische und wir haben viel Beute. Versogt die Ältesten und patroliert die Grenzen. Lasst uns das Beste aus der Situation machen." Immer noch unsicher und zitternd nickten ihm die Katzen zu und wollten sich schon verstreuen, als plötzlich eine weitere Katze durch den Gingstertunnel kam. "Braunschweif! Wo bist du gewesen?", fauchte Eisherz und sprang vom Hochstein herunter. Die übrigen Katzen machten ihr Platz, damit sie zu der fast weißen Katze gelangen konnte. "Und was trägst du da im Maul! Etwa Beute?" Überrascht blieb Eisherz stehen, als sie sah was Braunschweif im Maul trug. "Hast du es etwa einem der anderen Clans gestohlen?" Die Kätzin legte das Bündel vorsichtig auf dem Boden ab, wo es sofort anfing laut zu fiepen. "Nein! Es ist meines. Ich habe es gefunden! Ich werde es aufziehen! Bitte lasst es mich behalten!", schrie die Katze mit gesträubten Fell und stellte sich über das kleine Junge. Durch das Geschrei angelockt kam eine Katze aus der Kinderstube. Direkt auf Eisherz und Braunschweif. "Was ist hier los? Woher kommt dieses Junges?" Sie drängte Braunschweif von dem Jungtier weg und schnupperte daran, während das kleine graue Bündel immer noch schrie. "Es riecht nach keinem der anderen Clans.", stellte sie fest. "ES IST MEINES!", fauchte Braunschweif noch mal und peitschte aufgebracht mit dem Schwanz. "Ich habe es gefunden und ich werde es aufziehen!" Mittlerweile hatte auch der Anführer sich zu den Kätzinen dazugesellt und betrachtete nachdenklich das Junge. Die übrigen Katzen hatten sich im Halbkreis um sie herum versammelt. "Braunschweif. Es ist jung und du hast keine Muttermilch. Laubwind, hast du genügend Milch um dich um das Junge zu kümmern?" Die Kätzin, die aus der Kinderstube gekommen war nickte. "Sturmjunges wird sich freuen, dass sie nun doch einen Gefährten zum spielen haben wird." Mit diesen Worten nahm sie das immer noch schreiende Junge hoch und trug es zur Kinderstube. Graustern sah ihr nach und lenkte dann seinen Blick zu Braunschweif, die der Kätzin gerade folgen wollte. "Bleib stehen. Ich will dich in meinem Bau sehen. Wir müssen uns unterhalten.", sagte er streng. Braunschweif nickte mit angelegten Ohren. Sie sah Laubwind und dem Jungen nach, bevor sie ihrem Anführer in seinen Bau folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)