Adventszauber von Autorentraining ([Adventskalender 2009]) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Türchen - Naruto ------------------------------ 5. Türchen von Ein melodisches Piepen hallte seit Stunden in meinen Ohren, doch ich blendete es aus. Es interessierte mich nicht. Seltsam, das ich mich in diesem Teil des Krankenhauses so unwohl fühlte, obwohl ich für gewöhnlich die angenehm kühle Atmosphäre eher genoss. Doch dieser Raum hatte eine erdrückende, verstörende Wirkung auf mich. Meine Brust wurde enger, wenn ich auch nur den Fuß über die Schwelle setzte, trotz des hellgoldenen Lichtes, dass das Zimmer im Moment durchflutete. Jeden Tag war ich hier, so lange, wie es mir bei diesen neuen Arbeitszeiten noch möglich war. Jedes Mal war mir übel, jedes Mal war ich müde. Sie lag da wie aus Stein gemeißelt, das Gesicht schweigend, der Körper starr. Ihre Augen waren geschlossen. Trotz der ungesunden Blässe und den deutlicher hervortretenden Knochen dachte ich wie andere nicht an eine Leiche sondern an eine Schlafende. Selbst jetzt strahlte sie eine stille Präsenz aus, die mich ruhiger werden ließ. Der Sessel stand noch immer dort, wo ich ihn gestern zurückgelassen hatte. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster und betrachtete den Winterhimmel. Das tat ich jeden Tag. Die Farbe, die Wolken, die Konsistenz … Jeder Morgen sah von hier aus anders aus, mal bunt, mal trist, manchmal kühl und manchmal warm, trotz den winterlichen Temperaturen. Die kahlen Äste der Zedern ragten dunkel und entfert in das Bild hinein, wie schwere, dürre Arme, die nach der Sonne griffen. „Ich gehe nachher mit Genma und Raido aus“, meinte ich, ohne den Blick abzuwenden. Mit der Fingerkuppe strich ich dabei über ihren Handrücken, zwischen Daumen und Zeigefinger. Ganz langsam malte ich wirre Muster auf die sanfte, blasse Haut. „Ich soll ihnen helfen, ein Geschenk für Iwashi zu finden. Sie konnten das beide wohl nie sonderlich gut. Aber wenigstens ist ihnen das früh genug eingefallen“ Es entfloh mir ein halbherziges, schiefes Lächeln.Wenn es um solche Kleinigkeiten ging, war auf einmal alles Frauensache. Der Anblick eines niedergeschlagenen Raidos und eines hin-und hergerissenen Genmas, der nicht wusste, ob er mich wirklich um Hilfe bitten konnte, war so lustig gewesen, dass ich noch immer darüber schmunzelte. Ich senkte den Kopf und musterte die Fließen. „Du müsstest die Straßen sehen. Alle freuen sich schon jetzt auf nächstes Jahr. Nun ja, so gut es eben geht … Das du uns im Moment nicht helfen kannst schmerzt allen. Das Volk vermisst dich. Es würde ihnen Hoffnung geben, wenn du aufwachen würdest. Danzos Regierung ist genauso kaltblütig und hoffnungslos wie er selbst. Es wird später nicht leicht werden, ihn von deinem Platz zu stoßen. Aber die Menschen stehen hinter dir ...“ Meine Stimme wurde immer leiser. Mit Sicherheit hatte er Spitzel unter dem Personal positioniert. Ich hätte gerne an einem anderen Ort mit ihr gesprochen, doch das war ausgeschlossen. Ich beschränkte mich auf ein Flüstern. „Kakashi, Naruto und Yamato sind nicht da, Danzo ist beim großen Treffen der Kagen. Ich mache mir Sorgen, dass er irgendetwas Dummes tut. Aber das würde ihm wohl ähnlich sehen.“ Mit bitterer Miene sehe ich wieder aus dem Fenster. Die Muster auf ihrer Hand werden immer wilder und komplexer, doch ich zeichne sanft, wie in Zeitlupe, ohne Hast, ohne Elan. „Er berichtet ausschließlich seinen untergebenen Gefolgsleuten von allen Ereignissen. Uns sagt man nur das nötigste. Genma hat sich schon fast mit ihm angelegt ...“ Ich weiß nicht, wie lange ich mit ihr sprach. Vielleicht ein paar Minuten oder auch ein paar Stunden. Ich hörte erst auf, als die Tür aufging. „Genma?“, meinte ich verwundert und sah zu ihm auf. Er kaute an seinem Senbon herum und blickte ebenso zu mir herab, wie ich dort auf dem Stuhl kauerte, ihre Hand hielt und mich immer mehr in Belanglosigkeiten verstrickte, was meine Berichte anging. Hauptsache ich konnte mit ihr sprechen. Selbst, wenn sie mir nicht zeigen konnte, ob sie mich überhaupt wahrnahm. „Shizune, komm schon. Du bist jetzt seit fünf Stunden hier und hast dich nicht einmal bewegt. Bald kannst du dich gar nicht mehr rühren“, meinte er mit hochgezogenen Brauen. Es stimmte. Meine Beine waren taub, weil ich ununterbrochen im Schneidersitz auf dem Stuhl gesessen hatte. Vom Fleck gerührt hatte ich mich auch nicht. Hatte er mich die ganze Zeit beobachtet, um mir das jetzt vorzuwerfen? Es würde ihm ähnlich sehen. Genma war ein Mensch, der immer handfeste Fakten zur Hand hatte, um mich zu überzeugen. Aber die brauchte er garnicht. Genma zog mich auf die Füße und schob den Stuhl zur Seite. Er warf ihr noch einen langen, intensiven Blick zu, bevor er mich am Ellenbogen vor sich her aus dem Zimmer schob. Ich murmelte ein tonloses „Wiedersehen“ und zuckte zusammen, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Raito stand vor dem Krankenhaus, die Hände in den Taschen an einen kahlen Baum gelehnt und den Eingang beobachtend. Er wirkte unerschütterlich, wie er dort stand, fest, standhaft. Plötzlich wünschte ich mir eben diese Standhaftigkeit. Diese Ruhe. Ich konnte schon lange meine Zeit nicht mehr genießen. Ständig gab es irgendetwas, das mich aus der Bahn warf. Doch vielleicht war heute ein Tag, der mir irgendwie ein wenig Hoffnung schenken konnte. Wenn irgendjemand das momentan vollbringen konnten, dann Genma und Raito. Die Straßen waren voll. Alles pulsierte in den Geschäftsstraßen. Händler priesen ihre Waren an wie auf dem Basar, Zivilisten und Shinobis, Alte und Junge schoben sich gleichermaßen durch die engen Gassen, beladen mit Päckchen, Tüten und Beuteln. „Ich hasse Weihnachten“ Ich lächelte, ohne Genma anzusehen, der an seinem Senbon kauend neben mir herschritt. „Warum denn? Das hier ist doch wundervoll“, entgegnete ich und konnte mich noch immer nicht satt sehen an den Farben und Menschen. Meine schlechte Stimmung schien wie verflogen. Der Glanz der ganzen Atmosphäre hatte eine erfrischende Wirkung auf mich. Er gab ein undurchsichtiges Geräusch von sich und zuckte mit den Achseln, erwiederte aber auf einen intensiven Blick von Raito, den ich eigentlich kaum wahrnahm, nichts mehr. „Was habt ihr euch für Iwashi denn so vorgestellt?“, fragte ich die beiden und sah sie abwechselnd an. „Ich weiß nicht ...“, meinte Raito gedehnt. „Eigentlich ...“ „...dachten wir, dir fällt etwas ein“ Mir fiel wieder auf, wie angenehm ehrlich Genma sein konnte. Es war nichts anderes von den beiden zu erwarten gewesen. Genaugenommen war es wie jedes Jahr, nur dass das letzte um einiges ereignisreicher und zurückwerfender gewesen war, als wir uns das wohl gewünscht hätten. Wieder Erwarten war es der erste schöne Abend, den ich seit langem verbracht hatte. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir endlich alle etwas passendes für unseren Teamkollegen gefunden und waren danach durchgefrohren, erschöpft und stolz in ein kleines Restaurant gegangen. Raito und Genma berichteten von ihrer letzten Mission und dann begegneten uns Anko, Kurenai und Maito Gai. So viel gelacht hatte ich schon ewig nicht mehr. Raito verabschiedete sich grinsend von uns, warf Genma einen Siehst-du,-es-hat-funktioniert-Blick zu und verschwand an der nächsten Straßenecke. Ich schritt weiter und musterte Genma von der Seite, der, die Hände in den Taschen vergraben und undurchsichtig lächelnd in den Himmel blickte. Erst jetzt kam ich darauf. Mitten auf der Straße blieb ich stehen und sah ihn entgeistert an. „Du …“ Ich stockte und starrte ihn an. Er sah mich nicht einmal an. Hielt es nicht für nötig. Lächelte weiter und sah in den Himmel. „Das war alles geplant, oder? Die Ahnungslosigkeit für Iwashi's Geschenk, die Einkaufstour, Anko, Kurenai …“, platze ich heraus und wusste nicht ob ich wütend auf die Verschwörung oder glücklich über den Abend seien sollte. „Ich wollte dein Lächeln mal wieder antreffen. Und was eignet sich da besser als Einkaufen?“ Dreist wie eh und je. Genma legte mir die Hand auf die Schulter und deutete mit der anderen in Richtung Himmel. Ich legte den Kopf in den Nacken und folgte seinem Blick. Er lächelte, zufrieden mit sich, mich endlich ruhig gestellt zu haben, während ich wie gebannt in den dunkelen, wolkenverhangenen Abendhimmel starrte, unfähig dieser Schöhnheit etwas hinzuzufügen. „Komm schon, Shizune. Ich bring dich nach Hause. Schönheiten wie du haben nachts nichts allein auf der Straße verloren. “. Genma lächelte, seinen Senbon im Mundwinkel und streckte den Arm nach mir aus. Ich löste meine Starre, schenkte ihm ein entwaffnetes Lachen, das das erste wahre seit Wochen war, und folgte ihm. Der Schnee hinter mir fiel lautlos auf das Pflaster und zerfloss schneller, als das er auf die Erde gefallen war. Irgendwie würde ich das schon hinbekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)