Anziehungskraft
„Sesshomaru-sama.“, Jaken wagte es ihn anzusprechen. „Irre ich, oder steuern wir direkt in einen Kampf?“
Gerade hatte sich Sesshomaru in die entgegengesetzte Richtung gwandt und machte sich auf dorthin zu laufen.
„Jaken, du irrst nicht. Ich möchte mir das ganze mal ansehen.“
Aus irgendeinem Grund zog es ihn dorthin. Normalerweise hörte er nicht auf Gefühle, sondern nur auf das was er wollte. Doch diesmal konnte und wollte er sich nicht wiedersetzen. Es raschelte und aus den Gebüschen rings um ihn traten Dämonen hervor.
„Ach? Nur ansehen? Wieso nicht auch mitmachen?“, ein etwas klein geratener Dämon plusterte sich vor ihm auf und ging mit seinen Krallen auf ihn los. Er stank bestialisch nach totem Mensch und Dämon. Ein zweiter Folgte sogleich und Sesshomaru erledigte beide mühelos mit seiner Giftklaue.
„Ha. Das habt ihr jetzt davon wenn ihr Sesshomaru-sama angrifen wollt!“, Jaken sprang von Ah-Uhns Rücken auf den Boden. Er sah sich um. Sämtliche Bäume in diesem Umkreis waren gefällt und teilweise verkohlt. Es musste ein heftiger Kampf gewesen sein, denn es stand wirklich absolut nichts mehr. Überall lagen Leichen von Menschen und Dämonen. Auch ein leichter Geruch eines Halbdämons lag in der Luft. Doch plötzlich bewegte sich etwas.
„Was ist das?“
Unter einem der verkohlten Bäume lag etwas. Etwas lebendiges. Etwas menschliches. Zumindest roch es so. Langsam fing es an sich zu erheben. Mühsam machte es einen Schritt auf die beiden zu und hob den Kopf.
„Wer ist das? Wie konnte er das überleben.“
Jaken beäugte das ganze Misstrauisch. Ihm passte es ganz und gar nicht, dass noch jemand stand nachdem sein Sesshomaru-sama alles niedergemacht hatte. Das hatte es zuvor nie gegeben. Als es noch näher kam konnte er feststellen ,das es sich um ein Mädchen handelte. Jaken stellte sich vor Sesshomaru und zog seinen Kopfstab hervor.
„Verschwinde! KopfstaAAuu…“, Sesshomaru hatte ihm einen Tritt verpasst.
Das Mädchen kam näher. Noch circa 5 Meter entfernt brach sie zusammen. Jaken lachte schadenfroh.
„Haha! Jetzt ist sie doch tot. Törichter Mensch!“
Erneut verpasste Sesshomaru ihm einen schlag.
„Bist du blind? Sie atmet noch.“, langsam lief er auf sie zu.
Er wusste nicht wieso, doch irgendwie zog sie ihn an. Er spürte, dass sie mehr war als ein Mensch. Doch vielleicht war er auch einfach nur überrascht, dass sie das überlebt hatte. Er konnte jetzt nichts merkwürdiges an ihr erkennen. Er ignorierte Jaken und ging unbeirrt weiter. Er beugte sich zu ihr hinunter und hob sie an einem Arm hoch. Sie stöhnte.
„Geh in den Wald und such zusammen was wir brauchen um sie gesund zu machen!“
„Sesshomaru-sama?“, Jaken verstand nicht.
Sie ist ein Mensch. Was wollte er noch von ihr?
„Geh schon!“, Sesshomaru wusste es selbst nicht ganz.
Doch er hatte das Gefühl, dass sie ihm irgendwie nützlich sein könnte. Er musterte sie genauer. Sie war knapp 1,70m Groß hatte braune Augen und anscheinend war sie gezwungen worden ihre Haare zu schneiden. Das kurze braune Haar war schief geschnitten. Vielleicht war es bei einem Kampf passiert. Vielleicht sogar erst gerade eben. Er sah sich um. Nein, hier lagen keine Haare. Als er ihr Oberteil öffnete um nachzusehen ob das Blut auf ihrer Kleidung von ihr stammte oder von den Gegnern musste er scharf die Luft einziehen. Sie hatte drei tiefe Wunden. Das sie noch lebte war bei dieser tiefe überraschend. Sie zogen sich von ihrr rechten Brust quer über die linke und waren genau parallel. Außerdem hatte sie zahlreiche Bissspuren am Hals und am Unterkörper. Er konnte sich keinen Reim daraus machen, bei was diese hätten entstanden sein können.
„Sie sollte längst tot sein.“
Jaken kam zurück. Er hatte jede Menge Holz, Kräuter und tote Insekten dabei. Als er die Wunden sah musste er resignieren.
„So etwas kann ich mit meinem Wissen nicht heilen.“
„Gib mir die Kräuter.“
Dann musste er das eben selbst in die Hand nehmen. Er breitete sie vor ihm aus und zog ihr das Oberteil komplett aus. Danach riss er es in Stücke und verband sie damit provisorisch. Er war gerade fertig geworden als sie langsam wieder aus ihrer Ohnmacht erwachte.
Sesshomaru spürte eine Hand im Gesicht. Seine Augen färbten sich blutrot und Jaken wich zurück. Man hatte gewagt ihn zu schlagen.
Frechheit
Sesshomaru nahm die Hand aus seinem Gesicht und drückte sie gegen den Boden.
Mit der anderen machte er das gleiche und zischte das Mädchen an: „Wage es erneut und ich werde nicht zögern dich zu töten!“
Sie erschrak und nickte nur langsam. Sesshomaru ließ sie los und sie setzte sich auf. Dann sah sie an sich herab.
„Was habt ihr…?“, fragte sie als sie sah das sie fast nackt war. Panisch fing sie an ihre zerissene Kleidung zusammen zu suchen.
„Nichts. Was denkst du denn? Du bist nur ein Mensch, denkst du wirklich ich hätte auch nur das geringste Interesse an dir?“
Sesshomaru stand auf. Erst dann bemerkte sie, dass sie einen Verband hatte.
„Oh.“
Sie war peinlich berührt. Da wurde sie gerettet und dann ohrfeigte sie ihren Retter.
„Dan…ke.“, nuschelte sie.
Sesshomaru warf ihr eines seiner Oberteile hin, das er aus Ah-Uhns Seitentasche gezogen hatte. Er konnte sie ja schlecht nackt herumlaufen lassen.
„Sesshomaru-sama?“, Jaken wunderte sich.
Sonst war er immer total kalt und teilnahmslos und jetzt kümmerte er sich so um eine fremde Göre, die ihn auch noch geohrfeigt hatte. War sie so besonders? Er konnte nichts besonderes an ihr sehen oder spüren.
„Wie heißt du?“, das Mädchen sah Sesshomaru an. „Mein Name ist Mai. Und deiner?“
Sesshomaru ignorierte sie. Doch sie stand stöhnend auf, ihre Verletzungen waren ja noch frisch, und näherte sich ihm wieder. Sie hielt sich an seinem Ärmel fest. Das sie nur so wenig Druck ausübte überraschte ihn. Er hatte gedacht, dass sie sich mit aller Kraft abstützen müste, so schwer verletzt wie sie war.
„Also?“, fragte sie erneut.
Kühl sah er sie an. An seiner statt antwortete Jaken.
„Was bist du nur für ein Gör? Man spricht Sesshomaru-sama …“
„Ach Sesshomaru heißt ihr? Danke nochmals und tut mir leid.“, sie versuchte ein schmerzverzerrtes grinsen.
„Ignorier mich gefälligst nicht Weib!“, Jaken baute sich vor ihr auf.
Es sah lächerlich aus. Er ging ihr nur knapp bis zur Hüfte.
„Es heißt Sesshomaru-sama! Ganz besonders für einen minderwertigen Menschen wie dich!“
„Wieso -sama? Ist er so ein hohes Tier?“, Mai legte den Kopf schief.
„Er ist der Kronprinz des Westens, Thronfolger des Daiyoukai Inu no Taisho!“
„Aha.“, sie sah wieder zu Sesshomaru herauf. „Ich werde dich einfach Sesshomaru nennen. Das kann ich mir merken.“
Sie lächelte. Sesshomaru sagte nichts. Er wusste nicht ob es ihn empören sollte, dass sie noch nie von ihm gehört hatte oder nicht. Und, dass sie keinen respekt vor ihm hatte.
„Und du bist?“, lachend sah sie Jaken an. Dann verzog sie das Gesicht, hielt sich die Brust und setzte sich auf den Boden. Anscheinend waren die Schmerzen doch stärker als sie dachte, denn sie sah aus als würde sie bald zusammenklappen.
„Ich bin Jaken. Ein Diener Sesshomaru-samas und sein treuester Ergebener.“
„Wie alt bist du?“, die Frage kam überraschend.
Sesshomaru sah ihr in die Augen.
„15. Und selbst?“, sie grinste immer noch.
„Sie wird nicht lange Leben wenn sie so weitermacht.“, dachte sich Jaken und freute sich.
Er duldete keinen neben sich als Sesshomarus Diener.
„15.“, murmelte Sesshomaru zückte sein Schwert und rannte auf sie zu.
„Jetzt ist es so weit.“, Jaken freute sich.
