carry dawn von abgemeldet ================================================================================ Prolog: leise klingeln Glöckchen -------------------------------- „ … Bleibe im Licht. Folge den Schatten nicht, mein Kind.“ Sollen seine letzten Worte gewesen sein. Seufzend schlug das junge Mädchen das Buch zu. Wie oft hatte sie von der Sage gehört, wie oft Bücher über Vampire gelesen und wie sicher war sie sich, dass diese Wesen eigentlich gar nicht existierten und doch war da dieses unbeschreibliche Gefühl. Sie fühlte sich seit geraumer Zeit beobachtet, wenn sie alleine in ihrem Zimmer war, wenn sie ihre Kleidung wechselte. Ein kalter Schauer lief ihr bei dem Gedanken den Rücken runter. Barfuß ging sie ans Fenster und starrte aus dunklen Augen,welche von ihrem dunklen Haar umrandet wurden, in die Nacht hinein. Hell lag der Schein des Vollmondes auf den Dächern und Bäumen. „Schläfst du schon?“ fragte eine leise Stimme an der Zimmertür. Erschrocken drehte sich das junge Mädchen um. „Noch nicht, Mama.“ „Dann geh zügig ins Bett. Morgen ist doch dein großer Tag.“ Antwortete die Stimme ihrer Mutter und sie hörte die sich entfernenden Schritte. Die Dunkelheit der Nacht hinter sich lassend schritt sie auf ihr Klavier zu und besah es sich im silbrigen Mondschein. Sanft strich sie darüber und öffnete es. Gedanken versunken spielte sie ihr unbekannte Melodien und Töne. „… Bei Vollmond kommt er. Es heißt, wenn ein junges Mädchen sich bei Vollmond bei offenem Fenster auf die Fensterbank setzt und ihre nackten Beine draußen Baumeln lässt, vernimmt er ihren Duft. Mit einem kleinen silbernen Spiegel in der linken Hand betrachtend, ein kleines Glöckchen in der rechten Hand schwingend zeigt sie ihm den Weg. Wenn sie dann seinen Name dreimal mit flüsternder Stimme ruft, taucht er auf. Wie ein Schatten gleitet er auf seine Opfer zu. Geräuschlos und körperlos. Verschlingt sie mit Haut und Haaren und zurück bleibt einzig und alleine eine Strähne des Haares….“ Ein Rascheln vor dem Fenster ließ das Mädchen rumfahren. Sie setzte sich auf und blieb unschlüssig in ihrem Zimmer stehen, beschienen vom Mond. Was wollte sie eigentlich? Sie glaubte nicht an Märchen und an Vampire schon gar nicht. Kichernd ging sie auf ihren Schrank drauf zu, kramte eine kleine Glocke heraus, welche sie zu ihrem ersten Geburtstag bekommen hatte. Leise lies sie es in ihrer rechten Hand klingelnd. „Ein wirklich lieblicher Klang.“ Sagte sie mit süßlicher Stimme. Sie schloss die Schranktür und öffnete eine andere. Heraus nahm sie den Silberspiegel, den ihr ihre Urgroßmutter vererbt hatte. „Wollen wir doch mal sehen was an dir dran ist…“ flüsterte sie und schlich zum Fenster. Geschwind hatte sie es ganz weit geöffnet und sich selbst auf die Fensterbank gekuschelt. Sie sorgte dafür, dass sie fest saß und ihre Beine dabei draußen baumelten. „Kalt~“ Nuschelte sie und ärgerte sich über sich selbst, da sie nichts übergezogen hatte. Da sie nicht an Wunder oder Ähnliches glaubte, kletterte sie wieder in ihr Zimmer zurück, zog sich ihre Weste über ihr Nachthemd und stieg dann wieder auf die Fensterbank zurück. Dies geschah in völliger Stille, was hatte sie davon, wenn ihre Mutter es mitbekam und Angst verspürte. Wieder auf der Fensterbank sitzen, nahm sie den Spiegel mit der linken und das Glöckchen mit der rechten Hand. Seufzend fing sie an, das Glöckchen zu schwingen, sah in den Spiegel und flüsterte seinen Name.“Mikaru….Mikaru….Mikaru….“ Sie kicherte als sich nach einigen Minuten immer noch nichts gerührt hatte. „Es gibt weder Märchen, noch Wunder und erst recht keine Vampire!“ sagte sie mit fester Stimme, drehte sich um und rutsche in ihr Zimmer rein, doch plötzlich stahl ein Schatten den Weg des Lichtscheins des Mondes in ihr Zimmer. Angst breitete sich in ihr aus. „Du glaubst also, dass es mich nicht gibt?“ fragte eine tiefe kalte Stimme direkt hinter ihr und sie spürte einen eisigen Hauch auf ihrem Nacken. „Und dennoch hast du mich gerufen.“ Sagte die Stimme mit einem kalten Lachen und noch während sich das Mädchen umdrehte, spürte sie einen stechenden Schmerz am Hals. Ganz sanft schloss er seine Arme um ihren zierlichen Körper und trug sie auf ihr Bett, seine Zähne tief in ihren Hals versunken. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen gegen die Zimmerdecke. Sie war wie gelähmt und nicht in der Lage, sich zu wehren. Er hörte ihren stoßhaften Atem, spürte ihre Körperwärme. Sanft und begierig zugleich strich seine Zunge über ihren Hals; saugte er ihr Blut in sich auf. Dabei schloss er die Augen und seufzte genüsslich. Ihr femininer Körpergeruch und der süßliche Geruch des Blutes kitzelten seinen Geruchssinn. Es war lange her, dass er bewusst gerufen wurde und gleich von so einem wohlschmeckendem jungen Mädchen. Nach einigen Minuten lies er sie wieder los; sie in ihre Kissen zurück sinken. All ihre Wärme war aus ihr gewichen. Er sah auf sie herab und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Er lächelte zufrieden. „So schön ist der Tod. Ich mochte dein Klavierspiel wirklich sehr.“ Flüsterte er dem toten Mädchen zu, stand auf, ging zum Klavier und strich darüber. Mit einem fast traurigen Blick besah er sich das Mädchen. Mikaru schritt auf das Bett zu, riss ihr eine Haarsträhne raus, legte sie mit Spiegel und Glöckchen auf das Kopfkissen, dann nahm er sie in seine Arme und trug sie zum Fenster raus und entschwand mit ihr in der Nacht. Ein Windhauch wehte die Wolken vor den Mond, als er sich in sein Reich begab und erneut auf Jagd ging. Das Mädchen zurücklassend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)