Schlaflose Nächte von Hino_san ================================================================================ Kapitel 1: Blicke ----------------- Es war anfang Juni. Der Sommer ungewöhnlich heiß und man spürte förmlich wie die Sonne einem jede Minute, die man zu lange draußen verbrachte, die Haut verbrannte. Kaum ein Lufthauch wehte über den Hof und selbst die Kinder suchten sich ein paar schattige Plätze zum spielen. Wir zwei Erzieherinnen standen auch unter einer Gruppe von Bäumen mit großen Baumkronen damit wir nicht zu sehr in der Sonne standen. Ich sah auf die Uhr und hoffte das die halbe Stunde Hofaufsicht so schnell wie möglich rumginge, damit ich endlich wieder ins kühle Gebäude konnte. Zum Glück verging die Zeit auch ziemlich schnell so das ich bald von einer Kollegin abgelöst wurde und rein ging um etwas zu trinken. Damit ich nicht wieder in den Aufenthaltsraum gehen musste, wenn ich etwas trinken möchte, nahm ich meine Flasche Wasser mit in das Gruppenzimmer in dem ich eingeteilt war. In dem Zimmer waren fünf Kinder die sich mit malen oder spielen beschäftigten und meine Lieblingkollegin Petra. Sie saß auf einem kleinen Stuhl an einem kleinen Tisch und schrieb sich etwas auf. Ich ging zu ihr und setzte mich auf den Stuhl neben ihr. Sie sah mich an und sagte: "Ich gehe heut eher heim, weil ich ja schon seit heute morgen da bin." "Ja das weiß ich doch, Petra." antwortete ich ihr lächelnd. Wenn eine Erzieherin schon früh um sechs im Hort ist darf sie Nachmittags auch eher gehen, logisch oder? "Aufjedenfall soll der Praktikant der vor kurzem hier angefangen hat, dir ein bisschen helfen um die Rasselbande hier im Zaum zu halten.Da brauchst du jetzt auch gar nicht widersprechen. Da du noch neu in diesem Job bist kannst du ruhig etwas Hilfe annehmen" meinte sie. Da konnte ich ja wohl kaum etwas dagegen sagen. Also ließ ich diese Bemerkung einfach im Raum stehen. Petra reichte mir den Zettel den sie geschrieben hatte rüber, ich sah darauf und wusste gleich was es war. "Die Uhrzeiten wann die jeweiligen Kinder heimgeschickt werden sollen? Aber das weiß ich doch schon. Außerdem stehen sie in dem Gruppenbuch drin." sagte ich und zeigte auf das große, aufgeschlagene Heft. "Sicher ist sicher..." sagte Petra und erhob sich langsam von dem kleinen Stuhl, nahm ihre Tasche und verstaute ihr Handy darin. Im selben Moment ging die Tür auf und ein junger hochgewachsener Mann mit aschblondem Haar trat in das Zimmer. Er trug eine kurze ausgewaschene Jeans und ein helles Shirt, dazu ein paar ausgelatschte Turnschuhe von einer unbekannten Marke. Seine Haare waren so lang das sie ihm schon fast in die Augen fielen, sie waren glatt und leicht zerzaust, aber gerade das machte ihn sympatisch. Mit seinen blass blauen Augen musterte er das Zimmer, die Kinder, dann Petra und mich. Als sein Blick meinen traf stieß ich vor Schreck meine Wasserflasche auf dem Tisch um. Diese Augen, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Der Blick so klar und rein mit einer Spur Neugier und Interesse darin, als würde er durch meine Augen direkt in meinen Kopf hinein sehen können. Bevor die Flasche auf dem Boden aufschlagen konnte fing sie Petra auf und stellte sie wieder auf dem Tisch ab, erst da begriff ich das ich diesen hübschen Mann die ganze Zeit anstarrte als wäre er von einem anderen Planeten. "So ich bin dann mal weg. Phoebe du kannst ja Dave noch alles sagen, wann die Kinder gehen müssen und so. Aber eigentlich ist es nicht anders als in den anderen Gruppen." sagte sie und wandte sich lächelnd Dave zu. "Okay, dann wünsche ich dir einen schönen Feierabend. Bis morgen in alter frische." antwortete ich ihr. Sie nickte Dave und mir noch einmal zu und ging dann aus dem Zimmer. Ich setzte mich wieder an den Tisch und schraubte meine Wasserflasche auf, um etwas zu trinken. Mein Hals fühlte sich auf einmal so trocken an als ich spürte wie seine Blicke auf meiner Haut ruhten. Wann war ich das letzte mal allein mit einem Mann in einem Raum um so nervös zu werden, fragte ich mich um im nächsten Moment über mich selbst zu lachen. Das ist doch albern, es ist doch gar nichts dabei, außerdem sind wir ja nicht allein. Ich schaute zu den Kindern die am Tisch saßen, malten und sich angeregt über eine Zeichentrickserie unterhielten die ich nicht kannte. Ich konnte es mir nicht verkneifen und ließ meinen Blick in Daves Richtung schweifen. Ich fühlte mich sofort ertappt als unsere Blicke uns trafen und schlug meine Augen sofort nieder, als würde ich etwas auf dem Boden suchen. "Also wann müssen die Kinder heim geschickt werden und wieviele?" fragte er mich. Seine Frage brachte mich total aus dem Konzept und ich sah ihn erst eine weile verwirrt an, bis ich begriff was er von mir wollte. "Ähm...um vier, glaube ich. Es sind fünf Kinder die wir heimschicken müssen." sagte ich und sah auf den Zettel von Petra. Mit ihrer sauberen Handschrift hatte sie mir die fünf Namen der Kinder und die Uhrzeit aufgeschrieben. "Und einen Jungen muss ich jetzt noch losschicken." Mit diesen Worten stand ich auf und trat an den Tisch an dem die Jungs mit ihren Yugioh Karten spielten. Ich spürte seinen Blick im Rücken und wusste das er mich genau beobachtete. Es machte mich immer noch nervös obwohl es dafür keinen Grund gab, schließlich kannte ich Männer und wusste das er nur versuchte ab zu schätzen wie ich so drauf war. Ich sagte dem Jungen bescheid das er seine Sachen nehmen sollte und nach hause gehen konnte. Dave fragte nach dem Namen des Jungen und strich ihn dam im Gruppenbuch ab. "Wir sind ein gutes Team." meinte er mit einem bezauberhaften Lächeln auf den Lippen. Ich lächelte zurück. "Ja genau, ich schick die Kinder heim und du streichst sie ab." Während ich das sagte ging ich zum Tisch zurück und setzte mich ihm gegenüber. Ich betrachtete ihn unauffällig. Sein Gesicht wahr weich geschnitten, noch nicht so markant wie bei älteren Männern, man konnte sagen er hatte noch eine Spur des kleinen Jungen, der er vor ein paar Jahren noch gewesen war, darin. An der Unterlippe hatte er ein Piercing, das frech im Sonnenlicht glitzerte. Seine Nase war sehr gerade und schmal. Mein Blick glitt wieder zu seinen blass blauen Augen in den man förmlich ertrinken könnte, die direkt in meine sahen. Diesmal hielt ich seinem Blick stand. "Du machst also ein Praktikum hier...wie lange geht das denn?" fragte ich. "Ungefähr drei Wochen und ein paar Tage. Und wie lange bist du schon hier?" Ich überlegte kurz und antwortete dann: "Seit anfang diesen Jahres." Während der ganzen Zeit die wir zusammen in dieser Gruppe arbeiteten unterhielten wir uns über alles mögliche. Wir stellten einige Gemeinsamkeiten fest, wir hatten beide eine ältere Schwester die schon verheiratet ist. Seine Schwester hatte aber schon zwei Kinder, während bei meiner das erste Kind unterwegs war. Wir hatten auch heraus gefunden das wir viele gemeinsame Interessen haben. Und allgemein hatten wir viel Spaß an diesem Tag, da wir den gleichen Humor haben. Nach diesem Arbeitstag kam ich in meine Wohnung und fühlte mich seltsam allein. Ich wusste einfach nichts mit mir anzufangen und mir spuckte ständig dieses lustige Gespräch mit Dave im Kopf herum. An diesem Abend hatte ich das erste mal seit langem Probleme beim einschlafen und lag bis mitten in die Nacht wach in meinem Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)