Bedingungslos von abgemeldet (Not another tragic story) ================================================================================ Kapitel 2: Sorry seems to be the heardest word ---------------------------------------------- Immer noch lachend schloss Chris die Tür in seinem Zimmer und ging mit plötzlich erstarrter Miene zu seinem Bett, ließ sich drauf fallen. Jetzt war er wieder allein, traurig und ganz plötzlich dem Wunsch zu sterben wieder ganz nahe. Aber wollte er das wirklich? – Es gab so viele Menschen denen er etwas bedeutete – seine Mum, sein Dad, seine Schwester Carina, sein kleiner dämlicher Bruder Sebastian und sein Halbbruder Dennis, seine Band – Timo, David, Jan, Juri, Frank – sein bester Freund, Marcel. Kann er sie wirklich allein lassen? Er drehte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Das hatte er auch irgendwie schon lange nicht mehr getan. Auf der Seite liegen. Komisches Gefühl irgendwie. Das letzte mal lag er mit Lisa so auf dem Bett – hatte sie immer heimlich angeschaut, während sie schlief. Jetzt schlief sie für immer. Um nicht zu weinen richtete er sich auf und schnappte sich seine schwarze Gibson-Akustikgitarre aus ihrer Halterung und spielte einen kurzen Akkord. Gestimmt war sie immer noch, trotz so langer Zeit, die er sie nicht mehr benutzt hatte. Wieder spielte er ein paar Akkorde. Warum er ausgerechnet dieses Lied anstimmte wusste er auch nicht, aber er fing einfach an zu singen was ihm in den Kopf kam. „It’s sad, so sad, it’s a sad sad sittuation, and it’s getting more and more absurd. It’s sad, so sad, why can’t we talk it over? Oh it seems to me, that sorry seems to be the heardest word.” Carina hielt vor der Zimmertür ihres Bruders an und lauscht. Es gab nichts was sie mehr hasste, als wenn ihre Familie, beziehungsweise ein Familienmitglied weswegen auch immer litt. Und genau das tat Chris. Er litt so sehr wegen Lisas Tod. Das Lied, das er sang, sang er mit so viel Gefühl, dass es sie fast umhaute, dass sie seine Stimme nicht brechen hörte. Keine einzige Träne konnte sie hören, durch die ruhige und angenehme Singstimme ihres Bruders. Sie wartete bis er geendet hatte und klopfte als der letzte Ton der Gitarre verklang. „Herein?“, erklang es dumpf von innen bevor sie langsam die Tür öffnete und den Kopf hineinsteckte. „Hey Bruderherz. Hast du Lust ’ne Kleinigkeit zu essen?“, fragte sie leise. „Das fragst du noch?“, witzelte er ein Wenig, weil er wusste, dass seine Schwester genausten darüber informiert war, wie viel er normaler Weise verdrückte. „Na ja, wenn man bedenkt, wie viel du in den letzten Wochen gegessen hast, würde man glatt meinen, du seist in einen Hungerstreik gefallen und würdest nichts mehr essen.“, grinste Carina etwas frech. „Ne ne keine Sorge. Ich komm in zwei Minuten runter, muss nur noch eben schnell Gitarre und Co. KG wegräumen.“ „Okay... bis gleich kleiner Bruder.“, zwinkerte sie neckisch. „Ja ja du mich auch.“ Dass er ihr die Zunge rausstreckte bekam sie schon gar nicht mehr mit, denn sie war bereits wieder auf dem Weg in die Küche, um den Anderen zu sagen, dass er gleich käme. Chris setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und schnappte sich seinen Laptop. Schnell meldete er sich bei MySpace an und klickte auf das E-Mailsymbol, das rot unter seinem Anzeigebild leuchtete. Nur kurz warf er einen Blick auf die E-Mailbetreffleisten und klappte den Laptop wieder zu. Nichts da, was lesenswert gewesen wäre. Mit leicht schlurfenden Schritten ging er hinunter in die Küche, wo seine Bandkollegen gemeinsam mit seiner Schwester auf ihn warteten. „Sorry Jungs. War grade noch schnell bei MySpace drin, eben was nachgucken.“ Ein entschuldigendes Lächeln schlich sich über seine Lippen. „Ach ist schon gut Großer.“, lächelte David und klopfte auf den freien Platz neben sich. Dankbar lächelnd ließ er sich neben den Pianisten sinken und nahm den Löffel in seine linke Hand. Schweigend machte er sich daran, seine Suppe zu löffeln. Gemüsesuppe – normaler Weise mochte er so was gar nicht aber irgendwie war ihm das egal heute, denn das Essen schmeckte fantastisch. Nach dem Essen verabschiedete Carina sich von den Jungs und ging wieder nach Hause. Ihr Freund wartete zu Hause und hatte schon gefragt, wann sie denn endlich nach Hause käme. Also eilte sie schnellst möglich los. Die Band saß noch gut drei Stunden zusammen am Esstisch und unterhielten sich über dies und jenes. „Sagt mal Jungs, habt ihr irgendwie Bock noch los zu gehen nachher?“, fragte Chris ganz plötzlich und wurde mit einem „Ich kenne dich nicht mehr“-Blick von David angeschaut. „Was denn Davi?“, fragte Chris ruhig und war sichtlich etwas verwirrt. „Ehm nichts und gerne ja aber seit wann fragst gerade DU so etwas? Du bist doch unser Nie-Party-Gänger hier.“ Verwirrt schüttelt David seinen Kopf. „Na ja, das Leben läuft weiter, oder? Und ich will einfach nicht mehr so leben wie sonst immer. Ich will endlich genießen.“ „Seit wann zählen Partys zu deinen Genussmittelchen?“, fragte nun Timo, der ebenso verwirrt war wie David. „Seit heute Abend.“, grinste der Bassist frech und stand auf. „Also wollt ihr jetzt oder muss ich allein gehen?“ „Ehm nee wir kommen mit.“, sagte David und schaute Timo an, der sofort zustimmend nickte. „Gut.. Juri, Frank, Jan? Ihr auch.“ Die Drei nickten nur zu Antwort. Zu groß war die Verwunderung, warum ihr Bandkollegen komplett anders als sonst wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)