Digimonworld von PitY (An other Story) ================================================================================ Kapitel 3: Die Reise... ----------------------- Dunkelheit. Ein Film aus schwarzem Leim. Mein Körper lief auf einem Teppich. Ein Teppich, der lebendig war. Er bewegte sich. Die Wände starrten mich von allen Seiten mit tausenden Augen an. Ich schaute zu allen Richtungen, doch erblickte nur schwarz. Ich lief los, sah einen Lichtstrahl und streckte ihm meine Hand entgegen. Ich versuchte ihn zu erreichen, doch umso schneller ich lief, desto weiter entfernte sich dieses Licht, bis es nur ein leichter Schimmer war. Ich blieb stehen. Allein. Um mich herum befand sich nur die Farbe schwarz. Um mich herum war also nichts. War das ein Gefühl, das ich da sah? War das die Leere in mir? Meine Lider begannen sich zu öffnen. Meine Eltern, links und rechts neben mir, sahen mich besorgt an. Auch weitere bekannte Gesichter erblickte ich. „Zum Glück! Sie wacht auf!“, eine Erleichterung seitens meiner Mama. Und auch mein Papa schien erfreut, genau so, wie der Rest der Gesichter, die ich noch nicht erkennen konnte. Ich fasste mir an den Kopf, denn der machte mir mächtig zu schaffen! War es etwa wieder Zeit für meine Tabletten? Ich ließ ein Murren von mir. „Du bist ohnmächtig geworden und mit dem Kopf gegen den Schrank geprasselt.“, klärte mich Papa auf. Er hob meinen Kopf an, um sicher zu stellen, dass nichts Schlimmes passiert war. Aber er fand zum Glück nur eine blau-gefärbte Beule. Nichts Ernstes also. Ich schaute mich um und erkannte meine beste Freundin Akemi. Stimmt ja! Sie wollte ja nochmal vorbei kommen! Und ihr Kunemon saß neben ihr. Außerdem erkannte ich, dass ich nicht mehr auf dem Boden im Wohnzimmer lag, sondern nach oben, in mein Bett getragen wurde. Sie blickten mich alle besorgt an. Ich rappelte mich halbwegs auf. „Mir geht’s gut. Keine Sorge. Das ist nur ein kleines Beulchen.“, versicherte ich den Anwesenden meine Gesundheit. „Stimmt schon, trotzdem solltest du dich ein wenig ausruhen. Das war ein ernstzunehmender Schlag auf den Kopf.“, sagte Mama und schob mich zurück ins weiche Bett, sodass ich nicht mehr saß sondern wieder lag. Papa ging nach unten in das Esszimmer, das sich auf der unteren Etage mit der Küche und dem Wohnzimmer, am Ende des Ganges befand. Das Esszimmer war eine Art Ess- und „Alles-Mögliche“-Zimmer. Vielseitig bis zum „geht-nicht-mehr“. Da es allein für einen großen Tisch und ein paar Stühle zu groß war, stellten meine Eltern dort alles Mögliche hin. Ein riesiger Schrank bewahrte Schätze, Antiquitäten, Familien-Erbstücke, wertvolles Porzellan-Geschirr, Tücher, Bettwäsche, eben alles Mögliche auf. Es gab auch ein Fach für Medizin. Ein Verbandskasten wurde schnell geholt. Salbe schmierte mir man dann auf die betroffene Stelle und dann wurde mir Verband um meinen Kopf gewickelt. Man hätte mich mit einem Schwerverletzten aus dem Krieg verwechseln können. Danach döste ich vor mir hin. Akemi saß an meinem Schreibtisch und machte etwas am Computer. Ich konnte nicht wirklich erkennen, was sie machte. Kunemon lag am Fußende und schlief wahrscheinlich. Ich frage mich ehrlich, wie Akemi immer den „Gesichtsausdruck“ des Digimon erkannte. Ich dachte viel über die Worte von Jijimon nach. Sie schienen mir alles zu erklären, doch mit ihnen hatte ich das Gefühl, dass die geklärten Fragen von damals, Lücken für neue Fragen öffneten. Wie ein Kreislauf. Ich öffnete Wiedermals meine Augen und setzte mich. Kunemon schien nicht wach geworden zu sein. Es bewegte sich nur zum Atmen und war weiterhin zusammengerollt. Akemi schien ebenfalls nichts von meinem Erwachen mitbekommen zu haben. Ich sah zu meinem Fenster hinüber. Zwei befanden sich in meinem Zimmer. Eines links neben meinem Bett und das Zweite direkt vor meinem Schreibtisch. Es war das Fenster neben meinem Bett, aus dem ich blickte. Auf meiner Fensterbank stand eine hübsche Blume. Doch sie ist nichts im Vergleich zu dem wundervollen Baum. Seine Blätter waren bereits in wundervollen Rot- und Gelbtönen gefärbt. Der Herbst ließ den Baum so schön bunt erstrahlen. Ein wunderschöner Anblick. Akemi wendete sich von meinem PC ab und sagte: „Bist du wach? Das trifft sich gut. Ich würde dich nämlich gern zu Jijimon begleiten. Ich hab auch endlich ein Tor, das uns in die Digiwelt bringt, gefunden. Es ist nicht sonderlich weit von hier, aber dafür wird es auf der anderen Seite dauern, bis wir bei Jijimon angekommen sind.“ Sie schaute nochmal kurz auf den Bildschirm und betätigte den Drucker. „Eine Karte der Digiwelt könnte uns nützlich sein. Gut, dass es heut zu Tage solch eine Möglichkeit gibt! Außerdem zeigt sie uns an, wo wir wieder rauskommen müssten.“ So viel ich sah, mussten zwölf Teilstücke ausgedruckt werden, die dann die Karte ergaben. Akemi schaute noch einmal, wo noch Tore zur Digiwelt offen standen. Normalerweise gab es solche Probleme mit dem Wandern zwischen den Welten nicht, doch in letzter Zeit kamen Menschen kaum mehr in die Digiwelt, ohne dass sie ein Tor suchen mussten. Durch bestimmte Gerätschaften, unter anderem auch die neusten Digivices, konnte man die Tore beliebig oft öffnen und schließen. Jetzt ist es kaum mehr möglich. Nun waren wir auf sogenannte Tor-Sucher angewiesen, die uns offene Tore anzeigten. Das Problem dabei war, was die Forschung beheben wollte, dass man nie wissen konnte, wann sich das Tor wieder schloss. Deswegen müssen wir, Akemi und ich, uns beeilen, um durch dieses Tor zu gelangen. „Okay, wir nehmen das Tor, das ich vorhin erwähnte. Es ist in diesem Park, ein Dorf weiter. Es hat sich auch erst vor einer halben Stunde geöffnet. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es heute Abend. Ich geh dann rüber und fang dann an, meine Sachen zu packen! Kunemon schläft gerade so fein. Ich lass es am besten hier. Komme ja gleich wieder.“, flüsterte mir Akemi zu, um das schlafende Kunemon nicht zu wecken. So ein Tor machte, was es wollte. Es öffnete sich, wann es wollte und schloss sich nach Belieben wieder. So ein Tor konnte auch mal mehrere Tage offen stehen, aber auch nur ein paar Sekunden oder Minuten. Man hatte keinen Einfluss mehr auf sie. Akemi hievte ihre rote Tasche auf ihre Schulter und nahm sie wieder ab. Ich guckte ihr gespannt zu. Sie öffnete die Tasche, nahm ein Päckchen umwickelt mit Geschenkpapier raus, legte es auf meinen Schreibtisch und verschwand mit einem einladenden Blick aus meiner Tür. Sobald ich sie die Treppe runtergehen hörte, schlich ich mich aus dem Bett und überfiel das Geschenk, das sichtlich für mich bestimmt war. Das Geschenkpapier fetzte durch die Luft. Ich öffnete den Karton und es zeigte sich ein Foto von mir und Akemi, als wir noch jünger waren, eingeklebt in einem schönen, bunten Rahmen. Zwischen dem Foto und dem Rahmen, war ein kleiner Zettel mit der Aufschrift „Wir schaffen das schon – du kannst auf mich zählen!“, eingeklemmt. Auf meinen Lippen machte sich ein Lächeln breit und während ich in meinen Gedanken versank, als ich das Bild anschaute, klopfte es an meinem Fenster. Ich lief schnell von meinem Schreibtisch zu meinem Bettfenster. „Tojamon?!“, fragte ich verblüfft. Ich öffnete das Fenster und Tojamon sprang hinein in mein Zimmer. „Ja, ich bin es. Ihr wollt zu Jijimon, hab‘ ich recht?“ „Das stimmt, aber woher weißt du davon?“ „Geraten.“ Ich schaute das Digimon an und eine meiner Augenbraue zog sich ungläubig nach oben. „Aha. Und was möchtest du?“, fragte ich es gespannt. „Ich möchte, dass ihr Jiro mitnehmt. Er muss mit mir in die Digiwelt. Wir haben es oft schon alleine versucht, aber es ging nicht. Wir brauchen deine Hilfe!“, bat es mich. „Und woher wissen wir, dass ihr nicht umsonst hier bleiben müsst?!“, mischte sich Kunemon mit ins Gespräch. Es schien alles mitgehört zu haben und interessierte sich sehr für unseren neuen Gast. „Oh, Würmchen ist auch hier?“, neckte Tojamon das Wurm-artige Digimon. „Noch ein Wort…“ „Seid ruhig! Alle beide!“, versuchte ich mich zwischen die wütenden Digimon zu stellen. Doch ich merkte auch, wie mein Gesicht rot anlief. Es ging hier schließlich um Jiro. Wieso wollte Tojamon gerade von mir, dass wir die beiden mitnehmen? Und gerade jetzt, wo ich in die Digiwelt musste? Wenn es mich früher darauf angesprochen hätte, hätte ich Papa fragen können, ob er Jiro und Tojamon mitnehmen könnte, schließlich war er fast jeden Tag in der Digiwelt. Wenn ich so darüber nachdenke, musste ich zugeben, dass es sonst nie vorgekommen ist, dass Tojamon mit mir spricht. Ich meine, ich kenne Jiro schon seit mehreren Jahren. Wir sind prinzipiell zusammen groß geworden. Und auch Tojamon kenne ich nicht seid ein paar Tagen, sondern schon seit drei Jahren. Ich hatte sogar geglaubt, dass es nicht sprechen könnte. „Wie dem auch sei, bitte rede mit Jiro darüber. Er weiß nicht, dass ich zu dir gekommen bin und er würde meine Bitte auch nicht verstehen. Aber es ist mir sehr wichtig.“ Mit dieser Bitte sprang Tojamon mit einem Satz wieder aus dem Fenster. Meine Rötung blieb jedoch und meine Gedanken waren voll. „Nehmen wir Jiro und Tojamon mit?“, fragte mich Kunemon, dem ich seinen Gesichtsausdruck nicht entnehmen konnte. „Ich weiß nicht. Aber ich würde gerne wissen, wieso Tojamon mich so inständig darum bittet.“ „Ich weiß es leider auch nicht.“ „Akemi wird doch nichts dagegen haben, wenn Jiro uns begleitet, oder?“ „Sicher habe ich nichts dagegen, Hina!“, lächelte mich Akemi freundlich an, „Also ich bin auch fertig! Kunemon, deine Sachen sind auch schon gepackt! Würdest du die Kekse mitnehmen, die Kunemon so gern hat, Hina?“ „Ja ok. Dann lass mir noch Zeit. Packen muss ich auch noch und ich muss mit Jiro reden.“, warf ich ein. „Weiß der Liebe etwa nichts von seinem Glück?“, sah mich Akemi verdutzt an, während sich Kunemon wohl am liebsten an die Stirn fassen würde. Stattdessen drehte es sich weg. Ich schaute zu dem Wurm-Digimon und wendete mich wieder an Akemi. Ich erzählte ihr von dem Gespräch zwischen mir und Tojamon. Sie guckte mich nur skeptisch an und fragte noch einmal nach: „Ehrlich? Tojamon war hier? Es kann sprechen?!“ Ha! Ich war nicht die Einzige die Tojamon für stumm hielt! Ihre Fragen beantwortete ich natürlich alle mit einem „ja“. Ich fragte sie, ob sie eine Idee hätte, warum Jiro gerade mit uns in die Digiwelt soll, doch sie war genau so ratlos wie ich und Kunemon. Merkwürdig. Es war schon komisch, Jiro eine solche Frage zu stellen und Tojamon zu verschweigen. Es hätte mir ruhig mal sagen können, wie ich das unauffällig fragen sollte! Es war nämlich so, dass wir nur wenig Kontakt hatten. Unsere beste Zeit war im Kindergarten, als er mir einen Sandkuchen anbot. In der Schule fanden wir beide neue Freunde und als wir auf unterschiedliche Schule wechselten, verloren wir uns fast ganz. Solche Gespräche, wie die von heute Mittag, finden öfters statt, wenn wir uns zufällig treffen. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, wann ich angefangen habe für ihn zu schwärmen. Der Bang-Moment, in dem ich den Blitz sah, der mich zu ihm führte, war der Moment auf seiner Feier. Seine Mutter hatte meine Eltern und mich eingeladen. Jiro und seine Kumpels waren schon fleißig am spielen, von Konsolen und Kartenspielen, als ich mich zu ihnen gesellte. Ich hatte mich schnell zu recht gefunden, hatte einen nach dem anderen verlieren lassen und fühlte mich Pudel wohl. Irgendwann ließ ich die Meute spielen und setzte mich auf einen Orangensaft. Rasch setzte sich Jiro zu mir und wir kamen sehr schnell in ein Gespräch. Ich hab mich wirklich sehr amüsiert. Es gefiel mir sehr und ich verliebte mich Hals-über-Kopf in ihn. Aber ich wusste, dass ich schon vorher für ihn schwärmte. Nur dieser Abend machte mich verrückt nach ihm, auch wenn ich es nicht zugeben könnte. „Ok, weißt du was? Ich mach das für dich. Ich muss sowieso noch Blumen bei der Mutter von Jiro abliefern. Du weißt ja, sie hatte erst letztens diesen Unfall. Zum Glück wird sie wieder gesund und meine Mutter besteht darauf, dass ich ihr Blumen vorbei bringe.“, schlägt mir Akemi vor. „Versuch es. Ich werde während dessen meine Sachen packen. Die Blumenkekse für Kunemon vergess ich natürlich nicht!“, sagte ich und tätschelte dabei das Köpfchen von Kunemon. Blumenkekse waren keine Kekse aus Blumen, sondern Butterkekse, die in Schokolade gehüllt waren und einen Blumenform aufwiesen. Kunemon liebte diese Dinger. Akemi verließ mich wieder, um mit Jiro zu sprechen. Doch bevor sie ihm einen Besuch abstattete, holte sie noch die Blumen. Ich währenddessen packte meine Sachen. Ein Schlafsack musste unbedingt mit und auch ein paar nützliche Kleinigkeiten durften nicht fehlen. Kunemon schaute mir dabei aufmerksam zu. „So fertig!“, sagte ich mir und guckte meinen Rucksack stolz an. Dabei fiel mir leider auf, dass es doch mehr Kleinigkeiten wurden, als ich dachte… „Na gut, ich glaub, diese zwei Bratpfannen, die zehn Dosen Ravioli und die sechs Decken brauch ich nicht unbedingt…“ Ich bemerkte entsetzte Blicke meiner Mutter und die von Kunemon, die den Rucksack trafen. „Ich glaube, du solltest nochmal darüber nachdenken, ob du nicht was von den Dingen hier lassen möchtest. Zumal wir nur zwei Bratpfannen haben. Ich könnte hier in dem Haushalt auch eine gebrauchen…“, versuchte mir meine Mutter ein wenig klarzumachen, dass es zu viele Sachen waren, die ich da eingepackt hatte. Obwohl ich, nach dem Anblick des vollgestopften Rucksacks, selbst auf die Idee kam, manche Dinge aus dem Rucksack zu verbannen. „Mmh. Moment mal…“, sagte Kunemon, während es sich dem Rucksack näherte, „Du hast die Blumenkekse vergessen!“ Ach Mist. Von wegen, ich vergesse die Blumenkekse schon nicht… Aber zumindest sah ich zum ersten Mal etwas in dem Gesicht von Kunemon, das nach Gefühl aussah. Ich meine, es sah so aus, als hätte es auf der Stelle losheulen können! Wow, so viel Gefühl für Blumenkekse… Naja gut. „Das mit dem Rucksack mach ich schon. Erst einmal muss ich runter und die Kekse einpacken, bevor hier noch Panik ausbricht.“, wandte ich mich zuerst an Mama und dann mit einem sarkastischem Unterton an Kunemon. Leider erkannte ich danach keine Mimik mehr in dem rundlichen Gesicht. Aber der Stachel, der auf mich gerichtet war, verriet mir das Wichtigste: Ich sollte lieber meine Klappe halten. Ich ging zur Zimmertür heraus. Kunemon sprang vom Bett und folgte mir. Wir gingen die Treppe herunter. Am Treppenende sah man die Küche mit dem lecker-aussehenden Käsekuchen auf dem Tisch, an dem scheinbar jemand genascht hat. Ich ging den Weg weiter entlang, also an der Küche, dann dem Wohnzimmer und dem Bad und dem Klo vorbei. Gegenüber von der Toilette und dem Badezimmer war das Arbeitszimmer meines Papas. Am Ende des Flurs war dann das Esszimmer mit dem riesigen Schrank. Ich öffnete das Süßigkeitenfach und suchte diese dämlichen Kekse. Kunemon suchte mit. Wir hatten alles gefunden, was lecker und Schmackhaft war, aber die Blumenkekse zeigten sich nicht. Sie waren nicht da und bevor Kunemon zu heulen begann, schlug ich vor, dass wir zusammen diese Blumenkekse kaufen könnten. Nachdem es sofort zustimmte, nahm ich meinen Verband um den Kopf ab und wir waren dann auch schnell auf dem Weg zum Einkaufen. Der Supermarkt war nur zwei Straßen weiter. Es dauerte also nicht lange, bis wir ankamen. Im Supermarkt angekommen, fanden wir die Kekse nicht sofort, da meine Mama normalerweise die Einkäufe erledigte und ich nur für das Tragen der Einkäufe zuständig war. Also musste sich meine Mama auch um die Süßigkeiten kümmern. Die einzigen Läden die ich zu Gesicht bekam, sind die Läden, die Klamotten und Geschenkartikel verkauften. Nach großem Rumsuchen und gucken, fand Kunemon seine geliebten Kekse. Mit ihnen schlenderten wir also zur Kasse. „Juhuu, meine Kekse hab ich sicher!“, freute sich Kunemon wie verrückt. „Ja, die Kekse sind dir sicher! Und ich hoffe, dass Akemi Erfolg mit dem Gespräch mit Jiro hatte…“, sagte ich an Kunemon gerichtet, ohne dass ich auf den Weg achtete. Und Krach… Da war es geschehen. Ich stoß mit Jiro zusammen. „Oh. Hi Hina! Wie geht’s dir? Ist wieder alles in Ordnung?“, fragte er mich und reichte mir die Hand, denn ich lag peinlicherweise mit drei Blumenkeks-Packungen auf dem Boden. So wie ich mich fühlte, konnte ich kaum glauben, dass er mich erkannt hatte. Denn so wie ich mich fühlte, musste ich aussehen, als hätten mich hunderte von Tomaten bedeckt. Ich war sicher stechend rot, als er mir hoch half. „D-danke…“, stotterte ich vor mir hin. Scheiße, war das peinlich. Aber seine Hand war sooo weich. Ich hätte sie am liebsten nicht mehr losgelassen. „Akemi wollte mit mir reden? Worum soll es in dem Gespräch denn gehen?“, fragte mich Jiro Löcher in den Bauch. „I-ich äh… W-wir wollten fr-fragen, ob du vielleicht L-Lust hättest, mit uns in d-die D-Digiwelt zu gehen…“, stotterte ich einen Satz zurecht. Bin ich jetzt sogar unfähig dazu, einen normalen Satz von mir zu geben? Ich starrte den Boden fast krampfhaft an. Bitte sag nein, Jiro! Damit ich nicht für immer ein stotterndes, zu-Boden-starrendes Mädchen bleibe! Das hoffte ich zumindest… „Ja, gerne!“, sagte mein Untergang zu mir. Mit dem Satz war ich den Tränen nahe, nur wusste ich nicht, ob es aus Glück oder Trauer war. Deprimierend. „Soll ich irgendwas mitnehmen, außer Kekse?“, fragte mich Jiro mit einem sanften Lächeln. Kaum zu glauben, aber ich schien noch röter zu werden. Na danke Kunemon. Aus dem Augenwinkel guckte ich Kunemon giftig an und dies schien Kunemon auch zu merken, so weit wie es sich zu Boden geneigt hatte. „B-bring mit, was w-wichtig ist. A-aber du solltest gegen 19:00 Uhr b-bei m-mir erscheinen. D-du weißt doch, wo i-ich wohne?“, mir war es sehr peinlich ihn das zu fragen, weil ich bemerkte, wie ich ihn mit meinen großen Augen anstarrte. Ich hätte mich, an seiner Stelle unwohl gefühlt. „Ja, das ist kein Problem! Aber wo wollt ihr hin? Und warum soll ich mit?“, da kam die nächste Frage. „Frag doch dein Digimon! Tojamon wollte unbedingt, dass ich dich frage!“, so hätte ich wohl am liebsten geantwortet, aber ich wollte Tojamon nicht enttäuschen und ließ mir schnell was einfallen. „Ä-ähm…“ Super… Wie verständlich ich geantwortet hatte… zum Glück kam mir Kunemon schnell zu Hilfe: „Wir dachten uns einfach, dass es in einer Gruppe mehr Spaß macht. Also hatten wir da schnell an dich gedacht, schließlich bist du doch schon so lange mit Hina und Akemi befreundet! Deinen Bruder kannst du auch mitnehmen!“ Nun gut. Die Antwort war zwar nicht berauschend, aber sie hatte mich gerettet. „Ok! Ich frag ihn mal. Dann komm ich auf jeden Fall mit. Schließlich muss ich euch helfen, denn mit nur einem Digimon seid ihr bestimmt nicht sicher!“, lächelte er uns an. Ich war, wie immer, hin und weg. „Ich bin auch stark genug, du Angeber!“, schimpfte Kunemon leise vor sich hin. „Keine Sorge, ich meinte das nicht böse Kunemon, aber es ist Tatsache, dass es mehr als ein bösartiges Digimon in der Digiwelt gibt. Du kannst nicht alle bezwingen“, versuchte Jiro das ein wenig aufgebrauste Würmchen ruhig zu stimmen. „Tausend-Achthundert-sieben-und-sechzig Yen bitte!“, erklang die Stimme hinter der Kasse. „Oh ja! Hier Bitteschön!“, wandte sich Jiro zu der Kassiererin und dann noch einmal zu mir, „Wir sehen uns später!“ Damit war er auch wieder weg. Ein Jammer. Die nächste war ich. Für die drei Packungen zahlte ich vierhundert-fünf-und-achtzig Yen (entspricht ca. drei Euro und sechzig Cent). Doch jetzt wo ich bemerkte, was gerade geschehen war, dass ich Jiro gerade getroffen hatte, fragte ich mich, was mit Akemi war. Schließlich sollte sie mit ihm reden. Sie hat extra noch die Blumen für Jiro’s Mutter geholt und dann war er nicht zu Hause… Ach egal. Dann hab ich eben mit ihm geredet. Na ja, eher gestottert… „Was soll’s, auf zu mir nach Hause. Wir werden Akemi schon antreffen…“, sagte ich zu mir, bemerkte jedoch den wohl fragenden Blick von Kunemon. Das passierte zwischenzeitlich bei Akemi…. Sie kam mit einem riesigen Blumenstrauß an die Haustür der Iwamoto-Familie und wollte am liebsten schon losfluchen, aufgrund des Straußes. Boah, meine Mutter spinnt doch, so einen riesigen Blumenstrauß zu kaufen…Ich kann ja kaum geradeaus gucken! Nachdem sie an der Tür klingelte, wurde sie auch schon geöffnet. „Äh hallo! Kann ich bitte mit Jiro sprechen?“, fragte sie die Person in der Tür, ohne dass sie wusste, wer sie denn geöffnet hatte. „Ach, warum das denn? Ist der Blumenstrauß etwa für ihn? Wie liebevoll, scheinst ja dolle in ihn verschossen zu sein!“, neckte sie eine männliche Stimme. Als Akemi die Stimme von Masaru, dem Bruder von Jiro, erkannte, erkämpfte sie sich den Blick durch die Blumen und brüllte ihn schon fast an: „Nein verdammt! Der riesige Blumenstrauß hier ist für deine Mutter, die regungslos im Bett liegt, Arschloch!“ „Sind wir wieder nett heute!“, erklang die bekannte, sarkastische Stimme. „Du gibst mir auch den besten Grund dazu!“, maulte Akemi und verzog ihr Gesicht fast dämonisch. „Also, wenn du dich nicht beruhigst, dann bitte ich dich nicht rein, Emi.“ „Pah! Dann nimm den Blumenstrauß und schick deinen Bruder nach draußen!“, fauchte ihn Akemi an und drückte ihm den dicken, fetten Blumenstrauß in den Arm, der kaum durch die Tür passte. „Na gut, komm rein, aber sei leise!“, wurde von Masaru befohlen. Ich glaubs ja nicht! Wie kann er sich das erlauben, so mit mir zu reden! Unglaublich! Er hat weder das Recht, noch das Niveau dazu, so mit mir zu reden. Wenn ich nicht Hina zu liebe hier wäre, würde ich ihm am liebsten einen überbraten und gehen! Und zwar mit dem Rest des Stolzes, den ich noch besitze. Kochend und wütend nahm sie auf dem Sofa Platz. Masaru ging währenddessen mit dem Strauß die Treppe hinauf und kam ohne wieder hinunter. Er ging in die Küche und setzte Wasser auf. „Willst du auch einen Tee, allerliebste Emi?“, wieder ein sarkastischer Unterton. „Nein, Saru-Arschloch!“ „Wie du meinst, Emi!“ Er kam mit zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer und stellt sie auf dem recht niedrigen Wohnzimmertisch ab. Das Haus war wunderschön dekoriert. Es gab keine Wände zwischen Wohnzimmer, Flur und Küche. Durch die Küche kam man hinein und die Böden der Küche und des Wohnzimmers, die Fliesen und das Laminat, markierten die Grenze der beiden Räume. Die Treppe ist daran angegrenzt. Weiter im Wohnzimmer, steht das Sofa-Set. Die Einrichtung trifft meinen Geschmack, sehr hübsch, wie ich finde. Allgemein ist die Farbe der Küche bräunlich-rot bis orange und das Wohnzimmer ist bräunlich-beige. Die Räume wurden wunderbar von den großen Fenstern beleuchtet. Akemi schaute sich die Einrichtung genauer und lange an, bevor sie den Tee bemerkte, der für sie bestimmt war. „Ich wollte doch keinen Tee.“, beschwerte sich Akemi, „und wo ist dein Bruder?“ „Maule nicht rum, Emi. Der Tee ist lecker!“ Akemi hielt den Blickkontakt mit Masaru und näherte sich langsam dem Tee. Sie roch an ihm und fasste um das Glas. „Aua! Ist das heiß“, schrie Akemi auf. „Das ist doch klar, Emi! Der Tee wurde gerade gekocht. Warte lieber noch ein wenig, oder willst du Handschuhe?“ „Ha ha, sehr witzig, du Komiker. Wo ist nun dein Bruder?“ „Ach, der kommt gleich. Möchtest du mir mal erzählen, was du denn so dringend mit meinem Bruder bereden willst?“ „Nein, nicht wirklich.“, sagte die monotone, unbeeindruckte Stimme. „Ach komm schon.“ „Nö.“ Man sah dem armen Masaru regelrecht an, dass er sehr an der Antwort interessiert war. Doch er wusste genau, dass sie es ihm nicht verraten würde, also wollte er ein bisschen mit ihr plaudern, um doch dahinter zu kommen. „Na gut. Dann sag mir doch wenigstens, was du so gemacht hast oder was du noch so vor hast.“ „Ich sag dir gar nichts. Ich will einfach nur mit deinem Bruder reden und keinen Kaffee-Klatsch mit dir halten! Wenn wir gerade von ihm reden, wie lange braucht der denn?“, fauchte Akemi. „Ähm, keine Ahnung. Er ist gerade weg. Weiß auch nicht wohin. Ich wollt einfach nur ein wenig mit dir plaudern.“, ein etwas enttäuschtes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Gut, dann geh ich wohl besser.“ Akemi stand auf, nahm das Glas am oberen Rand hoch und trank den ganzen Tee auf Ex auf. Sie stellte das leere Glas wieder auf den Tisch, ging Richtung Küche und dann zur Tür hinaus. Ein leises „Auf Wiedersehen, Arschloch“ verließ ihren Mund und ein lautes Knallen folgte. „Das habe ich gehört, Emi.“, war der Abschied für das liebevolle Mädchen, das nur bei diesem Jungen so ausrastete. Wie kann dieser Bengel es wagen. Er ist doch viel jünger als ich. Manchmal könnte ich ihn erwürgen… Er ist so eingebildet! Unfassbar… Sie ging, rannte schon fast, von dem Grundstück den Weg entlang. Sie war ziemlich aufgebracht und ließ sich scheinbar nicht leicht aufhalten. Das sonst so sensible, liebe und nette Mädchen wurde bei diesem Masaru zu einer Furie. Während sie zurück zu Hina Nagoya’s Haus rannte, beruhigte sie sich und wurde mit der Zeit auch langsamer. Akemi kam in mein Zimmer rein gestürmt und setzte sich ruckartig auf den Schreibtischstuhl, während ich die Kekse einpackte. Meinen Rucksack musste ich aber noch packen. Akemi ist gute zwei Minuten später in meinem Zimmer angekommen. „Sorry, Hina. Jiro war leider nicht zu Hause.“, beichtete Akemi ein Weilchen später. „Keine Sorge. Wir mussten noch einkaufen. Wir mussten die Kekse für Kunemon kaufen, weil wir keine mehr zu Hause hatten und da hatten wir auch gleich Jiro getroffen. Ich hab ihn gefragt und er hat Ja gesagt. Also kommt er mit.“ „Klasse, dann hätte ich mir den Plausch mit Masaru sparen können! Der ist sowas von nervig, ey!“, regte sich Akemi auf. Als der Satz genannt wurde, mussten Kunemon und ich uns ruckartig angucken. Shocking pur nennt man sowas wohl. Ich hoffte sie redete von einem anderen Masaru. Vielleicht einem Cousin, der kurze Zeit bei den Iwamotos lebte, oder einem Freund, der auf Jiro wartete. Doch leider wurde ich enttäuscht. Sie redete von dem Bruder, den wir indirekt eingeladen hatten. Das wird ein Spaß, wenn er mitkommt. Akemi drehte sich auf dem Stuhl zum Schreibtisch um und wandte sich auch gleich dem Computer zu. Sie schaute, ob sich das Tor noch an derselben Stelle befand, wie vor ein paar Stunden. Wir kannten schon die Antwort, denn sie klang recht erleichtert. Während Akemi und ich die Zeit mit packen, informieren und spielen verbrachten, kam Jiro nach Hause. Als er die Tür öffnete, kam ein entspanntes „Hallo“ vom Sofa. Masaru machte es sich mit einem heißen Tee bequem und sah Fern. Jiro gesellte sich daneben. „Na Penner! Haste mir auch einen Tee gemacht?“, begrüßte Jiro so herzlich, wie er nur kann. „In der Küche müsste noch ein wenig in der Kanne sein.“, antwortete Masaru. Jiro ging in die Küche, nahm ein Glas aus dem Schrank und schenkte sich etwas von dem etwas abgekühlten, aber noch warmen Tee ein. „Akemi war vorhin hier und wollte dich sprechen. Weißt du was sie von dir wollte?“, fragte Masaru, während Jiro von seinem Tee nippte. „Ich denke, sie wollte das gleiche fragen, dass mich auch Hina im Supermarkt gefragt hat. Hab sie heute getroffen und sie hat uns eingeladen mit in die Digiwelt zu kommen.“, wieder wurde die volle Aufmerksamkeit dem Tee geschenkt. „Die Einladung ging auch an mich?“, hakte Masaru nach. Er konnte nicht glauben, dass Akemi damit einverstanden war, dass er mitkam. Zuerst schob er eine Augenbraue weit nach oben, das deutlich werden ließ, für wie unwahrscheinlich er das hielt, doch es fand sich schnell ein leicht hinterhältiges bis zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. „Ja, ich denke schon. Heute, um 19 Uhr sollten wir bei Hina auftauchen. Also geh deine Sachen packen!“, warf Jiro ein. Er trank den Tee zu Ende, räumte die Einkäufe ein und ging Richtung Wohnzimmer. Jiro huschte am Sofa vorbei, nahm sich ein Sofakissen und warf direkt in das Gesicht von Masaru. „Hey!“ „Vergiss es nicht beim TV gucken!“, erinnerte Jiro. „Ist ja gut.“ Jiro ging die Treppe hinauf und gelangte so in einen hübsch-eingerichteten Flur. Er führte zu den Zimmern von Jiro und Masaru und zu Toilette und Bad. Durch die sehr schmale Treppe, die man auch erlangen konnte, kam man in das Zimmer der Mutter. Jiro ging direkt in sein Zimmer und warf seine Tasche auf sein Bett. Daraufhin raste er direkt auf seinen Schrank zu und suchte nach einer größeren Tasche, die er auch fand. Weiterhin versickerte sein Zimmer immer weiter in Unordnung, durch das leeren seiner Schränke, um mit dem Inhalt seine ausgesuchte Tasche zu füllen. Irgendwann wurde das zärtlich-schlafende Tojamon von einer Decke getroffen und geweckt. „Was wird denn das?!“, rief das verschlafene Tojamon auf. „Wir reisen heute in die Digiwelt, mach‘ dich also bereit!“ „Digiwelt? Woher kommt der Umschwung? Weiß deine Mutter etwas davon?“ „Hina hat mich gefragt und ich habe zugestimmt. Mutter weiß noch nichts, aber ich werde gleich mal nach oben gehen und nach ihr sehen.“ Die Tür öffnete sich ruckartig und durch die Tür kam der Kopf von Masaru zum Vorschein. „Soll ich irgendetwas Bestimmtes mitnehmen?“, fragte Masaru lustlos nach. „Ich denke mal, ein Schlafsack wär nicht schlecht…“, Jiro hielt inne, „Moment. Bin ich deine Mutter? Pack ein, was du willst!“ „Ok.“ „Warte mal. Dein Bruder kommt auch mit?!“, fragte Tojamon entsetzt. „Ja, warum nicht?“ „Wer soll sich um deine Mutter kümmern?“ „Kein Grund zu Panik, Tojamon. Da wird sich schon einer finden. Es wird ja wohl noch zu schaffen sein, ein wenig zu kochen und ein kleines bisschen einzukaufen.“, glitt es ihm unbesorgt und locker von den Lippen, während er Sachen zum Packen zusammen suchte. Tojamon schien nicht sehr begeistert von der Idee zu sein, aber es nahm die Tatsache hin. Das Digimon nahm vieles hin, denn es musste in die Digiwelt. Ihm war egal, wie, aber es musste eine Lösung für sein innerliches Problem finden. Jiro und Masaru klopften an die Tür ihrer Mutter. Mit einem „Herein“ betraten sie den warmen Raum. Ein großes Bett, wohl ein Doppelbett, stand in der Mitte des Raumes, mit dem Kopfende an der Wand. Ein großer Schrank war gegenüber dem Bett eingebaut, gleich daneben befand sich die Tür. Die beiden Jungs schritten über dem Parkettboden zum Bett heran. „Hallo Mutter. Wie geht es dir?“, fragte Jiro. „Ach soweit ganz gut. Was gibt es denn? Muss ja wichtig sein, wenn ihr beide euch bei mir zeigen lasst!“, erwartete die hübsche Rothaarige eine Antwort. „Wir wollten dir Bescheid geben, dass wir für ein paar Tage weg sind. Wir wollen in die Digiwelt reisen!“, kam eine rasche Antwort von einem der Jungen. „Aber ihr habt doch morgen Schule und wer soll sich dann um mich kümmern?“, fragte die Mutter ein wenig hektisch. Sie schien es wohl nicht wahrhaben zu wollen, dass die beiden schon auf Reisen gingen. Am liebsten würde sie die beiden noch im Arm halten, mit ihnen spielen und sich komisch aufführen, wie das junge Mütter so machen, wenn sie mit ihren Kindern „sprechen“. „Aber Mutter! Morgen ist der letzte Schultag, danach sind Ferien. Der eine Tag wird doch niemanden umbringen!“ „Doch mich…“, sie setzte einen großen Schmollmund auf, der ihre Söhne in ein Schmunzeln verleiten. „Keine Sorge Mom. In der Zwischenzeit wird sich dein Ehemann um dich kümmern.“, die Jungs gingen vom Lächeln schon fast in das Lachen über. „WAS?! Das könnt ihr mir doch nicht antun!“, flehte und bettelte die Mutter, die am liebsten aufstehen und ihre Söhne dafür jagen würde. Aber diesmal war ihr das nicht möglich, denn sie lag mit einer verstauchten Hüfte, gebrochenem Bein und drei gebrochenen Rippen im Bett. Jiro und Masaru wussten, dass es ihr nichts ausmachte, wenn sich deren Vater um die Rothaarige kümmerte. Denn diese Trennung war schon längst keine mehr. Ganz im Gegenteil, sie verabredeten sich sogar wieder. Allerdings schien Frau Iwamoto trotzdem nicht sehr begeistert darüber zu sein, dass ihr Ehemann das Haus weitgehend für längere Zeit bewohnen musste. „Was soll’s. Dann gehen meine Männer eben in die Digiwelt. Aber versprecht mir, dass ihr keinen Mist veranstaltet!“, betonte Frau Iwamoto regungslos, aber mit hoher Stimme. „Ok, Mutter!“ „Ich werde auf die zwei Acht geben, Umeko.“, sagte Tojamon vertrauensvoll. „Gut. Ich werde auf dich zählen! Tschüss meine Lieben und habt viel Spaß!“, verabschiedete sich Umeko Iwamoto freundlich von ihren beiden Jungen und dem Digimon. Dann kam ein schüchternes Salamon auf das Bett gesprungen und kuschelte sich an seine Partnerin. „Mir ist es ein Rätsel, warum du dich immer verstecken musst.“, fragte sich die ans Bett gefesselte Mutter und begann das kleine Digimon zu streicheln. Mit den restlichen Erledigungen der Jungen, machten sie sich auch schon auf den Weg. Ich sah auf die Uhr. Es war kurz vor sieben und mein Herz schlug mit jeder Sekunde heftiger. Ich sah ihn schon kommen und malte mir aus, was ich wohl sagen könnte, wie wir uns unterhalten und wie er mich ansehen könnte… Scheiße. Ich war verliebt… Es klingelte. Mein Herz sprang so in die Lüfte, dass mein Körper mit in die Lüfte vom Bett gehoben wurde. Selbst Akemi wunderte sich, wie still und stramm ich stehen konnte. Mit überhitztem Kopf ging ich nach unten um die Tür zu öffnen. Akemi folgte mir. Doch bevor ich dazu kam, wurde die Tür von meinem Vater geöffnet. „Guten Abend, Herr Nagoya.“, begrüßte Jiro meinen Vater freundlich. „Guten Abend, Jiro! Und Masaru hast du ja auch mit gebracht!“, Papa lächelte freundlich. Plötzlich spürte ich einen bösen Blick, der an mir haften blieb. Ich wusste sofort, was mir bevor stand. Akemi zerrte mich wieder nach oben, in mein Zimmer, während die Jungs unten blieben und sich mein Vater um sie kümmerte. „Was macht dieses Arschloch hier?!“, brüllte mich Akemi an. So hatte ich sie noch nie erlebt! Ich dachte immer, sie wäre das liebe, nette Mädchen von nebenan. „Psst Psssst! Man kann dich bis nach unten hören!“, flüsterte ich ihr zu und fühlte mich ihr gegenüber winzig klein. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sooo ausrastet! Im Gegenteil, ich hatte eine winzig kleine Aufregung erwartet, aber nicht so etwas! Durch überschüssigen Druck, der durch Akemi auf mir lastete und dadurch, dass meine Auswege immer begrenzter wurden, zeigte mein Zeigefinger rasant auf das kleine Würmchen, das sich die Show aus der ersten Reihe anschauen konnte. „Kunemon war’s! Dein Digimon hat Masaru nebenbei und indirekt eingeladen!“, rettete ich mich und machte gleichzeitig das Leben von Kunemon schwerer. Der gefürchtete böse Blick wanderte ruckartig zu Kunemon hinüber. Schnell war dem kleinen Digimon klar, dass es fliehen musste. Während Akemi versuchte das Kunemon von der Decke zu bekommen, schlich ich mich aus dem Zimmer zu den Jungs nach unten. Mein Vater hatte sie mittlerweile in das Wohnzimmer geschleppt und Mama bot den beiden schon ein Stück Kuchen an, den sie beide dankend annahmen. „Hi! I-ihr seid ja beide gekommen. Cool.“, brachte ich aus mir raus. Nach fragenden Blicken, warum denn so ein Lärm aus meinem Zimmer kam, stand Masaru auf und fragte: „Soll ich mal nach ihr sehen?“ „Wenn du deinen Kopf behalten willst, solltest du das besser nicht.“, riet ich ihm. Das hat ihn ziemlich abgeschreckt, denn er setzte sich sofort wieder hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Mama kam währenddessen mit dem Kuchen für die beiden Gäste an. Tojamon fing dann auch an mit Elecmon zu spielen. Apemon saß genüsslich auf dem Sofa und sah Fern. Meine Eltern, die Jungs und ich saßen am Tisch. Wir unterhielten uns über die Reise und wir mussten feststellen, dass wir uns besser beeilen sollten. Die Jungs und ich gingen die Treppe rauf in mein Zimmer, wo Akemi wartend im Schneidersitz und verschränkten Armen unter Kunemon, das sich an die Decke geklammert hat, hockte. „Du kommst also mit, ja?“, fragte sie perplex noch immer im Schneidersitz sitzend. Masaru stand neben mir und schien ein wenig traurig über die Frage zu sein. Er bejahte ihre Frage und sagte: „Dann warte ich mal unten auf euch.“ Mit diesem Satz drehte er sich von Akemi weg und ging die Treppe wieder runter. Akemi dagegen starrte den Boden an und stand den Tränen sichtbar nahe. „Ok. Ich geh dann zu meinem Bruder mit runter.“, sagte Jiro, doch mit seinen Blicken vermittelte er mir, dass ich mich um Akemi kümmern sollte. Auch Jiro ging wieder aus meinem Zimmer und Kunemon kam wieder von der Decke herunter. „Hey, Akemi… was ist denn los?“, fragte das besorgte Digimon seinen Partner. Ich gesellte mich zu Akemi auf den Boden und sah sie ebenfalls fragend an. „Der Typ ist ein Arschloch! Er hat mich für etwas ausgelacht, wofür ich nichts kann und das ich am liebsten selbst verhindert hätte.“, fing Akemi an. „Was meinst du?“ „I-ich…bin in den Typen verknallt.“, Akemi hielt inne, wandte sich aber sofort an mich, „aber ich kann nichts dafür! Ich will gar nicht! Ich hätte am liebsten nichts mit ihm zu tun!“ Für einen Moment musste ich erst einmal einen klaren Gedanken fassen! Meine schüchterne und überaus kluge Akemi ist in einen Volltrottel mit nicht mal allen Schulkenntnissen verliebt! „Wieso freust du dich denn nicht, dass der mitkommt, in den du verliebt bist? Was hat er dir denn getan?“, musste ich wissen. „Er erhielt von Irgendwem die Nachricht, dass ich in ihn verliebt sei, was auch noch stimmte. Ich war auf der Party, auf der er sich betrunken hatte. Ich musste zusehen, wie er mit einem wildfremden Mädchen rumgeknutscht hat, aber mit dem Satz „Na tut’s weh?“ hat er mir den Rest gegeben. Die ganzen Leute auf der Party haben mich ausgelacht und das ausgerechnet auf einer Schulparty. Er hat mich im Prinzip vor der halben Schule bloßgestellt.“ „Das weiß ich ja gar nicht!“, wunderte ich mich. „Ja, kein Wunder. Zu der Zeit hat das mit deiner Krankheit so heftig angefangen, dass du wieder mit hohem Fieber im Bett lagst. Und auf der Party wurde so gesoffen, dass nur die wenigsten von denen, die das mitbekamen, sich das merken konnten.“ Ich war verblüfft, dass ich davon gar nichts wusste. Normalerweise verbreitete sich so etwas wie ein Virus! Aber warum hat Akemi mir nie früher was davon erzählt? Muss wirklich schrecklich für sie gewesen sein. „Warum hast du mir das nie erzählt?“, fragte ich nach. „Es war mir einfach viel zu peinlich. Schließlich hast du dich schon in Jiro verliebt. Ich wollt’s ja selber gar nicht wahrhaben…“, antwortete Akemi und senkte ihren Kopf noch tiefer. Ich krabbelte weiter zu ihr und umarmte sie. Ich versicherte ihr, dass alles gut werden würde und erinnerte: „Wir müssen schnell aufbrechen, meine Liebe!“ Ich lächelte sie an, daraufhin wischte sie sich ihre Tränen weg und rappelte sich wieder auf. Während Kunemon neben ihr hockte und immer noch ganze Wasserfälle vergoss. Akemi setzte sich schnell an meinen PC und schien die Daten, die sie aufgerufen hatte, auf ihren Laptop übertragen zu wollen. Scheinbar hatte sie es geschafft. Daraufhin schnappte sie sich ihren Rucksack, klappte ihren Laptop zusammen und packte ihn in ihre Tasche. Ich hievte ebenfalls meine Tasche auf meine Schultern und wir gingen gemeinsam mit Kunemon wieder nach unten. Papa verstand schnell, dass wir jetzt bereit für den Aufbruch waren und ging nach draußen, um das Auto startklar zu machen. Bevor ich die Chance hatte, die Haustür zu verlassen, hielt mich Mama auf. Als sie sagte, ich solle kurz warten, flitze sie auch sofort in das Esszimmer. „Geht schon mal vor. Ich komm gleich nach.“, gab ich den Anderen Bescheid. Dann kam Mama mit einer Schatulle in der Hand wieder zurück. „Die ist für dich, meine Kleine!“, sagte sie sanft und überreichte mir das Kästchen. Ich nahm es vorsichtig an. Ich bemerkte ihre kullernden Tränen, als ich die Schatulle öffnete. Als ich sah, was sich darin befand, wollten auch bei mir Tränen kullern. Ich stürzte mich auf meine Mama und umarmte sie ganz fest. „Danke Mama!!!“, bedankte ich mich ganz herzlich, während ich sie drückte. Ich war sehr glücklich über das Geschenk. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)